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Lar behinderte ReinWeiiMdürsnir Der Ritter in der Badewanne. — Sportbegeisterte fallen ins Master. — Schlemmersrcudcn am schwimmenden Tisch. Von Alois Brunner. Wenn ein Tertianer einen Aufsatz über die Rolle des Badens und Schwimmens in der Geschichte des deutschen Bölkes schreiben soll, wird er wahrscheinlich nut der ebenso "gelehrten wie bekannten Feststellung beginnen: Schon Tacitus Berichtet uns, daß die Germanen sogar im Winter in den Müssen zu baden pflegten. Daraus wird besagter Pennäler Ben tiefsinnigen Schluß ziehen, daß unsere Vorfahren nn Kommer erst recht ins Wasser zu steigen pflegten. Erfreulicherweise scheint dieser Zug zum Master auch im ,Helre ucacyr oraußen. "Stoch nie war der Mond in einer solcher Lichtfülle mächtig gewesen. Die Scheinwerfer mahlten dazu« Und Peronne brannte aus fünfzig Dachstühlen. - Blendlaternenhaft zwängte sich das Licht in den dumpfen Kellerraum. Das runde Fensterloch wurde zu einem glühen den Planeten, und Elias Wülfrath wich nicht von dem er leuchteten Kreis des Fensters. Der Lichtkreis drängte sich Wik «ein Magnet um seinen Kopf, er riß ihm die Augen noch weite, auf, und die anschwellenden Pupillen erschraken bis in da «letzten Windungen des Gehirns hinein. Er lähmte schließlich alle Empfindungen, erstarrte den Körper und hitzte das Blui zu höchstem Fieber. Elias Wülfrath stand Plötzlich draußen. Man hat nie er fahren, wie ihm der Weg in diese Verwirrung aller Gefühl? geworden war, hat auch nie aus ihm herausbekommen, welche? Zufall oder welches Geschick ihm den Weg zur Freiheit geöffnet chatte. Er stand plötzlich vor einem feindlichen Posten, de? «erschrocken still hielt, im heftigen Ningkampf lantlos unterlag «und verblutete. ! Und dann war Wald um den Entflohenen. Eine schmale Lichtung lief tief durch das Gehölz, von gewaltigen Laub massen überdunkelt wie die steilen Wandungen eines Via duktes. Der Wald schallte voller Artillerie, splitterte in sausen- iden Einschlägen und brannte in den Himmel empor. Das runde, Planetenhafte Licht, das in dem armseligen Feusterloch gestanden hatte, glänzte um noch viele Grade mächtiger vor den Pupillen des Flüchtigen. Es endete, wo die Lichtung des Waldes aufhörte. Und stand schließlich vor ihm, Ko eindeutig, wie die Mittagssonne am Ausgang eines Laub waldes. Er erschrak auch nicht vor der Blendung. Er schritt mit schlafwandlerischer Sicherheit auf den Strahlenbahnen des Lichtes. Niemand versperrte ihm den Weg. Die tausend Laufenden, zerplatzenden und wimmernden Geschosse hin- und herüber durch die Astmaschen der Waldung glitten von ihm ab. Ms war, als bewege sich nur sein Schatten. Während der Weib aller körperlichen Wirklichkeit entrückt schien. Am Ausgano wes Waldes aber bestand der Nachtwandler noch einmal den Mampf mit einem riesenhaften Kerl von Posten. Geräuschlos Ding das Ringen um Sein oder Nichtsein vorüber. Das Farn- Dcaut trank Blut und Galle. Und so, als hätte nichts seinen Weg behindert, wallte Elias Wülfrath unangehalten durch ein Mewirr von Gräben, Verhauen und Postenstellurigen. Er King immer dem brausend geschwellten Licht entgegen. Er schritt «hon mit ausgebreiteten Armen, bestieg einen Hügel und lag vei einer zersplitterten Buche auf den Knien. - Die Nacht hatte die Höhe ihres Ruhmes erklommen. Es Hoar eine unbeschreibliche Gewalt von Gestirn zu Gestirn. Die lichtbegnadeten Berge atmeten ohne Ende. Wo das Gewässer lag uno rund war und den verhundertfachten Sternenbann des Mrmamentes widerspiegelte, vollzog sich die Geburt der Ruhe. Mielleicht war dieser See jener Planet, der das Fensterloch Pes Gefangenen belagerte, vielleicht die Strahlenbahn der Waldlichtung, vielleicht die schlafwandlerische Gewalt in den apokalyptisch geweiteten Augen des Grenadiers. . Mit dem abwesenden, weitsichtigen Gesicht im Spiegel des Wassers versunken, fand ihn, da der Morgen schon herauf- graute, die deutsche Patrouille, Kameraden einer benachbarten Kompanie. i Man schleppte ihn von Verhör zu Verhör. Zwecklos be mühten sich die Offiziere. Zwecklos bemühten sich die Aerzte. Zwecklos bettete man ihn in den kalten, Weißen Saal des Lazarettes. Zehn Wochen lang lag der Grenadier Elias Wülfrath wnhügelt von der Einfalt seines stummen Gesichtes. Sein Ver band schlief und schlief. Schlief bis zn dem Tage, da der Weiße und unendliche Schnee fiel. Und wachte auf in einer Welt, die er nicht mehr begriff. MNtetatter stark gewesen zu sein. Wir erfahren, daß zu den sieben Kunstfertigkeiten, die jeder Ritter beherrschen sollte, auch das Schwimmen gehörte. Gleichzeitig aber mästen wir den Eindruck gewinnen, als habe den edlen Herren, wenn sie ein mal zum Ritter geschlagen waren, weniger am Tummeln in Flüssen und Seen gelegen als vielmehr am bequemeren Haus bad im großen Holzbottich. Mutz man, um den Grund hierfür zu finden, wieder einmal nach der Frau suchen? Es scheint so. Denn wir hören, daß die Damen den Rittern bei der großen Körpersäuberung behilflich zu seiu pflegten, und wenn so ein edler Gast auf einer Burg einkehrte, so war es an scheinend üblich, daß die Hausfrau oder ihre Töchter ihm beim Abschrubben schwer erreichbarer Stellen wie des Rückens hilfreiche Hand liehen. Die im späteren Mittelalter zunehmende Bedeutung der Badehäuser in den Städten deutet daraufhin, daß sich das Schwimmen dann weniger großer Beliebtheit erfreute. In dieser Ansicht wird man bestärkt durch die Tatsache, daß ver schiedene Chronisten des fünfzehnten und sechzehnten Jahr hunderts als besonders auffallende Eigenschaft der deutschen Gebirgsbewohner, besonders der Schweizer, daS Schwimmen in offenen Gewässern erwähnen. Hier scheinen sich die Züricher hervorgetan zu haben, von denen berichtet wird, sie hätten sich derartig für die Kopfsprünge ihrer Jugend begeistert, datz einmal die Brücke über die Limmat unter der Last der vielen Zuschauer zusammengebrochen sei. Wir erfahren, daß auch alte Leute sich im See am Schwimmen zu erlaben pflegten un! daß es „wenig Mansperson" gab, die nicht „schwämmen' konnten. Besonders wird die Kunstfertigkeit vieler junge: Männer erwähnt, die aus großer Höhe in „nicht viel übe: dreh Schuh tieff Wasser" zu springen verstanden. Hier erfahren wir freilich gleichzeitig, daß diese Schwimm- und Springkünste manches Bedenken auslösten. So wiri uns berichtet, diese Wasserratten verlören im Alter das Ge hör. Mit dieser väterlich besorgten Warnung kann de» Chronist nur das gleiche zu erreichen versucht haben, was a> vielen Orten die Obrigkeit durch ein glattes Verbot dec Badens in offenen Gewässern bezweckte. Der Rektor des Ham burger Johanneums versuchte, das Reinlichkeitsbedürfnis dec Jugend durch folgenden köstlichen Erlaß zu unterdrücken: „De an das Water gehn unde fick baden und schwemmen gelyi de Göse edder de Entechen, schälen schwehrlicken gestraffel werden." Ein gelahrter Amtsbruder dieses weisen Herrn er klärt das Baden in der Elbe einfach für unsittlich. I» Wiener-Neustadt fand die Obrigkeit einen anderen Grund — vielleicht auch Borwand —, um das Schwimmen im Stadt graben zu verbieten: Es wurde für landesverräterisch erklärt, denn der Feind könne ja auf diese Weife feststellen, wie lies der Graben sei. Je mehr der Schwimmsport an Anhängern verlor, umso größerer Beliebtheit begannen sich die Badehänser zu erfreuen. Sie spielen — leider nicht immer aus gesundheitlichen Grün den — im ausgehenden Mittelalter eine große Rolle. Man ging weniger ins Bad, uin sich zu säubern oder die heil- kräftigen Bestandteile des Wassers auf sich einwirken zu lassen, als vielmehr zur Unterhaltung. Zwar trennte in den Bade häusern eine Holzwand das von beiden Geschlechtern benutzte Wasserbecken in zwei Teile, aber man konnte doch nicht gut verlangen, daß Herren und Damen während der oft zehn stündigen Badezeit ganz auf die gegenseitige Unterhaltung ver zichteten. So wurden in die Holzwand große Fenster ein gelassen, durch die gescherzt, gesprochen und einander zupokulier« wurde. Und wenn sich dann nach dem langen Aufenthal im Wasser der freudig erwartete Hunger einstellte, durften du Herren der holden Weiblichkeit an den reichgedeckten schwim menden Tischen Gesellschaft leisten. Hier wäre nur ganz nebenbei zn bemerken, daß man ein« eigentliche Badekleidung kaum kannte und so ins Wasser zu steigen Pflegte, wie die Natur den Menschen erschaffen hatte, Später trug die Weiblichkeit ein dünnes, noch dazu an beiden Seiten aufgeschlitztes Hemd. Im Gegensatz hierzu pflegten die leichtgeschürzten Nixen des Mittelalters im Wasser ein« Kopfbedeckung zu tragen, die Wohl nur als Schmuck gedacht war. Wenn wir aber auf dem, Siegel der Stadt Baden in Aargau eine Badende sehen, die im Wasser den Schleier, dat l Zeichen ihrer Frauenwürde, trägt, so müssen wir wohl daraut den Schluß ziehen, daß sie einfach dadurch galanten An- Näherungen aus dein Wege zu gehen wünschte. Tallesspruch. Das Mück macht alles gleich, den Faulen und den Tät'gen arm und reich. Goethe. L -S 8 - 8 - S u O OO « Z L L Z t^! LZ L L « '/z 'S d S K M C> ^N-s L -s L Z L Z K ! 2 8 8.0 -- 8 _ L L.S"' - LH Q L LH L S Z - oo 00 8 F 8 L L L ckS- rr Od 8 -L 8 oo Z LZ L 'o 8 Z N s: L iZ L Z § '77» LS-SZ s-;