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Wilsdruffer Tageblatt : 22.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193209222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19320922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19320922
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-09
- Tag 1932-09-22
-
Monat
1932-09
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 22.09.1932
- Autor
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Jas Fernrohr der Zndnnst. Von Professor vr. Paul Kirchberger-Berlin. Wer sich je in eine Sammlung von Himmelslichtbildern, mögen sie nun die Sonne, den Mond, Planeten, Fixsterne oder ferne Nebelwelten zum Gegenstand haben, angeschaut hat der wird fast immer bemerken, daß just die schönsten und eindrucksvollsten die Unterschrift tragen, „Ausnahme vom Mount-Wilson-Abservatorium". Dort in Süo-Kalifornien steht in 1700 Meter Höhe das gewaltigste Fernrohr der Welt mit seinem Hohlspiegel von 2N Meter oder 100 Zoll Durch. Messer, und noch ein zweites, das mit seinen 150 Zentimeter Durchmesser noch immer das viertgrößte der GMnwart ist. Diese beiden Fernrohre, denen die wunderbar klare süo- kalifornische Luft und das außerordentliche Geschick, die Uebung und die Erfahrung der amerikanischen Astronomen zugute kommen, haben unserm Blick Weiten erschlossen, von denen man sich noch vor wenigen Jahren nichts träumen ließ. Das Ziel, das sich weite Kreise der Forscher und wissen schaftlichen Techniker gesetzt haben, wird in das Schlagwort zusammengefaßt: „200 Zoll". Der 200-Zöller soll gebaut werden das Ueberriesenfernrohr der Zukunft, das an die Stelle der menschlichen Pupille mit ihren wenigen Millimeter Durchmesser einen Spiegel von über 5 Meter setzt, der mil- lionenmal soviel Licht einläßt wie die Pupille. Schon seit Jahren hält der Plan ganze Stäbe von For- chern in Arbeit, denn fast jeder Teil des Fernrohres jede einer Einzelausgaben wirft Probleme auf, deren Lösbarkeit ich teilweise noch gar nicht übersehen läßt. Die schwierigste Aufgabe ist natürlich die Anfertigung des Spiegels. Bisher war Glas der selbstverständliche Baustoff für Linsen und Spiegel. Ob sich ein Glasblock von 5 Meter Durchmesser Herstellen und m genügender Gleichmäßigkeit kühlen ließe, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls hat man sich für Quarz entschieden, weil die Ausdehnung bei der Er wärmung und Zusammenziehung bei der Abkühlung, die bei Glas an sich zwar gering ist, bei einem Spiegel von' so ge waltiger Größe doch in unerträglicher Weise stören würde, während sie bei Quarz sehr viel geringer ist. Freilich erfordert der Bau eines Quarzspiegels nicht mehr und nicht weniger als die Schöpfung einer vollkommen neuen Technik, nämlich der Ouarztechnik, die hier an die Stelle der Jahrhunderte alten Glastechnik zu treten hat. Man macht auch in dieser Technik überraschend schnelle Fortschritte; so ist z. B. in sämt lichen Veröffentlichungen der Mount-Wilson-Sternwarte an gegeben, daß der Quarz geschmolzen werden müsse, wozu eine Temperatur von 1700 bis 1800 Grad nötig sei, und daß auf den in dieser Hitze geschmolzenen Block Quarzsand im Sauer stoffgebläse aufgetragen werden soll. Ich höre jedoch von einem Besucher der Mount-Wilson-Stcrnwarte, daß man in zwischen ein Verfahren der sogenannten Sinterung des Quarzes entwickelt hat, bei dem man mit einer Temperatur von nur 1000 Grad auszukommen hofft. Man geht auch ganz schrittweise vor, indem man erst einen Quarzspiegel von 22 Zoll, dann einen von 60 Zoll baut, um so die Erfahrungen für den 200-Zöller zu gewinnen. Die Oberfläche des Spiegels soll bis aus ein Zwanzigtausendstel-Millimeter genau ge arbeitet sein. Allerdings gibt es hervorragende Optiker, be sonders deutsche, die das für unmöglich halten. Wie sich mit den geistigen Größenverhältnissen alle Schwierigkeiten nicht etwa im gleichen Maße mit vergrößern, sondern geradezu potenzieren, zeigt folgende Ueberlegung: Es ist natürlich schwieriger, bei einem so großen Spiegel Un regelmäßigkeiten in der Durchbiegung des Gerüstes zu ver meiden als bei einem leichteren. In Wirklichkeit aber darf die Genauigkeit seiner Bewegung nicht nur nicht verringert sein, sie muß sogar noch größer werden, denn bei der gewal tigen Vergrößerung des Fernrohrs sind die Anforderungen entsprechend höher. Diese Ueberlegung gilt nun aber für jede einzelne der bei dem Fernrohr zu lösenden Fragen, bei dem Fundament, das das Ganze tragen soll, beim Uhrwerk, das den Spiegel in Bewegung setzt, denn das Fernrohr muß ja natürlich der Sternbewegung nachgeführt werden, bei der Transportgelegenhcit, die den hochempfindlichen Spiegel quer durch den ganzen Erdteil führen soll, und dergleichen mehr. Die Lösung jeder dieser Fragen erfordert umfangreiche Vor bereitungen, bei der ganze Stäbe von Forschern beschäftigt sind. Dre allergrößten Schwierigkeiten macht die Ausfindung eines geeigneten Platzes. Der Mount Wilson kommt leider nicht mehr in Frage, denn dort stört schon zu sehr die Lichter fülle der rasch emporblühenden Großstadt Los Angeles. Aber ein hoher Berg muß es der Reinheit und Dünne der Lust wegen natürlich sein, und zudem in möglicher Nähe des Aequators gelegen, denn nur dort kann man den ganzen Sternhimmel, den nördlichen wie den südlichen, beobachten. Bei dem 100-Zöller auf dem Mount Wilson fällt der süd lichste Teil des Sternhimmels weg, weil er immer unter dem Horizont bleibt, außerdem aber auch der nördlichste in der unmittelbaren Umgebung des Nordpols wegen einer eigen tümlichen Konstruktion des Fernrohres. Auch dieser Nachteil soll bei diesem neuen Fernrohr vermieden werden. Die Leistungen des Fernrohres, wenn es erst einmal wirklich da ist, werden die angewandte Mühe lohnen; mit ihm könnte man auf dem Monde eine einzelne Glühlampe entdecken, Sterne 25. Größe werden sichtbar (bisher waren 22. Größe das äußerste). Ein Stern wie Sirius wird neben solch schwachem Sternlein genau wie eine Sonne neben Sirius erscheinen, und von den fernen Nebeln, die ja jetzt das leidenschaftliche Interesse der Astronomen beanspruchen, Wird uns das Fernrohr neue Wunder erzählen. Aber freilich Weiß niemand zu sagen, wie viele von den Forschern und Technikern, die ihre Lebensarbeit in den Dienst der Riesen- Vufgabe gestellt haben, die Fertigstellung des neuen Welt wunders erleben werden. Nachweis von Schwefeldioxyd in der Luft. Im Dezember 1930 ereignete sich bekanntlich im belgischen Maastal eine eigenartige „Gaskatastrophe", die 60 Personen das Leben kostete, ihren Ursachen nach zunächst völlig rätselhaft schien, schließlich aber auf einen übermäßigen Gehalt der Atmosphäre an Schwefeldioxyd zurückgeführt werden konnte. Angesichts der Bedeutung, die der rechtzeitigen Erkennung eines ungewöhnlich starken Gehalts der Luft an diesem giftigen Gase zukommt, verdient ein kürzlich von zwei amerikanischen Gelehrten erfundener Apparat besonderes Interesse, zumal er den anaestrebten Zweck aufs beste erfüllt. In diesem Apparat wird das Schwefeldioxyd oer Luft durch eine Jodlösung ab sorbiert. Auf Grund der dazu erforderlichen Jodmenge läßt sich das anteilmäßige Vorkommen.von Schwefeldioxyd in der untersuchten Luft ohne Schwierigkeiten errechnen. Damit er hält man in verdächtigen Gegenden gegebenenfalls ein War nungszeichen, das alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen rechtzeitig zu treffen gestattet. Hätte man seinerzeit im Maas tal den „giftigen Nebel" bei Zeiten erkannt, wäre viel Unglück verhütet worden. Der fünfte Mann. Skizze von Johannes G. Arnoldt-Berlin. Der Marktplatz des kleinen Landstädtchens lag in Dämmerlicht des warmen Sommerabends. Aus den geöffneter Fenstern des Gasthauses klang das Stimmen von Instru menten. Das „Streichquartett der Weiberfeinde" hatte seiner Uebungsabend für das Fest des Literaturvereins irr der Resi denz. Weiberfeinde nannte der Volksmund die Vier, seitdem bekannt wurde, daß nach Paragraph sieben ihrer Satzungen „Umgang mit Frauenzimmern tunlichst zu vermeiden sei" uni eine Ehe nur nach vorheriger einstimmiger Genehmigung des Quartetts geschlossen werden dürfe. Und Doktor Bornemann dankte noch jetzt seinen Quartettbrüdern, daß sie ihm einmal die Zustimmung versagten, denn seine Auserwählte hatte sich in der Ehe mit einem anderen zur Xanthippe entwickelt. Die Bürger blieben auf der Straße stehen, die Frauen saßen am geöffneten Fenster, und die jungen Mädchen gingen tuschelnd und kichernd auf und nieder. Im Vereinszimmer waren erst drei Mann vom Quartett versammelt: der Kontrabaß, das Cello und die Bratsche. Provisor Künnecke, ein blonder Jüngling, dem die Weiche Haarsträhne immer wieder vor das linke Atkge fiel, spielte den Baß, der alte Amtsrichter Schwanert das Cello und der gut mütige, dicke Doktor Bornemann, der Seufzerer, die Bratsche. „Es ist ein Jammer, daß man in diesem Nest keinen voll wertigen Klavierspieler auftreiben kann", sagte Künnecke und zog den Bogen schwermütig über die tiefste Seite. „Es gibt so wundervolle Quintette." Doktor Bornemann sah seufzend auf die Uhr: „Ich schlage vor, die erste Geige in Strafe zu nehmen. Das akademische Viertel ist längst vorüber... Uebrigens gefällt er mir in letzter Zett gar nicht; er ist zerstreut, errötet oft grundlos und seufzt viel — ich fürchte, er ist verliebt." „Schäm Dich, Bratsche, mich so zu verleumden!" Die Drei fuhren herum. An der Tür stand ihre erste Geige, der Jung lehrer Corssen, und lachte. „Du seufzt, solange ich Dich kenne, aber habe ich je..." „Bitte sehr", wehrte Bornemann ab, „ich bin ein Ge- wohnheitsseufzerer. Du seufzest mit Grund. Aber das sage ich Dir: Liebe vergeht, doch der Paragraph sieben besteht! — Also fangen wir an." Bald darauf erfüllten die heiter-beschwingten Weisen der Mozartschen „Nachtmusik" den kleinen Marktplatz. Zur Feier des Literaturvereins hatte, neben den Standes- personen der Stadt und Vertretern der Regierung, sogar der Minister für Kunst und Wissenschaft sein Erscheinen zugesagt. In letzter Stunde erfuhr man, daß der Minister den Wunsch geäußert hatte, das „Forellenquintett" zu hören. Mußte man dem hohen Ehrengast den Wunsch nicht erfüllen? Flügel und Noten waren vorhanden. Aber wer sollte den Klavierteil übernehmen? Es ergab sich, daß die Tochter des Landgerichtsrats N " n- dahl bereit war, einzuspringen. Das Quartett zog sich zu einer Probe zurück. Fräulein Nebendahl, schlank und zierlich, mit einem sanften Lächeln und zutraulichen Augen, kam und er oberte die Herzen von Kontrabaß und Bratsche im Sturm. Den Amtsrichter fragte sie während des Spieles nach seiner Auffassung dieser oder jener Stelle und gewann ihn durch Be folgen feiner Anregungen. Schwanert war entzückt. Corsten saß gleichgültig hinter seinem Geigenpult. Das Quintett löste abends einen Sturm der Begeisterung aus, und die Presse lobte am nächsten Tage das saubere Zu sammenspiel und die edle Auffassung. Amtsrichter Schwanert bat Fräulein Nebendahl, an einem Quintettabend im Heimatstädtchen mitzuwirken. Sie sagte zu und kam auch zur Probe. Einen zweiten Uebungsabend hatten sie im Hause ihres Vaters. Papa Nebendahl freundete sich gleich mit seinem Berufsaenossen an, während Bornemann und Künnecke mit der Tochter Kameradschaft schlossen. Nur die erste Geige hielt sich gleichmütig zurück. Dabei War es allen Beteiligten klar, daß ihr „Flügel" gerade ihn gern hatte. Sie schien traurig zu sein in dieser Probe — und in der darauffolgenden fehlte sie. Die Vier setzten sich zu einem Quartett zusammen. Aber es wollte keine Stimmung aufkommen. Da merkten sie, daß ihr „fünfter Mann" ihnen unentbehrlich geworden war. Ver stimmt warfen sie Corsten vor, er habe die junge Dame durch sein Verhalten gekränkt. Man brauche ihr nicht gar so deutlich zu zeigen, daß man sie nicht möge. - „Ihr irrt", verteidigte sich Corsten, „ich mag sie sogar sehr gern. Aber habt Ihr denn den Paragraphen sieben ver gessen?" Sie schwiegen betreten: an den hatten sie nicht mehr ge dacht oder nicht mehr denken wollen. Bornemann faßte sich zuerst: „Wir sind doch jetzt ein Quintett", rief er, „und müssen uns neue Satzungen geben. Der Paragraph sieben wird natürlich gestrichen!" „Na", sagte Corssen nachgiebig, „dann kann ich ja mal mit ihr reden." Nach einem halben Jahr war Hochzeit. Und dann kam es heraus, daß sie einer abgefeimten Verschwörung aufgesessen Waren. Der Minister, ein alter Freund Papa Nebendahls, hatte auf Wunsch des Töchterchens das Forellenquintett bestellt. Corssen mußte sich von seinen Freunden sagen lassen, daß er ein hinterhältiger Patron sei. Aber ihrem „Flügel" zu liebe verziehen sie ihm. Ihr konnten sie von vornherein nicht böse sein. Das Opfer für die Geister der Helden. Joschio Jagutschi, ein Bauer in der Nähe von Tokio, war während der kriegerischen Vorgänge um Schanghai im letzten Frühjahr zu den Waffen einberufen worden. Ehe er aber an die Front geschickt wurde, kam es zum Waffenstill stand; man bedurfte der Dienste des jungen Bauern nicht mehr und entließ ihn in die Heimat. Mancher andere würde über diesen Ausgang nicht gerade böse gewesen sein; Jagutschi indessen fühlte sich tief in seiner Ehre gekränkt. Wie, er sollte in sein Dorf zurückkehren, ohne auch nur einen Kratzer auf weisen zu können, wo so viele andere ihre gesunden Knochen, wenn nicht gar ihr Leben dem Vaterlande zum Opfer gebracht hatten! Diese Schmach konnte er nicht auf sich sitzen lasten, und er beschloß, sie aus eigenen Kräften wenigstens zu einem geringen Teile zu tilgen. Er begab sich in die Hauptstadt, wo sich auf einem hervorragenden Platze der dem Andenken der gefallenen Krieger geweihte Jasukuni-Schrein erhebt. Dort klatschte er laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Geister der Gefallenen zu erregen, schnitt dann mit scharfem Me scr den kleinen Finger der linken Hand ab, tat ihn in einen mitgebrachten Umschlag mit der Aufschrift „Opfer für die Geister der Helden!" und legte die blutige Gabe an den für die Opfer bestimmten Platz. Dann schritt er im Bewußt sein erfüllter Pflicht von dannen. — Man mag über die Handlungsweise des Japaners lächeln; man kann indessen nicht verkennen, daß ein tiefer Sinn in ihr liegt und der Geist, aus ihr spricht, der das Reich der Ausgehenden Sonne zu der höhe emporgeführt hat, auf der es heute steht. Schrecken einer Urwaldnacht Afrikanisches Abenteuer von Rudolf de Haas. Die Abendsonne feierte ihren letzten Triumph. Drang der Flammenball selbst auch nicht durch den Wald, so flimmerte an lichteren Stellen das gedämpfte Licht seiner gebrochenen Strahlen in Millionen von Tropfen, die in den Bartflechten der Urwaldriesen hingen. Ein Gleißen und Blitzen Hub in dem Laubbaldachin ckk, daß selbst die von der Jagd ermüdeten Menschen erstaunt aufblickten. Stellenweise glitzerte der Weiche Teppich, über den sie dahinschritten, in leuchtendem Golde; etwas weiter flammte rötliches Laubwerk auf grünem Grunde wie das Feuer von Rubinen in einer smaragdnen Schale. Eine Viertelstunde später glühten die Wipfel im Abend rot. Im Purpurschein schwamm eine morastige Pfütze in einer Senke, Ungeheure Fährten führten hinein; sie waren noch frisch. Elefanten hatten sich hier vor kurzem gesuhlt. Alle Fsrben einer Künstlerpalette waren in dem Bad der Riesen zusammengeflossen und verliehen dem trüben Tümpel die wechselnden Töne des Opals. „Es ist ja gerade kein anheimelnder Gedanke, das Nacht quartier mit den Dickhäutern teilen zu müssen", begann der ältere der beiden, „indessen bleibt uns gar keine Wahl, der Einbruch der Nacht wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Natürlich müssen wir noch eine Strecke marschieren» denn hier an der Suhle würden wir nicht ungestört bleiben." Sobald sie einen geeigneten Platz ausfindig gemacht hatten, schnitten sie Gras und häuften es zum Lager, ehe die Finsternis einsctzte; mit Gras deckten sie sich auch zu. Mittler weile hatte es zu regnen begonnen. Als nach der kurzen Dämmerung die rabenschwarze Nacht sie umgab, wurde es bitterkalt. Sie krochen eng aneinander und versuchten sich gegenseitig zu Wärmen; aber die Höhe von etwa 2000 Metern machte sich trotz der Tropen übel bemerkbar. Der Regen hörte nicht mehr auf, und sie klapper- ten vor Kälte mit den Zähnen. Die Stimmen des Urwaldes schwiegen auch im Regen nicht. Das Geschrei der Baumschliefer ertönte in hartnäckigem Gleichklang. Kolobusaffen wurden ganz in der Nähe laut, auch eine Herde Meerkatzen kletterte in den Baumkronen umher und verübte anhaltenden Lärm. Als sie sich endlich verzogen hatten, kreischten die Nachtaffen los. Ganz still wurde es nie, denn immer schrieen die Baumschliefer weiter. Eine Weile redete keiner ein Wort; nur die Zähne klapperten. Am liebsten wären sie beide wieder aufgesprungen und weitermarschiert, aber in dem stockdunklen Walde war jede Bewegung Wahnsinn. Sie hätten sich nur die Köpfe an den Baumen zerstoßen und die Knochen an den Baum wurzeln und faulenden Stämmen zerbrochen. Schließlich überwältigte die Müdigkeit sie alle beide. Der Jüngere träumte von der Heimat, von seinem ge liebten Düsseldorf. Der Krieg war aus. Er kam nach Hause. Man holte ihn ckuf der Station ab. Da stand der Ina. der ihn hergebracht. Eben setzte er sich wieder in Bewegung. Wie die Lokomotive fauchte, wie die Räder unter Zischen und Prusten des dampfenden Ungetüms sich weiterbewegten. Plötz lich bekam er einen Rippenstoß, und er fuhr in die Höhe. Er war nicht in Düsseldorf, nicht auf dem Bahnhof; er befand sich im afrikanischen Urwald auf einem Ausläufer des Großen Schneebergs, in Regen und Kälte und in dünnem Khaki. Aber was war denn das? Das Schnauben und Fauchen der Loko motive hörte er doch leibhaftig. Das war kem Traum. „Es steht keine Zehn Meter von uns. Halte die Luft an, damit es unsere Witterung nicht bekommt!" raunte der Aelterc. Seine Stimme klang hohl. Ja, jetzt wußte der andere Bescheid. Eine Maschine stand wirklich da, gerade gegenüber, aber ste war nicht aus Stahl und Lisen, sondern aus Fleisch und Blut und konnte jede Sekunde seranbrausen, um beide zu zermalmen. Ein Nashorn schnaubte da drüben. Es hatte vielleicht ein verräterisches Lüftchen aufgefangen, aber die Witterung gleich wieder ver loren, denn sonst wäre es mit dem tödlichen Horn und den fürchterlichen Stampfern schon herangestürmt und alles war rorüber. Nun verharrte es ganz in der Nähe und wußte nicht, vo es den Feind zu suchen hatte. Die Haare sträubten sich den beiden Menschen auf dem stopf. Kalter Angstschweiß brach aus. Ihr Herzschlag wollte stocken. Hilflos sahen sie sich dem Untier preisgegeben. In dieser pechschwarzen Finsternis war keine Flucht möglich. Die geringste Bewegung mußte sofortigen Tod bringen. Sie drückten sich an den Boden und versuchten sich weit von hier Wegzudenken, Meilen, Meere und Länder weit. Das Schicksal war ihnen gnädig. Plötzlich erscholl Löwen- gebrüll. Es war gar nicht so fern. Das Nashorn fürchtet den Löwen nicht. Es weiß, daß die gelbe Katze sich selten zum Kampfe heranwagt. Nur dem Jungen wurde der Löwe ge fährlich, da mußten die Alten auf der Hut sein. Hier lauschte vielleicht nur ein alter Bulle, der für nichts mehr zu sorgen hatte. Aber wenn er den Löwen auch nicht fürchtete, so liebte er auch seine Nähe nicht. Prustend ging er ab. „Wenn hier Löwen sind, so sind wir nicht mehr weit vom Saum des Waldes", sagte der Aelterc. „Der Löwe geht in der Regel nicht weit hinein." Stärker setzte ihnen die Kälte zu. Die Männer erschauer ten bis aufs Mark. Der Regen begann an Heftigkeit zuzu nehmen. Sie meinten, die Nacht nicht überleben zu können. Der Schlaf wollte nicht mehr kommen. Eben hatte einer von ihnen im Hut ein Streichholz ent zündet und nach der Uhr gesehen — es war erst zwei —, als plötzlich in unmittelbarster Nähe eine beiden wohlbekannte Stimme in tiefsten, grollenden Brusttönen laut wurde. „Hö— hö—hö—hö!" dröhnte es vor ihnen, und „Hö—hö—hö—hö!" kam die Antwort von zwei, drei Seiten zugleich. Die Stimme des Königs war es, welche die Stille der Nacht zerriß und die aufhorchende Steppe mit Schreck erfüllte. Auch das Herz der beiden Leute auf dem Graslager erbebte. Mit der Wucht eines Schlages traf der furchtbare Laut die Luft, wie ein Hammer fiel er auf das Trommelfell. Im nächsten Augen blick zerschnitt er die Nerven wie mit einem ganz scharfen, dünnen Messer. Wieder marterte der Ton sie. Es lag etwas brutal Sicheres darin, ein Selbstgefühl, das die ohnmächtigen Men schen ganz nebenher noch wie ein Peitschenschlag traf. Im Grase in der Nähe raschelte es. Beide hielten ihre letzte Stunde für gekommen. Ihre Blicke bohrten sich durch das Dunkel. Das Brüllen war verstummt. Die Stille wirkte schlimmer als das Brüllen. Wieder raschelte es in der Nähe in den Büschen. Dann stand der Herzschlag der Natur selbst still mit ihrem eigenen stockenden Blut zugleich. Beiden ging der Atem aus. Drüben, ganz nahe, stand der Löwe! Gleich darauf brüllte es wieder, aber diesmal etwas weiter ab. Der Geruch der Weißen behagte den großen Wür gern augenblicklich nicht. Was da im Grase lag, hatte eine Ausdünstung, die geradezu widerlich roch. Da war die ge wöhnliche Steppenkost, der Zebra- oder Antilopenbraten, doch eine erfreulichere Sache. Ihre Nerven hielten nicht mehr viel aus. Es war Zeit, daß der Tag sie fand, der endlich kam und die Nacht und ihre Brut mit goldenem Pfeil verjagte. an der Häusli große es ist lich da ten Di wir ar mal tr Stund Freud« bei ui Willer H hin w lich st Freita und d 22. T 24. O S ihnen sind s Milde unter das b Stadt Alfr. ausles was > weckte Nack? den E im A einem Bezir tag ri Press einem a. da nnbes scher ab. 2 parod welch lustig und i fried Herz suche, Kunn gesag postd sich ' der werd des i umfa endet Lung scheir fortzi so eh hörei der ' Word wun! töne> Ersa de l muss mit wohi läßt licht, wirk Was Erst der teich sen, gesch noch gebe trete Stil Hen wan derr Dor von schci ten Sch mal lich ! « gezc wui Du, ww Hilf den selb Sch schu lass Kla urü wä, chci Ee> Pr< lich and spa hat
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