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Sicherheit in Europa gefährdet werde. Italien habe Sicherheit - nötig und diese Sicherheit sei nur gewährleistet durch das Gleichgewicht der europäischen Mächte. Voraussetzung dieses Gleichgewichts sei aber einmal die Beseitigung der technischen und juristischen Mißverhältnisse in der Rüstungsfrage. Es können rechtlich — sagt Grandi — nicht zwei Kategorien von Staaten bestehen, die einen mit der Freiheit, zu rüsten, die anderen, durch Verträge an be- bestimmte Rüstüngsvorschriften gebunden. Die Rüstungen müßten auf der gleichen juristischen Basis be ruhen und gerechterweise verteilt werden. Italien habe sich nie geweigert, das gute Recht anderer Nationen anzuerkennen. Vom Tage des Versailler Vertrages an habe Frankreich der Welt das Problem seiner Sicherheit vorgestellt. Italien habe sich nicht geweigert, diese Sicherheit anzuerkenncn und habe den Vertrag von Locarno unterschrieben. Deutschland habe ge fordert und fordere noch immer seine Freiheit. VE Ende des Krieges an bis heute habe Italien auch nicht ' die kleinste Gelegenheit vorübergehen lassen, Deutschland zu helfen. Aber auch Italien selbst habe der Welt ein Problem zu stellen. Dieses sei nicht minder wichtig als das der Sicherheit und der Freiheit: das Problem der Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarstaaten. Es sei ein Lebensproblem, das unmittelbar mit Italiens Dasein und seiner Zukunft Zusammenhänge. „Kann ein Volk von 42 Mill. Einwohnern, das in 15 Jahren 50 Mill, zählen wird, leben und sich» fortentwickeln, gedrängt auf ein Territorium, das die Hälfte des spanischen und deut schen beträgt, keine Rohstoffe hat, wenn überdies alle Nati- vnen der Welt Handelsbarrieren errichten, die Kapitalbewe- gung hemmen, die Einwanderung behindern, und den Eintritt nur in ihre Grenzen, nein auch in Kolonien und Protektorats- tzebiete sperren?" Dieses Problem müsse jetzt, wo die Zeit da zu reif sei, in das Problem des internationalen Aufbaus rin- bezogen werden. Das sei die nächste Aufgabe der faschistischen Außenpolitik. Sie Mchswafferlkraßen im Arbeitsdeschaffungsprogramm. s 0 0 0 a Arbeiter werden beschäftigt. Das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichswasserstraßenverwaltung wird nun mehr in einem Schreiben des Ncichsverkehrsministers an den Reichswasserstratzenbeirat bekanntgegeben. Auf Grund der Ermächtigung der Notverordnung vom 14. Juni wer den bekanntlich für die Durchführung dieses Arbeits- bcschaffungsprogramms von der Reichsregierung 5V Mil lionen Mark zur Verfügung gestellt. Die Liste der nunmehr fertiggestellten Bauvorhaben umfaßt zum größten Teil Verbesserungen an den vor handenen Reichswasserstraßen, die sich im Interesse der Worslut, der Landeskultur und der Schiffahrt seit längerer Beil als dringlich erwiesen haben. An neueren größeren Vanunternehmungen wird nur ein Bauvorhaben, nämlich die Verbesserung der Vorflut- und Schiffahrts- ,Verhältnisse in der Havel von Havelberg abwärts jin Angriff genommen. Dagegen ist der Ausbau des Dortmund —Ems-Kanals nicht vorgesehen. Im ganzen kommen etwa 120 Bauvorhaben zur Durchführung, die sich auf alle Ströme Deutschlands und einen großen Teil ihrer Nebenflüsse verteilen. Im ganzen werden etwa 38 ÜOÜ Arbeiter durch dieses Programm beschäftigt werden können. Die Znduflne zum Mrischafl-programm. Das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie hielt unter Vorsitz von Dr. Krupp von Bohlen und Halbach eine Sitzung ab. Nach Referaten von Dr. ^Silverberg, Direktor Kraemer, Dr. Herle und Geheimrat ^Kastle beschloß das Präsidium die Einsetzung zweier be sonderer Ausschüsse. Der eine soll an der Vorberei tung der Weltwirtschaftskonferenz unter dem Gesichtspunkt der deutschen industriellen Interessen Mit wirken, der andere soll sich mit dem Problem der deutschen Auslandsverschuldung und insbesondere der Vorbereitung der weiteren Stillhalteverhand- ilungen befassen. Es kam während der Aussprache zum Ausdruck, daß es der Reichsverband als eine ernste >P flicht seiner Mitglieder ansieht, alle in dem neuen Wirtschaftsprogramm liegenden Möglichkeiten entschie den auszunutzen, daß aber auf der anderen Seite jauch die Regierung nicht zögern darf, das angekündigte Meformwerk, insbesondere hinsichtlich der Verminderung sderöffentlichenLasten und der endgültigen Sanie rung der öffentlichen Haus Hal t e.^ beschleunigt Mud umfassend durchzuführen. Lebensfragen -er Landwirtschaft. Eine Rede Hugenbergs in Weimar. Der deutschnationale Parteiführer Dr. Hugeu- !b er g sprach in Weimar in einer Wahlkundgebung über Landwirtschaftsfragen. Er betonte dabei u. a.: Der seit Bahren von mir vertretene Gesichtspunkt des Aufein- mander-Angewiesenseins der Berufsstände hat Das Innerste des deutschen Menschen schon weitgehend »erobert. Es gibt im Grunde z. B. in den Städten kaum noch jemanden, der nicht überzeugt ist, daß die Landwirtschaft gerettet werden muß, weil darauf die jgeordnete Ernährung des ganzen Volkes beruht. Es jgibt nur wenige Städter, die den fortgesetzten, immer Weitere Erzeugnisse ergreifenden Preisverfall der landwirtschaftlichen Produktion als etwas zu Begrüßen des, Natürliches, Unabänderliches hinnähmen. Jeder weiß, daß es so nicht weitergeht. Das ist eine Schick salsfrage für das Volk, aber auch für jede Re gierung, die an seiner Spitze steht. Wir Deutschnationalen haben schon einmal bewiesen, daß wir dafür in allen unseren Schichten, ländlichen und städtischen, vollstes Verständnis haben. Wir haben Herrn Schiele als Ernährungsminister im Frühjahr 1930, jals wir das Kabinett Brüning der Landwirtschaft wegen nicht sofort stürzten, eine „Chanc e" gegeben. Als wir »einige Monate später sahen, daß seine Versprechungen an die Landwirtschaft sich nicht erfüllten, haben wir entsprechend unserer Grundeinstellung unsere ganze Kraft gegen das Kabinett Brüning-Schiele gewandt. Auch in Zukunft kann die Landwirtschaft darauf Lauen, daß die Deutschnationale Bolkspartei die endliche Erreichung des Zieles der Wiederherstellung der land wirtschaftlichen Lebensmöglichkeit als einen Eckstein ihrer «Politik festhält. Sie hat auch das Kabinett von Papen äks einen Garanten dieser PokiM begrüßt. Sie mutz nach allen gegebenen Versicherungen annehmen, daß sie sich darauf verlassen kann und daß auch die Land wirtschaft es kann. Mit Besorgnis betrachten wir das Weichen nicht nur der Vieh- und sonstigen Preise, sondern neuerdings auch wieder der Getreidepreise. Der Städter hat keinen Vorteil davon, und der Landwirt wird dadurch ruiniert. Wir vermuten, daß die Regierung hier der Sabotage Nach geordneter Stellen gegcnübersteht. In jedem Falle kann die Landwirtschaft sich auf die Deutschnationale Volks partei verlassen: sollte wider alles Erwarten der Fall „Minister Schiele" sich wiederholen, d. h. sollte auch der gegenwärtige Ernährungsminister und das gegenwärtige Reichskabinett gegenüber der Landwirtschaft unter dem Einfluß einer unfruchtbaren Bürokratie ver sa g e n, so steht die Deutschnationale Volkspartei auf der Seite der Landwirtschaft, nicht um der Landwirt schaft, sondern um des Volkes willen, dessen Dasein durch eine Politik bedroht wird, bei der Ne Landwirt schaft zugrunde geht. Zweck -er -euischen Kontingeniierungspoliiik. Die „TomatenkommissioM in Kopenhagen. Der Leiter der deutschen Wirtschaftsabordnung, Ministerialdirektor Walter, erklärte in Kopenhagen der Presse u. a. folgendes: Deutschland führe die Kontingen tierung durch, um zu verhindern, daß durch eine allzu große Einfuhr ein zu großes Angebot in die Erscheinung trete, wodurch die Preise auf dem deutschen Markt allzusehr gedrückt würden. Deutschland sei davon über zeugt, daß eine Verminderung des Angebots höhere Preise auf dem deutschen Markt zur Folge haben würde, woraus nicht nur die deutschen Landwirte, sondern auch die ausländischen Lieferanten Vorteile ziehen würden. Bei den Verhandlungen zum Abschluß des Butterabkommens habe Deutschland gezeigt, wie große Rücksicht es auf Dänemark nehme denn Däne mark erhalte jetzt tatsächlich »»in Drittel des ge samten Buttereinfuhrbedarfs. Dänemark könne überzeugt sein, daß Deutschland alles me, um ihm entgegenzukommen. „MMiWs"-Mente. Eine Entente gegen praktische deutsche Gleichberechtigung? über das Ergebnis der Londoner Unterredungen von Norman Davis, soweit sie sich auf die Abrüstung bezogen, ergibt sich jetzt ein vorläufiges amtlich allerdings noch nicht bestätigtes Bild, aus dem unter anderem hervorgeht, daß England und Amerika dahin übereLrstimmen, daß energische Maßnahmen zur Erhaltung des Friedens und zur Wiederbelebung der Wirtschaft notwendig sind. Norman Davis hat die äußersten Anstrengungen ge macht, um bei England die Annahme der allgemeinen Grundsätze des Hooverplanes durchzusetzen. Diese Aufgabe ist ihm zu einem erheblichen Teil gelungen, insofern als England die Notwendigkeit von Sparsamkeit beim Marine haushalt anerkannt und sich mit einer Verminderung der Gesamttonnage einverstanden erklärt hat. England und Amerika stimmen dahin überein, daß die Schritte zur Herabsetzung der Rüstungen zur See eine Rückwirkung aus die Land- und Lustabrüstung haben und zu einer praktischen Anwendung der allgemeinen Grund sätze des Hoover-Planes auf diesen Gebieten führen sollen. Es verlautet, daß eine Formel in Vorbereitung sei, die die gemeinsamen Ansichten Englands und Amerikas dar stellt. Es wird zuversichtlich damit gerechnet, daß Italien sich den englisch-amerikanischen Richtlinien anschließen wird und daß damit ein moralischer Druck auf Frankreich und Deutschland im Sinne eines deutsch-französischen Aus gleiches ausgeübt werden kann. Amerika und England sind sich darüber einig, daß die Festlegung der Rüstungsherabsetzung eine Sache ist, die zunächst nur die noch nicht abgerüsteten Mächte angcht. Andererseits aber ist man sich darüber klar, daß die Ab rüstungsverhandlungen in Gens nur dann von wirklich praktischem Nutzen sein können, wenn Deutschland an ihnen beteiligt ist. England und Amerika sind sich dabei darüber einig, daß an dem Grundsatz der Nichtwieder aufrüstung unbedingt fest geh alten werden muß. Sxsord-Proseffom stM M sör IeuWMs Gleichberechtigung ein. Berlin, 28. Oktober. Mitglieder der Universität Ox ford wandten sich nach einer Meldung Berliner Blätter aus Oxford in einem offenen Brief an die englische Oefsentlichkeil. die darin aufgefordert wird, mit allen Kräften dafür zu sorgen, daß der unleugbaren Kriegsgefahr in der Welt Einhalt gebo ten werde. Deutschlands Gleichberechtigungsforderung konnte, wenn man ihr in der Form stattgäbe, daß Deutschland auf den Stand der anderen Mächte aufrüste, zum Wiederaufleben der verhängnisvollen Gleichgewichlspolitik führen, die die Schuld am Weltkriege trifft. Man vergesse aber nicht, daß auf Deutsch lands Abrüstung die der Siegermächte folgen müsse und ver gleiche damit die Art, wie sich das englische Außenamt zum deutschen Gleichberechtigungsanspruch gestellt habe. „Statt den klaren moralischen Anspruch Deutschlands auf Gleichheit anzu erkennen und die klare moralische Pslicht, diesen Anspruch durch Abrüstung der Siegermächle zu befriedigen, wurden die Schlüsse durch eine unangebrachte Betonung juristischer Ar gumente verdunkelt." Herriot Wt 6-uldeuerSrternng ob. Paris, 27. Oktober. Die außenpolitische Aussprache in der Kammer wird nun doch, wenn auch in beschränktem Rah men, stattfinden. Herriot hat sich zu einer Aussprache über den französischen Abrüstungsplan bereiterklärt, hat es aber entschieden abgelehnt, irgendwelche Erklärung über die Hal tung Frankreichs zum sranzöstsch - amerikanischen Schulden problem abzugeben. Am Donnerstag nachmittag gab Herriot in der Kammer eine kurze Erklärung ab. Er habe von der Absicht Franklin Bouillons Kenntnis genommen, vor dem Haushaltsausschuß der Kammer eine Aussprache über den französischen Abrü stungsplan herbeizusühren. Er verstehe sehr wohl, daß die Kammer von der Regierung Aufklärung darüber wünsche und sei bereit, eine diesbezügliche Aussprache am morgigen Freitag nachmittag herbeizuführen. Er bitte jedoch, sie auf das aller- notwendigste zu beschränken, da die Regierung eine neue Ver tagung der Genfer Konferenz vermeiden möchte. Herriot fuhr dann wörtlich fort: „Wenn man mich aber auffvrdern würde, ich solle mich zur Schuldenfrage äußern, so würde ich mich ge zwungen sehen, aus das nationale Interesse hinzuweisen, um nicht zu antworten." Franklin Bouillon stimmte dem Vorschag zu. lieber den Antrag Marin, der bekanntlich die sofortige Behandlung der Schuldenfrage verlangt, wird im Laufe der heutigen Abendsitzung, spätestens am Freitag, abgestimmt werden. Amerika -rohi mii Aufrüstung. Wenn Europa nicht abrüstet. Anläßlich des amerikanischen Flottentages hat Prä sident Hoover eineu Aufruf erlassen, in dem erklärt wird, die erste Pflicht der Regierung der Vereinigten Staaten auf Grund der Verfassung sei die Sicherung der nationalen Verteidigung. Dis Regierung fei nach wie vor erfolgreich bemüht, die rnternatio- nale Landabrüstung sowie die Abrüstung zur See in Übereinstimmung mit den Londoner Abmachungen herbeizuführen. Sollten aber diese Bemühungen schließ lich doch fehlschlagen, dann sei die Regierung der Ver einigten Staaten wegen der dann unsicheren Weltlage und zum Schutze des Handels gezwungen, die amerika nische Flotte bis zur äußersten Grenze des Londoner Flottenabkommens auszubauen und damit auf die gleiche Stärke mit der mächtigsten Flotte der Welt zu bringen. Frankreich rüstet Wetter. Der französische Marineminister hat der Brester Werft den Auftrag erteilt, den 26 000-Tonnen- Kreuzer „Dünkirchen" auf Kiel zu legen. Die notwendigen Kredite waren bereits von der Kammer be willigt worden, doch war bisher im Hinblick auf die Flottenabrüstungsverhandlungen und aus finanziellen Gründen von einer Kiellegung abgesehen worden. Inzwischen ist es dem Marineminister aber ge lungen, die Minderheit von der angeblich dringlichen Notwendigkeit zu überzeugen, daß Frankreich den von den ausländischen Kriegsmarinen gebauten neuen Ein heiten gleichwertige Schiffe entgegenstellen könne. * VeulfO-amerlkanWer Kongreß ln Aewyorl. Ein dreitägiger deutsch-amerikanischer Kongreß wurde mit einem Festessen im Hotel Astor in Newyork unter dem Präsidium von Victor F. Ridders eröffnet. Unter den Ehrengästen befand sich der frühere amerikanische Botschafter in Berlin, Houghton, der in einer Rede die Deutschamerikaner ermunterte, ihre Beiträge zur kultu rellen Entwicklung Amerikas mehr als bisher zum Aus druck zu bringen. Der frühere Handelsminister im Ka binett Taft, Charles Nagel, verlangte eine größere Berück sichtigung der deutschstämmigen Amerikaner bei der Be setzung hoher Regierungsstellen. Am kommenden Sonntag wird ein „Deutscher Tag" veranstaltet, in dessen Mittelpunkt mehrere Festgottes- dienste stehen. Nus unserer Primat! Wilsdruff, am 28. Oktober 1932. Merkblatt für den 29. Oktober. Sonnenaufgang 6" I Mondaufgang 6" Sonnenuntergang 16'° I Monduntergang 16" 1918: Auslösung der österreichisch-ungarischen Monarchie. Einer für alle, alle für einen. Die Wenzeslaus-Grube bei Neurode in Schlesien ist im Konkurs. Man kennt die Unglücksgeschichte dieser Grube: im Sommer 1930 fanden hier mehr als 150 Berg leute den Tod, und die Grube wurde bald daraus völlig stillgelegt. Zahlreiche Bergleute sind zum Feiern ver urteilt und sind in Not. Und nun naht der Winter, und die Bergleute, die sonst so viel Kohle für andere fördern durften, haben jetzt nicht einmal ein bißchen Kohle für sich selbst, wenn ihnen nicht geholfen wird. Aber es soll ihnen geholfen werden, denn die Hauptgläubiger der Grube haben die Genehmigung erhalten, für vier bis sechs Wochen einen Teil des noch nicht ersoffenen Bergwerkes wieder in Betrieb zu nehmen, um der arbeitslosen Beleg schaft Kohle zu sichern. Etwa 200 Bergleute sollen etwa 6000 Tonnen Kohle fördern. Und die 200 Bergleute haben sich einhellig bereit erklärt, bei Weiterzahlung der ihnen zu stehenden Wohlfahrtsunterstützung die ganze Arbeit ohne Lohn für sich und ihre erwerbslosen Kameraden und deren Familien durchzuführen! ... und ihre erwerbslosen Kameraden! Wir leben in einer Zeit, die als die Zeit des krassen Egoismus, der krassen Selbstsucht verrufen ist. Wer hat jetzt noch Lust, an die Not der anderen zu denken, wo ihm selbst die Not so nahegerückt ist! Man ist froh, daß man mit seinem eigenen Leben fertig wird, daß man sich der eigenen Sorge ein wenig entledigen kann, daß man für sich und die eigene Familie noch ein bißchen Arbeit hat. Die anderen? Die anderen mögen sich selbst helfen oder irgendeine amtliche Unterstützung mag ihnen helfen oder Gott mag ihnen helfen, wenn alles andere versagt! Das ist so die allge meine Auffassung — meint man. Ist sie das aber wirk lich? Es ist eine Auffassung, wie es deren viele gibt, aber allgemein kann sie bestimmt nicht sein. Nein, es gibt glück licherweise immer noch Menschen, die bereit sind, ein zutreten sür ihre Mitmenschen, die sich in Not befinden, und es finden sich dazu nicht selten gerade diejenigen, welche selbst nicht viel besitzen, bereit. Gemeinsame Not kittet und macht die Bande zwischen den Menschen fester, gemeinsame Not führt zu einer Solidarität, die über jedes Lob erhaben ist. Das Beispiel der armen Bergleute von Neurode, die ohne Lohn für ihre erwerbslosen Kameraden Mitarbeiten wollen — das ist das Hohe Lied der Solidarität, das ist edelstes Menschentum! Und darum sollte keiner von uns verzagen, wenn er am Rande ist mit der eigenen Arbeits kraft, wenn er den Arbeitswillen, der in ihm ruht, nicht verwerten kann. Gewiß, es ist viel Egoismus in der Welt, aber nicht so viel Egoismus, daß wir darum Lanz zu