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und bittet, den Inhalt der Anträge in der Fassung anzuneymen: Die Regierung zu ersuchen, bei der Reichsrcgiernng um Mil derung der Härten der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 14. Juli 1932 vorstellig zu werden, die Reichsregierung erneut auf die besondere Notlage Sachsens aufmerksam zu machen und dahin zu wirken, daß die Kontingentierungs- Verhandlungen mit tunlichster Schonung der Exportintercssen der sächsischen Industrie geführt werden. Abg. Kunz (Naisoz.) erklärt, neue Formen in Wirtschaft und Staat seien zu schassen, erst dann könne man an eine Be seitigung der Notlage gehen. Abg. Bretschneider (St.-PO betont,'eine Milderung des Elends sei nicht durch große Forderungen, sondern nur durch praktische Arbeit zu erreichen. Die Staatspartei stimme dem sozialdemokratischen Anträge zu, nur sei eine Rückfüh rung der Unterstützungssätze auf den Stand vom 1. April 1932 nicht möglich. Abg. Lippe (DVP.) verlangt eine Abänderung des deutsch- nationalen Antrages dahingehend, „daß durch die Kontin gentierungsverhandlungen die Exportintercssen der sächsischen Industrie nicht geschädigt werden". Der deutschnationale Abänderungsantrag wurde mit Hilfe der Nationalsozialisten abgelehnt. Das gleiche Schicksal hatte der kommunistische Antrag. Der sozialdemokratische Antrag wurde angenommen. In einem weiteren Antrag verlangen die Sozialdemo kraten von der Reichsregierung die Zurücknahme der Verordnung vom 4. September 1932. Von der sächsischen Regierung fordern sie, bei Reueinstellung von Arbeitskräften in den staatlichen Werken keinen Lohnabbau zuzulassen, und in entsprechender Weise auf die unter staat lichem und gemeindlichem Einfluß stehenden Betriebe einzu wirken. Ein kommunistischer Antrag bewegt sich in der gleichen Richtung. Finanzminister Dr. Hedrich bemerkt hierzu, daß in den staatlichen Werken zunächst Wohl überhaupt keine neuen Kräfte eingestellt werden, weil vielfach schon bei der gegenwärtigen Arbeiterzahl die Arbeitsdauer wesentlich unter vierzig Wochenstunden liegt. Soweit die staat lichen Betriebe Erzeugnisse Herstellen, die auch von privaten Betrieben hergestellt werden, könnten sie naturgemäß keinen Absatz für ihre Erzeugnisse finden, wenn sie zu ungünstigen Bedingungen, insbesondere zu anderen Lohnbcdingungen ar beiten müssen, als die Privatindustrie. Der Finanzminister bittet, die Anträge bezüglich einer Sonderbehandlung der staat lichen und unter staatlichem Einfluß stehenden Betriebe ab- zulehncn. Die Sozialdemokraten beantragen ferner, daß die Anweisung des Innenministeriums an die ihm unterstellten Polizeibehör den, wonach die dem Arbeiter-, Turn- und Sportbund angeschlossenen Vereinigungen als politisch im Sinne der Reichsverordnung über Versammlungen und Aufzüge anzusehen sind, sofort zurückgenommen werden. Innenminister Richter erklärt dazu, es sei festgestellt, daß sich die im Arbeiter-, Turn- und Sportbund zusammen- gesaßten Vereine sämtlich der Eisernen Front angeschlossen haben, deren politischer Charakter außer Zweifel steht. Es folgt wiederum ein sozialdemokratischer Antrag, der sich gegen eine etwa beabsichtigte weitere Kürzung der Gehälter der BeanUcn und Angestellten wendet. Hierzu erklärt der I n n e n m i n i st e r: Die Kassen lage des Staates hatte sich infolge des Rückganges der Steuer einnahmen bald nach Beginn des Rechnungsjahres so erheb lich verschlechtert, daß die regelmäßige Auszahlung der Dienst bezüge immer unsicherer wurde. Infolgedessen haben sich die Termine für die Auszahlung im Oktober zwangsläufig um einige Tage hinausgeschoben. Auch weiterhin wird mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen sein, die Regierung hofft aber, daß sich die Kassenlage nicht noch weiter verschlechtern wird. Jedenfalls beabsichtigt die Regierung nicht, durch grund sätzlichen Übergang zur nachträglichen Gehaltszahlung oder durch entsprechende Hinausschiebung der Zahlungstermine ein Monatsgehalt oder Teilbeträge eines solchen zugunsten der Staatskasse einzusparen und dadurch eine Kürzung der Beam ten- und Angestelltenbezüge herbeizusühren. Abg. Dieckmann tDVP.) charakterisierte das Wirtschafts. Programm der Neichsregieung: Die Ankurbelung der deutschen Wirtschaft fei Jahr für Jahr versprochen, aber nie erreicht worden, weil man es mit einer Lastenpolitik versucht und nur erreicht habe, daß die Arbeitslosigkeit einen nie gekannten Umfang annahm und die Arbeitsstätten abgestorben sind. Daß dem Wirlschaflsprogramm der Regierung von Papen nach einem 13jährigen Versagen auf der ganzen Linie nicht sofort ein sichtbarer Erfolg beschicken sein könne, müsse jeder einsehen. Es bedarf der Zusammenfassung aller ausbauwilligen Kräfte im Volk, diesen Erfolg zu sichern. Abg. Dr. Eckardt tDnat.) erklärt, daß seine Partei von der schematisierten Lohnregelung nicht befriedigt sei, weil sic große Härten mit sich bringe. Aber der Zweck dieser Lohn regelung sei doch der, die Erwerbslosigkeit zu mildern und deswegen gehe es nicht an, die ganze Verordnung einfach zu sabotieren. Man habe bis jetzt noch nichts Besseres vorge- schlagcn. Weiter erklärte der Redner, es müsse unter allen Um ständen versucht werden, daß die Beamlengehälter im Interesse der Familien pünktlich gezahlt und aus keilten Fall dürfe ein Monatsgehalt eingesparl werden. Nach weiterer Aussprache, und nachdem die Kommunisten noch einen Antrag vorgelegt halten, nach dem dieGemeinde- wahlen in Sachsen aus den 6. November verlegt werden sollen, wurde die Sitzung nach rund elsstündiger Dauer ge schlossen. Die restlichen Abstimmungen wurden vorerst ausgesetzt Der Wirischastsplan der Reichsregierung und die Gewerkschaften. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund und der Allgemeine Freie Angestelltenbund hatten ihre Mitglieder zu einer öffentlichen Kundgebung zu sammenberufen. Die Versammlung wurde durch den Bundesvorsitzenden Leipart eröffnet, der zunächst die erschienenen Gäste begrüßte, darunter Ministerialdirektor Sitzler vom Neichsarbeitsministerium, der in Vertretung des N e i ch s a r b e i t s m i n i st e r s an der Tagung teil nahm. Der Redner führte u. a. aus: Die Gewerkschaften seien berechtigt und verpflichtet, zu dem Wirtschafts - plan der Reichsregierung kritisch Stellung zu nehmen. Es bestände zwar jetzt einige Hoffnung auf Belebung der Wirtschaft. Damit diese Belebung aber wirklich einträte, brauche die Welt den Willen zu gemeinsamer Arbeit. Und Deutschland vor allem brauche das Abklingen der politischen Leidenschaften als unumgängliche Voraussetzung für den Wiederaufbau der Wirtschaft. Es sei eine völlig unberechtigte Verdächtigung, daß die Ge werkschaften sich der Wiedereingliederung der Arbeitslosen in die Wirtschaft widersetzen. 45 Prozent der Ver bandsmitglieder seien voll arbeitslos. Nur etwa ein Drittel hätte volle Beschäftigung. Daraus könne man er sehen, wie groß das eigene Interesse der Gewerkschaften an der Wiedereinstellung Arbeitsloser sein muß. Die Ent scheidungen der Gewerkschaften seien vollkommen frei von parteipolitischen Erwägungen. Die Gewerkschaften würden jede Regierung unterstützen, die die Rechte der Arbeiter schaft unangetastet ließe. Auch -as ist in Deutschland nötig! Vor einer Notverordnung zur Bekämpfung des Kraftwagcndicbstahls. Vor der Vereinigung krastfahrender Journalisten machte Reichsjustizminister Dr. Gürtner Mitteilungen über Maßnahmen der Reichsregierung zur verschärften Be kämpfung des Kraftwagendiebstahls. Da die Schaffung eines neuen Strafgesetzbuches noch einige Zeit dauern würde, habe das Reichsjustlzministe- rium jetzt dem Neichskabinett den Vorschlag gemacht, eine Notverordnung zu erlassen, um Strafbestimmungen zu schaffen, durch die die Gerichte in die Lage versetzt werden sollen, das Problem der Bekämpfung des Autodiebstahles befriedigend zu lösen. Das Reichskabinett habe die Vorlage bereits gebilligt, es fehle lediglich die Unterschrift des Reichspräsidenten, um sie zu veröffentlichen. Während bisher nur die Entwendung eines Fahr zeuges strafbar war, soll nunmehr auch das Jngebrauch- nehmen, also das unberechtigte Fahren mit einem Fahr zeuge, unter das Strafgesetzbuch fallen. Da der Versuch bereits strafbar sein wird, so wird sich bereits derjenige mit dem Strafgesetz in Konflikt bringen, der unrecht mäßigerweise den Motor eines Antos ankurbelt oder die Tür öffnet. Unter das Gesetz sollen Kraftwagen, Motor räder, Wasserfahrzeuge und auch die übrigen Fahrräder fallen. * Die Ergänzung der Sozialleiftungen. Die wesentlichen Punkte der Verordnung des Reichs arbeitsministers zur Ergänzung von Sozialleistun- gen, die in Kürze veröffentlicht werden wird, sind: Die Sätze der Arbeitslosenversicherung werden um 2 Mark im Durchschnitt erhöht, und zwar gestaffelt je nach dem Familienstand der Versicherten; in der Kranken- und Angestelltenversicherung werden zusätzliche Leistungen, die durch die Verordnung vom 14. Juni verboten waren, wieder zugelassen: in der Unfallversicherung wird der Zu schlag von 7^ Prozent, der gleichfalls durch die Ver ordnung vom 14. Juni untersagt war, für künftige Ver sicherungen wieder gestattet. Seutsch-Weirerischer Mumcu über Kraftverkehr. Basel, 18. Oktober. Zwischen der Schweiz und dem Deutschen Reich ist eine Vereinbarung unterzeichnet worden, nach der vom 1. November d. I. ab die Führer aller in dem einen Tande gemeldeten Motorfahrzeuge, die vorübergehend im anderen Lande verkehren, auf Grund ihrer nationalen Aus weise für Fahrzeug und Führer zum Grenzübertritt zugelassen werden. Die Vorweisung der im internationalen Abkommen vom 24. April 1926 vorgesehenen internationalen Zulassungs scheine des Fahrzeugs ist also nicht mehr notwendig. Dagegen muß das Fahrzeug nach wie vor mit dem nationalen Zeichsn- schild und den in Artikel 5 des internationalen Abkommens vorgesehenen Unterscheidungszeichen versehen sein. Soweit die schweizerischen Ausweise ausschließlich in französischer oder ita lienischer Sprache adgefaßt sind, müssen sie, um in Deutschland erkannt zu werden, eine Uehersetzung in deutscher Sprache aus weisen. Str enM-rnsfW HMelMktW geMdW. London, 18. Ostober. Der Minister für die Dominien, Thomas, machte am Dienstag nachmittag im Unterhaus die seit langem erwartete Mitteilung, daß die englische Regierung am 17. Oktober den englisch-russischen Handelsvertrag vom 13. April 1930 mit sechsmonatiger Frist gekündigt habe, da die Meistbegünstigungsbehandlung Rußlands im Widerspruch zu dem in Ottawa abgeschlossenen englisch-kanadischen Zvllvertrag stehe. — In dem an den russischen Geschäftsträger in London gerichteten Kündigungsschreiben habe die englische Regierung jedoch gleichzeitig erklärt, daß sie nach wie vor großen Wert auf die Aufrechterhaltung der Handelsbeziehungen mit Rußland lege. — Unter lautem Beifall sagte Thomas, daß jedes Land die Versuche, mit Waren zu dumpen, die bei Hungerlöhnen hergestellt worden seien, vereiteln müße. Ser tschechoslowakische Mnifletpräsidenl Müftaeüeten. Der Rücktritt des Ministerpräsidenten Udrzal ist nun zur Tatsache geworden .Die politischen Empfänge beim Staatspräsidenten Masarhk auf Schloß Lana wurden ab geschlossen. Der Präsident derRepublik begibt sich nach Prag, um die Neubildung der Regierung in Angriff zu nehmen. Aus Ersparnisgründen werden zwei Ministerien aufgelöst werden. über die Lösung der neuen politischen Lage wird der derzeitige Präsident des Abgeordnetenhauses, der tsche chische Agrarier Abgeordneter Malvpetr, verhandeln, der als Ministerpräsident ausersehen ist. Rücktritt des belgischen Kabinetts. Das gesamte belgische Kabinett ist zurückgetreten, da sich Ministerpräsident Rcnkin weigerte, die Auf lösung von Kammer und Senat durchzuführen. Man rechnet mit einem Geschäftsministerium, das als einzige Aufgabe hat, Kammer und Senat sofort aufzulösen. Es handelt sich nicht um eine gewöhnliche Parlamentskrise, sondern um eine Krise des Regimes. „Friedensveriräge sind nicht ewig!" Bei dem Empfang einer Abordnung der un garischen vaterländischen. Verbände in R o m erklärte Mussolini: Wenn man den Frieden in Europa wolle, so sei es notwendig, die durch den Vertrag von Trianon an Ungarn begangenen Ungerechtigkeiten wieder gutzumachen. Denn ein Volk von so hoher Kultur und so reicher Geschichte wie das ungarische, ein Volk, das eine ganz bestimmte und unersetzliche Aufgabe im Donau becken zu erfüllen habe, könne nicht geopfert und zur Lebensunfähigkeit verdammt werden. „Ich sagte einmal und ich wiederhole es", so fuhr Mussolini fort, „daß die Friedensverträge nicht ewig sind!" Mit dem toten Sohn auf gekentertem Boot. Erschütternde Fischertragödie auf der O st s e e. Der Kapitän des zum Hafenbauamt Swincmüude ge hörenden Regierungsdampfers „Walter Körte" bemerkte in der Swinemündcr Bucht etwa drei Meilen von Kosero w entfernt ein kieloben treibendes Boot, an das sich ein völlig erschöpfter Mann geklammert hatte. Nach dem der Schiffbrüchige an Bord genommen war, wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, die an dem kleinen Fahrzeug festgebunden war. Der Dampfer nahm sofort Kurs auf Swinemünde. Hier wurde der ältere Mann ins Krankenhaus eingeliefert. Es handelt sich um den 53jährigen Fischer Otto Haack aus dem Ostseebad Zinnowitz. Nachdem Haack das Be wußtsein wiedererlangt hatte, erzählte er, daß er mit seinem 25jährigen Sohn vorgestern aus Zinnowitz in See gefahren sei. Abends seien sie von dem plötzlich aufkommenden Sturm überrascht worden und gekentert. Er und sein Sohn hätten sich an dem kieloben treiben den Boot festgchalten. Bei dem stundenlangen ver zweifelten Kampf gegen die hohen Wellen habe der Sohn schließlich die Kräfte verloren. In seiner Todesangst habe er den Soh» an geseilt, um ihn ja nicht zu verlieren. Dann hat der Vater Haack auf dem gekenterten Boot in Sturm und Wellen über zwölf Stunden bis zuM-Mittag des nächsten Tages ausgehalten Hur unirrer veimsl Wilsdruff, am 19. Ostober 1932. Merkblatt für den 20. Oktober. Sonnenaufgang i Mondaufgang 19" Sonnenuntergang 16^ j Monduntergang IN* 1892: der Afrikasorscher Emin Pascha (Eduard Schnitzer) erniordet. Der Gemüsekeller. Es wird jetzt Zeit, an den Gemüsekeller zu denken, eine sehr nützliche Einrichtung, von der man mit Recht ge sagt hat, daß sie die Fortsetzung des Garten baus ist. Gemüsegrube bzw. -miete oder Gemüsekeller, das ist die Frage. Beide sind nötig, um uns die Vorräte die wir mühsam im Garten erzogen haben, zu erhalten und dafür zu sorgen, daß uns diese Vorräte nicht aus gehen, bis der Garten im nächsten Jahre eine neue Ernte abzuwerfen beginnt Der reinen Zweckmäßigkeit nach ist die Gemüse miete vorzuziehen. Je nachdem, wie groß wir sie anlegen, fassen diese Gruben unbegrenzte Vorräte. Sind sie richtig abgedeckt und werden sie vor zu großer Erwär mung oder Verkühlung gesichert, so kann in ihnen nichts passieren. Ihr Inhalt bleibt in guter Beschaffenheit. Schon in der grauen Vorzeit haben die Menschen ihre Wintervorräte so untergebracht, vieles, wie z. B. der größte Teil der zur Volksernährung nötigen Kartoffeln, ließe sich anders gar nicht über den Winter bringen. Die Sache hat nur einen Haken: Eine solche Grube mutz in be quemer Nähe beim Hause sein, damit man die Vorräte immer zur Hand hat und damit man den Inhalt beob achten kann, wenn das Wetter stark umschlägt, also eine Lüftung oder stärkere Bedeckung nötig ist. In der Stadt wird man daher zum Gemüse keller seine Zuflucht nehmen müssen. Es gibt auch Leute, die das aus gesundheitlichen Gründen tun, weil sie annehmen, daß das so aufbewahrte Gemüse einen stärke ren Vitamingehalt aufweist. In der Tat können wir viele Gemüsesorten und Suppenkräuter im Gemüsekeller in lebendigster Beschaffenheit erhalten. Notwendig ist dazu, daß der gewählte Keller luftig, also nicht dumpfig ist und daß er einigermaßen hell ist. Die wettere Zurichtung ist sehr einfach. Man schüttet ein etwa dreißig Zentimeter hohes Sandbeel aus, welches man der Reinlichkeit halber in Bretter einfaßt. Man kann auch eine Anzahl Kisten mit etwa dreißig Zenti meter hohen Seitenbrestern dazu verwenden. Bedingung ist dann nur, daß das hier hineingesetzte Gemüse bet ganz trockenem Wetter aus der Erde genommen worden ist, und daß man nur völlig unbeschädigte Pflanzen in den Ge müsekeller einschlägt, da man sonst Verluste durch Fäulnis zu befürchten hat. Wird es dann sehr kalt, so mutz man die Fenster vorübergehend mit einer Strohpackung, bei schärfster Kälte, wie wir sie vor vier Jahren hatten, sogar mit Pferdedung verpacken. Unerläßlich ist ein Thermo meter. Die beste Temperatur liegt stets zwischen zwei und sieben Grad. In diesem Sandbeet im Gemüsekeller erhalten sich frisch und schmackhaft Sellerie, Petersiltenwurzel, später Blumenkohl, Kohlrabi (am besten blauer), Steckrüben, rote Rüben, Mohrrüben, Schwarzwurzeln, Endivien «sw- Man bringt auch solche Gewächse in den Gemüsekeller, die an sich im Freien bleiben können, die man aber auch bei starkem Frost jederzeit zur Hand haben möchte, wie Porree, Meerrettich, Pastinaken. Auch schwarze Rettiche halten sich gut im Sand. Ist der Keller hell genug, so kann man sogar späte Bohnen, die man bei eintretendem Frost mit der Wurzel aus der Erde gezogen hat, hier noch zwei dis drei Wochen lang als frisch erhalten. * Herbststürme segen über das Land. Der schwere Sturm, der seit Montag über Westeuropa herrscht, griff gestern nu" auf ganz Mitteldeutschland über. Während bei uns am Morgen noch schwacher Westsüdwest festgestellt wurde, ist im Laufe del Nachmittags- und Abend-, besonders aber der Nachtstunde» mit einmal der Herbststurm Wer das Land hereingebrochen, der seine in den letzten Tagen bereits beobachteten Vorboten well in den Schatten stellt. Verschiedentlich wurden Bäume umge legt, und Straßen und Wege sind vielfach mit abgerissene" Aesten und Zweigen bedeckt. Der Verkehr auf den hochgelegene" Landstraßen war direkt lebensgefährlich. Auch in den Gärte" wurde viel Schaden angerichtet. Der Sturm machte sich abend* um so unangenehmer bemerkbar, als er schwere Regenschauer heranführte. Bon der Gewalt des Sturmes zeugt u. a. der Ein sturz der Marienkirche in Rötha bei Leipzig, über den wir a" anderer Stelle berichten. Bürgersteuer 600 Prozent. Im amtlichen Teil* dieser Nummer wird ein Ortsgesetz sür die Stadt Wilsdrusl eerössentlicht, das die Amtshauptmannschaft beschlossen hat. Dar nach wird im Jahre 1933 die Bürgersteuer in unserer Stad' in Höhe von 600 Prozent erhoben.