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Wilsdruffer Tageblatt I 2. Blatt Nr. 182 — Freitag, den 5. August 1932 I Tagesspruch. Auf einem Berge sterben, wohl muß das köstlich sein, wo sich die Wolken färben im Morgensonnenschein. Tief unter der Welt Gewimmel, Frost, Flur und Strvmeslauf, und oben tut der Himmel die goldenen Pforten auf. Freiligrath. Weidiverl und Fischwei- im August. Dr. Fritz Skowronnek. Während der weidgerechte Jäger im ersten Teil der Nehbrunft nur geringe BM abschießt, durch die er sich seinen Rehbestand nicht verschlechtern lassen will, kann er im August, sofern es seine Wildbahn erlaubt, auch einen kapitalen Bock auf die Decke legen. Da auch alte Ricken, die meist schon gelt bleiben, aufs Blatt springen, weil sie bei dem fiependen Schmalreh einen Bock anzutreffen hoffen, ersieht der Jäger, ob er im Spätherbst auch einige von diesen alten Tanten ausmerzen kann. Die unbedingte Schonung aller Ricken, die früher als unantastbarer Grundsatz galten, wird jetzt nicht für richtig gehalten, weil ein zu starkes überwiegen der Weiblichkeit dazu führt, daß sich auch Schneider und Kümmerer an der Fortpflanzung beteiligen und die Rasse verschlechtern. Im August wird auch der Hirsch jagdbar. Er hat bereits gefegt, während früher, als die Jagd schon im Juli aufging, die Mehrzahl der „Geweihten" noch im Bast stand. Aus den Katalogen der Jagdausstellungen ist zu ersehen, daß im August verhältnismäßig wenig Hirsche ge schossen werden. Das hat einen zweifachen Grund. Erstens die Enthaltsamkeit der Jäger, die sich den Abschuß bis zur Brunstzeit aufsparen wollen, und zweitens in der Heim lichkeit der Feisthirsche, wie man sie in dieser Zeit nennt. Es ist, als wenn die Geweihten es wissen, daß mit der Vollendung ihres Kopfschmuckes die Schonzeit aufhört und die Nachstellungen beginnen. Deswegen werden die Hirsche im August heimlich. Sie stehen den Tag über im dichtesten Dickicht und ziehen abends erst bei völliger Dunkelheit zum Äsen aufs Feld hinaus. Und morgens treten sie ihren „Kirchgang", wie der Jäger das Zurück- wechseln in den Wald nennt, vor der ersten Morgendämme rung an, ehe der Jäger Büchsenlicht hat, das er zu einem sicheren Kugelschutz braucht. Die Bezeichnung Feisthirsch kennzeichnet die Tatsache, daß der „König des Waldes", nachdem sein Geweih ausgereift und gefegt ist, nicht nur sehr bald wieder zu vollen Kräften kommt, sondern auch Feist ansetzt, so daß die Hirsche wohlbeleibt in die Brunft treten. Ende des Monats tritt bei den jüngeren Zukunfts- Hirschen eine rege Wanderlust zutage, die sie manchmal sehr weit in andere Reviere wegführt, um ein herrenloses Rudel zu sinden, oder gar einem alten Platzhirsch einige feiner Tiere abspenstig zu machen. In der zweiten Hälfte des Monats müssen die In haber von Feldrcvieren sich über den Bestand an Rebhühnern vergewissern. Dazu gehört ein flott suchender, aber fest vorstehender Hund, der sich abrufen läßt, wenn er das Volk gefunden hat. Und wenn der Jäger einen Morgen daran wendet, die Hühner zu ver hören, dann wird er auch wissen, wo er sie nach Aufgang der Jagd zu suchen haben wird. Dann muß das Verhören jedoch wiederholt werden, weil inzwischen der größte Teil des Getreides nicht nur gemäht, sondern auch schon ab gefahren sein Wird. Dann sind die Hühner aus der Serra delle oder auf den Lupinen zu suchen. Später findet man sie auch auf der eingegrünten Wintersaat oder in den an gelegten Remisen. ' In der Fischweid beginnt jetzt für tue Grundangler eine wichtige Zeit, in der sie dem großen B l e i und Karpfen mit Erfolg nachstellen. Sie müssen stch dazu in ihrem Gewässer eine Stelle von fünf bis sechs Meter Tiefe mit krautfreiem Boden auswMen, Wo sie zunächst die Stechstangen eimreibcn, die stehenbleiben. Dann be ginnt das Anfüttern. Große Sprünge kann jetzt auch kein Angler machen, deshalb muß er das billigste Futter wählen, das sich als wirksam erweist. Das sind kleine Kartoffeln, wie sie zur Fütterung der Schweine verwendet werden. Sie werden weich gekocht, zerquetscht, zu gleichen Teilen mit Lehm vermischt und in faustgroßen Brocken an der Futterstelle ausgeworfen. Nach fünf, sechs Tagen, an denen regelmäßig mehrmals gefüttert wird, kann der Fang beginnen. Aber nicht ohne Rolle, wenn man sich nicht der Gefahr aussetzen will, einen großen Fisch zu verlieren. Als Köder kann, man eine nußgrotze, nicht zu weich gekochte Kartoffel aufstecken, oder einen Tauwurm, der zu einem Klumpen geballt wird. Dann kann das „Petriheil" nicht ausbleiben. Was wird aus den Veamlen? Die personellen Bestimmungen über die aufgelösten Landkreise. In der Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen vom 1. August in Preußen werden im Kapitel II Vorschriften über die Rechtsfolgen -er Grenzänderung gemacht. Im Abschnitt 1 heißt es, im Falle des Zusammen schlusses werden Rechtsnachfolger der aufgelösten Land kreise die Landkreise, zu denen sie zusammengeschlossen sind. Der Abschnitt 2 behandelt die Rückwirkung der Ände rung von Grenzen der Landkreise auf andere Grenzen. Die Wahlbezirke für die Wahl der Provinziallandtage sind neu festzusetzen. Eine Veränderung des Gerichtsbezirkes tritt nicht ein. Die Kirchenverhältnisfe werden nicht be rührt. Im Abschnitt 3 wird in einzelnen Teilen das Landesrecht neu geregelt. Der Abschnitt 4 trifft Vorschriften bezüglich des Provinzrechts und Kreisrechts für die Ge biete, die in eine andere Provinz eingegliedert bzw. zu einem neuen Landkreis zusammengeschlossen wotzden sind. Der Abschnitt 5 bestimmt, daß die Amtszeit der Ehrenbeamten der aufgelösten Landkreise mit dem Jükrafttreten dieser Verordnung endet. Der Abschnitt 6 regelt die Rechtsverhältnisse -er besoldeten Beamten der an den Grenzänderungen beteiligten Landkreise. Es wird u. a. bestimmt, daß die besoldeten Beamten in den Dienst des Rechtsnachfolgers treten. Zur Übernahme eines solchen Amtes ist ein Beamter aber nur verpflichtet, wenn das Amt gleichwertig ist. Unter dieser Voraussetzung ist er auch zu gelegentlichen Dienstleistungen verpflichtet. Die besoldeten Beamten im Dienste eines Rechtsnachfolgers können Pensionierung verlangen, wenn sie 58 Jahre sind und mindestens zehn Jahre pensionsfähige Dienstzeit hinter sich haben. Besoldete Beamte, bei denen diese Vor aussetzungen nicht zutreffen, sind auf ihren Antrag zu ent lassen gegen Zusicherung von späterem Ruhegehalt. Lebenslänglich angestellte besoldete Beamte können aber eine Abfindungssumme verlangen, die nach Dienstjahren gestaffelt ist. Die Abfindungssumme beträgt, wenn der Beamte sich im 2. und 3. Dienstjahre befindet, das 2sache, im 4. und 5. Dienstjahre befindet, das 3fache, im 6. und 7. Dienstjahre befindet, das 3ZLfache, im 8. und 9. Dienstjahre befindet, das 4fache, im 10. Dienstjahre befindet, das Sfache, im 11. Dienstjahre befindet, das 6sache, im 12. und 13. Dienstjahre befindet, das 7sache, im 14. und in den weiteren Dienstjahren befindet, das achtfache des letzten Monatseinkommens unter Zugrunde legung der ihm am letzten Tage des Dienstes zustehenden Bezüge. Auf Probe, Kündigung oder Widerruf angestellte Beamte können, wenn sie 50 Jahre alt sind oder zehn Jahre Dienstzeit zurückgelegt haben, gegen ihren Willen nur unter Bewilligung des gesetzlichen Ruhegehalts ent lassen werden. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, so Ist" ihnen sine MfMdmrgssslnnme zu geMkyrrn? M? Beamten sind unter Umständen auch verpflichtet, in den Dienst eines anderen unbeteiligten Landkreises überzu« treten. Für entbehrlich erklärte Beamte, die eine pensionsfähige Dienstzeit von mindestens zehn Jahren zurückgelegt haben, sind auf Antrag zu pensionieren. Die preußischen Landkreise sind verpflichtet, entbehrliche Beamte zu übernehmen, über die Unterbringung der für entbehrlich erklärten Beamten in den Landkreisen ent scheidet eine Schiedsstelle. Gegen die Verfügung Ader Schiedsstelle steht dem betroffenen Beamten der Ein spruch zu. Im Kapitel UI wird die Auseinandersetzung zwischen den betroffenen Provinzen und Landkreisen geregelt. Abschnitt 1 bringt Vorschriften bezüglich der Eigentumsverhältnisse der Provinzialstraßen sowie über das Beteiligungsverhältnis der Provinzen an den Dota tionen und den Überweisungen aus der Kraftfahrzeug steuer. Abschnitt 2 regelt die Auseinandersetzung zwischen Landkreisen. Kapitel IV (Überleitung und Inkrafttreten) be stimmt, daß die Kreistage folgender Landkreise aufgelöst werden: Strehlen, Breslau, Neumarkt, Guhrau, Hirsch berg, Lüben, Glogau, Rothenburg, Grünberg, Grafschaft Hohenstein, Segeberg, Plön, Rendsburg, Frankenberg, Unterwesterwaldkreis, Wetzlar, Ahrweiler, Mayen, Eus kirchen, Bonn und Erkelenz. Den Wahltag für die Wahlen zu den Kreistagen der neugebildeten Landkreise bestimmt das Staats ministerium. Bis zur Neuwahl des Kreistages wird in jedem Landkreis ein kommissarischer Kreisausschutz ein gesetzt, den die Aufsichtsbehörde bestellt. Ltm die Regierungsbildung. Der Vorstand der Z en t ru m s p a rt e i hat stch in einer Sitzung in Köln mit den Fragen bezüglich der Regierungsbildung in Reich und Preußen beschäftigt. Offiziell ist über Inhalt oder Ergebnis dieser Beratungen nichts gesagt worden, es wird nur von Zentrumsseite betont, daß man irgendwelche Beschlüsse in dieser Sitzung nicht gefaßt habe, schon deswegen nicht, weil der Fraktionsvorsitzende, Prälat Kaas,, zur Zeit krank sei. Jedoch ist so viel über die Sitzung an die Öffentlichkeit gedrungen, daß man beschlossen habe, mit der Bayerischen Volkspartei eine feste Abrede zu treffen, Koalitions verhandlungen nur gemeinsam zu führen. Die engere Verbindung mit der Bayerischen Volkspartei ist schon seit Jahren der Wunsch des Zentrums, aber in München hat man diese Neigung — früher wenigstens — nur schwach erwidert. Es ist klar, daß das Zentrum der Möglichkeit eines Sondervorgehens der Bayern Vorbeugen will. In der Kölner Vorstandssitzung soll man sich darüber einig geworden sein, mit den Nationalsozialisten keine Regierungsgemeinschaft zu bilden, doch will man sich bereit erklären, ein Reichskabinett mit national sozialistischen Mitgliedern unter bestimmten Bedingungen zu tolerieren. Die Bedingung dürfte sein, daß von Papen, der dem Zentrum persönlich nicht genehm ist, vom Kanzleramt zurücktritt. Man spricht deshalb schon davon, daß Dr. Bracht, der stellvertretende Reichskom missar, das Kanzleramt übernehmen - würde. Daß der Kanzler auch bei den Nationalsozialisten wenig Freunde hat, zeigen die sehr scharfen Angriffe des preußischen NSDAP.-Führers Kube aus den Kanzler, aber auch aus den Reichsinnenminister und auftpen Reichskommisfar Dr. Bracht. Kube sagt, sie, die Nationalsozialisten keine Lust, im Reich oder in Preußen eine Statthalter schaft verkappter Zentrumsleute zu dulden. Man schließt aus diesen Angriffen, daß die NSDAP, das Kanzleramt, den Posten des Reichsinnenministers und das Amt des preußischen Ministerpräsidenten für sich fordern werden. MisMls Ueü k o " ä U v°" v/o k- E äRL rr K k dl ovktt» Venets osE «eisrea 54. (46. Fortsetzung.) Mutter Roland reichte dem Kantor den Brief. „Sei'n Sie so jut, lieber Kantor, und lesen Sie den Brief mal vor. Der Hanus und der Otto möchten doch hören, was drin steht, un' ich kann nich lesen, ich muß ja fast heulen vor lauter dolle Freude." Der Kantor nahm den Brief.' Die beiden Dienstleute saßen mucksmäuschenstill und lauschten. „Liebe Mutter Roland! Sie werden sich noch an den Heyden erinnern, den einmal ein gütiges Schicksal just zur rechten Stunde auf den Rolandshof geführt hat. Schon lange wollte ich mit meinem Töchterchen Sie aus Ihrem idyllischen Hof besuchen, aber ich hatte nie Zeit. Mein Berus als Sänger nahm mich zu stark in Anspruch. Nun hat mir aber das Schicksal Zeit geschafft. Ich habe meine Stimme verloren, ich bin nicht mehr der bekannte Sänger Heyden, sondern nur noch ein müder Mensck der eine Stätte zum Aus ruhen sucht. Und gestern, da ich von meinem Fenster aus in das Schneegestöber blickte, erschien Ihr welt verlorener stiller Heidehos vor meinen Augen, und Sehnsucht wurde in mir wach. Darf ich mit meinem Kinde zu Ihnen kommen, haben Sie Platz für uns? Nicht nur für ein paar Tage, ich will länger bleiben, vielleicht sehr lange. Schreiben Sie mir doch, ob es geht und ob ich Ihnen willkommen bin. Ich erwarte recht, recht bald Ihre Antwort. Mit den herzlichsten Grüßen an Sie und Ihre beiden Getreuen Lhr Willmar Heyden. Eine Weile war alles still, dann erhob sich Hanus und sagte zum Kantor: »Herr Kantor, würden Sie mir woll wat uffschrelben?" Erstaunt sah ihn Rosen an. „Gern, lieber Hanus. Was denn?" „Een Telegramm oder wie dat heeßt. Ich loofe heute noch nach Ulzen und jebe dat Telegramm dort uff. Dann hat er woll heute noch de Antwort. Dat mach' ich! Nee, ich freue mich ja so sehr, dat der hohe Herr zu uns kommt! Er ist ,a son juter Mensch, er hat damals die Mutter Roland'n jeholfen!" Der Vorschlag des Schäfers wurde mit Begeisterung an genommen. Sie aßen Abendbrot, dann stapfte Hanus los, zusammen mit Otto, der es sich nicht nehmen ließ, mitzugehen. „Dann wird wohl nichts daraus, Mutter Roland, daß ich zu Ihnen ziehen kann, wenn mein Nachfolger kommt?" Mutter Roland sah auf. „Warum denn nicht, Herr Kantor! Ich hab doch fünf schöne Stuben frei. Der Rolands- hos ist groß und hat viel Platz. Wenn Ihnen zwei Stuben genügen, dann sind Sie mir jederzeit willkommen. Drei räume ich dann Herrn Heyden und seinem Kinde ein. Da haben Sie auch gleich einen interessanten Nachbarn, mit dem Sie über alles reden können, was wir andern doch nicht ver stehen." Rosen nickte erfeut. „Schönen Dank, Mutter Roland! Dann werde ich morgen umräumen, wenn es Ihnen recht ist. Mein Nachfolger kommt noch vor Weihnachten an. Hab' ja nicht viel umzuräumen, meinen Flügel vor allen Dingen und ver schiedenen kleinen Kram. Ich freu' mich jetzt doppelt auf das Wohnen bei Ihnen. Der Heyden ... wie gern hätte ich ihn einmal singen hören. Im Radio hab' ich ihn einmal gehört, da klang die Stimme schon wunderbar. Jetzt hat er die Stimme verloren. Ist das nicht bitter, Mutter Roland? Nun, wir wollen uns nichts merken lassen." Mutter Roland war wieder in Gedanken. „Ein Kindchen bringt er mit! Das freut mich jo, daß ich heulen könnte. Bin den Kindern immer so gut gewesen, und der Herrgott hat sie mir versagt. Will das Kindchen lieben, als ob es das meine wäre." Dann saßen sie noch eine Weile still beisammen. Der Mann störte die Frau nicht in ihrem Sinnen. Er fühlte, was in ihr vorging. Es war wie Beglückung über sie gekommen, daß sie alle Mutterliebe über ein Wesen ausschütten durfte, über das Kind des Mannes, der ihr den Rolandshof erhalten hatte. Seligkeit durchbrandete das Herz der alten Frau, da ihr jetzt im Alter Gott noch die Erfüllung ihrer Sehnsucht gab. * * * Der kleine Irländer, der gute John, hatte bittere Tränen geweint, da er sich von Willmar trennen mußte. Aber er sah ein, daß es nicht anders ging. Willmar hatte ihm eine Stelle als Page in einem großen Berliner Hotel verschafft. Dort hatte man ihn, der Englisch und Deutsch sprach, sehr gern genommen. Er verdiente gut und fühlte sich bei seiner Arbeit sehr wohl. Jede freie Stunde aber benutzte er, um Heyden aufzusuchen und mit der kleinen Else, die sehr an ihm hing, zu spielen Heute war er nun wiedergekommen. Die kleine Else empfing ihn mit Freudengeschrei, durchstöberte die Taschen seines Mantels und war glücklich, als sie endlich die Tüte mit Bonbons fand. „Denk' mal," sagte sie dann, „ich verreise mit Papa ganz weit." John hörte die Worte des Kindes und erschrak. Dann sah er Heyden fast vorwurfsvoll an. „Elschen hat recht, mein guter John," sagte Heyden. „Wir verreisen, nicht für immer, aber für einige Zeit. Kannst du dich noch auf den Heidehof besinnen, wo wir geschlafen haben, als wir in Deutschland landeten?" John nickte. „Ja, Mister. Dort war eine gute Frau!" „Ja, mein Junge! Siehst du, dort fahre ich mit Elschen hin. Aber ich schreibe dir, und du sollst uns einmal besuchen. Du darfst den Kopf nicht hängen lassen. Wir bleiben gute Freunde, wenn wir uns auch trennen müssen." „Können Sie mich nicht mitnehmen, Mister! Ich will alles tun, was Sie von mir verlangen. Vielleicht gibt's Arbeit für mich auf dem Hof." Lange bat er, aber Willmar mußte ihn abweisen. Er ver tröstete ihn, so gut es ging. Er versprach ihm, daß er, sobald es möglich sei, wieder nach Berlin komme, oder daß er ihm in seiner Nähe eine Stelle verschaffen wolle. Damit beruhigte sich John. Als er aber nach einigen Stunden Abschied nahm, standen ihm doch die Tränen in den Augen. „Bielleicht bist du mir nun gram, Neber John, daß ich dich aus dem Astorschen Haus herausgerissen habe. Dort haltest du es vielleicht besser." „Nein, Mister, sagte John, „wenn ich nur bei Ihnen bleiben dürfte." Als John fort war, sagte der alte Feyerabend zu seinem Schwiegersohn: „Der Junge hängt an dir, der ginge durchs Feuer für dich! Wie machst du es nur, Willmar, daß dir die Herzen so zufliegen?" Verlegen blickte Willmar den Sprecher an. „Nichts tue ich. Vielleicht hat der Junge das Gefühl, daß ich es herzlich gut mit ihm meine. Das wird's wohl sein. Es ist ja auch das schönste in unserem armseligen Leben: ein ander ein wenig gut sein. Dann läßt sich das Bitterste er tragen." * * * Am nächsten Morgen begleitete Feyerabend mit schwerem Herzen die beiden zur Bahn. Elschen war ganz ausgelassen« (Fortsetzung folgt.)