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Nasch kUker KD den Menschen an . .. Gestern vormit tag fuhr der Gerber und Kolonialwarenhändler Curt Rentsch auf seinem Fahrrade nach Freiberg zu seinem in den Ferien weilenden Töchterchen. Er kam auch dort gesund und frohen Mutes an und machte am Nachmittage mit den Kindern noch einen Spaziergang. Als er davon zurückkehrte, machten sich oei ihm Zeichen eines Unwohlseins bemerkbar, denen er aber keine Bedeutung zulegte. Im Gegenteil, er wollte schleunigst nach Wilsdruff zurückfahren. Sein Zustand verschlimmerte sich aber zusehends, und als der sofort gerufene Arzt kam, da hauchte der im 49. Lebensjahre stehende rüstige Mann sein Leben aus. Ein Herzschlag war die Ursache. Der so plötzlich Dahingeschiedene war ob seines ruhigen und freundlichen Wesens überall beliebt und geachtet. Er ruhe in Frieden! Ludwig Siede-Berlin dirigiert das Ferien-Konzert der Städtischen Orchesterschule. Mittwoch, den 2. August, veranstal tet Stadtmusikdirektor Philipp im Schützenhause ein Ferien- Konzert, das eine besondere Bedeutung dadurch erhält, daß der Berliner Komponist und Kapellmeister Ludwig Siede ausschließ lich eigene Werke dirigiert. In den letzten Tagen gastierte der Künstler in Baden-Baden, Reichenhall, Flinsberg, Gastein, im Ostdeutschen Rundfunk usw. Ueberall sand er begeisterte Hörer. So schreibt z. B. die „Eisenacher Tagespost": „Das gestrige Wandelhallen-Konzert des Städtischen Orchesters sah einen Orchesterdirigenten und Komponisten zu Gast, der für Eisenach eine gern begrüßte Escheinung bedeutete: Ludwig Siede (Ber lin). Bereits im vergangenen Jahre hatte sich der Komponist den Eisenachern mit seiner Person und Musik bekannt gemacht; auch gestern abend führte er den stattlichen Klangkörper des Städtischen Orchesters sicher zum Erfolg. Das Programm ent hielt in erster Linie Werke des Gastes und trug so einen recht angenehmen, unterhaltenden Charakter. Besonders erwähnens wert ist die Suite in vier Sätzen „Ein Sommernachtsfest", die durchaus in einer geschloffenen und rhythmisch wohlabgewoge nen Form zum Vortrag kam, und auch in der Klangfarben mischung der Atmosphäre des „Sommernachtszaubers" gut zu treffen wußte. Vor allem war der vollbesetzte Streich- und Bläserchor in der Lage, diese Momenet zu unterstreichen. Mit gut durchgeführter Phrasierung gelangte die bekannte Chinesische Straßenferenade mit dem entsprechenden klanglichen Kolorit zu Gehör. Die Melodien des Tanz-Intermezzos wurden freu digst von dem dankbar begeisterten Publikum ausgenommen. Auch die anderen Werke des Komponisten fanden rhythmisch scharf abgesetzte Wiedergabe. Starker Beifall erzwang manche Zu gabe, die von Ludwig Siede gern gewährt wurde. Im ganzen war er dem Orchester ein sicherer und das Ganze fest zusam menhaltender Führer." Neue Reichsverbilligungsscheine für Speisefette. Die Aus gabe eines Reichsverbilligungsscheines für Speisefette für meh rere Monate hat sich nicht als zweckmäßig erwiesen. Die Reichs verbilligungsscheine sollen daher monatlich ausgegeben werden. Der Reichsverbilligungsschein für August besteht aus zwei Ab schnitten. Abweichend von den bisherigen Bestimmungen kann vom 1. August 1933 an jeder Abschnitt des Verbilligungs scheines schon beim Kauf von mindestens einem halben Pfund der für die Verbilligung in Frage kommenden Fettwaren in Zahlung gegeben werden. Rückgang der ehelichen Geburten auf die Hälfte. Auf je 1000 verheiratete Frauen wurden in Deutschland lebend ge boren: 1913 203,3 Kinder, 1928 127,9, 1930: 118,3 und 1932: 100,7.. Heil 1913 ist also die Lahl der ehelichest GeMrn aus dAHälfte gesunken. Dieser bedrohliche Rückgang ist..zu-,Mem wesentlichen Teil auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zurück zuführen. Unter dielen Umständen gewinnen die neuen Ehe standsbeihilfen ganz besondere Bedeutung. Man wird sich dar- über freuen dürfen, daß der Staat von sich aus die Initiative Ergriffen hat, um dem dauernd fortschreitenden Geburtenrück gang im deutschen Volke einen wirksamen Damm entgegen- ^^Zählung Eisenbahnreisenden. Um einen Ueberblick über die Benutzung der Züge zu gewinnen, nimmt die Reichsbahn verwaltung vom 8. bis 13. August eine Zählung der Reisenden und Plätze in allen Zügen vor. Die Ergebnisse bilden eine wichtige Unterlage für die Beurteilung der Zugnvtwendigkeiten. Sächsischer Eärtnertag. Die sächsischen Gärtner veran stalten vom 13. bis 13. August in Aue eine gartentechnische Ausstellung und eine Iahrestagung. Es werden weit über 2000 sächsische Gärtner erwartet. Dabei wird auch eine schwarze Rose aus Sangerhausen zu sehen sein. Blankenstein. Triebischtalbad. Vorigen Sonntag hatten sich im Laufe des Nachmittags wieder zahlreiche Gäste eingefunden, um den verschiedenen Veranstaltungen beizuwoh nen. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete als Abschluß das Brillant-Feuerwerk. Dichtgedrängt verfolgten die Gäste und Freunde des Bades das herrliche Schauspiel. Einen tie fen Eindruck hinterließ aber auch die herrliche taghelle Illumi nation. Nur langsam verliefen sich die Menschenmaffen, und der nach Nossen eingelegte Svnderwagcn war voll besetzt. Lange noch wird die Erinnerung in den Einzelnen fortleben und gern wird er der freudigen Stunden gedenken, die er hier er leben durfte. Erund-Herzogswalde. Unsitte. Trotz Bekanntgabe des Verbotes, fließende Gewässer zu verunreinigen, gehen immer wieder Beschwerden ein über die zunehmende Verunreinigung der Triebisch sowie durch unbefugtes Einwerfen von allerlei Unrat. Die warmen Monate locken die Kinder ins Wasser, hier wird gebaut, eingedämmt, Flechtwerk der Ufermauern unter höhlt, Fische werden gefangen und eingesperrt und die An wohner in ungebührlicher Weise belästigt. Trotz der Verwar nungen der Kinder durch die Lehrer wird immer noch dieses Verbot mißachtet. Die Eltern und Erziehungsberechtigten wer den erneut auf die Strafbestimmungen des Wassergesetzes er innert; sind sie doch für ihre Kinder haftbar. Mohorn. Orientierung verloren. Am Sonntag morgen ging ein Freiballon auf einem Felde des Niederdorfes bis zur Baumhöhe nieder, er hatte die Orientierung verloren. Nach kurzem Befragen eines im Anstande befindlichen Jägers stieg er wieder hoch und setzte seine Fahrt fort. * Veeeinskalender. „Sängerkranz". 26. Juli 8 Uhr Wanderversammlung. — 30. Juli Familienausflug . Haus- und Grundbesitzerverein 29 Juli Monatsver- ^ammlung. Wetterbericht. Vorhersage der Sächsischen Landeswetterwarte für de» 27. Juli: 8?f.Auer des sommerlich warmen und teils heiteren Wetters. Höchstens vereinzelt Wärmegewittcr. Schwache Winde aus südlicher bis westlicher Richtung. Sachsen nnd Nachbarschaft. An die deutschen Christen in Sachsen! Der sächsische Landesbischof Pfarrer Coch erläßt folgenden Aufruf: Allen deutschen Christen, den Mitarbeitern und Wählern bei den Kirchenwahlen am letzten Sonntag, danke ich dafür, daß sie den Sieg herbcigeführt und damit di« Grundlage für eine Volkskirche geschaffen haben. Volk und Kirche finden sich! Unsere Landeskirche kann nun als Vollskirche eingebaut werden in die eine einige deutsche evangelische Kirche. Die Grundlagen sind geschaffen. Nun wollen wir mit Gottes Hilfe an die Arbeit gehen. Ich bitte weiter um treue Mit arbeit aller deutschen evangelischen Christen in unserer sächsischen Heimat. Pfarrer Coch als beauftragter Landesbischos. Große Fahndungsaktion auch in Sachsen. 37 000 Mann aufgeboten. Die große Fahndungsaktion am Dienstag mittag 12 Uhr wurde auch in Sachsen in größtem Ausmaße durch geführt. So wurden wie im übrigen Reiche die Bahnhöfe besetzt und die Reisenden durchsucht, auf der Landstraße wurden sämtliche Fahrzeuge angehalten, wobei sich übri gens herausstellte, daß viele Kraftwagenführer überhaupt nicht im Besitz des Führerscheins waren oder ihn vor schriftswidrig nicht bei sich führten. Besonderes Gewicht wurde auf die Straßen nach der deutschböhmischen Grenze zu gelegt; so wurde die Aktion auch auf die Schiffe der Sächsisch-Böhmischen Dampffchiffahrts-A.-G. ausgedehnt. Neben 2000 Bahnpvlizisten wurden 5000 SS.-Leute und über 30 000 SA.-Männer zur Durchführung der Fahn dungsaktion herangezogen. Es wurden verschiedentlich Per sonen festgenommen, bei denen man Waffen fand, die sich nicht ausweisen konnten oder bei denen, wie schon gesagt, der Führerschein fehlte. Sie siegreiche sächsische Auto-Mon. Glückwünsche des Ministerpräsidenten von Killinger. Ministerpräsident von Killinger hat folgendes Tele gramm an die Auto-Union in Zschopau gesandt: Zu dem überwältigenden Erfolg, den die Auto-Union mit ihren Horch-, Audi-, Wanderer- und DKW.-Wagen und den TKW.-Motorrädern aller Gruppen bei der 2000-Kilometer- Fahrt durch Deutschland errungen hat, beglückwünsche ich Leitung und Arbeiterschaft der Auto-Union auf das herz lichste. Daß die sächsischen Qualitätserzeugnisse auch bei dieser großen Leistungsprüfung an der Spitze marschieren, hat die Regierung mit großer Befriedigung erfüllt. Den erfolgreichen Fahrern bitte ich meine besondere Anerken nung zu übermitteln. (gez.) von Killinger. Dresden. Große NSBO. -Kundgebung. Am Som abend findet erstmalig auch in Dresden eine große NSBO.-Kundgebung, und zwar auf der Radrenn bahn statt. In Vertretung des Führers der Arbeitsfront, Leh, spricht Pg. Schmeer (Berlin). Die Kundgebung wird in Anwesenheit des Reichsstatthalters sowie'der Negie rung vor sich gehen. - ' Zittau. E tu k o m m wn i st i s ch er trK urie r? Ein Zollassistent hielt bei der Haltestelle Oberullersdorf einen Radfahrer an, der sich nicht ausweisen konnte. Als der Beamte zu einer Untersuchung schreiten wollte, erhielt er plötzlich von dem Manne einen heftigen Stoß gegen die Brust. Der Unbekannte flüchtete unter Zurücklassung des Fahrrades. Als der Zollassistent nun zur Waffe griff und den Burschen zum Stehenbleiben aufforderte, schoß dieser aus etwa zwanzig Meter Entfernung auf ihn, doch ging der Schuß fehl. Der Fremde soll über die Grenze ins Tschechische geflüchtet sein. Man vermutet in dem Unbe kannten einen kommunistischen Kurier. Die Ermittlungen sind eingeleitct worden. Waldheim. Wirtschastsbeledung. Die hie sigen Tuch- und Trikotagensabriken haben eine Geschäfts belebung zu verzeichnen, ebenso die Zigarrenindustrie. Hier konnten eine Anzahl Neueinstellungen vorgenommen werden. Eine Firma beschäftigt zurzeit zwei Schichten. Alle gelernten Arbeiter sind beschäftigt, und man kann jetzt daran gehen, neue Arbeitskräfte anzulernen. Leisnig. Blitzschläge. In Eichard schlug ein kalter Blitz in die Esse des Gemeindehauses, drang von dort in die Wohnung, des Bürgermeisters, beschädigte die Decke und Ofenröhren. Schließlich ging der Blitz durch das Fenster und nahm den Lauf durch die elektrische Lei tung in die Erde. Personen sind nicht zu Schaden ge kommen. — In Gersdorf schlug ein Blitz in das Wohn haus des Tischlermeisters Stephan und zündete. Dach stuhl und Obergeschoß brannten vollständig aus. Borna. Wieder Feuer durch Kinderhand. In Röthigen war beim Gutsbesitzer Speck die Scheune in Brand geraten und wurde samt Getreidevorrat völlig eingeäschert. Tas Feuer ist durch ein fünfjähriges Kind beim Spielen mit Streichhölzern verursacht worden. Geithain. Knabe ertrunken. Zwei Schul knaben bestiegen auf dem Dammteich in Ossa einen undich ten Kahn und wurden von Kameraden nach der Mitte des Teiches geschoben. Nachdem sich der Kahn langsam mit Wasser gefüllt hatte, fprang der elfjährige Voigt aus Bruchheim ins Wasser, konnte aber trotz sofortiger Hilfe leistung nicht gerettet werden und ertrank vor den Augen seiner Spielgefährten. Sie Kraftfahrzeuge in Sachsen. Auf 33 Einwohner kommt ein Kraftfahrzeug. Nach Mitteilung des Statistischen Landesamtes wurden bei der Bestandsaufnahme am 1. Juli 1833 in Sachsen 153 660 Kraftfahrzeuge (ohne die der Reichspost und Reichswehr) gezählt, das sind 7446 oder 5,1 Prozent mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres (1932: 146 214, 1931: 145 586, 1930: 146 381, 1929: 134 582, 1928: 104 976). Nach dem Rückgang vom Jahre 1930 zu 1931 ist nun wieder ein Ansteigen zu verzeichnen. Von der Gesamtzahl der Mitte 1933 festgestellten Kraftfahrzeuge waren 44 745 (Mitte 1932: 39 373) Kleinkrafträder, 41926 (43117) Groß krafträder, 49 739 (46 998) Personenkraftwagen und 15177 (14 840) Lastkraftwagen. Dazu kommen noch 376 (312) Kraftwagen für Feuerlöschzwecke, 127 (130) selbstfahrende Straßenreinigungsmaschinen und 1570 (1444) Zug maschinen. Hiernach beträgt die Bestandszunahme bei den Kleinkrafträdern 13,6 Prozent, bei den Personenkraft wagen 5,8 Prozent, bei den Lastkraftwagen 2,3 Prozent, während sich bei den Großkrafträdcrn eine Bestands abnahme von 2,8 Prozent ergibt. Tie Zahl der gemäß § 6, Abs. 7 der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr vom 10. Mai 1932 vorübergehend — bis zur Dauer von acht Monaten — abgemeldeten Kraftfahrzeuge betrug insgesamt 11921 gegen 14 644 im Vorjahre. Davon entfallen auf Krafträder (ausschließlich Kleinkrafträder) 4122 (5194 im Vorjahre), auf Personen kraftwagen (einschließlich Kraftomnibusse) 5794 (6959), auf Lastkraftwagen 1910 (2319), auf die übrigen Kraftfahrzeuge Den Nachweisungen über das Herste'lungs- land der in Sachsen zugelassenen Kraftfahrzeuge ist zu entnehmen, daß der Anteil der ausländischen Marken am Gesamtbestande gegenüber dem Vorjahre von 12,8 Prozent auf 11,9 Prozent zurückgegangen ist. Bezieht man die Kraftfahrzeugbestände auf die Be völkerungszahl, so zeigt sich die überaus rasche Entwick lung, die das Kraftverkehrswesen in Sachsen genommen hat. Kam Vor zehn Jähren erst auf 216 Personen ein Kraftfahrzeug, so ist heute schon auf. 33 Personen ein solches zu rechnen. Großseuer ln Chemnitz. Nachts wütete in dem ehemaligen Brauereigrund stück an der Zschopauer Straße ein großes Schadenfeuer. Beim Eintreffen der Wehr stand der Dachstuhl des Hinter gebäudes in voller Ausdehnung in Flammen. Das Feuer hatte schon das Seitengebäude erfaßt, in dem eine Tisch lerei untergebracht war. Da die Tischlerei ohne feuersichere Trennwände sich unter das Wohngebäude erstreckte, war die Gefahr hier am größten. Es gelang, das Feuer zum Stehen zu bringen, obwohl der in Brand geratene Bodcn- teil nnr durch die brennende Werkstatt erreicht werden konnte. Im Dachboden lagernde Holzvorräte boten dem Feuer reichliche Nahrung. Der Dachstuhl des Hinter gebäudes ist vernichtet. Groß ist der Schaden in der Tisch lerei an Maschinen, Werkzeugen, Hölzern und Halbfertig waren. Tas Feuer dürfte im Maschinenraum der Tischlerei ausgebrochen sein. Schwere Strafen für unberechtigtes Tragen des Hoheitsabzeichens der NSDAP. Freiberg, 25. Juli. Das Sondergericht für das Land Sachsen unter Leitung von Landgerichtsdirektor Lehmann beschäftigte sich in seiner Dienstagsitzung mit nachstehenden Straffällen: Die Arbeiterin Johanna Pichelmaier aus Chemnitz hatte am 1. Juni mehrere Exemplare der kommunistischen Zeitung „Rotes Echo" an eine befreundete Familie zur Weiteroerbrei tung gegeben. Das' gleiche tat der mitangeklagte Eisendreher Fritz Gude aus Chemnitz. Die Flugblätter, die schwere Angriffe gegen die Regierung enthielten, wollte» die Angeklagten vorher nicht gelesen haben. Da immer und immer wieder durch derar tige Druckschriften Unruhe ins Volk getragen wird, sind empfind liche Strafen am Platze. Das Gericht ging deshalb über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus und verurteilte beide Angeklagte zu je acht Monate» Gefängnis. Wegen schwerer Verleumdung der Regierung und der SA. mußte sich der Arbeiter Ernst Echlottig aus Chemnitz verant worten. Schlottig hatte am 6. Mai im Verein Christlicher Jun ger Männer beim Mittagessen anderen Gästen gegenüber ge äußert, die Oberbonzen, die jetzt daran sind, machen sich die Taschen voll. Die Schutzhaft-Gefangenen werden im Gefäng nis mißhandelt, geschlagen und bekommen nichts zu fressen. Sie laufen mit zerstückelten Gliedmaße» und abgehackten Ohren herum. Für diese Gemeinheit erhielt der Angeklagte ein Jahr Gefängnis. Der Schlosser Heinrich Germer aus Borna wurde am 13. April in einer Gastwirtschaft in Borna beim Tafchendieb- stahl ertappt. Bei dieser Gelegenheit trug er das Hoheitsabzei chen der NSDAP., ohne überhaupt Mitglied zu sein. Auch sol chen Burschen muß daß Handwerk gelegt werden. 6 Monate und 10 Tage Gefängnis erscheinen als ausreichende Strafe. Ebenfalls wegen unberechtigten Tragens des Hoheitsab zeichens in Verbindung mit einem Diebstahl war der 22jährige Former Henry Müller aus Weinböhla angeklagt. Müller war bei einem jüdischen Schuhwarenhändler in Meißen beschäftigt und entwendete in der Nacht zum 22. April dessen Kraftwagen, der mit Stiefeln im Werte von etwa 1000 RM. beladen war. Die Schuhe verschleuderte Müller dann in verschiedenen Orte». Nachdem der Erlös für die Schuhe weg war und er auch kein Geld mehr für Benzin hatte, ließ er den Wagen in einer Re paraturwerkstatt in Naundorf bei Freiberg stehen. Bei Be gehung der Tat trug der Angeklagte das Hoheitsabzeichen der NSDAP., trotzdem er schon feit November 1932 wegen meh rerer Diebstähle aus der Partei ausgeschlossen war. Müller gibt an, sich für noch ausstehenden Lohn den Kraftwage» mit den Schuhen angeeignet zu haben. Der Angeklagte muß seine jugendliche Torheit gemäß dem Antrag der Staatsanwaltschaft unter Zubilligung mildernder Umstände mit einem Jahr Ge fängnis büßen. Wegen Einberufung und Teilnahme an einer verbotenen Versammlung der „Roten Hilfe" hatten sich der Bergarbeiter Bernhard Zemelka aus Zwickau, der Eisendreher Otto Rech aus Gersdorf, der Maurer Gerhard Thiemann aus Werdau, der Arbeiter Alfred Hieronymus aus Zwickau und die Kontoristin Anna Teumer aus Leipzig zu verantworten. Thiemann erhielt Anfang April durch einen Kurier aus Leipzig die Anweisung, eine Versammlung der „Roten Hilfe" in Zwickau durchzufüh ren. Diese fand dann auch am 12. April statt. Hierzu war die Bezirkskassiererin Teumer aus Leipzig erschienen. Nach An gabe der Angeklagten sollte die Versammlung lediglich dazu die nen, zu prüfen, ob die Unterstützung an die Familien der poli tischen Gefangenen weiter durchgeführt werden könnte, Allem Anschein sollte die Versammlung aber der Beschaffung von Geld zwecks Herstellung von Flugblättern dienen. Es war auch bereits für den 26. April eine weitere Sitzung angeordnet. Auf dem Wege dorthin fiele» die Angeklagten der Polizei in die Hände. Es erhielte» Zemelka, Thiemann und Frau Teumer je sechs Monate und Rech und Hieronymus je fünf Monate Ge fängnis.