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Wilsdruffer Tageblatt : 07.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193212071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19321207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19321207
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-07
-
Monat
1932-12
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.12.1932
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Wieder Gänse gestohlen. In der vergangenen Nacht sind einem Erumbacher Einwohner abermals drei Gänse gestohlen worden, nach den Umständen zu schließen, wahrscheinlich' lebend. Etwaige Wahrnehmungen, die zur Ermittlung der Täter führen können, erbittet der Gendarmerieposten Wils druff II, Ländbergweg. Der Verein junger Landwirte hatte als Vortragenden für seine gestern stattfindende Versammlung Landwirtschaftsrat Dr. Minder von der Landwirtschaftskammer gewonnen, der über das Thema sprach: „Was möchte der junge Landwirt von Guts kauf oder Gutspachtung wissen?" Nachdem der Vorsitzende H. Bruchholz-Röhrsdorf die sehr zahlreich erschienenen Mit glieder begrüßt und das Mitglied Beger- Steinbach mit einer Buchprämie für besondere Anteilnahme an den Veranstaltungen des Vereins ausgezeichnet hatte, nahm Dr. Pinder das Wort zu seinem Vortrage. Er betonte einleitend, daß das gestellte Thema immer wieder neu und zeitgemäß sei, denn nach wie vor finde der Landwirt zwei Marksteine in seinem Berufsleben. Den ersten, wenn er das Gut übernehme, und den zweiten, wenn er es wieder übergebe. Beim zweiten da ziehe er die Bilanz über seine Lebensarbeit, und die sei in der jetzigen schwierigen Zeit nicht immer erfreulich. Selbst wenn der Vater an den Sohn übergebe, stünden sich zwei Vertragsparteien gegenüber und es müsse vieles erörtert und erwogen werden, damit der Kaufvertrag beiden gerecht werde. Zum Verkauf müsse die Ge nehmigung der Amtshauptmannschaft eingeholt werden, erst dann könne die Eintragung im Grundbuche erfolgen, vorausgesetzt, daß die Grunderwerbssteuer bereits gezahlt sei. Die letztere sei nicht zu zahlen, wenn das eigene Kind das Gut übernimmt. Bezahlen müße sie aber der Schwiegersohn. Es sei deshalb zu empfehlen, das Gut schließlich auf die Tochter und das Gut haben des Schwiegersohnes als Sicherungshypothek eintragen zu lasten. Sehr gefährlich sei die Gutschreibung von nichtbe zahltem Lohn, da darauf noch Einkommensteuer in Höhe von zehn Prozent zu zahlen sei, während Schenkungen in Hohe bis 5W0 Mark steuerfrei seien. Das A und O des ganzen Kaufver trages sei der Kaufpreis. Die Wertermittlung sei ein schier un lösbares Problem, und doch müsse es der Landwirt zweimal im Leben lösen Der Wert müsse immer mit dem Reinertrag in Einklang gebracht werden. Wenn zum Beispiel in der Vor kriegszeit bei Zahlung von drei Prozent Zinsen ein Gut 60 000 Mark wert war, dann sei es bei sechs Prozent Zinsen heute eben nur noch die Hälfte wert, vorausgesetzt, daß auch die Rein erträge noch dieselben sind. Wenn man sich mit Kauf- oder Pachtgedanken trage, sei heute die notwendigste Frage die der Finanzierung. Die letztere müsse vorher unbedingt sichergestellt sein, denn der Kapitalmarkt sei heute so angestrengt, daß selbst auf erste Hypotheken nur schwer Geld zu bekommen sei. Es sei immer ein Risiko, sich mit unbekannten Geldgebern einzulasten, da sei Vorsicht über Vorsicht geboten. Vor jedem Kauf oder jeder Pacht sei es empfehlenswert, den Rat erfahrener Fach leute einzuholen. — Dem Beifall der Hörer ließ der Vorsitzen de besondere Worte des Dankes folgen. Nach der Beantwor tung verschiedener Fragen wurden noch interne Vereinsge schäfte erledigt. Extrabeilage. Der Gesamtauflage der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Firma I. Bargvu Söhne, Spezial haus für Papier-, Leder-, Galanterie-, Spielwaren und Be darfsartikel usw., Dresden, Wilsdruffer Straße 54, am Postplatz, bei, worauf hierdurch noch besonders aufmerksam ge macht wird. Kestelsöorf. Die Weihnachtsfeier des hiesigen Frauenver eins am 2. Advent nahm wieder einen recht erfreulichen und be glückenden Verlauf. Nach gemeinsamem Gesang von „Wie soll ich dich empfangen" begrüßte der Kürator Pf. Heber die zahl reiche Versammlung mit kurzem Wort, indem er für den Abend die Abventslosung ausgab: „Hosiana", d. i. „Gib doch Heil", In feierlicher Weise eröffnete nun den Abend der Kirchenchor unter Leitung von Kantor Fichtner die Reihe der Vorträge mst dem prächtigen Chorwerk „Christi Geburt" von Albert Kranz. Die ausdrucksvollen, umfassenden Soli hatten dankenswerter weise Herr Klotzsche und Fräulein Fichtner übernommen. Mit dieser Weihnachtsmusik war gewissermaßen der gute Grund für den Abend gelegt. Es schlossen sich zunächst passend daran an zwei stimmungsvollen Lieder für Sopran, gesungen von Frau Pfarrer Heber, das freudige „Wollt ihr die Engelein hören im Chor" von Franz Abt und das gemütvolle feine „Maräi Wiegenlied" von Max Reger. Dann kamen die lieben Kinder, mit denen Herr Kantor Fichtner mit viel Auf opferung und Erfolg Freudenbergs „Knecht Ruprechts Werk statt" einstudiert hatte. Da arbeiteten die Zwerge in kluger Unterhaltung, da kamen nebst Knecht Ruprecht (Herr Pietzsch) die verschiedenen Engel, jeder mit seinen -besonderen schönen Geschenken für gute Kinder, da sand sich immer Gelegenheit für den Chor die Sache zu besingen, und da konnten auch die einzelnen bis herab zu den Kleinsten ihre Kunst zeigen. Niedlich war das herzige Puppenlied, spaßig waren die Produktionen des Reiters auf dem Schaukelpferd und das Schulehalten. Na türlich stand auch das Christkind, alles leitend, in der Mitte. Dieses liebliche Kinderspiel hat manches Herz erquickt. Lin ebenso erfreuliches Bild boten die Zvllmener Kinder mit ihrem „Weihnachtswaldmärchen", eingeübt von Frau Fritzsche. Ls war alles so ganz einfach, aber vielleicht gerade deswegen so schön anzusehen, daß man den Blick nicht wegwandte. Ja, Kinder und unverdorbene junge Leute haben noch etwas keimhast Ur sprüngliches an sich, was uns erinnert, daß sie eben noch nicht lange erst aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen sind. Eine wohltuende Abwechselung brachten nun Zithervorträge ohne nud mit Gesang unter Führung von Frau Heym. Wie fein hatte man sich da aufgebaut, wer hätte nicht auch hier gern zugehört und zugesehen! Die übliche Verlosung von hundert Geschenken folgte, worauf der Iungmädchenverein unter Mitwirkung des Herrn Faber den Schluß machte mit dem köstlichen, wertvollen Stück von Frau Pfarrer Langer-Knobels dorf, das wohl die Runde durch die Landgemeinden Deutsch lands machen dürfte: „Gudrun lernt Landwirtschaft". Ein Stadtfräulein, das sich von einem Landwirt geliebt weiß, will gern eine tüchtige Landfrau werden und geht dazu aufs Land als Schvlarin zu einer Gutsbesitzerin von kerngesundem deut schem Mesen und mit einem Herzen, das auf dem rechten Flecke sitzt. Diese weiß, was sie will und hat auch große Erziehungs gabe für die jungen Dinger in ihrem Hause. Gudrun gewinnt unter ihrer Leitung das Landleben doppelt lieb, und das ist auch gut so. Denn ihre Esltern wollen sie nur dann aufs Land sich verheiraten lasten, wenn sie die Ueberzeugung gewinnen, daß sie auch in diesen Beruf hineinpaßt. Natürlich kommt alles zum guten Ende. Hauptsache ist der Gegensatz von Stadt und Land, der zu den komischsten Situationen Anlaß gibt. Dort die über feinerte Stadtmutter mit ihren Vorurteilen, hier die einfache, aber ihr weit überlegene Landfrau, dann das Stadtfräulein in dem neuen ihr so ganz fremden Beruf, in dem es ihr aber doch gelingt, so daß nach Jahresfrist die Mutter über die vorge gangene Veränderung und allerlei burschikose Aeußerungen ihrer Mgrn Ws« Air M Mrliol Tochter zwar erschrick? und ihre Bedenken nicht unterdrücken kann, aber der weiterblickende Vater sich das rechte nüchterne Urteil bewahrt. Zwischen hinein schoben sich noch die frische, neckische Jugend der Scholarinnen und die treuherzige Originale von Handelsmann und Handelsfrau. Gespielt wurde ganz aus gezeichnet, eine Lachsalve löste oft die andere ab. Doch war die Sache so unschuldig, daß sie niemals aus dem Rahmen heraus fiel. Weihnachtsfreude, Freude an der Jugend, Freude an der Familie erfüllte und beseelte die Herzen bis zuletzt, so daß man nach kurzem, innigen Dank des Kurators an alle Mitwirkenden, auch an Herrn Richter (Souffleur) und Herrn und Frau Schmie decke (Kaste und Verlosung) und nach dem Gesang von „O du fröhliche" innerlich beglückt und bereichert nach Hause ging. H. Mohorn. Unfall. Am Sonnabend verunglückte mit seinem Motorrad Viehhändler Erich Sparmann aus Hetzdorf Er brach das Schlüsselbein und zog sich mehrere Verletzungen zu. Kirchcnnachrichken Wilsdruff. Donnerstag . 8 Uhr Bibelstunde. Vereinskalender Militärverein. 10. Dezember Versammlung. Wetteri,ericitt Vorhersage der Sächsischen Landeswetterwarte für den 8. Dezember: Winde aus vorwiegend östlicher Richtung. Ver änderliche Bewölkung. Bereits Bewölkungsabnahme, höchstens unerhebliche Niederschläge. Temperaturen um Null Grad. Dresden. Der Über-Jazz. Bei einem Gastspiel eines auswärtigen Orchesters wurde so temperamentvoll musiziert und getanzt, daß ein Mitglied der Kapelle vom Podium stürzte und nicht unerhebliche Verletzungen erlitt. Dresden. Mädchen im Freiwilligen Ar beitsdienst. Das Wohlfahrtsamt hat zwei Heime für Mädchen im Freiwilligen Arbeitsdienst eingerichtet, das eine im ehemaligen Kaskelschen Palais an der Bürger wiese und das andere im städtischen Kinderheim zu Roch witz. Die jungen Mädchen sind vor allem mit Näharbeiten beschäftigt, die durch die Kleidersammlungen sür die Winterhilfe erforderlich geworden sind. Andere besorgen Küche und Haus. Insgesamt sind 125 Mädchen in den beiden Heimen untergebracht. Heidenau. Funde aus der Steinzeit. Bei Arbeiten in der städtischen Kiesgrube fand man ein mitt leres Gefäß, ein Sieb, Scherben eines großen Gefäßes, verkohlte Getreidekörner, Bewurf einer Brandstätte, einen Schraper aus Feuerstein und ein Stück Steinbeil. Die Fachleute verlegen die Funde in die Zeit zwischen 2000 und 2200 vor Christi. Pirna. Nobler F a l s ch g e l d w e ch s l e r. Hier entnahm ein Kraftfahrer an einer Tankstelle Benzin und ließ sich, da das Wechseln des zur Zahlung verwendeten Fünfzigmarkscheines Schwierigkeiten machte, einstweilen zwanzig Mark hcrausgeben, um seinen im Wagen sitzenden „Herrn" nicht warten zu lassen. Den Nest wollte er sich später abholen, was aber nicht geschah, denn inzwischen stellte der Tankwart fest, daß der Fünfzigmarkschein falsch war. Bischofswerda. Finanziell am Ende. Der Aufwand für die Wohlfahrtserwerbslosen betrug im Ok tober 27 507,30 Mark, der Gesamtaufwand sür Wohlfahrts erwerbslose, Sozial- u«d Kleinrentner im 3. Vierteljahr 101 461 Mark. Der im Haushaltplan für die Wohlfahrts pflege vorgesehene Betrag wird weil überschritten. Die Stadt ist finanziell ani Ende, und man ist um die Aus zahlung der laufenden Unterstützungssätze in größter Sorge. Großenhain. Granate im Mühlteich. Im Radewitzcr Mühlteich wurde von Angehörigen des Frei willigen Arbeitsdienstes eine scharfe Zehner-Granate ge funden. Sie wurde sofort unschädlich gemacht. Es ist noch nicht ermittelt, wie das Geschoß in den Teich gekomnien ist. Vermutlich ist cs während des Krieges seines Metallwertes wegen gestohlen und versteckt worden. Marienberg. Todesfall. In Haselbach starb der Erfinder der „Leber"-Bremse, Max Leber, einer der ersten Kraftfahrer des Erzgebirges und ein bekannter Ballon fahrer. Lauterbach i. E. Zahlungsunfähige Ge meinde. Nachdem die Geldeingänge einschließlich der Staatszuschüsse nicht mehr zur vollen Auszahlung der Für- sorgeunterstützungen ausreichen, hat die Gemeinde Lauter bach dem Ministerium ihre Zahlungsunfähigkeit erklären müllen. Wilkau. Tödliches Ran gier Unglück. Töd lich verunglückte auf dem Bahnhof an der Stellerei I der Bahnarbeiter Falk von hier. Es wird angenommen, daß er beim Beobachten einer Rangiergruppe von einem Per sonenzug ersaßt worden ist. Netzschkau. Unterschlagung und Selbst mord. Hier hat sich der in den 60er Jahren stehende Rechtskonsulent Jahr durch einen Herzschuß getötet. Der Grund zur Tat soll Furcht vor Strafe sein, die er wegen Unterschlagung von Mündela-Odorn zu erwarten hatte Colditz. Kind esleiche in der Mulde. Hier wurde aus der Mulde die Leiche eines neugeborenen Knaben herausgeholt. Sie muß schon einige Wochen im Wasser gelegen haben. Offenbar liegt ein Verbrechen vor. Ob die Tal in Colditz oder in einem anderen Ort geschah, steht noch nickt fest. Leipzig. F o l g e n s ch w e r e B e u z i u e r p l o s r o n. Als die Besitzerin eines Kasseehauses in der Riebeckstratze mit ihrem Mädchen damit beschäftigt war, Kleidungsstücke mit Benzin zu reinigen, entzündeten sich die dabei ent standenen Gase vermutlich am Feuer des Küchenherdes. Die Frau erlitt Vcrbrennnngeu zweiren Grades und mußte ins Krankenhaus gebracht werden, während das Mädchen mit leichteren Wunden davonkam. Durch die Erplosion wurden die Fensterscheiben in der Küche und auch die große Scheibe des Nestaurationsraumes zertrümmert. Wohlfahrts- und WirtschastSsragen. Sächsischer Landtag. <93. Sitzung.) Dresden, 6. Dezember. Der Landtag arbeitete zuerst den Rest der Tagesordnung aus der letzten Sitzung auf. der lediglich Fürsorgeprobleme und Betriebsstillegungen enthält. Ein Antrag der Sozialdemokraten wendet sich gegen die un soziale Ausnutzung der Verordnung der Reichsregierung vom 19. Oktober 1932 über Erhöhung von sozialen Leistungen durch die Gemeinden und Bezirkssürsorgeverbände; er fordert die gemäß der genannten Verordnung gewährten Zulagen auf Wohlfahrtsunterstützungen nicht anzurechnen, ferner die Ge währung von Zuschüssen und Beihilfen aus den Ausgleichs- Mitteln von der Beachtung dieser Anweisung abhängig zu machen. Weiter hat die Sozialdemokratische Partei die Regie rung gefragt, warum sie die vom Landtag beschlossene eine Million Mark zur ergänzenden Fürsorge der Kriegsopfer bis lang noch nicht zur Verfügung gestellt habe. Innenminister Richter wies in Beantwortung der verschiedenen Ansragen und An träge unter anderem nochmals daraus hin, daß die Regierung nicht in der Lage ist, zusätzliche Staatsmittel in Höhe von einer Million Reichsmark für die Fürsorge der Kriegsbeschädig ten und Kriegerhinterbliebenen zur Verfügung zu stellen, und zwar weil diese Versorgung Sache des Reiches ist und weil die bekannte schlimme Kassenlage des Staates es verbiete, für neue freiwillige Aufgaben Staatsmittel aufzuwenden. In dringenden Fällen ist jedoch mit sogen. Ablösungsmitteln ge holfen worden. Inzwischen sind die Versorgungsämter er mächtigt worden, zur Erleichterung der Berufsausbildung von Kindern Schwerbeschädigter Kinderzulagen zu bewilligen, wenn das Kind vor Vollendung des 16. Lebensjahres in eine Be rufsausbildung oder weitere Schulausbildung eintritt. Auch zur Unterstützung von Kriegsblinden, Krieassiechen und Schwer lungenkranken sind Ablösungsmittel sowohl in bar als auch in Form von Darlehen zur Verfügung gestellt worden. In allen Fällen, in denen Klagen über zu weite Entfernung, die die Arbeitslosen zur Kontrollstelle zurückzulegen haben, bekannt geworden sind, hat das Ministerium sich mit dem Präsidenten des Landesarbeitsamtes in Verbindung gesetzt und auf eine Berücksichtigung der Interessen der Erwerbslosen hinzuwtrken gesucht. Zu verschiedenen kommunistischen Anträgen bemerkte der Minister, daß die Durchführung der in diesen Anträgen gestellten Forderungen weit über 10Ü Mil lionen kostete und daher außer aller Möglichkeit stehe. Welter stellte der Minister einmal grundsätzlich fest: Die Regierung ist bei den Landessteucrn Von jeher darauf bedacht gewesen, daß die Großunternehmungen und Großgrundbesitzendcn die ihnen obliegenden Steuerpfttch- ten erfüllen. Bei industriellen Unternehmungen wird freilich die Steuerbehörde unter den gegenwärtigen ungünstigen Wirt- schaftsverhältnisscu öfter vor die Alternative gestellt sein, ent weder durch eine schonungslose Beitreibung der Rückstände den Betrieb zu vernichten und die dadurch bedingte Entlassung der Arbeiter und Angestellten in Kaus zu nehmen, oder durch eine angemessene Stundung der Rückstände den Fortbetrieb des Unternehmens und die Weiterbeschäftigung der Arbeiterschaft zu ermöglichen. Gerade die Betriebsräte solcher Unternehmungen haben in einer Reihe von Fällen die Gesuche ihrer Arbeitgeber durch den Hinweis auf die sonst drohende Entlassung zahlreicher Arbeitnehmer wärmstens unterstützt. Ab gesehen von diesen Erwägungen sind aber die Steuerrückstände von Grobunternehmungen bei den L a n d e s steuern nicht im entferntesten so hoch, daß damit für die beantragten Hilfs maßnahmen irgendwelche nennenswerte Mittel zur Verfügung gestellt werden können. — Auf einen Antrag der kommunistischen Fraktion, der sich gegen die Vereinheitlichung der Arbcitsloscnfürsorge wandte, führte der Minister aus: Die sächsische Negierung ist immer für eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Arbeitslosensürsorge eingetreten und hat in einer Denkschrift an die Äeichsregierung positive Vorschläge unterbreitet, die sowohl der Notlage der Unterstützungsbedürftigen wie der Ge meinden und Fürsorgeverbände gerecht zu werden versuchten. Die neue erhebliche Belastung der Bezirksfürsorgeverbände zugunsten der Neichsanstalt und des Reiches mußte bekämpft und von der Reichsregierung eine Erhöhung der Unterstützun gen und eine Abstufung nach Maßgabe der Höhe der Lebens haltungskosten in den einzelnen Teilen des Reiches gefordert werden. Das ist mit Nachdruck namentlich auch in, Wege persönlicher Vorstellungen beim Reichsarbeitsministec ge schehen. Der Erfolg ist nicht ganz ausgeblichen. So ist eine Winterzulage sür die unteren Stufen der Unter stützungsempfänger eingefuhrt, ferner eine günstigere Ein stufung einer größeren Zahl von Orten vorgesehen und ein Härtesonds geschaffen worden. Sachsen ist mit Aussicht aus Erfolg vorstellig geworden, daß insbesondere seine Arbeiterwohnsitzgcmeinden in indnstriellen Bezirken berücksichtigt werden, in denen nach Bevölkerungszusammcn- setzung und Lebenshaltungskosten erhöhte Unterstützungen un bedingt erforderlich sind. Zur Sicherung der Wohlsahrtsunter- stützungen ist nicht zum wenigsten auf den Einfluß der säch sischen Bemühungen hin die R e i ch s w o h l f a h r > s h i l f e von monatlich 55 auf 75 Millionen Mark erhöht worden. Die Regierung erkennt trotz Wahrung ihres grundsätzlichen Stand punktes an, daß namentlich unter Berücksichtigung des erhöhten Bedarfs an Heizung, Kleidung und Nahrung während her kalten Jahreszeit die Anrechnung der Winterzulage eine Härte bedeuten würde. Die Bezirksfürsorgeverbände werden daher, wenn der Landtag den Antrag annehmen sollte, ermächtigt und angewiesen, von der Anrechnung der Wimerzulage abzusehen. In der Aussprache wies Abg. Voigt <DVP > aus die Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit des Staates hin. -- Abg. Bretschneider «St.-P.> wünschte von den Kommu nisten konkrete Vorschläge zur Deckung der von ihnen er hobenen Forderungen. — Abg. Arndt tSoz.f erklärte, daß seine Fraktion den kommunistischen Anträgen zustimmen werde, obwohl sie von der Durchführbarkeit wenig überzeugt sei. Bei der Abstimmung fanden die kommunistischen Anträge auf Durchführung von Winterhilfsmaßnahmen keine Mehrheit. Dagegen wurde der Antrag angenommen, daß die Gemeinden und Bezirkssürsorgeverbände angewiesen weroen. dir Zulage» auf Wohlfahrlsuuterstützuug nicht anzurechnen. Angenommen wurde auch der Antrag, von der Regierung zu fordern, daß sie gegen jede weitere Herabsetzung der Erwerbslosen-, Krisen-, Kurzarbeiter- oder Wohlsahnsunierstützung durch Rcichsgesetz Einspruch erhebe, und daß in Sachsen kein weiterer Abbau mehr durchgcführt werden dürfe Auf der Tagesordnung stand noch eine Reihe von Anfragen über Stillegung von Betrieben, ferner ein nationalsozialistischer Antrag, der sich gegen eine etwaige Stillegung der Sächsischen Hütten- und Blaufarbenwerke, Werk Muldenhütten, und gegen die Entlassung von Eisenbahnern wendet. Die Deutsche Volks partei begründete dann noch einen Antrag wegen der Zusam menbrüche. Betriebsstillegungen usw durch Steuersorderungen aller Art. Die Anfragen wegen Betriebsstillegungen waren z. T. durch die Verhältnisse überholt und wurden von Innenminister Richter erledigt. Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Hedrich führte aus: Im Rahmen des Arbeitsbeschafsungsprogramms der Reichsregierung hat die N e i ch s b a h n d i r e k t i o n Dresden unter Inanspruchnahme der aus der Vorfinan zierung der Steuergutscheine der Beiörderungssteuer zu gewin nenden Mittel eine Anzahl umfangreicher Gleiserneuerungs arbeiten in Angriff nehmen können. Dadurch Hal sich die Reueinstellung von 4271 Arbeitern ermöglichen lassen Außer dem haben durch EinleLUNL Lmi.Feierschickten der Babnunler-
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