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I Wilsdruffer Tageblatt I 3 2. Blatt — Nr. 160 — Montag, den 10. Juli 1932 I Tagesspruch. Es ist noch jeder leicht durch diese Welt geschritten. Der gut zu denken wußt' und wußte gut zu bitten! Freifrau v. Ebner-Eschenbach. Die Ernie vor der Scheuer. Segen und Unsegen — Der Stab des Lebens Steine statt Brot. „Zum ersten Male in der Nachkriegszeit wird Deutsch land in diesem Jahre in seiner Brotversorgung frei und unabhängig vom Ausland sem" äußerle jetzt, da die Ernte des Jahres 1932 beginnt, der neue Er nährungsminister v. Braun. Wir hoffen, daß nicht Optimismus, sondern nüchterne Feststellung dieses Wort aussprechen ließ. Nur einmal in der Vorkriegszeit, im Jahre 1913, war es gelungen, durch eigene Erzeugung den gesamten einheimischen Bedarf an Roggen bzw' Roggen mehl zu decken, während etwa ein Drittel des Bedarfs an Weizen und Weizenmehl vom Ausland eingeführt werden mutzte. Wir wissen, datz die Einfuhr dieser Art von Brot getreide auch noch im jetzt zu Ende gehenden „Erntejahr" 1931/32 in die Hunderttausende von Tonnen gegangen ist. Wir denken auch daran, welche großen agrarischen Überschußgebiete — vor allem Posen und West preußen — uns seit jenem Jahre 1913 entrissen wurden. Und schließlich hat sich seit jener Zeit — nicht bloß in Deutschland — eine jener in ihren Gründen gar nicht zu verstehenden „Konsumverschiebungen" vollzogen, die den Verbrauch des Roggens als Brotgetreide noch weit stärker sinken ließ, als der Bedarf an Weizen gestiegen ist. Und nur äußerlich letzten Endes mutz ja auch darauf hingewiesen werden, datz die so furchtbar gesunkene Kauf kraft der Konsumentenmassen ihre Wirkung schon längst auch auf die Befriedigung des sog. „starren" Bedarfs, also des an Lebensmitteln usw. ausgeübt hat und in stets noch wachsendem Matze ausübt. Das gilt auch leider für das Wohl urälteste pflanzliche Nahrungsmittel der Mensch'^nt, das Brot. Der Brotkonsum sinkt, obwohl die Menschheit Überfluß an Brot und Brotgetreide besitzt; er schwillt immer noch höher an, wenn „der Herr die Ernte segnet". Aber wenn „dieser Segen von oben kommt", so naht sich ihm hier unten sofort der Fluch einer Zeit, die alles vernünftige Rechnen und Berechnen durchein andergebracht hat. Man braucht ja nur aus das Problem der „E r n t e f i n a n z i e r u n g" hinzuweisen, «m zu verdeutlichen, worum es sich jetzt handelt. Nur einmal im Jahre kommt die „Ernte" der Arbeit in der Landwirt- schceft, und die bis dahin sich anhäufende Schuldenlast kann nur allzuoft eine notgedrungene, überschnelle „Mobili sierung", lies: Verschleuderung des Ernte-Ertrages herbei führen. Dies zu verhindern, geschieht im ernährungs-, aber auch im bevölkerungspolitischen, durchaus nicht nur im Privatwirtschaftlichen Interesse der Landwirtschaft. Denn noch immer ist „d as Brot" mehr als nur ein — „I n d u st r i e p r o d u k t"! * Und dieses „Produkt" hängt ja von mehr als nur von dem für industrielle Erzeugnisse Notwendigen: Rohstoff und Maschinen- oder Handarbeit, ab. Dieses Produkt ist natur bedingt; nur in geringem Maße vermag der „Produzent" draußen unter Sonne, Regen und Wind die Herrschaft der Natur zu korrigieren. Das Weitz der Landwirt heute wie seit Urzeiten nur allzu genau, und derStädter — sollte es zum mindesten wissen. Wenn dieser jetzt in der Ferienzeit drautzen aus dem Lande die Halme sinken, die Ernie kn die Scheuern wandern sieht, dann soll er daran denken, datz hier nicht eine „W are" verfrachtet, sondern ein „Gut" geborgen wird. „Brot ist der Stab des Lebens", sagt nachdenklich ein englischer Dichter, der es mit zuerst erkannt hatte, was es heißt, wenn ein Volk — wie es in England geschehen ist - sozusagen den Heimatloden unter den Füßen verlor oder vielmehr anf- gab und aus den Getreidefeldern allmählich Vieh weiden oder Futzballplätze werden lietz. Dort wurde das Brot zur „Ware", die man durch Erzeugung anderer Waren herbeischaffte, — aber es war nicht >mhr der „Stab des Lebens". Ihn hat die deutsche Volkswirtschaft noch längst- nicht aufgegeben, nicht aufgeben dürfen, da das stolpernde und stürzende deutsche Volk heute auch in der Not nach diesem Stabe des Lebens greift und in der Siedlung eine Erweiterung seines Lebensraumcs sieht, den die Industrie in ihrem fast hoffnungslosen Wirt schaftskampf — die „Fortsetzung des Weltkrieges mit anderen Mitteln" — trotz heroischer Anstrengung nicht auf- und ausbauen kann. Kamps ums Dasein, — in diesem Ringen stehen wir alle; aber es dämmert vielleicht in nach denklichem überlegen die Erkenntnis auf, datz gegen die Maschine und gegen eine vielleicht mißgünstige Natur der Mensch jetzt und künftig den Kampf um das Recht zum Dasein führen mutz. -p — Bis zum Entschluß, dieLausannerKonferenz auseinandergehen und auseinanderbrechen zu lassen, hatte es der französische Widerstand gegen die deutsche Forde rung getrieben, die überreife Ernte auch auf „reparations- politischem" Gebiet in die Scheuern der politischen und namentlich der weltwirtschaftlichen Vernunft zu bringen. Herriot hat es abgelehnt, — ebenso wie es tatsächlich beim Doung-Plan im Haag und beim Hoover-Feierjahr auf der Londoner Konferenz geschehen ist —, dem deutschen Verlangen darnach zu willfahren, daß nun endlich und wirklich einmal reiner Tisch mit dem Weltkrieg und seinen folgenschweren Fortsetzungen in Politik und Wirtschaft gemacht wird. Frankreichwillnicht, daß besonders die politischen „Diskriminationen" in die Wolfsschlucht geworfen werden, die für Deutschland zu politischen Ehrenpunkten nicht etwa erst geworden und gemacht waren, sondern es seit dem 28. Juni 1919, dem Tage der Unterschrift unter das Versailler Diktat, immer gewesen sind. Was in Lausanne vom deutschen Reichskanzler als die Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Wiederauf bau Europas bezeichnet und als Voraussetzung auch für die finanzielle Beteiligung Deutschlands an diesem Wieder aufbau schärfstens herausgestellt worden ist, konnte gegen den französischen Widerstand nicht durchgesetzt werden. Nach dreiwöchiger Beratung, Verhandlung, Krisengercde und wirklicher Krise ist der Ertrag der Lausanner Konferenz doch eigentlich nnr die Feststellung, daß Deutschland die ihm auferlegten Tribute nicht mehr — auch in Zukunft nicht — zahlen kann. „E i n großer Aufwand schmählich ist vertan", sagt Mephistopheles, — und nicht Brot, sondern Steine hat der Wett die Lausanner Konferenz gegeben. Dr. Pr. 40 Ganger-Gonderzüge nach Frankfurt a. M. über 40 000 Sänger erwartet. Für das vom 21. bis 24. Juli in Frankfurt a. M. statt findende 11. Deutsche Sängerbundesfest gehen täglich noch neue Teilnahmemeldungen ein. Die Zahl der angemeldeten Sänger hat sich in den letzten Tagen auf 33 000 erhöht, und man rechnet mit einer Gesamtteil nehmerzahl von über 40 000 Sängern. Die Zahl der vor gesehenen Sonderzüge, die die Sänger aus allen Teilen des Reiches nach Frankfurt a. M. bringen werden, hat sich von 29 auf 40 erhöht. Oie Gängerbundesfeste als voiks, deutsche und großdeutsche Kundgebung Das Frankfurter Sängerbundesfest im Juli d. Js. wird sich in den Rahmen der vorangegange nen Sängerfeste einfügen. Hat doch die deutsche Sänger bundbewegung schon seit der Zeit ihrer Entstehung nie mals die Kunstausübung als Selbstzweck aufgefaßt. Die Gründung des Deutschen Sängerbundes war die Frncht eines jahrzehntelangen Ringens deutscher Männer nach dem Ziele, das deutsche L i ed in einer großen Volks gemeinschaft dem Dienste des geeinten Vaterlandes zu weihen. Aus dm Freiheitskriegen ist diese ge waltige volkstümliche Bewegung geboren worden und durch die Einheitsbcstrebungen der deutschen Stämme wurde sie ständig genährt. Es ist kein Zufall, datz die deutsche Sängerbundesbewegung nach 1870 die Zeit eines gewissen Stillstandes erlebte. Glaubte das deutsche Volk damals doch, im Bismarck-Reich die Erfüllung seiner Wünsche gefunden zu haben, so daß die grotzdeutsche, volksdeutsche Bewegung weiten, in kleindeutschem, rein staatlichem Denken befangenen Kreisen als überholt galt. Aber die deutsche Sängerbundesbewegung hielt an den alten grotzdeutschen Idealen fest. Das vierte deut sche Sängerbundesfest fand in Wien statt, und zwar im Jahre 1890. Der Eindruck war so stark, datz auch das 6. Deutsche Sängerbundesfest wieder in Österreich, in Graz, abgehatten wurde, über 12000 Sänger fanden sich im Jahre 1902 in Graz zusammen. Bezeichnender weise bereitete die österreichische Regierung diesem als großdeutsch ihr verdächtig erscheinenden Feste große Schwierigkeiten. Herrschte doch damals die im deutschen Nationalkampf Österreichs berüchtigte Regie rung Badeni. Die Militärbehörden verweigerten die Mitwirkung der Regimentskapellen. Der Garnison wurde der Besuch des Festes verboten. Um so begeisterter und herzlicher war die Anteilnahme der Bevölkerung. Gerade dieses Sängerbundesfest in Graz hat vielen Reichsdeutschen die Äugen über die Lage des Deutschtums in der alten Südostmark des Reiches geöffnet. Für die österreichische Regierung ist diese mächtige Kundgebung eine Warnung gewesen, die ihren Eindruck nicht verfehlt hat. Die Sängerbundestagung in Breslau, die im Zeichen der Lieder und der Gesinnung Felix Dahns stand, war ebenfalls eine Kundgebung bewntzter deutscher Volks gesinnung in der kämpfenden deutschen Ostmark. Nachdem der Kriegsausgang das Reich in seiner alten Form zer stört und rings an den Grenzen neue deutsche Außen gebiete geschaffen hatte, erlebte der Volksdeutsche und grotzdeutsche Gedanke seine naturno t- wendigeWiedergeburt. Und mit der neuen Volks deutschen, großdeutschen Bewegung erhielten auch die Sängerbundesfeste einen neuen gewaltigen Auftrieb. 43 000 Sänger trafen sich im Jahre 1924 in Hannover. „Nicht lärmender Jubel, sondern feierlicher Ernst und sitt liche Vornehmheit, gepaart mit tiefer Herzensinbrunst, durchwehten die Festtage." Wenn auch wegen der wirt schaftlichen Notlage keine Massenbeteiligung öster reichischer Sänger möglich war, so hatten sich doch aus den besetzten und abgetretenen Gebieten zahlreiche Festteilnehmer eingefunden. Eine ergreifende Totcn- gedenkfeier und eine Kundgebung für Rhein und Ruhr betonten den ernsten, sittlich-nationalen Charakter des Festes. Ein Schwur am Hermannsdenkmal im Teuto burger Walde schloß die große Kundgebung ab, die ein Beweis der innersten Verbundenheit des deutschen Sänger bundwesens mit dem Aufstieg der deutschen Idee war. Die Ereignisse der WienerSängerbundstagung die alles mit sich fortreißende Begeisterung des deutschen Brudergefühles sind noch in frischer Erinnerung. In zwischen sind die Zeiten noch ernster geworden. Aber gerade darum wird auch Frankfurt am Main eine Kundgebung der Notgemeinschaft und der Wiederaufstieg hoffnung aller Deutschen werden. Mis »Isis Ueä k o bl -X HI v°" o l. I- E äHIL hl >4 o K si HI oaneseimecn7LL<morr ooacn veac^s- osK^ir neisre» Sä. (2. Fortjetzung.) „Sie scherzen, lieber Freund! Herr Dalbade singt das s wundervoll, ja er schafft sogar st und zwingt hin und wieder das hohe o. Das allerdings haucht er nur." Heyden lächelte. „Ich glaube es, er haucht das hohe o. Ich aber singe es, wie er das n singt." „Dann wären Sie ein Phänomen, Herr Heyden!" sagte Mara erregt. Wieder lächelte Heyden fein. „Durchaus nicht. Ich sagte ja, ich bin völlig ungeschult. Ich werde also niemals Herrn Dalbade Konkurrenz' machen." Dann folgte er Mara ins Musikzimmer. Sie nahm am Flügel Platz und suchte in den Noten. „Wir haben Glück, ich besitze die Noten." Sie griff in die Tasten und spielte das Präludium. Dann begann Wittmar zu singen. Unsicher setzte er ein, aber bereits nach wenigen Takten hatte er die leichte Verlegenheit gemeistert, seine Stimme schwoll an und wurde stark und gewaltig. Mühlos nahm er die hohen Töne und sang das Lied mit einer solchen Inbrunst, daß die Sängerin erschauerte. Das Lied klang aus. Mara d'Acosti laß stumm und überwältigt am Flügel. Dann hob sie die Augen zu ihm und sagte erregt: „Sie haben die .. Urstimme! Sie müssen singen! Es wäre eine Sünde, wenn Sie Ihre Stimme nicht bilden würden. Ihnen fehlt nur der letzte Schliff." Heyden schüttelte fest den Kopf. „Nein, ich will nicht singen." „Sie müssen singen!" fuhr sie erregt fort. „Warum wollen Sie Ihre köstliche Gabe verkümmern lassen? Singen Sie ... und die Welt liegt Ihnen zu Füßen!" Heyden setzte sich wieder. Das feine Lächeln auf dem herben männlichen Gesicht stand ihm ganz ausgezeichnet. „Meine Gabe wird nicht verkümmern," sagte er ruhig. „Ich werde noch oft im Leben singen und manchem damit eine Freude machen. Aber ... ausbilden, dann auf der Bühne und im Konzertsaal singen, mit der Streberei un nütze Jahre vergeuden und dann schließlich gebunden sein! Nein, das mag ich nicht. Ich lechze nicht nach Ehre und Geld, mir geht die Freiheit über alles. Sie haben die NW Freiheit vielleicht nie gekannt. Fräulein d'Acosti, und wissen nicht, was für eine berauschend schöne Sache das ist. Mir ist die Freiheit alles." „Sie können die Freiheit auch hier haben, Herr Heyden. Wenn Sie ein ganzer Mann sind, der unbeirrt seinen Weg geht, ohne nach den anderen zu fragen, dann sind Sie ja frei!" „Nicht ganz! Zu oft werde ich die Freiheit meines Herzens unterbinden müssen, und das will ich nicht." Sie fand kein Wort der Widerrede mehr. In tiefer Er regung, die ihr das Rot in die bleichen Wangen gejagt hatte, stand sie vor ihm. Ihre Augen baten. Und ihre Augen waren so schön, so heiß und brennend, daß Heyden an ihnen vorbeisehen mußte. „Lassen Sie es nicht das letzte Wort sein! Sagen Sie nicht, daß Sie nie die Laufbahn eines Sängers einschlagen wollen. Warten Sie! Ueberlegen Siel Sie werden sich ent schließen, wenn Sie erst einmal die Schwere und Köstlichkeit unseres Berufes begriffen haben. Wir tun Dienst an der Menschheit, wenn auch die Triebfeder in uns der Ehrgeiz ist. Wir sind glücklich, wenn wir mit unserer Kunst Freude in die Herzen der Menschen senken können." Ihre Worte blieben nicht ohne Eindruck auf ihn. Er sah ror sich hin und sagte dann leise: „Die Bühne ... hat für mich einen bitteren'Nachgeschmack. Meine Frau war an der Bühne. Sie war nur kleine Choristin, aber ... doch hübsch genug, um von einem Sänger oder Schauspieler, — ich habe nie geforscht, wer es war — verführt zu werden." Sie hörte seine herben Worte und sah ihn mit ihren dunklen, glänzenden Augen an. „Und . . . trotzdem!" Da stand er auf und sagte: „Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen." Das Wort gab ihr Hoffnung, daß die Wunderstimme Heydens einmal auf der Bühne tönen sollte. Heyden ging. Lange saß Mara stumm am Flügel, und in ihrem Ohr lag der Ton von Heydens Stimme. „Sie muß gebildet werden!" sprach sie zu sich selbst. „Sie darf der Menschheit nicht verlorengehen, diese gewaltige Urstimme." Dann aber stellte sie erschrocken fest, daß sw vergessen hatte, ihn nach seiner Adresse zu fragen. 2. Als Wittmar Heyden seiner Schwiegermutter Anna Feyerabend gegenüberstand, wallte Bitternis in seinem Herzen auf. Sie war trotz ihrer fünfzig Jahre immer noch ein eitles Geschöpf. Aufgeputzt wie ein Pfau empfing ihn die Frau, die seinem Weibe einst half, den Pfad der Sünde zu gehen. Mit bösen Augen sah sie ihn an. „Bist du doch einmal wiedergekommenl" sagte sie ge hässig. „Ich dachte, du würdest dich bis an dein Lebens ende in der Welt herumtreiben." Zorn wallte in ihm hoch, aber er bezwang sich und sagte ruhig: „Ich glaube, wir haben Sie zueinander gesagt, Frau Feyerabend. Ich möchte das bsibehalten." Sie zuckte unter seinen Worten zusammen. „Was wollen Sie?" „Von Ihnen nichts. Ich möchte Ihren Gatten sprechen und ... meine Tochter holen/" „Das Kind!" stieß sie hervor. „Nein! Das Kind bleibt bei mir! Vier Jahre war ich gut und jetzt behagt es Ihnen, mir das Kind zu nehmen." „Ja!" sagte er unerbittlich. „Es behagt mir jetzt. Sie wissen genau, daß nur die Bitte Ihres Gatten mich ver anlassen konnte, das Kind hier zu lassen." Sie wollte ihm heftig entgegnen, aber sie kam nicht dazu, denn ihr Gatte war in das Zimmer getreten. Das laute Sprechen hatte ihn aufmerksam gemacht. Die Stimme war ihm bekannt vorgekommen. Richtig! Wittmar war es. Erstaunt sah er seinen Schwiegersohn an, und ein Zug herzlicher Freude ging über sein faltiges Gesicht. Herzlich faßte er Wittmar an der Hand und zog ihn herein. „Du bist wieder da! Gott sei Dank! Du glaubst nicht, wie ich mich freue. Nun komm schon in mein Tuskuluml" Sie traten in das von Tabakqualm erfüllte Zimmer des Chordirektors Feyerabend. Der herzliche Willkommengruß tat Wittmar wohl. Sein Schwiegervater war der alte geblieben. „Nimm Platz. Wittmar! Steck' dir eine Kgarre an! Mir ist vorhin der Federhalter aus der Hand geglitten, und die Feder spießte im Holz. Ich wußte, daß Besuch kommt, aber einen so lieben Besuch habe ich doch nicht erwartet. Hast du Hunger? Willst du was essen? Nicht! So, hier ist Feuer! Nun sag' aber mal, mein Junge, wo hast du denn die ganzen Jahre gesteckt?" „Draußen in der Welt! Du weißt ja, was mich damals forttrieb. Ich wollte vergessen. Aber einmal kommt doch das Heimweh und die Sehnsucht, mein Kind zu sehen und dich, Vater. Wir haben uns immer gut verstanden." „Das haben wir, mein Junge. Das Kind ist nun heran gewachsen. Es ist gottlob gesund und munter. Willst du es sehen?" „ . , , , (Fortsetzung folgt.)