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ReichstagsprSsidium am Sonnabend bei Hindenbnrg — Montag Neichstagssitzung Berlin. Reichstagspräsidenl Goering hat der kommu nistischen Reichstagsfraktion, die einen Antrag auf sofortige Einberufung des Reichstages gestellt hat, - mitgeteilt, daß das Reichstagspräsidium am Sonnabend vom Reichspräsidenten empfangen werde und daß er den Reichstag für Montag, den den 12. September, 15 Uhr einberufen habe. Astis unserer Heimat Wilsdruff, am 6. September 1932. Merkblatt für den 7. September. Sonnenaufgang 5^ I Mondaufgang 14'° Sonnenuntergang 18" I Monduntergang 21" 1654: der schwedische Staatsmann Graf Axel Oxenstierna aeitorben. Fröstelwetter. Wenn dich in diesen Tagen frühmorgens mit schrillem Gerassel der Wecker aus deinem süßen Schlummer reißt und du krabbelst unter deiner Decke hervor — brrr, da fährt dir ein gelinder Schauer über die Glieder, daß du am liebsten die Bettdecke gleich wieder bis über die Ohren zögest. Aber du, Mann oder Frau der Pflicht, rufst das schlotternde Gebein zur Ordnung, kletterst, wenn auch um einiges weniger eilig als sonst, aus deinem Bette heraus und machst dich tagfein. Nicht ohne daß dir der kühle Wind, der durchs Fenster hereinbläst, noch manchmal eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagt, geht deine Morgentoilette vonstatten; nun aus einmal bist du sogar sehr munter und holst wohl einige der vorher versäumten Minuten wieder auf, weil du die Glieder heute gerne flinker regst als sonst. Wie du eben einen vorwurfsvollen Blick auf das doch ganz unschuldige Thermometer wirfst — ha, da siehst du, daß es gar nicht um so viel Striche heruntergeklettert ist, wie du es dir dachtest — und doch fröstelt es dich immer noch und du holst dir aus der Schublade rasch noch deine Strickweste und ziehst sie an. Es ist eben alles relativ, zuckst du die Achseln: Mit welch unauffälliger Bewegung du auch ein dich schon wieder und trotzdem anfallendes kleines Schaudern recht vorteilhaft vor dem lieben Nächsten zu verbergen suchst. Und du denkst an das berühmte Experiment mit den drei Schüsseln mit heißem, lauwarmem und kaltem Wasser, bei dem du, wie du beide Hände zugleich in das lauwarme Wasser stecktest, an der einen, die du an das heiße Wasser -gewöhnt hattest, das lauwarme Wasser als kalt empfan dest, während es dich an der anderen, vorher in das kalte Becken gesteckten Hand prickelt, als könntest du es vor Hitze kaum ertragen. Ganz ähnlich geht es ja jetzt allen: Ge wöhnt an die Hundstagshitze vergangener Wochen, machen wir den einen Teil des Experiments jetzt einmal im großen an uns durch. Erlebten wir die gleiche Tempe ratur, die uns jetzt frösteln läßt, im Hochwinter — sogleich legten wir nicht nur die Mäntel ab — nein, wir würden uns gar nicht leicht genug anziehen können, und die Herren welt liefe wieder in Hemdärmeln herum. Doch wir schreiben ja eben erst September, und da hilft uns kein Wenn und kein Aber, weder Philosophieren noch physi kalisches Betrachten der Dinge — uns fröstelt eben. Das einzige, was da hilft, ist flotte Bewegung. Oder warmes Unterzeug. Oder ein heißer, — bitte, es kann auch Brust tee sein. * Reges militärisches Leben machte sich gestern in unserer Stadt bemerkbar. Nachdem im Laufe des Vormittags einzelne Heeresangehörige eingetroffen waren, rückte mittags in der 2. Stunde unter klingendem Spiele das Gros ein. Während der für Wilsdruff bestimmte Teil aus dem Marktplatz halt machte, marschierten die in Sachsdorf und Klipphausen einquartierten Truppen weiter. In der 7. Stunde überraschte die ebenfalls hier gebliebene Kapelle mit einer Platzmusik, die zahlreiche Zuhörer angelockt hatte. Ein Unfall, der leicht schlimmere Folgen nach sich ziehen konnte, ereignete sich gestern gegen 2 Uhr aus der Bahnhofstraße. Ein Student aus Dresden versuchte am Bahn hofsberg ein stadtwärts fahrendes Reichswehr - Lastauto zu überholen. Im selben Augenblick kam aus einem 'Grundstück ein Hahn heraus und rannte in das Rad des Studenten. Dadurch kam dieser zu Fall und geriet unter das Auto. Glücklicherweise kam er jedoch so zu liegen, daß er ohne nennenswerte Verletzun gen davonkam. — Dieser Falt zeigt wieder, wie leicht Unfälle geschehen können, wenn das Geflügel nicht von der Straße ferngehalten wird. Die Mütterberatungsstunde findet morgen Mittwoch, den 7. September, nachmittags 2 Uhr im Jugendheim statt. Extrabeilage. Der heutigen Gesamtauflage liegt ein Pro spekt der Firma Mes sow Sr Waldschmidt, Dres den - A., Wilsdruffer Straße, bei, den wir zu beachten bitten. 14. Zwingerlotterie. Im Anzeigenteil unserer heutigen Nummer wird auf die 14. Zwingerlotterie verwiesen, deren Ziehung garantiert am 9. und 10. September in Dresden statt- findet. Lose zu 1 NM. sind bei allen Lotterie-Einnehmern oder direkt vom Heimatschuh, Dresden-A. 1 erhältlich. (Postscheck konto Dresden 15 835, Stadtgiro Dresden 610). Der Sächsische Entomologentag wird in diesem Jahrs am 18. September in Nossen abgehalten. Die Tagung ist ein? Iubiläumstagung; denn vor 25 Jahren wurde auf Anregung der Entomologischen Vereinigung von Roßwein und Umgegend Lie Vereinigung der Sächsischen Insektensammler auf dem Zoll haus Bieberstein gegründet. Der zentralen Lage Rostens we gen, auch weil es eine Iubiläumstagung ist, hofft man auf eine recht zahlreiche Beteiligung. Tauschbörse, Ausstellung und Vor träge werden das Programm ausfüllen. Als Versammlungs lokal ist der „Sachsenhof" gewählt worden. Sonntagsrückfahrkarten gelten jetzt bis Montag 12 Uhr. Die in Aussicht genommene Verlängerung der Geltungsdauer der Sonntagsrückfahrkarten ist jetzt Mit sofortiger Wirkung Lurchgeführt worden. Die Rückfahrt, die bisher bis 9 Uhr vor mittags angetreten werden mußte, kann nunmehr mit Zügen er folgen, die den Zielort der Sonntagsrückfahrkarte bis 12 Uhr mittags verlassen. Diese Maßnahme gilt bis auf Widerruf, längstens bis 1. April 1933. Aufgehobene Verordnung für Wohnungsumzüge. Das säch sische Volksbildungsministerium hat die Verordnung vom 29. 5. 1923 über die Verwendung von Lastkraftwagen der Staatspoli zei und Ler Landgendarmerie bei Umzügen, deren Kosten der Staatskasse zur Last fallen, aufgehoben, da Lie Gründe, die für den Erlaß dieser Verordnung maßgebend waren, sich erledigt haben. Ermäßigter Gepäcktarif für Musterkvffer. Zur Beseitigung von irrtümlichen Meinungen wird darauf hingewiesen, daß der ermäßigte Gepäcktarif für Warenproben und Musterkoffer der Geschäftsreisenden nur sür Warenproben und Muster gilt, die in Koffern verpackt aufgegeben werden, bei Verpackung der Pro ben und Muster in anderen Behältern als Koffern wird der er mäßigte Tarif nicht gewährt. Himmelserscheinungen im September. Der Tagebvgen der Sonne geht bis auf 11'/« Stunden zurück, am 23. ist Tag- und Nachtgleiche, der kalendermäßige Herbstbeginn. An diesem Tage geht die Sonne um 6 Uhr genau im Osten aus und um 18 Uhr genau im Westen unter; die winterlichen Auf- und Untergangs punkte verschieben sich nach Süden hin. Der Mond bildet am 7. erstes Viertel, am,14. Vollmond, am 23. letztes Viertel und am 29. Neumond. Von den Planeten ist Merkur am 3. bis zu 40 Minuten vor der Sonne am Osthimmel zu sehen, wird aber nach dem 12. wieder unsichtbar. Die Venus erreicht als hell strahlender Morgenstern am 7. ihren westlichsten Punkt vor der Sonne, bildet genau einen Halbmond, ist aber nach 3)4 Stunden am Morgenhimmel sichtbar. Der Mars erscheint nun kurz nach Mitternacht über dem Osthorizont und ist zuletzt bis zu 5 Stunden sichtbar. Auch der Jupiter rückt nun wieder lang sam von der Sonne ab, erscheint am 11. wieder am Morgen himmel,, so Laß seine Sichtbarkeitsdauer zu Ende bereits 1)4 Stunde beträgt. Der Saturn hat seine günstigste Stellung er reicht, denn er kulminiert gegen 22 Ahr in der Südlinie, ander seits zeigt er uns seine Ringe gerade in der breitesten Projek tion. Er ist aber leider der „Drückberger" unter den Planeten, beschreibt einen relativ kleinen Bogen am Nachthimmel, steht daher nicht hoch über dem Horizont, sondern drückt sich meist im Dunst herum, so daß sich seine Beobachtung nur auf be sonders klare Sicht beschränkt. Am 10. begegnet der Saturn, der zu Ende schon vor Mitternacht untergeht, dem Hellen Mond. E Die Tollkirschen find reif! Die äußerst giftigen, glänzend schwarzen Beeren der Tollkirsche sind jetzt reif und können von beerensuchenden Kindern leicht für genießbare Früchte ange sehen werden, die aber nach dem Genuß schwere Erkrankung, ja den Tod zur Folge haben. Alle Eltern, die ihre Kinder zum Sammeln von Beeren oder Pilzen in den Wald schicken, sollten ihnen den Genuß nicht genau bekannter Beerenfrüchte verbie ten. In den Schulen wird den Kindern die Kenntnis der gifti gen Frucht nach Möglichkeit durch Anschauungsmaterial ver mittelt. Neukirchen. Viehzählung. Bei der am 1. September in hiesiger Gemeinde durchgesührten amtlichen Schweinezäh lung ergab sich folgendes Resultat gegenüber der gleichen Zäh lung am 1. Juni (in Klammern): Ferkel unter 8 Wochen 683 (503), 8 Wochen bis Jahr 396 (440), Sauen 279 (306), Eber 48 (30), sonstige Schweine 237 (226), insgesamt 1623 (1505) Stück. Kälber wurden geboren im Juni 34 (März 25), Juli 33 (April 56), August 67 (Mai 49). Mohorn. Beratungs stunden. Die letzte Sommer beratungsstunde für Lungenkranke hält das Wohlfahrtsamt am 12. September mittags von 12—1 Uhr im Rathaus ab; Müt- terberatungsstunde findet danach bis )43 Uhr in Pflugs Gast stätte statt. Mohorn-Grund. Raupenplage. In den verflossenen Ferienwvchen waren hier und in der nächsten Umgebung Schwärme von Kohlweißlingen beobachtet worden und jetzt ma chen sich ungezählte Mengen von Raupen in gefräßigster Weise über die Felder und Gärten her. Auf manchen Kraulfeldern ist von den Blättern nur das Adersystem noch zu sehen. Kirchennachrichten. Wilsdruff. Heute 8—)41O Uhr Iungfrauenverein. Vereinskalender. „Sängerkranz". 8. September alle Sänger. G.D.A. 10. September Versammlung. Grund- und Hausbesitzerverein. 10. Sept. Versammlung. Pferdeversicherungsverein. 14. Sept. Hauptversammlung. Wetterbericht. Vorhersage der Sächsischen Landeswetter warte für den 7. September: Zunächst auffrischende Winde aus Süd bis West. Nur vorübergehend stärker bewölkt. Viel fach auch heiter, etwas wärmer, höchstens unbedeutende Nieder schläge. 3 Tote »ei einem Verkehrsunglück Freiberg. Am Montag abend ereignete sich auf der Staatsstraße von Freiberg nach Brand-Erbisdorf ein schweres Autounglück. Ein in Dresden wohnender Reisender einer Leip ziger Firma überfuhr mit seinem Personenkraftwagen den 26- jährigen Wirkschaftsgehilsen Mißbach aus Brand-Erbisdorf, der einen mit 2 Kindern besetzten Kinderwagen vor sich herschob. Mißbach und der Kinderwagen wurden in den Straßengraben geschleudert. Der Kraftwagen fuhr an einen Baum und wurde zertrümmert. Mißbach und sein zweijähriges Kind waren so fort tot, das andere Kind starb auf dem Transport nach dem Krankenhaus Freiberg. Die Frau Mißbach, die mit einem Fahr rad hinter dem Kinderwagen herfuhr und der Krastwagenfüh- rer blieben unverletzt. Der Kraftwagenjührer gibt an, daß er Mißbach und den Kinderwagen nicht hätte sehen können, da er von dem Scheinwerferlicht eines entgegenkommenden Autos ge blendet worden sei. Freiberg. Fünfter Sächsischer Jägertag. Hier fand der fünfte Sächsische Jägertag statt. Der Be grüßung im Tivoli konnten viele hundert nicht beiwoh nen, da der Saal überfüllt war. Die staatlichen und städ tischen Behörden waren sehr zahlreich vertreten, ebenso ehemalige Offiziere. Die Veranstaltung, die von einem Konzert der Reichswehrkapelle Freiberg umrahmt war, nahm einen glänzenden Verlauf. Dem Festzug wohnten Tausende aus allen Schichten der Bevölkerung bei. Mit sportlichen Darbietungen fand das Fest sein offizielles Ende. Dresden. Unfall auf dem Schlachthof. Durch einen Bullen in den Leib gestoßen und mit schweren inneren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde ein Angestellter des städtischen Vieh- und Schlachthofes. Dresden. Fünfzig Hühne rverbrannt. Bei einem Schadenfeuer in einer Lebensmittelhalle in der Lockwitzer Straße kamen fünfzig Hühner in den Flammen um. Das Feuer, dessen Entstehungsursache noch nicht ge klärt werden konnte, erfaßte die Lebensmittelniederlage mit dem Hühnerstall. Die Feuerwehr war an der Brand stelle längere Zeit tätig. Pulsnitz. Krankenhaus geschlossen. Wie zu befürchten war, ist das hiesige Krankenhaus nunmehr geschlossen worden. Im Laufe der Zeit waren immer höhere Zuschüsse nötig geworden, und ein Aufruf zur Spende für das Krankenhaus blieb so gut wie erfolglos. Bischofswerda. Umbau des Bahnhofes. Den Bemühungen der städtischen Körperschaften und anderen örtlichen Behörden ist es nach langen Verhandlungen ge lungen, den notwendigen Umbau des Bahnhofsgebäudes zu erreichen. Mit den Arbeiten ist bereits begonnen worden. Falkenstein i. V. Vorgeschichtlicher Fund. In Obertriebel wurden bei Bauarbeiten mehrere beson ders große Tierzähne gefunden. Die Untersuchung hat er geben, daß es sich um Backenzähne des Höhlenpferdes handelt, eines Tieres, das im Diluvium gelebt hat. Das Alter der Zähne, die etwa zehn Zentimeter lang sind, wird auf rund 25 000 Jahre geschätzt. Sie wurden in einer Tiefe von 2.80 Meter unter einer Kiesschicht ge funden. Leipzig. „Leutnant war er einst bei den Husaren!". Der frühere Bankbeamte Kittel betätigte sich seit Mai dieses Jahres mit der Vermittlung von Hypotheken. Die Gelder sollten angeblich von einer Londoner Bank und von einem Baron in Paris, denen Mittel ans dem Stillhalteabkommen zur Verfügung ständen, hergegeben werden. Bei seinen Angeboten bezeich nete sich Kittel in der Regel als „Oberleutnant a. D. der Gardehusaren Berlin-Potsdam", obwohl er niemals Gardeoffizier war, sondern Sanitätsgefreiter. Von seinen Kunden verlangte er Gebühren zur Deckung von Unkosten, in Höhe von 15 bis 50 Mark. Auf sie allein kam es ihm an. Dadurch hat er in etwa vierzig Fällen in der Leip ziger und Magdeburger Gegend sowie in Düsseldorf Personen auf die geschilderte Art geschädigt. Er wurde verhaftet. , Llsnitz i. E. Eine Uraufführung. Hier ge langte die von Schulleiter Freyer gedichtete und kompo nierte Oper „Gudrun" zur Uraufführung. Das WeA wurde mit großem Beifall ausgenommen. , Penig. Führerflucht. Der Arbeiter Schulz aus Göppersdorf bei Burgstädt wurde auf der Umgehungs straße in der Nähe des Wasserbehälters von einem Miet kraftwagen aus Chemnitz tödlich überfahren. Der flüch tende Kraftwagenführer wurde von einer Abteilung der Chemnitzer Sicherheitspolizei im Auto verfolgt und in Ehemnitz festgenommen. Er soll stark betrunken gewesen sein. Chemnitz. Tödlicher Hufschlag. In der Vor- stadt Rottluff wurde ein Wirtschaftsgehilfe beim Einackern! von Dünger von einem Pferd in den Leib gestoßen und so schwer verletzt, daß er kurze Zeit später starb. Plauen. Von der Brücke gestürzt. Der seW Jahre alte Schulknabe Böhm kletterte an der Brücke der Hofwicseustraße herum und stürzte etwa fünf Meter tief ^b-^Er wurde schwer verletzt nach dem Krankenhaus ge- Wicdcrsberg. Gutsbrand. Nachts ist in Sachs- grün, Ortsteil Loddenreuth, das Gutsanwesen der Witwe Gemeinhardt, bestehend aus Wohnung, Stallung und Scheune, vollständig niedergebrannt. Die Scheune war mit neuer Ernte gefüllt. Es konnte fast nichts gerettet werden. Aus sächsischen parieilagern. Austritt aus der NSDAP. Der Landtagsabgeordnete E. Fischer (Plauen) hat in einem Schreiben an den Landtagspräsidenten seinen Aus tritt aus der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei mitgeteilt. Fischer, der eine Zeitlang Referent für Kultur- und Erziehungsfragen der Partei gewesen ist, begründet seinen Schritt damit, daß eine schwere Beleidi gung der deutschen Lehrerschaft durch den sächsischen Gau leiter Mutschmann ungcsühnt geblieben sei, und daß ihm das Fehlen eines klaren Kultur- und Schulprogramws der NSDAP, ernsteste Sorge bereitet habe. Fellisch macht's wie Waller. Der srühere Amtshauptmann von Großenhains Alfred Fellisch, gegen den ein Disziplinarverfahren mit )em Ziel der Dienstentlassung schwebte, hat die Staats- wgiernng unter Verzicht auf seinen Ruhegehaltsanspruch and seine Dienstbezeichnung um seine Entlassung gebeten.' Die sächsische Regierung hat diesem Wunsche entsprochen. Fellisch dürfte damit nur seiner Verurteilung durch die Diszipliuarkammer zuvorgekommen sein. Er hat also, ebenso wie wenige Tage vorher der Newyorker Bürger meister Walker, die Vorsicht als den besseren Teil der Tapferkeit erachtet und es nicht zu einer Verhandlung kommen lassen, in der seine private und dienstliche Tätig keit beleuchtet worden wäre. Der Fall „Leo Ebeling" aufgeklärt. Am 8. August war, wie erinnerlich, im Forstrevier' Rathewalde von Pilzsuchern ein Mann gefunden worden, der sich mit Veronal vergiftet hatte und tags darauf im Stadtkrankenhaus Pirna starb, ohne daß man seine Personalien hatte feststellen können. Der Mann war in Begleitung einer Frau und eines Kindes in Dresden und, in verschiedenen Hotels der Sächsischen Schweiz einaekehrP und hatte sich dort unter dem falschen Namen Leo Ebeling' eingetragen. Nach umfangreichen Nachforschungen der Polizei ist es nunmehr gelungen, festzustellen, daß der an gebliche Ebeling aus Hannover stammte und dort schon wochenlang vermißt wurde. Auch die Persönlichkeit seiner^ Begleiterin wurde ermittelt. Über die Beweggründe des^ Selbstmordes ist noch nichts bekannt. Zaad auf einen entflohenen Sträfling. Er wollte nur die Seinen Wiedersehen. Aus der Strafanstalt Borh i. B. war vor einigen Tagen Ler zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilte Lust-! und Meuchelmörder Bieber entsprungen, der in den ' Jahren 1920 und 1921 in der Umgebung von Böhmisch-j Leipa drei Personen ermordet hatte. Nun gelang es, ihn in seiner Heimat Jägerndorf wieder festzunehmen. Nach einer Jagd, an der sich Gendarmerie, Jäger und etwa; zwanzig Zivilisten beteiligten, wurde Bieber in einem Walde bei Bürgstein umzingelt. Erst wollte er Widerstand leisten, dann ergab er sich, wobei er erklärte: „Was wollt: ihr denn, ich wollte doch nur mein Weib und mein Kind sehen!"