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AMnOrTagMN Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gertchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Ravmzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Neichs- pfennige, die 3gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebuhr 20 Reichepfennige. Dor» geschriebeneLrscheinungs- ir tage und Platzvorschrißen werden nach Möglichkeit O berücksichtigt. Anzeigen ¬ annahme bisvorm.lOUHr. ———————————————————— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radattanjprnch erlischt, wenn der Betrog durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da. »Wil.druffer Tageblatt» -rlqcinl an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM ^e> Haus, bei Poftdestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten, Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend L^g^ triebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises?— Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto brili^'. Nr. 182 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdrufs-DreSden Freitag, den 5. August 1932. Postscheck: Dresden 2640 Die Verwaltungsresorm. Wie oft ist doch namentlich seit der Zeit, als der Steuerdruck immer spürbarer, immer katastrophaler wurde, die „Reform", die „Vereinfachung", die „Rationali sierung" der Verwaltung in Reich, Ländern, Gemein den und sonstigen Behörden gefordert worden! Gewiß ist darin manches, ja vieles geschehen, und wenn jetzt nach dieser Richtung hin in Preußen durch die Aufhebung von 58 Kreisen und 60 Amtsgerichten ein besonders großer Schritt geschehen ist, so war es nicht der erste in Preußen, waren aber auch in anderen deutschen Ländern derartige Maßnahmen gleichfalls getroffen worden, um die „über setzte" Verwaltung aus Gründen der Kostenersparnis ein zuschränken. In den süddeutschen Verwaltungen waren solche Vereinfachungen durchgeführt worden, in Sachsen und andern nord- und mitteldeutschen Ländern — erinnert sei z. B. an die Schaffung Groß-Thüringens — wurden Splitter zusammengefügt, die „Länder" Koburg und Waldeck verschwanden überhaupt und — um noch ein anderes Gebiet zu streifen — in Preußen wurde im großen Maßstab eine Eingemeindungsaktion durchgeführt. Alles mit dem Ziel, Verwaltungskosten zu sparen, die Behörden organisation zu vereinfachen nnd die „Zuständigkeiten" klarer zu gestalten, — was durchaus nötig ist und bleibt. Aber diese „Rationalisierung" oder, um ein anderes bezeichnendes Fremdwort zu gebrauchen, das auch im hinter uns liegenden Wahlkampf eine recht erhebliche Rolle spielte: diese „Zentralisierung" der Verwaltung und — in Preußen, Bayern usw. — der Justizorganisation hat anch ihre unerfreulichen Schattenseiten. Tabei braucht man nicht bloß an die schweren wirtschaft lichen Schädigungen zu denken, die für „die Kreisstadt" oder die Gemeinde „als Sitz eines Amtsgerichts" die Auf lösung dieser Behörden bedeutet. Die Schädigungen wirt schaftlicher Natur sind natürlich besonders groß, wenn, wie jetzt in Preußen, gleich eine Massenaufhebung erfolgt. Die Konzentrierung dieser Behörden hat weiterhin den Nach teil, den Weg vom „Regierten zum Regierenden" zu ver längern, — und das ist nicht bloß eine Zeit- oder Verkehrs angelegenheit! Kreisverwaltnng und Amtsgericht, dazu aber auch „die höhere Schule", sind für die Gemeinden, wo sie ihren Sitz haben, neben der wirtschaftlichen, auch von großer kultureller und sozialer Bedeutung, wenn man hier einmal unter „sozial" das „Zusammenleben" versteht. Enger als in konzentrierten Großbehörden sind hier die Beziehungen zwischen dem wirklichen Leben einerseits, der Verwaltung oder Rechtsprechung andererseits, — und das ist für beide Seiten ein Vorteil, besonders wenn zu jenen sachlichen Beziehungen auch noch solche persön lich e r A r t hinzutreten. Und daher ist es schon ans den hier angedeuteten Gründen durchaus zu verstehen, daß derartige Behördenkonzentrationen stets bei den durch sie betroffenen Kreisen und Gemeinden scharfe und keines wegs unberechtigte Kritiken auslösen, die aber freilich in der Regel das Schicksal haben, daß man „oben" über sie — zur Tagesordnung übergeht. In Feiertagsreden — man denke z. B. an die vielen Reden, mit denen im vergangenen Jahre das Werk des Frhr. vom Stein gefeiert wurde — wird ja immer wieder die Notwendigkeit einer „Dezen tralisierung" der Verwaltung „betont", aber in der Praxis geht die Entwicklung den entgegengesetzten Weg, den zur Zentralisierung. Ob dabei wirklich größere Kostenersparnisse heraus kommen, ist eine Frage, auf die man eine absolut über zeugende Antwort nicht so ohne weiteres findet. Denn man kann, gerade vom Kosten standpunkt aus, den Einwurf wagen, daß eine Zusammenziehung der Behörden, ein Abschneiden zahlreicher unterer Enden — fast wäre man versucht, hier das Wort „Wurzeln" zu wählen! — nichts am Umfang des materiellen Verwaltens ändert. Wenn schon in grauer Vorzeit oft und mit allzu großem Recht darüber geklagt wurde, daß in Deutschland „viel zuviel regiert" wird, so hat erst die parlamentarische Gesetzgebungsmaschine, dann die Zeit der Notverordnun gen füx reichlichen Stoff zu gleicher Klage gesorgt. Aber das führte alles nicht bloß zu einer „Vielregiererei", wo durch auch die Beschäftigung der — Gerichte entsprechend anschwellen mußte, sondern auch zu einer unerhört scharfen Inanspruchnahme der Beamtenschaft und Behördenangestellten. Wenn dann der Zusammenhang zwischen Verwaltung und dem Leben des verwalteten Volkes sich hier und da lockert, es zu Unzuträglichkeiten, Zusammenstößen und Gefahren kommt, dann wirkt in dieser Richtung nicht zuletzt auch die Konzentration der Behörden, die alles von „oben" her regeln wollende Zentralisation. Die Belastung „des Staates" mit Auf gaben, die zu leisten nicht seines Amtes und denen gerecht zu werden er oft auch gar nicht fähig ist, wächst trotzdem dauernd, und mit ihr wachsen die Gefahren um so schneller, je mehr durch derartige „einschränkende" Organi sationsänderungen in der Verwaltung lebendige Verbindungen durchschnitten werden. » Fördert die Ortspreffe » Letzte Mrmg der ReWregierW. Maßnahmen gegen den Terror. Wiederherstellung von Sicherheitund Ordnung. Die Mitglieder des Reichskabinetts hielten am Donnerstag, soweit sie in Berlin waren, eine Besprechung ab, um sich mit den in den letzten Tagen begangenen Terrorakten zu beschäftige» und über Maßregeln zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu beraten. Die Reichsregierung sieht die Ereignisse, die sich be sonders in zahlreichen Orten Preußens abgespielt haben, sür sehr ernst an. Die Reichsregierung wird vor allem die Strafen für die Terrorakte verschärfen und eine Ab kürzung des Verfahrens einführen. Ferner handelt es sich bei den vom Reichskabinett geplanten Maßregeln vor allem auch um verschärfte Handhaben zur Beschlagnahme von Waffen, zur Durchsuchung größerer Gebiete nach illegalen Waffen usw. Illegaler Besitz und unrechtmäßige Handhabung von Waffen sollen härter bestraft werden als bisher. Zur sofortigen Aburteilung von Attentätern und sonstigen an politischen Unruheakten beteiligten Elementen sollen Son der gerichte eingesetzt werden. Die vorstehend umrissenen Maßregeln sollen in einer neuen Notverordnung zusammengefaßt werden, die so rasch wie möglich in Kraft gesetzt werden soll. Die Beratungen des Reichskabinetts standen unter dem Vorsitz des Reichsinnenministers, Freiherrn v. Gahl. Reichswehrminister v. Schleicher nahm an der Sitzung nicht teil, da er von seiner Inspektionsreise zu Beginn der Beratungen noch nicht zurückgekehrt war. Auch das preußische Staatsministerium beschäftigte sich mit der bedenklichen innenpolitischen Lage. Hierbei standen die polizeilichen Maßnahmen im Vordergrund, die zur Abwehr der besonders in Ostpreußen vorhandenen Gefahren getroffen werden sollen. Todesstrafe — wenn nicht umgehend Ruhe wird. Es dürste lediglich von den Vorgängen der nächsten 18 Stunden abhängen, ob verschärfende Bestimmungen zur Bekämpfung des Terrors, die vom Ncichskabinett bereits beschlossen worden sind, durch eine neue Notver ordnung des Reichspräsidenten in Kraft treten sollen, oder nicht. Da diese neuen Bestimmungen u. a. auch die Todesstrafe vorsehen, will man zunächst noch abwarten, ob sich diese äußerste Maßnahme nicht doch noch umgehen läßt, da sie im Falle ihres Inkrafttretens dann auch mit unverminderter Schärfe durch- gesührt werden müßte. Die Aburteilungen würden vor Sondergerichten aus dem schnellsten Wege zu erfolgen haben. Reue Anschläge in Ostpreußen. Anschläge auch in anderen Reichsgebieten. Die Zahl der politischen Überfälle und Anschläge hat leider noch nicht abgenommen. Wieder ist es Ost preußen, aus dem besonders schwere Attentate gemeldet werden. In der Umgebung von Drengfurt haben sich mehrere Überfälle aus National sozialisten ereignet. Auf den Besitzer Walter Mäckenburg aus Abbau Mariental wurden in der Nacht vier scharfe Schüsse abgegeben, die ihn jedoch nicht trafen. Aus den Sturms tthrer Willi Mattern aus Drengfurt, der mit seinem Motorrade unterwegs war, wurde in der Nähe eines Waldes geschossen. Auch hier gingen die Schüsse fehl. Auf den Ober Melker Otto Delnitz in Wickerau wurde in seiner Wohnung ein An schlag verübt. Nachts wurde die Wohnung von einer Schar politischer Gegner buchstäblich belagert, und Delnitz wurde aufgcsordert, herauszukommen. Als statt seiner der U n t erm e l k e r B er n an d ans Fenster trat, wurde von draußen eine gefüllte Flasche gegen ihn geschleudert, die ihn am Kopf trat und schwer verletzte. Von dem Kommunisten Czyper wurden auf der Straße in Drengfurt die der NSDAP, angehörende FrauBastig- leit und der ebenfalls zur NSDAP, gehörende Schacht meister Wiest er durch Schüsse aus einem Tesching schwer verletzt. Bombenanschläge in Ortelsburg und Mehlauken. In Ortelsburg wurde in das Kaufhaus Neumann aus einem Auto eine Brandbombe geworfen. Die Auslagen fingen zu brennen an. Durch Splitter wurde auch eine Schaufensterscheibe des gegenüberliegen den Kaufhauses Mendel zertrümmert. Bisher ist er mittelt, daß das Auto von Allenstein kam und nach dem An Maa in RiäMüg J^lwLhlis .Mr, ' Ein Sprengstoffanschlag wurde zur Nachtzeit auch auf das Amtsgericht Mehlauken verübt. Von bisher unbekannten Tätern wurde eine Spreng ladung in das Erdgeschoß des Amtsgerichtes geworfen. Die anscheinend mit Pulver gefüllte Sprengbombe war mit einer Zündschnur versehen, die angezttndet worden war. Kurz nach 2 Uhr ist die Bombe explodiert. Personen wurden nicht verletzt. Revolvermunition auf einer Königsberger Straße. In Königsberg wurde an der Schloß- und Kant straße auf dem Fahrdämm Nevolvermunition verstreut aufgefunden. Ein Päckchen dieser Munition war in die Straßenbahngleise gelegt worden, ein zweites lag in der Mitte des Fahrdammes zwischen den Schienen. Es läßt sich nicht sagen, sh die Munition absichtlich auf die viel befahrene Straße geworfen worden ist oder ob sie dort verloren wurde. Die geplanten großen Beisetzungsfeier lichkeiten der Opfer der früheren Zusammenstöße wurden nach Reichsrecht verboten. Die Beerdigung der Königsberger Opfer. Die Beerdigung der Opfer der letzten Unruhen i« Königsberg ist völlig ruhig und ohne Zwischenfall! verlaufen. Es handelte sich dabei um den National«, sozialisten Reinke nnd den Kommunisten Sauff. Ge-i fchlossene Züge wurden nicht zugelassen. Lediglich einige kommunistische Trupps mußten polizeilich aufgelöst werden, wobei einige Zwangsgestellungen vorgenomme» wurden. Schüsse auf die Wohnung eines Kommunisten. In Tilsit wurden auf das Haus Hindenburg» straße 33, in dem ein bekannter Kommunist wohnt, acht Pistolenschüsse abgegeben, die zum Teil die Fenster durch schlugen. Die Täter sind mit einem Kraftwagen un erkannt entkommen. Brandstiftung und Handgranatenanschlag in München. In der Nacht wurde das Jugendheim der Sozial demokraten in der Dom-Pedro-Straße in München vor- sätzlich in Brand ge st eckt, wobei ein großer Teil der Einrichtung verbrannte. Am Brandherd wurde eine mit Explosivstoff gefüllte Flasche gefunden, die durch ein Fenster in den Raum geworfen worden war. Man nimmt als sicher an, daß die Täter, die die mißglückten Anschläge ans die Kaufhäuser in Rosental versuchten, denselben radikalen Kreisen angehören, die in der Nacht die Brand stiftungen am Außenrand der Stadt verübten. Am Donnerstag früh zwischen drei und vier Uhr wurde in das Schlafzimmer desOrtsobmannesder BayerischenVolkspartei für Ebenhausen-Hohen schäftlarn, Ibler, eine selbstgefertigte Handgranate geworfen, die explodierte und im Zimmer Zerstörun gen anrichtete. Jbler blieb unverletzt. Sprengstoffunde bei Berlin. In der Nähe von Berlin wurde ein Sprengstoff, fund gemacht. In einem Brunnenschacht an der Bahn strecke Wannsee—Beelitz-Heilstätten fand man sechs große Kisten mit über 20000 Dynamit sprengkapseln. Die Polizei sperrte das ganze Gelände ab und schaffte die Kisten fort. Man vermutet, daß die Besitzer der Sprengkapseln sich ihres gefährlichen Eigentums entledigen wollten, da sie eine Entdeckung be fürchteten. Wer die Besitzer waren, konnte bisher nicht sestgcstellt werden. Sprengbomben an der Unstrut. In Wiehe an der Unstrut wurden bei der polizeilichen Durchsuchung des kommunistischen Verkehrslokals acht hochexplosive Spreng körper in einem geschickt getarnten Versteck gefunden. Drei Sprengkörper waren aus Konservenbüchsen her- gestellt, die neben dem Sprengstoff auch eine große Anzabl gußeiserner Stücke enthielten und deren Anwendung schweren Schaden angerichtet hätte. Die übrigen fünf waren Handbomben. Der Besitzer des Lokals und sein Sohn wurden sestgenommen. Sprengstoffanschläge in Oberschlesicn. In Rosenberg (Oberschlesien) wurden zwei Sprengstoffanschläge verübt. Unbekannte Täter warfen eine Eierhandgranate durch die Glasscheiben der Ladentür der Zentrumszeitnng Kurier, wodurch erheb licher Sachschaden angerichtet wurde. Zu derselben Zeit wurde am Hotel Baginsky eine Stielhandgranate zur Explosion gebracht. Die Haustür und zahlreiche Fensterscheiben sind zertrümmert. , In Gleiwitz wurden zwei Polizeibeamteü die Streife gingen, von einem Motorrad aus durch d-Ä Soziusfahrer beschossen. Ein Beamter erlitt einens Beinschuß, der andere einen schweren Bauchschuß. Bet' letzterem besteht Lebensgefahr,