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Der „Fliegende Hamburger" mit Fahrgästen. Berlin—Hamburg in 138 Minuten. Der neue Schnelltricbwagen der Reichsbahn hat eine neue Fahrt nach Hamburg unternommen, zu der Vertreter der Behörden, der Wirtschaft und der Wissenschaft als Gaste geladen waren. Der Wagen legte diesmal die Strecke Berlin—Hamburg in 138 Minuten (bei den ersten Fahrten in 141 Minuten) zurück. Am 30. Dezember er folgt eine neue Fahrt des Schnelltriebwaaens, zu der die Presse geladen ist. Generaloberst von Einem 80 Jahre alt. In Generaloberst a. D. Karl von Einem genannt von Rothmaler vollendet am 1. Januar einer der ver dientesten hohen Führer der alten Armee sein 80. Lebens jahr. Er ist in Herzberg bei Hannover geboren und trat am 2. August 1870 in das Ulanenregimcnt Nr. 14 ein, in dessen Reihen er den Feldzug gegen Frankreich mitmachte und sich das Eiserne Kreuz erwarb. Nach bevorzugter Gcneralstabslsufbahn wurde er 1898 Abteilungschcf im Kriegsministerium, dem er, am 14. August 1903 zum Staats- und Kriegsminister ernannt, bis 1909 angehörte. In diesem Jahre übernahm er als General der Kavallerie das Amt des Kommandierenden Generals des VII. Armee korps, mit dem er bei Kriegsausbruch ins Feld zog. Im September 1914 wurde ihm als Nachfolger des erkrankten Generalobersten Freiherr von Hausen das Oberkom mando der 3. Armee übertragen, die er bis zum Ende des Krieges führte. Mit ihren unvergänglichen Siegestagen, von denen wir hier nur die Winterschlacht in der Champagne 1915 nennen, bleibt sein Name ewig ver bunden. Als der Kronprinz im November 1918 das Kommando seiner Heeresgruppe niedcrlcgen mußte, trat Generaloberst von Einem an ihre Spitze und führte sie in Lie Heimat zurück. Der Generaloberst, der aktiv und un ermüdlich am Kampfe für die nationale Wieder au fr ichtung Deutschlands teilnimmt, verbringt seinen Lebensabend in voller geistiger und körperlicher Frische in Mülheim an der Ruhr. Er ist Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, des Lour Is mörits mit Eichenlaub und vieler anderer höchster Auszeich nungen, Chef des Infanterieregiments Nr. 16 und steht L la suite des Kürassierregiments Nr. 4. 70. Geburtstag des Generals Hoefer. Der Verteidiger Obcrschlesiens gegen den Einfall polnischer Insurgenten, Generalleutnant a. D. Karl Hoefer, beging am 29. Dezember seinen 70. Geburts tag. Hoefer, ein gebürtiger Obcrschlesier, führte im Kriege Lie 117. Jnfanteriebrigade. Obwohl er einen Arm yer-- ilor, blieb er bis Kriegsende an der Front. Er ist oer „einarmige General", von dem der englische Heeresbericht mehrfach erwähnte, daß er seine Truppen selbst zum Sturm führte. Im Mai 1921 wählten die deut schen Selbstschutzformationen Oberschlesiens Generalleut nant Hoefer zu ihrem Führer. Von seinem Hauptquartier in Oberglogau leitete er die deutschen Freiwilligen gegen Lie zahlenmäßig immer stärker werdenden polnischen Insurgenten. Am 21. Mai gelang es ihm, den Annaberg zu stürmen. Da zwang ihn eine Forderung der Inter alliierten Kommission, seinen Freischarcn Halt zu ge bieten. Am zehnjährigen Gedenktag der Zerreißung Oberschlesicns gedachte die Heimat seiner in besonderer Dankbarkeit. — Kommunistischer Feuerübersatt aus ein RGDVP.-Lokal. 4V Schüsse „ergebnislos" abgefeucrt. Auf ein Verkehrslokal der NSDAP, in Berlin NO. wurde von einer größeren Anzahl Kommunisten zur Nachtzeit ein Feuerüberfall ausgeführt. Es wurden etwa ^40 Schüsse abgegeben, durch die aber glücklicherweise nie mand verletzt wurde. Als die Polizei erschien, flüchteten chie Schützen in ein kommunistisches Verkehrslokal, das von der Polizei ergebnislos nach Waffen durchsucht Wurde. Zwei Personen wurden verhaftet. Die Polizei wurde bei den Straßenabsperrungen aus den Häusern be worfen, so daß sie mehrfach Schreckschüsse abgeben mußte. Meine Nacbricvten Anklagecrhcbung gegen die Leitung einer zusannncngebrochcncn Bausparkasse. Frankfurt a. M. In der Strafsache gegen die verantwort lichen Leiter des im August 1S30 zusammcngebrocheneu Konzerns „Selbsthilfe der Arbeit" ist Anklage gegen acht Vorstands-, Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsmitglicder er hoben worden wegen fortgesetzten gemeinschaftlichen Betruges, Untreue und Gläubigerbegünstigung sowie Konkursvergehens. Bezüglich der den Angeklagten weiter zur Last gelegten straf baren Handlung ist die Außerverfolgungsetzung aus rechtlichen Gründen beantragt worden, desgleichen'bezüglich der weiteren Angeschuldigten. Waffendiebstahl in Rosenheim. Rosenheim (Oberbayern). In der Nacht drangen Ein brecher in die erst kürzlich errichtete Filiale der Büchsen machereiwerkstätten Josef Kölbl ein. Die noch unbekannten Tater erbeuteten zahlreiche Gewehre, Pistolen, Revolver und eine erhebliche Menge Munition. Erdbeben vernichtet ein mexikanisches Dorf. Mexiko. Das Dors Tomatlan in der mexikanischen Pro vinz Jalisco wurde, wie erst jetzt bekannt wird, am 19. De zember durch ein verheerendes Erdbeben zerstört. 27 Personen wurden getötet und 50 verwundet. Südafrika hat den Goldstandard verlassen. Nach einer Meldung aus Johannesburg (Süd afrika) wurde dort amtlich erklärt, daß Südafrika den Goldstandard verlassen hat. Nationalsozialistische Zeitungen in Gefangenen anstalten. In einer im Preußischen Landtag eingebrachten Anfrage war bemängelt worden, daß Gesuche von Ge fangenen um Zulassung des Angriff und des Völkischen Beobachter von den Gefängnisverwaltungen abgelehnt würden. Das Staatsministerium wurde gefragt, ob es bereit sei, auf die Gefängnisverwaltungen dahingehend einzuwirken, daß diese Zeitungen den Gefangenen zu- gängig gemacht werden. Der preußische Justizminister Dr. Schmidt hat jetzt folgende Antwort erteilt: Die Strafvollzugsbehörden sind darauf hingewiesen, daß die Zulassung der nationalsozialistischen Zeitungen Der An griff und Völkischer Beobachter in den preußischen Ge fangenenanstalten nicht untersagt ist. Ein deutsches Mcisterschützen-Ehepaar. Frau Lena Doenning aus Königsberg-Schönbusch tonnw jetzt die Große Goldene Schießauszeichnung des Reichsverbandes erlangen und stellt sich damit würdig an die Seite ihres Gatten, der diesen Preis bereits im Jahre 1928 erringen konnte. Er ist auch der einzige im Landes verband Ostpreußen, der seit 1929 alljährlich die Großen Goldenen Jahresspangen und sechs Leistungsnadeln ge winnen konnte. /OisvOm I S kromrn v. NsnnIvN« Lopxplgkt b/ komrmälenst „Vlgo".6spttn-5Lsimspgsn6o?k 44. Fortsetzung. Das, was sein verstoßener Sohn getan hatte, — das war Mehr als Pflicht und Mannestat. Das war heldische Aus- iopferung, das war Größei > Er richtete sich auf, ging schwerfällig um den Tisch zu seiner Meinenden Frau — legte ihr die Hand auf die Schulter chnd stammelte: „Mutter, weine nicht. Es ist also wieder gut. Meinens ist wieder unser Sohn ... Ich bin stolz auf ihn." ! Da legte die Frau den Kopf an seine breite Brust und -schluchzte heiß auf. — — — — — — — ! Der Bauer vom Heidehof tat nichts halb. Noch selbigen !Tages schrieb er an das Regiment seines Sohnes Clemens und an alle Stellen, die etwa Auskunft geben konnten, in welchem Lazarett er liege. Und ob er? Eine Zeit des bangen Wartens kam, des ruhelosen Umher- Wanderns, des fieberhaften Harrens auf die Post. Aber in dieser Zeit seelischer Hochspannung wurde der herb- stolze Heidehofer es inne — zuerst mit hilfloser Beschämung, Dann mit Erschütterung, aufgewühlt bis ins Innerste ... dann mit pl^lich erwachtem Vaterstolz und gewaltsam aufquel- lender Vaterliebe: oaß der verstoßene Sohn nie ganz und gar ous dem Vaterherzen verbannt, nie mit der Wurzel ausge rodet gewesen warl Daß er immer noch hartnäckig und sieg haft ein ganz verborgenes Herzenswinkelchen behauptet hatte, !aus dem ihn kein berechtigter Groll, kein gedemütigter Stolz, ^eine gekränkte Liebe zu vertreiben gemocht hatte ... / „Kann ich noch etwas für sie tun, lieber Freund?" fragte der Pfarrer des Feldlazarettes und beugte sich teilnehmend über den regungslos liegenden Verwundeten. „Vielleicht Ihren Angehörigen schreiben?" Keine Antwort erfolgte. Forschend blickte er in die Züge des fürchterlich zuger'ch- teten Mannes, der ganz mit blutgetränkten Binden umhüllt war. Versank er schon wieder in diese todesähnliche Bewußtlosig keit, der Aermste? Doch nein, mühsam erhob sich der rechte Arm, das einzige noch freie Glied. Die Hand zeigte schwankend, tastend irgend wohin. Die Lippen öffneten sich . -. suchten vergebens ein Wort zu formen. „Trinken wollen Sie, Lieber? . -. Gern." Ein abweisendes Zeichen. „Nein? Hier auf dem Tische was? Ah, ich weiß! Ihr Kreuz Erster möchten Sie sehen. Hier ist es, lieber Freund — der Hauptmann hat es, als Sie schliefen, still auf die Decke ge legt." Die Fieberaugen winkten ab, der Arm reckte taumelnd ins Leere. Ratlos schaute der Priester umher. „Ah, die Brieftasche vielleicht?" Sie lag auf dem Stuhl bei den anderen Sachen. Richtig, das war'sl Suchend sah der Kranke zu, wie der Pfarrer sie öffnete, zwei geschlossene Briefe herausnahm und sie ihm hinhrelt. Doch er war noch nicht zufrieden. Versuchte unter leisem Stöhnen die Innenklappe der Tasche zu öffnen. Schnell half ihm der Seelsorger und zog ein abgegriffenes Büchlein, wie ein großes Notizbuch, hervor. Da war's gut. „Nach — meinem — T . Wie ein Hauch erstarb die Stimme. „Ja, ja, mein Kamerad, ich besorge alles treu," versprach der Pfarrer bewegt. Weih Gott, dieses furchtbare, heldenhaft getragene Geschick schnitt ihm ins Herz. Eine Weile schaute der Geistliche auf den schon wieder Be wußtlosen herab. Er warf einen Blick auf die beiden Briefs. Der ein- war jedenfalls an die Eltern; der andere an: Fräulein Adelheid Lieseseld in ... Der Pfarrer stutzte. Liesefeld? Liesefeld? Hieß so nicht auch einer der Aerzte drüben im Lazarett 17? Wenn er nicht irrte, war der sogar aus dem gleichen Ort. Wenigstens glaubte der Pfarrer sich des Dorfnamens zu entsinnen, da sie einmal, wie sooft,-- Motorspritze dmchbckchtDrSckengelander Ein Toter, vier Schwerverletzte. Eine Motorspritze aus dem württembergischen Schwarzwalddorfe Stock ach wurde zu einem Brande nach Mühlingen gerufen. In der Nähe der Kosakenbrücke kam der schwere Wagen in einer scharfen Kurve infolge Glatteises ins Rutschen, durchbrach das Geländer der Brücke, stürzte eine steile Böschung hinunter und legte sich im Bach auf die Seite. Von der 15 Mann starken Be satzung war der Friseur Hepp sofort tot, vier andere Feuerwehrleute erlitten schwere Verletzungen und wurden nach dem Krankenhaus Stockach gebracht. Neues susUr Wett 11 Jahre ohne Magen gelebt. In Bamberg ist der Gärtnermeister Johann Neubauer im Alter von 51 Jahren gestorben. Neubauer hatte elf Jahre lang ohne Magen ge lebt. Im Jahre 1921 sah er sich gezwungen, seinen Magen durch eine Operation entfernen zu lassen. Er ist jetzt einem Herzschlage erlegen. Raubmord an einem Landwirt im Münsterland. Drei Männer drangen in das Anwesen des Landwirts Schulze- Wenning in Appelhülsen an der Bahnstrecke Haltern— Münster ein. Der Landwirt wurde in seinem Schlaf zimmer überfallen und im Verlauf des Kampfes, der sich dort entspann, durch einen Schutz in die Schläfe getötet. Es liegt Raubmord vor. Französisches Verkehrsflugzeug brennend abgestürzt. Nach einer Meldung aus Madrid ist ein französisches Verkehrsflugzeug, das den Dienst zwischen Barcelona und Toulouse versieht, bei Barcelona brennend abgestürzt und vollkommen vernichtet worden. Der Führer und eine junge Dame sind verbrannt, während der zweite Passagier schwere Verletzungen erlitt. Die Ursache des Unglücks ist nicht bekannt. Schrecklicher Selbstmord eines Lokomotivführers. Aus dem Bahnhof Altsohl (Zolyom) in der Slowakei bestieg der Lokomotivführer Äocka eine fahrbereite Lokomotive, zog den Pelz aus, öffnete die Tür des Heizkessels und sprang in die Glnt hinein. Nach wenigen Sekunden war er vollständig verkohlt. Der Selbstmörder hinterlässt eine Witwe und zwei kleine Kinder. Er scheint in geistiger Um nachtung gehandelt zu haben. Eine Milliarde Schadencrsatzfordcrung gegen ehe malige Kreuger-Direktoren in Amerika. Die Irving Trust Company, die Treuhänderin der bankerotten Internatio nal Match Company, der amerikanischen Tochterfirma des Kreuger-Konzerns, hat acht Direktoren der amerikanische« Gesellschaft auf insgesamt 250 Millionen Dollar Schaden ersatz verklagt. Die Direktoren der International Match Company sollen die Kontrolle des Unternehmens fahr lässigerweise Ivar Kreuger überlassen und damit ihre eigenen Aufsichtspflichten verletzt haben. Zwei Personen bei einem Motorvootsnnglück er trunken. Im Hafen von Napier (Neuseeland) wurde ei« Motorboot von einem Dampfer gerammt und in zwei Hälften gespalten. Zehn Hafenarbeiter fanden dabei den Tod in den Fluten. > Einbruch in eine Postagentur. In eine PostagenkUU in Berlin-Mahlsdorf drangen in der Nacht zwei mas kierte Männer ein. Sie bedrohten einen Untermieter des AgentuAnhabers mit einer Pistole, brachen einen Post schrank auf und öffneten eine größere Zahl von Briefen, u. a. einen aus Amerika, der eine Geldsumme enthielt. Wieviel Geld ihnen in die Hände gefallen ist, konnte noch nicht scstgestellt werden. Wahnsinnstat in der Kirche. In einer katholischen Kirche in Oxford ereignete sich ein Vorfall, der großes Aufsehen erregte. Ein junges Mädchen, das vor einem Krippenbild stand, entfernte plötzlich zum Entsetzen der Umstehenden das Christus - kind aus der Krippe und legte ihren Säugling, den sie im Arme trug, an seine Stelle. Darauf stürzte sie zum Hochaltar, riß das Kreuz herunter und schleu derte es die Altarstufen hinunter. Schließlich wurde sie von den Kirchenbesuchern festgehalten und der Polizei übergeben, die sie in eine Irrenanstalt bringen ließ. von der Heimat erzählt hatten. Konnte der Doktor vielleicht ein Verwandter des Kranken sein? Da wollte der Pfarrer doch lieber noch heute abend hinüber reiten und ihn benachrichtigen. Die Sachen nahm er am besten mit. Es wurde freilich spät abends, ehe der Pfarrer seinen Vor satz ausführen konnte. Und dabei hieß es, erst noch eine kalbe Stunde warten, ehe die blutige Arbeit getan war und die Aerzte sich aus den weißen, blutbespritzten Kitteln geschält und wieder menschlich gemacht hatten. Bei einer Zigarre saßen die beiden Herren einander gegen über. Doktor Liesefeld horchte auf und griff hastig nach den Briefen. An die alten Heidgers! Und diese bekannte Schrift — Herr gott, das ist Clemens!! Clemens Heidger!! Erregt sprang er auf. Und hier — der Brief an seine Schwester. .. An seine Schwester? An Adelheid? Hatten die beiden? Eine Binde siel ihm von den Augen.,. Ja, ja, so mußte es sein! Damals Adelheids heißes Erschrecken, ihr späteres in sich gekehrtes Wesen, ihr schwerer Ernst — oh, sie hatte Le benslasten getragen! Und Clemens — hatte ihn diese Liebe vielleicht vor dem Abgrund bewahrt? Richard Liesefeld deckte die Hand über die Augen. Allzu stark arbeiteten die Gedanken in ihm. Damals hätte ertrotz aller- Iugendfreundschaft einen solchen Bund, der ihm keine Gewähr für ein Lebensglück schien, nicht gern gesehen. Aber nun, da Clemens dort drüben zerschmet tert und zerschunden lag, vielleicht sterbend ... das war ein Geläuterter, wie Gold im Feuer geläutert — ein Uebsr- winderl Einer, dessen Opferhingabe alle Schlacken wegge schwemmt hatte. Oh, Richard wußte ja alles von Aloys Leyvater! Weit öffnete sich sein Herz dem Freunde der goldenen Kinderzeit. Schnell zu ihm! Nur keine Zeit verlieren! „Ja, ein Jugendfreund, Herr Pfarrer," antwortete er in aller Hast und fügte eine kurze Erklärung bei. „Doch kommen Sie — nein, wir nehmen das Auto . . . Ihr Bursche kann morgen früh das Pferd holen!" (Fortsetzung folgt.)