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MÄmfferTagM« L IUI IIH Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft V-- WoÄenblatt für Wilsdruff u. Umgeqend st-uungm ^s-^.' Im Fall« höherer Dewatt, l!— Krieg oder ,-nIIiger B-. mevsllörungen besteht krn, Anspruch aut Lieserurg der petiung oder Kürzung de- Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schrifistücke erfolgt nur, wenn Porto deitiegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gehaltene Manmxeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. NachweisungsgebLhr 2V Reichspfennige. Dor- Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme bis norm.10Uhr. - " ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 249 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-DreSden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, den 22. Oktober 1932 Komödien des Tages. Konferenzgräber — Deutschlands Kolonien — Politischer Geisteskampf. Ein paar hinterher flatternde Meldungen, vielleicht sogar ein paar hinterher lausende Bemühungen konnten nichts mehr daran ändern: Macdonalds Vermit 1 - lungsaktion ist aus und erledigt. Sie ist endgültig gescheitert, und als mehr oder weniger überflüssiges Nach spiel folgte der Tragödie nun die Komödie des Streits um die „Schuld"frage. Deutschlands Regierung hat sich in diesen Streit interessierter und sich interessant machender Staatsmänner und Politiker nicht eingemischt; vielleicht wird der Reichskanzler diesem nun hinter uns liegenden Geschehen bei Gelegenheit noch ein paar Worte der Auf klärung widmen, besonders da Macdonald als englischer Ministerpräsident sich nicht gerade sehr liebenswürdig zu der Haltung unserer Regierung geäußert hat, — aber das alles wären nur Leichenreden, die die totgeschlagene Viermännerkonferenz doch nicht wieder zum Leben er wecken. Ein bißchen wird man auch Wohl noch im englischen Parlament darüber sprechen, aber dann kriegt das Grab einen Denkstein von der Historie gesetzt: Hier liegt etwas begraben, was totgeschlagen wurde, ehe es noch das Licht der Welt erblickte! Konferenz Nummer soundsoviel, — denn die Reihe dieser Kon ferenzgräber ist schon recht lang, und viele un zählige Hoffnungen der Menschheit sind dort mitbestattei worden. Teils beigesetzt unter dem hohlen Pomp nichts sagender diplomatischer Phrasen, teils heimlich im Dunkel der Nacht, weil der Totengräber, nämlich die Politik des Unverstandes und der Böswilligkeit, es ungern hat, wenn man seinem verhängnisvollen Tun zusieht. Für die Reichs- regierung lohnt es sich nicht, auch nur einen Blick auf das Grab zurückzuwerfen, denn nur — „die Lebenden haben recht" oder vielmehr: sie verlangen ihr Recht. Peitscht doch Herriot als der europäische Lenker und Leiter die Entwicklung unbeirrt und ohne rückwärts oder seit wärts zu sehen allein auf das Ziel los, das er zweifellos auch schon in London dem englischen Ministerpräsidenten weit hinter dessen Vermittlungsplänen gezeigt hat: die Verwirklichung des neuen großen „Äbrüstungs- und Sicherheitsplans" französischer Herkunft, bei dem man dann in irgendein Eckchen etwas hineinklebt, was die „deutsche Gleichberechtigung" darstellcn soll. Den Staat, dessen Anwesenheit bei dieser „Arbeit" sich vielleicht un angenehm spürbar machen könnte, Deutschland also, will Herriot einfach nicht zulassen, und hat dies erreicht durch Aufstellung von Bedingungen, deren Annahme für Deutschland nicht bloß unmöglich ist, sondern mit deren Ablehnung Herriot von vornherein gerechnet hat und rechnen durfte. * Man könnte das alles eine Komödie nennen, wenn es sich nicht um so furchtbar ernste Dinge handeln würde und es sich die Genfer Politiker nicht verböten, sie als Komö dianten zu bezeichnen. Immerhin hat schon vor drei hundert Jahren ein berühmter schwedischer Kanzler seinem Sohn anvertraut, es sei ganz unglaublich, mit wie wenig Weisheit die Welt regiert wird. Heute scheint die geistige Produktion für diesen Zweck in Paris, Genf „und umliegenden Ortschaften" besonders stark zusammenge schrumpft zu sein, — nur ist es die Welt, sind es die Völker, die das zu spüren bekommen! Aber die „Feder fuchser" sind nicht allein schuld an all dem Elend, und des Herrn Professors Wilson abgrundtiefe Un kenntnis über Deutschland nicht allein die Ur sache dafür, daß zu ihm Herr Tardieu mit einer gefälschten „Bitte der Saarländer um Anschluß an Frankreich" oder die Polen und Tschechen mit falschen Landkarten kommen konnten, und nun Deutschland zerschnitten wurde, jeder das von ihm begehrte Stück Land abreißen konnte! Jst's denn viel anders geworden seitdem, wenn man heute, jawohl heute in den Blättern des weitaus größten ame rikanischen Zeitnngskonzerns, nämlich der nns nicht grade freundlichen Hearst-Presse, lesen muß, wie jetzt an läßlich derFünfzigjahresfeierdesDeutschen Kolonialvereins, in der der Ruf Deutschlands gegen die Koloniallüge und für den Wiedererwerb unserer geraubten Kolonien laut wurde: „Deutschland will die Rückgabe der Kolonien verlangen. Welche Kolonien verlor Deutschland nach dem Krieg? Elsaß-Lothringen, Eupcn-Malmedh, einen Teil von Ost- und Obcrschlesien, Memel, Danzig und den nördlichen Teil von Schleswig. Auf die Rückgabe welcher Kolonien legt Deutschland besonderen Wert? Auf den polnischen Korridor, Danzig, Memel, Oberschlcsien, Eupen-Malmedy und einen Teil vom Elsaß." Da erscheint es unmöglich, auch nur den schüchternen Versuch zu machen, derartiges als ernsthast geglaubt und geschrieben anzusehcn. Und doch ist das der Fall. Bloß daß damit der Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen mit einer geradezu amerikanischen Schnelligkeit getan worden ist. Das ist aber keine Komödie, sondern eine „Tragödie der Irrungen". * Doch das Ernsthafte, diese vorläufig noch ersten Akte eines Schauspieles, das leicht Lur Tragödie werden kann, Zer Kamps m Eine Rede Dr. Silverbergs in Köln. Die Industrie- und Handelskammer zuKöln wählte als Nachfolger für den verstorbenen Geheimen Kom merzienrat Louis Hagen den bekannten Industriellen Dr. Paul Silverberg zum Präsidenten. Bei Über nahme des Amtes hielt Dr. Silverberg eine Ansprache, in der er u. a. erklärte: Die Kammer habe die wirtschaft lichen Maßnahmen der Reichsregierung seinerzeit aus drücklich begrüßt, müsse aber heute feststellen, daß die Be strebungen in der Kontingentierung den eigenen Grundsätzen der Reichsregierung zuwiderlaufen. Die Reichsregierung möge erkennen, daß derartige Kontingen tierungsbestrebungen die weiterverarbeitenden Industrien, die Rohstoffindustrie, besonders stark aber den Handel hemmend beeinflussen. Er erwarte, daß die Reichs regierung sich von den Hemmungen der Kontingentierung wieder befreie. * Sie deutsch-französischen KontmgentierungsverhandluMN. Befriedigendes Ergebnis. Die französischen Bedenken bei den Kontingentierungs verhandlungen mit der deutschen Abordnung waren nicht grundsätzlicher Art, sondern betrafen im wesentlichen das Verfahren, nach dem in Deutschland die Kontingentierung nach Firmen und nicht nach Ländern vorgenommen wird. Die Franzosen haben ferner darauf hingewiesen, daß in dem als Pergleichsjahr angenommenen Jahre 1031 in folge der Maßnahme gegen die Einschleppung des Kar toffelkäfers die Kartofseleinsnhr nach Deutschland sehr ge ring war, so daß diese Bemessnngsgrundlage sür Frank reich ungünstig sei. Die französischen Sachverständigen haben außerdem noch einige Bedenken geäußert wegen d-w deutschen Bestimmungen der Devisenbewirtschaftung md um die Maßnahme gegen die Einschleppung des Kartoffel käfers, die man französischerseits für zu scharf hält. Das Gesamtergebnis der in Paris erfolgten Unterredungen kann somit als befriedigend bezeichnet werden. * Landwirlscha-ssordermgen der SMP. In einem Schreiben an den Reichskanzler werden von deutschnationaler Seite nochmals die wich tigsten Forderungen für die Wiederherstellung der Ren tabilität der Landwirtschaft unterbreitet. Verlangt wird zunächst die sofortige Einführung von autonomen Gesamtkontingenten für diejenigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, deren Preisbildung direkt oder indirekt durch unnötige ausländische Einfuhr beeinflußt wird. Dann wird darauf Hingeiviesen, daß der Zinsendienst für den Personalkredit, der eine erschreckende Höhe erreicht habe, eine völlige Lähmung der Wirtschaft er zwinge. Hier müsse unbedingt durch eine sofortige Festsetzung der zulässigen Z w i s ch e n s p a nne utw durch weitgehende Umwandlung des Personalkredits in lang fristigen Nealkredit Abhilfe geschaffen werden. Die Zuckersteuer sei allgemein auf die vor Erlaß der Notverordnung festgesetzte Höhe zn senken, bei der Umsatzsteuer sei sofortige Wiederherstellung der Freigrenze von 5000 Mark und Vereinheitlichung der Umsatzsteuer für sämtliche landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf 85 Prozent erforderlich. Ferner wird Verwen dungszwang von einheimischen Ölen und Fetten für die Margarinefabrikation gefordert. Schließlich sei der Erlaß der alten Saatgut- und Winzerkredite sowie ähn licher vor längerer Zeit gegebener Kredite eine dringende Notwendigkeit. Bezüglich der neueren von der öffentlichen Hand gegebenen Kredite müsse dringend eine vorläufige Stundung verlangt werden. üben nur geringe Rückwirkungen auf den Wahlkampf aus, der nun auch — allerdings als ein zeitlich stark zu sammengedrängtes Schauspiel — angehoben hat oder, wie man zu sagen pflegt, „die ersten Wellen schlägt". Hoffent lich bleiben diese Wellen aber mehr als im Juli solche nur papierncr und oratorischer, also geistiger Art, und röten sich nicht von Menschenbtttt wie damals! Aber wie oft und wo kommt es denn in den Wahlversammlungen noch zu einem Geisteskampf der politischen Geg ner, wo zu einer „freien Aussprache" wie früher, auch weun diese angekündigt ist? Es sind ja größtenteils nur Wahlkundgebungen einer Partei, Demonstrationen also, in die sich hineinzuwagen für die Parteigegner ohne Schutz nicht gerade gcratsam ist. Versuche, es doch wieder zu einer wirklichen Anssprache zwischen den Gegnern kom men zu lassen, sind hier und da zu verzeichnen, stecken aber noch in den Anfängen und dürften bei der Kürze der Zeit bis zum 6. November kaum viel Schule machen. Und doch kann die Wahrheit, vielleicht sogar eine — Verständigung nie mit „schlagenden", sondern nur mit geistigen Gründen gesucht und gefunden werden. Dr. Pr. die MikM. GünstigereEniiMlilM-MbeiMmlies Rach dem Bericht der Reichsanstalt für die Zeit vom 1. bis 15. Oktober beträgt die Zahl der Arbeitslosen, die bei den Arbeitsämtern gemeldet sind, Mitte Oktober 1932 rund 5 150 000. Wenn diese Ziffer auch um rund 48 000 über derjenigen vom Ende des vorhergehenden Monats liegt, so bedeutet dies nicht, daß sich der Be schäftigungsgrad tatsächlich in dem gleichen Umfange ver schlechtert hat. Es ist durchaus möglich, daß sich die Entwicklung im Oktober ähnlich wie im September vollzieht, in dessen erster Hälfte die Arbeitslosenzahl ziffernmäßig bekanntlich um etwa 40 000 zugcnommen hatte, während im weiteren Verlauf der Entwicklung eine stärkere Entlastung des Arbeitsmarktes um rund I6O000 sich durchgesetzt hatte. Auch der Vergleich der zahlenmäßigen Entwicklung in der ersten Oktoberhälfte dieses Jahres mit der entsprechenden Zeil des Vorjahres, in der die Arbeitslosenzahl um rund 129 000 Arbeitslose gestiegen war, läßt die ruhigere, verhältnismäßig günstigere Entwicklung des Aröeitsmarktes in der Gegenwart erkennen. Bei der Gesamtzahl der Arbeitslosen bleibt die Tatsache zu beachten, daß in der Zahl von 5 150 000 Arbeitslosen auch rund 200 000 junge Menschen mitgezählt sind, die bei dem freiwilligen Arbeitsdienst vorübergehend außerhalb der freien Wirtschaft Arbeit und Brot gefunden haben. Die Zahl der Notstandsarbeiter, die im Laufe des Monats September 1932 noch um rund 21 000 auf rund 88 000 gesteigert werden konnte, dürste auch bis Mitte Oktober eher noch etwas zugenommen haben. Sie parieienhydra und der starke Regierungsarm. kegierungsdementi um ein Wahlplakat. Die Anschlagsäulen in zahlreichen Orten zeigen seit kurzem ein Plakat, das einen starten Regier» ngs- rrin darstellt, der eine Hydramit Schlangenköpsen um klammert, die verschiedene Parteien versinnbildlichen sollen. Die Presse hatte sich in längeren Ausführungen mit diesem Plakat besaßt und an die Regierung waren Fragen gerichtet worden, die jetzt dahin beantwortet werden: Von seiten der Ncichsrcgierung kann nicht fest- gestellt werden, ob es sich hierbei um ein Plakat der neu- gegründeten „W erbczcntrale Volksdienst" han delt. Festgestellt werden kann aber, daß sür diese Werbe zentrale Staatsgelder in keiner Weise gegeben worden sind oder gegeben werden. Mit der „W e r b e z e n t r a l e Volksdienst' hatte sich u. a. auch eine kommunistische Zeitung unter Berufung auf einen Artikel der Korrespondenz Der Tat kreis befaßt. Die genannte Korrespondenz hatte u. a. be hauptet, daß an den vorbereitenden Besprechungen für di« Organisation der Werbezentrale und ihre Finanzierung durch eine dritte Stelle auch der Leiter der Presse abteilung der Reichsregierung teilgenommer habe. Hierzu wird festgestellt, daß der Leiter der Presse abteilung der Neichsregierung an solchen Vorbesprechun gen nicht teilgenommen habe und demzufolge auch di« anderen daran geknüpften Schlußfolgerungen unrichtig sind. * Oie Mgierungsionds zur Förderung der Preise. Der Staatssekretär in der Reichskanz lei, Planck, hat an das Mitglied des Reichstages Kurt Heinig nachstehendes Schreiben gerichtet: „Sehr verehrter Herr Abgeordneter! Der Vorwärts ver öffentlicht eine Zuschrift, die Sie ihm geschickt haben. Sie führen in ihr aus, daß der Reichskanzler vor dem Unter suchungsausschuß im Preußischen Landtag erklärt habe, es gebe im Rcichshaushalt nur zweiDispositions- fonds, die sür die Presse in Betracht kämen; tatsächlich gebe es deren aber fünf. Darf ich hierzu feststcllen, daß ich Ihren Ausführungen keineswegs zustimmcn kann. Für die Unterstützung der inländischen Presse, und nur um diese hat es sich im Untersuchungsausschuß gehandelt, kommen nur die von dem Herrn Reichskanzler genannten beiden Dispositionsfonds in Betracht. Weder der Fonds für Förderung des deutschen Nachrichtenwesens im Aus land, noch der Dispositionsfonds des Auswärtigen Amtes „Geheime Ausgaben", noch der Dispositionsfonds des Reichswehrministeriums dürfen von Rechts wegen mit der deutschen Presse irgend etwas zu tun haben Das mag früher anders gehandhabt worderi sein, ich kann Ihnen aber die Zusicherung geben, daß unter der jetzigen Neichsregierung keinerlei Mittel aus diesen Fonds der deutschen Jnlandspresse zugeflossev sind oder zufließen werden."