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MsdmfferTageblail Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werttagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srei Hau«, bei Poftbestellung RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Poftaustalten, Post. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Falle höherer Bemalt, —— — " » Krieg oder sonstiger Be ¬ triebsstörungen besteht teiu Anspruch aus Liejerang der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung «ingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porlv deiliizi. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis- die 8g«,polten« Roum,eil« 20 Rpsg., di« 4g«spaltrne Z«il« der amtlichen Bekanntmachungen 4V Brich, Pfennige, die sgespaltene Reklomezcile im textlichen Teile 1 RMt. Nachweisungsgebühr ro Reichspsennige. Dor» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebisvorm.10Uhr. Für die Nichligkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen üdern. wir keine Garantie. Leder Avdauanirrrv erliiv,,n lnn der Lcirvt lrrch Klage ein gezogen werden muß oder der Luftraxgeder in Krulnre jrrci. . Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 207 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruss-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 5. September 1932. Der große Aufmarsch des Stahlhelm. Oie Gtahlhelmkun-gebung in Berlin. Schon am Sonnabend stand Berlin ganz im Zeichen Ges großen Aufmarsches des Stahlhelm. Aus allen Teilen des Reiches waren die Stahlhelmer zu Tausenden und Zehntausenden herbeigeeilt, um an der großen Ver anstaltung im Stadion und an dem Aufmarsch auf dem Tempelhofer Feld teilzunehmen. Für den Aufmarsch auf dem Tempelhofer Feld, auf dem an 160 000 Stahlhelmer beteiligt waren, waren neun Anmarschstraßen notwendig, «m den Aufmarsch reibungslos und pünktlich durchführen zu können. 120 Sonderzüge und Tausende von Kraft wagentransporten hatten die auswärtigen Teilnehmer nach der Reichshauptstadt gebracht. Besonders des Kraft wagens hatte man sich aus Ersparnisgründen in diesem Jahre bedient, da bekanntlich jeder Stahlhelmer selbst die Kosten der Fahrt tragen mußte. Zahlreiche Gebäude hatten in der Reichshauptstadt zur Begrüßung der Mit glieder des Stahlhelm schwarz-weiß-rot geflaggt. Für die Verpflegung der Teilnehmer an der Stahl- hekmkundgebung war in diesem Jahre eine Neuerung ge troffen worden, um jede Störung der Nahrungszufuhr von vornherein auszuschalten. Für den Sonntag waren 25 Feldküchen aufgefahren, 120 000 Paar Würstchen und 30 000 Liter Milch zur Beköstigung der Stahlhelmer bereit- gestellt, die an dem großen Aufmarsch auf dem Tempel hofer Feld teilnahmen. Insgesamt waren 850 Kellner und Hilfsarbeiter aufgebotcn, um allen Anforderungen gerecht werden zu können. England und der Stahlhelm. Die englische Presse widmet der Stahlhelmtagung in Berlin große Aufmerksamkeit. Die konservative „Mor- ningpost" bringt die Kundgebung in großer Aufmachung und eröffnet ihre« Bericht mit den Worten: „Der Stahl helm ist diejenige machtvolle Organisation Deutschlands, die dem englischen Konservativismus geistig verwandt ist. Die Tagung kann »em Reichskanzler bei den augenblick lichen Verhältnissen mse willkommen sein. Die ganze Organisation und der Geist des Stahlhelm geht darauf hinaus, den Frontgeist der alten Armee aufrecht zu er halten." * Oer Siahlhelm-Wehrsportabend. Den Auftakt zu dem großen Aufmarsch des Stahl - h-elm s auf dem Tempelhofer Feld bildete der Wehr sportabend im Stadion. Das Stadion war schon lange vor dem Beginn von Zuschauern überfüllt. 70 000 Karten waren im Vorverkauf ausgegeben worden. Die Ehrenloge war bis auf den letzten Platz besetzt. Die beiden Bundesführer, Seldte und Duesterberg, wurden stürmich begrüßt. Die Reichsregierung war ver trete« durch den Reichskanzler, den Reichs innenminister, der das Stahlhelmabzeichen trug, den Reichseruährnngsminister und den Reichsfinanzminister. Reichswehrminister von Schleicher ließ sich durch den Obersten von Bredow, de« Chef des Militäramtes, vertreten. Dr. Bracht vertrat die kommissarische preußische Staatsregierung. Das Diplomatische Korps war in großer Zahl erschienen. Der Kronprinz, die Kronprinzessin, Prinz Walde mar von Preußen mit Gemahlin, Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, Generalfeldmarschall von Macken sen, General von Walter sowie zahlreiche andere hohe Offiziere der alten Armee und der Marine wohnten den Übungen von Anfang an bei. Von ausländischen Gästen sah man u. a. den Führer der österreichischen Heimwehr, Fürsten Starhemberg. Die Wehrsportübnngen brachten Freiübun gen, Hindernislaufen, Staffelläüfe, außerordentlich inter essante Gas- und Sanitätsübungen sowie Ordnungs übungen. Mehrere Flugzeuge kreisten dauernd über dem Stadionrund. Nachdem dann vereinigte Stahlhelmkapellen in Stärke von 500 Mann eine Reihe von Liedern und Märschen unter starkem Beifall zu Gehör gebracht hatten, erfolgte der Einzug von 2500 mit Eichenlaub geschmückten Fahnen aus allen deutschen Gauen, die im Parademarsch in Achterreihen an den Tribünen vorbeizogen. Der Landesführer von Groß-Berlin, Major a. D. von Stephani, begrüßte bei dieser Gelegenheit die Ehrengäste und im besonderen Reichskanzler von Papen. Der Große Zapfenstreich und das Deutschlandlied sowie ein Riesenfeuerwerk, das in großen Leuchtbuchstaben den Stahlhelmgruß „Front Heil" brachte, beschlossen die eindrucksvolle Kundgebung. Der Abmarsch der Masten vollzog sich reibungslos. Gruß an die Reichswehr. Der Erste Bundesführer des Stahlhelms, Franz Seldte, gab während des Wehrsportabends folgendes beaaunt: .Die im Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, geeinten Feldgrauen aus dem Weltkriege und die im Jungstahlhelm gesammelten jungen Freiheitskämpfer be grüßen die Vertreter der heutigen Wehrmacht, die Ver treter der Reichswehr. Wir danken sür ihr Erscheinen und bringen der Reichswehr als unseren Gruß ein drei faches „Front Heil!". Oie schwarz-weiß-roie Kampfverbundenheit. Der deutschnationale Parteiführer, Dr. Hugen berg, hat an die Bundesleitung des Stahlhelms folgen des Telegramm gesandt: „In schwarz-weiß-roter Kampfverbundenheit grüßt die Deutschnationale Volkspartei die zum 13. Frontsoldatentag versammelten Stahlhelmkameraden." Der sächsische Stahlhelm beim Reichsfrontsoldatentag. Der Landesverband Sachsen des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, traf in acht Sonderzügen in Berlin ein. Nach der Ankunft marschierten die vier Gaue des Landes verbandes Sachsen zu ihren Standquartieren, für die ver schiedene Lokale in der Nähe des Tempelhofer Feldes be stimmt waren. Dort gab es nach der langen Fahrt eine kurze willkommene Ruhepause. Um halb"sicbesFUHr^äk der Landesverband in einer Stärke von 8300 Mann in der Lichterselder Straße an und marschierte, begleitet von acht Musikkapellen, in knapp dreiviertelstündigem Marsch über den Belle-Alliance-Platz und die Flughafenstraße aus das historische Feld. Wegen der früheren Morgenstunden durfte allerdings das Spiel nicht gerührt werden. Bek dem großen Aufmarsch zum Appell stand der Landes verband Sachsen auf dem linken Flügel des dritte^ Treffens. Für den Vorbeimarsch war der Landesverband in fünf Marschgruppen gegliedert, von denen der Gau Ost sachsen als der bei weitestem stärkste zwei Marschgruppen in Anspruch nahm, während die übrigen sächsischen Gaus je eine Marschgruppe zählten. Bei der unerwartet großen Teilnehmerzahl dauerte es sehr lange, ehe die Sachsen zum Vorbeimarsch kamen. Wie bei den früheren großen Aufmärschen wurde auch diesmal den Sachsen ob ihrer: ausgezeichneten Haltung starker Beifall zuteil. Nach dem Vorbeimarsch marschierten die sächsischen Gaue Wiede« nach dem Anhalter Bahnhof zurück, von wo sie zurj Rückfahrt verladen wurden. Von Stolz erfüllt, zu ihrem; Teil zu dem glänzenden Verlauf des 13. Neichssront- soldatentages beigetragen zu haben, kehrten sie noch in der Nacht nach Sachsen zurück. Ser große Siahlhelmaufmarsch. 180 OM Teilnehmer, 3M MO Zuschauer. IN den frühen Morgenstunden des Sonntags, als? noch nächtliches Dunkel über der Stadt lag, und strömen der Regen niederging, hallten die Straßen der Berliner« Vororte bereits vom Gleichtritt der Stahlhelm-, kolonnen wider, die sich in Richtung Tempelhofer Feld bewegten, das für den großen Aufmarsch zum Reichsfrontsoldatenappell ausersehen war. Trotz der frühen Morgenstunden waren schon Tausende von Men schen auf den Straßen, um das ungewohnte Bild zu sehen. Gegen 7 Uhr morgens hörte dann endlich auch der Regen aus. In der Umgegend des Tempelhofer Feldes» zogen sich die Heeressäulen zusammen und nahmen dis befohlene Aufstellung. Die Zahl der nach Berlin geeilte« Stahlhelmer hak alle Erwartungen übertroffen. Mit 180 000 Teil nehmern hat der 13. Rei chs fronts oldatcntag alle fein» Vorgänger übertroffen. Die Zahl der Zuschauer ist auf 3 0 0 OVO M schätze».^ Wiederum war eine große Anzahl von Ehrengästen zugegen.. Der Kronprinz und die Kronprinzessin! wären bereits von 9,30 Uhr ab anwesend, während dis Prinzen Eitel Friedrich und Oskar mit ihrou^ Potsdamer Kameraden in Reih und Glied marschierte«.: Neben dem greisen Generalfeldmarschak von Macke n-i sen — dem die Zuschauer besonders huldigten — saH man den fast ebenso alten Kammerberrn und krüheriM Appell der Frontsoldaten auf dem Tempelhofer Feld