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TageSspruch. Wer sich um Weisheit müht und nicht anwendet die Weis»- heit, gleicht dem Manne, der pflügt, aber zu säen vergißt. Herder. * Deine Ruhe gründet sich nie auf Menschen, aus Freundschaft, auf dein günstiges Glück; auf den Gott in dir gründe sie stets .sich. Lavate r. I Wilsdruffer Tageblatt Z.Blatt Nr.211 — Donnerstag, den 8. September 1932 Fahrt nach dein Osten. Die Seebrücke um den Korridor. Von Detlev Sieveking. Gleich hinter Pasewalk gleitet der Zug allmählich, ganz allmählich aus den Schatten Berlins heraus. Man sieht es an den Häusern. Ihre Erbauer kleben nicht mehr an der gedankenlosen Ueberlieferung der schmalen, hohen Fenster der italienischen Renaissance-Paläste, die der Sonne den Zutriti verwehren sollen, sondern schaffen für die vor dem Wind sich duckenden, ihm ihre ganze Schulterkraft entgegen stellenden Bauernhäuser wieder breite Oeffnungen für die Sonne, so wie sich das sür unser norddeutsches Land nicht anders ge hört. Aber das ist noch nicht alles! Auch die Natur, die wunderliebliche Kraftquelle für den Stadtmenschen, wo immer sie zivilisatorisch unbeleckt, frisch, frei und unabhängig wachsen, blühen und gedeihen darf, auch die Natur löst sich mählich, ganz allmählich von dem riesig weit reichenden Schatten Ber lins. Es gibt auf einmal wieder Schwertlilie und Studenten röschen und Froschlöffel und Rohrkolben und alles, was dazu gehört, also auch den König der deutschen Vogelwelt, den schwarzweißrolen Storch. Hier bin ich!, so stapft er würdig und ernst durch die Wiesen und holt sich Frösche und Heuschrecken und: Das alles gehört mir!, so schwingt er sich mit zwei, drei Schlägen in die Luft und rundet sich hoch hinauf ins Blaue, ein königlicher Segler, ein lachender, erhebender Genuß für das aufwärts strebende Auge des sich himmelan sehnenden Menschen, der dem Storch auf selbst gebauten Segelarmen schwebend, segelnd nacheifert. Ja, lernten sie denn nicht alle, die kühnen Segel flieger von der deutschen Ostseeküste von Freund Adebar, wie man es machen muß, um Veherrscher des Luftreichs zu sein? Gedanke und Augen wandern von dem stattlichen Storchensegler, der sich nun doch allzuhoch ins Blaue schraubt, zurück zu den Menschen des Ostens. Von den Feldern und Wiesen grüßen sie den langsam nordwärts schleichenden Zug, wenn sie einen Augenblick von ihrer Arbeit ausschauen. Grüßen leutselig den Stadtmenschen und seinen bunt gefiederten Anhang von großer und kleiner Weiblichkeit. Leut selig, gönnerhaft als die Herren des Bodens, auf dem sic stehen und der ihren Schweiß trinkt. Und dann arbeitet sich der zum Zügele gewordene Zue klappernd über die lange Eisenbrücke, die vom Festland aus die Insel Usedom führt. Jetzt kommen auch schon die braun gebrannten Frauen und Mädel in den weiten Strandhoseri und die Männer in den weißen Buxen, die schon Luft und Sonne und Gesundheit eingefangen und aufgespeichert Haber und unter dem Staunen der Blaßgesichter im Zuge noch ein mal so fröhlich die wiedererlangte Geschmeidigkeit ihrer Kör per spielen lassen. Jetzt öffnet sich der Blick auf die Pom- mersche Bucht und das Zügele mischt sich selbst mit vor sichtigen, langsamen Schritten in die Reihen des spielerischer Volkes der Erholungssuchenden. Dann steht man in ein paar Minuten auf einem der beiden schnellen und schönen Ostseeschiffe, die Deutschland als Brücke um den polnischen Korridor bereitstellt, für alle, du den langen niederdrückenden Weg durch den Korridor ver meiden und ihr Reisegeld restlos in deutsche Kassen fließe« lassen wollen. Küstennahe zieht das saubere stolze Schiff mii seinen Ostpreußen-Wanderern durch die Pommersche Bucht iv den dämmernden Abend und in die vom Meere her näher rückende dunkle Nacht. „Sind das die Lichter von Kolberg?' — „Nein es muß schon Rügenwalde sein". So lugen sie naH dem deutschen Ostland und so sprechen sie von ihm. „Wann fahren wir denn an der Halbinsel Heia vorbei. Herr Kapi tän?" — „Da müssen Sie morgen recht früh aufstehen! S» Neurr Kurs in äer Sozialpolitik. Sie Durchführung des WiiMaff-planes. Amtlich wird mitgeteilt: Am Mittwoch fand im Reichswirtschaftsministerium eine Aussprache zwischen den an der Durchführung des Wirtschaftsplanes hauptbeteiligten Ministern der Reichsbank rd führenden Persönlichkeiten der Unternehmerschaft statt, die hinsicht lich der Bedeutung und des Zweckes der erlassenen Not verordnungen und der weiteren Behandlung der noch bevorstehenden Ausführungsbestimmungen eine weit gehende Übereinstimmung erzielte. Die kurze Aussprache hatte informatorischen Charakter. * Die Tarissenkungen. Die Tarifsenkungen, die in den Betrieben bei Neu einstellungen von Arbeitskräften vorgenommen werden können, haben schon zu vielerlei Mißverständnissen ge führt. Es tauchen nun durch die Prüfung der Praktiker mancherlei Fragen auf, die bei der Durchführung noch zu beachten sind. Der R e i ch s a r b e i 1 s m i n i st e r hat die Ermächtigung erhalten, diese Verordnung entsprechend den in der Praxis auftauchenden Bedürfnissen zu er gänzen. Am Freitag wird der Reichsarbeitsminister in einer Sitzung in Karlsruhe mit den dreizehn Landes schlichtern Einzelheiten für die Durchführung in den Betrieben beraten. Eine große Rolle spielt dabei die Frage, wie man einem Mißbrauch des Rechts zur Tarifsenkung vorbeugen kann, ebenso einem Mißbrauch in der Inanspruchnahme der 400-Mark-Prämie für Neu einstellungen. Die Tarife dürfen bekanntlich nur für die dreißigste bis vierzigste Wochenarbeitsstunde gesenkt werden, und zwar bei 5 Prozent Neueinstellungen um 10 Prozent, bei 10 Prozent Neueinstellungen um 20 Prozent, bei 15 um- 30 Prozent, bei 20 um 40 Prozent und bei 25 Prozent Neueinstellungen kann der Tarifsatz um die Hälfte gesenkt werden. Aber wohlgemerkt, wie schon gesagt, nur sür die dreißigste bis vierzigste Wochen arbeitsstunde! Nach der Absicht der Regierung soll die Lohnermätzi- gung in keinem Fall über die Hälfte der Ver gütung für die dreißigste bis vierzigste Stunde hinaus gehen, so daß also der Arbeitnehmer von dem bisherigen Gesamtlohn höchstens 12)4 Prozent einbüßen kann. Diese Höchstgrenze wird aber erst bei einer Ver mehrung der Belegschaft um ein volles Vierstel erreicht und bleibt bei einer wettergeyenoen Vermehrung der Belegschaft unverändert. Die Einbuße trifft den einzelnen Arbeitnehmer, während die gesamte Lohnsumme des Betriebes sich nicht nur nicht ver mindern, sondern infolge der Neueinstellungen erhöhen soll. Das Recht zur Unterschreitung der Tarifsätze soll aber nur sür die Fälle gelten, in denen tatsächlich eine echte Vermehrung der Arbeitsgelegenheit stattfindet. Wo es sich lediglich um Verschiebungen der Arbeit zwischen mehreren Betrieben handelt oder aus sonstigen Gründen der Zweck der Verordnung nicht erreicht wird, hat der Schlichter dem Arbeitgeber die Berechtigung zu entziehen. Die Regierung rechnet damit, daß die be teiligten Kreise schon von sich aus auf etwaige Mißbräuche aufmerksam machen. Eine allgemeüne Senkung der Tarife darf be kanntlich in einem einzelnen Betrieb nur mit Zustim mung des Schlichters vorgenommen werden, und zwar nur dann, wenn die Weiterführung oder Wiedereröffnung eines Betriebes durch die Bezahlung der Tariflöhne ge fährdet ist. Dabei ist aber von der Negierung nur an Umstände gedacht, die einem bestimmten einzelnen Be triebe eigentümlich sind und außerhalb seines Ein flusses liegen, während eine bei einer größeren An zahl von Betrieben vorhandene Notlage durch Änderung des Tarifvertrages selbst zu berücksichtigen ist. Der Schlichter muß bei der Bewilligung dieser Sonder ausnahme mit größter Vorsicht verfahren und die von den Beteiligten selbst geschaffene tarifliche Regelung soweit wie möglich aufrechterhalten, über 20 Prozent der tariflichen Löhne darf die Lohnermätzigung in keinem Falle gehen. Die sozialpolitischen Maßnahmen. Der empfindlichste Teil des wirtschaftlichen Wieder belebungsprogramms ist ohne Zweifel der sozialpolitische Teil, wo der Reichsregierung durch die Notverordnung ganz allgemein die Ermächtigung gegeben wird, „zur Erhaltung der sozialen Fürsorge und zur Er leichterung von Wirtschaft und Finanzen die sozialen Einrichtungen zu vereinfachen und zu verbilligen". Der Reichsarbeitsminister hat die beteiligten Kreise sofort zu Besprechungen eingeladen, die auch schon im Reichs- arbeitsministerium begonnen haben. gegen fünf Ahr! Aber darf ich Ihnen meine Lhkaste vorstellen: Hier draußen wirds schon etwas frisch für Landratten." — „Hast Du gehört, Emma? Er hat ein Mädchen an Bord Lykaste! — „Ist doch wahrscheinlich seine Frau!" — „Abe: wenn sie Lhkaste heißt? Solch' verrückten Namen hat dock keine Frau! Das so etwas erlaubt ist?" Und dann schauer zwei Mädchenköpfe durch einen schmalen Lichtritz in du KaPitänskaMe und ... und sehen auf dem Tisch eine herrlich Orchidee, eine Lhkaste. Der Kapitän ist Orchideenzüchter Und ein sehr erfolgreicher. Auch oas gibt es auf der Ostsee Hand aufs Herz! Als es Morgen ward, hatten wir Heb verschlafen und steuerten schon auf die gewaltige Seebruck von Zoppot los. Wunderschön die herrliche, waldige, hügelig, Uferlandschaft, aber die ganze Aufmerksamkeit wird bald ge fesselt, von den Menschen, die an Land gehen und den anderen die sie lustig lärmend auf der Brücke erwarten. Danzigei sind es, die noch jedesmal die beiden Dampfer mit heißen Herzen begrüßen; sind sie doch das letzte sichtbare Band, di, stets bereite Brücke über alle Versailler Gewaltpolitik hinweg nach Deutschland, dem unvergessenen Vaterlande. Wer voraus am Horizont sehen wir die Krahne und Helligen vor Nenfahrwasser. Noch Danziger, noch deutscher Boden, aber n ständiger Gefahr, uns entrissen zu werden. Und nun fahren wir ourch die Danziger Bucht! Höhe: lecken die Wellen der Ostsee an dem Dampfer empor. Hie: muß er kämpfen, um sich gegen Wellen und Sturm durch zusetzen. Wir spüren die tiefere Bedeutung dieser östlicher Fahrt. Hier gab es keinen Frieden mehr sei: dem August 1914! Hier stehen Mann und Weib uni Kind immer noch in der 'Verteidigung. Hier hängt alles alles von dem Willen ab, an Deutschland festzuhalten, uni alles von dem Willen bei uns. die uns vertrauend entgegen gereckten Hände unserer Brüder im Osten nicht fahren zr lassen, die Hoffnung nicht zu enttäuschen, die in allen Auger aufleuchtet, die unseren Dampfer sehen, die ausgestreckte Hani des Vaterlandes. Wir sassen Fuß in Pillau. Wie verlor« steht es Posten vor dem Eingang zum Frischen Haff. Uni doch schob von hier aus ein deutscher Mann wagemutig seim kleinen stolzen Schifflein vor, die Preußen einen Platz ir Afrika schaffen sollten und Groß-Friedrichsburg an der Gold- küste gründeten. Wagemut eines Unverzagten, des Großer Kurfürsten, des Mannes, für den es kein Unmöglich gab Denken wir daran, wenn sie einmal aus dem Osten rufen, Steht uns bei in unserem Kampf um unsere Freiheit! Die Wirtschaflstagung -er ASDAP. Auf der Wirtschaftstagung der NSDAP, in München über die Frage der Arbeitsbeschaffung setzte Dr. Albrecht die Stellungnahme des Nationalsozialismus zur Autarkiefrage dahin auseinander, daß Deutschland nichts einführen sollte, was im Lande selbst erzeugt und hergestellt werden könne. Abgeordneter Feder forderte, daß die Außenhandelspolitik im Sinne der Stärkung des Binnenmarktes gestaltet werden müsse. Diplomingenieur Wirth trat den Nachweis an, daß Deutschland voraussichtlich weitgehend in der Lage sein werde, Ol für seinen Bedarf selbst zu erzeugen. Ober ingenieur Schmidekampf forderte eine das Interesse der Volkswirtschaft wahrende Gesetzgebung den Urschätzen gegenüber. In einem Vortrag über Wasserstoffnutzung und Wasserstoffwirtschaft betonte Dr. Lawaczek die Not- ^lissbsfti seobsrt sieb ckss 6Iüok K c> m s n von Hnksimsnn Lop^rigkt bv blartio keucbtvanger Halle (Laslei l43 Fünfzehntes Kapitel. Zehn Jahre waren vergangen. Heute, an ihrem sünfunddreißigsten Geburtstage, zogen alle diese Jahre an Elisabeth vorüber. Sie sah ihr Spiegelbild an: eine blühende, reife Frau blickte ihr ent gegen, über deren Gesicht trotzdem noch der Schein der Mädchenhaftigkeit und der Unberührtheit lag. Trotz aller Berühmtheit, trotz aller Anfechtungen des Theaterlebens, trotz Neid und Mißgunst hatte Elisabeth sich diese Unberührtheit erhalten, hatte für nichts anderes Sinn gehabt wie für ihre Kunst. Ihr Ruhm war heute über die ganze Erde verbreitet. Gleich von Berlin aus war sie an die Metropolitan-Oper nach Neuyork verpflichtet worden. Gastspielreisen durch ganz Amerika, England, Frankreich hatten sich an geschlossen. In Deutschland jubelte man ihr zu, wo sie auftrat, im Ausland vergötterte man sie. Sie war ein Star der Bayreuther Festspiele. Sie war eine Wagner sängerin größten Formats — sie sang die Sieglinde, die Walküre, die Elsa und die Senta; aber sie glich weder in ihrer wundervollen, einzigen Stimme den anderen weib lichen Operngrößen, noch in der Zartheit ihres schlanken, sportlich trainierten Körpers. In Amerika hatte sie gelernt, wie man mit seinem Körper umzugehen hatte. Seitdem hatte sie die besten Trainer; sie turnte, ritt, spielte Golf und Tennis, schwamm und machte im Sommer Hochtouren und im Winter fuhr sie Ski. Aus dem schüchternen, unerfahrenen Mädchen war eine Weltdame geworden, eine an Luxus gewöhnte, elegante, mondäne Frau, die mit ruhiger Gelassenheit die Ver ehrung und Anbetung der Menschen über sich ergehen ließ. Nie hatte irgendein Mann Eindruck auf Elisabeth Pfilipp gemacht. Ueberall, wo sie hinkam, lagen die Männer ihr zu Füßen, huldigten ihrer Schönheit fast noch mehr als ihrer Kunst. Man verwöhnte sie über die Maßen, überschüttete sie mit Blumen und Geschenken. Elisabeth hatte nicht nur glühende Verehrer — immer wieder kamen Männer, die sie zur Frau begehrten, Männer mit Rang und Titel, Männer, die über Millionen geboten. Keiner von ihnen hatte Glück. Elisabeth war liebenswürdig zu ihnen wie zu allen anderen — nichts anderes. Frau Schelmer indes, die treue Begleiterin Elisabeth Pfilipps, verstand es, Elisabeths Körbe so anmutig zu verbergen, daß nirgendwo ein Stachel zurückblieb, daß Elisabeth überall Freunde hatte, die für sie durchs Feuer gingen. Nunmehr hatte sich Elisabeth endgültig in Leipzig niedergelassen. Es zog sie hierher an die Stätte ihres ersten großen Erfolgs. Sie hatte nicht die Absicht, ein festes Engagement an zunehmen. Sie unternahm Gastspielreisen und gab große Konzerte. Die Erinnerung verknüpfte sie mit dieser Stadt. Die Freunde von ehedem waren fast alle fort. Nur Professor Walter wirkte noch hier und Kammersänger Perlberg. Professor Landar hatte noch die ersten Triumphe seiner Schülerin miterleben dürfen, dann war er gestorben. Peter Muck lebte in Paris, als berühmter Geiger. Dora von Szigety hatte einen ungarischen Viehzüchter ge heiratet und der Kunst Valet gesagt. Helene Franke hatte sich erschossen; sie hatte dieses Leben mit seinen Enttäuschungen nicht mehr ertragen können. Die einzige, mit der Elisabeth immer noch innige Freundschaft verband, war Traute Steiner. Ihr hatte das Schicksal Erfüllung gebracht. Nicht nur, daß sie als Künstlerin reiche Erfolge erzielt hatte — sie fand auch den Mann, den sie liebte und der sie zu feiner Frau gemacht hatte. Jetzt lebte sie in Dresden als geliebte Gattin des Kapellmeisters Ludolf Weiland und als Mutter eines entzückenden Stammhalters. Sie uno Elisabeth trafen sich öfters; Elisabeth hatte schon ge mütliche Tage im Heim der Freundin verlebt. Das alles überdachte Elisabeth, als sie heute, an ihrem Geburtstage, allein in ihrem Musikzimmer saß. Ihr ganzes Leben zog an ihr vorüber. Sie mußte dankbar sein für alles, was das Schicksal ihr gebracht hatte. Sie wußte, daß sie in Frau Schelmer einen wirklichen Menschen ge funden hatte, der Freud' und Leid mit ihr teilte und nur für sie da war. Aber — warum war sie bisher an der Liebe vorbei gegangen? Warum war unter all den vielen Männern keiner gewesen, der ihr etwas bedeutet hatte — dessen heiße Wünsche sie hätte erfüllen können? Elisabeths Hände griffen nach einem Briefblatt, das sie obenauf gelegt hatte auf die unzähligen Briefschaften, die heute aus aller Welt eingelaufen waren. Zum soundso vielten Male las sie die wenigen Worte — vielleicht, daß sie doch noch irgend etwas zwischen den Zeilen fand. Hier — hier in diesem Briefe lag die Antwort auf dieses Warum. Elisabeth stöhnte leise. Lothar von Eckertsburg wäre der Einzige gewesen, der sie hätte erlösen, der sie zur Frau hätte machen können. Aber er hatte geschwiegen, die ganzen Jahre über. Und er mußte doch wissen, wie es um sie stand. Und auch sie glaubte, daß er sie liebte. Damals in München, damals wenigstens hatte er sie geliebt. Und während ihrer Krankheit in Leipzig, da hatte er sie einmal geküßt, auf die Stirn; sie wußte es genau, sie hatte es gemerkt, obwohl sie noch sehr krank war. Es hatte Momente gegeben in diesen Jahren, in denen sie ganz verzweifelt war, in denen sie mit dem Gedanken spielte, sich dem verschlossenen Manne zu offenbaren. Aber dann kam sie wieder zu sich und wußte, daß das nie ge schehen würde. Und wenn sie über ihrer Liebe zugrunde gehen mußte. (Fortsetzuna iolat.l