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XI für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter b^""' '—kur Wilsdruff u. Umgegend VW Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 KöÄchV'mU«! " ""L«; Xl^l'l> . - . ....Xi- . Klage cinffezogen werden mutz oder der Auslrakkedei in Konturk ,<ril. aerichtsun^Ü^ Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- Für die Michtixteii der Das Ergebnis von Ottawa. Die Ziele des Kabinetts Papen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Anzeigenpreis: die 8gc,p olien- Sianmzeile ro Apfg., die 4gespaltene Zeile der awNitt en Lekanniwvciungrn g« L „a s plrnnige, die Sgespaltene Meklamezeile im textlichen Teile 1 AMK. Slachweisung-gedndr 2V Aeichspsennige. Dor. Worte allein helfen in der heutigen Wirtschaftskrise ebensowenig wie vielköpfige „Konferenzen", wo sich ein feder dieser „Köpfe" nur vom Egoismus beherrschen läßt. Auch trefflich stilisierte Entschließungen solcher Konferenzen vermögen nicht mehr die Dürftigkeit des Ergebnisses zu verhüllen, wenn dieses nicht in einem tatsächlichen Handeln besteht. Auch aus der jetzt beendeten „E m p i r e"«K o n f e- renz in O t t a w a, wo sich um die Vertreter des briti schen Mutterlandes die der Dominien und der Kolonien zusammensanden, sind treffliche Reden gehalten, ausge- teichnete Entschließungen gefaßt worden, aber das prak- tische Ergebnis steht dazu in einem für England selbst recht unangenehmen Gegensatz. Roch größer wird dieser Gegen satz, wenn man an die offenen oder versteckten Absichten denkt, die bestimmte und sehr einflußreiche Kreise in Eng land durch die Konferenz in Ottawa verwirklicht zu sehen hofften. Uns Deutsche interessiert ja in der Hauptsache auch nur dieser welthandelspolitische Hinter grund und nicht die verhältnismäßig geringe Ausbeute, die der konservative Führer Baldwin ans Ottawa nach England mitbringt. „Nichts vor der Konferenz von Ottawa!" war ja immer die Antwort gewesen, die auch Deutschland zu hören bekam, wenn unsererseits Vorschläge gemacht wurden, um das fast völlig zerrissene Gewand zu flicken, düs — kaum mit Recht — die Bezeichnung „Deutsch- englischer Handelsvertrag" führt. Durch die scharfe, unerhört drastische Schwenkung der englischen Zoll- und Handelspolitik ins Lager des Hochschutzzoll-, Kontingentierungs- und Einfuhrsperrsystems hinein war der Vertrag seinem Wesen nach erst ans den Kopf gestellt und dann zerfleischt worden. Daß man sich in aller Welt damit nur gegenseitig hochpeitschtc, hat einerseits dazu geführt, daß überall die Einfuhr zurückging, die Ausfuhr aber das gleiche tat oder noch stärker sank. Und nebenbei verschob es im besonderen die dentsch-englischen Handels beziehungen derart, daß ans unserem Ausfuhrüberschuß gegenüber England ein deutscher Einfuhrüberschuß wurde, wir also nach England weniger an Waren verkauften, als wir von dorther bezogen haben. Früher, in ach! so schönen weiten warEnglandunserzweitbester Kunde Alles nach der Konferenz von Ottawa!" — so würden auch die deutschen Vertreter für die Revi sion der Handelsverträge vertröstet, und hoffentlich tritt der damit'angedeutete Zeitpunkt bald ein. Befürchtungen, die sich jetzt als übertrieben Heraus stellen, hatten glauben gemacht, England werde sich dem von Zollmauern umstarrten nnd zerklüfteten Europa handelspolitisch ab- und dem großen englischen Weltreich Zuwenden, um eine Art „geschloffenen allbritischen Han- delsstaates" in Ottawa vorzubereiten. Es ist heute nicht wehr nötig, darauf hinzuweisen, daß die so ganz anders gewordene wirtschaftliche Struktur besonders der großen, stark industrialisierten Dominien so etwas nicht mehr zulätzt. Gerade sie aber verlangten, daß England sein Schutzzollsystem auch gegenüber der Lebensmitteleinfuhr ausbaue, um dann seinen Kolonien hier Vorzugszölle zu gewähren, also seinen Lebensmittelbedarf praktisch allein bei seinen Kolonien zu decken. Als wesentliches Ergebnis der Konferenz von Ottawa läßt sich nun fcststellen, daß es Herrn Baldwin gelang, durch geschickte Politik und vor sichtiges Ansspielen der wirtschaftlichen Gegensätze zwi schen den Dominien selbst einen andern Weg zu öffnen. Nicht erhöht werden die englischen Lebensmittelzölle, son dern auf die bestehenden erhalten die Dominien Bevorzugungen. Aber das interessiert uns Deutsche nicht unmittelbar, da unsere Lebensmittel- und Rohstoff- Ausfuhr nach England ganz gering war nnd ist. Anderer seits haben aber auch die Dominien der englischen Ein fuhr von Fertigwaren einiges Entgegenkommen bewiesen, nnd diese erhalten damit eine zollpolitische Vorzngs- behandlung, die für die nichtbritischen Waren fehlt. Aber gerade diese Vereinbarungen sind nicht sehr umfangreich, bestanden zum Teil auch schon bisher. Ter Handel mit den Dominien macht nur 30 Prozent des gesamten britischen Außenhandels aus, nnd Baldwin hat es in Ottawa denn doch nicht riskiert, allzuviel von den andern 7g Prozent aufs Spiel zu setzen, zumal er darüber klagen mußte, daß die Dominien für 100 Mill. Pfund Sterling mehr an England verkaufen als England an diese großgewordenen Töchter. Und man kann nun nicht diesen Dominien zuliebe die englischen Lebensmittel- zölle erhöhen, und damit den Lebensstandard in einem Lande herunterdrücken, dessen Nrbeitslosenziffer sich lang sam, aber stetig den vier Millionen nähert. Ganz vorsichtig gesagt: England ist in seinen zoll- politischen Hochprotektionismus durchaus nicht verliebt, Hai ihn in Ottawa nicht gesteigert, und scheint durchaus bereit zu fein, auf der Weltwirtschaftskonfe- re « z Wege der Verständigung auf dem Gebiet des inter nationalen Zoll- und Handelswescns zu gehen, wenn nur die anderen Völker mitmachen würden! » Fördert die Ortspreffe » Die Besprechung mit Hitler. Wichtige Erklärungen des Reichskanzlers. Reichskanzler von Papen hat einem Vertreter der englischen Presse gegenüber wichtige Erklärungen über die Ziele seines Kabinetts auf dem Gebiete der inneren und äußeren Politik abgegeben. Er betonte zunächst die Forderung Deutschlands nach Rüstungsgleichheit. Es ginge nicht an, daß Deutschland noch weiterhin als eine zweitklassige Nation behandelt würde. Deutschland habe nicht den Wunsch oder die Absicht der Wiederauf rüstung, aber es verlange, daß die anderen Nationen ihr Abrüstnngsversprechen auch wirklich hielten. Der englische Ministerpräsident habe in Lausanne stets volles Verständ nis sf.r den deutschen Standpunkt in dieser Frage gezeigt. Sollte man aber Deutschland das gleiche Maß der Sicher heit verweigern, so würde die deutsche Regierung die notwendigen Schritte tun, wie sie vom Reichswehrminister ange- dcutet worden seien. Auch die ungleiche Behandlung Deutschlands in der Kolonialfrage müsse verschwinden. Auch diese Ungerechtigkeit müsse früher oder später beseitigt werden, denn Deutschland habe die feste Absicht, Kolonien zu erwerben. Hinsichtlich der inneren Politik äußerte sich der Reichskanzler dahin, daß er nicht die Ab sicht habe, dem Reichstage aus dem Wege zu gehen. Er setzte seine Hoffnung hierbei auf den gesunden Menschen- v^stand der Parteien. Sollte aber der Reichstag fein Mißtrauen aussprechen, so würde die Regierung die Schritte tun, die der dann entstehenden Lage angemessen sein würden. Aber sie würde auch hierbei der Verfassung die nötige Achtung entgegenbringen. Der Reichskanzler fügte hinzu, daß seine Regierung noch lange Zeit im Amte bleiben werde. Dann ging der Reichskanzler noch auf feine Besprechung mit Hitler ein. Hitler habe ihm gegenüber zugegeben, daß er während der letzten Monate erhebliche Schwie rigkeiten mit dem ungeduldigen Teil seiner Anhänger gehabt habe. Infolgedessen könne er sich nicht daraus einlassen, sich an einem Kabinett nur zu beteiligen, sondern er müsse die ganze Gewalt ver langen. Es könne also kein Zweifel bestehen, daß Hitler in Gegensatz zu dem von den Nationalsozialisten veröf fentlichten Dementi die volle Macht verlangt habe. Im übrigen sprach sich der Reichskanzler beruhigend über die Absichten der Hitler-Partei aus. Hitler habe ihm die Versicherung gegeben, daß er leine ungesetzlichen Mittel anwcndcn werde, und er, der Kanz ler, habe leinen Grund, ihm nicht zu glauben. Eine Ge fahr von feiten der Hitler-Partei bestehe also nicht. Die Regierung stehe jedoch auf dem Standpunkt, daß es ihre Pflicht sei, jede gewaltsame Revolte gegen ihr Ansehen unv gegen ihre Autorität zu unterdrücken, nötigenfalls unter Anwendung von Waffengewalt. Silüermünzen für die Arbeitsbeschaffung. Das Programm der Landgemeinden. Das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Landgemeinden erläuterte der Präsident des Deut schen Landgemeindetages, Landrat a. D. Dr. Gereke-Pressel, in einer Pressebesprechung, über die Möglichkeit der Finanzierung der bekannten Pläne führte er u. a. aus: Was Henie in der Öffentlichkeit vielfach verwechselt wird, ist die Kreditschöpfung und die Beschaffung der für ein Arbeitsbeschaffungsprogramm notwendigen Geldzei chen. Wenn man den bargeldlosen Verkehr belebt und zu seiner Förderung auch das Scheckgesetz verschärft, dann sind zur Ingangsetzung auch eines großen Arbeitsbeschaf- fungsprogramms relativ nur geringe Mengen von Geldzeichen nötig, die die Reichsbank ohne irgend eine Gefährdung der Währung zur Verfügung stellen könnte. Das Reich hat ja die Möglichkeit, noch für 280 Millionen Mark Silbernkünzen ausprägen zu lästert, da die Ermächtigung besteht, bis zu 30 Mark je Einwohner auszugeben. Außerdem hat die Reichsbank gegenwärtig für 180 bis 250 Millionen Mark Münzen auf Lager, da durch die fehlenden Kreditmöglichkeiten die Wirtschaft diese Münzen nicht mehr ausgenommen hat. Was die Reichsregierung im einzelnen an bekannten Vorschlägen habe, könne ohne weiteres organisch in den weitergehenden Plan der Landgemeinden eingearbeitet werden. Nicht gelöst habe aber die Regierung bisher die Finanzierungsfrage. Geschehe nicht bald etwas Durchgreifendes, dann gingen wir sehenden Auges in den völligen Zusammenbruch der deutschen Wirt schaft und des deutschen Staates hinein. Freiwilliger Arbeitsdienst als Grundlage für Arbeitsdienstpsticht. Der Reichsverband der Deutschen Industrie zur Arbeits beschaffung. Das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie beschäftigte sich mit der wirtschaftspolitischen Lage und nahm u. a. zu der Frage der Arbeitsbeschaffung Stellung. Der Neichsverband vertritt den Standpunkt, daß aust dem Wege einer öffentlichen Arbeitsbeschaf fung eine konjunktur fördernde Beeinflussung nicht erreicht werden kann, und lehnt alle uferlosen Pläne» die zur Ausführung von Milliardenprojekten von verschie denen Seiten aufgestellt worden sind, nach wie vor ab. Eine allmähliche Behebung der Arbeitslosigkeit kann nur dann erhofft werden, wenn die inn enwirtschaft lichen Hemmungen, die die freien Entwicklungsmöglich keiten beeinträchtigen, beseitigt und die Produktionskosten derartig gesenkt werden, daß die Betriebe wieder rentabel Wirtschaften können. In diesem Zusammenhang wurde mich die Frage des freiwilligen Arbeitsdienstes und der Ar beit s d i e n stp f l i ch t erörtert. Dabei wurde fest gestellt, daß der freiwillige Arbeitsdienst einer möglichsten Förderung bedarf und daß in einem weiteren Ausbau des freiwilligen Arbeitsdienstes auch die organischen Grund lagen für eine spätere Einführung der Arbeitsdienstpflicht gefunden werden können. Weitere Beratungen des Reichslabinetts mit Dr. Luther. Zwischen dem Reichskanzler, dem Reichsbankprästden- ten, dem Äeichswirtschastsminister und dem Reichsfinanz minister fand wieder eine längere Beratung über die Finanzierung des Arbeitsbeschaffungsprogramms statt. Da derartige Beratungen jetzt dauernd stattfinden, werde keine amtliche Verlautbarung ausgegeben. Noch keine Verständigung über die Finavziernng des Arbeitsdejchaffungss progamms Berlin, 18. August. Nach der D.A.Z. verlautet, daß dis neue Ausw» cn dem Reichskanzler von ^aj.cn d dem Reichsbankpräsidenten Dr. Luther noch nicht zu einer Ver ständigung über die Schwierigkeiten der Finanzierung des Ar beitsbeschaffungsprogramms geführt habe. Die Verhandlungen werden deshalb fortgesetzt. Verlängerung der Beurlanbnng Dr. Bracht»? Berlin, 18. August. Wie Berliner Blätter erfahren, be absichtigt die Reichskanzlei bei der Stadtverwaltung in Esten eine Verlängerung des Urlaubs für den mit der Wahrnehmung der Geschäfte des preußischen Innenministeriums beauftragten Reichskommissar Dr. Bracht bis Ende Dezember 1932 zu be antragen. Was halSitlerversprochen undgesordert? Die Nationalsozialisten haben der amtlichen Dar stellung über die Haltung Hitlers bei den Regierungs- Verhandlungen widersprochen. Die Pressestelle der Reichs leitung der NSDAP, teilt mit: „Die Behauptung, Adolf Hitler habe ein Ver sprechen abgegeben, die Regierung von Papen nach den Wahlen zu tolerieren, und nnn dieses Versprechen nicht gehalten, istunwahr. Ebenso unwahr ist die bereits wiederholt zurückgewiesene Behauptung, der Führer der NSDAP, habe be» den Regierungsverhandlungen in Berlin nicht nur die Führung der Reichsregierung, sondern die Übergabe der gesamten Regierungsgewalt in vollem Umfange gefordert/ Auf diese Erklärung der Nationalsozialisten läßt die Reichsregterung erwidern r sie bleibe bei ihrer Darstellung tn vollem Umfang. Hitler habe die volle Macht ähnlich wie Mussolini in Italien beansprucht, und Hitler und seine Unterführer hätten tatsächlich vor Zeugen versprochen, der Regierung von Papen nach der Wahl keine Schwierigkeiten zu be reiten. Daß Hitler dl- volle Macht beansprucht habe, sei ja auch aus den Äußerungen d»:r nationalsozialistischen Presse zv erkennen, wo immer wieder von der vollen Macht für Hitle. gesprochen werde Falsch fei es auch, wenn Hitler tn ein-- Unterredung mit einem Zeitungs vertreter erkläre. Hindenburgs Bejchluß, Hitlers Forde rungen abzulehnen, habe schon vorgelegen, h»v»r »r, Hitler, empfangen worden fei