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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das Eilsdrufter Lagcdia»' crict ein, an allcn Werklagen nachmitlags S Uhr. Bezuarnreis monallich 2,— AM. l>o,ed""b> Posibestellung 1,80 RM. Mzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1V Rpsg. Alle Postanstallen, Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend A-b . Krieg oder sonstiger Be- »reo-NSrungen befted« de» Ansxrua, aus Llescrung de- Leitung oder Kürzung des Demgroreiseo. — Rücksendung -ingesandlcr Schriststücke ersolgl nur. wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis! die 8ge„ «>!<»< Aaumzeilr A> Rpsg., die Igelpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich», Pfennige, die 3 gespaltene Beklomezeile im «ertlichen Teile 1 RMK. u achweifungsgebühr 20 Reichspfennigr. Doe» gefchriebeneErfcheinungs- . . c,r^« rn« K tage und Platzvorfchristen werden nach Möglichkeit AMI A-LlHokUsf "tk. O berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm.10Uhr. - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wn keine 6 aranne. Jeder adattanjpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannfchast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nosfen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 233 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdrufs-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 4. Oktober 1932 Steine aM neuen Liegen Sie Vehindermigsversuche deulschei KonlingenlSpoM. Die K o ni i n g e n t s p o l i ti k, zu der Deutschland vurch seine Notlage und durch die Absperrmaßnahmen des Auslandes gezwungen wurde, hat in den Ländern, deren Ausfuhr nach Deutschland dadurch betroffen und eingeschränkt worden ist, natürlich eine sehr geteilte Auf nahme gefunden. Während die deutsch-belgischen Kontingentierungsverhandlungen sehr schnell zu einem Abschluß gekommen sind, und nach der amtlichen Verlaut barung eine grundsätzliche, beide Teile befriedigende Einigung erfolgt sein soll, wobei allerdings über dis Einzelheiten der Kontingente und die dafür eingeräumten deutschen Zugeständnisse bisher nichts bekannt geworden ist, hatItalien mit einer Devisenregelung geantwortet, die man in Berliner politischen Kreisen als einen schweren Angriff gegen Deutschland empfindet, auf den Deutschland voraussichtlich mit Gegenmaßnahmen antworten wird. Weiter wird in politischen Kreisen erklärt, es sei nicht möglich, dis Kontingentsbestimmungen fremden Ländern gegenüber danach zu regeln, ob man mit einem Lande befreundet sei oder nicht. Die Notlage Deutschlands erfordere es, daß allen Ländern gegenüber gleichmäßig vor gegangen werde. Die Möglichkeit eines Kompro- I misfes sei nicht gegeben, weil dieses dann auch für i alle anderen in Frage kommenden Länder in Anspruch j genommen werden würde. Die italienischen Abwehrmaß nahmen gegen die deutsche Kontingentspolitik müssen sich zu einer Wirtschaftsblockade gegen Deutschland auswirken. Die Anweisung an die italienischen Banken den Importeuren deutscher Waren die zur Bezahlung nötigen Devisen zu sperren, müßte, so wird erklärt, prak tisch das Ende der deutschen Einfuhr nach Italien bedeuten. Auf ähnlicher Linie bewegen sich die Zollmaßnahmev der Schweiz. Die erneute Erhöhung des Kartoffel einfuhrzolles bedeutet eine schwere Schädigung besonders des badischen Kartoffelbaues. Wenn darin fortgefahren würde, unter Verkennung der Zwangslage, in der Deutschland handelt, die deutschen Kontingentierungsmaßnahmen mit Wirtschaftsblockaden zu beantworten, so müßten uns unsere Auslandsgläubigei auch die Lösung des Rätsels verraten, womit wir unsers Auslandsverpflichtungenbegleichen sollen Unsere geringen Vorräte an Gold und Devisen oraucyen nur selbst tm Lande, um unsere Währung zu stützen und zu erhalten, und unsere Warenausfuhr reicht schon heute nicht mehr dazu aus, um unseren aus ländischen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Nach einer Veröffentlichung des amerikanischen Industrie- Handelspolitik getrieben worden. Wenn es jetzt di« Fähigkeit Deutschlands, seine ausländischen Schulden zu bezahlen, wird der deutsche Ausfuhrüberschuß für 1932 auf 286 Million Dollar geschätzt. Diese Summe sei um rund 71 Millionen Dollar zu niedrig, um die laufenden deutschen Auslandsverpflichtungen ab- decken zu können. U. a. wird auch erklärt, daß Deutschland in diesem Jahre viel weniger Einkünfte aus seinen Aus- iandsinvcstitionen haben werde als im Jahre 1931. Da Deutschland keine Möglichkeit hat, seine Schulden anders als durch Warenausfuhr zu bezahlen, be deutet eine weitere Behinderung unserer Ausfuhr durch unsere Gläubigerländer, daß sie selbst den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Deutschland ist, nicht zuletzt durch seine auswärtigen Gläubiger selbst, auf neue Wege der Handelspolitik selbst getrieben worden. Wenn es jetzt die sperrangelweit offenen Tore der M e i st b e g ü n st i g u n g durch die Kontingente etwas schließt, so sollte man im Ausland Verständnis für diese Notmaßnahmen haben und die Bahn nicht gleich am Anfang durch Steine und Schran ken verrammeln. * Deutsch-Holländische Kontingentsverhandlungen. Haag. Die deutsche Abordnung, die im Zusammenhan- mit den Kontingentierungsplänen der Reichsregierung Ende vergangener Woche in Brüssel' mit der belgischen Regierung verhandelte, ist im Haag eingetrosfen, wo ähnliche Verhand lungen mit Vertretern der holländischen Negierung begonnen haben. Die Verhandlungen dürften zwei Tage in Anspruch nehmen. WeNwickschaflslonferenz Anfang nächsten Jahres in London. Der vom Völkerbundrat eingesetzte Ausschuß zur Be ratung über die Einberufung der Weltwirtschaftskonferenz beschloß, die Konferenz zu einem möglichst frühen Zeit punkt Anfang des nächsten Jahres nach London einzu berufen. Der Versuch von englischer Seite, bereits jetzt einen festen Zeitpunkt festzulegen,- scheiterte an dem französischen Widerstand. Es wurde verein bart, daß während der außerordentlichen Völkerbundver sammlung im November der Ratsausschuß erneut zu sammentreten soll, um den Zeitpunkt festzusetzen. Der Kampf um die Mandschurei. Wir Deutsche kennen den jetzigen chinesischen Ge sandten in Paris und am Völkerbund, Herrn Wellington Koo, schmerzhaft genau. Er war der Präsident jener Völkerbundkommission, deren Tätigkeit und Bericht uns den besten Teil Oberschlesiens gekostet hat und außerdem eine geradezu irrsinnige Grenzziehung vollbrachte. Bis weilen gibt es so etwas wie eine Vergeltung in der Geschichte. Jetzt mnß Wellington Koo vor demselben Völkerbund den Kampf gegen Japan führen, das dem chinesischen Reich die Mandschurei abnahm. Daß es gegen alles Recht und nur mit Gewalt geschehen ist, sagt diesmal zwar der Bericht jener Völkerbund kommission, die unter der Führung des Engländers Lytton auf Grund einer fast halbjährigen Tätigkeit Kl einer scharfen Verurteilung des japanischen Vorgehens gelangte; aber Herr Wellington Koo wird mit diesem, ihm so günstigen Bericht etwa ebensoviel erreichen wie du deutsche Regierung mit ihren Protesten gegen die Zer reißung Oberschlesiens. Nämlich gar nichts. Mit uns machte man in Genf und Paris auch nicht viel Feder lesens, — anders natürlich jetzt mit dem Bericht, Herrn Wellington Koo und der Mandschureisorge! Zunächst Hw man die ganze Geschichte für sechs Wochen vertagt, und Herr Wellington Koo hat inzwischen Zeit, sich in die Ge schichte eines Volkes zu versetzen, dem man mit Ge- walteinGliedvom Leiberiß. Der Bericht Lyttons — übrigens ein dickes Buch von 150 Foliodruckseitcn und 15 Karten — ist auf eine nich! ganz ungefährliche Weise zustande gekommen. Auf Geheim wegen, nämlich unter Umgehung der polizeilichen „Über wachung" durch die Japaner, konnte die Kommission Tat sächliches .über die mandschurische Volksstimmung und Volksabstimmung" erfahren, und diese letztere scheint eine gewisse Ähnlichkeit mit jener gehabt zu haben, die einst in dem deutschen Eupen-Malmedy veranstaltet worden ist! Genau so wie die Belgier auf das „Er gebnis" dieser „Volksabstimmung" pochen, werden es die Japaner in ihrer Antwort auf den Lytton-Bericht wohl auch tun, um die Komödie des „Rechts" weiterzuspielen, einer Komödie also, die aber wieder einmal zu einer Tragödie des Völkerbundes werden kann. Während Japan nach einem sorgfältig vorbereiteten Plan in der Mandschurei vorging, war von einer schema tischen Bedrohung der dortigen japanischen Interessen durch die Chinesen überhaupt nicht die Rede, also auck nicht von der Notwendigkeit einer japanischen Selbstver teidigung. Die Bildung des neuen von China unabhängi gen "Mandschureistaates ist nicht durch einen Willensakt der Bevölkerung hervorgegangen, sondern ist das Werk der japanischen Bcsatzungstruppen und Zivilbeamten; die Ja paner haben alle Macht tatsächlich in Händen. Die 30 Mil- lionen-Bevölkerung ist fast ohne Ausnahme gegen die ja panische Okkupation und den neuen „Staat". Das sind so die wichtigsten Feststellungen des Berichts! Er konzedier! den Japanern nur das Bestehen ihrer starken wirtschaft lichen Interessen. Ungefähr das — entsprechend — gleiche hätte Wellington Koo über Oberschlesien, die Deutschen und die Polen einstmals berichten müssen, wenn . . . Eigentlich ist dieser Bericht auch schon über holt. Inzwischen hat Japan den mandschurischen Staat anerkannt, hat die Verwaltung der Zolleinnahmen über nommen und damit kurzerhand die Brücke zerschlagen, die die Kommission bauen wollte: die Errichtung einer mandschurischen Autonomie unter der Souveränität der nordchinesischen Regierung. Damit ist es tatsächlich vorbei, denn Japan denkt gar nicht daran, auch nur einen Schritt zur ttckzugehen. Die Anerkennung der Unabhängigkeit geschah, als die Lytton-Kommission bereits wieder in Europa saß. Das Militärregime in Tokio pfiff auf sie und ihren Bericht nebst Empfehlungen, also auf den Vorschlag der Autonomie für die Mandschu rei und schleuniger Verhandlungen zwischen China und Japan. Man drohte sogar mit Austritt aus dem Völker bund und Schaffung eines neuen, eines asiatischen. Vor läufig will man damit aber noch warten, bis der japa nische Gegenspieler Wellington Koos in Genf sieht, zu welchen Beschlüssen und Entscheidungen Mitre November der Völkerbundrat hinsichtlich des Lhfton-Berichts kommt. Dem armen Völkerbund bleibt nichts erspart! Denn die beiden an den Entwicklungen des Fernen Ostens am meisten interessierten Staaten, Nordamerika und Rußland, gehören ja dem Völkerbund gar nicht an, und das kompli ziert die ganze Geschichte noch außerordentlich. In Moskau hat man trotz angeblicher Unterhandlungen mit Japan und trotz dessen handelspolitischen Drohungen es bisher doch noch vermieden, den neuen Mandschureistaat anzu erkennen. Und der amerikanische Staatssekretär Stimson hat den Nagel auf den Kopf getroffen, als er jetzt in einer Wahlrede äußerte, das japanische Vorgehen bedeute nicht bloß einen schweren Schlag für die amerikanischen Han delsinteressen in der Mandschurei, sondern „geradezu eine Todesdrohung gegen die Autorität der großen Nachkriegsverträge, die von den Na tionen der Welt geschaffen wurden, um die Wiederholung einer derartigen Katastrophe zu verhindern, wie sie der Weltkrieg darstelltc". Man wird sich aber in Tokio weder aus dieser beweglichen Klage viel machen noch aus der „triumphierenden" Feststellung Stimsons, bisher hätten alle Staaten die „Nichtanerkennungs"politik gegenüber der Mandschurei befolgt. Bezeichnender ist Wohl, daß das Marinedepartement in Washington mitteilte, die ame rikanische Atlantikflotte werde noch für ein weiteres Jahr im Stillen Ozean ver bleiben. „Todesdrohung gegen die Nachkriegsverträge", also insbesondere gegen den „Kriegsächtungspakt" Kelloggs, — dieses Wort wird man auch in Deutschland mit offenen Ohren vernehmen. Denn jene Verträge sind ja die einzige „Sicherheit" die Deutschland gegen einen Überfall von draußen her besitz* Wenn daher der Völkerbund aus den Feststellungen des Lvtton-Berichts nicht die notwendigen Folgerungen ziehen und verletztes Recht sühnen will oder nicht sühnen kamy dann spricht er selbst das Todesurteil über jene Verträge aus. Und dann müssen wir erst recht aus eiaener Kraft für unsere nationale Sicherheit sorgen. Würde mau uns dann noch mit Vertragsbestimmungen entgegentreten dürfen ohne schamrot zu werden? Sie Oftasienkommission berichtet. Das Sekretariat des Völkerbundes hat nun das Gutachten der nach Ostasien entsandten Völker bundkommission der Öffentlichkeit überreicht. Bekannt lich hat der Völkerbund zu Anfang dieses Jahres, als er von den Chinesen um ein Eingreifen im Streit mit Japan angerufen wurde, sich einfach dadurch aus der Verlegen heit geholfen, daß er eine Studienkommission gebildet und auf die lange Reise nach Ostasien geschickt hat. Diese Kom mission, der übrigens auch ein Deutscher, der frühere Gouverneur Schnee, angchörte, hat den Auftrag, dem Völkerbund ein Gutachten über die Ursachen und Rechtsfragen im chinesisch-japanischen Krieg zu erstatten. Der Völkerbund hatte damit Zeit gewonnen und hat dadurch erreicht, daß er um ein Eingreifen in den eigentlichen Streit herumkam. Die Kommission reiste An fang Februar ab, nahm den längsten Reiseweg über Amerika und Japan und kam gerade auf dem Kriegsschau platz an, als die letzten Schöffe bei Schanghai fielen. Die Herren konnten dann in all-- Ruhe dis Trümmer der Kampfstätten besichtigen. Nach fast halbjähriger Abwesenheit ist die Kommission nun zurückgekehrt und hat das Ergebnis der Reise in Form eines zweihundert Schreibmaschinenseiten langen Gutachtens dem Völkerbund überreicht. Bemerkenswert ist, daß man sich in dem Gutachten in sehr langen Aus führungen mit der Geschichte Chinas und mit den Be ziehungen der Chinesen zu anderen Völkern beschäftigte Der Kernpunkt der ganzen Denkschrift ist die Feststellung, daß eine Wiederherstellung der Lage, wie sie vordem chinesisch-japanischen Streit bestanden hat nicht mehr möglich ist. Auf Grund dieses Gutachteys soll nun der Völkerbund den Versuch machen, die sich widersprechenden Interessen Japans und Chinas auszugleichen. * Srbitterte Kämpfe in der Mandschurei. Chinesischer Angriff auf Tsttsikar zurückgeschlagen. Die chinesischen Freischärler in der Nordmandschurei haben unter Führung des Generals Lihaitschang einen Angriff auf Tsitsikar durchgeführt. Sie wurden unter großen Verlusten, die von den Japanern mit 300 Toten angegeben werden, von den japanischen Truppen zurück geschlagen. Ein Angriff General Lis auf Angantschi miß lang ebenfalls. Auch in der Südmandschurei, in der Nähe der chinesischen Grenze, sind heftige Kämpfe zwischen Chi nesen und mandschurischen Regierungstruppen entbrannt. Japanische Truppen haben eingegriffen, um eine Been digung der Feindseligkeiten herbeizuführen. » Fördert die Ortspreffe m