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MMufferTaMan für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Telegr.-Adr.; „Amtsblatt" Wilsdruss-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, de« 17. August 1932 « setteN-v- 20 Bxfg., die IgclpaNme Zeile der emllichev Bekomtmachungen 4° Leiche' ' d'L ^gespaltene Neklomezcile >m textlichen Teile 1 SiMK. Siachweisungegebuhr 2V Acichrpiennige. Dor' S°-»"r°ch°ri Am. Nr. « Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschaff, d"^Postb°stÄ^ fD °n°?^ee"°,?en, n-chmittag- S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- RM. boten und unicre Aus- zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten, Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend triebsstürungen besteht kein 7777 I 777 I 7^ Krieg oder sonstiger Be- LLt^W d.-B^ ^chsendung durch Fernruf üdeim^ cnrrr «lag- cingczogrn werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerbt. aerickls und dkl Ä^blatt ist daszur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- g ^s^und^e^Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 192 - 91. Jahra^ ' " ' Borarbeiten siir dm ReWWeM Sold und Silber hält' ich gern... Rückschau auf Los Angeles. Das glanzvollste sportliche Ereignis, das je die Welt gesehen hat, die 10. Olympischen Spiele zu Los Angeles, ist vorüber. Wenn vorher in fast allen Ländern von Wirtschaftskrise und Geldmangel geredet wurde, um eine sehr kleine Expedition oder gar völliges Fernbleiben zu entschuldigen, so darf man wirklich sagen, datz es bei diesem Gerede geblieben ist. Die Beteiligung aller Nationen war glänzend, mit einemmal wollte kein Land zurückstehen, und wo ein Wille ist, ist eben auch ein Weg! Der Verlauf der Spiele, der vom ersten Tage an .Höchst leistungen brachte, die sich ins Phantastische und kaum Glaubhafte steigerten, der jeden Tag als einen einzigen Höhepunkt, als einen Edelstein, dem nichts Vergleichbares gegenüberstand, erscheinen ließ, hat gezeigt, daß der olym pische Gedanke lebt und durch ihn der weltumfassende Gedanke des Sports überhaupt. Aus den Edelsteinen jeden Tages fügte sich allmählich eine kostbare Kette. Jedes einzelne Glied zeugt von dem menschlichen Willen, Übermenschliches von seinem Körper zu verlangen, zeugt von Kamps bis ins Letzte, von berauschendem Sieg und von jener Ritterlichkeit, die sich wie eine Goldader durch alles sportliche Tun zieht. Gewiß, die Goldmedaillen haben sich in Los Angeles für Deutschland sehr rar gemacht. Woran lag es? Bei der Beantwortung dieser Frage entsteht schon eine Schwierigkeit. Denn es sind dabei so viel Imponde rabilien zu berücksichtigen, so viel unmcßbare Werte, die sich doch so real auswirkcn, daß hier die Meinungen Wohl immer auseinanderstreben werden. Menschen, die offensichtliche Deutungen lieben, werden nnser Versagen, um dieses Wort einmal bei unseren Leichtathleten zu gebrauchen, einfach aus ungenügende Vorbereitung, auf mangelndes Führertalcnt, auf das Fehlen der letzten Konzentration im entscheidenden Moment usw. schieben; anvere wieder werden all diese Dinge erst als Aus wirkungen umfassenderer betrachten, beispielsweise auf unsere wirtschaftliche Not, unsere Arbeitslosigkeit und auf die vielen Umstände und Begleiterscheinungen unseres Lebens mit seiner täglichen Unruhe, Hinweisen. Y?cr darf hier von Schuld sprechen? Unsere Leichtathleten haben im entscheidenden Moment bewiesen, daß sie nicht über sich hinauswachscn können. Diese Leistungssteigerung, zu der beispielsweise ein Carr, ein Hampson, ein Tlsdall fähig war ist aber Nervensache, und Nervensachen haben, das weiß jeder Psychologe, meist einen langen Weg. Unsere Schwimmcr? Wenn in dieser Frage ein leiser Vorwurf stecken sollte, kann man sie am besten mit einer anderen beantworten, die lautet: Und Amerikas Schwimmer? Was sind denn überhaupt die Schwimmer aller Nationen gegen diese kleinen gelben Menschen, die meist noch zur Schule gehen, gegen die Japaner? Im Wasserballspiel ist Ungarn besser geworden, wir haben nichts zugelernt. Tas gilt für den deutschen Schwimm sport überhaupt. DieRuderer haben gehalten, was sie versprachen. Wir wollen uns nicht cinbilden, daß die Entsendung der Amieitia-Mannheim und des Berliner RC. ein Akkreditiv sür Goldmedaillen ist, so vorzüglich diese Mannschaften auch sind. Daß sie zu den b e st e n der Welt gehören, haben sie gezeigt. Bnhtz hatte Pech. Mit einer Grippe in den Knochen kann man nicht gewinnen. Ein Loblied darf man unseren Schwerathle ten singen, nud ein Dankgebct haben sie auch verdient. Machen wir's kurz und innig: Ihr habt alle unsere Hoff nungen erfüllt, bravo! An Straßbergers „Bronzene" kann man nicht ohne leises Schmunzeln denken. Ihm hat halt's Vier gefehlt, dem Armen! Unser verhältnismäßig gutes Abschneiden im Fünfkampf sollte den maßgebenden Stellen ein An sporn sein, die Fünskämpfer zu unterstützen. Wir haben prachtvolles Material, nutzen wir es! Daß uns das Fechten eine große Enttäuschung brachte, ist leider unumstößliche Tatsache. Nur — man findet hier nicht gleich die richtige Melodie zum Tert. Fechten ist eine subtile Sache, eine Angelegenheit von Leuten mit Fingerspitzengefühl. Es wird erst immer daun von Instinkt geredet, wenn man ihn nicht mehr hat. Sollte es den maßgebenden Leuten des Fechter-Bundes wirklich entgangen sein, daß da in Ellen Preiß eine ganz hochklassige Fechterin hcranwnchs? Daß Helene Mayer nicht mehr ganz die alte „He" war, die Totsicherheit ihrer Hand einen kleinen Knacks bekommen hatte? Wir machen, scheint's, immer wieder dieselben Fehler und, was schlim mer ist, lernen nicht aus ihnen! Die deutsch-amerikanische Radfahrerei sollte auch am besten mit taktvollem Schweigen übergangen werden. Die Deutsch-Amerikaner, die sich zur Verfügung stellten, weil uns für die Entsendung deutscher Radfahrer das Geld fehlte, haben es sicherlich brav gemeint. Wenn sie versagt haben, bedeutet das eben nicht mehr und nicht weniger, daß sie noch nicht olympiareif waren. — Das waren verschiedene andere Deutsche auch nicht! Was bleibt? Die Hoffnung auf 1936 in Berlin! Er kennen wir unsere Fehler und Versäumnisse, lernen wir aus Men und nutzen wir dis Zeit. Sie Plaßverteilung im Reichstag. Nachdem die Neichsregierung klipp und klar hat erklären lassen, daß sie unbedingt mit ihrem Programm vor den Reichstag treten werde, ist es nun an den Par teien, ihre Vorbereitungen für ihre Arbeit im neuen Reichs tage zu treffen. Die Hauptsorge ist zunächst, wie die Plätze verteilt werden sollen. Nicht nur, daß es schwierig ist, für die 608 Abgeordneten Sitze zu schaffen, noch viel schwieriger ist es, die Sitzreihen neu einzuteilen. Die 230 Abgeordneten der NSDAP, bringen eine mächtige Verschiebung in der bisherigen Raumverteilung. Die Führer der einzelnen Fraktionen werden Ende dieser Woche zusammentreten, um sich über die Frage zu unter halten. Im Lause dieser Woche beginnt aber auch die par lamentarische Arbeit der Parteien, nachdem die Ab geordneten ihren Wahlurlaub beendet haben. Die sozialdemokratische Fraktion hält am Freitag ihre erste Sitzung ab. „Auf.hex Tagesordnung steht die Line Llnterredung mit Hitler. Die künftige Politik der NSDAP. Adolf Hitler gewährte einem Vertreter der Rheinisch- Westfälischen Zeitung eine Unterredung, in der er sich zu den Ncgierungsvcrhanplungen äußerte. Er erklärte u. a.: Die Hereinziehun^ des Reichspräsidenten in eine Re gierungsumbildung betrachte er als Abwälzung der Ver antwortlichkeit von den Schultern des Reichskanzlers auf die Schultern des Reichspräsidenten. Im übrigen sei er nicht aus seinen Wunsch nach Berlin gefahren, sondern gerufen worden. Er habe die Voraussetzung mit geteilt, unter der ein Eintritt in eine Regierung erfolgen könnte. Aus dem Munde des Reichskanzlers habe er er fahren, daß diese Bedingungen von vornherein durch den Reichspräsidenten abgelehnt wären. Er habe dann erklärt, daß in seinen Augen die Verant wortung für die gescheiterte Regierungsumbildung selbst verständlich Reichskanzler von Papen zu tragen habe, daß infolgedessen ein Besuch bei Hindenburg für ihn nicht in Frage komme, und daß er nur dann bereit sei, den Reichs präsidenten zu besuchen, wenn dieser noch keinen end gültigen Entschluß gefaßt habe, sondern zunächst die ver schiedenen Auffassungen kennenlernen wolle. Es sei dies aber, wie sich herausstellen sollte, nicht der Fall gewesen. Der Beschluß des Reichspräsidenten habe bereits vorgelegen. Datz er dennoch ^um Reichs präsidenten gekommen sei, sei nur der dem Minister Frick seitens des Staatssekretärs der Reichskanzlei neuerdings übermittelten telephonischen Erklärung zuzuschreiben, datz ein solcher Beschluß des Reichspräsidenten noch nicht gefaßt sei. In Wahrheit bestätigte bereits eine Viertel stunde vorher die Reichskanzlei der Presse die Tatsächlich keit des bereits gefaßten Beschlusses des Reichspräsidenten mit der Bemerkung, meinem (Hitlers) Besuch komme nur mehr formale Bedeutung bei und könne an dem Ergebnis nichts mehr ändern. Der Reichspräsident selbst erklärte dann ebenfalls, daß sein Entschluß bereits f e st st e h e. Auf eine Frage des Berichterstatters erklärte Hitler, daß er weiterkämpfen würde. In dem Augenblick, wo durch die Maßnahmen einer Regierung auf der nationalen Seite eine Stockung, auf der internationalen Seite aber eine Belebung »eintrete, werde sie von ihm abgelehnt, ganz gleich, wer immer ihre Männer sein mögen. Grundsätzlich sei er der Überzeugung, daß jede Regierung scheitern wird, die nicht eine seste weltanschau liche Verankerung in einer Bewegung ihres Volkes hat. Die Regierungstätigkeit der heutigen Rcichsregiernng werde seiner Überzeugung nach zum Chaos führen. Auf die Frage des Berichterstatters, ob es nichtig sei, daß Hitler die schärfste Opposition der NSDAP, gegen die Regierung Papen angekündigt habe, erwiderte Hitler, die nationalsozialistische Bewegung trete gegenüber der heutigen Reichsregierung in Opposition. Die Schärfe dieser Opposition werde bestimmt dnrch die Größe des Schadens, der dnrch das Unterbleiben einer Opposition entstehen würde. Aus die Frage, ob Hitler nicht glaube, daß es für die NSDAP, besser gewesen wäre, den Spatz in der Hand zu haben statt die Taube aus Lem. Dach, erwiderte Hitler: Beratung der im Reichstag einzubringenden Anträge und Gesetzentwürfe. Die deutschnationale Fraktion des Preußi schen Landtags hielt am Dienstag eine Sitzung ab, über die ein Bericht u. a. sagt: Einstimmig wnrde erklärt, daß die R e i ch s r e g i e ru n g unterstützt werden müsse, wenn sie jetzt im Reich und in Preußen, nachdem die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ihre Mit arbeit versagt hat, als wirkliches Präsidiälkabinett unabhängig von den Parlamenten regieren will. Die deutschnationale Landlagsfraktion erwartet, daß in Preu ßen durch den Reichskommissar ein ordnungsmäßig mit nationalen Fachleuten besetztes Kabinett ernannt wird. Sie erwartet weiter, datz die von der früheren preußischen Regierung lediglich aus parteipolitischen Beweggründen ernannten und beförderten Beamten weiter von ihren Ämtern beschleunigt entfernt und durch Willensstärke nationale Männer ersetzt werden. Die Verordnung des Reichskommissars über die Zusammenlegung von Kreisen und Amtsgerichtsbezirken wurde einmütig als völlig verfehlt bezeichnet. 'Nein. Ich werde niemals sür ein Linsengericht die Erstgeburt verkaufen. Ich halte es überhaupt in einer charakterlosen Zeit für wichtig, einem Volke zu zeigen, daß eine Bewegung ohne Rücksicht auf augenblickliche Vorteile oder Nachteile ihrer leitenden Männer unbeirr bar und unwandelbar das gesteckte Ziel erfolgt. Auf die Frage des Berichterstatters, wie die in Berlin anwesenden Führer die Entscheidung Hitlers ausgenommen hätten, erwiderte Hitler: Meine Führer würden mich nie verstanden haben, hätte ich anders gehandelt. Sie stehen auch heute mehr als je zuvor wie ein Mann hinter mir. Der Berichterstatter fragte weiter, wie seine Entschei dung bei den Mitgliedern der NSDAP, ausgenommen werde. In der Antwort Hitlers heißt es: Die Mitglieder der Partei wissen, daß ich jederzeit bereit bin, mein Leben für die Bewegung einzusetzens daß Hunderttausende das gleiche tun. Das alles wäre sinnlos, wenn plötzlich die Bewegung für ein anderes Programm als ihr eigenes ver liehen werden könnte. Als ich nachts von Berlin wegfuhr, stand eine große Menschenmenge tun meinen Wagen und schrie mir zu. Ich habe mir nur zwei Sätze gemerkt: G i b nicht nach! Bleibe hart! Der Berichterstatter fragte dann weiter, wie groß die Zahl der Terrorakte gegenüber den nationalsozialistischen Parteiangehörigen sei. Hitler antwortete: Die Zahl der Terrorakte der marxistischen Parteien gegen unsere Bewegung geht nun mehr in viele Zehntausende. Die Zahl de^ Toten beträgt über 300, die Zahl der Verletzten betrug im vergangenen Jahre über 6000, in diesem Jahre aber in 754 Monaten bereits über 8200. Es gibt ein Recht der Notwehr, das wir uns auf die Dauer nicht abschwatzen lassen durch die dumme Phrase von Ruhe und Ordnung. Durch dieses er bärmliche bürgerliche Geschwätz ist nicht einer meiner toten Kameraden lebendig geworden, nicht ein Krüppel wurde wieder gesund, nicht einem Verletzten wird dadurch ge- Holsen. Die nationalsozialistische Bewegung hat legal bis auf das äußerste gekämpft. Das Abschlachten aber nimmt bald ein Ende. Ich selbst werde mich gezwungen sehen, den Parteigenossen ein Notwehrrecht zu befehlen, das die roten Tscheka-Methoden aber dann wirklich blitz schnell beseitigen wird. Auf die Frage, wie er sich den weiteren Weg seiner Partei denke, antwortete Hitler: Die Partei kämpft um die Macht. Ihr Weg wird bestimmt durch die Metho- den des Kampfes der Gegner. * Ein Aufruf an die SA. Der Chef des Stabes der SA., Hauptmann a. D. Röh m, erläßt einen Aufruf an die SA.- und SS.-Mann- schaften, worin es unter anderem heißt: Der Führer hat am 13. August ein Ansinnen, das hin zunehmen ihm Stolz und Würde und die Anerkennung eurer Kämpfe und Opfer verbot, zurückgewiesen. Der weitere Weg ist damit vorgezeichnet. Die Fronten gehen klar. Wir kämpfen, allein diese Erkenntnis kann unseren Kampfesmut nur stärken. Noch entschlossener wird unser Wille, unsere Bedingungen werden härter, da Ein satz und Opfer sich erhöhen. Die SA. und SS. treten nun- mebr iu eine kurre Kamvsvause ein. Einige orLani- Hitler über leim Berliner Besch