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Wendigkeit, die G r u n d st o f f b e w i r t s ch a ft u n g vom Staate erfassen zu lassen. Weitere Vorträge bezogen sich auf Meliorationen nnd Siedlung, auf das Kapitel Staats- aufträge und Privatwirtschaft. Oie Kinanznot der Landgemeinden. Ausreichende Reichswohlsahrtshilfe gefordert. Die Finanznol vieler Landgemeinden ist nach Mit teilung des Deutschen Landgemeindetages nach wie vor trotz der Neichswohlfahrtshilse so groß, daß eine durch greifendere Hilfe von Reich und Ländern Platz greifen muß. Die von dem Deutschen Landgemeindetag immer wieder erhobene Forderung einer Reichsarbeits los e n sü r s o rge mit dem Ziele einer Entlastung der Ge meinden wird in vollem Umfange ausrechterhalten. Bis zu ihrer Erfüllung muß eine ausreichende Erhöhung der Reichswohlsahrtshilfe sowie vor allem eine Beteiligung der kreisangehörigen Gemeinden entsprechend den von ihnen auszubringenden Wohlfahrtslasten erfolgen. Außerdem ist die Abstufung der Unterstützungssätze in der Arbeitslosenversicherung und Krisenfürsorge nach Ge meindegrößengruppen und Ortsklassen durch einheit liche Festsetzungen für Gebiete mit gleicher wirt schaftlicher Lage und gleichen Preisverhältnissen abzulösen. Die Notwendigkeit einer umfassenden Reichs- und Verwaltungsreform ist von den Landgemeinden stets an erkannt worden. Eine derartige Reform muß jedoch von dem Willen der Bevölkerung getragen sein, auf die Ge meinden als den geschichtlich begründeten Unterbau des Staates die gebührende Rücksicht nehmen und endlich die Anerkennung der Landgemeinden als in verwaltungs rechtlicher und finanzpolitischer Hinsicht mit den übrigen Gemeinden und Gemeindeverbänden gleichberechtigte Selbstverwaltungskörper bringen. Die Landgemeinden fordern, daß die kommunalen Spitzenverbände bei den bevorstehenden Reformmaßnahmen rechtzeitig und weitest gehend eingeschaltet werden. Oie LLberfliegung -er Gylier Befestigungsanlagen. Die Angelegenheit der überfliegung der Shlter Be festigungsanlagen durch ausländische Militärflug zeuge ist noch nicht einwandfrei geklärt, da es sich nach einer Meldung der Beobachtungsstation auf Norderney um französische Flugzeuge gehandelt haben soll und nicht, wie der Sylter Bericht besagte, um englische. Es sind daher noch Rückfragen nötig. Sobald die Natio nalität der Flugzeuge einwandfrei feststeht, wird die deutsche Regierung nicht zögern, gegen die Verletzung der deutschen Hoheitsrechle zu protestieren. Bei Nemmig (Obermosel) wurde ein franzö sisches Militärflugzeug gesichtet, das aus Rich tung Perl kommend die deutsche Eisenbahnstrecke an der Obermosel bis zur Station Patzen überflog. Von dort nahm es Richtung auf Luxemburger Gebiet, drehte aber bald wieder um und überflog wiederum deutsches Hoheitsgebiet. Schließlich nahm es Richtung nach der französischen Grenze und flog bis dorthin zwischen der deutschen Eisenbahnlinie und der Mosel. Sie Beschwerden gegen die Polizei unter der früheren Preußenregierung. Der auf nationalsozialistischen Antrag eingesetzte Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages zur Nachprüfung von Vorwürfen gegen die preußische Polizei hielt seine erste Sitzung ab. Den Vorsitz führte Abgeordneter Schwenk (Komm.). Der Be richterstatter Abg. Daluege (Nat.-Soz.) teilte zunächst mit, daß er aus den verschiedensten Gegenden Preußens bisher über 300 Schreiben erhalten habe, in denen über das Verhalten der Polizei Beschwerde geführt werde. 200 dieser Beschwerden seien zur Einleitung eines Unter- fuchungsverfahrens geeignet. Die Beschwerden ließen sich in drei große Gruppen einteilen. Die erste Gruppe um fasse Vorfälle allgemeiner Natur, wie z. B. Zusammenstöße mit der Polizei bei größeren Kundgebungen, u. a. die Vor fälle anläßlich der Skagerrakfeier in Berlin und der Ver ^lissbsik epobsr't siek 6lüek ktomon von »llsngsrolo Hnksimonn Lop^ri^bt ölartla keuebtvaoger Hails (8aa1s) s44 Sie hatten sich auch in der ganzen Zeit nicht allzuoft gesehen. Zuerst hatte Elisabeth in Amerika gelebt und auf ihren Gastspielreisen. Dann war EÄertsburg nach Japan gefahren, kaum, daß Elisabeth nach Europa zurückgekehrt war. Sie hatten sich nur kurze Zeit gesehen, in Berlin. Eckertsburg war von einem Onkel gerufen worden, der große Besitzungen in Japan besaß, die Eckertsburg alle einmal erben würde. Und der Onkel hatte gebeten, Eckerts burg solle nach Japan kommen, um sich mit seinem späteren Besitz etwas zu beschäftigen. Eckertsburg hatte von Japan aus öfters geschrieben — Briefe, die von seinem Leben in Japan berichteten, von den Besitzungen, vom gesellschaftlichen Treiben; aber das, was Elisabeth zu hören wünschte, irgendwelche persön lichen Dinge, das wurde nie erwähnt. Elisabeth schrieb die gleichen äußerlichen Briefe wie er, schrieb von ihrer Arbeit, ihren Reisen. Sie wußte, daß Tante Schelmer Eckertsburg viel von ihren Triumphen schrieb, von den vielen Männern, die sich bei Elisabeth einen Korb holten. Aber Eckertsburg reagierte mit keinem Wort auf diese Berichte. Viele Jahre hatte Eckertsburg in Japan zugebracht. Dann war er zurückgekehrt, und Elisabeth hatte ihn plötz lich in Bayreuth wiedergesehen. Mitten in einer großen Gesellschaft stand er ihr gegenüber. Sie sah sein schönes, bronzesarbenes Gesicht, die dunklen Augen, den grau melierten Kopf. Wie gut sah dieser Mann noch aus, trotz seiner fünfzig Jahre! Auch er hatte sie bewundernd angesehen, hatte ihr ein paar warme Worte gesagt. Dann war der König von Bulgarien dazugekommen und hatte das Wort an Elisa sailles-Lustgartenkundgebung in Berlin gehörten. Die zweite Gruppe umfasse Übergriffe von einzelnen Polizei offizieren und Beamten. In der dritten Gruppe seien die Erlasse und die Verfügungen des preußischen Innen ministeriums und der Kommandos der Schutzpolizei zu sammenzufassen, die den Begriff der Uniformierung, der Auslegung der Bestimmungen über die Zugehörigkeit zu politischen Verbänden usw. betreffe. Bei der Unter suchung von Beschwerden gegen einzelne Persönlichkeiten handele es sich u. a. um die Vorwürfe gegen den ehemali gen Polizeipräsidenten Grzesinski, den ehemaligen Polizeikommandeur Heimannsberg sowie gegen eine ganze Reihe von Polizeipräsidenten, Polizeioffizieren und Beamten in verschiedenen Städten Preußens. Insgesamt seien etwa 100 Fälle zu untersuchen, von denen 40 bereits zur Untersuchung reif wären. Kurze politische Nachrichten. Der im Regierungsbezirk Köslin tätige Land jägermajor Kummer wurde vor einem Jahre wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP, aus seinem Amt entfernt. Die jetzige preußische Regierung hat ihn wiederin sein Amt eingesetzt. -r- Für die 12. Tagung des Bundes der Saar vereine am 11. September in Koblenz hat Außen minister von Neurath dem Saarverein seine Stellung nahme zur Saarfrage bekanntgegeben, in der es u. heißt: „Mit raschen Schritten nähert sich die Zeit der er zwungenen Trennung ihrem Ende, ein Abschluß, der in nichts anderem bestehen kann und wird als in der vollen Wiedervereinigung des Saargebietes mit dem deutschen Vaterland. In dieser stillen Zuversicht finden sich unsere Brüder und Schwestern an der Saar mit dem gesamten Volk einmütig zusammen." -i- Das spanische Parlament nahm ein neues Straf gesetzbuch an, das einen Artikel enthält, der dieTodes - strafe abschafft. * Zum Leiter der Pressest el le des preußischen Staatsministeriums ist Dr. von Carlowitz, der vor übergehend bei der Presseabteilung der Reichsregierung tätig war, ernannt worden. Der bisherige Leiter der Pressestelle in Preußen, Ministerialrat G o s l a r, der der Sozialdemokratischen Partei angehörte, sowie Ober regierungsrat Dr. Hartegg scheiden aus. Ein Unfall bei den Luftschutzmanövcrn in Schleswig-Holstein. Kiel. Im Rahmen der Lustschutzübungen war der Trave- münder Flieger Walter Hagen mit seinem Wasserslugzeug bei den Angriffsttbungen auf Kiel eingesetzt worden. Wegen eines plötzlich ausgetretenen Motorschadens mußte er aus der Ostsee niedergehen, wobei der Apparat beschädigt und manövrier unfähig wurde. Hagen blieb unverletzt und konnte sich aus der Maschine halten, die hilflos in der Dunkelheit auf dem Wasser trieb. Ein Kieler Schlepper konnte das Flugzeug nach längerem Suchen bergen und in den Kieler Hafen einschleppen. Ein Neunzehnjähriger vom Sondergericht zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Liegnitz. Das Sondergericht zu Liegnitz verurteilte den 19jährigen Schornsteinfegerlehrling Walter Bittermann aus Bunzlau wegen schweren Diebstahls in zwei Fällen, versuchten Totschlags und unbefugten Waffenbesitzes zu acht Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrenrechtsverlust. Bittermann hatte in ein Gasthaus eingebrochen. Als er von zwei Frauen überrascht wurde, schoß er aus einem Revolver und verletzte dabei eine Frau schwer. In den Dolomiten erfroren. München. In den Dolomiten ist der Münchener Dr. Leo Maduschka, Sohn des Landgerichtsdirektors Dr. Michael Maduschla, während eines Unwetters erfroren. Zehn Häuser bei einem Großfeuer eingeäschert. Linz (Donau). In Nadelbach in Oberösterreich brach nachts ein Brand aus. Zehn zu beiden Seiten der Dorsstratze dicht nebeneinanderliegende Häuser wurden ein Raub der Flammen. Nur vier Häuser der Ortschast sind verschont ge blieben. Neun Feuerwehren bemühten sich, den Brand zu be kämpfen, doch mangelte es an Wasser. Die Betroffenen sind durchweg kleine Besitzer und Häusler. Dev Msrd an dem Selbst mörder. Fingerabdrücke als Verräter. — War es die rechte oder link« Hand? — Künstliche Abdrücke sind sofort erkennbar. Von H. Soldenhoff-Wien. Eines der ersten praktischen Ergebnisse der vor einiger Zeit erfolgten Einrichtung des drahtlosen Verkehrs zwischen Berlin und Buenos Aires bestand in der Festnahme eines lang gesuchten Verbrechers, dessen Fingerabdruck von der Polizei der Reichshauptstadt drahtlos an ihre argentinischen Kollegen übermittelt werden konnte. Und kaum ein Postzug, -dampfe, oder -flugzeug, die nicht auch einen oder mehrere Finger abdrücke gesuchter Verbrecher mit sich führten. Diese seltsamen. Bildchen mit den zahllosen, immer verschiedenen Linien, Winkeln, Haken und Bogen sind zu einem der wichtigsten Hilfsmittel" der modernen Verbrechenbekämpfung geworden Jede größere Polizeibehörde besitzt ihre Sammlung; die de, amerikanischen Bundeshauptstadt Washington z. B. enthüll weit über eine Million nach einem sinnreichen System ge- ordneter Abdrücke, deren jeder binnen weniger Minuten her- ausgefunden werden kann. Daß die Fingerabdrücke aller Menschen, wenn auch nur iv Kleinigkeiten, irgendwie verschieden sind, ist heute eine auch dem Laien bekannte Tatsache. Zwei Personen mögen noch ft ähnlich sein, in ihrem Fingerabdrücken Weichen sie bestimmt von einander ab. Bezeichnend ist der Fall der beiden Will West, zweier Neger aus den amerikanischen Südstaaten. Als eines Tages ein Schwarzer dieses Namens in das Zuchthaus von Leavenworth eingeliefert wurde, glaubte der das Licht bild und die Körpermaße des Mannes aufnehmende Beamt, das Gesicht wiederzuerkennen. Er suchte in seinen Karten uni fand alsbald eine, welche die in jeder Beziehung gleiche» Maße; wie sie eben bei Will West gefunden waren, enthielt Tie Karte trug auch den gleichen Namen, und das dabei be findliche Lichtbild wies die unverkennbaren Züge des eben Eingelieferten auf. Also ein alter Bekannter, dachte der Be amte. Er zeigte dem Neger das Bild. „Klar, das bin ich" erkannte dieser bereitwillig an, leugnete dann aber hartnäckig je etwas mit der Polizei zu tun gehabt zu haben. Eine näher, Untersuchung ergab dann in der Tat, daß ein anderer Negex mit dem gleichen Namen, den gleichen Gesichtszügen uni Körpermaßen in Leavenworth eine lebenslängliche Zuchthaus strafe verbüßte. Beide, nebeneinandergestellt, waren nicht z» unterscheiden. Als man dann später ihre Fingerabdrück! nahm und verglich, hätte auch ein Laie auf den ersten Bliö bedeutende Abweichungen feststellen können. Im übrigen ist es nicht immer ganz leicht, die häufig zanz winzigen Verschiedenheiten zu erkennen. Neuerdings bedient man sich dazu eines besonderen Instruments, das „nter einem starken Mikroskop ein dünnes Glasplättchen mit fernen konzentrischen Kreisen trägt. Der Mittelpunkt dieser kleinen Scheibe wird auf einen bestimmten Punkt des Ab drucks eingestellt und nun die Lage der Linien zu den Kreisen geprüft. Eine Berechnung hat ergeben, daß, wenn zehn Stellen zweier Abdrücke identisch sind, die Wahrscheinlichkeit, daß diese von demselben Finger stammen, 1562 000 zu eins beträgt. Bei der Aufklärung von Verbrechen genügt nicht immer die bloße Tatsache, daß ein Fingerabdruck von einem Ver dächtigen stammt, es kommt nicht selten auch darauf an, zu wissen, ob jener von der rechten oder linken Hand herrührt. Die Kenntnis, daß die Linien der Finger der Rechten anders zu verlaufen Pflegen als die der Linken, führte vor einiger Zeit zur Aufklärung eines Verbrechens, das unter dem Schlagwort „Der Mord an dem Selbstmörder" großes Aufsehen erregte. In seinem Badezimmer war ein millionenschwerer Fabrikant mit durchschnittener Kehle tot aufgefunden, das blutige Rasiermesser neben sich. Die Polizei hielt einen Selbst mord für wahrscheinlich, und dabei wäre er auch Wohl ge blieben, hätte nicht ein junger Sachverständiger auf einen blutigen Fingerabdruck am linken Handgelenk des Toten hin gewiesen. Die übrigen Beamten waren der Ansicht, der Fabrikant habe im Todeskampf mit der blutigen Rechten nach dem linken Arm gegriffen und so den Abdruck hervorgerufen der Sachverständige konnte indessen dartun, daß jener von den Daumen einer linken Hand stammen müsse. Da niemand mit dem linken Daumen sein linkes Handgelenk zu berühren ver mag, mußte noch jemand im Spiel sein, vermutlich der Mörder. Man forschte näher nach und es gelang, den Neffe» und zugleich Erben des Toten des Mordes zu überführen. In Kriminalromanen begegnet man häufig ganz ge rißenen Schurken, die absichtlich Fingerabdrücke am Tatort beth gerichtet. Eckertsburg hatte sich verbeugt, war ge gangen. Am anderen Tage hatte Eckertsburg sie und Frau Schelmer zum Mittagessen geladen. Sie tauschten ihre Er lebnisse aus. Frau Schelmer, die sich die ganzen Jahre über heimlich über Eckertsburgs Unzugänglichkeit geärgert hatte, wollte es ihm heute heimzahlen. Sie konnte nicht genug erzählen über die Triumphe Elisabeths, von den Männern, die ihr gehuldigt hatten. Frau Schelmer sah Wohl, daß Eckertsburg tief erblaßt war und das alles nur mit Unbehagen hörte. Aber er sollte seine Strafe haben — das ging nicht anders. Am anderen Tage war er abgereist, ebenso plötzlich, wie er aufgetaucht war. Elisabeth hatte einen herben, wehen Schmerz gefühlt. Sie hatte kein Glück in der Liebe; sie mußte sich damit abfinden. Seitdem hatte sie Eckertsburg nicht wiedergesehen. Er lebte auf seinen Gütern oder reiste in der Welt herum, vermied es jedenfalls, mit Elisabeth zusammen zutreffen. Elisabeth stützte den Kopf in die Hände. Tränen kamen aus ihren Augen. Wenn sie nur arm gewesen wäre, ohne irgendein Talent — nichts anderes wollte sie besitzen als den Mann, den sie liebte. All der Luxus, der sie umgab, den sie sich erworben hatte mit ihrer Stimme, der machte sie nicht glücklich, auf den hätte sie gern verzichtet. Sie fühlte sich so einsam, so zwecklos. Ob das nun immer so bleiben würde? Elisabeth zwang sich, ihren Gedanken eine andere Rich tung zu geben. Unter den vielen Briefen war auch ein Glückwunsch Traute Weilands gewesen und die dringende Einladung, nach Dresden zu kommen. Elisabeth habe jetzt Ferien, sie wolle ungestört sein vom gesellschaftlichen Trubel; draußen in der Loschwitzer Villa der Weilands würde sie diese Ruhe finden und ein paar Menschen dazu, die sich innig freuten, Elisabeth und Tante Schelmer bei sich zu sehen. Namentlich der kleine Hans wäre schon selig in dem Gedanken, Tante Elisabeth bei sich zu haben. Elisabeth überlegte. Diese Reise nach Dresden lockte sie; sie hatte Traute schon so lange nicht gesehen — man würde also hinüberfahren, gleich am nächsten Tage. Elisabeth verständigte Frau Schelmer. Dann ging sie in die Stadt, Geschenke für Dresden einzukaufen. Als sie, mit Paketen beladen, heimkehrte, war Lothar von Eckertsburg da. Er war plötzlich hereingeschneit, ohne sich anzumelden. Irgendeine Laune mochte ihn plötzlich überfallen haben. Herrliche Blumen hatte er mitgebracht als Geburts tagsgeschenk für Elisabeth und ein schmales Platin armband mit einem einzigen großen Stein. Elisabeth konnte die Seligkeit nicht ganz verbergen, die aus ihren Augen strahlte, als sie dem geliebten Manne gegenübertrat. Auch er war weicher gestimmt als sonst. Und er selbst äußerte den Wunsch, die beiden Damen nach Dresden zu begleiten. Sechzehntes Kapitel. In einem Abteil zweiter Klasse des Schnellzuges nach Dresden saß ein Herr, etwa in den vierziger Jahren. Sehr gepflegt in seinem Aeußeren, ein wenig korpulent, mit lebhaften Augen, die die vorübergehenden Reisenden musterten. Dann nahm er seine Zeitungen hervor. In Leipzig wurde er in seiner Lektüre gestört. Ein Herr und zwei Damen bestiegen das Abteil. Er tat, als ob er sich um die Ankömmlinge nicht kümmerte. Dann hörte er plötzlich ein Frauenlachen, hob den Kopf. Woher kannte er dieses Lachen? Irgendwo mußte er es schon gehört haben. Er sah über seine Zeitung hinweg. Nur der Herr war im Abteil, beaufsichtigte den Gepäckträger. Die beiden Damen standen draußen, auf dem Gange, unterhielten sich aus dem Fenster. Jetzt fuhr der Zug an. „Auf Wiedersehen!" hörte er eine der Damen sagen. Mein Gott, diese Stimme! Sie kam ihm so bekannt vor, vertraut fast. Aber er wußte nicht, wo er sie hintun sollte. Jetzt betraten die beiden Damen das Abteil. Der Mann in der Ecke hatte seine Zeitung neben sich gelegt, schaute neugierig den Eintretenden entgegen. (Forts, folgt.)