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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 292 —Mittwoch, den 14. Dezember 1932 Tagesspruch. Dunkeln muß der Himmel rings im Runde, Daß sein Sternenglanz zu leuchten wage; Stürmen muß das Meer bis tief zum Grunde, Daß ans Land es seine Perlen trage. Klassen muß des Berges offne Wunde, Daß sein Goldgehalt ersteh zu Tage; Dunkle Stunden müssen offenbaren, Was ein Herz des Großen birgt und Klaren. Anastasius Grün. Eise vorbildliche Lande-Mler Zur Erinnerung an den 25. Todestag der Königin Carola am 15. Dezember. Am 15. Dezember sind 25 Jahre vergangen, seitdem eine der edelsten Frauen, die je auf einem Königsthron gesessen, die müden Greisenaugen nach einem Leben geschlossen, das von frühester Jugend an nur getragen war von dem Geiste des Wibelwortes: „Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht!" — Die im Sachsenlande noch heute unvergessene und in zahllosen Liebeswerken fortlebende Königin Carola von Sachsen, die das Idealbild einer wahrhaften Landesmutter verkörperte und weit über das Grab hinaus getragen ward von der Liebe ihres Sachfenvolkes. Mit allen Frauentugenden gesegnet und schon vls junges Mädchen von einer tiefen Liebe zur Kinderwelt er füllt, war ihr ganzes Streben von früher Jugend an, die Not der Armen und Kranken, der Leidenden und Mühseligen in Krieg und Frieden zu lindern, war ihr Denken und Handeln bis zum letzten Atemzuge immer nur königlich im edelsten Sinne. Geboren am 5. Aug. 1833 als Tochter des Prinzen Gustav von Wasa und der Prinzessin Luise von Baden im Schönbrun ner Schloß, wuchs die Prinzessin auf der hochgelegenen lan desfürstlichen Burg Eichhorn in dem an Naturreizen so reichen Schwarzawatal heran, mit dem dunkelblonden Lockenkopf und blauen Augen in der malerischen Tracht der Talbewohner ein Liebling aller, und genoß eine sorgfältige Erziehung. Später übersiedelte sie mit der Mutter, mit der sie die innigste Liebe verband, nach der Herrschaft Morawetz, wo sich zum ersten Male die später ihr ganzes Leben erfüllende Liebe offenbarte, den im Kriege Verwundeten zu helfen. Als 1848 in Ungarn der Aufstand tobte, arbeitete sie Tag und Nacht für die Kämp fenden. Zn dem freundlichen Schlöffe von Morawetz traf sie auch zum ersten Male mit ihrem späteren Gemahl, dem damaligen Prinzen Albert von Sachsen, zusammen, der gemeinsam mit seinem Bruder Georg als Gast des Erzherzogs Albrecht bei Brünn jagte und auf Schloß Morawetz vorsprach. Der Ein druck, den die beiden junaen Menschen aufeinander gemacht, war so tief, daß Prinz Albert von Sachsen schon bald danach um die Hand der Prinzeffin anhielt. Am 5. Dezember 1852 fand die Verlobung und Mitte Zuni 1853 die Hochzeit statt. Es folgten glückliche Zahre, bis dann 1866 die Kriegsfurie wieder den ganzen Ernst des Lebens auch in diese iunge Che trug. Das ganze Herz der Prinzessin gehörte den Verwunde tem Täglich viermal besuchte sie die Lazarette in Wien und legte selbst überall mit Hand an. Zn diesen Tagen mag ihr auch der Gedanke gekommen sein, die Kriegskrankenpffege in neue Bahnen leiten. Unter dem Zeichen des Roten Kreuzes begann ihre organisatorische Liebestätigkeit, und unermüdlich Half sie mit, den Satzungen der Genfer Konvention greifbare Gestalt zu verleihen, bis ffe dann mit der Gründung des Albert'weigvereins, besten Präsidium ffe übernahm, eine Groß tat unerschöpflicher Menschenliebe vollbrachte. Bis zur Selbstaufopferung aber steigerte sie ihre von einer beispiellosen Geschäftskenntnis und Organisationsgabe getra gene Liebesfursorae, als der Krieg 1876/71 ausbrach. Sie war die Seele der gesamten Kriegsfürsorge. Keine Sendung ging nach dem Krleasscbauvlatz. ohne ihre Prüfung. Sie unterrich tete sich ständig persönlich überall über den Stand der Dinge, half selbst kochen und nähen, nahm 20 Verwundete in ihre Villa auf und besuchte in den Lazaretten, ob >n Dresden oder irgendwo im Lande, Freund und Feind. Der König v. Sachsen verlieh ihr in Anerkennung ihres menschenfreundlichen Wir kens den Srdonienorden, und der Preußenkönig, der ihr ganz besonders zugetan war, dankte ihr durch Verleihung des preu ßischen Luisenordens. Was sie aber als Kronprinzessin begonnen, setzte sie nach der Thronbesteigung Ihres Gatten am 29. 10. 1873 als Lan desmutter in noch höherem Maße sort. Mit dem König reiste sie durch das ganze Land und verschaffte sich so auf allen Ge bieten persönliche Kenntnisse, dabei immer im stillen Gutes tuend, Freude bereitend, die Not lindernd. Sie arbeitete Tag und Nacht und hörte auf keine Mahnung, sich zu schonen. Da für gehörte ihr aber auch die Liebe des ganzen Sachfenvolkes, die überwältigenden Ausdruck bei ihrer Silberhochzeit fand, wie sie auch bei der 800jährigen Wettinfeier 1879 im Mittel punkte der Huldigungen stand. Auch als sie 1902 die Augen des geliebten Gatten hatte zudrücken müssen und die Last der Jahre sie zu beugen begannen, vermochte sie die beginnende Körperschwäche nicht von ihrem Liebeswerk abzuhalten. Sie widmete sich aufopfernd König Georg und bemühte sich auch um Friedrich Augusts Kinder, bis dann die Körperschwäche !o zunahm, daß sich die Greisin führen oder fahren lassen mußte. Als dann im Dezember 1907 ein Nierenbeckenkartarrh eintrat, versagte ihre Widerstands kraft; am 15. Dezember früh kurz nach 164 Uhr entschlief sie sanft und schmerzlos, von Tausenden beweint, von Tausenden vermißt und noch im Tode gesegnet von dem ganzen Sachsen volke. Mit allen Frauentugenden ausgezeichnet, hatte das Schicksal eine goldene Königskrone auf ihr Haupt gesetzt, sie aber hatte sich durch ein Leben voll Liebe und Opfertum eine unvergängliche Krone aufs Haupt gesetzt, deren Heiligenschein niemals vergehen wird! Rund um den Landtag. Bevor der Sächsische Landtag in die Weihnachtsferien geht, und die einzelnen Abgeordneten ihr Ranzel schnüren, um im Kreise ihrer Familie und im Kerzenschimmer des Weihnachtsbaumes einmal alles zu vergessen, was irgend wie nach Politik aussieht, hat er noch einmal eine Anzahl ausgedehnter und von fleißigen Beratungen erfüllter Sitzungen abgehalten. Und vielgestaltig ist auch der Stoff, der diese Sitzungen ausfüllte. Von dem Kampf um die Aufhebung der drei Amtshauptmannschaften bis zu den Anträgen auf eine Amnestie für aus der Not der Zeit entstandene Delikte, von Wirtschaftsfragen bis zum neuen Kirchensteuergesetz wurden eine ganze Anzahl mehr oder minder brennender Tagesfragen behandelt, und es muß zur Ehre des Landtages schon gesagt werden, daß er dies ! - abgesehen von einigen unschönen Reibereien - im großen und ganzen mit Würde und Sachlichkeit getan hat. Um die Aufhebung der drei Amtshauptmannschaften Olsnitz, Werdau und Dippoldiswalde wogt der Kampf schon so lange hin und her, wie dieses Projekt überhaupt bekannt ist. Schon die zu früherer Zeit von dem jetzigen Ministerpräsidenten Schieck als dem ehemaligen Vorsitzen den des Staatsrechnungshoses ausgearbeitete Denkschrift sah diese Auflösung in dem geforderten Sparprogramm vor, und als die Negierung durch die Notverordnung des Reichspräsidenten zu einer Verordnung im Sinne der Ver- einfachung der Verwaltung veranlaßt wurde, tauchte diese Auslösung in erster Linie mit auf. Run endlich hat der lange Kampf ein Ende gefunden, und zwar hat sich die Negierung den beweglich vorgetragenen Gründen der be troffenen Bezirke insofern nicht verschlossen, als sie wohl die Auflösung der Amtshauptmannschaft Werdau zur Tat Werden ließ, aber nach einer Mitteilung, die sie im Rechts ausschuß des Landtages abgab, die der anderen beiden Bezirke wenn auch nicht ganz zurückzog, so doch bis auf weiteres verschob. Erst dann, wenn die Bezirke, in die die beiden Amtshauptmannschaften aufgehen sollten, selbst kleiner geworden sind, soll die Zusammenlegung erfolgen. Da eine merkliche Zusammenschrumpfung jener Bezirke aber in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist, so bedeutet diese salomonische Lösung weiter nichts als ein zwar nicht formelles, aber doch tatsächliches Nachgeben der Negie rung in dieser vielumstrittenen Frage. Weder formell noch praktisch nachgeben konnte dle Regierung jedoch in der von mehreren Fraktionen auf gestellten Forderung der Auszahlung der vollen Be amtengehälter vor Weihnachten, und zwar aus dem ganz einfachen Grunde, weil zum Zahlen auch Geld gehört. Tie Staatskassen sind aber ans die nur ganz ungenügenden Steuereingänge angewiesen und können nur post numerando in Drittelraten die Gehälter bezahlen. Tie letzte Dezemberrate soll gar erst Anfang Januar gezahlt werden. So sehr es im Interesse der auf den Weihnachtsum satz angewiesenen Geschäftswelt nötig und wünschenswert wäre, wenn die Massen der Beamtenschaft kaufkräftig ge macht würden, so schwer ist eben andererseits, dies bei leeren Staatskassen durchzuführen. Immerhin hat die Negierung versprochen, zu tun, was in ihren Kräften steht, aber bei diesem Versprechen und dem guten Willen, es durchzuführen, wird es wohl auch bleiben. Daß man damit dem Mittelstand die Kunden entführt, ist eine fest stehende Tatsache. Es sei denn, daß die Behörden eine Art Gutschein an die Beamten ausgeben, der von den Geschäftsleuten in Zahlung genommen und von diesen dem Staate am nächsten Gehaltstermin präsentiert werden könnte. Das wäre so schließlich die einzig mögliche Lösung dieser für Beamte wie Wirtschaft gleich wichtigen Frage, die mit der Verausgabung von Notgeld absolut nichts zu tun hätte. Die Not der Wirtschaft zog sich überhaupt wie ein roter Faden durch die Landtagsdebatten der letzten Tage. Von allen Seiten lagen Anträge und Anfragen vor, die sich für die Wirtschaft selbst oder für die durch ihre Ent kräftung in Mitleidenschaft gezogenen Volksschichten ein setzten. Bemerkenswert ist hierbei eine Anfrage zu der immer spürbarer werdenden Aufsaugung der sächsischen Industriebetriebe durch die Konzerne, die das Bestreben zeigen, ihre gesamte Produktion auf einige wenige Werke zu konzentrieren und dabei ausgerechnet die in bahnfracht- licher Hinsicht etwas ungünstiger gelegenen sächsischen Fa briken stillegen. Wieviele sächsische Betriebe stehen still, in wie vielen sächsischen Orten ist die ganze Einwohnerschaft erwerbslos geworden, weil das Werk, das sie alle beschäf tigte, in einem Kartell aufgegangen ist und die Arbeit jetzt fern im Rheinland oder sonstwo mitgeleistet wird! Der neueste Fall betrifft die Meißner Jutespinnerei, noch in aller Gedächtnis ist das Ringen um die Erhaltung der Hütte in Potschappel. Auch im Meißner Falle dürfte es der Regierung unter großen Opfern und Mühen gelingen, das Werk zu erhalten, aber das geht niemals ohne finan zielle Opfer und Garantien ab. Das Land bleibt demnach auf alle Fälle so oder so der Leidtragende, übrigens hat auch die sächsische Industrie selbst mehr als einmal ihre Stimme für die Erhaltung der sächsischen Betriebe erhoben, andererseits aber auch bei der Reichsbahn eine Besserung der Frachtverhältnisse für Sachsen gefordert, um die Ren tabilität und Konkurrenzfähigkeit der sächsischen Wirtschaft zu sichern. Das Reich selbst müßte ja schließlich auch ein Interesse daran haben, das industriereichste Gebiet Deutsch lands gesund zu erhalten. Und auf dieser Selbstverständ lichkeit gründet sich bei Regierung und Volksvertretung das Vertrauen, daß man einst auch für die sächsischen „Belange" in Berlin Interesse und Verständnis zeigen wird. Idi. CWscher Geumbekanmertag Am 7. Dezember 1932 fand unter Leitung des Herrn Ee- werbekammer-Präsidenken Biener in Chemnitz ein Sächsi scher Gewerbekammertag statt. Vor Eintritt in die Tagesord nung überreichte Herr Präsident Biener dem stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerbekammer Dresden, Herrn Kaufmann und Landtagsabgeordneten Hermann Aßmann in Dresden, in Anerkennung der hervorragenden Verdienste, die sich Herr Aß mann um Handwerk, Handel und Gewerbe erworben hat, das ihm von den sächsischen Gewerbekammern verliehene goldene Ehrenzeichen. Den wichtigsten Punkt der mehr als fünfstündigen Sitzung bildete eine Reihe von Anträgen zu dem Entwurf einer Ver ordnung zur Aenderung und Ergänzung einzelner Vorschriften der Titel 2—5 und 10 der Gewerbeordnung. Bereits seit lan ger Zeit liegen dem Reichswirtschastsministerium zahlreiche vis vom I j lloicio^of Nom»» v. NsnrlsNa Komsnckisnst „VIgo-,S«l>lin-8ekms''gsn6opk 10. Fortsetzung. In dieser Stunde wußte Clemens Heidger, daß er /Adelheid liebte! Liebte mit einer reinen Liebe — die nichts ^mit dem tändelnden Gefühl gemeinsam nannte, das ihn schon cha und dort gefesselt hatte. Er fühlte es: eine reine Liebe konnte ihn bewahren vor iden Klippen und Untiefen des fessellosen Lebens. Adelheid erhob sich und verließ die Kirche. Er wollte ihr folgen ... sie sprechen .. . wollte Doch sein Fuß stockte. Nein, sie sollte nicht wissen, daß er fie belauschte. Es fand sich schon eine Gelegenheit. .. Die Weihe dieser Stunde sollte sich in der Stille auswirken. 5. Ein strahlendschöner Sonnensonntag! Wie schwerblaue Veide der Himmel; Marienfäden zogen durch die flimmernde Luft, hängten ihr silbernes Gespinst an Baum und Strauch «und Brombeerengerank. Lehrers Adelheid wußte durch Gerta, daß deren Bruder Heute in der Stadt zu einem Ferienkommers eingeladen war, /und so hatte sie der einsamen Freundin ihren Besuch zuge- ssagt. i Eine seltsame Scheu hielt sie letzthin ab, dem jungen Manne !zu begegnen. Heute aber war er ja nicht daheim. Die beiden Mädchen verbrachten einen schönen Nachmittag. Gerta war seltsam erregt. Hatte tausenderlei zu fragen Nur nach einem fragte sie nicht ... - Als die Sonne tiefer glitt, rüstete die Besucherin sich zum Heimweg. Da erinnerte Bernd sich seiner Ritterpflicht und /E ihr — freilich etwas unbeholfen — seine Begleitung an. Adelheid lachte. < „Nein, Bernd, das Opfer mute ich dir nicht zu! Bleib du nur ruhig hinter deiner Zeitung. Hin und zurück, das ist über tzme Stunde. Du wirst rechtschaffen müde sein. Ihr habt's ikese Woche schwer gehabt/ „Hm, ja, . . . meine Knochen fühl ich gründlich", meinte der junge Hühne aufrichtig und setzte seine Pfeife neu in Brand. „Wir haben bis gestern abend Betglocke schwer ge schafft. Aber jetzt ist auch alles binnen! Zehn Fuder hab' ich allein gefahren." „Siehst du? Also bleib' ruhig hier. Ich weiß ja Weg und Steg." Bernd war's gern zufrieden. Des Sonntags liebte er seine Ruhe nach der harten Alltagsarbeit. Seine Freude war es dann, nach dem Lesen der Zeitungen zur Pferdekoppel zu schlendern, den munteren Sprüngen der jungen Füllen zu zusehen. Seine Gefühle waren alle verständig und ruhig. Er be wunderte das schöne Mädchen wohl, aber sehr von fern. Ja, fein und zierlich war die Adelheid, wie das Porzellan figürchen in Mutters Glasschrank — das war schon richtig. Aber so das Rechte war's doch nicht. Nee, zur Arbeit in Feld und Stall taugte so 'n Mondscheinprinzeßchen nicht! Das mußte so 'ne Gesetzte und Kräftige sein, die was „in de Mauen (Aermel) hatte". So wie die Annemarie oder. . - oder wie Birkhofers Trina . , . Ja. Besorgt fragte Gerta: „Aber bist du denn nicht bang, Adelheid? Schade, daß Annemarie heute zum Birkhof ist. Auf Sonntag könnten doch mal Betrunkene daherkommen." „Vang? Wo ich jeden Fußbreit kenne! Und schlechte Men schen gibt es nicht auf der Heide. Also, Gerta und Bernd, auf Wiedersehen!" Sie drückte beiden die Hand und ging. Den Fahrweg vermeidend, schlug sie einen Fußpfad ein, der um das Totenmoor führte. Es war ein wonniges Wandern, so in die sinkende Abend sonne hinein. Adelheid liebte den Herbst mit seinen starken, ungebroche nen Farben, mit seiner früchteschweren, strahlenden Erfül lung, seinem königlichen Geben. Es lag so viel herbe Kraft und reife Schönheit in ihm, abgeklärter Friede, stolze Voll endung nach reicher Verheißung. Sie liebte ihn auch, wenn die Schleier der Wehmut ihn um spannen, wenn zartblauer Duft alle harten Linien auflöste und in Schönheit die Dinge verklärte. Wenn der Ruch wel kenden Kartoffelkrautes wie ein Hauch von Sterben und Ver gehen sie anwehte. Wenn der Pflug über die jüngst noch blühenden Felder ging. Wenn die Wandervögel nach dem Sehnsuchtsland des Südens zogen und die letzten Blätter müde zur Erde taumelten. Mehr aber liebte sie ihn, wenn er, wie heute, stolz und gebefroh und königlich, sich lächelnd und jauchzend zum Ster ben bereitete. Drüben der Heidgerswald stand in prangender Schöne. Das gleißte und schimmerte in sprühenden Sonnenfluten, vom zartesten, hauchblassen Gelb bis zum tiefsten Rostbraun und Kupfer und Vurpur. Von tausend Farben wob der Heide wald sich ein golodurchwirktes, köstliches, prunkendes Brokat gewand — als ging's zu einer Hochzeit und nicht zum Sterben! Adelheid setzte sich im Schatten einer Virkengruppe, die in blaßgoldenem Blätterschmuck stand, nieder und blickte träu mend einem Kranichzuge nach, der die klarblaue Lust durch segelte. Ihre Seele hielt eine Feierstunde „So ganz versunken, Adelheid?" klang Plötzlich eine Stimme. Vor ihr stand einer. Sie fuhr zusammen. „Du, Clemens? . .. Oh, ich . Aber du wolltest doch zu dem Kommers?" fragte sie erstaunt und seltsam beklommen. Sie hatte ihn nicht kommen sehen, die Birken verdeckten die Wegbiegung. Der weiche Sano schluckte die Schritte ein. „Wie du siehst, bin ich nicht hingegangen!" Er war blaß. In seiner Stimme schwang eine geheime Er regung. Bebte es von Unausgesprochenem. „Ich wußte, daß du heute zu Gerta gingst... ich wollte dich hier erwarten. Adelheid ... ich bin . Ich muß mit dir reden, Adelheid." Er umgriff ihre Hände, preßte sie heftig. Atmete schwer, wie in Drängnis. Sie entzog sie ihm verwirrt. „Laß, Clemens ... Ich muß auch nach Hause . Ja. Es dämmert schon." „Nein, du wirst mich anhören, Adelheid. — — O Adelheid, weißt du denn nicht... fühlst du denn nicht, was du mir bist? .. . Wie all mein Sehnen zuPir geht.. seit ich dich wieder sah in all deiner Lieblichkeit, deiner unberührten Süße und Reine. .. Adelheid!" (Fortsetzung folgt.)