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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Da» „Wilsdruffer Lagcdlali' erjcheikt an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis nionaUich 2,— AM. frei Haus, bei PoftbesteHung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld, Ginzelnvmmeru 1V Apjg. All« Postanstalten, Post, boten und unjcre Aus. «. 1t—träger und GeschästssteUcn nehmen zu jeder tzeil Be. 2k?0cheNvll!lt fUk BÜlSvrUsf U. UMgegeNv stellungen entgegen. Am Fall« höherer Gewalt, - ----- "" ' Krieg oder sonstiger Be ¬ triebsstörungen besteht dein Amgrurt an, knitcruna der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung erngeiondtcr Schrihstücke ersoig! nur, wenn Porto belliegl. für Bürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 durch Frrnrus übermi.tel.cu Anzeigen übern, wi, Kerne Garantie, v-de. Rabatten,pruei. e>,„F?'w-nn dkr BUrakd-rch Klage -ingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. " g Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen «er Amt-Hany,Mannschaft Weiften «es Amts. gerichts und des Siad.ro,s zu Wilsdruff, «es Forstrenlamts Tharandt und de- Finanzamt- Noffen vehordlicherjeU- bestü^ Wilsdruff-Dresden Nr- 184 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 8. August 1932 Bor MttPlWe« Entscheidungen. Französischer Abschied aus Warschau. Gleichzeitig mit dem in Frankreich nicht mit über mäßiger Begeisterung begrüßten Abschluß des polnisch russischen Nichtangriffspaktes haben die letzten Mitglieder der französischen Militärmission in Polen ihre Koffer packen müssen. Jawohl — packen müssen; denn der Vertrag zwischen Polen und Frankreich über die fran zösische Militärmission ist bereits am 1. Mai dieses Jahres vom polnischen Stabschef Pilsudski zum 1. August gekündigt worden — und demgemäß haben die letzten Offiziere und Mannschaften der Mission Warschau verlassen. Es waren nur noch sehr wenige. Mehr als 13 Jahre hat diese Militärmission in Polen gesessen und gearbeitet: Vom deutschen Standpunkt aus gesehen wäre es ganz falsch, den Erfolg dieser Arbeit zu unterschätzen. Polen hat sich — auch mit finanzieller Hilfe Frankreichs — ein Heer geschaffen, das durchaus modern und selbstverständlich an Zahl und Kriegsmaterial unserer Reichswehr weit überlegen ist. Als die französische Militärmission im Frühjahr 1919 nach Polen kam, be fanden sich unter den 328 Offizieren allein 5 Generale, 14 Obersten, 20 Oberstleutnants und 62 Majore, also allein schon überlOOStabsosfiziere. Dann kamen mit der Haller-Armee auch noch rund 400 französische Offiziere nach Polen, und der Einfluß dieser französischen Mission ging herunter bis in die unteren Truppeneinheiten des neuen polnischen Heeres. Dem hat sich aber schon damals der polnische Stabschef Pilsudski als Kriegsminister ent gegengestellt, aber der russische Einfall nach Polen und die schweren Niederlagen der Polen führten zum Hilferuf an Frankreich, das den bekannten General Weygand — jetzt Chef der französischen „Nationalverteidigung" — mit 300 Offizieren nach Warschau schickte. Die Erfolge Weygands gegen die Russen — als „Berater" neben dem Ober kommandierenden Pilsudski — konsolidierten zwar den französischen Einfluß im polnischen Heer von neuem, aber sie ließen auch den heimlichen Kampf Pilsudskis gegen die Mission wieder beginnen, da offenbar auch die Franzosen den eigenen Anteil am Erfolg gegen die Russen etwas allzu weit in den Vordergrund stellten. Auch sonst scheint man nicht allzuviel Rücksicht auf die militärischen Gefühle und Eitelkeiten der polnischen Offiziere genommen zu haben. Weygand ging nach Frankreich zurück und mit ihm der erste Führer der französischen Militärmission in Polen, General Henrys. Mehr und mehr beschränkte sich der Einfluß der Mission auf die Kriegsschul- und Generalstabsausbildung, sowie auf Mitarbeit bei den höheren Stäben. In die oberschlesischen Kämpfe mit Deutschland ließ man sie nicht hinein; dort sorgte ja auch die franzö sische Besatzungstruppe mehr als genug für die Polnischen Insurgenten. Immer mehr wurde auch die Verwendung französischer Offiziere als Truppenkommandeure ver hindert, besonders als nun die innenpolitischen Streitig keiten und Kämpfe auch die Armee ergriffen und spalteten. 1926 ist dann Pilsudski tatsächlich Staatschef geworden, und nun begann er die militärische Arbeit der Mission selbst zu kritisieren, die die Ausbildung der polnischen Armee vor allem auf den Stellungskrieg konzentrierte, während Pilsudski sie auf einen Bewegungskrieg vorbereiten lassen wollte. Im Hintergrund stand natürlich das polnische Bestreben, als souveräner Staat sich die sremde, wenn auch befreundete Militärmission all mählich vom Halse zu schaffen und aus dem Heer eine Angrifsswaffe zu machen, entsprechend der militärpolitischen und geographischen Lage Polens und — feiner still oder laut geäußerten Ausdehnungswünsche. Zu solchen erbitterten Kämpfen unter der Oberfläche kommt es ja früher oder später immer, wenn ein halbchegs selbstbewußter Staat sich aus irgendwelchen Gründen aus ländische Militärs heranholt — oder sie ihm auf die Nase gesetzt werden — und diese nun einen möglichst großen Wirkungskreis nicht bloß haben, sondern auch erfolgreich ausfüllen wollen. Auch wir Deutsche haben darin aus giebigste Erfahrungen machen können, als wir vor dem Weltkrieg und vor allem in ihm die Türkei militärisch mehr als nur „missionierten". Die Türken verstanden es geradezu glänzend, durch eine stille aber zähe „Sabotage" allzu eifrige Deutsche kaltzustellen oder zu zermürben. Darüber ließen sich Bände schreiben, aber sie werden nicht geschrieben; denn die Schuld liegt immer auf beiden Seiten, ebenso natürlich auch das^ formelle Recht. Jedenfalls bohrte Pilsudski eifrig weiter und die Zahl der französischen „Militärmissionare" ging ebenso zurück wie ihr Einfluß. Sie waren nur noch als Lehrer für die Offiziersausbildung tätig, ihre Führer wechselten schnell, und schon im September 1931 verließ der letzte von ihnen im Range eines Generals das ungastliche Polen, ohne daß er einen Nachfolger erhielt. Sein Stabschef blieb mit nur noch zehn Offizieren zurück und führte den Titel eines militärtechnischen Beraters der polnischen Regie rung, war damit aber völlig kaltgestellt. Die Kündigung des Abkommens und die jetzige Abreise der letzten Mit glieder dieser Heeres- und Marinekommupon machten dann den Schlüßpunkt hinter diese Jugendgeschichte der polnischen Armee, die sich jetzt für stark und fähig hält, ganz auf eigenen Füßen zu stehen und — zu marschieren. Die Bekämpfung des Terrors. Schwere Strafen für Sprengstoffattentate Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler von Papen kehren zu Beginn dieser Woche wieder nach Berlin zurück. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, wenn man damit rechnet, daß mit dem Eintreffen der Herren von Hindenburg und von Papen in der Reichs- Hauptstadt die politischen Verhandlungen über eine Um- oder Neubildung der Reichsregierung ihren Anfang nehmen werden. Zunächst allerdings gilt die Hauptaufmerkfamkeit der regierenden Kreise nach wie vor den politischen Terrorakten, zu deren Bekämpfung die Reichsregie rung die notwendigen Abwehrmaßnahmen fast fertig gestellt hat. Mit der Bekanntgabe der verschärften Straf bestimmungen wollen die zuständigen Stellen zunächst noch zurückhalten, um abzuwarten, ob sich das politische Leben etwa wieder von selbst beruhigen würde. Von zuständiger Stelle wird darauf hingewiesen, daß auch die bisherigen Strafbestimmungen es ermöglichten, besonders gegen die zahlreichen Sprengstoffanschläge der letzten Tage scharf vorzugehen. Schon nach dem Spreng stoffgesetz vom Jahre 1884 seien Strafen von fünf bis fünfzehn Jahren Zuchthaus, möglicherweise lebenläng liches Zuchthaus bei Sprengstoffanschlägen vorgesehen, und für Fälle, daß bei einem Sprengstoffanschlag Todes fälle zu beklagen seien, sogar die Todesstrafe. Jedenfalls sind sich die Reichsregicrung und der Be vollmächtigte des Reichslommissars für Preußen, Dr. Bracht, vollkommen einig über die Wege zur Abwehr aller Terrorakte. Meldungen, die über Meinungsverschieden heiten zwischen Dr. Bracht und dem Neichsinnenminister Freiherrn von Gayl zu berichten wußten, werden amtlich in Abrede gestellt. „Durch tägliche persönliche Fühlung nahme", so heißt cs in der amtlichen Meldung weiter, „wird im Gegenteil völlige Übereinstimmung mit dem federführenden Neichsinnenminister von Gayl gewähr leistet. Auch durch die ständige Zusammenarbeit der Sach- Kür die Toten der „Niobe". Am Sonntag fand in der Berliner alten Garnison kirche eine Gedächtnisfeier für die Toten des Scgelschut- schisfes „Niobe" statt. Die alte Soldatenkirche hatte Trauer angelegt. Von der Empore herab hing die Flagge der Rcichsmarine unter Trauerflor und vor dem Altar standen die Abordnungen der Marincvereine mit umflorten Fahnen. Als Vertreter des Reichspräsidenten war der Chef der Marineleitung, Im Gedenken der „Niobe". Vertreter der Reichswehr, unter ihnen General Hasse, begeben sich in die Kirche. Admiral e. h. Raeder, erschienen, und neben ihm hatte der Chef der Heeresleitung, General von Hammer stein, Platz genommen. Die Marineleitung war fast vollzählig anwesend, daneben viele Offiziere der alten Marine, unter ihnen Admiral von Schröder, und als Vertreter der DNVP. Fregattenkapitän a. D. Scheibe, ferner zahlreiche Offiziere der Reichswehr, der Gruppen kommandeur General Hasse, der Stadtkommandant und Offiziere der Berliner Schutzpolizei. Nach einem Trauermarsch, gespielt von dem Musik korps des Wachtregiments Berlin, verlas Feldprobst v. Schlegeldie Namen der 69 Seeleute, Unteroffiziers- und Offiziersanwärter, Sanitäts- und Ausbildungs offiziere, die am 26. Juli in den Wellen des Fehmarn- Belts den Tod gefunden hatten. Er spendete Trost den Angehörigen dieser Opfer, die in treuer Pflichterfüllung berater des kommissarischen preußischen Innenministers mit denen der Reichsregicrung wird das ständige Einver nehmen bewirkt und gesichert. Der Zeitpunkt und das Ausmaß für weitere Maßnahmen hängen in der Haupt sache davon ab, ob die jetzt im Lande mehr und mehr ein getretene Beruhigung von Dauer ist. Auf besondere vor beugende Vorkehrungen wird jedoch voraussichtlich nicht verzichtet werden können." Sesprechmigen Hitlers mit SA.-Mrern. Nach einer Meldung aus Berlin soll Adolf Hitler Ende der Woche in der Nähe von Schwerin in Mecklen burg Besprechungen mit maßgebenden SA.-Führern wegen der blutigen Vorfälle gehabt haben. Adolf Hitler habe, so heißt es in der Meldung, zu strengster Disziplin gemahnt. An die Formationen sollen bestimmte An weisungen ergangen sein, * ilm die Frage der Hilfspolizei. Zu der Besprechung zwischen dem Neichsinnenminister Freiherrn v. Gayl und dem oldenburgischen Ministerprä sidenten Röver, dem mecklenburgisch-schwerinschen Ministerpräsidenten Granzow und dem braunschweigischen Innenminister Klagges über die Frage der Einstellung der Hilfspolizei wird von zuständiger Seite er gänzend mitgeteilt, daß keinerlei parteipoli tische Formationen in den Staatsapparat ausgenommen werden. Das Reichsinnenministerium steht auf dem Standpunkt, daß grundsätzlich gegen die Einstellung von hilfspolizeilichen Kräften nichts eingewendet werden könne, daß aber der Grundsatz der überparteilich- keitgewährlei st e t werden müsse. Die Bildung von Formationen, die irgendwelche polizeilichen Aufgaben übernehmen wollen, werde nicht zugelassen werden. Das gelte auch gegenüber den sozialdemokratischen Ankündi gungen über die Einrichtung eines Selbstschutzes. für ihr Vaterland starben. Mit einem Gebet für die Toten und die Geretteten des stolzen Schulschiffes und dem gemeinsamen Gesang „Laßt Kraft mich erwerben in Herz und in Hand, zu leben und zu sterben fürs heil'ge Vater land" fand der Trauergottesdienst sein Ende. Wann endlich? Vor acht Tagen hat der stellvertretende Reichs kommissar Dr. Bracht eine Warnung erlassen und mit strengsten Maßnahmen gedroht für den Fall, daß die Ruhestörungen und Überfälle nicht aufhören sollten. Gleichzeitig ließ die Reichsregierung die Öffentlichkeit wissen, daß eine besondere Notverordnung zur Be kämpfung des Terrors bevorstehe. Aber weder hat die Drohung Dr. Brachts verhindert, daß die Überfälle und Bedrohungen sich im Lauf der letzten Woche in erschreckender Weise häuften, noch ist bis Ende der Woche die Notverordnung der Reichsregierung herausgekommen; man hat an zuständigen Stellen von Tag zu Tag nur angekündigt, wenn keine Ruhe eintreten kann, werde man vorgehen. Aber die Ruhe ist nicht ein getreten. Wie man hört, sollen an den zuständigen Stellen noch Meinungsverschiedenheiten über die Fassung der Notverordnung bestehen, der Streitpunkt soll die Forderung nach Einführung der Todesstrafe sein für ^en Fall, daß jemand mit der Waffe betroffen wird. Man versucht die Öffentlichkeit mit dem Hinweis zu be ruhigen, daß die S p r e n g st o f f a t t e n t a t e durch das Strafgesetzbuch schon unter starke Strafandrohung gestellt seie. it Zuchthaus, ja sogar mit der Todesstrafe für den Fall, daß ein Mensch durch ein Sprengstoffattentat getötet wird. , Es ist aber kaum anzunehmen, daß sich die Öffentlich keit mit dieser Feststellung beruhigt, auch die Ruhestörer werden sich um diese Bestimmungen des Strafgesetzbuches nicht kümmern, wenn sie nicht fürchten müssen, daß die Strafe in kürzester Frist vollstreckt werden kann, auch die Todesstrafe. Darauf kommt es jetzt an, daß Sondergerichtein Aktion treten, die möglichst schnell handeln. Es kann auch keine Beruhigung bringen, wenn die Regierung erklären läßt, daß sie vorbeugende Maßnahmen treffen wolle. Was jetzt notwendig ist, ist schnellstes und energisches Handeln, nur so kann die ge fährdete Autorität der Negierung wieder gestutzt werden. , Fördert die Ortspresse »