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vcaufira-l sei.' Was Hett Kerri darauf eMiTert Has, ist nicht bekannt. Mit der Wahl eines Ministerpräsidenten in Preußen will sich der Landtag erst später befassen. Wahrscheinlich rechnet man in den beteiligten Kreisen noch mit sehr la. „.oierigen Vorverhandlungen. Daß sie zu einem Ergebnis führen, wird in politischen Kreisen sehr bezweifelt. Daß Verhandlungen zwischen Zentrum und National sozialisten im Gange sind, steht fest. Sie beziehen sich nicht nur auf Preußen, sondern auch auf das Reich. Die beteiligten Parteien lassen nichts darüber verlauten. Brüning hat sich mit Nationalsozialisten in Konstanz am Boden see getroffen, in Stuttgart sollen ebenfalls Verhandlungen stattfinden. Die Neichsregierung wird sich natürlich über ihre Haltung in den nächsten Tagen klar sein, aber niemand kann sagen, ob und welche Beschlüsse gefaßt worden sind. Herr von Papen wird am nächsten Sonntag in Münster in Westfalen in einer Versammlung der Bauernvereine den wesentlichen Inhalt seines Wiederaufbauprogramms bekanntgeben. Bis jetzt hört man nur, daß die Pläne viel weiter gehen als bisher angenommen wurd- daß es sich — wie von einer Seite gesagt wird — um wichtige tiefgreifende und kühne Maß nahmen handelt, die dem wirtschaftlichen Leben neuen An trieb geben sollen. Die zuständigen Stellen in den Ministerien sind mit den letzten Arbeiten an diesem Pro gramm beschäftigt, und der Kanzler hat in den letzten Tagen mehrfach die Meinung führender Vertreter des wirtschaftlichen Lebens gehört. Klara Zetkin — Alterspräsidentin des Reichstages. Berlin, 26. August. Die kommunistische Reichstags fraktion hat dem Reichstagsbüro mitgeleilt, daß die kommu nistische Abgeordnete Frau Klara Zetkin den Reichstag als Alterspräsidentin eröffnen werde. Wetter erhebliche Entlastung -er Reichsbant. Besserung der Devisenlage. ' Nachdem schon in den ersten zwei Wochen des August die Entlastung der Kapitalanlage der Reichsbank ungefähr ebenso stark war wie die Anspannung zum Monatswechsel, hat auch die dritte Woche eine weitere Entlastung der Kapitalanlage um 169 Millionen gebracht, so daß die Reichsbank erheblich gestärkt dem Ultimo entgegensieht. Der Notenumlauf, der weiter um 126 Millionen zurückgegangen ist. ist jetzt mit 3617 Millionen so gering wie seit Jahren nicht. Auch der Wechselbestand, der um 134 Millionen zurückging, hat mit 2780 Millionen die geringste Höhe seit der Vankenkrise. Dasselbe gilt von den Lombardforderungen, die um 14 Millionen auf 92 Millionen zurückgingen. Der Gold- und Devisen- be stand erfuhr insgesamt eine Stärkung um 12 Mil lionen, wovon 5 Millionen auf Gold und 7 Millionen auf Devisen entfallen. Das Deckungsverhältnis stteg von 24 auf 25,2 Prozent. Vermögensabgabe oder Zwangsanleih! zur Arbeitsbeschaffung 7 Angebliche Pläne der Reichsrcgierung. Im Zusammenhang mit der Unterredung, die füh- srende Persönlichkeiten des Reichsverbandes der Deutscher Industrie mit dem Reichskanzler hatten, wird in einem Berliner Blatt berichtet, daß man entgegen den offiziellen Versicherungen, dcktz kein Rückfall in planwirtschaftlich« Tendenzen zu erwarten sei, in Kreisen der genannten sWirtschaftsführer offenbar gegenteilige Befürchtungen habe. Die Negierung erwäge das große Arbeitsbeschaf- sungsprogramm des Landrats Dr. Gereke, der zum Rcichs- kommissar für Arbeitsbeschaffung ausersehen ist, entweder durch eine dreiprozentige Vermögensabgabe oder durch eine dreiprozentige Zwangsanleihe zu finanzieren. Aus Grund der Zugabe zum zusätzlichen Geld soll die Wirt schaft in einem solchen Maße angekurbelt und steuerkräftig gemacht werden, daß infolge der zu erwartenden starken Geldrückflüsse zur Reichsbank und zu den Staatskassen Leine Jnflationsgesahr entstehen würde. ' Auf Anfrage an unterrichteter Stelle wird daraus hin- sgewiesen, daß über den Inhalt der Besprechungen zwischen dem Reichskanzler und den Jndustrieführern völliges Stillschweigen vereinbart worden ist. Aus der Meldung des Berliner Blattes können daher keinerlei Schlüsse -uf den Gang der Besprechungen oder auf die Pläne der Meichsregierung gezogen werden. AationalsoziallstWe Kundgebungen in Kalle. Beim Einzug einer Batterie Anläßlich des Reit und Fahrturniers deS Land- gestüts Kreuz, aus dem die Reichswehr durch ihre besten Reiter sowie mehrere Fahrabteilungen vertreten ist, war auch die Halberstadter Traditionsbatterie des vor dem Kriege in Halle liegenden Feldartillerieregiments Nr. 75 nach Halle gelegt worden. Beim Einzug der Batterie tn die Stadt kam eS wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Polizei und den in großer Zahl die Batterie schon von den Vororten her begleitenden Nationalsozialisten. Ju/toen engen Straßen der Innenstadt setzten sich größere SA.-Trupps wiederholt geschlossen an die Spitze der mit dem Dresdener Trom° peterlorps einrückenden Batterie. Während des ganzen Durchmarsches durch die von Zehntausenden von Menschen dicht umsäumten Straßen versuchte die Polizei immer wieder die Nationalsozialisten abzuriegeln. Vor der Roß- Platzkaserne kam es zu stürmischen Kundgebungen der Nationalsozialisten gegen die Polizei, die zahlreiche Ver haftungen vornahm. Die Kundgebungen setzten sich einige Zeit in der Innenstadt, besonders in der Umgebung des Polizei präsidiums fort, während starke mit Karabinern bewaff nete Polizeiaufgebote aus Lastkraftwagen durch die Straßen streiften. HiudenbW Mißt is AeBeL Berlin, 25. August. Von zuständiger Seite wird mit geteilt, daß nunmehr feststeht, daß der Reichspräsident von Hindenburg noch einige Zeil in Neudeck bleiben und seinen dor tigen Aufenthalt auch 'durch eine Reise zum Stahlhelmtag nach Berlin nicht unterbrechen wird. Dagegen nimmt man an, daß der Reichskanzler von Papen und der Neichswehrminister von Schleicher an der einen oder anderen Veranstaltung des Stahl helms teilnehmen werden. Wie der Stahhelm milteilt, werden sich zum 13. Neichs- frontsoldatentag 2000 ostpreußische Stahlhelmer nach Berlin begeben. ZMW mb Mumie ReiMaMm. Berlin, 25. August. Unter Hinweis aus die Mittwsch- besprechung führender Zentrumspersönlichkeilen in Stuttgart bemerkt die „Germania" in ihrer Fleilagmorgenausgabe unter anderem: Alle Bemühungen der Zentrumsparlci werden schon heute darauf gerichtet sein, einen verfassungsmäßigen Ablauf der kommenden Dinge mit allen Mitteln sicherzustesten. Wenn die Reichsregierung das Festhalten ihrer Position und in Ver bindung auch die sofortige Wiederauflösung des Reichstages mit dem Hinweis darauf zu begründen sucht, daß der Reichs tag keine arbeitsfähige Mehrheit aufweise, so ist das vorläufig doch wohl noch leine Tatsache, sondern nur eine subjektive Ver mutung, die noch keineswegs bestätigt ist. Ein wirklich arbeits unfähiger Reichstag würde zweifellos ein negativer Faktor sein, der die kommende Entwicklung sehr ungünstig beeinflussen wür- de. So wertvoll dieses Argument für die Reichsregierung zu sein scheint, mit dem sie sich Handlungsfreiheit für sehr unge wisse Unternehmungen zu gewinnen sucht, so wichtig sollte es für den Reichstag sein, dies Argument zu widerlegen. — Das Blatt kündigt weiter an, die Zentrumspartei lege Wert dar auf, baß die Reichstagstagung wegen des Deutschen Katholiken tages in Essen sofort unterbrochen wird. Der Reichstag würde dann etwa am Dienstag, dem 6. September, seine Beratungen fortsehen. KmmiiMe MisstMtM im Reichst«». Berlin, 25. August. Die kommunistische Neichstags- fraktion hat im neuen Reichstag mehr als 50 Anträge einge bracht, und zwar einen Mißtrauensantrag gegen die Reichs regierung, zwei Mißtrauensanträge gegen den Reichsinnen- minister von Gayl und den Reichswehrminister von Schleicher, einen Antrag auf sofortige Zurückziehung des „mit Militärge- walt eingesetzten Reichskommissars für Preußen", einen An trag auf Nichtdurchführung des neuen Tributvertrages von Lausanne und auf Einstellung der „verschleierten Reparations zahlungen in der Form für sogenannte private Auslandsschul den" sowie auf Austritt aus dem Völkerbund, ferner eine Fül le von wirtschafts- und sozialpolitischen Anträgen, die im we sentlichen auf Aushebung sämtlicher Notverordnungen hinaus laufen. Ein kommunistischer Initiativgesetzentwurf fordert Fest setzung der Höchstarbeitszeit auf sieben Stunden täglich bezw. 40 Stunden wöchentlich. Schließlich wirb Amnestie für alle proletarischen politischen Gefangenen gefordert. Ei« Erzherzog in Barcelona verhaftet Berlin, 23. August. Die politische Polizei verhaftete nach einer Meldung Berliner Blätter aus Barcelona am Don nerstag den Erzherzog Karl von Habsburg-Bourbon, den Sohn des verstorbenen Erzherzogs Leopolds unter dem Verdacht, an dem letzten Militärputsch beteiligt gewesen zu sein. Pariser Mler in Berlin. Berlin, 26. August. Berliner Blätter geben eine Ha- vasmeldung aus Paris wieder, nach der der französische Abge ordnete Fribourg, der Berichterstatter der auswärtigen Kam merkommission für Mitteleuropa, am Donnerstag von Reichs kanzler von Papen, vom Reichswehrminister von Schleicher und von Staatssekretär von Bülow empfangen wurde. Die Unterhaltung habe die wichtigsten deutsch-französhchen Proble me berührt, besonders auch die Frage der Gleichberechtigung, und sei von dem Wunsch nach gegenseitigem Verständnis für die besondere Lage der beiden Länder getragen gewesen. Wieder zwei Tate der Riade MM. Kiel, 25. August. Am Miltwvchmorgen wurde östlich Westermarkelsdorf auf der Insel Fehmarn die Leiche des Ma rineoberzahlmeisters Schirmann von Inselbewohnern geborgen. Es handelt sich um den Schiffszahlmeister der „Niobe". Der Tote wurde nach Benachrichtigung der Marinestation in das Marlnelazarett Kiel-Wik übergesührt und dort am Mittwoch aufgebahrt. Marinevberzahlmeister Schirmann war in Kiel verheiratet und hinterläßt Frau und 2 Kinder. Das Beutbener Gerichtsgefängnis unter strenger Bewachung. Kiel, 25. August. Westlich des Fehmarn-Belt-Feuer- schisfes wurde heute nachmittag durch das Torpedoboot Wolf die Leiche des mit der „Niobe" untergegangenen Kapitänleut nanls Siegfried Heinrich Engel aus Königsberg i. Pr. geborgen« Erdbeben auf den Philippinen. Neuyork, 25. August. Nach Meldungen aus Manila wurde die nördliche Philippinen-Insel Luzon von einem schwe ren Erdbeben heimgesucht. Besonders stark wurde die an der Westküste gelegene Hafenstadt San Fernando betrossen. Hun derte von Häusern sind eingestürzt, Tausende von Einwohnern irren obdachlos umher. Die Erdstöße waren so stark, daß der Erdbebenmesser verjagte. Anschlag aus General Muts vereitelt. Tokio, 25. August. Nach hiesigen Blättermeldungen ist auf den japanischen Bevollmächtigten, General Muts, in Ko rea ein Anschlag geplant gewesen. Die Attentäter beabsichtig ten, den Zug des Generals zum Entgleisen zu bringen. Die ja panische Polizei entdeckte jedoch den Anschlag rechtzeitig. Zwöls Personen wurden verhaftet. Die Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz Mutos sind 'daher verstärkt worden. Den Zug des Ge nerals begleiten ständig zwei japanische Flugzeuge. Sanjurjo begnadigt. Die spanische Regierung hat den General Sanfurfo begnadigt. Die Todesstrafe wurde in lebenslängliche Kerkerstrafe umgewandelt. Aus unserer Heimat Wilsdruff, am 26. August 1932. Merkblatt für den 27. August. Sonnenuntergang 18°° > Monduntergang 17* Sonnenaufgang 5°° > Mondaufgang — 1770: Der Philosoph Hegel geb. Kartoffelernte. Nun geht schon wieder vielerorten die Kartoffel ernte an — eine schwere und harte Arbeit, aber eine lustige Arbeit dazu. Sie ist nicht so viel besungen und so von Romantik umwoben und in uralten Bräuchen verklärt wie die Ernte des Korns. So wichtig auch in den guten anderthalb Jahrhunderten seit ihrer Einführung bei uns die Kar toffel für unsere Ernährung wurde, so wenig konnte sie doch das Jahrtausende alte Bewußtsein des Volkes, die Erinnerung an Erntebitten und Feldersegen und heid nische Opferbräuche, die sich um unsere Brotfrucht rankt, verdrängen. Aber so schwer und prosaisch das Bergen der Kar toffelernte auch ist, so mühselig und anstrengend auch daS ewige Bücken und Hocken und das Vorrücken der immer schwerer werdenden Säcke auch wird und so sehr auch von dem Herausklauben der braunen Knollen dem, der dieser Arbeit ungewohnt, die Hände weh zu Inn beginnen — lustig geht's allemal her bei der Arbeit. Wie die breiten Reihen der Frauen und Mädchen vorrücken, vergeht kein Augenblick, ohne einen munteren, gemütlichen Schwatz, und des Kicherns und Lachens ist besonders unter dem jungen Volk fast kein Ende. Und keiner geht vorüber, gar wenn es ein junger Knecht oder sonst ein Mannsbild ist, der nicht mit keckem Scherzwort aufs Korn genommen wird, und wenn der bei guter Laune und die Worte gut zurückzugeben weiß, dann wird auch gern eine kleine, wohlverdiente Pause eingelegt und das Geplänkel geht munter hin und her, bis die Arbeit wieder ruft. Und manches Malerauge hat sich schon ergötzt an dem Anblick der fleißigen Frauen in ihren bunten Kleidern und Kopftüchern, und an dem Kontrast zwischen dem gelben Halbdürren Krautfeld hüben und dem nackten auf gewühlten Erdreich drüben. Gar wenn die Sonne drüber hinglänzt, gibt das ganze ein prächtiges, ernstes und doch auch heiteres Bild. Und wenn man es recht betrachtet, so Wird ein jeder sehen, daß es seinen gar eigenen Zauber hat, so ein Kartoffelfeld zur Erntezeit. SeWW SWz dn StadlMMck«. Donnerstag, den 25. August 1932, abends 8 Uhr. Anwesend sämtliche Stadtverordnete und Stadträte, so wie viele Zuhörer. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhoben sich alle An wesenden von den Plätzen und Bürgermeister Dr. Kron feld hielt dem verstorbenen Stadtverordneten Richard Jähns, auf dessen Platz ein großer Strauß roter Rosen stand und um dessen Stuhl sich eine Trauerschleife wand, einen warmemp fundenen Nachruf. Seit dem Jahre 1917 habe der Verstorbe ne ununterbrochen dem Kollegium angehört und stets in un eigennütziger Weise seine Kraft in den Dienst der Stadt und seiner Bewohner gestellt. Dafür folge ihm der Dank über das Grab nach. Wie man ihm im Leben als Menschen jederzeit hochschätzte, so werde man auch sein Andenken immerdar in Ehren halten. Anstelle des Verstorbenen trat Tischler Kurt Hunzigei ins Kollegium ein. Der Vorsitzende hieß ihn im Amt willkom men und schloß daran die Hoffnung auf ersprießliche Mitarbeit. Unter Eingänge und Mitteilungen gab der Vorsitzende ein Rundschreiben des Sandespensionsverbandes sächsischer Ge meinden über die Kürzung der Ruhelöhne und der Hinterblie benenversorgung auf Grund der Notverordnung bekannt. Mit der diesbezüglichen Wanderung des Ortsgesetzes war man ein verstanden. 12 Siedkerstellen in der Städtischen Randsiedlung. Vom Reichskommissar für Kleinsiedlung waren bekanntlich der Stadt für 12 Siedlerstellen 30 000 Mark in Aussicht ge stellt worden. Betriebsausschuß und Stadtrat hatten sich be reits mehrfach mit der Sache befaßt und die nötigen Vorarbei ten geleistet, so daß die notwendigen Unterlagen zur endgülti gen Genehmigung bereits dem sächsischen Arbeitsministerium vorliegen. Für die Stadtverordneten handelte es sich lediglich noch darum, die vom Betriebsausschuß gefaßten und vom Stadtrat angenommenen Beschlüsse ebenfalls zu sanktionieren. Das geschah auch einstimmig. Und so wurde beschlossen 1. daß die 30 000 Mark angenommen werden, 2. daß die Stadt als Träger der Siedlung auftritt, 3. daß Architekt Schubert mit der Bauleitung beauftragt wird und dafür eine Entschädigung