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WiNmUrÄgeblait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .WUsdrustcr Tagkblall- «ftcheini an allen Werktagen nachmittag» S Uhr. Bezug»preis monatlich 2,— AM. irei Hau», bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern tll Rpfg. Alle Poftanstalten, Post, boten und unlere Aus» träger und <Se>chSfisstellen nehmen zu jederzeit Be> 26vcheNvla11 fÜk WtlövkUff U. llwsikgeNd stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, ' Krieg oder ionstiger Bc- riedsstörungen besteht kein Anspruch aus t!>e>crung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesondter Schriftstücke ersolgt nur. wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis! die S gelpoMne Ranmzeile 20 Rpsg., die ögespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reich»' psennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Rachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. 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Dabei dürfte allerdings die Staatsvisite des Reichskanzlers in der Hauptstadt Bayerns kaum über das Bestreben hinaus gehen, sozusagen „Fühler" in München auszu strecken; denn der „Verfassungsminister" von Gayl hat ja die Reise nicht mitgemacht, und er ist doch eigentlich „der Nächste dazu"! In seiner Rede bei der Verfassungsfeier hatte der Reichsinncnminister allerdings auch über die Notwendig keit gesprochen, daß die staatsrechtlichen Beziehungen zwischen dem Reich und dem Freistaat Preußen anders gestaltet werden müßten, und tatsächlich ist dies ja auch auf dem Wege über das Neichskommissariat in Preußen schon sehr weit Vorwärtsgetrieben worden. Daß die Reichsregierung hierin aber ihren Marsch noch erheblich weiter fortsetzcn will, geht z. B. aus der Tatsache hervor, daß in drei preußischen Ministerien die Angestellten „vor sorglich" gekündigt sind, man also mit einer gründlichen Umgestaltung der Behördenorganisation bestimmt rechnen zu können glaubt. Ein anderer Schritt auf diesem Wege war die kürzlich durch Notverordnung erfolgte tiefgrei fende Abänderung bei den Provinzial-, Kreis- und Kom munalbehörden selbst, woraus man nicht ganz mit Unrecht auf Pläne der Reichsregierung schließen will, die auf eine Art — um einmal das unschöne, aber bezeichnende Wort zu gebrauchen — „Verreichlichung" Preußens abzuzielcn scheinen. Jedenfalls hatte Herr von Gayl sehr energisch in dem Sinne gesprochen, daß eine Homogenität, eine politische und Verwaltungseinheit zwischen dem Reich und seinem größten Gliedstaat hergestellt werden müßte. Dadurch würde der Föderalismus im Reich naturgemäß ein ganz anderes Gesicht erhalten, als er es bisher besitzt, geschweige denn, als es dem Reich durch die Weimarer Verfassung gegeben wurde. Der im ersten Entwurf zu dieser Verfassung fast beseitigte, in der end gültigen Gestalt aber wcitaehend wiederhcrgestellte „föde ralistische Unterbau" des Reiches ist durch den Druck der Tatsachen und übrigens den der Versassungsbestimmun- gen selbst — namentlich den über die Steuern und Finan zen — schon in recht großem Umfange zerstört worden. Man hatte in Weimar durch die Beseitigung des zahlenmäßigen Übergewichts der preu ßischen Stimmen im Reichsrat sogar ausdrücklich dafür gesorgt, daß eine „Vergewaltigung" der anderen Gliedstaaten — wie sie im früheren Bundesrat möglich gewesen war — jetzt nicht mehr stattfinden konnte. Wenn nun nach einem Aufgehen Preußens im Reich künftig die Reichsregierung dort auch unbedingt über die preußischen Stimmen zu verfügen hätte, so wäre das eine Entwick lung, an der namentlich Bayern als zweitgrößter Glied staat ein ganz erhebliches Interesse haben muß. Auch das bisherige verfassungsmäßige Kräfte verhältnis zwischen Reichsregierung und Neichsrat würde ein ganz anderes Aussehen erhalten; außerdem könnten sich dann die Vertreter der norddeutschen Gliedstaaten tat sächlich kaum dem Druck entziehen, den die preußischen „Reichs"vertreter im Reichsrat auszuüben in der Lage wären. Und wenn schließlich die Pläne der Reichsregie rung über Schaffung eines „Oberhauses" verwirklicht werden sollten, dann müßte das natürlich überhaupt eine Revision der verfassungsmäßigen Stellung des Reichsrats herbeiführen, zweifellos in dem Sinne, daß diese Stellung stark eingeschränkt würde. Ein Vergleich mit den Ver- fassungszuständcn der Zeit vor dem 11. August 1919 — dem Tage des Inkrafttretens der Weimarer Verfassung — ist überhaupt nicht möglich, da die „Gewaltenteilung" ganz anders geworden ist und selbst der Reichsrat längst nicht mehr die rechtlichen Befugnisse des früheren Bundes rates besitzt, vielmehr einen Teil davon — und zwar den entscheidenden — entweder an die Reichsregierung oder den Reichstag, oder aber an den Reichspräsidenten hat ab geben müssen. Gewiß sind selbst in dem von Aufruhr und Bürger krieg umtobten Notbau von Weimar 1919 einige Bestim mungen hincingefügt worden, die auch eine Fortbildung der staatsrechtlichen Beziehungen zwischen „Reich und Ländern" bzw. zwischen den Ländern selbst ermöglichen, aber bisher wurde davon in beachtenswertem Umfange nur durch die Schaffung Großthüringens Gebrauch ge macht. Wir hatten in all den wirtschaftlichen, politischen und sonstigen Bedrängnissen der nachfolgenden 'dreizehn Jahre allzu wenig Zeit zu einer wirklich umfassenden Reichsreform „an Haupt und Gliedern", über deren Not wendigkeit kaum ein Zweifel besteht, — über deren In halt es dafür aber um so größere Meinungsverschieden heiten gibt. Französisches MitärMzeua über deutschem Gebiet. Ein französisches Militärflugzeug überflog, aus der Richtung des lothringischen Torfes Mandern kommend, den deutschen Schneeberg bei Oberperl. Es überflog dann den südlichen Teil Perls und entschwand in Richtung der lothringischen Grenze. „Ein lienes de» Papens Staatsbesuch in München. Reichskanzler von Papen ist zu einem zweitägigen Staatsbesuch der bayerischen Staatsregierung in München eingetroffen. Bei einem Empfang durch das bayerische Gesamtministerium entbot M i n i st e r p r ä s i d e n t Dr. Held dem Reichskanzler herzlichen Willkommens- gruß bei seinem Besuch in München. Dr. Held führte dabei aus: „Mit dem Besuch bei der bayerischen Staats regierung verknüpft sich das Bekenntnis des Reichs kanzlers, daß man in Berlin in der Reichsregierung unter Ihrer Führung die Selbständigkeit der Länder anerkennt und achtet. Nur so gemeint, gewinnt ein offizieller Besuch des Reichskanzlers Sinn und Bedeutung. Daß wir dafür be sonderen Dank wissen, namentlich in den Stürmen unserer Tage, die ja vor allem der Selbständigkeit der Länder gegolten haben, ist eine Selbstverständlichkeit. Wir er blicken in dem Besuch des Reichskanzlers das Bestreben, Fühlung zu nehmen und zu halten mit den einzelnen Länderregierungen in der Zeit der großen geistigen und wirtschaftlichen Not des deutschen Volkes. Es kommt darin die Überzeugung zum Ausdruck, daß das gesamte deutsche Volk zusammenstehen mutz, wenn es gilt, dieser Not Herr zu werden. Nur durch treues Zusammenarbeiten und Zusammenstehen ist das große Ziel zu erreichen, Deutschland außenpolitisch zu befreien und innenpolitisch zu einem wahrhaft einigen und glücklichen Volk zu machen. Reichskanzler von Papen dankte von ganzem Herzen für die freundlichen Worte, die Ministerpräsident Dr. Held ihm gewidmet hatte. Sein Besuch solle viel mehr sein als eine formelle Höflichkeit, er solle sein ein Symbol dafür, daß in der Tat gerade jetzt in den vielleicht schwersten Stunden der Nachkriegszeit wir nur dann zu dem großen gemeinsamen Ziele weiter schreiten, wenn wir die Einigkeit zwischen dem Reich und den Ländern wiederherstellen, wie sie einstens gewesen ist. Sie wissen, daß es von Anbeginn meiner Regierung an mein großes Ziel gewesen ist, mit den Ländern und durch die Länder, deren außerordentliche Wichtigkeit und Be deutung in kultureller und völkischer Beziehung ich nie übersehen und stets hoch anerkannt habe, das neue Reich zu bauen. Es ist mir ein besonderes Bedürfnis, den persönlichen Kontakt mit den Ländern zu Pflegen und in offener Aussprache über die schwebenden Fragen die Meinungen auszutauschen, die auf dem schweren Wege vor uns liegen. Besuch im Bayerischen Landtag. Reichskanzler von Papen stattete auch dem Landtags präsidenten Dr. Stang im Landtagsgebäude einen Besuch ab. Der Landtagspräsident ersuchte den Reichs kanzler, auf die besonderem Belange Bayerns in der Frage der Reichsresorm Rücksicht zu nehmen. Er unter breitete dem Reichskanzler auch die Wünsche der baye rischen Wirtschaft hinsichtlich einer besseren Berücksichti gung bei der Verteilung der Reichsaufträge. Reichskanzler von Papen betonte, Bayern dürfe gewiß sein, daß die bayerischen Belange in Berlin immer ein offenes Ohr finden werden. Er werde nie vergessen, was die Länder und speziell Bayern für das Reich geleistet haben. Der Reichskanzler schloß mit dem Wunsche auf gemein- sameArbeitsüreinneuesdeutschesVater- land. Oer Kanzler vor der Münchener presse. Bei dem Empfang der Münchener Presse im Staats ministerium des Äußeren hielt Reichskanzler von Papen eine Ansprache, in der er erklärte, daß sein Besuch in München mehrsei als ein Höflichkeitsbesuch, Oer Reichskommissar und -er Rechisausschuß. Im Rcchtsausschuß des Preußischen Land tages beantragten die Kommunisten die sofortige Her- beirufung des Reichskommissars. Dieser Antrag wurde mit den Stimmen der Kommunisten, Natio nalsozialisten und Sozialdemokraten gegen das Zentrum und die Deutschnationalen angenommen. Nach einer kurzen Pause teilte der Vorsitzende mit, Dr. Bracht habe erklärt, daß er heute nicht im Ausschuß erscheinen könne, jedoch bereit sei, bei Vertagung der An gelegenheit in eine spätere Sitzung dcS Aus- schusses zu kommen, wenn er rechtzeitig benach richtigt werde. Der Ausschuß beschloß darauf, sich auf den 8. Novem ber zu vertagen und den Reichskommissar rechtzeitig ein- zuladen. W MrlM" und einen symbolhaften Eharakter habe. Er solle dartnn^ daß die Reichsregierung sich bewußt sei, daß die Lösung der großen und schwierigen Aufgaben nur möglich sei ber der Zusammenfassung all der wertvollen Kräfte im deutschen Volke, die besonders aus der alten tausend jährigen Kultur seiner Länder strömten. Die gegenwärtige Reichsregierung sei sich bewußt, daß die Lösung der großen Aufgabe, die ein neues Deutschland schaffen soll, nur möglich ist, wenn alle Kräfte zur Mitarbeit heran gezogen werden. Nicht ein öder Zentralismus oder Uni tarismus, nicht ein Reich, das von Berlin regiert werde, sondern ein Reich, das regiert werde von den vieltausend fältigen Kräften, die gewachsen seien aus allen Teilen des deutschen Volks, und die sich zur Mitarbeit anbieten, das sei die Parole. Am Nachmittag politische Besprechung«« Reichskanzler von Papen stattete in München außer dem päpstlichen Nuntius auch dem evangelischen Kirchenpräsidenten, v. Veit, einen kurzen Besuch ab, wah- rend er bei dem von München abwesenden Kardinal Faul haber seine Karte abgab. Mittags fand beim Minister- Präsidenten zu Ehren des Kanzlers im engen Kreise eine Mittagstafel statt. Der Nachmittag war einem Ausflug Vorbehalten, der die Gelegenheit zu den vorgesehenen politischen Besprechungen zwischen dem Reichskanzler und der bayerischen Staatsregierung bot. Am Abend ver sammelten sich im Hause des Ministerpräsidenten zahlreiche Persönlichkeiten des politischen, wirtschaftlichen und kultu rellen Lebens Bayerns zu einem Empfang, den der Ministerpräsident zu Ehren des Kanzlers veranstaltete. * Zusammenarbeit aller tut not! An dem zu Ehren des Reichskanzlers in München veranstalteten Empfang des Ministerpräsidenten Dr. Held nahmen mit den Angehörigen des diplomatischen Korps, dem Landtagspräsidenten, dem päpstlichen Nuntius, den Mitgliedern des Landtages, den Spitzen der Behörden, dem Reichswehrkommandanten zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten der Politik, der Wirtschaft, der Wissen schaft und Kunst teil. Dr. Held begrüßte den Kanzler und verwies darauf, daß in der heutigen ernsten Zeit jede Regierung auf den guten Willen des Gesamtvolkes angewiesen sei. Es be stünde alle Veranlassung, daß alle Deutschen gemeinsam zusammenstehen und dazu mithelfen, daß innen- und außenpolitisch wieder bessere Verhältnisse geschaffen werden könnten. Reichskanzler von Papen dankte für die freundlichen Bcgrüßungsworte. Der Besuch in München sei mehr als ein formeller Akt, die Reichs regierung wolle vielmehr mit diesem Besuch zum Ausdruck bringen, daß die großen und schweren Aufgaben, die vor uns liegen, nur gelöst werden können im Zusammen wirken von Reich und Ländern. Die Reichsregierung sei entschlossen, aus den großen kulturellen Kräften der Länder den Rutzen zu ziehen, der aus ihnen gezogen werden müsse. Wenn die Reichsregierung die wert vollen Kräfte, die den Ländern gewachsen seien, hinter sich zu bringen vermöge, dann könne der Weg in die Zu kunft mit Vertrauen beschritten werden. Der Reichs kanzler gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Tal der Krise, das wir beschreiten, bald überwunden werden möge und daß der Weg den Berg hinangehen möge, damit die junge deutsche Generation einer besseren Zukunft entgegen geführt werden könne. In diesem Sinne bitte er um die Mitarbeit Aller. Die Ausführungen des Reichskanzlers wurden mit starkem Beifall ausgenommen. Auswärtiger Ausschuß ohne Reichsregierung. Der Reichstagsausschuß für auswär tige Angelegenheiten, der ebenso wie der Aus schuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung bis nach den Neuwahlen bestehenbleibt, trat zu einer Sitzung zusammen, um sich mit den Lausanner Verhand lungen zu beschäftigen. Die Reichsregierung ist bei den Beratungen des Ausschusses nicht vertreten, so lange nicht die bekannte Streitfrage der Rechtmäßigkeit der letzten Reichstagsabstimmung geklärt ist. Auch die Deutsch nationalen nehmen an den Verhandlungen nicht teil, und das Zentrum entsandte nur einen „Beobachter". In einer längeren Geschäflsordnuugs- aussprache wnrde von den verschiedensten Seiten die Ansicht vertreten, daß irgendwelche sachlichen Ver-