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Letzte Jährt iier Tote« -er „Niobe". Die Beisetzung auf dem Garnisonfriedhof.° -Inmitten des viereckigen Platzes auf dem Garnison- fricdhof in Kiel, zu dessen beiden Seiten, begrenzt von Ligus erhellen und Zypressen, d.e Grabstätte der Toten der Niobe" liegen, weht über der Krone cmcr Traucrwc.de die Kricgsflagge halbmast. Die wenigen Ge- retteten der „Niobe" nehmen unter dem Altar Aufstellung, während zwei der Geretteten als Ehrenposten am Eingang der Grabstätte die Totcnwacht halten für ihre gebliebenen Kameraden. Gegenüber stehen die Abordnungen der Ma- rine und der zahlreichen Verbände. Die Angehörigen der Toten und die offiziellen Persönlichkeiten Hachen ihre Plätze nahe den Gräbern. Unter den Trauernden erscheinen auch der Prinz Waldemar von Preußen nebst Gattin und der Prinz August Wilhelm von Preußen, dessen Pflegesohn der ertrunkene Seekadctt von Türcke war. Der Chef der Marinelcitung, Admiral Dr. e. h. N a e d e r, er scheint zugleich als Vertreter des Reichspräsidenten. Der Befehlshaber der Linienschiffe, Konteradmiral Foerster, ist als Vertreter des Flottenchefs zugegen. Ter Chef der Heeresleitung wird vertreten durch den Inspekteur der Waffenschule, Generalleutnant von Mittelberger. Ver treten sind anch das Oberpräsidium, das Regierungs präsidium, die Oberpostdirektion, die Reichsbahndirektion, das Polizeipräsidium, die Stadt Kiel und die Nachbar kreise, zumeist durch ihre Leiter. Die Offiziersverbände, die Traditionsverbände, Marine- und Kriegervereine, die Parteien, Stahlhelm und Reichsbanner haben Abord nungen gesandt. Die Särge wurden bereits vor Beginn der Trauer feierlichkeiten in die Grüfte gebracht. Die zahllosen in der Kapelle gesammelten Kränze wurden an den Gräbern niedergelegt. Unter den Kränzen befindet sich einer des Kaisers. Nach dem Choral nahm der evangelische Stations pfarrer Sonntag das Wort. Er betonte, daß wir heute aller Gebliebenen, auch derer, die von ihren Angehörigen in die Heimat übergeführt worden seien, und derer, die die See noch nicht zurückgegeben habe, gedächten. Sie, die eben noch in der Takelage und im Unterrichtsraum gearbeitet hätten, hätten nicht geahnsi wie nahe ihnen der Tod gewesen sei. Viele Hoffnungen seien zerbrochen, aber der Geist, der auf der „Niobe" gepflegt worden sei, solle uns über den Untergang dieses Schiffes hinweghelfen. Unbegreiflich seien Gottes Gerichte und unerforschlich seine Wege. Sodann nahm Pfarrer Sonntag d.e Einsegnung der Toten vor. Der katholische Pfarrer Hermes sprach vor allen Dingen den Angehörigen der Gebliebenen Trost zu. Es folgte dann der Choral „Harre, meine Seele". Darauf nahm der Chef der Marineleitung, Admiral Räder, das Wort. „Eine heilige Mahnung.^ Einen tiefempfundenen Nachruf hielt der Chef der Heeresleitung, Admiral Näser, den Opfern der „Niobe"-Katastrophe. Er führte u. a. aus: „Es ist ein Trost für die Leidenden, Genossen im Unglück zu haben", sage ein altes römisches Sprichwort. Leidensgefährten zu sein, führe die Menschen zusammen und wahrlich der Genossen im Unglück seien bei dem Untergang der „Niobe" gar viele. Die ganze Nation, das ganze deutsche Volk habe sich in einer Zeit der inneren Zerrissenheit einmütig an unsere Seite gestellt in aufrichtiger Trauer und in verständnisvollem Mitempfinden. In diesem Augenblick tiefster Trauer hätten wir das gesunde vaterländische Herz des deutschen Bolles schlagen hören. Die dahingegangenen Kameraden seien zu uns gekommen, um in schwerster Zeit völkischer Not ihr Leben dem Vaterlande zu weihen. Sie seien Krieger gewesen, deren Sinn in männlichem Kraftbewußtsein auf Kampf eingestellt gewesen sei, und die im Vollgefühl ihrer Aufgabe als echte Soldaten und Seeleute auch das Ringen mit den Elementen in Rechnung gestellt hätten. Und in diesem Ringen sei es Disziplin, echte deutsche Soldatendiszipliu gewesen, die sie beseelt habe bis zum letzten Augenblick. Getreu ihrem Fahneneide hätten sie freudigen Gehorsam bewiesen. So seien sie Vorbild geworden für uns alle. So stehe auch über diesem ungeheuren Opfer nicht das bittere „Umsonst". So solle uns dieser Schicksalsschlag An sporn fein zu mutiger, treuester Pflichterfüllung. Die Namen unserer Kameraden, die unlösbar mit der deutschen Marine und ihrem geschichtlichen Wirken allezeit eng ver bunden seien, seien uns eine heilige Mahnung, auf dem als richtig erkannten und durch die Erfahrung klar fest gelegten Weg der Ausbildung in unerfchütterlicher Zu versicht fortzuschreiten. Sie seien uns ein leuchtendes Vorbild für alle Zeiten im Sinne des Wortes des großen Preußenköngs: „Es ist nicht nötig, daß ich lebe, Wohl aber, daß ich meine Pflicht tue." Unter Trommelwirbel und dem Nollen der drei Ehrensalven legte darauf Admiral Räder den Kranz des Reichspräsidenten nieder. Darauf spielte die Musik das Lied vom guten Kameraden. Die Fahnen senkten sich. Nachdem noch der evangelische Pfarrer die Rainen der beigesetzten Toten der „Niobe" und sodann die Namen der in die Heimat übergeführten und zuletzt die Namen der Vermißten verlesen hatte, schloß die Tranerfcicr mit dem Deutschlandlied. Traucrseier für Admiral a. S. Zenker. Die Trauerfeier für den verstorbenen ehemaligen Chef der Reichsmarine Admiral a. D. Zenker fand in der Friedhofskapellc von Osterode im Harz unter überaus großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Neben zahl reichen Vertretern der Reichsmarine, der Reichswehr und militärischer Verbände sah man eine Anzahl von Teil nehmern an der Skagerak-Schlacht, die von dem ehemali gen Führer des Schlachtkreuzers „Von der Tann" Abschied nehmen wollten. Die Gedächtnisrede hielt Wehrkreisober pfarrer Müller (Königsberg), der die hervorragenden Fähigkeiten des Admirals und feine Aufbauarbeit in der Reichsmarine nach dem Kriege würdigte. Am Sarge hiel ten Angehörige des Marinevereins „Admiral Zenker" die Ehrenwache. Neben dem Sarg, den die Kriegsflaggc der kaiserlichen Marine bedeckte, hatten die Angehörigen des Verstorbenen sowie die Abordnungen der Neichs- marine und Offiziere des alten Heeres Platz genommen. Zum Schluß der Trauerfeier erklang, dem Wunsche des Verstorbenen entsprechend, das Deutschlandlied. Daraus wurde der Sarg von Angehörigen des Marinevereins zum Leichenkraftwagen getragen. Auf dem Wege bildeten Militärvercine Spalier. Das „Niobe"-Wrack. Das Wrack des gehobenen Segelschiffes „Niobe" ist — Wie unser Bild zeigt — von dem Dampfer „Simson" (im Hintergrund) jetzt in das Marinearsenal übergeführt worden. Bayern und die Reichsreform. Verhandlungen des Ministerpräsidenten Held in Berlin. Ministerpräsident Dr. Held hatte, wie die bayerische amtliche Pressestelle mittcilt, in Berlin eine Ausfprache mit Mitgliedern des Neichskabinetts über die Stellung nahme Bayerns zur Frage der Reichsresorm. Die Aus sprache war veranlaßt durch die Ncde des Ncichsinneu- ministers auf der Verfassungsfeier am 11. August 1932, in der die Neichsregierung ihren Entschluß ankündigte, alsbald eine Versassungs- und Reichsreform in Angriff zu nehmen. Die Forderungen Bayerns entsprechen den schon früher gestellten und öffentlich erörterten Anträgen. Sie verlangen vor allem, daß eine Neuordnung der ver fassungsrechtlichen Verhältnisse nur auf dem unbestritte nen Boden des Rechts ungebahnt wird. Die Bayerische Staatszeitung meldet ergänzend, Dr. Held habe vor allem nachdrücklich betont, daß die baye rische Staatsregierung keinesfalls irgendeiner Maßnahme zustimmen werde, die sich nicht streng im Rahmen der Reichsverfassung halte, und daß Bayern im Reichsrat an der Lösung des preußischen Problems nur unter der Voraussetzung aktiv mitwirken könne, daß die von Bayern für erforderlich gehaltenen verfassungsmäßigen Garantien für die süddeutschen Länder in vollem Umfange ge schaffen werden. Die Anschauungen der bayerischen Re gierung seien in einer vertraulichen Denkschrift zusammen- gefaßi, die der bayerische Ministerpräsident bei den Unter redungen dem Reichskanzler und dem Reichsinnenminister überreicht habe und die auch den Regierungen der anderen süddeutschen Länder sowie der sächsischen Regierung von München aus unmittelbar zugestellt worden sei. Die Besprechungen des bayerischen Ministerpräsiden ten haben sich nach der Bayerischen Staatszeitung auch auf die Pläne erstreckt, mit denen die Reichsregierung dem bevorstehenden Zusammentritt des Reichs- tag es entgegensieht. Der bayerische Ministerpräsident habe keinen Zweifel daran gelassen, daß die bayerische Regierung sich auch in diesem Zusammenhang nicht in der Lage sehen werde, irgendeiner Maßnahme, die mit der Verfassung nicht in Einklang stehen sollte, ihre positive Zustimmung zu geben. Irr Vorstlnid der 6PI beschwert sich. Berlin, 23. August. Wie der „Abend" mitteilt, fand am Dienstag in der Reichskanzlei eine Aussprache statt, an der auf sozialdemokratischer Seite die Reichstagsabgeordnelrn Wels und Stampfer, auf Seiten der Regierung Reichskanzler v. Pa pen, Dr. Bracht und Staatssekretär Planck teilnahmen. Die so zialdemokratischen Vertreter hätten erklärt, daß die fortge setzten Amtsenthebungen von Sozialdemokraten einer Infamie- rung der sozialdemokratischen Partei gleichkäme und mit dem Geist der Verfassung nicht zu vereinbaren seien. Die kommissari sche Preußenregierung habe kein Recht zu einem derartigen Vor gehen. Die Vertreter der Sozialdemokratie brachten sodann auch die Zuchthausurteile von Brieg zur Sprache und erklärten, diese seien nur dadurch zustande gekommen, daß die Angeklag ten widerrechtlich ihren ordentlichen Richtern entzogen worden seien. Mige llmhtn bei MMtz. Berlin, 24. August. In der Nähe der Agnes-Hütte bei Bittkvw kam es nach einer Meldung Berliner Blätter aus Kättowitz am Dienstag nachmittag zwischen den dort wilden Abbau treibenden Arbeitslosen und der Polizei zu blutigen Zusammenstößen. Eine größere Polizeitruppe im Stahlhelm sperrte das ganze Gelände ab und vertrieb die Arbeitslosen aus den Notschächten. Die Arbeitslosen setzten den Polizeibe amten Widerstand mit Aexten und Keilhammern entgegen, mußten aber der Uebermacht der Polizei weichen. Nach den bisherigen Mitteilungen sollen mehrere Arbeitslose getötet nnd verletzt worden sein. Nationalsozialistischer Aufruf gegen die Zusammenlegung von Landkreisen. Berlin, 23 August. Der Preußische Pressedienst der NS.- DAP. verbreitet einen Aufruf der nationalsozialistischen preu ßischen Landtagsfraktion, der sich unter der Überschrift: „Preußenvolk hilf, wehre Dich gegen lebensfremde Maßnahmen vom grünen Tisch" mit der Zusammenlegung von Landkreisen beschäftigt. Es heißt darin unter anderem: Zahlreiche Land kreise Preußens, insbesondere in den Provinzen Hannover. Hessen-Nassau, Schleswig-Holstein und der Rheinprovinz sind aufgehoben, ohne daß die Belange der Bevölkerung genügend beachtet wurden. Die nationalsozialistische Landtagsfraktion rufe deshalb die Bevölkerung der betroffenen Kreise auf, ihr sofort alle ihre Einwände unter Beifügung von Belegen mitzuteilen, damit unter dem Druck des der nationalsozialistischen Fraktion schon jetzt vorliegenden Materials und der weiter eingehenden Unterlagen die kommissarische Staatsregierung in Preußen ge zwungen sei, ihre Maßnahmen unter dem Gesichtspunkt zu über prüfen, ob sie dem Interesse des Volkes entsprechen. Sie RegiekWSbildW in Thüringen. Weimar, 23. August. ' Am Schluß der Dienstag-Sitzung des Thüringer Landtages beauftragte das Landtagspräsidium den nationalsozialistischen Abgeordneten Sauckel als Fraktions- sichrer der stärksten Partei des Parlaments mit der Neubildung der Landesregierung. Obwohl bereits Vorverhandlungen über die Regierungsbildung zwischen Nationalsozialisten, Deutsch nationalen und Landbund stattgefunden haben, war am Diens tag abend noch keinerlei Klärung der politischen Läge zu er kennen. Nach zuverlässigen Informationen steht jedoch schon jetzt fest, daß sich die Deutschnatioalen, die im Landtag mit zwei Abgeordneten vertreten sind, an der kommenden Regierung nicht beteiligen werden. Das verlauste Österreich. Lausanner Protokoll vom Nationalrat endgültig angenommen. Der Österreichische Nationalrat faßte nach länge rer lebhafter Aussprache den Beharrungsbcschluß, der den Einspruch dcs Bundesrates gegen das Lausanner Proto koll unwirksam macht. Der Beharrungsbcschluß wurde mit 82 gegen 80 Stimmen angenommen. Für diesen Beschluß stimmten die Christlichsozialen, der Landbund und Teile des Heimatblockes, gegen den Beschluß die Großdeutschen, die Sozialdemokraten und die frondierenden Abgeordneten des Heimatblockes. Ein großdeutscher Antrag, den Beschluß des Nationalrates vor der Beurkundung durch den Bundespräsidenten einer Volksabsti mmung zu unterziehen, wurde mit dem gleichen Stimmverhältnis abgelehnt. Damit wird die weitere KnebelungOsterreichs durch die Gläubigermächte zur Tatsache werden. Für eine internationale Anleihe, die nur zu einem kleinen Teil Österreich selbst zugute kommt und zum größten Teil in die Taschen der Geldgeber wieder zurückfließt, muß Öster reich seine außenpolitische Selbständigkeit, besonders im Hinblick aus ein Znsammengehenmit Deutschland ausgcben und sich unter ein» internatio nale Finanzkontrolle stellen. Die Gläubigermächte haben es verstanden, die bittere Notlage Österreichs gründlich für ihre Zwecke auszunutzen. Weitere Einfuhrverbote in Oesterreich. Wien, 28. August. Der Hauptausschuß des Oesterreichische» Nationalrates hat eine vierte und fünfte Einfuhrverbotsver ordnung mit Mehrheit genehmigt. Es handelt sich um Verbot- für Blei und Bleierzeugnisse, wie zum Beispiel Drucklettern und Akkumulatoren. Außerdem wird der Zollsatz für Honig und Kunsthonig, für Bronze und Platin fowie für Kalium, Natriunl Ammonium und Aetzkali erhöht. Ebenso wird Malz und Gerste in die Einfuhrverbotsverordnungen einbezvgen werden. Gronau «ach Cordova weitergeflogen. Neuyork, 23. August. Wie aus Juneau auf Alaska gemeldet wird, ist Gronau zum Weiterflug nach Cordova aus- gestiegen. Vor der Eröffnung des Mtieldeutschen Großsenders. Der stärkste Sender Deutschlands. Als am 1. März 1924 der Mitteldeutsche Nundfuni als zweite deutsche Rundfunkgesellschaft seine Sendung begann, wurde er mit der damaligen schwachen Sende- energie von 0,3 KW. Anlennenleistung nicht nur innerhalb seines Bezirkes, sondern weit darüber hinaus gehört. Bald wurden jedoch in Deutschland und im Auslände weitere, zum Teil stärkere Sender errichtet, die die Emp fangsverhältnisse im mitteldeutschen Gebiet ungünstig beeinflußten. So kam es trotz Verstärkung der Antennen- leistung dahin, daß große Teile Thüringens und de/ Provinz Sachsen — ja selbst weite Gebiete des Frei staates Sachsen — ihren Bezirkssender nur noch M» selektiven, also teuren Empfangsgeräten hören konnte». Zur Behebung dieser unhaltbaren Zustände ordnete i»> Dezember 1930 das Ncichspostministerinm die beschleu nigte Errichtung eines mitteldeutschen Großsenders »st dessen Strahlungsengerie einen guten Empfang auch m» einfachen Geräten im ganzen Sendebezirk ermöglicht sollte. Es galt zunächst, durch Strahlungsmessungen vt Hilfsscndern, die an verschiedenen Stellen des Sende bezirks errichtet wurden, den günstigsten Standort für dt neuen Niesen zu ermitteln. Diese Versuche verwiest endlich ans die Elsterniederung bei Wiederau, weil do» wenige Meter unter der Oberfläche mächtige, von stärkt und beständigem Grundwasser durchflossene Schott, lagern, die eine fast widerstandslose und aleichbleibc»^ gute Erdverbindung gewährleisten. So kam cs zur G richtung des neuen Großsenders in der Nähe Wiederau bei Leipzig. Die beiden Funktürme des „Gr»^ senders Leipzig", wie sein offizieller Name lautet, st» aus amerikanischem Pechkieferholz erbaut, das eine auß^ ordentliche Stabilität garantiert. Sie sind 125 Meter lE und stehen 308 Meter auseinander. In ihrer Mitte das Antennenhaus; es enthält eine Stufe mit AbstiM», Mitteln zum Abstimmen der Enecgieleistung und der Höbenantenne führenden Reuse. Fn einiger Entfern»'