Volltext Seite (XML)
Starker Widerhall der Hitler-Rede in London. Die programmatischen Erklärungen des Reichskanzlers Hitler an die Statthalter des Reiches finden in der londoner Presse die a l l e r g r ö ß t e Beachtung. In dem Bericht der „Times" wird gesagt, daß man diese Rede wohl als eine klare Bestätigung dafür ansehen könne, Laß Hitler bemüht sei, den Extremisten in seiner Partei Einhalt zu gebieten. Im Anschluß widmet das Blatt dem Totalitätsstaal einen Leitartikel, in dem es zwar Be denken gegen das System ausdrückt, aber sich auch bemüht, der neuen Entwicklung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Wiederherstellung des wirtschaftlichen Lebens eines Landes sei für Deutschland wie auch für andere Länder das erste Gebot der Stunde, woran die „Times" die Frage anschließt, ob es nicht viel leicht klüger sei, die ehrgeizigen Ziele in auswärtigen Angelegenheiten fallen zu lassen, die die Nachbarstaaten Deutschlands in einem Zustand der Erregung halten (!!). Unzweifelhaft habe Hitler den Wunsch, dem Volke von neuem die alten deutschen Tugenden der Treue, der Disziplin und des Dienstes am Staat wieder einzuprägen. Unter dem neuen Regime sei einigen der greifbarsten Formen der Nachkriegsdemoralisation schon Einhalt geboten. Selbst seine, Hitlers, „Leidenschaft für Wehrsport", die junge Leute auf dem Schiebstand mit alten Professoren zusammenbringe, könne man nicht in Bausch und Bogenverdammen, wenn sich die Ausbildung wirk lich nur auf die Kunst der Verteidigung des Landes beschränke, selbst wenn auch ein Angriff von feiten anderer Länder unwahrscheinlich sei. Ter Londoner „Daily Expreß" sagt, Hitler habe jetzt seinen Heißspornen befohlen, Veranstaltungen aufzugeben, die keinen Zweck haben. Damit komme der wahre Prüf stein für Hitler, nämlich die Konsolidierung des Regimes auf der Grundlage, das hungernde Deutschland mit Brot zu versorgen. Das sei die dritte Phase der Revolution und die letzte. Hitler sei auf Grund einer Abstimmung zur Macht gekommen. Er habe sich zunächst mit seinen Feinden befaßt. Ser dänische König ans der „Leipzig". Der König von Dänemark hat dem in der Bucht von Aarhus liegenden deutschen Kreuzer „Leipzig" einen Besuch abgestattet und das Kriegsschifs eingehend besichtigt. Als König Christian das Deck betrat, wurde der Danebrog am Großmast gehißt. Die Kapelle spielte die dänifche Königshymne. Nach dem Empfang durch Kapitän zur See Stobwasfer und den Gesandten von Richthofen begrüßte der König die zur Parade angetretene Mann schaft. Nach Beendigung des Besuches feuerte die „Leip zig" den Königssalm. Aus Anlaß des Besuches der „Leipzig" haben der König von Dänemark und der Reichspräsident in herzlichen Worten gehaltene Telegramme gewechselt. Srauelwoüe Tat eines Siedlers. Seine Frau mit dem Hammer erschlagen. In einem Anfall geistiger Umnachtung hat ein junger Siedler aus Greifswald seine junge Frau, mit der er er st vier Wochen verheiratet war, mit einem Hammer erschlagen. Der Täter blieb neben der Leiche seiner Frau liegen. Die Stille in dem Anwesen fiel Nach barn auf; sie forschten nach und entdeckten die grausige Tat. Der Mörder hat, nachdem er seine Frau erschlagen hatte, versucht, durch Offnen der Pulsadern Selbst mord zu begehen. okaesea-kecur^cuoxL ouacn. veneas o;x»ir lS7. Fortsetzung.) „Da!" stimmt der Obersteiger sofort zu. „Ich will auch teilnehmen. Unser armer Ole! Sie werden ihn wahrschein lich einsperren! Werden ihm ein Jahr oder noch mehr von seiner kargen Lebensfrist nehmen. Es ist bitter!" Paul nickt ernst, dann meint er: „Vielleicht erinnert man sich daran, was Ole hier geleistet hat!" „Man wird wohl dran denken, aber , . - nicht über den Schuldparagraphen hinwegkommen." „Wenn Ole Len Schuß aber nur abgegeben hat, um Anna zu helfen! Du hättest die Frau sehen sollen, wie sie der Hund, der Mairinger, zugerichtet hatte! Die Kleider vom Leibe gerissen, die Arme voll blutender Kratzwunden. Ge schlagen, gewürgt hatte er sie!" , „Er ist tot, Paul!" ' „Ja! Tod ist Sühne, aber . . 4 was schlecht war, macht er nicht gut. Um Mairingers Schuld wird Ole leiden müssen." „Und Anna?" „Ich werde die Pflicht übernehmen, die Ole bisher erfüllt hcu und für sie und das Kind sorgen!" „Ein Wunder ist an dir und Ole geschehen, Paul, daß euch Annas Vries aus dem bedrohten Schacht rief. Wäre diese Botschaft nicht gekommen, dann läget ihr heute begraben im B-rg, denn ihr seid am tiefsten im Stollen gewesen." „Ja, das war Gottes Fügung!" sagt Paul dankbar. -ö. In dem großen Schwurgerichtssaale ist kein einziger Plaß mehr frei. Journalisten aus allen deutschen Gauen sind ge kommen, die Generalinspektion des Saarbergbaues ist nahezu vollzählig erschienen, dis Vertreter der Reichsregierung sieht man und außerdem füllt eine große Zuhörerschaft, darunter viele Damen der Gesellschaft, die Tribünen. Viele haben keine Karten mehr erhalten und warten vor dein Gerichtsgebäude mit fieberhafter Spannung auf den Ausgang der Verhandlung. Gegen den Tschechenterror. Deutscher Schritt in Prag. Gegen die Verurteilung von Reichs« deutschen. Der Geschäftsträger der Prager deutschen Gesandt schaft, Baron Holzhausen, sprach in amtlichem Auf trage bei dem Vertreter des Außenministers Dr. Benesch, dem bevollmächtigten Minister Dr. Krofta» vor. Die längere Aussprache bezog sich auf die Lage der reichsdeut- schcn Staatsbürger in der Tschechoslowakei im Zusammen hang mit den jüngsten Urteilen in Pilsen und Eger. Min Seuisches //Friedensangebot" an Dollfuß. Neichspressechef Dietrich und Landesinspekteur Habicht über die Lage in Österreich. Auf einem von der Reichspressestelle der NSDAP, in Berlin veranstalteten Presseempfang sprach der Reichs- .pressechef der NSDAP. Dr. Dietrich über die grund sätzliche Stellungnahme der Parteiführung zu der öster reichischen Frage. Es seien letzten Endes Schicksals fragen des deutschen Volkes, die dort unten in Deutsch-Osterreich zur Entscheidung ständen. Man müsse wissen, daß es keine Verständigung geben könne, solange die nationalsozialistische Bewegung als Bannerträger des Deutschtums in Österreich so empörend behandelt werde. Man müsse wissen, daß, so lange die österreichischen Nationalsozialisten in diesem schweren Kampfe ständen, jedes „Friedensange- b 0 t" von irgendwelcher deutscher Seite praktisch ein Dolchstoß gegen die dort unten kämpfenden Kameraden bleibt. Landesinspekteur Habicht, M. d. R., erklärte, daß der Rest der Habsburger Monarchie, den das heutige Österreich darstelle, infolge der Grenzziehung des Friedensvertrages von St. Germain restlos lebens unfähig sei. Die Wirtschaftslage Österreichs ver schlechtere sich jeden Tag. Der Versuch der Regierung Dollfuß, Uneinigkeit in die NSDAP, hineinzutragen, fei eine grobe Selbsttäuschung gewesen. Wenn auch eine Einbeziehung Österreichs in das Reich heute leider un möglich sei, fo genüge den deutschen und den österreichi schen Volksgenossen die Herbeiführung einer inneren Über einstimmung beider das deutsche Volk bildenden Staaten. Der Sicherheitsdirektor von Salzburg hat ver boten, deutsche Rundfunksendungen in öffentlichen Lokalen zu empfangen und durch Laut sprecher zu verbreiten. * Die SkandalurieLLe in der Tscheche!. Eine deutsche Richtigstellung. Zu der Verurteilung von Reichsdeut schen durch die tschechoslowakischen Gerichte in Pilsen und Eger erhalten wir von maßgebender Stelle folgende Ausführungen: „Das Pilsener Kreisgericht hat am 13. Juni neben zahlreichen Sudetendeutschen zehn deutsche Reichs angehörige aus Asch und das Kreisgericht in Eger am 23. Juni zwei Reichsdeutsche aus Eger wegen des Ver gehens gegen Z 17 Z. 1 des tschechoslowakischen Republik schutzgesetzes zu erheblichen Freiheitsstrafen verurteilt. Der von den Gerichten bei der Verurteilung zugrunde ge legte Tatbestand ist lediglich folgender: Die zehn Reichs deutschen aus Asch haben aneinerWahlversamm- lung in Deutschland teilgenommen. Die beiden verurteilten Reichsdeutschen aus Eger haben sich an der Feier des „Tages der nationaler? Arbeit" in einer reichsdeutschen Grenzgemeinde be teiligt. In beiden Urteilen wird die deutsche NSDAP, als eine geheime Organisation im Sinne des § 17 Z. 1 des Republikschutzgesetzes betrachtet, deren Zweck es sei, „die Selbständigkeit, die verfassungsmäßige Einheitlichkeit oder die demokratisch-republikanische Form des Staates zu untergraben". Als geheime Organisation gilt nach 8 17 Z. 1 Abs. 4 „auch eine solche, die, während sie in Wirklichkeit die oben angeführten Zwecke hat, einen anderen Zweck vorschützt." Eine solche Rechtsprechung muß dazu führen, daß alle in der Tschechoslowakei lebenden oder dieses Land be suchenden Reichsdeutschen, die in irgendeiner Verbindung zu der NSDAP, stehen, deren Führer der deutsche Reichskanzler ist und von der die gesamte Regie-« rungsmacht in Deutschland getragen wird, ständig der Ge fahr einer gerichtlichen Verfolgung und Bestrafung auf Grund einer willkürlichen Auslegung des tschecho slowakischen Republikschutzgesetzes unterliegen. Was den angeblichen geheimen Zweck der NSDAP^ betrifft, so sind die außenpolitischen Ziele des national sozialistischen Deutschland vor der ganzen Welt klar und eindeutig in der Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler am 1 7. Mai d. I. im Reichstag dargelcgt worden. Ein Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Erklärungen seitens tschechoslowakischer amtlicher Stellen müßte von der deut schen Regierung unter Vorbehalt aller weiteren Schritt« mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden.^ Kurze politische Nachrichten. Die Berliner Zeitung Tägliche Rundschau ist auf Grund der Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat erneut auf die Dauer von drei Monaten verboten worden. -i- Die gesamte evangelische Jugend Deutsch lands hat sich unter die Schirmherrschaft des Bevoll mächtigten des Reichskanzlers Adolf Hitler, Wehrkreis pfarrer Müller, gestellt. Der Reichstagsabgeordnete Hans Stimmer, der der zur Zeit noch bestehenden Fraktion der ehemaligen Bayerischen Volkspartei angehört, hat fein Mandat niedergelegt. * Der preußische Ministerpräsident Göring hat den Eheleuten Pleuß in Grassau, Kreis Stendal, Regie rungsbezirk Magdeburg, anläßlich ihres 65jährigen Ehejubiläums ein Glückwunschschreiben und ein Ehrengeschenk überreichen lassen. Ferner hat der preu ßische Ministerpräsident der Witwe Elisabeth Langenberg, geb. Schürmann, in Oberhausen-Sterk- rade, Regierungsbezirk Düsseldorf, anläßlich ihres ll>0» Geburtstages ein Glückwunschschreiben, eine in der Staatlichen Porzellanmanufaktur in Berlin hergestellte Ehrentasse und ein Geldgeschenk der preußischen Staars» regierung übersandt. * Im Vollzug der Anordnung des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels trat der Reichssendeleiter Eugen Hadamovskx als erster Geschäftsführer in die Neichsrundfunkgesell- schaft ein. * Das Reichskommissariat für Arbeitsbeschaffung teilt mit, daß der Kreditausschutz der Deutschen Rentenbank- Kreditanstalt in der vergangenen Woche Darlehns anträge über rund K Millionen Mark aus dem Sofortprogramm bewilligt hat. Als Ole in den Saal tritt, geht eine Bewegung durch die Menge. Das also ist der Held von Sankt Anna! Seine Erscheinung flößt Respekt ein. Schlohweiß ist sein Haar. Seine Züge sind leiddurchfurcht, aber das Auge blickt klar und stark. Festen Schrittes geht er zur Anklagebank. Landgerichtsrat Dr. Ebermann hat den Vorsitz. Der alte Herr genießt den Ruf eines ausgezeichneten Juristen. Die Verhandlung wird eröffnet. Sie wickelt sich ruhig und rasch ab. Ole bejaht ohne zu zögern die Schuldfrage. Dann werden die verschiedensten Zeugen aufgerufen. Es gibt keine Sensation Die Aussagen der Zeugen sind klar und übereinstimmend. Nach dreistündiger Verhandlung ist die Beweisaufnahme geschlossen, der Vorsitzende erteilt dem Staatsanwalt das Wort. Der Generalstaatsanwalt des Saargebietes, Dr. Kramer, überrascht durch seine Rede die Zuhörer. So milde wie er hat noch selten ein Staatsanwalt gesprochen. Er läßt das Heldentum Oles in Hellen Farben aufleuchten und spricht offen aus, wie schwer es dem Gericht fallen müsse, einen Menschen zu verurteilen, der sich so große Verdienste er worben habe. Der Staatsanwalt erhebt dann seine Anklage auf Tot schlag, begangen im Affekt, und beantragt dafür drei Jahre Gefängnis. Er fügt hinzu, daß das Gericht von sich aus ein Gnadengesuch dem Herrn Reichspräsidenten unterbreiten werde. Da erhebt sich Oles Anwalt. Er schildert die Persönlichkeit des Angeklagten, wie dieser für Frau Anna und ihr Kind in selbstlosester Weise gesorgt und außerdem noch den er werbslosen Kameraden Toto durch seine schwere Arbeit im Schacht erhalten habe. Es ist das Hohelied von Nächstenliebe, Hingabe und Edelmut. Und dann kommt der Verteidiger auf die Tat selbst zu sprechen. Er charakterisiert Jakob Mairinger und sein Verhalten in der letzten Zeit, enthüllt den gebannt lauschenden Zuhörern, Geschworenen und Richtern, was für eine Hölle Anna in ihrer Ehe gefunden hat, und legt offen dar, daß nach den gepflogenen Erhebungen angenommen werden müsse, Mai ringer wollte in einem Wutanfalle seine Frau erwürgen, und nur durch das Dazwischentreten Oles sei sie gerettet worden. „Das ist Totschlag, meine Herren Geschworenen, der An geklagte hat in Notwehr für einen anderen Menschen ge handelt, Sie werden vielleicht einwenden, daß mein Klient von seinen starken Fäusten hätte Gebrauch machen können. Ich bitte Sie, sich die Situation zu vergegenwärtigen: Herr von Hauser sieht die Frau, die er liebt, wie ein Vater keine Tochter liebt, in Todesnot. Die Waffe liegt vor ihm am Boden. Sie ist im Ringen der sich wehrenden Frau ent fallen. Er greift nach der Waffe, ganz instinktiv geschieht das, und drückt ab. Es sind Bruchteile von Sekunden, die m solchen Situationen die Entscheidung bringen. Mein Klient hat nur einen Menschen verteidigt. Ich beantrage, auf Not wehr zu erkennen!" Das Publikum klatscht begeistert. Nur ganz sacht fordert die Glocke des Vorsitzenden Ruhe. Der Rechtsanwalt entrollt noch einmal das erschütternde Bild der Bergwerkskatastrophe und führt dem Auditorium die Heldentat Oles und seiner Kameraden vor Augen. Er hebt besonders die übermenschliche Leistung Oles her vor, der keine Gefahr scheute und bereit war, sein Leben für ; die Kameraden herzugeben. „Denken Sie daran!" ruft Dr. Nitsch in den Saal. „Verg- ! leute, die nach menschlichem Ermessen als verloren galten, ! rettete er vor dem sicheren Untergang, 269 Tote barg er zusammen mit seinen Kameraden. Können Sie dis Größe dieser Tat ermessen? Sie gehört eingemeißelt in die Ge schichte für alle Zeiten! Dagegen ist die Tat, um deretwillen man den Helden vor Gericht gestellt hat, verschwindend klein» Ich appelliere an Sie, meine Herren Geschworenen, an Ihr unbestechliches Gerechtigkeitsgefühl und beantrage, den An geklagten freizusprechen!" Beifall braust auf. Es dauert lange, bis der aufgeregte Saal zur Ruhe kommt» Die Glocke des Vorsitzenden kann sich schwer Gehör ver schaffen. Endlich wird es still. „Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück," verkündet der Vorsitzende. * * Anna liegt matt in ihren Kissen. Aber sie fühlt sich wohler. Die Genesung schreitet vor. Heute kann Anna zum ersten Male sich an das Ver gangene erinnern. Sie Lenkt an ihr Kind, an Ole und die Freunde. „Schwester!" ruft sie leise. Die Krankenschwester tritt rasch an das Bett. „Nun, Frau Anna? Wie fühlen Sie sich?" fragt sie freund lich „Oh! Viel besser!" ,Fortsetzung kokgt j