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FehMträgS brSMn^afl-für sie Mprft Ns Juli), trotz der Einrechnung des Juli-Überschusses, insgesamt doch ein Fehl betrag von rund 14,8 Millionen Mark bleibt. Man wird also schon gut tun, den Gesamtabschluß des Etatjahres in Geduld abzuwarten, ehe man allzu günstige Schlüsse zieht. ! Aber gerade in dieser trüben Zeit wollen wir den geringen Optimismus Pflegen, zu dem wir uns noch aufschwingen können. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt. Nach dem letzten Ausweis gibt es in Sachsen immer noch 683 833 arbeitsuchende Personen, aber es sind doch 7862 weniger als vierzehn Tage vorher. Und nun stehen ja die Auswirkungen des Wirtschafts- Programms der Reichsregierung zu erwarten! Es wäre schön, wenn man da keine Enttäuschungen erlebte . . . Die Wirtschaft jedenfalls ist ziemlich hoffnungsfroh. Neuerdings hat sich auch das sächsische Handwerk — trotz einer Reihe Bedenken über Einzelheiten der Notverordnung — hinter dieses Programm gestellt, gerade weil es gleichfalls eine wesentliche Belebung des Arbeitsmarktes erhofft. Dazu bedarf cs aber noch einer kräftigen Nachhilfe. Man muß fordern, daß die Reichsregierung vor allem bei der direkten Arbeitsbeschaffung besonders mit an Sach sen denkt, weil eben hier die Not besonders groß ist! — q Ablüstungskomsrenz und Gleichberechtigung. Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Hender son, betonte in einer Rede vor den Mitgliedern des Englischen Friedensausschusscs in London, daß die deutsche Forderung auf Gleichberechtigung in der Wehr frage die Abrüstungskonferenz vor die „schlimmste Ent scheidung" stellen werde. Er glaube, daß die deutsche Forderung auf der Abrüstungskonferenz zum Vorteil nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas und der ganzen Welt behandelt werden könne. Auf der Abrüstungskon ferenz, von der Deutschland sich nicht zurückziehen solle, bestehe eine starke Stimmung zugunsten der deutschen Forderung. Warum, so schloß Henderson, sollten die Mächte nicht erklären, es sei ihre Absicht, Deutschland von seiner Lage der Minderwertigkeit zu befreien und ihm die Stellung der militärischen Gleichberechtigung wiederzu geben? Abrüstungsausschuß ohne Deutschlaud. Genf, 15. September. Zum ersten Male ist am Don nerstag ein Ausschuß der Abrüstungskonferenz, und zwar der Ausschuß für die Heeresausgaben, ohne Teilnahme Deutschlands zusammengetreten. Der Präsident des Ausschußes, Radulesku, Rumänien, eröffnete die Verhandlungen des umfangreichen Aus schußes mit einer längeren Begrüßungsansprache, in der er je doch das Fernbleiben Deutschlands mit keinem Wort erwähnte. Absage an Genf? Ein deutsches Schreiben an die Abrüstungskonferenz. Die Reichsregierung hat an den Präsidenten der Ab rüstungskonferenz Henderson ein Schreiben gerichtet, das sich mit der bevorstehenden Bürositzung der Abrüstungs konferenz befaßt. Das Schreiben dürfte veröffentlicht Werden, sobald es im Besitz des Empfängers ist. Verhöhnung des deutschen Volkes. Der Ausklärungsausschuß für nationale Sicherheit, dem der Arbeitsausschuß deutscher Verbände, die Arbeits gemeinschaft für deutsche Wehrverstärkung und der Deutsche Reichskriegerbund Kyffhäuser angehören, weist in einem Schreiben an den Neichsaußenminister u. a. darauf hin, daß die französische Antwort auf die deutsche Denkschrift in der Gleichberechtigungsfrage keines wegs den Lebensnotwendigkeiten des deut schen Volkes in bezug auf seine Sicherheit Rechnung trage. Frankreich habe seit 1923 seine Mehrausgaben um 80 Prozent erhöht und die Abrüstungskonferenz dadurch „vorbereitet", daß es die gewaltigen Aufwendungen für Rüstungen in den letzten vier Jahren noch um weitere 30 Prozent gesteigert habe. Werde dem deutschen Rechts anspruch nicht Rechnung getragen, so werde das klare Recht gebrochen und Deutschland erlange seine Hand lungsfreiheit wieder. Voraussetzung für weitere Verhandlungen sei das 'Zugeständnis der vollkommenen praktischen Gleichberechti gung. Deutschland suche seit Jahren im Völkerbund sein Recht zu erlangen. Frankreichs Sabotage habe dies ver hindert. Es sei eine Verhöhnung des deutschen Volkes, wenn gerade Frankreich jetzt Deutschland an diesen Völker- bund verweise. Panzerschiff C M Baut. Berlin, 18. September. Nachdem die Abrüstungskonfe renz bisher keine praktischen Ergebnisse gezeitigt hat, hat die Neichsregierung, wie die D.A.Z. aus Wilhelmshaven berichtet, jetzt der Wilhelmshavener Marinewerft den Auftrag gegeben, den Bau des Panzerschiffes C in Angriff zu nehmen. Die Kiel legung erfolgt am 1. Oktober. Die Bauzeit ist auf vier Jahre ver anschlagt. Die erste Baurate für das Panzerschiff C war in den noch von der Regierung Brüning aufgestellten diesjährigen Ma rinehaushalt eingesetzt worden. Die Regierung hatte aber die Einschränkung gemacht, den Baubeginn von den Ergebnissen der Genser Abrüstungskonferenz abhängig zu machen. VoWeckungsschch gilt vis zum völligen Abschluß der Ernte. Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Der Land wirt genießt nach den Notverordnungen vom 8. Dezember vorigen Jahres und 14. Juni dieses Jahres unter ge wissen Voraussetzungen Schutz gegen Zwangs vollstreckungen in bestimmte Gegenstände seines be weglichen Vermögens. Voraussetzung des Schutzes ist u. a., daß der Schuldner der gegen die Vollstreckung ge schützten Sachen und Forderungen bedarf, um seine Wirt schaft bis zur Ernte ordnungsmäßig fortzuführen. Es sind Zweifel darüber entstanden, wie hiernach der Vollstreckungsschutz zeitlich abzugrenzen ist. Da der Zweck der Schutzbestimmung ist, die Durchführung der Ernte- arbeiten und die E i n b r i n g u n g der Ernte zu sichern, wird man annehmen müssen, daß der Vollstreckungsschntz bis zum völligen Abschluß der Einbringung der Ernte gilt. Gestiegener Ausfuhrüberschuß. Stark sinkende Lebensmitteleinfuhr. Die deutsche Handelsbilanz schließt im August mit einem Ausfuhrüberschuß von 9 7 Millionen Mark gegenüber einem Ausfuhrüberschuß von 6 5 M i l l i o n e n M a r k i m I u l i ab. DieEinfuhr ist mit 331 Mil lionen Mark gegenüber dem Vormonat um 35 Mil lionen Mark zurückgegangen, während die Ausfuhr mit 428 Millionen Mark gegenüber dem Juliergebnis nur um 2,5 Millionen Mark abgenommen hat. Bei der Einfuhr ist am stärksten die Lebensmitteleinfuhr (— 24 Millionen Mark) rückgängig, was aus Saisongründen zu erwarten war. Die Fertig wareneinfuhr ist um 7, die Rohstoffeinfuhr um 4 Millionen Mark gesunken. Die Ab nahme der Gesamteinfuhr um rund 10 Prozent des Wertes und 8 Prozent des Volumens ist ganz überwiegend die Folge mengenmäßig geringerer Einfuhren an Lebensmitteln (minus 18 Prozent) und Fertigwaren (minus 16 Prozent); die Roh stoffeinfuhr ist mengenmäßig nicht zurück- gegangen. Bei der Ausfuhr ist die Fertig - Warenausfuhr um 5 Millionen Mark zu rückgegangen, während sich die Lebensmittelaus fuhr um 2,5 Millionen Mark erhöht hat. Der Menge nach hat die Ausfuhr um 1 Prozent, die Fertig warenausfuhr um 1 Prozent zugenommen Hindenburg nimmt an den AeichsVehr- manövern teil. An den Manöver» der Reichswehr, die vom 20. bis 22. September zwischen Frankfurt a. d. O. und Fürstenberg stattfindcn, wird auch der Reichs präsident teilnehmen, für den am 20. und 21. Sep tember in Fürstenberg Standquartier vorgesehen ist. 2,s Millionen Wohlfahrlserwerbslose. Ungeheure Belastung der Gemeinden. Wie der Deutsche Städtetag mitteilt, sind am 31. August in den Städten mit über 25 000 Einwohnern 1580000 laufend unterstützte Wohlfahrtserwerbslose ge zählt worden, d. h. Arbeitslose, die ausschließlich von den Gemeinden erhalten werden. Für die Gesamtheit der Gemeinden ist für Ende August mit rund 2 450 000 Wohlfahrtserwerbslosen zu rechnen. Diese Zahl ist um rund 435 000 höher als die kürzlich im Halbmonats- bericht der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeitsvermittlung bekanntgegebene Zahl der von den Arbeitsämtern anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen. Die Differenz, so heißt es in der Mitteilung weiter, sei darauf zurückzuführen, daß von den Arbeitsämtern nicht mehr — wie bisher — sämtliche von den Gemeinden laufend unterstützte Erwerbslose gezählt werden, sondern nur solche, die bestimmte Voraussetzungen er füllen (z. B. nur solche unter 60 Jahren, nur frühere Arbeitnehmer). Diese willkürliche Einschränkung des Per- sonenkreises müsse den Eindruck erwecken, als ob die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen einen Rückgang erfahren hätte. Die Wohlfahrtserwerbslosenzahlen seien aber in ständigem Wachstum begriffen und bildeten nach wie vor für die Gemeindefinanzen eine ungeheure Ge fahrenquelle. Singelbetz für einen nationalen WaWlock. Auftakt der DVP. zum Wahlkampf. Der Parteiführer der Deutschen Volkspartei, Dingel- dey, sprach vor einer Vertrauensmännerversammlung der Berliner Parteiorganisation. Die Deutsche Volkspartei begrüße den letzten Versuch, die wirtschaftliche Katastrophe und den Fluch der Arbeitslosigkeit durch einschneidende Maßnahmen zu überwinden, die im Gegensatz zu den früheren Vorgängen nicht mit einer neuen Schrumpfung der noch vorhandenen Kräfte, sondern durch eine Bele- ung der Produktion eingeleitet werden sollen. Um so mehr sei es zu beklagen, daß die innerpolitische Entwicklung geeignet sei, den erfreulichen Anlauf zu unterbrechen. Die Deutsche Volkspartei unterstütze einmütig den Gedanken einer überparteilichen Regierung, die auf das Vertrauen des Reichspräsidenten gegründet sei und die mit starker Hand die Führung auf dem Wege der Reform behalten müsse. Deshalb fordere sie für die nächsten Wahlen bei aller Betonung der eigenen Parteigrundsätze den gemein samen Aufmarsch aller Parteien, die sich hinter das Prä sidialkabinett gestellt hätten. Der Parteivorstand der DVP. habe sich heute einstimmig für die Bildung eines solchen nationalen Wahlblockes ausgesprochen und erwarte, daß dieser Ruf im ganzen Vaterlande ein freudiges Echo finde. Die Partei erwarte, daß der große einheitliche Aufmarsch aller nationalen Kräfte in den Kampf für das Programm Hindenburgs führen werde. Die Kölnische Volkszeitung gegen das kleinliche ParagraphengezSnk. Köln, 15. September. Die „Kölnische Volkszeitung" schreibt unter anderem, ob es einen politischen Sinn habe, dem Konflikt zwischen Reichstag und Reichsregierung, über den jetzt das Volk befinden müsse, im Ueberwachungsausschuß ein dauern des Nachspiel folgen zu lasten, dürfe füglich bezweifelt werden. Nachdem feststehe, daß die Reichstagsauflösung erfolgt sei, sollte man es bei der Tatsache der politischen Niederlage der Regierung bewenden lasten und die Entscheidung über das Weitere den Wahlen überlasten, denn nach kleinlichstem Paragraphengezänk stehe nicht der Sinn des Volkes. Wesentlicher als dies sei die Feststellung, daß Geist und Sinn der Verfassung aus dem Spiele ständen, und daß deshalb die Unruhe in das deutsche Volk ge kommen sei, die auch der Wirtschaft erheblichen Schaden zufüge. Etwas wesentliches hätten allerdings die Beratungen im Ueber wachungsausschuß noch sichtbar gemacht, und zwar die Tatsache, daß auch ohne das Zentrum und selbst ohne die Sozialdemokra ten eine Mehrheit gegen die Regierung von Papen vorhanden fei. Eine Kundgebung der NSDAP. Goering und Göbbels sprechen. In einer nationalsozialistischen Kundgebung im Ber liner Svortvalakt Wracken Reickstaasvräüdent Goerina und Dr. Göbbels. Goering'erklärte^ unser anderem: Ein neuer Gegner für unsere Bewegung ist aufgetaucht, der sich unterfangt, einer Bewegung entgcgenzutreten, die kampf gewohnt einen Gegner nach dem anderen überrannt und niedergeworfen und den Klassenkampf zurückgcdrängt hak Deshalb wird es Sinn und Zweck des kommenden Wahl kampfes sein, die Reaktion, die sich hinter unseren Rücken geschlichen hat, hinauszuwerfen. Ich protestiere dagegen, daß man mir vorwirft, ich hätte den Parlamentarismus retten wollen. Nein! Ich will das deutsche Volk vor Über griffen schützen, soweit ich das auf diesem Platze zu tun vermag. Goering ging dann auf die Ereignisse in der Reichstagssitzung ein und vertrat seinen bekannten Siaud- punkt nochmals. Über die juristische Seite würde der Unter suchungsausschuß entscheiden, über die moralische bas Volk, über die politische die kommende Reichstagswahl. * Hitler vor der SA. Berlin, 16. September. Im Münchner Zirkus fand, wie der Lokalanzeiger aus München zu melden vmerag, am Don nerstag abend ein Generalappell der SA und SS statt, auf dem Adolf Hitler sprach und an dem keine zivilen Parteigenossen teilnehmen konnten. Adolf Hitler erklärte in seiner über ein- stündigen Rede unter anderem: Ich denke gar nicht daran, der artiges wie die Duldung des Papenschen Programms zu tun, um meine Ruhe zu haben. Dann kämpfe ich lieber. Ich habe für sie Abstimmung im Reichstag gesorgt, damit man sieht, wer hinter diesen Herrschaften steht. Dauernde Verfastungsbrüche aus der einen Seite heben auch die Legalität auf der anderen Seite schließlich auf, da es nur eine Legalität geben kann. Mit der Garnitur Papen mache ich nicht mit, denn man will auf ihrer Seile letzten Endes nicht die Rettung der Nation, sondern man will eben diese Rettung der Nation verhindern. Ich verkaufe mich und meine Partei nicht um ein Linsengericht. Das Volk wird in drei Wochen wild werden, und wir werden sehen, wer härter ist: die deutschen Grenadiere oder ein paar Exzellenzen. * RationalWMischer Antrag auf Auflösung des Danziger VoikstageS., Mit Unterstützung der Kommnnisten. j Der nationalsozialistische Antrag auf Auflösung desj Danziger Volkstages ist dem Volkstagspräsidenten über-! reicht worden. Da für diesen Antrag 15 Stimmen not-! wendig waren, die Nationalsozialisten aber nur überj 13 Stimmen verfügten, haben die 7 kommunistischen Ab-, geordneten den nationalsozialistischen Antrag mit unters zeichnet, so daß der Antrag mit 20 Stimmen gestellt ist.! Über den Antrag wird in einer der nächsten Sitzungen, des Volkstages äbgestimmt werden. Ob er angenommen, wird, hängt von der Haltung der Sozialdemokraten aik Die bürgerlichen Parteien werden schon im Hinblick auf die bevorstehenden wichtigen Genfe« Entscheidungen betreffend die Gdinger Frage usw^ gegen den nationalsozialistischen Antrag stimmen. Sie Gesundheitspflege im Arbeitslager!, Wie bereits berichtet, hat der Neichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst an die obersten Landes- medizinalbchörden die Weisung gegeben, Fürsorgemaß nahmen für die Gesundheit der Arbeitswilligen zu treffen. In Sachsen haben die Gesundheitspolizeibehörden die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß dem Ausbruch und der Verbreitung ansteckender Krankheiten in Arbeits lagern vorgebeugt wird. Die gesundheitspolizeiliche Überwachung durch die Bezirksärzte erstreckt sich vor allem auf die Einrichtung der Arbeitslager und auf die Zeit ihres Bestehens, während eine ärztliche Untersuchung jedes Arbeitswilligen, der in ein Arbeitslager eintritt, Vor seiner Einstellung vom Neichskommissar für den Frei willigen Arbeitsdienst nicht für nötig gehalten wird. Da die Arbeitslager im allgemeinen nicht -für lange Dauer eingerichtet sind, genügen im Regelfälle Behelfsmaß nahmen, die sich auf die Beschaffung von Wasser und Nahrungsmitteln und die ordnungsmäßige Beseitigung der Abwässer und Abfallstoffe erstrecken. Vor allem soll das Trinkwasser vor der Gefahr der Verunreinigung peinlichst bewahrt werden. Die Unterkunftsräume sollen! ordentlich und sauber gehalten sein. In Krankheitsfällen soll eine sofortige Verbindung mit den nächsten Kranken häusern oder wenigstens der nächsten Samaritervereini gung möglich sein. Unter allen Umständen muß die Leitung des Lagers über einen Verbandskasten im Lager selbst verfügen, ebenso über einige wichtige Medikamente. Äus unln ) Milsdruff, am 16. September 1932. Merkblatt für de» 17. September. Sonnenaufgang 5°' I Mondaufgang 18" Sonnenuntergang 18" j Monduntergang 8" 1805: Preußischer Staatsmann Karl Otto von Räumer geb. — 1832: Historiker Ottokar Lorenz geb. Wenn die Kastanien reifen. Wer jung ist und in der Nähe einen Kastanienbaum weiß, wird jetzt bald an das Einsammeln der in einer weichstachligen grünen Hülle ruhenden oder bereits aus- der aufgesprungenen Hülle herausgefallenen braunen Ka* stanien gehen müssen, denn die Zeit der Kastanienfrucht* reife ist gekommen. Kastanien sind ja vielfach verwendbar, aber für die Jugend besteht ihre größte Bedeutung darin^ daß man sie kunstvoll durchbohren und an Schnüren zw schönen Ketten aufreihen kann, die sich die Mädchen danw um den Hals schlingen. Auch ein Bombardement mitz Kastanien ist nicht ganz unbeliebt, wenn man dabei auch! eine oder mehrere Beulen davontragen kann. Was die Erwachsenen betrifft, so sehen sie in der Ka stanie weniger ein Geschoß und ein Schmuckstück als eins Nutzfrucht. Man hat da aber zu unterscheiden zwischen den sogenannten wilden und den zahmen oder genieß baren Kastanien. Mit den wilden Kastanien sollen die Türken früher ihre Rosse gefüttert haben, weshalb man. diese Kastanienart auch Roßkastanien nennt; aber ganz sicher scheint diese Herleitung des Namens nicht zu sein. Die Roßkastanie kennt man in ganz Europa. Ein Diplo mat namens Ungnad, der den Kaiser Maximilian II. irr der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Gesandter in Tibet, Persien und Afghanistan vertrat, soll sie nach Wien gebracht haben, und von Wien haben wir alle 8H