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interessieren muß: Was soll aus Thüringen werden? Man hat Thüringen bisher nicht unler den Ländern nennen hören, die mit größerer Selbständigkeit erhallen werden sollen. Aus nationalsozialistischer Quelle aber verlautet, daß in manchen Kreisen daran gedachl werde, es mit Sachsen zu vereinigen. Bekannilich sind solche Pläne schon früher verfolgt worden, unler der Negierung Heldt fanden auch schon einmal Ver handlungen über den Abschluß von sächsisch-lhüringischen „Ver- wallungsgemeinschasten" statt, die vielfach als der Anfang eines Zusammenschlusses angesehen wurden. Es ist dann doch nichts daraus geworden, wegen des Wechsels in den Regie- rungsverhälmissen und vor allem auch wegen der Gegenströ mung, die auf einen Anschluß an Preußen drängle. Man wird abwarlen müssen, ob diese Frage lalsächlich wieder praktische Bedeutung bekommen wird. Geschieht das, dann wird sich Sachsen nicht in den Hintergrund schieben lassen dürsen — obwohl nicht zu verkennen ist, daß ein Anschluß Thüringens auch manche schwierige innersächsische Frage aufwerfen würde: beispielsweise die, ob dann Dresden noch Hauptstadt bleiben sollte. Man weiß, unter welchen Gesichtspunkten sich Leipzig an dieser Angelegenheit sehr interessiert zeigt. . . Zur Frage der Retchsresorm selbst im oben gezeichneten Sinne wird man jedenfalls in Sachsen im allgemeinen eine durchaus positive Stellung einnehmen. Diejenigen sind nicht mehr sehr zahlreich, die den absoluten Unitartsmus mit dem völligen Ausgehen Sachsens im Reiche — oder richtiger: in Preußen — befürworten. Bekanntlich hat sich auch die sächsische Regierung schon mehrfach klar aus den föderalistischen Stand punkt gestellt. Erfahrungen haben ja bewiesen, daß der säch sischen Wirtschaft und manchem anderen noch Gefahren drohen würden, wenn man allein aus das Berliner Wohlwollen an gewiesen wäre. Jedeusalls ist anzunehmen, daß Sachsen positiv Mitarbeiten würde, wenn man mit der genannten Zielsetzung nun wirklich einmal zu ernsthaften Versuchen einer Neichs- reform käme. Zür 30060 Mann Winkrarbeit. Die zusätzliche Arbeitsbeschaffung der Reichsbahn. Im Vordergrund der Besprechungen des Verwal tungsrates der Deutschen Reichsbahngesellschaft stand die Beteiligung der Reichsbahn am Programm derReichsregierung zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit und zur Belebung der Wirtschaft. Der Verwaltungsrat beschloß, zusätzlich zu den bisher vorgesehenen Mitteln für Beschaffungen und Arbeiten weiter etwa 18V Millionen Mark restlos für weitere Beschaffungen und Arbeiten zu verwenden, die der Reichsbahn aus den Gutscheinen für die Beförde- rungsstcucr zuflicßen. Um diese Mittel schon jetzt flüssig zu machen, ist eine Vorfinanzierung der Steuergutscheine in Aussicht genommen, der der Verwaltungsrat zustimmte. Auf diese Weise ist es möglich, Aufträge in Höhe von 180 Millionen Mark für zusätzliche Arbeiten, beginnend mit dem 1. Oktober 1932, herauszugeben, die, soweit als irgend angängig, noch im Winterhalbjahr durchgeführt werden sollen. Darüber hinaus beauftragte der Verwaltungsrat den Generaldirektor, die Verhandlungen über die Beschaffung weiterer Mittel in Höhe von 100 Millionen Mark zur Erhöhung des außerordentlichen Beschaffungs programms aus 280 Millionen Mark be schleunigt fortzusetzen. Um mit den zur Verfügung stehenden Mitteln mög lichst viel Arbeitsgelegenheit zu schassen und insbesondere das Kleingewerbe und das Handwerk zu beleben, sollen in tunlichst weitem Umfange über das ganze Reichs gebiet verteilte Wiederherstellungs- und Verbesserungs arbeiten an Gebäuden und sonstigen Reichsbahnanlagen vorgenommen werden. Ferner wird in Vorrat liegendes Schienen- und Schwellenmaterial mit Beschleunigung ein gebaut werden. An eisernen Oberbaustoffen sollen vom 1. Oktober 1932 ab acht Monate lang je 40 000 Tonnen im Monat neu beschafft werden. Dazu tritt der entsprechende Einkauf von Holzschwellen und Steinschlag. Auch die Fahrzeug- und Bau industrie ist an diesem Programm mit Aufträgen be teiligt. Das zusätzliche Arbeitsbeschaffungsprogramm gibt neben der Mehrarbeit bei den Lieferanten allein bei der Reichsbahn selbst 24 000 Mann Arbeit. Außerdem können durch Einlegen von Feierschichten bei der Bahnunter haltung mindestens weitere 6000 Arbeiter in Beschäftigung bleiben. * Oie Arbeitsbeschaffung durch Hausreparaturen. Hilfe für Handwerk und Baugewerbe. Durch die Notverordnung vom 4. September 1932 sind weitgehende Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung für das Baugewerbe, vor allem auch für das Handwerk, getroffen worden. Dem Hausbesitz werden Steuergut- scheine in Höhe von 40 Prozent der Grundsteuer zur Verfügung gestellt. Sie sollen in erster Reihe dazu dienen, die finanziellen Voraussetzungen für eine Ausführung von Jnstandsetzungs- und Umbau arbeiten in größerem Umfange zu schaffen. Darüber hinaus sind 50 Millionen Mark für die Instandsetzung von Wohn gebäuden, die Teilung von Wohnungen und den Umbau ge werblicher Räume zu Wohnungen bereitgestellt. Der Reichsarbeitsminister hat jetzt im Deutschen Reichsanzeiger die näheren Bestimmungen über die Vergebung der Mittel veröffentlicht. Der Zuschuß wird für größere Jnstand- setzungsarbeiten gewährt. Die Kosten müssen mindestens 250 Mark betragen. Der Zuschuß beträgt ein Fünftel der Kosten. Eine Rückzahlung wird n i ch t g e f o rd ert. Bei der Teilung von Wohnungen und dem Umbau gewerblicher Räume zu Wohnungen wird die Hälfte der Kosten als Zu schuß gewährt, im Höchstfälle 600 Mark für jede Teil- wohnuug. Die Arbeiten dürfen erst nach dem 25. Sep tember 1932 begonnen sein. Der Antrag auf Bewilligung des Zuschusses muß vor Beginn der Arbeiten gestellt werden. Auf Grund des Antrags wird zunächst ein Vorbescheid erteilt. Erst hierdurch entsteht ein Anspruch auf den Zuschuß. Die endgültige Höhe der Kosten ist nachzuweisen, insbesondere durch Rechnungen. Arbeiten, die in Schwarzarbeit ausgesührt sind, dürfen nicht berücksichtigt werden. Die Stellen, an welche die Anträge auf Bewilligung eines Zu schusses zu richten sind, werden von den obersten Landes behörden bestimmt. In Preußen werden es voraussichtlich die Gemeinden sein. Merschreitung der tarifvertraglichen Sätze bei Akkordarbeit. Der Deutsche Reichsanzeiger veröffentlicht eine zweite Verordnung zur Durchführung und Ergänzung der Ver ordnung zur Vermehrung undErhaltungder Arbeitsgelegenheit. Danach wird verordnet: Werden Arbeitnehmer, für die eine tarifvertrag liche Lohnregelung besteht, im Akkord (Gedinge) entlohnt, so ist der Arbeitgeber berechtigt, den Akkord verdienst des Arbeitnehmers für die 3 1. bis 4 0. Wochen arbeitsstunde zu kürzen. Dabei sind jedoch entweder zehn Prozent dieses Akkordverdienstes vom Abzüge frei zu lassen oder die Hundertsätze der in der Verordnung vom 5. September 1932 vorgesehenen Unterschreitung um zehn Prozent zu ermäßigen; der 8 6 Absatz 1 der Durch führungsverordnung vom 14. September 1932 findet keine Anwendung. Bei der Berechnung des Abzuges ist davon luszugehen, daß der Akkordverdienst sich gleichmäßig auf sie einzelnen Wochenarbeitsstunden verteilt. Der Vorschrift, daß im Aushang die ermäßigten Lohn- und Gehaltssätze anzugeben sind, wird auch dadurch genügt, daß der Hundertsatz angegeben wird, um den die tarifvertraglichen Lohn- und Gehaltssätze oder die Akkord verdienste unterschritten werden sollen. S20000V Arbeitslose. Die Arbeitsmarktlage im Reich. Dle Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitslosen betrug am 15. September rund 5 261 000, lag also nicht wesentlich über der Zahl vom 31. August. Die Bewegungen, die zu diesem Endergebnis geführt haben, waren sehr verschiedenartig. In einzelnen wichtigen Be rufsgruppen fand eine Entlastung, in anderen eine Neu belastung des Arbeitsmarktes statt, beides überwiegend aus jahreszeitlichen Ursachen. Im übrigen drückt sich in der Zahl der Arbeitslosen auch die starke Zunahme der Arbeitsdienstwilligen aus, die zweifellos über die Zahl vom 31. August (rund 144 000) weit hinausgewachsen sind. In der Berichtszeit ist die Arbeitslosenzahl nur um rund 38 000 gestiegen, während in' der entsprechenden Zeit des Vorjahres eine Zunahme von rund 109 000 zu verzeichnen war. In der Arbeitslosenversicherung wurden am 15. Sep tember rund 659 000 (gegen 697 000 Ende August), in der Krisenfürsorge rund 1280 000 (gegen 1 295 000 Ende August) Hauplunterstützungsempfänger betreut. Die Zahl derjenigen Arbeitslosen, die bei Notstandsarbeiten be schäftigt waren, belief sich Ende August schätzungsweise aus 85 000 Personen. Im freiwilligen Arbeits dienst waren Ende August rund 144 000 Arbeitswillige tatsächlich beschäftigt; diese Zahl hat sich also gegenüber dem vorigen Bericht auf Grund nachträglicher Meldungen noch erhöht. Zu diesen 209 000 Arbeitslosen, für deren Beschäftigung Mittel des Reichs und der Reichsanstalt un mittelbar eingesetzt wurden, tritt noch eine erhebliche Zahl Arbeitsloser, die im Berichtszeitraum durch die neuen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Reichsregierung mit telbar Beschäftigung fanden, insbesondere im Straßen- und sonstigen Tiefbau. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen kann für Mitte September noch nicht geschätzt werden. Für Ende August steht sie nunmehr mit 2 030 000 fest. Sie umfaßt die nach den neuen Bestimmungen der Neichsregierung von den Arbeitsämtern anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen und ist daher selbstverständlich kleiner als die Gesamtzahl der Empfänger von öffentlichen Fürsorgeleistungen. Ilm die Wasssrbaupläne. Zu den bisherigen Meldungen über die Arbeits- Seschafsungspläne, besonders auf dem Gebiet der Kanal- »auten und der Flußregulierungen, wird jetzt von zu ständiger Stelle Auskunft gegeben. Danach ist es richtig, daß besonders im Mündungsgebiet der Havel umfangreiche Regulierungsarbeiten durchgeführt werden sollen, damit die fast alljährlich wiederkehrenden großen Überschwemmungen aufhören. An Kanalbauten sollen vorerst nur Teilarbeiten am Dortmund —Ems- Kan a l und an der Ems durchgeführt werden; für eine Verbreiterung dieses und des Rhein—Herne-Kanals fehlen die erforderlichen großen Geldmittel. Aus dem Arbeits- beschaffungsprogramm werden für Wasserbauten nur 50 Millionen zur Verfügung gestellt. An der Oder sind zwei Talsperren im Bau, erstens die Talsperre von Ottmachau, die im nächsten Jahre in Betrieb genommen wird, zweitens die Tal sperre von Sersno. Diese Talsperre wird ganz langsam gebaut, da die Becken nur dadurch entstehen, daß der oberschlesische Bergbau hier den Sand zum Grubenversatz entnimmt. Der ganze Bauplan wird nicht vor 1954 fertig werden. Das dritte große Staubecken für die Oder ist beiTurawa geplant. Der Fluß heißt Mala- pane. über den Baubeginn schweben zur Zeit noch Ver handlungen. Sehr ausführlich äußerte sich das Neichsver- kehrsministerium zu dem schon mehrfach erörterten Plan, das Frische Hass in Ostpreußen trockenzulegen, ein Plan ähnlich dem, den die Holländer durch die Trockenlegung der Zuider See durchgeführt haben. Von zuständiger Seite wird betont, daß eine Trockenlegung des Frischen Haffs nicht zu den Arbeitsbeschaffungsplänen des Reichsverkehrs ministeriums gehöre, und zwar aus folgenden Gründen: Die Aussicht, Land zu gewinnen, sei vorerst noch kein Grund zur Durchführung, da es an Siedlerland in Ost preußen nicht fehlt. Dazu kommen noch andere Er wägungen. Ein solches Projekt mache ganz umfang- reicheVor arbeiten notwendig, Vermessung, Wasser standsbeobachtungen, Bodenuntersuchungen, Grundwasser beobachtungen, klimatische Beobachtungen, Auseinander setzungen mit den Interessen der Schiffahrt, der Fischerei und der Anlieger. Diese Vorarbeiten würden mindestens drei bis vier Jahre dauern. Die Holländer haben an ihren Plänen für die Zuider See dreißig Jahre gearbeitet. Die bisher bekannt gewordenen Projekte sind von privater Seite ausgearbeitet worden; es sind aber nur erste grund sätzliche Entwürfe ohne die nötigen Vorarbeiten. Rekordsahri -es „Graf Zeppelin". Pernambuco—Friedrichshafen: 67 Stunden, 30 Minuten. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist von seiner Fahrt nach Sudamenka zurückgekehrt und glatt gelandet. Das Luftschiff hat diesmal eine Rekordfahrt hinter sich; die Strecke Pernambuco—Friedrichshafen wurde in 67 Stun den und 30 Minuten zurückgelegt. Rücktritt der ungarischen Regierung. Das Kabinett Graf Julius Karolyi ist zurückgctreten. Der Reichsverweser hat das Rücktrittsgesuch angenommen und Graf Julius Karolyi mit der vorläufigen Wetterfüh rung der Geschäfte beauftragt. Der Entschluß des Kabinetts wurde dem Reichsver weser von Karolyi in einer Unterredung mitgeteilt, die zwei Stunden dauerte. Der Ministerpräsident gab dem Reichsverweser einen Überblick über die innenpolitische und wirtschaftspolitische Lage des Landes und wies daraus hin, daß der Rücktrittsentschluß des Kabinetts gefaßt wor den sei, nm die Vorbedingung für die Entwirrung der schwierigen Lage zu schaffen. Der Reichs verweser legte dem Ministerpräsidenten nahe, sein Rück trittsgesuch zurückzuziehen. Graf Karolyi blieb jedoch bei seinem Entschluß, woraus der Reichsverweser den Rücktritt der Regierung annahm und das Kabinett mit der vor läufigen Weiterführung der Geschäfte betraute. Wilsdruff, am 22. September 1932. Merkblatt für den 23. September. Sonnenaufgang 5" i Mondaufgang 2ü" Sonnenuntergang 17^ > Monduntergang 15°° 1791: Theodor Körner geb. Herbstanfang. Jetzt ist es fo weit, daß wir vom Herbst sprechen dürfen, ohne uns sagen lassen zu müssen, daß das Wetter ja eigentlich noch recht sommerlich sei. Auf das Wetter, vas zur Meteorologie gehört, kommt es dabei aber gar nicht an, sondern auf die Astronomie, und die Astronomie jetzt in diesen Tagen den großen Schlußstrich unter den Sommer und erklärt den Herbst, der den mehr oder minder sanften Übergang vom Sommer zum Winter bildet, für rröffnet. Der 23. September ist der Tag der Herbst- iachtgleiche, die Zett im Jahre, in der Tag und stacht wieder einander gleich sind, in der die Sonne um » Uhr des Morgens auf- und um 6 Uhr des Abends rntergeht. Zweimal im Jahre gibt es solche Nacht- fteichen, die uns einen Zwölfstundentag bringen, jedes- nal wenn die Sonne im Äquator steht: die andere, die Zrühlingsnachtgleiche, ist um den 21. März. Heute inter- issiert uns aber nur die Herbstnachtgleiche oder das Herbst- iquinoktium, wie man sagt, wenn man sich astronomisch msdrücken will; denn bis zur Frühlingsnachtgleiche )aben wir leider einen noch langen Weg zurückzulegen. Vorläufig müssen wir uns für lange Zeit damit ab- jinden, daß die Tage immer kürzer und noch kürzer werden, bis sie am 21. Dezember, dem Tage, an welchem der Herbst in den Winter übergeht, den Tiefstpunkt er reichen. Erst dann geht es wieder aufwärts, aber das ist noch lange kein Trost, denn es sind erst noch ein paar Monate Kälte zu überstehen, ehe die linden Lüfte wieder erwachen. Sucht man in wissenschaftlichen Büchern eine Erklärung für den Herbst, so findet man ihn gedeutet als die Jahreszeit, während welcher die Temperatur sinke and der Pflanzenwuchs allmählich absterbe. Das ist der Punkt, an dem die große Scheide zwischen Wetter- und Himmelskunde beginnt. Die Wetterkunde oder Meteoro logie kümmert sich nämlich nicht im geringsten um den Himmelskalender, der den Herbst auf Punkt 23. Septem ber sestsetzt. Für die Meteorologen sind wir schon fett langem, mindestens aber seit dem 1. September, mitten drin im Herbst. Die Meteorologen sagen, daß dieherb st- liche Witterung dann beginne, wenn an allen blatt wechselnden Bäumen die Blätter eine andere Farbe an- nehmen und abfallen, wenn die kraut- und grasartigen Pflanzen verwelken, wenn gewisse Blumen, die man im Sommer nicht kannte, die sogenannten Herbstblumen, erscheinen, wenn eine Menge besonderer Früchte zur Reife kommt, wenn zahlreiche Vögel, die seit dem Lenzbeginn bei uns geweilt haben, in südlichere Länder ziehen, und wenn, worauf es gleichfalls ankommt, unsere Stimmung so wird, daß wir an den Sommer nicht mehr recht glauben können, mag es im übrigen auch noch so sommerlich aus sehen in der Welt. Betrachtet man die Sache von diesem Gesichtspunkte aus, so fängt der Herbst unbedingt schon Ende August an, und die Monate September, Oktober und November gelten dann als Herbstmonaie, während der Dezember schon von seinem Beginn und nicht erst von seinem 21. Tage an zum Winter gerechnet wird. Außer dem astronomischen und dem meteorologischen Herbst gibt es aber noch den landwirtschaftlichen Herbst. Die Landwirtschaft begreift unter Herbst sum marisch die Zeit des Einsammelns der Früchte und dort, wo es einen Wein gibt, die Weinlese. Aber wie man es auch drehen und deuteln mag: Herbst bleibt unter allen Umständen und in jeder Fasson Herbst, und der allmäh lich eintretende Wetterwechsel, der hier Wetterverschlechte rung bedeutet, sorgt schon dafür, daß wir uns an die große Veränderung, die in der Natur vorgeht, gewöhnen müssen. Und es bleibt uns schließlich nur die Hoffnung, daß auf den Abstieg wieder ein Aufstieg folgt . . . n * Die Zeit der langen Abende. Man spürt es schon ganz merklich, daß die Tage kürzer werden. Schon bald nach 19 Uhr senkt sich die Dämmerung nieder, die Lichter flammen auf, und ehe man sich versieht, ist es Nacht geworden. Nun kommt die Zeit der langen Abende wieder, die Zeit jener Feierstunden im Kreise der Familie, die sich um den traulichen Lampenschirm schart. Das eine liest, das andere hat eine leichte Handarbeit vor sich, die Kinder spielen. In viele solcher häuslichen Abende wird der Rundfunk Unterhaltung bringen. Wer das Glück hatte, in einem harmonischen Familienleben groß zu werden, weiß um die seelischen Werte dieser im trauten Kreise verbrachten langen Abende. Sie sind wie dazu geschaffen, die Familien bande enger zu knüpfen und zwischen Eltern und Kindern frohe, der Unterhaltung und Erziehung gewidmete Stunden entstehen zu lasten, die unvergeßlich in Erinnerung bleiben werden. Noch vor einigen Jahren mußte man darüber klagen, daß die Jugend