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MNnOrAigM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ LL-7?«Ltz: «.»«,»1««<ür WilsdruffUmu-s-ud SLSNN'N Falle höherer EewiM, - ^iea vder ,onfv°e> Be- irledsstörunsen besteh! beiu Aniprua. aui ^cle.m^ °e> i-eiwav ober Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung emgesandtcr Schripstücke ersolg, nur, wenn Porw beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angeftellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gei; oHcne Ranmzeile 20 Npfg., die 4gespa!tcne Zeile der amtlichen Lekanntmvchnngen 40 Neichs» Pfennige, die 3gespaltene Lieklamezeile im tertlichen Teile 1 NMK. NachweisungLLkbuhr 20 Neichspjennigr. Dor» geschriebeneLrscheinunl'.s- c?» /r tage und Platzvorschrift«« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige«, annahme bis vorn,.1OÜHr. > — ' - - — -- -- Für die Nichtigkeit de», durch Fernruf übermittelten Anzeigen üdcrn. wir Kerne Garantie, ^-eder Nabouvnsprrch crlijcht, wenn der Betrag durch . Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 264 — 91. Jahrgang Eelegr.-Ldr .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Poslichtck: Dresden 2640 Donnerstag, den 10. November 1932 Präsident Roosevelt. Hinter dem zwar noch nicht gewählten, aber seiner Wahl im kommenden März mehr als sicheren Sieger im amerikanischen Wahlkampf, Roosevelt, erhebt sich ein Schatten, der einen für uns Deutsche unvergetzbar ge wordenen Namen trägt: Wilson, jener Mann also, der so tief und so verhängnisvoll in das deutsche Schicksal hin eingegriffen hat. Roosevelt ist sein erster demokra tischer Nachfolger. Nach der politischen und persön lichen Tragödie Wilsons war die Mehrheit des amerikani schen Volkes zu den Republikanern hinübergeschwenkt. Wenn diese Periode jetzt ein Ende gefunden hat dadurch, daß der Republikaner Hoover unterlag, so hat es gerade dieser Mann verdient, daß wir Deutsche seiner bekannten Bemühungen um unser Schicksal mit einer gewissen Dank barkeit gedenken. Ihn« so wenig wie den anderen Staatslenkern der letzten Jahre ist es aber gelungen, die Herkulesarbeit des wirtschaftlichen Wiederanstieges zu leisten; und nicht so sehr Fehler, sondern eben diese Unmöglichkeit sind ja auch der Grund, weswegen Hoover im Kampf um die Präsident schaft besiegt wurde. Nicht die Leistungen — und sie sind zweifellos sehr groß — und nicht das Wollen hat ent schieden, sondern nur der Erfolg bzw. der Mißerfolg dessen, was er wollte und leistete. Ähnlich wie in England vor einem Jahre wandten sich in einer Art „Erdrutsch" die Wählermassen von der Partei desjenigen Mannes ab, der im Kampf gegen die Krise am Steuer des Slaats- schiffes stand, und selbst in solchen Staaten der Union, deren Mehrheit früher wie selbstverständlich aus alter Tradition republikanisch wählte, hat Hoover und die Republikanische Partei schwere Einbuße erlitten. Auch die Farmer des Nordens waren genau so unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik Hoovers, wie man es auf den Baum wollplantagen des Südens und in den amerikanischen Städten des Ostens war, wo sich die Arbeitslosen zu Millionen znsammendrängen und das Schwergewicht ihrer Stimmen gegen Hoover in die Waagschale warfen. Auch der politisch unterrichtete Europäer wird kaum ganz genau sagen können, worin denn nun eigentlich die Programmunterschiede zwischen den jetzt siegreichen Demo kraten und den bisher herrschenden Republikanern be stehen. Vielleicht ist das zu sagen selbst für viele Ameri kaner nicht einmal möglich. Man wählte eben die Oppo sition deswegen, weil man gegen die Politik der regieren den Republikaner protestieren wollte. Große Programm unterschiede sind auch nicht zu verzeichnen, wenn man sich an die Reden hält, die die beiden Präsidentschaftskandidaten während des Wahlkampfes vom Stapel ließen. In der alle europäischen Staaten aufs äußerste interessierenden Kriegs schuldenfrage erwies sich jeder der beiden Kandidaten vor der Wahl als eifrigster Verteidiger der amerikanischen Gläubigeransprüche und lehnte jegliches Entgegenkommen in dieser Frage ab. Vielleicht nur kann man sagen, daß die Republikaner in der Frage des amerikanischen Schutz zolles eine schärfere Tonart angeschlagen und verwirk licht haben, als dies früher die Demokraten taten; doch haben sich auch hier die Dinge in der amerikanischen Wirtschaft mittlerweile außerordentlich stark verschoben infolge des Ubergreifens der Weltwirtschaftskrise auf Amerika, infolge der riesigen Verluste, die die dortige Wirtschaft dabei erlitt, und infolge des gewaltigen Defizits im Staatshaushalt, das zu stopfen sich Hoover und seine republikanische Kongreßmehrheit vergeblich ab mühten. Selbst wenn es sich bewahrheiten sollte, daß der künftige Präsident Roosevelt die Zolltarife ermäßigen will, so würde das mit größter Vorsicht und Zurück haltung geschehen. Andererseits soll Roosevelt, übrigens ähnlich wie der jetzige Präsident Hoover, zwischen der Kriegsschuldenfrage und der wirtschaftlichen Belebung Amerikas einen Mittelweg insofern suchen, als er hin sichtlich der Schuldenforderungen ein Entgegenkommen nicht ausschließen will, allerdings unter der doppelten Bedingung, daß die europäischen Mächte ihrerseits entschlossen zur Abrüstung übergehen und außerdem dem amerikanischen Export nicht mehr so fest die Türen verschließen wie bisher. Der Kongreß jedenfalls, der jetzt eine starke demokratische Mehrheit erhalten hat, würde in einen Schuldennachlaß nur dann einwilligen, wenn solche kommerziellen Gegenleistungen der Schuldner länder erfolgen. Weiß doch Amerika nicht, wohin mit seinen agrarischen und industriellen Rohstoffen! Genau wie Hoover ist aber auch der kommende Präsident Roose velt ein eifriger Befürworter der Weltwirtschaftskonferenz, die für die ersten Monate des nächsten Jahres vorgesehen ist, und der Weltfriedensverträge nach dem Muster des Kellog-Paktes. Allerdings tritt Roosevelt eine sehr un angenehme Erbschaft mit den Auseinandersetzungen an, die zwischen Amerika und Japan wegen des Mandschurei konfliktes entstanden sind und in letzter Zeit eine recht beträchtliche Verschärfung erfuhren. Da Roosevelt erst im März seinen Einzug in das Washingtoner „Weiße Haus" halten wird, die amerika nische Politik bis dahin aber nicht lahmliegcn kann, weil der jetzige Präsident nur eine Art Platzhalter seines Nachfolgers ist, so wird man sich in Washington wohl über Zwischenlösungen einigen müssen; denn die welt wirtschaftlichen Probleme sind auch für Amerika viel zu drängend, als daß ihre Inangriffnahme unter der Schwer fälligkeit der dortigen Verfassungsbestimmungen leiden darf. Wille lilid Weg der RWregiemg. Das Reichskabinett nach der Wahl. Verhandlungen mit den Parteiführern gepla n t. Das Neichskabinett trat zu einer Beratung zu sammen, um die innenpolitische Lage, wie sie sich nach der Reichstagswahl darstellt, zu erörtern. Im Vorder grund des Interesses stand die Absicht des Reichskanzlers, in etwa zehn Tagen Verhandlungen mit den Führern der Parteien aufzunehmen und seine weiteren Entschlüsse von den Stellungnahmen zu dem vom Neichsinnenministerium fcrtiggestellten Entwurf der Verfass» ugsreform abhängig zu machen. über die Frage der Aufstellung autonomer Kontingente ist eine völlige Einigkeit noch nicht erzielt worden. Wie verlautet, sollen von feiten des Außenministeriums wegen außenpolitischer Be ziehungen, vom Finanzministerium wegen der Befürchtung von Verminderung der Zolleinnahmen und vom W i r t s ch a f t s m i n i st e r i u m wegen nicht ge nügender Berücksichtigung industrieller Interessen noch Einwände gegen die Kontingentierungspläne des R e i ch s e r n ä h r u n g s m i n i st e r s erhoben worden sein. Ja, es gehen in politischen Kreisen sogar Gerüchte um, daß Reichsernährungsminister v. Braun sich wegen der ausgetretenen Differenzen mit Rücktrittsabsichten trägt. Es sind jetzt von den einzelnen Ministerien verschiedene Abänderungen der Pläne des Ernährungsministers vor geschlagen worden, die dem Kabinett zur Beratung und Beschlußfassung vorliegen. * Vor dem Empfang der Parteiführer durch den Kanzler. Bemühungen um eine „nationale Konzentration". über die Sitzung des Reichskabinetts wird bekannt, daß zunächst der Reichskommissar für die Arbeitsdienst pflicht Vortrag hielt. Auf Grund seiner Ausführungen wurde beschlossen, die Arbeitsdienstlager auch den Winter hindurch offen zu halten. Sodann wurde eingehend die politische Lage besprochen. Es wurde allgemein der Über zeugung Ausdruck gegeben, daß eine nationale Konzen tration'wünschenswert sei. Wie verlautet, dürfte der Kanzler zu diesem Zwecke im Lause der nächsten Tage die Parteiführer empfangen, um sie über diese Ansicht zu informieren. Ein Rücktritt des Kabinetts oder von Teilen des Kabinetts kommt jedoch nicht in Frage. Nach den neueren Entwicklungen der Dinge ist es auch unwahrscheinlich, daß der Landwirtschafts- Minister Freiherr von Braun zurüütreten wird, da in der Kontingentsfrage eine Lösung auf dem Wege ist, die vor aussichtlich alle beteiligten Parteien zufriedenstellen dürfte. Ferner wurde in der Kabinettssitzung beschlossen, an läßlich der Tagung des Reichsrntes mit den in Berlin an wesenden Länderministern eine Reihe von Besprechungen zu führen. Eine amtliche Mitteilung über die Kabinetts sitzung wurde nicht ausgegeben. Die weitere Entwicklung der Dinge dürfte nmimehr die sein, daß das Kabinett seine weiteren Beschlüsse davon abhängig macht, ob cs den Parteien gelingt, ein Pro gramm und ein Kabinett der nationalen Konzentration von sich aus zu bilden. Erst wenn dies gelungen ist, dürfte die Frage eines Rücktritts überhaupt erörtert werden. * Ser RM-Wler wild -kitte voll MtllbW ttvOWN. Berlin, 10. November. Reichspräsident von Hindenburg wird heute (Donnerstag) den Reichskanzler empfangen, um sich über das Ergebnis der Verhandlungen des Kabinetts am Mittwoch berichten zu lassen. Nach einer Meldung Berliner Blätter wird damit gerechnet, daß der Reichspräsident den Reichskanzler beauftragt, in seinem Namen Verhandlungen über die Bildung der vom Reichskanzler in seiner letzten Rede erwähnten „nationalen Konzentration" zu führen. — Nach dem „Lokalan-eigcr" wird der Reichskanzler nicht die Bil dung einer Mehrheitskoalition im Reichstage Vorschlägen, viel mehr an die Parteiführer die Frage richten, inwieweit sie grundsätzlich bereit sind, sich auf der Grundlage der bisherigen Wirtschasts- und -Sozialpolitik und der weiteren Absichten des Reichskabinetts für eine Zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Ein Einzelheiten der Durchführung des Regierungs- Programms sollen dann offenbar jeweilig mit den Parteiführern oder auch in einem gegebenenfalls zu bildenden Ausschuß be sprochen werden. — Noch der D.A.Z. sollen die Verhandlun gen ein nicht allzu offizielles Gepräge tragen. Nach den Berliner Blättern werden die Verhandlungen mit den Parteiführern wahrscheinlich noch in dieser Woche be ginnen, weil der Reichskanzler in der nächsten Woche am Mon tag in Dresden und von Donnerstag ab in Stuttgart, Karls ruhe und Darmstadt Staatsbesuche macht. Wann tritt der neue Reichstag zusammen? Der Zeitpunkt für die Einberufung des neuen Reichs tags hängt von der Erledigung folgender Formalitäten ab: Zunächst müssen die Kreiswahlausschüsse das endgültige Ergebnis feststellen. Diese Arbeit wird etwa zehn bis zwölf Tage in Anspruch nehmen, worauf der R e i ch s w a h l a u s s ch u ß zusammentritt, um an Hand der Feststellungen der Kreiswahlausschüsse das endgültige Ergebnis zusammenzustellen. Das wird etwa am fünf zehnten Tage nach der Wahl der Fall fein. Hierauf werden die Bewerber gefragt, ob sie die Wahl annehmen. Die Frist für die Zustimmungserklärung beträgt eine Woche. Mit der Veröffentlichung des endgültigen Wahlergebnisses im Reichsanzeiger ist demnach am 24. oder 25. Tage nach der Wahl zu rechnen. Der Reichstagspräsident entnimmt hierauf die end gültige Feststellung aus dem Reichsanzeiger. Er hat dann die Möglichkeit, den Reichstag einzuberufen; die Einberufung hat innerhalb von 30 Tagen nach der Wahl zu erfolgen. Als theoretischer Zeitpunkt des Zusammen tritts käme der 2. oder 3. Dezember in Frage. Da aber eine Einberufung des Reichstags zum Wochenende nicht üblich ist, dürfte der neue Reichstag voraussichtlich am 5. oder 6. Dezember zusammentreten. Roosevelts Roosevelts gewalüge Mehrheit. 4 7 2 gegen 5 9 Stimmen. Das amerikanische Volk hat mit überwältigender Mehrheit den Demokraten Roosevelt zum Präsi denten der Vereinigten Staaten gewählt. Von insgesamt 531 Wahlmännerstimmen erhielt Roose velt 472, während der Gegenkandidat, der bisherige Prä sident Hoover, der Republikaner ist, nur 59 Stimmen auf sich vereinigen konnte. Von 48 Staaten haben 42 demo kratisch gewählt und nur 6 republikanisch. Selbst aus gesprochene Hochburgen der Republikaner gingen mit fliegenden Fahnen ins demokratische Wahllagcr über. Zum Vizepräsidenten ist der Demokrat John R. Garner gewählt worden. Auch in den beiden Häusern des Kon gresses haben die Demokraten starke Mehrheiten be kommen, was die Amtsführung des neuen Präsidenten Roosevelt wesentlich erleichtern dürfte. So besteht der neue Senat aus 59 Demokraten, 36 Republikanern und einem Farmarbeiterparteiler. Im Repräsentanten haus haben die Demokraten eine Mehrheit von etwa 150 Sitzen errungen. Präsident Hoover, der über den Wahlausfall stark enttäuscht und deprimiert war, sandte sofort nach Bekannt werden des Wahlergebnisses ein Glückwunschtelegramm an seinen Gegenkandidaten Roosevelt, in dem er ihm eine erfolgreiche Regierungszeit Rekorcksieg. Franklin D Roosevelt, im Kreise seiner Familie.