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MsdnifferTagMit Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erschein» an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. BejUgSPreis monatlich 2,— RM. Irci Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1V Ngsg. Alle Postanstaltcn und Post- daten, unsere Austrägern. , Geschäftsstelle, nehmen zu ^d« Zeit Bestellungen ent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend gegen. Im Falle höherer Dewalt, Krieg od. sonstiger " " ' Betriebsstörungen besteht Aern Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige. die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Borge- schrieben- Erscheinungs- /» tage und Platzvorschristen wrrdeu nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig,. Anzeigen, annahme bis vorm.IVÜHr. - - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amts gerichts und des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 295 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 17. Dezember 1932 Gehemmter Fortschritt. Wieder einmal: der 13. — „Was d« nicht willst, daß man die tu'..." — Die Wirtschaft im Angriff. Wer abergläubisch ist, konnte während der letzten Jahre in so manchem Geschehen der Weltgeschichte, das am 13. vor sich ging, so etwas wie eine Bestätigung finden. Und wieder ist es ein 13. gewesen, an dem wichtigstes welt geschichtliches Geschehen erfolgte: Der Entschluß des fran zösischen Parlaments, den Schuldenzahlungsvertrag mit Amerika nicht zu erfüllen. Denn dieser Entschluß stand bereits am 13. fest, als Herriot die Rednertribüne bestieg, nm wenigstens zu erreichen, daß Frankreich unter den selben Vorbehalten oder Bedingungen zahlte, wie England. Der sich diesem entgegensetzende Entschluß der Kammer war nur der Punkt auf dem i, das am 13. geschrieben wor den war. Und das ist auf den Tag genau geschehen, vierzehn Jahre, nachdem Woodrow Wilson 1918 den französischen Boden betrat, um dem kriegszerfleischten Europa den Frieden zu geben, den er vielleicht wollte, den die europäischen Großmächte England, Frankreich und Italien aber nicht zuließen. Durch sein Eingreifen in den Krieg hatte er diese Mächte gerettet und zum Er folge geführt, — und nun wollen dieselben Mächte nur sehr ungern oder, wie Frankreich und Belgien, gar nicht die Kosten ihrer Errettung bezahlen. * ' Wenn jede dieser europäischen Mächte sich jetzt grund sätzlich auf den Standpunkt stellte, aus naheliegenden weltwirtschaftlichen Ursachen und Erwägungen heraus überhaupt keine Kriegsschulden mehr be zahlen zu wollen, so muß man deutscherseits doch Wohl in aller Bescheidenheit darauf aufmerksam machen, daß man uns gegenüber ans der Lausanner Konferenz sich von dem Vorhaben nicht abbringen ließ, uns eine Re st Zahlung von 3 Milliarden Reichsmark als Tribute auf- zucrlegen. Wenn dabei die Einschränkung gemacht worden ist, daß diese Zahlung erst erfolgen soll, wenn und sofern wir zahlungsfähig auf Grund eines sichtbaren wirtschaft lichen Aufschwunges werden, so ändert das nichts an der grundsätzlichen Forderung Frankreichs, daß wir eben auch in Ankunft noch eine Tributzahlung tragen und leisten sollen. Und schließlich können die Franzosen und Belgier nicht daran vorbei, daß ihrerseits eine Nicht- ersüllung von Verträgen mit Amerika vorliegt. Es entbehrt demgegenüber nicht eines gewissen pikanten Reizes, wenn acht Tage zuvor der französische Minister- Präsident Herriot allerhöchst persönlich und ausdrücklich ver sicherte, daß Deutschland niemals bindende Unterschriften offen verleugnet habe! Das Hoover-Feierjahr ebenso wie die Lausanner Beschlüsse gingen von einem deutschen Nichtzahlenkönnen aus; was Amerika aber jetzt der französischen und der belgischen Negierung zum Vorwurf macht, ist nichts anderes, als daß diese Länder zwar zahlen könnten, aber nicht zahlen wollen. * Daß die Lausanner Beschlüsse nicht zu einer Streichung der deutschen Tributzahlung führten, sondern an jene, Restsumme von drei Milliarden festhielten, daß außerdem ihre Ratifizierung abhängig gemacht wurde von eine, „befriedigenden Regelung der Kriegsschulden an Amerika", war beides wieder einmal, genau so wie beim Hoover-Feierjahr, Ursache dafür, daß der als Folge von Lausanne erwartete weltwirtschaftliche Fort schritt und Anstieg gehemmt und gebremst worden ist; auch hier wiederum trug Frankreich die Schuld an diesei Störung. Und daran kann man Wohl auch die zweite Feststellung schließen, daß nun bei einer Regelung der Kriegsschulden Amerika auf das verweisen wird, w a s in Lausanne beschlossen wurde und w i e dies zustande kam In der Hanptausschußsitzung des Reichsverbandes der deutschen Industrie hat der Vorsitzende, Dr. Kruppvon Bohlen undHalba ch, gerade diese drei Feststellungen zum Ausgangspunkt seiner programmatischen Ausfüh rungen über Lage und Zukunft der Wirtschaft gemacht und mußte nun wieder einmal beklagen, daß leider die außen- wirtschaftlichen Wünsche und Nöte nur im Zu sammenhang mit der Regelung auch der außenpoli tischen Fragen in Ordnung gebracht werden können. Diese nicht wegzuleugnende Verknüpfung übt eben einen bald stärkeren, bald weniger merkbaren, aber doch immer vorhandenen Druck aus auf den Willen zur wirtschaft lichen Besserung. Fast scheint es, als führe diese wirt schaftliche Ungeduld einen hoffnungslosenKamps gegen außenpolitische Hemmungen, obwohl man, wie Dr. Krupp von Bohlen und Halbach feststellen zu dürfen glaubte, „zweifellos etwas hoffnungsfreudiger in die Zukunft schauen kann, als es noch in der ersten Hälfte dieses Jahres der Fall war". * Gerade darum vermied es auch der neue Reichskanzler vonSchleicher in seiner Programmrede mit betonter Ausdrücklichkeit, in diese wirtschaftspolitische Entwicklung einen Knick Hineinbringen zu wollen. Vielmehr erklärte er — was übrigens auch nicht anders zu erwarten war —, daß sein Wirtschaftsprogramm grundsätzlich eine Fort- tetzuns_der wesentlichen Teile, vor allem aber der 3 dee SmzöWe „VerttWtme". Störungsseuer gegen die Gleichberechtigung. Frankreich rückt offen von der FSnf- mächtevereinbaruug ab. In Genfer internationalen Kreisen erregt eine Denk schrift der französischen Abrüstungsabordnung, in der gegen die amtliche deutsche Auslegung der Fünfmächtevereinbarung vom 12. Dezember Stellung genommen wird, großes Aufsehen. Diese Denkschrift, die einzelnen Genfer Stellen vertraulich übermittelt worden ist, deckt sich inhaltlich fast vollständig mit der von der halbamtlichen Havasagentur am 15. Dezember veröffent lichten Stellungnahme. Die Denkschrift sucht im wesentlichen die Fünfmächte vereinbarung in allen Punkten zu entwerten und betont, daß selbstverständlich im Falle eines Scheiterns der Ab rüstungsverhandlungen der Versailler Vertrag weiter unbeschränkt in Kraft bleibe, daß ferner die Gleichherechtigungs frage Deutschlands in unlösbaren Zusammenhang mit der Regelung der S iche r h eit s frage gebracht sei und die Gleichberechti gung wie auch die Sicherheit keineswegs Ausgangs punkt, sondern lediglich eines der Ziele der Ab rüstungskonferenz sei. Die deutsche Regierung habe ihre Forderung auf Anerkennung der qualitativen Gleich berechtigung und der gleichen Geltungsdauer des kom menden Abrüstungsabkommens nicht durchgesetzt. Teil V des Versailler Vertrages werde nur dann ab geändert werden, wenn das künftige Abrüstungsabkom men von sämtlichen Signatarstaaten des Versailler Ver trages unterzeichnet und auch ratifiziert worden sei. Dieses planmäßige französische Vorgehen wird in allen unterrichteten Kreisen alseinoffenesAbrücken der französischen Regierung von der Fünfmkchteverein- barung bewertet. Der Protest der kleineren Mächte im Hauptausschutz der Konferenz kann daher nur als der Auftakt zu einem planmäßigen französischen Vorgehen zur Entwertung der gesamten Fünfmächtevereinbarung aus- gefaßt werden. Die deutsche Regierung wird unter Be rücksichtigung dieser Lage entscheidenden Kampf aus der bevorstehenden Januartagung des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz ausnehmeu müssen. * Kaum ist die Tinte der französischen Unterschrift unter der Genfer Einigungsformel über die deutsche Gleichberechtigung trocken geworden, da setzt schon das halbamtliche Störungsfeuer des französischen Aus wärtigen Amtes oder wahrscheinlich der französischen Militärs mit Verdrehungen und Wortschiebungen ein. Die „Heiligkeit der Verträge", die für Frankreich eine so große Rolle spielt, wenn es aus ihr für sich Kapital schlagen kann, verflüchtigt sich sofort in Schall und Rauch, wenn diese Abmachungen für es unbequem werden. Nach dem Amerika und England dies auf finanziellem Gebiete erfahren haben, geben die jetzigen Ausführungen zum Genfer Abkommen eine neue Illustration zur „Ver tragstreue" Frankreichs. Frankreich scheint aller Welt immer wieder erneut zeigen zu wollen, daß es ver sagt, Wo große Politik am Zuge ist, und daß es nur Meister ist in de» Winkelzügen kleinlichen Krämergeistes. Ein Kabinett Chauiemps—Hernoi? Der vom französischen Staatspräsidenten mit der Neu bildung der Regierung beauftragte frühere Innenminister Chautemps gab die Erklärung ab, daß er ohne Herriot kein Kabinett bilden werde. Im Mittelpunkt feiner Erwägungen steht nach wie vor sein Freundschafts verhältnis zu Herriot. Chautemps ist bestrebt, eine Brücke zwischen der von Herriot vertretenen Auffassung in der Schuldenfrage und der Haltung der Kammer zu bauen. Die Mitglieder des Finanz- und des Auswärtigen Ausschusses der Kammer haben die Stimmung des Parla ments sondiert und Chautemps von dem Ergebnis ihrer Unterredungen mit zahlreichen Abgeordneten unterrichtet. des Papen-Planes sein wolle und sein werde. Dr. Krupp von Bohlen und Halbach hat diese Idee damit umschrieben, daß in unserem Wirtschaftsleben „die noch vorhandenen lebendigen Kräfte gestärkt werden müßten, und daß die wesentlichsten dieser Kräfte die per sönliche, privatwirtschaftliche Initiative" sei. Als Herr von Schleicher vor seiner Ernennung zum Reichskanzler stand, glaubte man, vor seinen „planwirt schaftlichen" Ideen warnen zu müssen. Diesen Be denken suchte er in feiner Rede zu begegnen. „Die Stärkung der persönlichen Energie, Entwicklung der per - sönl.iOe.n Leistungsfähigkeit und Steigerung Tagung des Auswärtigen Ausschusses. Im Reichstag versammelte sich der Auswärtige Aus schuß unter dem Vorsitz des Nationalsozialisten Dr. Frick. Der Sitzung wohnten neben dem Außenminister Staats sekretär von Bülow, Botschafter Nadolny, Finanzminister Graf Schwerin-Krosigk, zahlreiche Beamte des Auswärti gen Amtes und eine Reihe von Ländervertretern bei. Zu nächst erstattete Reichsaußenminister Freiherr v. Neurath einen Bericht über die außenpolitische Lage. Im zweiten Teile seiner Rede beschäftigte sich Minister v. Neurath ausführlich mit den Genfer Ab rüstungsverhandlungen. Reichsfinanzminister Graf Schwerin-Krosigk machte im Anschluß daran einige er gänzende Bemerkungen über das Abkommen von Lausanne. Dann begann die Aussprache, die sich im wesentlichen zunächst mit Lausanne beschäftigte. An ihr beteiligten sich die Abgeordneten Graf Reventlow (Nat.-Soz.), Dr. Quaatz (Dtn.), Dr. Wirth (Ztr.), Rosenberg (Nat.-Soz.) und Dr. Neubauer (Komm.). * Noch keine Auskunft über die Finanzlage. Reichsfinanzminister Graf Schwerin-Krosigk hat dem Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des Reichstages mitgeteilt, daß er sowie der Neichsarbeits- und der Reichs- wirtschaftsminister zu der für Montag anberaumten Sitzung des Haushaltsausschusses nicht kommen könnten, um über die Finanzlage Auskunft zu geben, da sich die Haushaltslage mit Rücksicht auf das Arbeitsbeschaffungs programm bis dahin noch nicht genügend überblicken lasse. Hugenberg beim Reichskanzler. Dr. Hugenberg wurde vom Reichskanzler v. Schleicher empfangen. Der Kanzler besprach mit dem Führer der Deutfchnationalen die gesamtpolitische Lage. Papen spricht im Serrenklub. über den Sinn seiner Regierungspolitik. Anläßlich des traditionellen Jahresesfens deS Ber liner Herrenklubs hielt der frühere Reichskanzler v. Papen eine Ansprache. Er führte aus, daß er mit besonderer Freude die Gelegenheit ergreife, inmitten dieses Kreises zu sprechen, der den Zielpunkt von Angriffen der Oppo sition gewesen sei. Er nahm Stellung zu Sinn und Ziel der Politik der bisher von ihm geführten Regierung. Er erläuterte die Notwendigkeit einer „grundsätzlich neuen Staatsführung", über die er zu Beginn seiner Regierung gesprochen habe. Der Weimarer Gesetzgeber habe die uralt« Erfahrung vernachlässigt, daß Negierungsgewalt und Kon trolle der Volksvertretung zwei völlig getrennte Ding« fein müßten. Gewiß sei es richtig, daß die Schaffung von Arbeit und Brot das Primäre seien. Aber der Umbau unserer Wirtschaft und die Genesung unserer soziale« Verhältnisse hätten zur Voraussetzung ein gesundes kon- stitutionelles Leben, das Kernstück der Verfassungsrcform fei die Neuordnung der Willensbildung zwischen Reich und Ländern ' " „ , .. Das Programm der verflossenen Rerchsregierung hab« ein einheitliches Ganzes gebildet. Die Voraussetzung für die Erfüllung aller Aufgaben sei die Stabilisierung des eigenen sozialen und wirtschaftlichen Gleichgewichts. Diesem Ziel habe die Bekämpfung der Wirtschaftskrfl« durch die Belebung der Privatinitiative gedient. Erst «in innerlich ins Gleichgewicht gebrachtes Deutsch, land werde auch die internationale Gleich berechtigung erkämpfen und die verloren gegangen« Souveränität zurückerobern können. Sein Freund und Nachfolger im Kanzleramt habe eine kluge und sachlich« Politik entworfen. Die Klugheit des Kanzlers wie di« Sachkenntnis und Energie seiner Mitarbeiter verdienten volles Vertrauen für den Weg, den sie aufgezeigt hätten. Das politische Leben erfordere gewiß wechselnde Methoden, aber es fordere auch bleibende Grundsätze. Es sei sicher, daß über aller Taktik, die die Stunde verlangen möge, auch die neue Reichsregierung die grundsätzlichen Ziel« unverändert im Auge behalten werde. des GesUyis deretgeneuVerantwortung sind tu der Tat die entscheidenden geistigen Mittel, mit denen die Privatwirtschaft auch in Zukunft imstande sein wird und imstande fein muß, die menschlichen Be dürfnisse besser als jedes andere Wirtschaftssystem zu befriedigen", äußerte Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, — und für den jetzigen Reichskanzler als Soldat und ehe maligen Führer im Weltkriege sind gerade diese Worte, die hier auf die Wirtschaft angewandt werden, nichts anderes als Forderungen, die er damals an den Sol daten stellte, jetzt an die Kämpfer im Wirt schaftskriege stellen muß. Dr. Pr.