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sehen Staatspräsidenten ein Ministerrat stattfindcn, bei welcher Gelegenheit die französische Antwortnote dem Staatspräsidenten unterbreitet werden soll. Das Echo der Erklärungen von Neuraths und von Schleichers in der pariser presse. Große Aufmerksamkeit widmen die Pariser Blätter den letzten Erklärungen des Neichswehrministers in Elbing. Die halbamtliche französische Nach richtenagentur Havas hebt hervor, daß man einem ersten öffentlichen Hinweis einer amtlichen deutschen Persönlich keit auf eine der Hauptforderungen der Ncichsregicrung in der Rüstungsfrage, nämlich auf die . Schaffung einer Bürgcrgardc nach dem Beispiel der Schweiz, gcgenüberstehe. Die Durchführung dieses Planes, verbunden mit der Herab setzung der Dienstzeit der Reichswehr von zwölf auf sechs Jahren werde Deutschland die Reserven schaffen, auf die es Anspruch erhebe. Der Ort, an dem der Reichswehr minister seine Erklärungen abgegeben habe, verleihe ihnen noch eine ganz besondere Bedeutung. Gerade in den pol nischen Grenzgebieten habe sich die geheime militärische Organisierung des Selbstschutzes, der unter dem Namen Grenzschutz bekannt ist, am besten entwickelt. Zu den deutschen Forderungen im allgemeinen äußert sich die der Negierung nahestehende „Ere Nouvelle" und stellt fest, daß Italien als einziges Land nicht gegen den Schritt der Reichsrcgierung protestiert habe. Gegenüber der germanisch-faschistischen Front habe sich eine französisch-englisch-amerika nische Front gebildet, deren Aufgabe es sein werde, den Frieden zu verteidigen und sämtliche nationalistischen Be strebungen zu verhindern. Weder der überflüssige Wort schwall Mussolinis noch die theatralische Geste des Reichs kanzlers würden diese Einheitsfront zerstören können. * Frankreichs Aniwori an Deutschland. Wie aus dem französischen Auswärtigen Amt ver lautet, ist der Antwortentwurf auf die deutsche Denkschrift in der Rüstungsfrage, der am Mittwoch dem Kabinettsrat vorlag, bereits den Regierungen der wichtigsten Teil- nehmermächte am Bertrauensabkommen von Lausanne im Wortlaut mitgeteilt worden, über den Inhalt verweigert man vorläufig jede Erklärung. Das „Journal des Debats" glaubt zu wissen, daß Herrioi im Kabinettsrat in seinem Bericht aus den ganz besonders „endgültigen Charakter" der Erklärungen des Neichswehrministers von Schleicher und des Reichsaußen ministers von Neurath hingewiesen haoe. Besonders ein gehend seien der vorläufige Wortlaut der französischen Antwort an die Neichsregierung und die bereits vorlie genden Meinungsäußerungen der interessierten Mächte er örtert worden. Die Übermittlung der Note nach Berlin könne frühestens am Freitag abend erfolgen. EnllMs der fMzösWll AMM. Berlin, 8. September. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Paris teilt Havas nach de m Kabinettsrat vom Mittwoch mit, daß Ministerpräsident Herriot den Entwurf der Note verlesen Hal, den er als Antwort auf die deutsche Denk schrift in der Frage der Nüstungsgleichberechtigung vorberei tet hat. Dieser Text werde endgültig erst nach dem Minister rat angenommen werden, der wahrscheinlich am Freitag statt findet und wenn die englische Regierung dem Ministerpräsi denten ihre Ansicht zur Kenntnis gebracht haben wird. Obwohl die französischen Minister keine bestimmten Angaben über den Inhalt der Note machten, sei doch klar, daß dieses Dokument eine Prüfung der juristischen und politischen Probleme ent halte, die durch das deutsche Schriftstück aufgewllt wurden. Die Rüstungsmöglichkeiten Deutschlands seien durch den Versailler Vertrag festgesetzt. Dieser Vertrag sehe übrigens nur eine all gemeine Beschränkung der Rüstungen vor, aber enthalte keine Bestimmungen im Hinblick auf jene Rüstungsvermehrung, die Deutschland fordere. Es stehe weder Frankreich noch Deutsch land zu, die Klauseln des Versailler Vertrages zu ändern; allein die 'Unterzeichner dieses Vertrages hätten diese Macht. Aber die für eine solche Revision notwendigen Verhandlungen könnten nach den Bestimmungen des Vertrages selbst zu einer Herabsetzung der Rüstungen nur führen, wenn man für dir in teressierten Mächte auf das Mindestmaß Rücksicht nehme, das mit ihrer nationalen Sicherheit und mit internationalen Ver pflichtungen vereinbar sei. (Artikel 8 des Friedensvertrages.) In einer besseren Organisierung des Friedens könne sich schließ lich die Lösung des durch die Reichsregierung aufgerollten Problems finden lassen. * Die Pariser Presse zur deutschen Denk schrift. — Wird Frankreich ablehnen? Paris, 7. September. Der „Matin" glaubt, den In halt der französischen Antwort in großen Zügen voraussagen zu können. Die französische Regierung werde darauf Hinweisen, daß Deutschland im Völkerbundsrat vertreten sei und seine Forderungen den Signatarmächten der Verträge unterbreiten müsse. Was eine Veränderung der militärischen Klauseln des Versailler Vertrages anlange, so könne das Reich in Genf vor stellig werden, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß diese Veränderungen nicht auf eine Erhöhung der Rüstungen hin auslaufen. In diesem Punkte seien die Bestimmungen des Ver sailler Vertrages ganz eindeutig. Schließlich müsse Deutschland das Ergebnis der Abrüstungskonferenz abwarten. Die deutschen Forderungen könnten nicht Gegenstand von Svnderverhandlun- gen zwischen Berlin und Paris bilden. Die Drohung des Rei ches, nicht mehr an den Arbeiten der Abrüstungskonferenz teil zunehmen, sei in keiner Weise stichhaltig, da sie nur einer Laune entspringe. Der „Temps" beschäftigt sich in seinem Leitartikel auch mit den letzten Erklärungen der deutschen Reichsminister. Das Blatt schreibt unter anderem, daß die französische Negierung nur ihre Pflicht getan habe, als sie die übrigen interessierten Mächte von dem Inhalt der deutschen Denkschrift in Kenntnis setzte. Das Locarno-Abkommen gestatte es nicht, politische Fragen von allgemeiner Bedeutung geheimzuhalten und nur zwischen zwei Staaten vertraulich zu behandeln. Wenn man das deutsche Resümee eingehend prüfe, dann gewinne man den falschen Eindruck, als ob Deutschland schon dadurch das Recht auf Gleichberechtigung erworben habe, daß es dem Völker bund angehöre. Dieser Grundirrtum entwerte die ganze deut sche These. Als Völkerbundsmitglied genieße Deutschland in Genf selbst die gleichen Rechte wie die übrigen Mitgliedstaaten; das bedeute jedoch keineswegs, daß dadurch die Ungleichheiten aufgehoben seien, die der Friedensvertrag und andere beste hende Abkommen Deutschland auferlegten. Das „Journal des Debats" fordert Ministerpräsident Her riot auf, zu der Erklärung des Neichsaußenministers Stellung zu nehmen, in der es heißt, daß in Genf vereinbart worden sei, demnächst deutsch-französische Verhandlungen über die Gleich berechtigungsfrage aufzunehmen, und wenn die Reichsregierung mit dieser Behauptung Recht habe, dann müße man die Frage stellen, warum und wodurch die französischen Minister veran laßt worden seien, sich in derartige Geheimverhandlungen ein- zulasscn. Die Reichsregierung nehme ihre Zuflucht zu einem wahrhaftigen Erpressungsmanöver. Das „Journal" schreibt unter anderem, daß die deutsche Offensive den Beweis dafür liefere, daß die Deutschen fest entschlossen seien, den Versailler Friedensverlrag zu zerstören. * England und die -euische Rüsiungsgleichheii. Gegen eine „Torpedierung" der Abrüstungskonferenz. Der englische Ministerpräsident Macdonald hat sich, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, eingehend mit dem Studium der deutschen Niederschrift befaßt, in der die theoretische Rüstungsgleichheit gefordert und gewisse Wünsche für einen Ausbau der Reichswehr angeschnitten sind. Macdonald hat bekanntlich sehr starke Sympathie für die deutschen Bestrebungen nach Gleichberechtigung und hält eine Revision der diskrimi nierenden Klauseln der Verträge, auf lange Sicht ge nommen, für unvermeidlich. Gleichzeitig aber wird darauf hingewiesen, daß sich Macdonald gegen die Mög lichkeit einer Wiederaufrüstung stark sträubt und durchaus den Grundsaft>er Abrüstung gewahrt wissen möchte. Wohl im Hinockck auf die englisch-amerikanischen Schuldenverhandlungen wird betont, daß die englische Politik auf der Linie der Abrüstung marschiere und daß ein Zusammenbruch oder eine „Torpedierung" derAbrüstungskonferenz unter allen Umständen vermieden werden müsse. Abschließend läßt sich sagen, daß eine Bekanntgabe der Stellungnahme Englands zu der deutschen Niederschrift erst dann erfolgen wird, wenn die Erörterungen in Genf über diesen Gegenstand be ginnen. Die Erklärungen des Rcichswehrmiuifters in Ostpreussen. Die gesamte englische Presse gibt die Erklärungen, die General von Schleicher anläßlich der Manöver in Ostpreußen gemacht hat, an hervorragender Stelle wieder. Die „Times" meint» daß Schleicher mit seinen Fest stellungen ein neues Element in die Erörterungen über Deutschlands Rüstungsforderungen (Gleichberechti gungsforderung! D. Red.) getragen habe. In der Mel dung der „Morningpost" wird darauf hingewiesen, daß Ostpreußen die Angriffen am meisten ausgesetzte Provinz Deutschlands ist. Deutschland könne viele pol nische Persönlichkeiten und Zeitungen nennen, die die Einverleibung Ostpreußens in Polen verlangten. Englisches Dementi zu Pariser Meldungen über die Behandlung der deutschen Gleichberechtigungsforderuug London, 7. September. Im Hinblick auf Pariser Be richte, die eine kollektive Antwort der am englisch-französischen Vertrauensabkommen beteiligten Mächte auf die deutsche For derung nach Rüstungsgleichberechtigung Voraussagen, wird in London nochmals betont, daß die englische Negierung zwar von französischer und deutscher Seite vollständig über die Ent wickelung auf dem Laufenden gehalten worden sei, daß sie aber an den Verhandlungen zur Zeit nicht beteiligt sei. Offensicht lich würde man es in den Kreisen der englischen Regierung sehr begrüßen, wenn es gelänge, die deutsch-französischen Ver handlungen baldmöglichst in Fluß zu bringen, so daß schon vor dem Zusammentritt des allgemeinen Büros der Abrüstungs konferenz eine gewisse Klärung erzielt wird. Von einer Beteiligung Englands an einer kollektiven Ant wortnote an Deutschland ist in London nichts bekannt. Sie dürfte auch der ganzen Sachlage nach nicht in Frage lvmmen. Aus Paris stammende Berichte, daß das englische Kabi nett sich schon am Donnerstag mit den deutschen Forderungen befassen werde, sind nicht zutreffend. Voraussichtich werden in den nächsten Tagen überhaupt keine Kabinettssitzungen statt finden. * Die italienische Pnsse M MWmWWSsW. Rom, 7. September. Die faschistische Presse gibt der deutschen Stellungnahme zur Abrüstungsfrage breiten Raum, ohne jedoch aus ihrer bisherigen Zurückhaltung herauszutreten. Die Erklärung des Reichsaußenministers wird von einigen Blättern wie zum Beispiel dem Popolo di Noma als notwen dige Klärung gegenüber der alarmierenden Haltung der fran zösischen Presse bezeichnet. Auch die Erklärungen des Reichs- wehrministers von Schleicher werden stark in den Vordergrund gerückt. Der Berliner Berichterstatter des „Giornale d'Italia" erklärt, die schwierige Frage der Abrüstung oder der Rüstungs angleichung Deutschlands sei plötzlich und in entscheidender Weise von Schleicher aufgewllt worden, der unter Bezugnahme aus die organisierte Scheinheiligkeit von Genf versucht habe, die letzten Fesseln des Versailler Vertrages zu sprengen. Der erste Schlag habe ohne Zweifel die Lage Deutschlands gebessert. Im Zusammenhang mit dieser Frage ist eine kurze amtliche Mitteilung von Bedeutung, wonach Mussolini den italienischen Botschafter in London Grandi zur Berichterstattung über die gegenwärtig zur Verhandlung stehenden politischen Fragen empfangen hat. Grandi hält sich seit einiger Zeit zur Erholung im Puster tal auf. Schwierige Finanzlage Belgiens. Zwei-Milliarden-Kredit. — Neue Steuern. Die belgische Kammer beschloß mit 98 gegen 57 Stim men, eine Anleihe im Betrage von 1500 Millionen Fran ken aufzulegen und für 500 Millionen Franken Schatz anweisungen herauszugeben. Der Ministerpräsident Ran kin erklärte, die Finanzlage des Landes sei zwar nicht katastrophal, aber doch außerordentlich schwierig. Die Ne gierung wolle eine Inflation vermeiden. Nötig sei auf alle Fälle, daß die Ausgaben gedrosselt und neue Steuern eingeführt würden. S22S000 Arbeitslose. Die Arbeitsmarktlage im Reich. Nach dem Bericht der Rcichsanstalt für die Zeit vom 16. bis 31. August waren am 31. August bei den Arbeits ämtern rund 5 225 000 Arbeitslose gemeldet. Gegenüber dem Stand von Mitte August ist diese Zahl um rund 158 000 niedriger. Während der Bcrichtszeit haben sich die neuen Bestimmungen über die Prüfung der Hilfsbedürs- tigkeit und über die Abgrenzung des Personenlreises der Arbeitslosen noch weiter ausgewirkt, gleichzeitig hat aber der Arbeitsmarkt einzelner Berufsgruppen auch eine tat sächliche, überwiegend in der Jahreszeit begründete Ent lastung erfahren. Welchen Anteil diese verschiedenartigen Einflüsse an der Gestaltung des zahlenmässigen Gesamt ergebnisses haben, entzieht sich der Feststellung. Am 31. August entfielen aus die Arbeitslosenversiche rung rund 698 000, auf die Krisensürsorge rund 1298 000 Hauptunterstützungsempfänger. Bei Notstandsarbeiten der wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge waren schätzungs weise 65 000 Personen beschäftigt. Im freiwilligen Arbeits dienst wurden Ende August rund 130 000 tatsächlich be schäftigte Arbeitsdienstwillige gezählt. Die Zahl der von den Gemeinden betreuten Wohlfahrtserwerbslosen, die nach den neuen Grundsätzen der Notverordnung von den Arbeitsämtern anerkannt wurden, belief sich auf rund 2 016 000. Die einzelnen Landesarbeitsamtsbezirke haben durchweg einen Rückgang der Arbeitslosenzahl aufzu weisen, der allerdings vielfach erheblich vom Reichsdurch schnitt nach oben oder unten abweicht. Letzte Meldungen. vo» Hindenburg wieder in Berlin. Berlin. Reichspräsident von Hindenburg ist am Don nerstag vormittag aus Neudeck wieder in Berlin eingetroffen. Es ist anzunehmrn, daß der Reichskanzler ihm noch im Laufe des Tages Vortrag über die Lage halten wird. Das neue Reichstagspläsidium wird dem Reichspräsidenten Freitag vor mittag 11 Uhr vorgestellt werden. Im unkt kannten Eismeer Moskau über Kowno. Nach einem Berichte aus Le ningrad hat der Eisbrecher „Majygm" sunftmtelegraphisch mitgeteilt, daß er sich dem weißen Lande nähere. Dieses Land, das 1894 Nansen passierte, ist bisher noch von keines Menschen Fuß betreten worden. Das Land ist von mächtigen Gletschern bedeckt. Wilsdruff, am 8. September 1932. Merkblatt für den 9. September. Sonnenaufgang 5°° > Mondaufgang 16°° Sonnenuntergang 18°° I Monduntergang 23°° 9 n. Ehr.: Schlacht im Teutoburger Wald. Sorgenblick in den Garderobenschrank. Auch die schönsten Tage nehmen einmal ein Ende, und nach Sommer und Sonne kommt es wieder anders. Selbst wer sich in diesen Sommerwochen nicht ganz frei machen konnte von Mühsal und Sorge, selbst wer weder Ferien vom Ich noch Ferien von den andern nehmen durfte und ans Haus gebunden blieb tagein, tagaus, selbst der hatte in der „Reihe von schönen Tagen", die denn doch nicht ganz so schwer zu ertragen sind, wie das Sprichwort und der Dichter das behaupten möchten, selbst der hatte trotz alledem ein Gefühl der Ungebundenheit und Unbe nommenheit und dürfte sich mehr als einmal gesagt haben: „Was kann mir jetzt schon geschehen! Wo doch soviel Sonne ist, daß man sie unbedingt auch im Herzen haben muß!" Die Hausfrauen besonders werden das be stätigen: ihnen machte und macht der Sommer bestimmt ein klein wenig weniger Sorgen als die übrige Zeit des Jahres. Es ist dann nicht alles grau in grau in der Welt, und mit verhältnismäßig kleinem Geld kann man in den heißen Tagen sich selbst und die Kinder so zurechtstutzen und herausputzen, daß alle leidlich bestehen können vor den Augen der anderen. Sommerkleidung pflegt für den nicht allzu aufgebauschten Haushalt nicht allzu kostspielig zu sein, und wenn man auch die billigen Stoffe der Mädchen ein bißchen geringschätzig „Fähnche n" nennt — was tut das schon? Die Hauptsache ist, daß sie „ganz" sind und nett aussehen. Und auch mit der sommerlichen JungeN- kleidung ist es nicht allzu schlimm. Aber, wie gefegt, es kommt anders — sobald der Herbst ins Land zieht, kommt es anders. Die Haus frau wirst einen Blick, einen langen Blick in den Garde roben- und in den Wäscheschrank, und ist erschreckt und wird traurig, über den nahenden Winter kann man nicht so leicht und so einfach hinwegkommen wie über den lusti gen luftigen Sommer. Da hängen nun die wärmenden Winterkleider, und einige sind ein bißchen zerschlissen, und einige sogar ein bißchen zerrissen, ja sogar ein bißchen sehr zerrissen, denn sie haben in diesen schweren Zeiten lange genug „halten" müssen. Was müßte nicht alles erneuert werden! Von der Unterkleidung angefangen bis hinunter zu dem Schuhwerk, das vielleicht kaum noch eine neue Be sohlung verträgt. Erneuern — leicht gesagt, aber woher nehmen? Mit dem Herrn des Hauses wagt man kaum noch über so etwas zu reden: er klagt ohnehin schon genug über die kaum noch zu erschwingenden Steuerlasten und über das immer schlechter werdende Geschäft, und daß auch er bald werde „zumachen" müssen. Aber die Haus frau kann trotzdem das ihrer Obhut anvertraute Haus, das Heim im engeren Sinne, nicht „umkommen lassen", und so ruht ein weit größerer Teil der Sorgenlast, als man gemeinhin annehmen möchte, auf ihren schwachen Schultern. Flicken wird sie, und stopfen und ausbessern, wo und wie sie kann, aber wird damit alles getan, wird damit allen geholfen sein? O ja, schwer, schwer ist die Sorge, die nach dem Scheiden des Sommers und mit dem Nahen des Herbstes in das bescheidene Haus dringt, und man kann nur für alle hoffen und wünschen, daß sie nicht allzu schwer werde. Und am nicht mehr fernen Horizont erscheint zudem noch die K o h l e n r e ch n u n g . . . Schwer, sehr schwer!