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Der Reichspräsident bet den Truppen. Reichspräsident von Hindenburg hat sich von Fürsten berg (Oder) im Auto auf das Manövergelände nach Zie- bingen begeben, wo er sich von dem Führer der roten Partei, Generalleutnant von Bock, Vortrag halten ließ. Er fuhr dann weiter und ließ sich kurz vor Frankfurt von dem Leiter der Herbstmanöver, dem Chef der Heeres leitung, General Freiherr von Hammerstein, Meldung erstatten. Ohne Frankfurt zu berühren, fuhr der Reichs präsident dann in die Gegend nordwestlich Neppens, wo er Teile der Infanterie-Regimenter 9 und 8 begrüßte. Von dort aus begab er sich nach Einbruch der Dunkelheit nach Fürstenberg zurück, wo er die Nacht in seinem Salon wagen verbringt. französische „Geländeübungen" und deutsche Manöver. In krassem Gegensatz zu den deutschen stehen die französischen Manöver, die jetzt gleichzeitig bei Chalons sur Marne stattfinden. Obgleich der französische Kriegsminister kurz vor Beginn der Manöver darauf hin gewiesen hatte, daß es sich gemäß seinem in der Kammer abgegebenen Versprechen lediglich um „Gelände übungen" handeln werde, Weichen die Manöver in keinem Punkte von denjenigen der letzten Jahre ab. Jagd- und Bombenflugzeuge, Tanks und alles, was zu einer modernen Heeresausrüstung gehört, ist herangezogen worden und unterstützt die beiden Par teien bei ihren Übungen. Demgegenüber betrachte man — und diese Betrachtung fei angelegentlichst allen Mit gliedern der Abrüstungskonferenz empfohlen — die Ausrüstung des deutschen Heeres, das, aller modernen Rüstungsmittel durch das Diktat von Versailles beraubt, sich mit Tankattrappen, Modellgeschützen, „Annahmen" und Schiedsrichteranweisungen begnügen muß, um die fehlenden Kriegsmittel wenigstens manövermäßig zu ersetzen. Alumnatstellen an sächsischen höheren Schuten. Freistellen für Begabte. Mit Ende des laufenden Schuljahres werden an den Landesschulen wieder staatliche Freistellen und sonstige Alumnatstellen frei. Die Stellen an den beiden Fürsten- und Landesschulen Meißen und Grimma sind stiftungsgemäß für Knaben evangelischen Bekenntnisses und sächsischer Staats angehörigkeit bestimmt, die entschiedene Fähigkeiten und Neigung zu den höheren Wissenschaften, insbesondere in sprachlich-geschichtlicher Richtung, zeigen. Beide Schulen führen zur Reise eines Gymnasiums. Für den Eintritt in die Untertertia (unterste Klasse) ist in der Regel die Erfüllung des 13. Lebensjahres Voraussetzung. Außerdem wird Ostern 1933 — vorausgesetzt, daß sich eine genügende Zahl begabter Schüler meldet — an der Fürsten- und Landesschule zu Meißen wieder eine Vorklasse (Quarta) eingerichtet werden, in die Schüler ohne Kennt nisse im Lateinischen eintreten können. Falls diese Klasse zustande kommen sollte, würden ihre Schüler ebenfalls im Alumnat, und zwar gegen Zahlung der festgesetzten Verpfleg- und sonstigen Kosten, Aufnahme finden. Die Landesschule Dresden in Klotzsche enthält ein Reformrealgymnasium mit den Klassen Unter- teria bis Oberprima und eine Aufbauschule mit dem Ziele der Oberrealschule. Die staatlichen Alumnatstellen in einer der genannten drei Schulen werden auf Grund einer Wettprüfung ver geben. Gesuche um Aufnahme und um Verleihung einer solchen Stelle sind spätestens bis "zum 20. Oktober 1932 an die Direktion der Schule einzureichen. Den Gesuchen sind beizufügen: Geburtsurkunde, ärztliches Zeugnis, Wiederimpsschein, die letzten Schulzeugnisse, eine von der jetzigen Schule des anzumeldenden Knaben ausgestellte Beurteilung über dessen Anlagen und Fähigkeiten, Sitten und Gemütsart, ferner, wenn der Eintritt in eine Frei stelle begehrt wird, ein Vermögenszeugnis nach dem vor geschriebenen Muster. Für Meißen oder Grimma sind den Gesuchen außerdem ein Nachweis über die sächsische Staatsangehörigkeit und der Taufschein des Schülers bei zulegen. Weiter werden auch in den Schülerheimen des StaaQ-- realgymnasiums zu Schneeberg und der — ebenfalls zur Hochschulreife führenden — Deutschen Ober- und Auf- banschulen des Landes mit Ende des laufenden Schul jahres Alumnatstellen frei, für die zum Teil Ermäßigung oder Erlaß des Kostgeldes sowie des Wohnungs- und Aufwandsgeldes gewährt werden kann. An der Fürstlich- Schönburgischen Deutschen Oberschule zu Lichten stein - C a l l n b e r g besteht ein besonderes Schüle rinnenheim nur für Mädchen. Aber auch in die Internate der Deutschen Oberschule zu Bischofswerda, Pirna und Zwickau können Mädchen eintreten. Die Gesuche um Ausnahme sind an die Direktionen zu richten. Für Gemeinden, Bezirksverbände und sonstige Körperschaften bietet sich Gelegenheit, ohne Aufwendung hoher Kosten besonders gut begabten, aber bedürftigen Schülern und Schülerinnen den Besuch einer höheren Schule durch Übernahme des Schul- und Kostgeldes sowie des Wohnungs- und Aufwandsgeldes für das Schüler heim zu ermöglichen. Die preußischen Beamten Md der Aeich-kommiffar. Der Preußische Landtag hatte bekanntlich vor einiger Zeit mit den Stimmen der NSDAP, und KPD. einen kommunistischen Antrag angenommen, wonach die preußischen Beamten nicht verpflichtet seien, den Anordnungen des Reichskommissars Folge zu leisten. Wie von unterrichteter Seite verlautet, ist dieser Beschluß des Landtags auch beim Besuch des Landtagspräsidenten Kerrl bei H i n d e n b u r g zur Sprache gekommen. Reichs kanzler von Papen, der in seiner Eigenschaft als Reichskommissar für Preußen der Unterredung beiwohnte, hat den Landtagspräsidenten auf diesen Beschluß hin gewiesen und hat deutlich zum Ausdruck gebracht, daß die kommissarische Regierung sich mit diesem Beschluß nicht abfinden werde und seine Zurücknahme fordern müsse. Was Herr Kerrl dem Reichskanzler darauf ge antwortet hat, ist nicht bekanntgeworden. Wie jedoch von unterrichteter Seite verlautet, soll der Landtagspräsident zu erkennen gegeben haben, daß er sich der politischen Tragweite dieses Beschlusses durchaus bewußt ist. Ltnter der Anklage des pottiischen ToischlageS. Neun Kommunisten vor dem Berliner Sondergericht. Vor der Ersten Kammer des Berliner Sondergerichts be gann ein Prozeß wegen Totschlages aus politischen Gründen. Es handelt sich dabei um Vorgänge, die sich am Abend des 29. August in C h a r l o t t c n b u r g, in der Röntgcnstratze, zu trugen. Nationalsozialisten wurden dort von Kommunisten überfallen. Bei dem überfall wurde der National sozialist Gatschke erschossen, zwei weitere National sozialisten wurden schwer verletzt. Nu» haben sich wegen dieser Vorgänge neun Kommunisten vor dem Sondergericht zu verantworten. Unter der Anklage des vollendeten Totschlages aus politischen Beweggründen, des versuchten Totschlags in zwei Fällen sowie schweren Landfriedensbruchs stehen der kauf männische Angestellte Werner Calm, der Maler Fritz Zweig, der 19jährigc Arbeiter Walter Schall, der Ar beiter F r i tz S t e r d t sowie der 17jährige Schlosserlehrling Heinz Heine. Der Beihilfe zu dem Verbrechen des Tot schlags und des schweren Landfriedensbruchs werden die vier übrigen Kommunisten beschuldigt. Bei diesem Sondergerichtsprozeß finden die verschärften Strasbestimmungen der Verordnung des Reichspräsidenten gegen den politischen Terror, die bei Totschlag aus politischen Beweggründen die Todesstrafe vorsehen, Anwendung. Der Prozeß, zu dem über 70 Zeugen geladen sind, wird vier oder fünf Verhandlungstage in Anspruch nehmen. Vernehmung der Angeklagten. Der Hauptangeklagw Calm schob bei seiner Vernehmung alle Schuld den Nationalsozialisten zu. Er behauptete, daß die Nationalsozialisten mit dem Feuer begonnen hätten; Gatschke sei wahrscheinlich durch Kugeln seiner eigenen Genossen getötet worden. Auch der zweite Angeklagte, Fritz Zweig, be hauptet. völlig unschuldig zu sein. Er habe nie einen Revolver besessen. Der Angeklagte Calm wird deshalb als Rädels führer angesehen, weil er, wie er selbst zugibt, sehr aktiv in der Kommunistischen Partei sich betätigte. Vor Beginn der Verhandlung kam es vor dem Gerichts gebäude, dem Moabiter Kriminalgericht, zu kommunistischen Kundgebungen, denen die Polizei jedoch rasch ein Ende machen konnte. Gründungsfieber. Die Parteigründer wittern Morgenluft, in wenigen Tagen haben wir nun schon drei neue Parteifirmen: zuerst tauchte die Präsidialpartei auf, dann der National verein, und jetzt kommt aus Kiel die Nachricht, daß dort eine „Nationaldemokratische Partei" aus der Taufe ge hoben wurde. Immer frisch drauflos gegründet, damit der Wähler am 6. November mindestens drei Dutzend Parteien auf dem Wahlzettel hat. Zersplitterung ist leider für manche Auchpolitiker das schönste an der Politik. Der Berliner „Tag" sagt zu diesen Parteigründern u. a.: Sie wollen alles und werden nichts vermögen, sie wenden sich an die politisch Heimatlosen und bieten nicht mehr Schutz, als ihn ein Regenschirm gegen Steinschlag gewährt, sie wollen Deutschland erneuern und empfehlen ihm die Reste des Liberalismus, die im deutschen Schicksalskampf der letzten Jahre in die Ecke geworfen worden sind. Sie machen einen neuen Aufruf,' einen neuen Verein und er heben neue Ansprüche, diese von Erfolglosigkeit Verfolgten, diese — Querulanten, die sich nicht einordnen können, diese ewigen Splittergrößen. Was ihnen vor dem 31. Juli nicht gelang, das soll jetzt vor dem 6. November erreicht werden: ein Sammelbecken für Abgesplitterte und solche, denen die Partei gestorben ist, für die Wanderer aus den Bezirken der Mitte, die dort zwischen den Ruinen hartnäckig noch immer auf einen Frühling warten. Was schert es sie, daß jenseits ihrer Welt der wirkliche Kampf mit dem Einsatz der letzten Reserven beginnt, der auch, ja, der vor allem über sie selbst die Entscheidung bringen wird? Sie halten ihre Mitbürger, die ihre Pflicht an der Front tun wollen, am Rockzipfel fest, sie machen sich in der Etappe heimisch und gründen aus Gründen der Anonymität einen — Verein. Mit der Aussicht, vielleicht eine Partei daraus zu machen, wenn außer den Gründern noch jemand herbeiströmen sollte. Man bat den „Deut schen Nationalverein" gegründet, um das Bürgertum mit einer neuen Zwecklosigkeit zu behelligen. Solche „Nationalvereine" — Nation und Verein! — hat es schon zu Zeiten des alten Bennigsen gegeben, und 1907 hat man das spießbürgerliche Gebilde erneuert, das nach wenigen Jahren ebenfalls sanft und ohne Nach kommenschaft entschlummern sollte. Muß denn in Deutsch land auch der älteste Plunder immer wieder erneuert werden? Wir glauben, daß der zum drittenmal auf gewärmte Verein von Volk und Bürgertum nun endgültig ungenossen stehengelassen wird. 44VVV0 Mark veruntreut. Unterschlagungen bei der K r e i s sp a r k a s s e Nauen. In Paaren (Osthavelland) wurde der Volks- schullehrer Hartley verhaftet, der als Leiter einer Nebenstelle der Krcissparkasse Nauen im Laufe mehrerer Jahre etwa 140 000 Mark unterschlagen hat. Er ist in das Amtsgcrichtsgefängnis Nauen eingeliefert worden. Hartley verwaltete seit vielen Jahren die Sparkassen nebenstelle in Paaren. Er hat die Betrügereien in der Weise verübt, daß er bei Einzahlungen in die Sparkassen bücher den eingezahlten Betrag richtig iMtrug, in seinen Büchern aber nur einen Teilbetrag verbuchte. Infolge dessen erschien in den Büchern der Hauptstelle auch nur dieser Teilbetrag, so daß bei den Revisionen die Ver fehlungen nicht entdeckt werden konnten. Erst vor etwa drei Monaten, als die Kreissparkasfe Buchungsmaschinen einführte, kamen die Fälschungen ans Tageslicht. Hartley gab bei seiner Vernehmung an, daß er das Geld nicht für sich verbraucht, sondern zum größten Teil verborgt habe. Er hatte den Kunden, um sie zum Sparen zu ver anlassen, höhere Zinsen gezahlt, als von der Kreisspar kasse in Wirklichkeit gezahlt wurden. Die Sparer müssen jetzt die zuviel gezahlten Zinsen zurückzahlen. UeMNWckekrZK- nMeiiMöergMW (18. Forlleyung.- „Es wäre besser, du hättest Angst!" „Angst? Warum soll ich Angst vor ihm haben?" Er hob die Schultern „Wart's ab! Wenn einer drei Jahre fort war, bringt er manches mit heim, was einem fremd ist." Tagelang grübelte Rosmarie darüber nach, was Ianos wohl damit gemeint hatte. Bela Szengeryis Bild verschob sich in ihrem Gedächtnis: Seine Gestalt ging das eine Mal in die Breite, um dann wieder bis zu ausgetrockneter Dürre abzumagern. Das schmale Oval seines Gesichtes erschien ihr einmal glattrasiert, um dann wieder mit einem Wald von Stoppeln oder langherabhängendem Barthaar aufzutauchen. Rosmarie deckte die Hand über die Augen. Vollbärte waren ihr entsetzlich Hinter jedem Vollbart witterte sie einen Mörder. Aga seufzte, wenn das Mädchen sich des Nachts in den Kissen hin und herwarf und unverständliche Worte murmelte. Und mit Fragen konnte das Kind quälen, mit Fragen, dis hundert Gelehrte nicht hätten zu beantworten vermocht, jo konfus und verworren waren sie. Der Rinderhirte nickte, wenn sie mit stillem Grüßen an ihm vorüberritt, um eine halbe Stunde später in jagendem Galopp zurückzukommen. Ja, ja! Wenn die Steppe blühte, wußte keiner) wie ihm geschah, nicht Mensch, nicht Tier. Und Rosmarie war achtzehn Jahre! * * * Guido Horvath traf Anfang August ein und beschloß, sechs Wochen zu bleiben. Daß sich Raja vollkommen unsichtbar machte, war ihm gerade recht. Um ihre Liebe betteln? Nein! Zudem hatte er Bosanyi sein Ehrenwort verpfändet, ihr nicht zu nahen. Hundert andere streckten die Hände nach ihm aus Aber er fühlte, wie die Leidenschaft zu ihr noch in ihm fraß. Wäh rend der Hetze und Unrast seiner Künstlerfahrten hatte er das weniger empfunden, als es jetzt geschah, da er ihr räumlich so nahe war Manchmal kam es wie ein Rausch über ihn. Dann lag er wieder wunschlos unter den schattenjpendenden Obstbäumen und träumte in den Himmel. Das Schweigen der Steppe hatte etwas unendlich Beruhigendes für seine ewig vibrieren den Nerven. Rosmaries zartgerötetes Gesicht tauchte hinter der Hecke auf, unter der er lag, und spähte vorsichtig über den Rand. Mit lautlosen Fingern brach sie eine der wilden Rosen, die jetzt zu tausenden wucherten und warf sie ihm auf die Brust. Er sah lässig auf, staunte, schüttelte den Kopf und stand mit einem Satz auf beiden Füßen Seine Hand griff nach ihrer Rechten und führte sie an die Lippen. „Du gestattest doch, daß ich dir sage, wie groß du geworden bist, Rosmarie. Und wie schön!" Er umfing sie mit einem staunenden Blick. „Komm ein bißchen herüber zu mir, ich bin so einsam." „Wie soll ich denn?" Sie blickte ratlos nach der Hecke, die hämisch ihre Stacheln spreizte. „Ich werde dich holen, ja?" Ohne erst ihre Zustimmung abzuwarten, faßte er sie unter den Armen, schwang sie hoch und stellte sie im Garten behutsam vor sich nieder. Sie strich sich mit lachenden Augen das Haar aus den Schläfen und steckte das überreiche, kokett flimmernde Gelock im Nacken fest. „Wie stark du bist! Ich flog wie ein Vogel." Er nahm die Rose auf, die ins Gras gefallen war, zog sie durch das Knopfloch seines bastseidenen Hemdes und breitete dann seinen Rock für sie als Sitz auf dem Boden aus. „Wann haben wir uns das letztemal gesehen, Rosmarie? Ich glaube, vor zwei Jahren. Damals warst du noch ein Kind. Und heute —." Er verneigte sich mit einem anbeten den Lächeln. „Du hast dich auch verändert," sagte sie und suchte in seinem Gesicht. „Ja, Rosmarie?" „Die Aga sagt: Zu deinem Vorteil!" Sein Helles Lachen ließ sie blitzartig das Ungeschickte ihrer Rede erkennen. „Bist du mir böse?" In ihren dunklen Augen glänzten verräterische Tränen. „Aber Rosmariel" Er hielt ihre Hände umschlossen. „Die Aga hat gewiß recht. Man wird eben älter, ruhiger und macht seine Erfahrungen." Dann rasch auf ein anderes Ge biet überspringend: „Wir wollen einmal zusammen reiten oder ein wenig zu Fuß über die Steppe schlendern. Es ist viel netter zu zweien als so allein." Sie nickte erfreut. „Gleich jetzt, Guido?" „Wenn du willst." „Ich sage es nur noch der Aga." „Weshalb? Hast du Furcht vor mir?" „Furcht? Weshalb sollte ich Furcht vor dir haben?" Ihr Blick ruhte vertrauensvoll in dem seinen. Mit raschem Schritt nebeinander hergehend, spazierten sie die Hecke entlang, bis diese an einer Lücke den Weg nach den Feldern freigab. „Pfeif einmal, Guido, bitte!" Er erriet sofort und ließ ein schrilles Signal ertönen. Noch ehe sie um die Biegung waren, hörten sie auf dem ausgetrock neten Boden Pferdehufe herbeijagen. Ohne Guidos Hilfe in Anspruch zu nehmen, saß Rosmarie eine Minute später auf dem Rücken ihres Lieblingstieres. „Und ich?" fragte der Künstler, lachend zu ihr aufsehend. „Komm mit!" Ein Ruck, und er saß neben ihr auf den breiten Flanken des Hengstes und hatte so wenig Halt wie sie, so daß sie immer Gefahr liefen, herunterzugleiten. Der Rinderhirt starrte verwundert auf das Paar, das da hergetrabt kam. Mißbilligend schüttelte er den grauen Kopf. „Rosmarie, es hätte euch beiden das Genick kosten können." Sie erschrak. „Das wäre ein schlimmes Willkomm' für den Vater gewesen." „Und für den jungen Szengeryi auch." Die Augen des Alten lagen mit ernstem Mahnen auf ihr. Sie verstand ihn nicht, bat nur um ein Pferd für Guido und um eine Decke, weil es so rutschig sei auf dem Rücken des Hengstes. Mit einem wehmütigen Nicken in den wetter harten Zügen sah Janos den beiden Gestalten nach, die nord wärts über die Ebene sprengten. „Armer Bela!" Er kam um zwei Wochen zu spät. Und was würde die Raja sagen? Janos trat in die Hütte. Fürsorglich in einen Mantel ge hüllt, schlief Klein-Udo auf einem Lager aus Heu. Janos neigte sich über das schlafende Gesichtchen und strich dar -dunkle Haar aus den geröteten Wangen. „Wenn er zurück kehrt, werde ich dich ihm zeigen, um zu erfahren, ob etwas in seinem Herzen für dich spricht." (Fortsetzung folgt.)