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Wilsdruffer Tageblatt : 21.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193212215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19321221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19321221
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-21
-
Monat
1932-12
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 21.12.1932
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entbehren. Manzen sollte man nur das beste Baummateria! von marktgängigen Sorten. Für den Absatz sei es wesentlich, daß in einem Bezirke größere Mengen von einer Sorte er baut würden. Neben den vom Bezirk empfohlenen Sorten könne auch eine gutbewährte Lvkalsorte den Vorzug erhalten. Es empfehle sich, das Pflanzmaterial vorher zu besichtigen. Ausführlich ging der Redner noch auf Schnitt und Düngung, Pflege und Angeziefervertilgung, sowie Verwertungsmöglich keilen ein, um abschließend dann zusammenzufassen, daß der Obstbau in der Landwirtschaft durchaus nicht die Aschenbrödel rolle verdiene, die er gegenwärtig noch vielfach einnimmt. Eine gute Obstanlage sei ein Zeichen des Segens der Väter, die den Kindern Häuser baue. — Den belehrenden und anregenden Ausführungen wurde reicher Beifall zuteil. Line kurze Aus sprache und die Behandlung von Vereinsangelegenheiten schloß sich an. Was alles betteln geht! Am Sonnabend, so wird uns von verschiedenen Seiten berichtet, kam gleich ein Ehepaar fechten. Schon am Vormittage wurde der Markt abgekloppt und dis gegen abend hatten die beiden Leute anscheinend in unserer Stadt „zu tun". Oie nahmen alles, was man ihnen gab, auch Brot und Bettlergutscheine und haben anscheinend auch ein glänzendes Geschäft gemacht, denn am Nachmittag wurden sie beobachtet, wie beide mit gefüllten Rucksäcken auf nagel neuen Fahrrädern in Richtung Dresden heimwärts fuhren. — Wie schlecht Wohltätigkeit manchmal gelohnt wird, darüber noch ein Beispiel, das das „M. T." veröffentlicht: Kommt kürzlich ein älterer Bettler zu einer armen Rentnerin. Auf seine Ditte um etwas Esten wird ihm ein Teller Linsen, auf bürgerliche Weise — der jetzigen Olotzeit entsprechend zube reitet, gereicht. Als die betreffende Frau nach einer geraumen Zeit den leeren Teller und Löffel wieder hereinnehmen will, wundert sie sich wohl, beides sauber vorzufinden, doch von dem unfreiwilligen Kostgänger keine Spur. Wie erstaunte sie aber, als sie entdeckte, daß der „angeblich Hungernde" das Linsen gericht kurzerhand in den Briefkasten geschüttet hatte. Natür lich nicht, ohne Tür und Wände dabei zu beschmutzen. Ganz raffiniert hatte er außerdem, um seine Schandtat nicht gleich entdeckt zu sehen, auch noch den Lichtschalter mitgenommen. Bezahlt die Rechnungen der Handwerker! Erfreulicher weise ist die Weihnachtszeit diejenige Zeit, in der Kaufleute wie Handwerker alle Hände voll zu tun haben. Alle? Nun doch die meisten! Aber so erfreulich diese Tatsache ist, so verbindet sich mit ihr doch ein Uebelstand, der sich um so härter bemerk bar macht, je mehr es den Lieferanten an Geld und Kredit fehlt. Man möchte sich kein Geschäft entgehen lassen — und doch; woher im neuen Jahre das Material beziehen, wovon leben, wenn kein Geld da ist? Mit anderen Worten, wenn die Kundschaft alles schuldig bleibt? Rechnungen schicken? Mah nen gehen? Das ist auch so eine Sache. Ja, wenn die Leute selbst das nötige Einsehen hätten! Hierin aber fehlts oft! Dar um: „Zahlt bar, was ihr begehrt, dann seid ihr doppelt schätzenswert!" Ein verdienter Führer der sächsischen Landwirtschaft 70 Jahre alt. Am 22. Dezember vollendet Oekonomierat Fer dinand Arndt Ahlemann (Mügeln, Bezirk Leipzig) das 70. Lebensjahr. Der Jubilar, der einer hochangesehenen Land wirtsfamilie entstammt, hat sich um die Förderung seines Be rufsstandes bleibende Verdienste in jahrzehntelanger vorbild licher Tätigkeit erworben. Krastpostverkehr. Anläßlich des Weihnachtsfestes erhalten die vom 21. Dez. an auf den Linien der Deutschen Reichspost und der Sächsischen Staatlichen Kraftwagenverwaltung ge lösten Rückfahrscheine Gültigkeit bis mit 10. Januar 1933. Ladenschluß am Weihnachtsheiligabend. Nach dem Gesetz über den Ladenschluß am 24. Dezember dürfen am 24. Dezem ber (Weihnachtsheiligabend) nur bis 5 Ahr nachmittags, Ver kaufsstellen, die ausschließlich oder überwiegend Lebensmitkel, Gcnußmittel oder Blumen verkaufen, bis 6 Ahr nachmittags für den geschäftlichen Verkehr geöffnet sein. Die Vorschrift gilt auch für das gewerbsmäßige Feilbieten außerhalb offener Verkaufsstellen. Wer diesen Vorschriften zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bestraft. Erlaß von Kirchensteuer. Das ev.-luth. Landeskonsistorium veröffentlicht den neuen kirchlichen Einkommensteuertarif, fer ner Bestimmungen über Vorauszahlungen auf Grund der Einheitswerte gemäß der sächsischen Notverordnung, über die ermäßigten Zuschläge für Einkommen über 20 000 Mark und über den Erlaß von Kirchensteuer. Erlabbeschlüsse, durch die Erlaß von Gemeinde- und Landeskirchensteuer im Betrag von über 400 Mark, nicht mehr aber als 1000 Mark, bewilligt werden soll, sind dem zuständigen Bezirkskirchenamt, in weiter gehenden Fällen dem Landeskonsistorium selbst zur Genehmi gung vorzulegen. Zahlungen an Ausländer. Vereinzelt haben Ausländer, ihre inländischen Künden durch Rundschreiben darauf hinge wiesen, daß Zahlungen an Ausländer im Rahmen der Frei grenze nach 8 21 der Devisenverordnung ohne weiteres zuläs sig sind. Da derartige Mitteilungen geeignet sind, Inländer zu strafbaren Handlungen zu verleiten, wird erneut darauf hinge wiesen, daß eine Inanspruchnahme der Freigrenze nicht gestat tet ist, wenn ein Inländer in demselben Kalendermonat bereits eine Genehmigung einer Devisenbewirtschaftsstelle erhalten hat. Lediglich bei für Reisezwecke erteilten Genehmigungen ist die Inanspruchnahme der Freigrenze neben der Genehmigung zulässig. Inhabern von allgemeinen Genehmigungen zur Be zahlung einer Wareneinfuhr ist die Inspruchnahme der Frei grenze neben der Genehmigung nur dann gestattet worden, wenn die Zahlungen im Rahmen der Freigrenze für andere Zwecke als zur Bezahlung einer Wareneinfuhr erfolgen. Limbach. Märchenspielabend der Schule. Weihnachtsstim mung und Weihnachtsfreude in die Häuser und damit in die Familien zu bringen, war der Leitgedanke zu den Märchen spielabend der hiesigen Schule am letzten Sonntag und dürfte in vollstem Maße gelungen sein. Schon die Hauptpwbe am Nachmittag, die zugleich als Kindervorstellung galt, zeigte einen vollen Saal. Es war eine Freude, die strahlenden Ge sichter der kleinen Zuschauer zu sehen und das wißbegierige Dreinreden der Allerkleinsten zu vernehmen. Ein noch größe rer, ja unerwarteter Erfolg war die eigentliche Spielfolge am Abend. Vollgestopft an Zuschauern war der Saal, und mit ge spanntester Aufmerksamkeit folgten alle dem Spiel der kleinen Schauspieler, die mit großem Eifer ihren Rollen gerecht wur den und wirklich Prächtiges leisteten. Von einzelnen Bildern wurden manche der Erschienenen sogar zu Tränen ergriffen, trotzdem das Märchen nur Freude kündet. Ls ist darum auch zu verstehen, daß den kleinen Schauspielern überaus reicher Beifall gespendet und allseitig der Wunsch laut wurde, unbe dingt eine Wiederholung folgen zu lasten. Diesem Wunsche soll auch entsprochen werden und am Neujahrstage ein zweiter Spielabend folgen. Eine besondere Freude wurde der kleinen Spielschar bereitet: in rechter Würdigung der Mühe und Ar beit der kleinen Schauspieler hatte eine hiesige Familie den Knecht Ruprecht herbeigerufen, der jedem eine kleine Gabe spendete, das natürlich große Freude — auch bei den Zu schauern — auslöste. Es sei dieser Familie für ihre erwiesene Aufmerksamkeit auch an dieser Stelle aufs herzlichste gedankt. Zum Schlüsse sei noch der Gang des Märchenspiels „Was Hannerl in der Christnacht träumt" kurz geschildert: 1. Bild: Hannerl begibt sich nach der Bescherung zur Rühe, kleine Engel bewachen es, und große Engel führen es dann im Traum ins Märchenreich. 2. Bild: Hannerl kommt in die Zwergen mühle, in Frau Holles Reich. Frau Holles Segen ermöglicht ihr den Weg zum getreuen Knecht Ruprecht. 3. Bild: Im Win termärchenwald findet Hannerl auch Knecht Ruprecht, der ihr den Schlüssel zum Märchenschlvß gibt. Im 4. Bild lernt Han nerl die allen wohlbekannten Märchengestalten kennen. Der Märchenfee Segen ermöglicht Hannerl den Besuch der Him melswiese (5. Bild) und mit dem Segen des Christkindes, mit dem es hier zusammenkommt, kehrt es wieder heim. Das 6. Bild — ein stilles Bild voll echter Weihnachtsfreude — hat allseitig Freude erweckt. Wer — auch nach dem Christfeste — noch rechte Freude finden will, der komme zur Wiederholung am Neujahrstage. Wetterbericht. Vorhersage der Sächsischen Landeswetterwarte für den 22. Dezember: Zeitweise auffrischende Winde aus südlichen Richtungen. Heiter bis mäßig bewölkt, Neigung zu Nebelbil dung. Temperaturen wenig verändert/ Sachsen unS Nschdarlcdatt l Dresden. Kind schwer verbrannt. In einer Wohnung der Friedrichstraße fand eine Frau, die von einem Ausgang zurückkehrte, ihr fünf Jahre altes Töchter chen brennend auf dem Fußboden liegend auf. Der Brand hatte auch verschiedene Zimmergegenstände ergriffen. Die Verletzungen des Mädchens sind so schwer, daß an seinem Aufkommen gezweifelt werden mutz. Man nimmt an, daß sich das Kind am Ofen zu schaffen gemacht hatte und daß seine Kleider durch Funkenflug in Brand gerieten. Dresden. Kriminalbeamte? stirbt auf der Straße. Auf der Gutzkowstraße erlitt Kriminal- komissar Muschter vom Kriminalamt, als er sich auf einem Dienstgang befand, einen Schlaganfall. Auf dem Transport zum Krankenhaus ist er verstorben. Bad Schandau. Zollhinterziehung. Hier wurde der tschechoslowakische Staatsangehörige Slehuber, der von Rußland zugereist war, von Zollbeamten fest genommen und dem Amtsgericht zugeführt. Man sand bei ihm Bücher und Zersetzungsschriften in russischer und in deutscher Sprache und eine gestickte rotseidene Sowjeisahne. Gegen den Mann ist Untersuchung wegen Zollhinter ziehung eingeleitet. Dresden. Gelds chrankeinbrecher festge- nommen. In der Nacht zum 9. Dezember hatte ein Ein brecher in einem Büro in der Friedrichstraße den Geld schrank aufzuwuchten versucht, allerdings erfolglos. Als Täter konnte jetzt ein Kürschner aus Dresden festgenom men werden. Der Bursche war bereits Ende November einmal in das Büro eingedrungen und hatte nach Bar geld gesucht. Cunewalde (Lausitz). Der gestohlene Hoch zeit s k u ch e n. Eine betrübliche Überraschung erlebte eine Hochzeitsgesellschaft im Mitteldorf. Als man den Kuchen zum Schmause holen wollte, entdeckte man, daß er bereits andere Liebhaber gefunden hatte. Spitzbuben hatten ihn bis auf die „Ränder" aufgegessen. Bannen. Hundert Jahre Städtische Spar kasse. Die hiesige Städtische Sparkasse begeht in diesen Tagen die Feier ihres hundertjährigen Bestehens. Alan hat von eine? Festlichkeit abgesehen, dafür aber eine größere Geldsumme für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt Bad Lansick. 85jähriger Bürgermeister wieder gewählt. Der Bürgermeister Engert aus Oberpickenhain, der bereits seit 25 Jahren Gemeindeober haupt ist, wurde wiedergewählt. Engert steht im Alter von 85 Jahren. Zwickau. Polizei im Stadtparlament. Die letzte Sitzung des alten Stadtverordnetenkollegiums' fand einen stürmischen Abschluß. Die Kommunisten versuchten, die debattelose Verabschiedung des Hausbaltplanes zu vereiteln und machten zu diesem Zwecke Störungsversuche, die „programmäßig" dazu führten, daß Polizei im Sitzuugssaale erscheinen und die Vertreter der KPD. zum Teil mit Gewalt aus dem Saale entfernen mußte. Diese Szenen wiederholten sich dreimal nacheinander. Der Haushaltplan selbst wurde einstimmig abgelehnt. Dagegen fanden kommunistische Abänderungsanträge in Abwesen heit der Antragsteller unter allgemeiner Heiterkeit mit Stimmenmehrheit Annahme. Lengenfeld. Schwerer Autounfall. In Grün stietz ein Lastkraftwagen mit einem Kraftwagen aus Zwickau zusammen. Der Kraftwagen wurde zertrümmert. Von den drei Insassen wurden zwei leicht und einer schwer verleb» Adorf i. V. S ch i e n e n a u t o b u s A d o r f — A s ch. Am 1. Januar 1933 soll auf der Strecke Adorf—Asch ein Motorzug (Schienenautobus mit Anhänger) in Be trieb genommen werden. Waldenburg. Rätselhafter Tod. In der Nähe des Wasserwerkes wurde die Leiche einer etwa 50 Jahre alten Frau aus der Mulde gezogen. Am Kopfe der Toten wurde eine große Wunde festgestellt, so daß noch nicht erwiesen ist, ob es sich um einen Selbstmord, Unglücksfall oder Verbrechen handelt. Böhmisch-Leipa. Vergiftete Forellen. Ganze Körbe, voll vergifteter Forellen mußten dieser Tage aus den.Staubehältern der Forellenzüchter in Wolfersdorf her ausgenommen werden. Unbekannte Täter haben damit den Züchtern einen ganz erheblichen Schaden zugesügt. Mord und Selbstmord in Dresden Am Mittwoch vormittag wurde die Mordkommission des Kriminalamtes Dresden nach Schnorrstraße 10 gerufen. In der ersten Etage dieses Grundstücks wohnte ein 51jähr. Kauf mann mit seiner Ehefrau und einer 19 Jahre alten Tochter Mit der Tochter hatte der Kaufmann gegen 9 Uhr früh sine Auseinandersetzung, in deren Verlauf er das Mädchen durch einen Herzschuß und sich selbst durch einen Kopfschuß tötete. Sie sächsische Amnestievorlage angenommen. Sächsischer Landtag. (96. Sitzung.) Dresden, 20. Dezember. Die letzte Sitzung des Landtages vor dem Weihnachtsfcst hatte bei aller Wichtigkeit des von der Regierung vorgelegten Amnestiegesetzes doch nichts von Spannung, auch bei den Zaungästen auf den Tribüne war nicht viel von Anteilnahme wahrzunehmen. Präsident Dr. Eckardt gab nach Eröffnung der Sitzung bekannt, datz der Ältestenausschutz beschlossen habe, die Ne^ gierungsvorlage über Gewährung von Straffreiheit, unter Ver zicht auf die vorgeschriebenen Fristen, sofort in Schlußberatung zu nehmen. Für die deutschnationale Fraktion erklärte Abg. Professor Siegert, datz dieser Beschluß eine starke Zumutung für seine Partei bedeute. Leider könne man als Minderheit nickuS dagegen machen, denn man sehe sich vor eine „kompakte Majo- rirai" gestellt. Die deutschnationale Fraktion verzichtete daher auf ihr Einspruchsrecht, sie verwahre sich aber gegen die even tuelle Annahme, daß sie in irgendeiner Weise ihren Stand punkt gegenüber den Amnestievorlagen geändert habe. Abg. Hermann (Kom.) brachte noch eine Reihe von Zn- satzantiügen, von deren Annahme er die Zustimmung seiner Fraktion zur Vorlage abhängig machte. Abg. Neu (Soz.) glaubte, feststellen zu können, daß der sozialdemokratische Antrag auf ein Amnestiegesetz durch die Regierung wohl formale Verbesserungen erhalten habe, an dem eigentlichen Charakter des sozialdemokratischen Antrages sei aber festgehalten worden. Justizminister Dr. Mannsfeld erklärte, daß die Regierung doch wohl zu erkennen gegeben habe, daß sie gewillt sei, dem Wunsche des Landtags im Rahmen dessen, was im Staatsinteresse noch verantwortet werden könne, Rechnung zu tragen. Was in der Vorlage der sächsischen Re gierung über die Reichsamnestie hinausgehe, sei das äußerste, was auf dem Wege der Amnestie überhaupt getan werden könne. Ein Darüberhinaus gehe im Interesse der Öffentlichkeit nicht an. Der Justizminister versprach zum Schluß, alles zu tun, damit die Amnestie noch vor dem Weihnachtsfeste in Kraft trete. Die Nationalsozialisten erklärten ihre Zustim mung zu dem Gesetzentwurf der Regierung. Abg. Hickmann lehnte für die Deutsche Volkspartei auch die vorliegende Amnestievorlage ab. Seine Fraktion halte die Zeit für eine allgemeine gesetzliche Amnestie nicht für ge kommen und eine so weitgehende Strafbesreinng für uner träglich. Die W i r t s ch a f t s p a r I e i, ebenso die Staats- Partei und die Volksrechtpartei erklärten ebenfalls, gegen die Vorlage zu stimmen. In der Abstimmung wurden die Amnestieantröge der Sozial demokraten und Kommunisten abgelehnt, dagegen die Amnestie- Vorlage der sächsischen Regierung mit den Stimmen der Kom munisten, Sozialdemokraten, Nationalsozialisten und Dcntsch- sozinlistcn angenommen. Nächste Sitzung am 19. Januar 1933, 13 Uhr. * Reue Anträge Im Sächsischen Landtag ist in den letzten Tagen wieder eine Reihe von Anträgen der verschiedensten Art eingegangen. So fordert ein Antrag der Volksrechlpartei eine Lotterie für den Freiwilligen Arbeitsdienst. Die deutschnationale Landlagssraltion wünscht eine Einwir kung des Landtages auf die Regierung dahingehend, bei der Neichsregierung und dem Neichsrat die sofortige Besei tigung der Bier- und der G e m e i n d e g e t r ä n t e- Steuer zu beantragen; ferner wird weitgehender Erlab rückständiger Mietzins- und Realsteuern und Aus hebung von Zwangsver st eigerungen gefordert, wenn es sich dabei um Stcuerrückstaude bei unverschuldeter Zah lungsunfähigkeit handelt, und schließlich ein Verbot von Neu- crteilung der Schankerlaubnis in Erfrischungs räumen in Waren- und Verkaufshäusern usw., sowie Ein schränkung der bereits bestehenden Genehmigung und ein Ver bot musikalischer Darbietungen, Fünf-Uhr-Tees, Tanzveranstal tungen und ähnliches in derartigen Erfrischungsräumen. Ein anderer Antrag der Deutschnationalen geht dahin, die Regierung zu ersuchen, dem Landtag eine Gesetzesvorlage zu unterbreiten, wonach bei Steuerpflichtigen, an die Steuer gutschet ne vom Finanzamt ausgegeben worden sind, für die Berechnung der Gewerbesteuer das durch diese Steuergul scheine gebildete Kapital und der auf die Gutscheine entfallende Ertrag von der Gewerbesteuer sreizustellen ist. Die sozialdemokratische Fraktion beantragt, daß das Reife zeugnis der Wirtschaftsoberschule zum Studium der Volks wirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Dresden und an der Universität Leipzig berechtigt, ferner, daß der Unter richt an allen Volksschulen auch während des Winters und trotz demMangel an Heizunysmalerial in man chen Gemeinden in voller Planmäßigkeit erteilt werden kann. Die Wirtschaftspartei fordert eine Novelle zum sächsischen Jagdgesetz, da die jetzigen Bestimmungen des Jagdgesetzes zum Teil nicht mehr mit den gegenwärtigen Verhältnissen in Einklang stünden. Ein ausführlicher Antrag der Deuischnationalen Volks partei beschäftigt sich mit der Lage aus dem Bau markt. Ler Regierung »löge ausgegebcn werden, dem Landtag einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die Regierung die Reubau- irisis selbst und ihre Auswirkung aus Baugenossenschaften aller Art sowie private Bauherren zu lösen gedenkt. Gleichzeitig wird um Auskunft über eine Anzahl von Fragen ersucht, die das Bau-, Siedlungs- und Wohnungswesen betreffen. Eine Prämie für vromvie Bezahlung. Das Mitteldeutsche Braunkvhlcusnndikat führt die Pünktlichkeitsprämie ein. Der Schutzverband der Brikettgrossisten im Bereich des Ostelbischcu Braunkohlenspuditats e. V. hat die jetzt er folgte Einführung einer Pünktlichkeitsprämie im Mittel deutschen Braunköhlenshndikat zum Anlatz genommen, um im Verfolg ähnlicher, schon lange im Kohlenhandel er örterter Wünsche beim Reichswirtschaftsministerium und beim Neichskohlenrat sowie beim Deutschen Jndustrie- und Handelstag und beim Deutschen Handwerks- und Ge werbekammertag die Einführung einer solchen Pünktlich keitsprämie als begrützenswerte Entwicklung der kauf männischen Gepflogenheiten in der deutschen Kohlenwirt schaft anzuregen. Sicherlich würde durch diese Regelung, vor allem als Mutzbestimmung, der Anreiz zu pünklicher Bezahlung gegeben und damit im Interesse aller Beteilig ten nach dem Vorbild anderer Branchen ein für die ge schäftlichen Beziehungen segensreicher Brauch auch in der deutschen Kohlenwirtschaft cingesührt werden — (voraus gesetzt, daß das Geld auch immer bereit liegt. D. Red.). Gebt zu der Winterhilfe!
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