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Geldlotterie für Arbeitsbeschaffung. Das Erträgnis dieser Lotterie für Arbeitsbeschaffung soll Tausenden von Arbeitslosen die Möglichkeit bieten, ihr Brot wieder selbst zu verdienen. Diese Lotterie, einzig in ihrer Größe und ihrem nationalen Zweck, wird als wahre Volkslotterie in ganz Deutschland durchgeführt. Es ist nationale Pflicht eines jeden Deutschen, an diesem dem allgemeinen Wohl dienenden Werk nach besten Kräften mitzuwirken. Zur Ausgabe gelangen in zwei Abteilungen und 8 je drei Millionen Lose zu einer Mark. Diese Lose mit den gleichen Nummern in Abteilung und 8 gelten als Doppellos. Ausgespielt werden 283 058 Gewinne und zwei Prämien mit zusammen 1500 000 Mark. Der Höchst gewinn auf ein Doppellos beträgt 200 000 Mark. Die Ziehung der Lotterie findet am 27. und 28. September in München unter notarieller Aussicht statt. Oie Leistungen des Arbeiisdienstes. Bericht des Rcichslommissars. Der Reichskommissar für denArbeits- Dienst veröffentlicht die Zahl der im Monat Mai geleiste- iten Tagewerke im Arbeitsdienst. Nach diesem Bericht sind insgesamt 242 676 Personen im Arbeitsdienst beschäftigt worden. Auf 100 Arbeitslose kommen im Reichsdurchschnitt 4,8 Arbeitsdienstwillige, auf 100 unterstützte Arbeitslose im Durchschnitt 6,2 Arbeitsdienst- willige. Die größte Zahl der Arbeitsdienstwilligen ist in Westfalen zu verzeichnen, prozentual jedoch ist der Arbeitsdienst inPommern stärker durchgeführt worden. Mit Bodenverbesserung wurden beschäftigt N2 031, mit Verkehrsverbesserung 54550, mit F o rstarbeiten 26878, mit Herrichtung vonSied- lungs-und Kleingartenland 19 063, mit Maß nahmen zur Hebung der Volksgesundheit 7400. Arbeiisdienst und Ernie. Da in verschiedenen Gegenden während der Erntezeit em Mangel an Arbeitskräften zu befürchten ist, hat die Reichsleitung des Arbeitsdienstes auf Bitten der Land wirtschaft eine Verfügung erlassen, in der die Arbeits dienstlager angewiesen werden, Wünschen der Land wirte auf Hilfe bei der Einbringung der Ernte Rechnung Hu tragen. Mit besonderem Nachdruck wird jedoch darauf chingewiesen, daß mit dem Einsatz des Freiwilligen Arbeitsdienstes kein Mißbrauch getrieben werden »darf, um nicht andere Arbeitskräfte in ihren Verdienst möglichkeiten zu schädigen. Deshalb kommt ein solcher Einsatz des Arbeitsdienstes nur in Frage, falls unter besonderen Verhält nissen Schwierigkeiten bei der Einbringung der Ernte eintreten sollten. Mißbrauch wird nach Ansicht der Reichsleitung vermieden, wenn der Grundbesitzer ver pflichtet wird, Beträge in Höhe der sonst zu zahlenden Löhne an das Arbeitslager abzuführen, so daß für die Tage des Einsatzes die übliche Förderung eingespart werden kann. Die diese Förderung überschreitenden Be träge kommen selbstverständlich ausschließlich dem Lager und den Dienstwilligen zugute. * Ein großer Teil der Abiturienten, die ihr Werkhalb jahr in den Arbeitslagern verbringen, sind sich über ihren endgültigen Beruf noch nicht klargeworden. Um hier helfend einzugreifen, soll eine Berufsberatung in den Arbeitsdienstlagern stattfinden, in der vorwiegend auf praktische Berufe, insbesondere solche ländlicher Art hingewiesen werden wird. Man hofft, dadurch eine große Anzahl dieser Werkhalbiahrs-Abiturienten für dieLand - Wirtschaft und das Handwerk interessieren zu können, wobei selbstverständlich nach praktischer Erlernung ein Fachstudium erfolgen kann. Eine gleiche Beratung soll bei den in Frage kommenden Mädchenarbeits jagern stattfinden. Begeisterung um Balbos MusioilM schicll Gtücku.unschrelcgramm. Die glückliche Vollendung der schwierigsten Etappe des italienischen Geschwaderfluges und der schwierigsten Auf gabe, die überhaupt in der Geschichte der Fliegerei be wältigt wurde, Hai überall Hellen Jubel ausgelöst. General Balbo hat an M u s s o l i n i ein Te l e g r a m m gesandt: „Ich bin stolz, Ihre Befehle ausgeführt zu haben." Bei der Wasserung konnte er bereits die Antwort und die Glückwünsche Mussolinisentgegennehmen sowie eine Glückwunschbotschast von der Welt ausstellung in Chikago, wo ein königlicher Empfang für die italienischen Flieger vorbereitet wird. Die An kunft des LuftHeschwaders in Cartwright gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung der dortigen Bevölkerung und der anwesenden amerikanischen Flieger, die sämtlich in schwarzen Hemden erschienen waren und die Italiener mit dem Faschistengrutz begrüßten. — Ganz Amerika feiert die italienischen Flieger, die mit ihrer Ankunft v Cartwright (Labrador) zum erstenmal amerikanische» Boden erreicht haben, mit großer Begeisterung. Allk Zeitungen, die ausführliche Berichte über den letzte« Flugabschnitt veröffentlichen, erklären, daß dieser Ge schwaderflug eine unvergleichliche Großtat in der Ge schichte der Luftfahrt darstelle. Am größten ist begreif licherweise der Jubel in Italien selbst, wo bei Bekanntwerden der Nachricht von der glück lichen Vollendung der Etappen große Demon strationen für Balbo, Mussolini und die italienischen Flieger stattfanden. Die Zeitungen preisen die Fahrt als großartige Leistung von Mensch und Maschine. Das Geschwader aufgestiegen. Die italienischen Flieger sind nach Shediac (Neu- braunschwcig) aufgestiegen. Der Start des italienischen Fluggeschwaders erfolgte bei klarem Wetter. General Balbo stieg als erster mit zwei Flugzeugen seiner Staffel aus. Das gesamte italienische Fluggeschwader hatte Cartwright um 14.57 Uhr MEZ. unter Hochrufen der Zuschauer verlassen. Die Wetterberichte für den nächsten Flugabschnitt lauten .I günstig. Das erste Bild von Balbos Ankunft in Island. Auf seinem Geschwader-Ozeanflug landete der italienische Lustfahrtminister Balbo auch in Reykjavik, der Hauptstadt von Island, wo ihn unser Bild mit dem Premierminister von Island zeigt. Salbe-Geschwader MW in Kanada «elandet. Das Balbo-Geschwader, das am Donnerstag Cart wright auf Labrador um 14.57 Uhr MEZ. zu seinem nächsten Flugabschnitt gestartet war, ist glücklich in dem 1200 Kilometer von Cartwright entfernten Shediac (Neubraunschweig) eingetroffen. Die ersten Flugzeuge landeten 20.35 Uhr Berliner Zeit. Die Balbo-Staffel landete zuerst. Die zweite Staffel landete unmittelbar danach. Weitere Staffeln kreuzten einige Minuten in der Luft, um dann nacheinander niederzu gehen. Reichskanzler Aller beglückwünscht Saldo Reichskanzler Adolf Hitler hat an den italienischen Luftfahrtminister Balbo folgendes Telegramm gerichtet: „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer überwältigenden Lei stung. In Bewunderung (gez.) Adolf Hitler." Reichsminister Dr. Goebbels hat an den italieni schen Luftfahrtminister Balbo das nachstehende Tele gramm gerichtet: „Nehme mit großer innerer Freude teil an Ihrem Sieg und spreche Ihnen, wie dem faschisti schen Italien, zu diesem großartigen Erfolg meine herz lichsten Glückwünsche aus." Keine Stellengesuche an das vrvvagandaininislenum. Anläßlich der Veröffentlichung der Verordnung über die Aufgaben des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda vom 30. Juni 1933 hat eine Flut neuer schriftlich er Bewerbungsgesuche und von perfönlichen Besuchen zu Bewerbungszwecken im Ministerium eingesetzt. Es wird darauf hingewiesen, daß eS sich bei der Verordnung im wesentlichen nur um die bestimmungsmäßige Regelung eines bereits vorher bestehenden tatsächlichen Zustandes handelt. Neue jetzt noch zu besetzende Amtsplätze sind dadurch nicht ge schaffen worden. Die Gesuche und Besuche sind somit leider zwecklos. Sie sind nur eine unnötige Behinderung der Sach bearbeiter in der Bearbeitung ihrer sonstigen dringenden Aufgaben. Alle Volksgenossen werden daher unter voller Würdigung ihrer Notlage gebeten, von der Einreichung weiterer Bewerbungsgesüche abzusehen. Oie Auflösung -es alien preußischen Giaaisraies. Dr. Ley überführt seine Präsidialgeschäfte. Der Präsident des bisherigen preußischen Staats rates, Dr. Ley, hat nunmehr seine Präsidial geschäfte auf die Geschäftsstelle des Staats ministeriums übergeführt. Die 72 Staatsratsmitglieder und ihre Stellvertreter sind durch ein von Dr. Ley unter Hinweis auf die Auf lösung des Staatsrates ersucht worden, die ihnen über die Zugehörigkeit zum Staatsrat ausgestellten Ausweiskarten zurückzureichm. Meder deutsch-ungarische Verhandlungen. Bei den am 3. Juni in Budapest vorläufig zum Ab schluß gekommenen Verhandlungen zwischen der deutschen und der ungarischen Regierung über die Belebung des gegenseitigen Warenaustauschverkehrs sind noch verschie dene Fragen offen geblieben. Zu deren Erledigung ist in Berlin eine ungarische Delegation unter Führung des Staatssekretärs im königlich-ungarischen Ackerbauministe rium, Mayer von Wallerstein, eingetrosfen. Die Verhand lungen werden auf deutscher Seite von Geheimrat Waldeck vom Reichswirtschaftsministerium geführt werden. (65. Fortsetzung.) AusLlang. Seit jenem Tage, da Paul die Heimat wiedergefunden hatte, waren Monate verflossen. Der Juni ging zu Ende, und das Korn stand hoch und körnerschwer, reif für die Sense. Paul hatte sich mit einem wahren Fieber in die Arbeit gestürzt. Er war ein anderer Mensch geworden. In seinen Augen leuchtete die Lebensfreude. Er, der früher immer ernst und hart gewesen, konnte wieder lachen, hell und frisch wie ein Quell sprudelte es ihm aus der Seele. Wenn er aus der kleinen Anhöhe unweit des Hofes stand und über die Felder und Wiesen schaute, dann geschah es, -ah ein Heller jubelnder Jauchzer aus seiner Kehle drang. Alles war ihm wiedergegeben! Oft lief er wie ein Träumender die Raine zwischen dem wogenden Korn entlang und lauschte auf die Melodie der Kindheit. Wenn er im Grase lag, und Bienen und Schmetterlinge ihn summend umschwärmten, dann empfand er es wie selige Erfüllung. Das Leben sang sein Lied! Und sein Blut sang die Melodie mit, die Sehnsucht wuchs aus seinem Herzen, groß und gewaltig gen Himmel strömend. Anna hieß seine Sehnsucht! Anna aber erwartet« Muttersegen. Sah dem Kommen eines neuen Erdenbürgers entgegen: Jakob Mairingers Kindl Damals, als Paul es erfahren, da hatte er die Hände ineinandsrgekrampft vor Wut und Schmerz. Das war vorbei und vergessen. Ueber dem vielen Bitteren lag ein Schleier, den das Leben selber gesponnen hatte. * * Johann Karsten sah, mit welcher Inbrunst der Sohn den Hof und alles, was mit ihm zusammenhing, betreute. Sein Herz war erfüllt von Vaterstolz und Freuds» Paul war ein echter Bauer, ein würdiger Erbe. Und dann hatte er seinen Freund Ole! Der alte Karsten war stolz auf diese Freundschaft. Wenn er mit dem Niesen durch das Dorf schritt oder neben ihm in der Schenke unter den Bauern am großen runden Tisch Plaß nahm, da blickte er stets um sich, als wollte er fragen: „Na, was sagt ihr zu meinem Freund?" Johann Karsten hatte dafür gesorgt, daß es rasch bekannt wurde, daß der Riese der Held von Sankt Anna war und was er gemeinsam mit seinem Paul in Pachta geleistet hatte. Das brachte ihm viel Respekt ein. Man hatte auch lange und viel über Pauls Rückkehr ge sprochen, eigentlich mehr noch über die Menschen, die mit ihm gekommen waren. Besonders über die Frau. Wollte Paul sie heiraten? Das mochte erst niemandem in den Kopf. Der einzige Sohn des reichen Bauern Karsten, der auswählen konnte, und eine verwitwete Frau! Aber mit der Zeit versöhnte man sich mit dem Gedanken, denn die Frau war schön, und die Frau war gut, das fühlten alle Sie war zwar nicht wie die Frauen und Mädchen in Hachendorf, sie war ganz anders, aber sie stand nicht abseits, sondern schaffte fleißig mit. Allmählich war der ganze Haus halt des Karsten-Hofes aus der Hand der alten Kathrin in ihre Hände übergegangen, und die Alte hatte es gern ge schehen lassen. , „ Toto war recht schwach und elend nach Hachendorf ge kommen, aber auf dem Hofe lebte er sichtlich auf. Er wollte jedoch Las Brot nicht umsonst essen und ging bald daran, das Haus mit schönen Malereien zu schmücken. Der alte Karsten sah ihm dabei oft ganz andächtig zu. „Was du nicht alles kannst!" meinte er hin und wieder bewundernd. „Bin zu schwach für Eure Arbeit, Bater Karsten, aber ganz unnütz möchte ich doch nicht sein." So lebten sie zufrieden in enger selbstloser Gemeinschaft. * * Eines Tages fragt Johann Karsten seinen Sohn: „Warum bist du eigentlich nicht früher gekommen, Paul?" „Wei! ich dachte, daß du tot seist, Vater!" Der Alte lachte dröhnend auf. „Ich und tot? Hast du es gehört, Ole! Wir alten Kerle sterben überhaupt nicht, was?!" „Vater . , , hier, schau dir den Brief ans Den Habs ich dir einmal geschrieben, er kam aber zurück mit dem Post- vermerk: „Adressat verstorben"." Johann Karsten setzt bedächtig die Brille auf und nimmt das dargereichte Schreiben. Liest es langsam, Wort für Wort. In seinem harten kantigen Gesicht zuckt es häufig während des Lesens. Der alte Mann ist tief bewegt. Der Brief machte unendlich viel gut. Als er fertiggelesen hat, schüttelt er den Kopf. „Adressat . . . verstorben? Das verstehe ich nicht! Doch . . . nun dämmert mir etwas! Paul, jetzt muß ich dir von deiner Schwester erzählen. Du weißt, sie war mal ein gmes Ding und vielleicht ist sie es auch heute noch, aber sie hat einen schlechten Mann bekommen. Als ich damals den Hof ver kaufte, da lud er mich ein, bei ihm zu wohnen. Ich folgte der Einladung und zog nach Göttingen. Wußte ja nicht, daß es nur um mein Geld ging. Aber nachdem ich einige Zeit dort wohnte, da hat mir der Herr Schwiegersohn einen Tausender nach dem anderen aus der Tasche gelockt. Was hat er nicht alles für Gründe vorgebracht! Geschäfte, Vörsen- sachen ... ich verstehe von allem nichts. Aber ich habe vor sichtshalber nur die Hälfte von der Summ« genannt, die ich für den Hof gekriegt hatte. Und als die Hälfte alle war, da verleidete man mir das Dassin. Schließlich wollte mich mein sauberer Schwiegersohn mit meinem letzten Geld« einkaufen in ein Stift! Da kam's endgültig zum Bruch. Ich verließ das Haus bei Nacht und Nebel. Es ist wahrscheinlich, daß mein Schwiegersohn, der schlechte Mensch, dem Postboten den Bescheid gegeben hat." Johann Karstens Augen funkelten. „Dann habe ich den Hof wieder zurückgekauftl Er war stark verludert, kriegte ihn billig. Hatte nur um viertausend Mark mehr zu bezahlen, als ich noch besaß. Aber die sind schon runtergearbeitet. Der Besitz ist frei von Schulden!" „Und die Margret ... ist die nie wiedergekommen?* forscht der Sohn. „Doch! Einmal erschien sie auf dem Hofe mit ihrem Mann« und der tat, als sei nichts gewesen. Wollte sogar wieder Geld von mir. Da habe ich ihn einfach ausgelacht. „Der Hoi ge hört meinem Paul!" hab ich erklärt. „Mag gewesen >em, was will! Eines Tages wird er trotzdem wiederkommen» denn so groß war seins Schuld nicht." Da hat mir der Herr Schwiegersohn mit Gesetzesparagraphen Angst machen wollen.' aber ich hab einfach den Knecht zugerufen: Den Wagen! Fahr die Herrschaften zur Bahn! Es ist bitter, wenn man sein eigenes Kind mit rausschmeißen muß, aber wenn's nicht anders geht . . . dann ist's eben nicht zu ändern." (Fortsetzung folgt.)