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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 306 — Sonnabend, den 31. Dez. 1932 Zum neuen Jahre! Mit dem Liede durchs Leden Hand in Hand, so hält es der deutsche Sängerstand; mit dem Liede wir grüßen das neue Jahr und bringen uns herzliche Wünsche dar. Tin Lied aus dem Herzen gibt fröhlichen Klang, macht leichter die Bürde, beflügelt den Gang. Wir lassen es klingen der Heimat zur Ehr', wir lasten es brausen dem Feinde zur Wehr. Was Neujahr auch schenke, ob Leid oder Segen — ein Sänger-ist Meister auf allen Wegen! So fvll's mit dem Liede begonnen sein, dem Lied von der Treue — Herzbruder, schlag ein! Erich Langer ch. Rückblick. Wahlen, Wahlen! — Tribute und Gleichberechtigung. Im Wirbel der Wirtschaft. Wenn des vergehenden Jahres letzte Tage politisch in verhältnismäßiger Ruhe verstrichen sind und alles, was an parteipolitischen Wünschen und Sehnsüchten vor handen ist, bis nach Neujahr vertagt wurde, so steht dieser etwas schwindsüchtige Friede zu den zahlreichen innen politischen Waffe ngängen gerade des vergan genen Jahres in einem recht bemerkenswerten Gegensatz. Teun in bezug auf Wahlen hat ja das Jahr 1932 entschie den den Vogel abgeschosten und dafür hatte es bereits in der Weihnachtszeit 1931 die Vorbereitungen zu treffen. Und so gab es denn zwei Wahlgänge um den Reichspräsi denten, zweimal Wahlen zum Reichstag, einmal Preußen- Wahl und auch sonst so zahlreiche Wahlen zu Landtagen, daß wohl so ziemlich jeder Deutsche männlichen oder weib lichen Geschlechts fünfmal sein höchstes — übrigens auch einziges — Staatsbürgerrecht auszuüben Gelegenheit hatte. Abgesehen von der Präsidentenwahl ist das Ergeb nis des Wählens zum Reichstag und zu den Landtagen äußerst gering, denn das Jahr 1932 ließ den verfassungs rechtlichen „Tvp" des Prüsidialkabinetts in vollem Gegen satz zum Reichstag in die Erscheinung treten nnd sich auch bald zu einer solchen Selbstverständlichkeit entwickeln, daß man nur noch seine „Versöhnung" mit der Volksvertre tung anftrebt. Die frühere überaus große Vielgestaltig- keiPdcs Reichstages — und zahlreicher Länderparlamente — wandelte sich nm in sehr viel einfachere Partciformen, zwischen denen cs aber gerade darum an „Übergängen" fehl!. Unter ihnen konnte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei über die größte Auhängerzahl ver fügen, die jemals im Nachkriegs-Deutschland irgendeine Partei besessen hat. Ter Höhepunkt dieser Entwicklung war der 31. Juli, der Tag der ersten Reichstagswahl, als die Nationalsozialisten 14 Millionen Stimmen auf sich ver einigten und 230 Abgeordnete „aus der Urne heraus- ftiegen". Uber scheu am 13, Auüust erfolgte der Bruch zwilchen Hitler und dein Kabinett Papen und die Versuche einer innenpolitischen „Flurbereinigung" in und mittels der zweiten Neichskabinetlskrise endeten derart, daß bei Jahresende diese innenpolitische Lage an offener »nd ver steckter Kompliziertheit nichts zu wünschen übrigläßt. Aber auch in der Außenpolitik drängeln sich die „Pro bleme" allein schon auf dem Boden Europas, jedes immer komplizierter als das andere. Eins von ihnen ist aber im Laufe des Jahres 1932 doch gelöst worden, wenn auch rechtlich noch nicht bis zum letzten Buchstaben, so doch tatsächlich: die deutsche Tributfrage. Am 6. Januar 1932 hatte der deutsche Reichskanzler offiziös, aber unzweideutig unseren „Gläubigern" mitgeteilt, daß Deutschland auch nach Beendigung des Hoover-Feier jahres Tribute nicht mehr zahlen könne. Knappe sieben Monate später hatte das „Reparations problem" nach dreizehnjährigem Bestehen aufaehört. eine 0>6 VOM sicls^O^ 4S. Fortsetzung. Und dann stand er erschüttert am Lager des in wilden Fie berdelirien Liegenden und lauschte den abgerissenen Worten und Reden, die sich alle um seiner Schwester Namen rankten. Der warmherzig fühlende junge Arzt blickte mit feuchten Augen vor sich hin. Ja, ja, es wurde ihm alles klar!. .. Einen scheuen Blick, wie in ein Heiligtum, warf er in das Büchlein, das eine Art Tagebuch schien. Las hier und dort eine Stells, fuhr mit der Hand über die Augen und gelobte sich: Gleich morgen schicke ich Brief und Buch an Adelheid. Warum warten, bis die Tore der Ewigkeit hinter ihm zugs schlagen sind? Bis kein Wort der Verzeihung, der Liebe ihn mehr erreichen kann? Sie soll es wissen. Sanft drückte er die freie Hand des Fieb -rnden, die in der seinen zuckte, stellte einige Untersuchungen an und ging, den behandelnden Arzt zu sprechen. Der zuckte die Achseln. „Zu ihrem Lazarett hinüber schaffen, Herr Kollege meinen Sie? Ausgeschlossen, wie Sie sehen! Und Hoffnung? — Hm, wer kann das sagen? Man erlebt da Dinge, die alle Berech nung über den Hausen werfen. Eine Möglichkeit immerhin — falls er die nächsten zwei, drei Tage übersteht.. . Freilich, ein Krüppel wird er bleiben, der arme Kerl! Das Bein haben wir wegnehmen muffen. Die andern Wunden sind zwar gräß lich, aber nicht tödlich. Also, Herr Kollege, falls wir ihn so weit durchbringen, sollen Sie ihn haben." 22. Fern im Heidedorf saß beim Scheine der Limpe ein blasses Mädchen in feinem Stübchen. Blutbefleckte Blätter bebten in seinen Händen. Immer wieder mußte es dis überquellenden ^Tropfen wegwischen, die des Auges Klarheit trübten und sich -mit den Mecken aus dem Papier vermischtem sfFLcmß" zu sein, die'ständig unser Dasein als'Volk be drohte. Mau spricht kaum noch von ihr — zu wenig vielleicht! —, und wenn dies geschieht, dann wie von etwas, was schon ziemlich weit hinter uns liegt. Um so ver worrener wurde dann aber in letzter Zeit das „Pen dant", die interalliierte Kriegsschuldenfrage, die eine noch beträchtlich größere weltpolitische und weltwirtschaftliche Bedeutung erhielt. Sie zu lösen ist Aufgabe des neuen Jahres, ist cP weiterer Schritt auf dem Wege zur Liqui dierung des Weltkrieges. Aber es ging und geht sehr, sehr langsam vorwärts auf diesem Wege. Das Zentral problem in Europa heißt: die deutsch-französi schen Beziehungen. Daß sie im Laufe des Jahres von Lavals über Tardieus und Herriots bis zu Boucours Ministcrpräsidcutschaft besser geworden feien, vermag man wirklich nicht zu behaupten; denn dies wird durch die Entwicklung der Abrüstungsfrage nnd der sie behandeln den Konferenz in aller nur wünschenswerten Deutlichkeit illustriert, lind so beherrschte nach Lösung der Tributfrage der gleichfalls schon im Februar eingcleitetc Kampf um das Prinzip der deutschen Gleichberechti gung in der Sicherheits- und Rüstungsfrage bis vor kurzem unsere Außenpolitik. Wir erhielten dabei manch wohlwollendes Kopfnicken, aber um znm Ziel zu kommen oder doch zum mindesten diesem uns ein angemessenes Stück zu nähern, mußte Deutschland die eigene Kraft ein- setzem 4- Doch so kunterbunt es auch in der „Politik" durchein andergeht, so ist dies alles doch ein Nichts gegen den tollen Wirbel in der „Wirtschaft", der jedesmal dann noch viel toller wurde, wenn die „Politik" dazwischenariff. Bei uns bäberm uub in der MeTk^musssn. Bis tief hinein in- das Jahr 1932 wuchs LH Krise und spottete aller An-, strengungen, ihrer Herr zu werden. In allen Industrie ländern ebenso wie in den Gebieten der Welt, dis industrielle oder agrarische Rohstoffe produzierten — bell diesen war es Wohl noch schlimmer! — schrumpfte die Er zeugung ein, bis sie und der Welthandel etwa im Julk ihren tiefsten Stand erreicht hatten. Was nützten Devisen zwangswirtschaft und komplizierteste Zollsysteme, was Währungsverschlcchterungen oder Kontingentierungen, was Konferenzen über Konferenzen! Nichts. Oder doch fast nichts. Es ging immer weiter abwärts. In allen Ländern rasten die Finanzminister mit den wachsenden Defizits in den Staatshaushalten um die Wette und — verloren alle das Rennen. Die letzten Reste des Vertrauens, des Kredits in der Welt, wurden von der fressenden Krise zer bissen, und wer noch über Geld verfügte, hielt es so fest wie möglich. Aber es gab gar keine Festigkeit mehr, keine „Treue" und darum auch keinen „Glauben". Doch ebenso wie die Krise aus Grüuden kam, die uns letzten Endes unbekannt sind — auch wenn wir davon etwa 150 auf zählen, und sie mögen alle richtig sein —, will sie jetzt wieder gehen. Auf das Warum wissen wir auch keine wirklich erklärende Antwort. Wir vermögen dieses lang same, viel zu langsame Fortschleichen nur festzustellen als eine Tatsache. Gerade darum nehmen wir diese als tröstende Hoffnung mit hinüber ins neue Jähr. „Mit dem Jahre 1932", so sagte jetzt zum Jahresschluß das Institut für Konjunkturforschung, „hat Deutschland die Krisis, die seine Wirtschaft bis in die Grundfesten er schütterte, im wesentlichen überwunden, der Konjunkturabschwung wurde beendet." Dr. Pr. M WM der AMmriMten im Jahre 1932. Wieder ging ein Jahr zu Ende und wieder berichten wir über die Tätigkeit des Stadtverordnetenkollegiums, das im Jahre 1932 den letzten Abschnitt seiner Wahlperiode zurück legte. Leider ist das Ergebnis nicht besonders günstig und lei der ist auch die Feststellung in unserem letzten Berichte wieder überholt, daß das Hahr 1931 das schwierigste Hahr der Nach kriegszeit war. 1932 war noch schwieriger! Schwieriger in jeder Beziehung auch für die Stadtverwaltung. Auf der einen Seite blieben die zwangsläufigen Ausgaben be stehen und stiegen sogar zum Teil, und auf der anderen Seite sanken die Einnahmen auf ein Minimum infolge des allgemei- men wirtschaftlichen Tiefstandes. Bei diesen Verhältnissen das Stadtschiff über Wasser zu halten und um die Klippen zu steuern, ist wirklich eine Kunst und aller Anerkennung wert. In alter Zusammensetzung überschritt das Stadtverordne tenkollegium die Schwelle des Jahres 1932 und wählte in der ersten Sitzung lein Präsidium wieder: Bürgermeister Dr. Kronfeld 1. Vorsteher, Rechtsanwalt Hofmann 2. Vor steher, Prokurist Kraft 1. Schriftführer und Obersekretär Rudert 2. Schrstisüyrer. Mitte des Jahres entriß der Tod dem Kollegium den im besten Mannesalter stehenden Badpäch- tor Richard Jähne, der dem Kollegium ununterbrochen seit dem Jahre 1917 angehörte. An seine Stelle trat Tischler Kurt Hunziger ins Kollegium. Das Ratskollegium erfuhr eine Aendcrung insofern, als Stadtrat Zienert aus wirtschaft lichen Gründen sein Amt niederlegte. Für ihn wurde auf Vor schlag der bürgerlichen Fraktion Straßenbauinspektor Jahn als Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister, sowie Vor sitzender des Betriebsausschusses gewählt. In den Steueraus schuß Abt. Grundbesitz wählte man Friseurmeister Magnus Weise, in den städtischen Grundsteuerausschuß Prokurist Kraft. Durch Notverordnungen ist das Selbstbestimmungsrecht der Gemeinden derartig eingeschränkt, daß die vorliegenden Be ratungsgegenstände in 8 öffentlichen und 6 nichtöffentlichen Sitzungen, wovon der größte Teil von sehr kurzer Dauer war, erledigt wurden. Die Novemberstürme peitschten nackte Vaumzweige gegen die Läden. Ein Käuzchen flog an die Fensterscheiben. Unheim lich gellte sein Krächzen ourch die rabenschwarze Nacht. Der Totenvogel! Adelheid schauerte zusammen. Ein kaltes Grausen kroch ihr über den Leib. Aber sie schüttelte das unheimliche Gefühl ab. Torheit! Das war ja Aberglaube. Einfach der Lichtschein lockte das Tierchen an. Sie faltete die Hände: „Herrgott — laß ihn mir! . - - Jetzt noch ihn verlieren — jetzt, wo seine Seele sich mir geoffen bart in ihrer reichen Tiefe wo er dich gefunden — zum zweiten Male ihn verlieren! Großer, reicher Gott, du Güti ger .. Zitternd raffte sie die Blätter wieder auf. Ihre Augen und ihre Seele tranken von neuem die Worte in sich hinein... Wie eine Vision ist dein lichtes Bild vor mir aufgetaucht, nach Jahren des Vergessens — nein des Vergessenwollens und -Nichtkönnens! Adelheid — o du in deiner ganzen Lieblichkeit und Holdseligkeit! Und so schmal und weiß geworden ... Und die herben Linien um den feinen Mund, der Ausdruck deiner Augen — oh, das sagt mir so viel! Klagt mich an! Du hast gelitten, Adelheid. Gelitten um mich!... Du hast den Unwürdigen, den du vergessen mußtest, nicht stolz und leicht aus deinem Herzen gerissen — ach nem: all die kleinen, klammernden Wurzelfäserchen, die du lösen mußtest, rissen dir ebenso viele verborgene Wunden - - wenn sie auch nach innen bluteten. Abgrundtief sinkt die Wage meiner lastenden Schuld. Wie der klingt's in mir: Unsühnbar! Unsühnbarl Nein, ich weiß jetzt den Weg zur Sühne. Du hast mir ver ziehen! Deine Augen sprachen es. Und dein letztes Wort sei mir Leitstern: Für die Heimat! So will ich deine Achtung wieder erringen — wenn auch die Liebe gestorben bleibt. — Daß ich dich noch einmal sehen durfte — auf der Schwelle eines neuen Lebens, das ist mir eine Gnade von Gott ge wesen. — Ich habe vor einigen Tagen meine Rechnung mit dem Himmel abgeschlossen. Ich habe nach langem Irreaehen viel su büßen, viel zu iübnen. Und ich will's! Der Haushaltplan, welcher immer dieHauptarbeit der Aus schüsse darstellt, brachte wenig Aenderungen und enthielt säst nur noch zwangsläufig bedingte Ausgaben. Die sozialdemokra tischen Vertreter stimmten gegen einzelne Positionen, fanden aber keine Mehrheit für ihre Ansichten. Der Plan wurde schließlich mit einem ungedeckten Fehlbetrag von 154 000 Mk. angenommen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß in dem ungedeckten Betrage ein Rückstand von Bezirksumlage in Höhe von 75 480 Mk. enthalten war. Als ganz dringend wurden 1800 Mk. zur Fußwegherstellung in der Meißner Straße ein gestellt. Erst dann konnte die Pflasterung der Straße vor sich gehen, die schon im Vorjahre erfolgen sollte. Den Anweisungen der Aufsichtsbehörde auf Einführung neuer oder Erhöhung bestehender Steuern glaubte das Kollegium nicht zustimmen zu können, da die da von betroffenen Kreise kaum noch in der Lage fein dürften, dieselben aufzubringen. So protestierten sofort nach Bekannt gabe alle drei Stadtverordnetcnfraktionen gemeinsam gegen dis von der Amtshauptmannschaft verfügte Erhöhung des Wasser geldes und ersuchten den Rat, in Anbetracht der großen Not lage von Industrie, Handwerk und Hausbesitz alle Rechtsmittel gegen die verfügte Erhöhung zu ergreifen. Der Rat lehnte das aber ab wegen der trostlosen städtischen Finanzlage, die einfach verpflichte, nichts gegen die Erhöhung zu unternehmen. Ge legentlich der Beratung des Haushaltplanes wurde die Ge werbe- und Grundsteuer wieder auf 150 Prozent, die Bürger steuer unter Protest der Sozialdemokraten auf 300 Prozent festgesetzt. Die Feuerschutzfteuer kam in Wegfall, während die viel angefeindete Musikinstrumentcusteuer weiter erhoben wer den mußte. Mit der Bürgersteuer mußte sich das Kollegium im Oktober nochmals befassen und die Höhe derselben für den Rest des alten wie für das neue Jahr 1933 festsetzen. Für das alte Jahr blieb es bei 300 Prozent. Für 1933 hatte aber die Amts hauptmannschaft in Anbetracht der städtischen Finanzmisere 500 Prozent in Vorschlag gebracht. Diese Höhe wurde einstimmig abgelchnt; angenommen wurden 300 Prozent wie bisher bei Stimmenthaltung der Linken. Dieser Beschluß wurde durch eine Anordnung der Amtshauptmannschaft ersetzt, die infolge Vielleicht -kann ich mein leeres Leben noch in zwölfter Stunde mit einem Inhalt füllen, der die Wertlosigkeit dieser vergeudeten und verpraßten Jahre aufhebt. Der Donner der Kanonen, der bereits von fern zu uns herüberdröhnt, redet eine schauerlich ernste Sprache. Lazarett züge fahren mit ihrer blutigen Last langsam an uns vorüber — da habe ich dem Tod in die Augen geschaut. Morgen kommen wir nach vorn. In mir ist alles Bereit schaft, Opferbereitschaft. Hinausgehoben über alles Niedere fsihle-ich mich. Seltsam losgelöst von allen menschlichen Be ziehungen. Es ist keine Begeisterung, kein hochgespanntes Gefühl: nur das Bewußtsein, ein lebendiger Stein zu sein in der Mauer, die die Heimat schützt. Und vielleicht das Unterbewußtssin: ein Stein aus Granit will ich sein! Falle ich, werde ich aus der Mauer gerissen, so sollen sich doch Verschiedene noch die Köpfe an mir einrennen! Teuer will ich mein Leben ver kaufen. Quälend ist nur der Gedanke: Nicht gesät — nicht geerntet. Wozu gelebt? Ein Brachland mein Leben. Doch damit ist's nun unwiderbringlich vorbei. Hätte ich dieses Leben nochmal zu leben — Herrgott, wenn ich einmal heimkehren sollte aus diesem mörderischen Krieg Adelheid, breite deine lieben Hände um meine Seele!" Grauenhaft — grauenhaft, was wir hier täglich erleben! O grausig! Vor einigen Wochen schrieb ich: „Ich habe dem Tod in die Augen geschaut." Ja, das war der bleiche, fieberschauernos wundenklaffende Opfertod. Hier aber umheult uns der brüllende, stöhnende, singende, schauerlich klagende, gräßlich auflachende, höhnende Tod in seiner grauenhaftesten Gestalt. Hier ist todtrotzendes Kämpfen — in rasender Wut des Angriffs, in lachendem Hinwerfen des Lebens für das heiß geliebte Vaterland. „Deutschland, unser blühendstes Leben für deinen dürrsten Baum!" schließt das Lied eines unbekannten Soldaten. „Un ser ... blühendstes ... Leben." KorLetzrmg folgte