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Atz M , V. .s . »3 -.V.- Der Start. Punkt 5 Uhr früh senkte sich in Baden-Baden Sonnabend die Startflagge für den ersten Fahrer der 2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland. Über der Startstelle schwebte ein großer Fesselballon mit dem Hakenkreuz. Major Hühnlein, der Chef des Kraftfahrwesens der SA., richtete ein paar Worte an die ersten Fahrer Hennig und Küßner auf DKW.-Wagen und wünschte eine gute Fahrt. Dem ersten Fahrer Hennig folgte die erste Beiwagen maschine Schreiber-Berlin ans BSA. In Abständen von einer Minute wurden die Kleinwagen und die Motor räder zusammen aus die Strecke geschickt. Um 5.26 Uhr waren 22 Räder gestartet, und um 6.06 Uhr verließ Nr. 193 Baden-Baden. Durch den ausgezeichneten Telc- phondienst der SA. erfuhr man, daß an der großen L-Kurve, etwa drei Kilometer von der Lichtentaler Straße, die Motorräder Nr. 210, Vockrodt-Berlin, nnd Nr. 2l8, Lehner-Nürnberg, gestürzt waren. Beide Fahrer konnten aber nach kurzer Zeit die Fahrt fortsetzen. Um 7.30 Uhr kam die Sonne durch, und zu dieser Zeit war auch schon eine große Zuschauermenge auf der Strecke. Hier startete auch der Wcltrckordmann Ernst Henne, diesmal auf einem BMW.-Wagcn. Nachdem Kraftwagen bis 8500 Kubikzentimeter gestartet waren, erfolgte um 8.15 Uhr der Start der Kraftwagen bis 2000 Kubikmeter. Gruppe 2 der Wagen wurde um 9.30 Uhr gestartet. Die Spitze bildeten drei Stromlinien-Horch-Wagen. Die Gruppe 1 der Kraftwagen wurde schließlich um 10.10 Uhr in Baden-Baden abgelassen. Noch nie wurde eine Fahrt mit so viel Be geisterung unternommen wie diese 2000-Kilometer- Fahrt durch Deutschland. Die Aufgabe, die Anforderung an Maschinen und Menschen ist sehr groß, für manche Klassen fast nicht zu bewältigen, wenn man die hohen ge forderten Durchschnittsgeschwindigkeiten und zugleich die Geländeschwierigkeiten, die teilweise schlechten Straßen und die vielen Steigungen bedenkt. Viele Gebirge müssen überwunden werden, Schwarzwald, Rauhe Alb, Frän kische Jura, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Sauerland, Eifel (!), Hunsrück. Trotzdem haben sich auch die „Laien" nicht abhalten lassen, und die Ausfälle sind im Ver hältnis zur großen Masse der Beteiligten sehr gering. Der Start der Motorräder in L-emniH. Chemnitz stand ganz im Zeichen der 2000-Kilometer- Fahrt. Freudig begrüßt wurde die Nachricht, daß die Wagen der heimischen Auto-Union an der Spitze liegen. Die über 250 an der Fahrt teilnehmenden Motor räder hatten auf dem Adolf-Hitler-Platz Aufstellung ge nommen. Nach dem Eintreffen der NSKK. und einer Ehrenabteilung des Chemnitzer Motorsturmes schritten der sächsische Innenminister Dr. Fritsch und der B r i g a d e fü h r e r Lasch die Front ab. Darauf er folgte die feierliche Hissung der Fahnen; zuerst die der schwarz-weiß-roten unter Begleitung des Deutschlandliedes und dann die der Hakenkreuzfahne unter Absingen des Horst-Wessel-Liedes. Hieraus ergriff Dr. Fritsch das Wort zu einer Ansprache, in der er betonte, daß die jetzige Regierung den Sportgedanken anders auffasse als ihre Vorgänger. Sie wolle zeigen; was wahrer Sport sei. Früher waren die Massen der Zuschauer dabei untätig gewesen,' heute sollten sie selbst den Sport ansüben. Er überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Neichsstatt- halters und der sächsischen Regierung. Nach einer Ansprache des Motorsportkommissars Schwabe und des Fahrtleiters Vieregg vom AVD., der den Motorradfahrern noch be stimmte Anweisungen auf den Weg gab, hatte die ein drucksvolle Feier ihr Ende gefunden. Zur festgesetzten Zeit starteten die Motorradfahrer, Wozu sich eine große Schar Zuschauer eingefunden hatte. Als erste wurden Winkler (Chemnitz) und Geiß (Pforz heim), beide DKW. auf die Reise geschickt. Es folgten Müller (Zschopau) DKW., und Ilse Thouret (Hamburg) Puck. In Abständen von einer Minute wurden dann die übrigen etwa 270 Motorräder abgelassen. Der Start zog sich mehrere Stunden hin. Ein Unglück kurz vor Ulm. Kurz vor Ulm verunglückte einer der Teilnehmer an der 2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland. Die Bei wagenmaschine Nr. 219 mit Geyer- Nürnberg flog aus der Kurve, wobei der Beiwagenfahrer Bachmann schwer verletzt wurde und mit Kniegelenkbruch und Armbruch ins Ulmer Krankenhaus geschafft werden mußte. Geyer erlitt leichtere Verletzungen. In rasender Fahrt durch Deutschland. Eine schöne Momentaufnahme von der 2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland: ein Fahrer durchfährt in rasender Fährt das Dorf Lichtenthal in Baden. Neben der Landstraße, die für diese einzigartige Dauerfahrt als Rennstrecke verwendet wurde, stehen auch hier SA.-Männer als Ordnungshüter. Oer Wagen v. Brauchissch überschlug sich zweimal ! Etwa 27 Kilometer hinter Weißenburg erlitt Manfred von Brauchilsch einen bedauerlichen Unfall, der sein Ausscheiden zur Folge hatte. In voller Fahrt l ö ste sich in der Nähe der Ortschaft Roth ein Rad seines Mercedes, der Wagen überschlug sich zwei mal, doch kamen die Insassen mit dem Schrecken davon. Die ersten Teilnehmer in Berlin. Die ersten Teilnehmer erreichten um 17.50 Uhr (Sonn abend abend) die Reichshauptstadt, also schon zehn Minuten früher, als planmäßig angenommen wurd». Es waren insaesamt nenn Solomotorräder, von denen als erster der Polizist Maver auf BMW. erschien. In kurzen Zeitabständcn folgten die übrigen, darunter auch die bekannten DKW.-Fahrer Müller. W. Winkler und Geiß. Die ersten Wagenfahrer erreichten die Avus mit nicht weniger als dreiStunden Zeitvorsprung. Es waren dies die Fahrer der Auto-Union, und zwar Meffert, dann Trägner und Zentzvtzki. Zahlreiche Motor- sportfreuude batten sich längs der ganzen Avus einge funden. In Berlin wurde der Ausfall von fünf Seitenwagenmaschinen und von 20 Wagen festgestellt. Zwischen Werder und Brandenburg erlitt Kratz einen Unfall, bei dem seine Maschine völlig zu Bruch ging, doch kam auch dieser Fahrer glücklicher weise mit dem Schrecken davon. Um 20.15 Uhr trafen die ersten Motorradfahrer in Magdeburg ein, wo eine nach Tausenden zählende Menschenmenge die Straßen umsänmte. K. S a s ch o v a - B e r l i n auf FN. war der erste durchfahrende Teilnehmer, 20 Minuten sväter folawn in einem Rudel n. a. W. Winkler (DKW.), Geiß (DKW.) und Müller (DKW.). Um 21.25 Uhr hatte der erste Wagen bereits die Elbestadt erreicht. Weitere Unfälle. Bei Lengenfeld (Sachsen) verunglückte der Horch wagen von Wetterau. Der Fahrer sowie sein Beifahrer Kießling blieben unverletzt, doch wurde der Wagen völlig demoliert. In Köln passierten als erste Fahrer in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zwei Solomaschinen (BMW.) die Rhein brücke um 3.56 Uhr morgens. In kurzem Abstand föta len zwei weitere Solomaschinen, darunter eine DKW. Als fünfte kam 4.10 Uhr eine Zündap-Solomaschine. Der erste Wagen passierte die Brücke um 4.15 Uhr. Es war dies der Wagen Nr. 55 (Adler). Nach einer weiteren Solo maschine kamen 4.20 Uhr zwei Wanderer, die zusammen fuhren, anschließend drei weitere Solomaschinen. Um 5.10 Uhr morgens kam der erste Mercedes mit Börnett und um 5.45 Uhr die erste Seitenwagenmaschine mit Stelzer an. Oie ersten Fahrer am Ziel. In den festlich geschmückten Straßen Baden- Badens herrschte schon in den früben Morgenstunden des Sonntag großer Betrieb. Das Ziel am Kurgarten war dicht umlagert. Gegen 11 Uhr trafen auch die badische Regierung und Rcichsstatthalter Wagner ein. Um 9.31 Uhr erschien das erste Fahrzeug, die DKW.- Maschine 249 des Zschovaners Kirchberg, der noch in Kaiserslautern an zweiter Stelle laa, sich aber auf dem Wege von Mannheim nach Karlsruhe die Stutze eroberte. Der Start in Baden-Baden. In Abständen von einer Minute wurden in Baden-Baden die Wagen und Motorräder mit Beiwagen auf die lange Fahrt ge schickt. Eine halbe Minute später folgte fein schärfster Konkurrent auf der letzten Strecke, der Adlerwaacn Nr. 55 des Frankfurters Winkelmann, der schon >'"t Olve vor Köln den letzten Konkurrenten seiner Grupve Ul überholt hatte. Beide Fahrer wurden von Obergruppen führer Major a. D. Hühnlein herzlichst begrüßt. Um 9.40 Uhr erschien Wagen Nr. 44, ein Wanderer, gesteuert von dem Chemnitzer B a u. Drei Minuten später kam der zweite Wanderer Nr. 46. gesteuert von dem Stuttgarter Porschjr. Um 10.02 Uhr traf dann Nr. 354, Ernst auf BMW. ein, um 10.08 Uhr Nr, 12 Peinz zu Leinin - gen auf Horch, Nr. 50 Momberger-Frankfurt (Main) auf Ardie. Nr. 4Frhr. v. Michel-Tüßlina- München auf Mercedes SSK. Von 10.16 bis 10.40 kamen die Fahrzeuae Nr. 53 Paul vonGuilleaume- Berlin auf Adler, Nr 52 Trübsbach auf Audi. Nr. 11 Dir. v. Oertzen (Autounion) auf Horch, Nr. 51 Loge- Berlin auf Audi, Nr. 23 Riese auf Röhr und Nr. 45 Hinterleitner- München auf Wanderer an. Das Zündapp-Team Nr. 311. 312, 313 traf um 10.38 Ubr ein, ebenso die beiden Triumphfahrer Kuthhardt- Nürnberg und Rieß-Nürnberg. Um 10.48 Uhr fuhr dann der Weltrekordfahrer Henne-München, dies mal auf BMW.-Wagen, ein. 11.22 Ubr trafen weitere 26 Fahrzeuge ein. darunter auch Nr. 65, der Mercedes- Benz-Wagen des Fahrers Kappler. Sie 2«vo-Mmeter-Zahrt beendet. Am Sonntag abend um 8.08 Uhr traf das letzte Fahr zeug, das an der 2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland teilgenommen hat, in Baden-Baden ein. Damit war die Veranstaltung beendet, eine ganz gewaltige, bisher ohne I Beispiel dastehende Veranstaltung von ebenso großer mo- I torsportlicher wie wirtschaftlicher Bedeutung. Es ist er staunlich, wie verhältnismäßig reibungslos die Fahrt durchgeführt werden konnte, und dies ist nur erklärlich im Hinblick aus die umfassenden Mittel, die dafür eingesetzt wurden. Das Interesse für die Fahrt war überall unge mein stark. Die Anforderungen, die in den einzelnen Gruppen an die teilnehmenden Maschinen und Fahrer gestellt wurden, haben naturgemäß zum Teil zu starken Ausfällen geführt. So sind in der Gruppe der Solo-Motorräder über 400 ccm., denen ein Stundendurchschnitt von 66 Km. vorgeschrieben war, von 143 nur 26 Maschinen in Baden- Baden angekommen, obwohl sie nur eine etwa 1300 Km. lange Strecke zurückzulegen hatten. In der Gruppe der Motorräder mit Beiwagen über 600 ccm. kamen von 13 Teilnehmern nur drei in der vorgeschriebenen Zeit durch das Ziel. Sehr gut schnitten dagegen die kleinen Kraft wagen über 1000 bis 1500 ccm. ab, von denen 32 am Start waren, und 18 den Preis der 2000 Kilometer durch Deutschland erhielten. Erstaunlich ist, daß vielfach die fest gesetzten Sollzeiten noch beträchtlich überboten wurden. Der Motorradfahrer Kidchberg aus Zschopau (DKW.), der als erster überhaupt in Baden-Baden ein traf, blieb eine Stunde 47 Minuten unter der Sollzeit. Der bekannte Motorradweltrekordfahrer Henne, der in der Gruppe der Kraftwagen 1000 bis 1500 ccm. startete, kam eine Stunde 35 Minuten früher an, als die Sollzeit vor schrieb. In der Kraftwagengruppe 1500 bis 2000 ccm. hatte es der Frankfurter Winkelmann sogar fertig gebracht, über drei Stunden vor der festgesetzten Zeit in Baden- Baden anzukommen. Die 2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland hat somit nicht nur eine durchschnittlich f hr hohe Leistungsfähigkeit der Teilnehmer erkennen lassen, sondern auch Spitzenleistungen hervorgebracht, und sich als eine Zerreißprobe von größten Ausmaßen erwiesen, deren Antriebskraft in sportlicher wie technisch-wirtschaft licher Hinsicht erst noch wirksam werden wird. Die ersten amtlichen Ergebnisse. Die sächsische Auto-Nuion in vorderster Front! Im Rennbüro zu Baden-Baden herrschte fieberhafte Tätigkeit, um die Preisträger der großen Deutschlandfahrt zu ermitteln. In der Gruppe I (Kraftwagen über 4000 ccm.) bekam von sechs gestarteten Fahrern nur ein einziger den Preis, nämlich Frh. von Michel-Tüßling, München (Merccdes- SSK.). Er war acht Minuten vor der Soll-Zeit am Ziel. In der Gruppe II (Kraftwagen über 2000 ccm. bis 4000ccm.) wurden von 28 Teilnehmern nnr fünf mit dem Preis ausgezeichnet, und zwar Direktor von Oertzen (Horch), Prinz zu Leiningen (Horch), Nieß (Röhr), Petzold, Hannover (Ford) und Lüttgau, Berlin (Ford). Sauerwei'n, Mainz, erhielt den Erinnerungspreis. In der Gruppe III sind von 46 gestarteten Wagen 32 vor der Soll-Zeit durchs Ziel gegangen. Alle 32 Wagen erhielten den Preis. Als erster kam Winkelmann, Frank furt am Main (Adler) an, und zwar drei Stunden acht Minuten vor der festgesetzten Zeit. Den Erinnernngspreis erhielt die SA.-Gruppe Süd-West, Zuffenhausen (Mer cedes-Benz); Mannschaftspreise erhielten Wanderer, zwei Mercedes-Benz, Opel, Adler, zwei NSKK., eine SS.- Motorstaffel nnd eine AVD.-Mannschaft. Zuschauer und Fahrer bei der 2000-Kilometer-Fahrt. Links: der Kronprinz und Reichssportführer von Tschammer , Fahrt — rechts: ein Teilnehmer an der Fahrt erfrischt sich un- und Osten als interessierte Zuschauer bei der 2000-Kilometer- I -terwegs an einer Tasse Kaffee