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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt« erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbcstellung 1,89 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- boten, unsere Austrägern. cvn LL Geschäftsstelle, nehmen zu leder Zett Bestellungen ent- Wochenblatt sUV WllsdrUff U. UMgLgeNd gegen. Im Falle höherer sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge- schriedene Erscheinungs- tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.WUHr. -— — — — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch. Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 153 — 92. Jahrgang Dienstag, den 4. Juli 1933 Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Vas muß der Arbeitgeber von der Ehefiandshilfe wissen? Durchführungsbestimmungen für die Lohn und Gehaltsempfänger. Wir veröffentlichen in dieser und in einer der nächsten Nummern einen von unserem steuerfachlichen Mitarbeiter verfaßte Darstellung der wichtigsten Durchführungsbestimmungen über die Ehestandshilfe, deren Kenntnis für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Weise wichtig ist In dem Gesetz vom 1. Juli zur Verminderung der Arbeitslosigkeit ist bekanntlich vom l. Juli 1933 an eine Ebestaikdshilse vorgesehen, die an die Stelle der zum Teil wegfallenden bisherigen Ledigensteuer tritt und der För derung von Eheschliessungen durch Gewährung von Ehe standsdarlehen, damit der Freimachung von bisher durch weibliche Arbeitnehmer innegchabten Arbeitsplätzen und der Verminderung der Arbeitslosigkeit dienen sollen. Diese Ehestandshilse ist sowohl von den Veranlagten wie auch von den Lohn- und Gehaltsempfängern zu zahlen. Zu dem Gesetz sind nunmehr Durchführungsbestimmun gen des Neichsfinanzministers für die Lohn- und Gehalts empfänger ergangen. Die neuen Vorschriften sind nun mehr von den Arbeitgebern beim Lohnabzug zur Ver meidung eigener Häftling und evtl. Bestrafung zu be achten. Nachstehend stellen wir die hauptsächlichsten Be stimmungen hierüber zusammen: I. Wer ist ehcstandshilfepflichtig? s.) Alle ledigen, d. h. unverheirateten Per sonen ohne Rücksicht auf ihr Alter. Ausgenommen sind nur unverheiratete Frauen, denen auf der Steuerkarte Kinderermäßigungen für uneheliche Kinder zustehen. Da gegen ist der Vater unehelicher Kinder, auch wenn ihm Kinderermäßigung zugcbilligt ist, nicht ehestandshilfefrei. E-hestandshilfepflichtig ist auch der Ledige, der bei der Einkommensteuer Familienermäßigungen wegen Beschäf tigung von Hausgehilfinnen beanspruchen kann. " b) Verwitwete oder geschiedene Personen, sofernaus ihrer Ehe keine Kinder hervorgegangen sind. II. Wer ist ehestandshilfefrei? Außer den bereits zu I. erwähnten Personen noch a) Personen, denen nach der Steuerkarte Kinder ermäßigungen für Adoptiv- oder Pflegekinder zustehen, b) Steuerpflichtige, die zum Unterhalt ihrer geschiedenen Ehefrau bzw. ihres geschiedenen Ehe mannes oder eines bedürftigen Elternteils seit einem Jahre mindestens ein Zehntel ihres Einkommens aufwenden und denen deshalb der steuerfreie Lohn betrag auf der Steuerkarte erhöht ist. Vom 1. Januar 1934 an mutz in solchen Fällen ein Sechstel für den Unterhalt ausgewendet sein. Als Eltern gelten auch Grotzeltern, ferner Stief-, Adoptiv-, Pflege- und Schwiegereltern. e) Verwitwete, die minderjährige Kinder des Verstorbenen unterhalten und dafür laut Steuerkarte Kinderermäßigungen haben. Als Kinder rechnen auch Stief-, Schwieger-, Adoptiv- und Pflege kinder mit ihren Abkömmlingen. Sind die Kinder voll jährig, so muß der Steuerpflichtige sie erziehen oder unter halten oder während ihrer Minderjährigkeit längere Zeit erzogen oder unterhalten haben, wenn er ehestandshilfe frei sein will. ä) Personen über 55Jahre. III. Maßgebend für den Arbeitgeber ist grund sätzlich die Steuerkarte. Aus ihr müssen die Vor aussetzungen für eine Befreiung von der Ehestandshilfe ersichtlich sein, wenn von deren Einbehaltung und Ab führung Abstand genommen werden soll. Die Steuer karte muß also die Frauen- oder Kinderermäßigung oder einen Vermerk enthalten, daß der Arbeitnehmer ehestands hilfefrei ist, weil er Ehefrau oder Eltern in dem oben dar- geiegten Umfange unterhält. Ausnahmen hiervon (Steuerkarte also nicht maßgebend) bestehen nur für folgende Fälle: 1. Wenn Ehefrauen Arbeitslohn beziehen. Hier enthält die Steuerkarte regelmäßig keine Familien ermäßigungen, weil diese bereits beim Ehemann berück sichtigt werden. 2. Bei verwitweten oder geschiedenen Personen enthält die Steuerkarte oft keine Kinderermäßigung, weil die Kinder nicht mehr zum Haushalt gehören, volljährig oder bereits verstorben sind. Trotzdem besteht keine Ehe standshilfepflicht, das Vorhandensein von Kindern aus der früheren Ehe mutz aber durch amtliche Bescheinigungen, am besten Geburtsurkunden, nachgewiesen werden. 3. Bei kinderlos verheirateten, aber dauernd vonein ander getrennt lebenden Personen. Sie haben keinen Anspruch auf Familienermätzigungen, so datz die Steuerkarte nichts hierüber enthält. Weisen sie aber das Fortbestehen der Ehe nach, z. B- durch polizeiliche Be scheinigung, so bleiben sie ehestandshilfesrei. Mgt die LMmr Mserenz aus? Die meisten Ausschüsse haben sich ans unbestimmte Zeit vertagt Die Weltwirtschaftskonferenz hat das Stadium der größten Krise erreicht. Die meisten Ausschüsse und Unter ausschüsse haben sich aus unbestimmte Zeit vertagt, da sich die Vertreter der Goldländer weigerten, weiter mitzu- arbciten. In den Wandelgängen wurden äußerst pessimistische Gespräche über das Schicksal der Konferenz geführt. Dis erste Sensation war das Wegb ! eiben der Fran zosen von der Sitzung des Finanzausschusses für die Wiederherstellung eines internationalen Währungs standards. Der Ausschuß wurde hieraus auf unbestimmte Zeit vertagt. Ein ähnliches Schicksal wurde dem Ausschuß zuteil, in der die staatlichen Zuschüsse behandelt werden. Da die 11 a l i e n e r erklärten, sie müßten zuerst bei ihrer Regierung anfragen, wie sie sich weiter verhalten sollten, wurde der Ausschuß ebenfalls auf unbestimmte Zeit vertagt. Im Ausschuß für Handelspolitik, deren Vorsitzender der Deutsche Krogmann ist, erklärte der Schweizer Stucki, die Mehrheit der Delegierten hätte bei der Eröffnungs sitzung die Ansicht geäußert^ daß die Grundlage des Welt handels eine stabile Währung sei. Da diese Grundlage nicht mehr bestehe, habe es k e i n e n Z w c ck, die Verhand lungen fortzusetzen. Der Ausschuß wurde vertagt. Ein ähnliches Schicksal teilten diemeistenanderen Aus schüsse. Die Vertreter der Goldstandardländcr Frankreich, Italien, Polen, Belgien, Schweiz und Holland haben ferner auf eigene Faust eine Erklärung heraus gegeben, in der sie betonen, datz die A u f r e ch t e r h a l- tung ihrer Währungen wesentlich für die wirtschaftliche und finanzielle Wiedererholung der Welt sei. Sie be stätigen erneut ihre Absicht, das freie Funktionieren des Goldstandards in ihren Ländern zu den bestehenden Goldparitäten und innerhalb des Rahmenwerkes der be stehenden Währungsgesetze ausrechtzuerhalten. Auch Amerika erwartet nicht mehr viel von London. Die Erklärung R o o s e v e l t s an die Londoner Kon ferenz wird in den Vereinigten Staaten einmütig be grüßt, da nach Aussicht aller Kreise die Dollarpolitik des Präsidenten die einzige Möglichkeit für eine Wieder erholung der amerikanischen Wirtschaft sei. Hinzu kommt, daß dieFeindseligkeitgegenFrankreich, das sich hier durch Nichterfüllung seiner Schuldenverpflich tung weiter ins Unrecht gesetzt hat, mehr und mehr zm nimmt. Auch in deg Vereinigten Staaten erwarten weist Kreise nicht mehr viel von London. * Reim MederdeleSlWsveisuch in London Die Suche nach der „Währungsformel". Der Präsident der Weltwirtschaftskonferenz, Mac- Donald, ließ verlauten, daß er die Verhandlungen der Konferenz fortsetzen wolle. Es solle weiter daran gearbeitet werden, eine Formel für die Währungsstabilisierung zu finden, die für alle Teile annehmbar sei. Hierbei klammert sich MacDonald an die Worte Roosevelts, daß Amerika die jetzige Formel „in ihrer gegenwärtigen Fassung" ablehne. Von der Konferenzleitung wird außerdem betont, daß die Konferenz noch eine ganze Reihe von Fragen zu erledigen habe, die mit der Währungsstabilisierung nichts zu tun hätten. * Äur der Wein ... Unberührt von der Konferenzkrise und dem allge meinen Pessimismus setzte das Weinkomitee der Welt wirtschaftskonferenz seine Besprechungen über das Pro blem fort, wie man den Weingenuß in der Welt zum Heile der Menschheit steigern könne. Die Vertreter der Wein länder waren wieder in der leicht angeregten humorvollen Stimmung, die diese Besprechun gen seit der einleitenden Lobrede des französischen Kolonialministers Sarraut auf den Wein kennzeichnet. Der Präsident des Ausschusses legte ein Aktionsprogramm vor. 4. Bei Personen über 55 Jahre. Das Alter ist aus der Steuerkarte ersichtlich. IV. Vemcffungsgrundlage der Ehefiandshilfe ist immer der Bruttoarbeitslohn ohne irgendwelche Abzüge, insbesondere ohne Abzug des steuerfreien Lohn- betraaes. Roosevelt warnt E-noya. Entweder gemeinsamer Kampf gegen die Krise oder Amerika marschiert allein. Roosevelts Erklärung an die Londoner Konferenz wird allgemein kn den Bereinigten Staaten begeistert be grüßt. Sie bedeute entweder das Ende der Londoner Kon ferenz oder die Erzielung wichtigerer Ergebnisse, als man erwartete. Roosevelts Botschaft bedeute, daß sich die Wett unter der Führung der Vereinigten Staaten im Kampf gegen die Krise zusammcufinde oder daß Amerika allein marschiere. Roosevelt habe Europa indirekt gewarnt, die hohen Ausgaben für die Armeen und Flotten noch weiter hin aufrechtzuerhalten. * WeitwirischaDlonferenz mit Roosevelt snzusrievsn. Wegen seiner Ablehnung der Stabilisierung. Der amerikanische Staatssekretär Hull hat in London eine Erklärung des Präsidenten Roosevelt veröffentlicht. In ihr heißt es, es würde eine Welt katastrophe entstehen, wenn sich die Weltwirtschafts konferenz von ihren eigentlichen Aufgaben durch den Vor schlag eines „rein künstlichen und zeitweiligen Experi ments" ablenken lasse, das die Währungen von nur einigen wenigen Nationen berühre. Der Zweck der Weli- wirtschaftskonferenz sei die dauernde Stabilisierung einer jeden Währung. Gold oder Gold und Silber könnten weiterhin die metallische Reserve hinter den Währungen bleiben, aber es sei jetzt nicht die Zeit, sich der Goldreserven zu begeben, solange die Welt nicht gemeinsam eine Politik zum Ausgleich ihrer Staatshaushalte ausgearbeitet habe. Dann könnte eine bessere Verteilung des Goldes und der Silberreserven erwogen werden. Die Wiederherstellung des Welthandels würde hiermit in wichtigster Weise verknüpft. Die Erklärung Roosevelts hat in Konferenz kreisen sehr stark enttäuscht. Man glaubt nicht, datz sie zur Lösung der Krise beitragen werde, die durch den Kampf um die Währungsstabilisierung ent standen sei. Von zuständigen Reichsbankkreisen wurde Reuter gegenüber erklärt, daß Deutschland in der glücklichen Lage sei, dem Kampf zwischen den Goldstandardländern und Amerika mit Gleichmut zuzuschauen. Die Rcichs- bank habe nicht genügend Kapital im Auslande, um gegen die Währungen spekulieren zu können. Deutschland sei bereit, mit den Goldstandardländern an der Unterstützung von deren Währungen mitzuarbeiten. Sie AawrdmW der Danzig-polnischen Beziehungen. Erklärungen des Senatspräsidcntcn Rauschning und des stellvertretenden Ministerpräsidenten Sawadski. Die Vertreter der Freien Stadt Danzig, Senatspräsi-' dent Dr. Rauschning und Vizepräsident Greiser, wurden in Warschau vom Staatspräsidenten Moscicki emp-i fangen. Es folgten Besuche im Ministsrpräsidium und bei dem Außenminister Beck. Ein Frühstück, das der Außen minister zu Ehren der Danziger Gäste bot, sowie ein Empfang im Rathaus schlossen sich an. Im Anschluß daran empfing Senatspräsident Dr. Rauschning die Presset Er hielt eine kurze Ansprache, die ihren nachhaltigen Ein druck auf die zahlreich versammelten Vertreter der in- und ausländischen Presse nicht verfehlte. Der herzliche Emp fang in Warschau habe in ihm die Hoffnung erweckt, oaß die Beseitigung der Schwierigkeiten leichter sein würdet wenn das notwendige gegenseitige Vertrauen wieder- hergestcllt sei, zumal Danzig mit Polen nicht allein durch vertragliche uud wirtschaftliche, sondern auch durch geographische Momente verbunden sei. Das Wesen der nationalsozialistischen Bewegung, die eine Besinnung auß. die Werte des Volkstums sei, müßte besonders in Polens Verständnis auslösen. Der nationalsozialistischen Regierung in Danzig sei nicht nur an korrekten, sondern auch an freundschaft lichen Beziehungen zu Polen gelegen. Ter Warschauer Besuch solle gleichsam eine allgemeine Vor-s bcreitung der Atmosphäre für die bevorstehenden Verhäng lungen sein, die nach einem Gegenbesuch der polnischen Negierung svertreter in Dan zig in kürzester Zeit ausgenommen werden würden, um dadurch eine neue Epoche in den Beziehungen zwischen Danzig und Polen einzuleiten.