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Tanesspruch. Erröten macht die Häßlichen so schön: Und sollte Schöne nicht noch schöner machen? Lessing. Stuttgart in Erwartung. Das größte deutsche Turnfest aller Zeiten. In kurzem strömen die Turner aus allen Teilen Deutschlands zu den Sonderzügen, dis sie nach Stutt gart, der Feststadl des 15. Deutschen Turnfestes, bringen sollen. Es sind inzwischen Hunderttausende ge worden, die dem Nus folgen, mit hochgespannten Erwar tungen der schönen Schwabenstadt zustreben wollen. Und so, wie sich diese Hunderttausende auf die Fahrt und das Erleben freuen, so rühren sich in Stuttgart selbst Hundert- tausende von Händen, um die letzten Vorbereitungen zum Empfang der Gäste zu treffen. Gewaltiges ist in der Stadt und auf dem Cannstätter Wasen geschaffen worden. Schon seit vielen Monaten haben Presse, Rundfunk und vor allem die begeisternden Reden von Dr. Obermeyer, dem verantwortlichen Leiter des Festes, bis in alle Einzelheiten hinein das Bild des Festablaufes und der einzigartigen Festeinrichtungen geschildert. Jetzt, wo auf dem weiten Wasen, auf dem noch vor Jahren nichts zu sehen war als Baum und Gras wuchs, wahre Riesenbauten an Tribünen, Zelten und Türmen emporwachsen, wird bestätigt, was alle erwartet: eine herrliche Festplatzanlage, wie sie noch nie für ein Deutsches Turnfest errichtet worden ist. Kein Wunder, daß der Wasen schon jetzt täglich der An ziehungspunkt von Hunderten und Tausenden ist. Man weiß nicht, was man zuerst bewundern soll. Beim Verpflcgungsdorf will man es gar nicht glauben, daß diese Riesenzelte nur der Verpflegung der Festbesucher dienen sollen. Die meisten Besucher glauben, es wären Wohnzelte für die Turner. Richt weniger bewundernd bleibt die Menge vor dem Flaggenturm stehen, der mit seinen fünf Stockwerken eindrucksvoll genug aussieht. Der Schauplatz des Deutschen Turnfestes. Unser Bild gibt einen Blick auf das Stadion in Stuttgar 1, wo vom 22.-30. Juli das 15. Deutsche Turnfest stattfinden wird. Er wird noch größeren Eindruck machen, wenn er mit dem sechsten Stock erst seine beabsichtigte Gesamthöhe erreicht bat Dieser Mittelpunkt des Festplatzes ist wahrhaftig ein würdiges Wahrzeichen. Von der Höhe seiner Platt form aus schweift der Blick über ein ganz einzigartiges Bild Die Eingangsgebäude, das Postgebäude stehen bereits. In dem massiven Verwaüungsgebüude sind schon verschiedene Geschäftsstellen der Ausschüsse eingezogen. Einen besonderen Genuß bietet die Musteranlage der Tennisplätze. Und dann die herrliche Kampfbahn, die bereits ihre Eignung bewiesen hat. Dazu die riesigen F e st t r i b ü n e n, die Festwiese von gigantischem Ausmaß. Noch ist mancher Handschlag zu tun, bevor alles fertig ist. Aber das eine steht fest: am Tage der Eröffnung des Deutschen Turnfestes wird alles dastehen, und damit ein Werk geschaffen sein, das erkennen läßt, welche Arbeit der Hauptsestausschutz mit seinen 18 Unterausschüssen geleistet hat. Widerstände gab es genug. Nicht einmal, sondern unzählige Male oft Monat für Monat in den vergangenen Jahren, brandete die Woge der wirtschaftlichen und poli tischen Not heran und drohte den verantwortlichen Führern das Werkzeug aus den Händen zu schlagen. Aber sie standen sest und verloren nicht einen Tag der Hoff nung, daß das gute Werk gelingen werde. Mit beispiel loser Tatkraft und Umsicht sind die Arbeiten gefördert worden, und nun muß und wird das Fest auch gelingen. Um die letzte Hand anzulegen, sind weit über hundert Turner und Turnerinnen wochentags und Sonntags ohne Rücksicht auf die Stunde tätig. Eine eigene Ver pflegungs-Einrichtung dient dazu, ein ununter brochenes Arbeiten zu ermöglichen, Kraftwagen und Motorräder stehen im Dienst der wichtigsten Ausschüsse. Es ist auch echt schwäbische Art, daß sich die Ausschmückung der Stadt nicht nur auf die Festzugsstraßen beschränken, sondern daß sie in allen Gegenden durchgeführt wird, in denen Turner einquartiert werden, d. h. mit anderen Worten, ganz Stuttgart und seine Vororte werden im Festschmuck prangen. über die turnerische Festfolge hinaus werden die Stuttgarter Julitage Ereignisse bringen, deren sich die Besucher auf Jahrzehnte hinaus erinnern dürften. Die nationale Feier, die etwa 5 0 0 0 0 0 Menschen auf dem Wasen vereinigt und bei der Minister Goebbels sprechen wird, endet in einem gewaltigen Bekenntnis der Massen zum neuen Deutschen Reich. Der anschließende Zapfenstreich, das Auflodern der Feuer auf dem Platz und den Stuttgarter Höhen wird sich unvergeßlich einprägen. Und dann der Höhepunkt des Deutschen Turnfestes, gesteigert dadurch, daß verdeutsch eVolkskanzler, gefolgt von Reichsstatthaltern und Ministern, im Hof des Neuen Schlosses die Heerschau der an ihm vorüber ziehenden Hundertfünszigtausend Turner und Turnerinnen abnehmen wird. So wird das 15. Deutsche Turnfest, getreu den Wün schen und Plänen seiner Schöpfer und von hundert tausenden deutschen Turnern, zu einem starken Ausdruck des Wollens und Wesens dieses 1^-Millionen-Verbandes werden. Eindringlicher als es Worte und Erklärungen vermögen, wird in Stuttgart ersichtlich werden, daß die Deutsche Turnerschaft ihrem innersten Wesen nach fest im deutschen Volkstum wurzelt und daß sie von stärkster völkischer Kraft erfüllt ist. GoeMIs «her die Zukunft der deutschen Zugend. Bei seiner Durchreise durch Neubrandenburg ließ es sich Reichsminister Dr. Goebbels nicht nehmen, auf, einem vom Bund deutscher Mädchen veranstalteten Deutschen Abend eine kurze Ansprache zu halten. Dr. Goebbels zeichnete den Kampf der NSDAP. um den Besitz der deutschen Jugend, die nun restlos im Geiste des Nationalsozialismus erzogen werde. Wenn auch den Alten durch aus noch keine sorgenfreien Zeiten, sondern noch schwere Kämpfe bevorstünden, so könne die deutsche Jugend die Gewißheit haben, in den vollen Genuß des Wirts chaftlichen Aufschwunges des neuen Deutschland zu kommen. Auch die früheren Parteien hätten versucht, die Jugend für sich zu gewinnen. Sie hätten aber auf die Dauer keinen Erfolg damit gehabt, weil die Jugend nur allzubald erkannte, wo die Zu kunft sei. (36. Fortsetzung.) „Kann ich sie sehen?" Ole ist freudig erregt. Der Arzt zaudert. „Nur einmal sehen, Herr Doktor?" bittet Ole. Da nickt der Arzt und führt Vater und Sohn an die Tür des Zimmers, in Lem man Anna untergebracht hat, und öffnet sie leise. Die Männer halten den Atem an. Da liegt Anna im Weichen Pfühl. Das dunkle Gelock umrahmt ihr bleiches Gesicht. Sie schläft, ganz leise geht ihr Atem. . Ihr Antlitz ist durchsichtig von überirdischer Schönheit. Wie die Schmerzensmutter erscheint sie Egon. Ole muß an sich halten, daß er nicht aufweint wie ein Kind. Er ist im Innersten erschüttert. Der Sohn fühlt es, er schlingt den Arm um den Vater und geleitet ihn aus dem Krankenhaus. Draußen bleibt Ole stehen und sagt zu dem Sohne: „Das . ist Anna!" * * * Nun sitzen Vater und Sohn einander gegenüber in dem kleinen Zimmer, das Ole bei jener Frau bewohnt, deren Jungen er gerettet hat. Sie horchen in sich hinein und finden nicht das rechte Worr. „Vater," beginnt endlich Egon. „Was wirst du die Jahre gelitten haben!" „Wir haben alle gelitten in diesen Jahren! Ich habe auch anderes als Leid gefunden. Ich hatte Arbeit und konnte für Frau Anna sorgen." „Wie kamst du eigentlich in den Schacht, Vater? Du hattest doch andere Möglichkeiten. Komm wieder nach Berlin, wenn du freigesprochen wirst! Es wird ein leichtes sein, dir einen Posten zu verschaffen, der dir gebührt." „Mir gebührt?" fragt Ole bitter. „Du, das weiß ich besser r. was mir gebührt. Ich muß dienen, ich habe zu lange nur geherrscht!" „Müssen wir nicht alle dienen? Und tun wir es nicht, Vater?" „Nein, nein!" entgegnete Ole. „Wenn einer seine Arbeit tut, das ist noch nicht genug. Er muß einem Menschen dienen. Aber das kannst du ja nicht verstehen! Und siehst du, das war der große Gewinn meines neuen Lebens . . . daß ich den Mitmenschen näher kam, den Sinn unseres Lebens begriff . . . daß ich dienen lernte!" Der Sohn schweigt, denn er vermag diesem Gedanken nicht zu folgen. „Was wirst du tun, wenn der Prozeß vorbei ist, Vater?" fragt er endlich. Ole zuckt die Achseln. Dann sagt er mit Nachdruck: „Arbeiten! Ich muß für Anna schaffen und ihr Kind!" „Aber das Erbe des Mairinger . . ." „Sind Schulden! Die Frau wird keinen Pfennig erhalten, und ich weiß, sie würde auch keinen Pfennig nehmen. Ich bleibe bei Anna und sorge für sie, bis vielleicht ein anderer mir das Amt abnimmt. Auch habe ich noch Freunde, weißt du, zwei Kameraden, namens Paul und Toto ... die kann ich ebenfalls nicht im Stiche lassen! Nein, nein, ich bin heraus aus dem engen Kreise . . . bin in die Weite ge gangen unter die Menschen! Ich kann nicht mehr zurück in eure Enge." „Wir alle warten auf dich!" „Nein, von euch wartet keiner auf mich! Ihr lebt in einer anderen Welt, von der ihr nicht loskönnt. Und um mich sorgt euch nicht, wenn der Fall hier erledigt ist, dann werdet ihr nie wieder etwas von mir hören. Ich ziehe mich in die Stille zu meinen Kameraden zurück. Aber ihr braucht euch keine Gedanken zu machen, ich werde dann sehr zufrieden und glücklich sein, Egon!" . , Ole blickt auf den Sohn, er möchte sein Herz aufrutteln, aber er fühlt schmerzlich, daß ihn Egon doch nicht verstehen würde. So gehen sie auseinander, wie Zwei Menschen, die sich achten, die sich aber fremd sind. Eine Stunde später besucht der Rechtsanwalt Ole. Er hatte sich dem Fall mit Feuereifer gewidmet und sich sofort nach Vachta begeben, um an Ort und Stelle seine Recherchen aufzunehmen. Und da hatte er Ueberraschendes erfahren. Stoye, der Knecht, behauptete, daß Ole unmöglich schon im Zimmer gewesen sein könne, als der verhängnisvolle Schuß fiel Der Rechtsanwalt unterbreitet diese Meinung seinem Klienten, aber der schüttelt heftig den Kopf. , „Es ist nicht so, wie der Knecht das erzählt. Ich habe Wir Me wEen Helsen. Kein Volk der Welt führt einen so heroischen Kampf um die Neugestaltung von Staat und Wirtschaft; kein anderes Volk hat härter um Existenz und Zukunft zu ringen als das deutsche. Die ungeheure Massennot, das böse Erbe des liberalistischen Zeitalters, ist mit ver alteten politischen Methoden nicht zu überwinden. Die Waffen aus dem Arsenal überholter Wirtschaftspolitik sind längst stumpf und unbrauchbar geworden. Nur eine schöpferische Wirtschaftspolitik kann uns retten! Nur eine Politik kann heute Erfolge erzielen, die auf die unversiegten Quellen der Volkskraft zurückgreift und an die beste Tradition deutscher Geschichte anknüpft. Und eine solche Wirtschaftspolitik wird heute geführt. Neue Waffen werden geschmiedet zum Kampf gegen die Not. Neue Maßnahmen ergriffen, um das deutsche Schick sal zu meistern. Die Parole der nationalsozialistischen Politik lautet: Durch Opfer zum Sieg! Aus Arbeitslosigkeit und Ver zweiflung führt der Weg auswärts, wenn alle anpacken und keiner beiseitesteht. Das ist der Sinn der Spende zur Förderung der nationalen Arbeit. Nicht Almosen werden gesammelt, Arbeit soll beschafft, neue Existenzen sollen gegründet werden. Aus freiem Antrieb soll jeder opfern: der Unternehmer, der Angestellte, der Handwerker, der Arbeiter und der Bauer. Jeder nach seinem Können. Niemand darf versagen. Das Volk ist eine Schicksalsgemeinschaft. Wer anderen hilft, hilft sich selbst. Annahmestellen der Spende: Finanzamt, Zollämter, Hauptzollämter. Überweisung an diese Annahmestellen durch: Post, Bank, Sparkasse usw. Schöner Erfolg Ser Sammlung „Brüder in Roi". Wie der Reichsausschuß „Brüder in Not" mitteilt, haben die ersten Tage seiner Volksversammlung so er freuliche Erge-nisse gezeitigt, daß schon mehrals3000 Pakete mit den allernotwendigsten Lebensmitteln in die Hungergebiete der deutschen Ansiedlungen in Rußland aus den Weg gebracht werden konnten. Der Reichsausschuß bittet uns, mitzuteilen, daß die Spender zunächst mit speziellen Wünschen Zurückhaltung üben möchten, damit die vorhandenen Mittel sofort an diejenigen Stellen geleitet werden können, wo die Not be sonders groß ist. Ferner möchten keineNat uralten gespendet werden, sondern nur Geld, das dann in Form von Einheitspaketen den Hungernder» unmittelbar zugute kommt. „Vis zu S« Prozent Rabatt". Gegen unlauteren Wettbewerb bei SaisonschlußverkSufc«. > Während des vorjährigen Saisonschlußver kaufs ist wiederholt beanstandet worden, daß selbst namhafte Firmen Preisherabsetzungen bis zu 50 Prozent, ja sogar bis zu 75 Prozent angekündigt haben. Um Wiederholungen dieser Vorfälle zu verhüten, wird daraus hingewiesen, daß nach der Rechtsprechung des Einigungsamtes der Industrie- und Handelskammer zu Berlin Ankündigungen wie „bis zu 5 0 Prozent Rabatt" nur dann zulässig sind, wenn der größte Teil des Warenlagers um 50 Prozent im Preise herabgesetzt ist. Bei der Berechnung des Preises muß von dem letzten Preise aus gegangen werden, zu dem die betreffende Ware unmittel bar vor Beginn des Saisonschlußverkaufs ausgezeichnet war. Dieser Preis darf auch nicht etwa künstlich überhöht sein, sondern muß dem in Geschäften gleicher Art allgemein üblichen Preise entsprechen, da sonst dem Publikum eine Preisermäßigung vorgetäuscht wird, die in diesem Ausmaße nicht besteht. den Mairinger erschossen, mährend er seine Frau zu er würgen drohte, da gidt's nichts zu drehen und zu deuteln " „Wie ich hörte, Herr Hauser, wollte Mairinger ursprüng lich nach Saarbrücken fahren, aber in Perzenich — so be richtet der Chauffeur — erhielt er die Nachricht über den Zu sammenbruch eines Konzerns, dessen Aktien Mairingers letztes Aktivum darstellien. Er war endgültig ruiniert. Was sich dann nach seiner Rückkehr zwischen den Eheleuten begab, wird erst feststellbar sein» wenn Frau Anna vernehmungs fähig ist. Hoffentlich wird das wenigstens am Prozeßtags der Fall sein. Der ist nun schon am N. Februar. Warum haben Sie den Untersuchungsrichter so gedrängt, Herr von Hauser?" „Ich hab's satt, Herr Doktor! Ich will alles bald in Ord nung haben!" „Aber die Aussage von Frau Anna?" „Die Frau kann nichts aussagen, denn sie war schon ohn mächtig, als ich dazu kam." Als der Rechtsanwalt Ole wieder verläßt, hat er das Ge fühl, daß ihm sein Klient doch noch etwas verbirgt. Eines ist ihm völlig schleierhaft: Wie kam Ole so rasch zu Mairingers Revolver? -k- * Paul war ein paar Tage trank gewesen. Am 24. Februar erhob er sich wieder von seinem Lager. Denn ein Gerichtsbeamter, der seine Aussage zu Protokoll genommen, hatte ihm mitgeteilt, daß die Verhandlung am 27. Februar stattfinde. Da litt es Paul nicht mehr im Bett. Als er den ersten Schritt tat, sank er vor Schwäche bei nahe um. Aber er bezwang sich mit eiserner Energie. Am Nachmittag suchte er den Obersteiger auf. Die Generalinspektion des Saarbergbaues hatte Hans Geist die Oberleitung über das Werk übertragen und der Obersteiger schaffte unermüdlich, um die Sankt Anna-Grube wieder betriebsfähig zu machen. Auf einmal war Geld genug da, alles gründlich zu reorganisieren. Der Beamten apparat, der Stab der Ingenieure, der erneuert worden war, standen unter seiner Leitung, und allgemein sprach man davon, daß Hans Geist das Szepter behalten sollte, daß er als Direktor bestätigt werden würde. Es war auch tatsächlich beschlossene Sachs. „ Als Paul über die Schwelle trat, begrüßte ihn Hans Geist lebhaft. „Wieder auf den Beinen, lieber Paul? „Ja, Hans! Muß sein! Am 27. ist die Verhandlung an- beraumt, da muß ich unbedingt dabei sein. Und du, wirst du auch mit nach Saarbrücken fahren?." (Forts, salgl.)