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Für ein Sranniwemverbvt am Wahltag ' Gegen Auswüchse der Wahlpropaganda. Der Reichsminister des Innern hat bei den Landes' regierungen angeregt, entsprechend dem Vorgehen bei del Reichstagswahl 1930 und der Reichspräsidentenwahl 1932 zu erwägen, ob sich nach den Bedürfnissen der ein' zelnen Reichsteils empfiehlt, für den Tag der Reichstags' Wahl und den Vortag den Ausschank von Branntwein und den Kleinhandel mit Trinkbranntwein zu ver' bieten. Ferner hat der Reichsminister des Innern die Auf' merksamkeit der Landesregierungen auf den Aufruf des! Deutschen Bundes Heimatschutz gegen die Verschandelung! des Heimatbildes durch Auswüchse der Wahlpropaganda gelenkt. Er hat zur Erwägung gegeben, ob sich nach den Erfahrungen bei früheren Wahlen polizeiliche Vorschriften ; zum Schutze des Heimatbildes und des Denkmalschutzes , wie des Schutzes des Eigentums überhaupt gegen die Aus' wüchse der Wahlpropaganda empfehlen. Rm 6 Mionen für den Harzer Bergbau. Die Grundlage für die Weiterführung der Betriebe nicht erschüttert. Die Neichsregierung hat bei der Verabschiedung des Reichshaushalts durch Notverordnung die verschiedenen Änderungswünsche des Reichsrates nicht berücksich« ti g t. Damit ist auch die Erhöhung des Fonds für die Erhaltung des Metallerzbergbaues von sechs aus acht Millionen Mark abgelehnt worden. Es bleibt also bei der ursprünglich vorgesehenen Reichssubvention von sechs Millionen Mark. Minister Klagges teilt nun auf Anfrage mit, daß die braun schweigische Regierung auf dem Standpunkt stehe, daß mit der Gewährung der Subvention in Höhe von 50 Prozent für die Betriebe des Harzer Bergbaues die Grundlage ge schaffen sei, um die Betriebe weiterzuführen. Auf diesem Standpunkt werde die Negierung verharren. Wenn auch zu bedauern bleibe, daß die Reichsregierung der Erhöhung der Subvention nicht zugestimmt habe, so sei doch kei neswegs die Grundlage erschüttert, um die Betriebe aufrechterhalten zu können. Hus unserer keimst Wilsdruff, am 5. Juli 1932. Merkblatt für den 6. Juli. Sonnenaufgang 3" ! Mondaufgang 6" Sonnenuntergang 20" I Monduntergang 22°° 1887: Der Dichter Walter Flex geb. Dein Reisegepäck. In der größten Reisezeit des Jahres können ein paar Winke über Reisegepäck durchaus nötig, nützlich und an genehm sein. Zunächst einmal: Nimm alles mit, was du in der Ferne gebrauchen könntest, damit du nicht eines Tages in Verlegenheit geraten; aber nimm beileibe nicht alles mit, was du irgendwie besitzest, denn die Reise ist kein Umzug, sondern sozusagen ein Vergnügen! Und dann: Unter Handgepäck versteht man nicht drei bis vier große Koffer, die während der Fahrt plötzlich einem an deren auf den Kopf fallen können! Auch die Reichsbahn versteht das nicht darunter und kann in solchen Fällen sehr unangenehm werden. Handgepäck ist im allgemeinen soviel Gepäck, wie man zur Not in der Hand tragen kann, ohne wie ein Lastträger durchs Lebe« schreiten zu müssen. Was nun aber dein eigentliches Reisegepäck: betrifft, deine richtigen Koffer und gar erst die deiner werten Frau Gemahlin, so wirst du schon am besten tun, wenn du sie vor Antritt der Reise „aufgibst", nicht so, wie etwa der Doktor einen sterbenskranken Patienten auf- und verloren gibt, sondern so, daß die Reichsbahn sie zu treuen Händen in Verwahrung nimmt und sie dir am Reiseziel pünktlich und gewissenhaft wieder ausliefert. Von der Aufgabe bis zur Auslieferung ist das aufgegebene Gepäck im großen und ganzen vor Diebstählen sicher. Wie gesagt, im großen und ganzen, denn irgendmal kann schließlich auch auf der Bahn ein Diebstahl Vorkommen: es kann dir, wenn du besonderes Pech hast, der ganze Koffer gestohlen werden, und es können dir andererseits einzelne Gegenstände deines Gepäcks abhanden kommen. In solchen Fällen haftet natürlich die Reichsbahn für deinen Schaden, nur mußt du ebenso natürlich nachweisen können, was du verloren hast. Hast du aber deinen Gepäckschein verloren, oder ist er dir gestohlen worden, so leistet dir die Reichs bahn keinen Ersatz für dein verlorenes Gepäck, wenn es inzwischen schon der unehrliche Finder deines Gepäck scheines abgeholt hat; denn die Reichsbahn kann sich ihre Fahrgäste wirklich nicht einzeln auf ihr Gepäck hin an sehen und nachforschen, ob gerade er berechtigt sei, sich das Gepäck herausgeben zu lassen. Ebensowenig haftet sie für Gepäck, das überhaupt nicht aufggeeben war, also für Gepäck, das du dir in dein Abteil mitgenommen hattest, und das von dort verschwunden ist. Es gibt aber, wie jedermann weiß, Versicherungen, die die Haftung für solche Verluste gegen eine bestimmte Prämienzahlung über nehmen und zum Teil auch für lose mitgeführte Gegen stände Ersatz leisten, wenn sie verlorengehen oder gestohlen werden. Für Taschendiebstähle auf der Reise haften aber auch solche Versicherungsgesellschaften nicht. Jeder wird nun Wohl wissen, wie er es mit seinem Reisegepäck zu halten hat, wenn er nicht zu Schaden kommen will. Auf das Gepäck, das er in eigener Obhut behalten will, also mit in das Abteil nimmt, muß er schon persönlich aufpassen, für alles andere kann er ruhig die Reichsbahn sorgen lassen. Und natürlich gilt alles, was hier von der Reichsbahn gesagt ist, auch für Schiffe und andere Fahrzeuge! „Trockener Hochsommer — oder nicht?" Die Wetterprophe ten lasten sich nicht beirren. Ungeachtet der längere Zeit wenig erfreulichen Wetterlage erwartet Prof. Dr. Franz Baur von der Staatlichen Forschungsstelle für langfristige Witterungsvor hersage für den größen Teil Deutschlands doch einen trockenen Hochsommer. Dieser stehe mit der 'Bestrahlung der Erde durch die Sonne in Zusammenhang, und diese wieder mit der Stel lung des diesjährigen Sommers innerhalb des Sonnenflecken- Zyklus. Die twckenen Hochsommer von 1876, 1887, 1899, 19ll und 1921 hätten eine ganz ähnliche Stellung innerhalb de> Sonnenzyklus wie der diesjährige Sommer. Natürlich könne sich renz nur die Lösung „Schwamm drüber" (couq d'eponge). Die Lausanner Konferenz war nicht einberusen worden, um zukünf tige Zahlungen zu sichern, die nur die anormale und künstliche Lage der Gegenwart weiter aufrecht erhalten und verschärfen könnten, sondern um die unerläßliche Rückkehr zum Vertrauen und die Wiederaufnahme des allgemeinen Handelsverkehrs zu ermöglichen. Die Moratoriumserklärung der Lausanner Konfe renz vom 16. Juni, durch die die Reparations- und Kriegsschul denzahlungen zwischen den europäischen Mächten aufgeschoben wurden, hat den jetzt einzuschlagenden Weg gezeigt. Dieser Weg muß jetzt zu Ende gegangen werden. Die Regelung, die auf der Konferenz gefunden wird, muß eine endgültige Regelung sein. Die Anulljerung der Zahlungen muß sich auf sämtliche euro päischen Gläubiger- und Schuldnermächte erstrecken. Nur auf diese Weise kann eine allgemeine Regelung vorbereitet werden, auf die in der Moratoriumserklärung vom 16. Juni hingewie- ser> wird. Es ist jetzt der Augenblick gekommen, die Worte des Evangelisten anzuwenden: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schudigern" Londoner Stimmen. London, 4. Juli. Politische Kreise Londons drückten am Montag unumwunden ihre Zufriedenheitt aus, daß es der deut schen Abordnung in Lausanne mittelbar gelungen sei, Herriot zur Rückkehr nach Lausanne zu veranlaßen. Trotz der Schwie rigkeiten werden die Konferenzaussichten noch immer hoffnungs voll beurteilt. Gegenüber den deutschen Gegenäußerungrn ver halten sich die amtlichen Stellen zurückhaltend, verkennen aber nicht die Sachlichkeit der deutschen Gegengründe, ausgenom men vielleicht die Forderung nach Streichung des Kriegsschuld paragraphen als solchen. „Evening News" bringt den Bemü hungen der deutschen Abordnung, die bestmöglichsten Bedingun gen zu erhalten, volles Verständnis entgegen. Das Matt meint ober, daß wohl nach deutscher Austastung die beste Verwendung für die Zum Wiederaufbau Europas bestimmten Gelder darin liege, sie zunächst zum Aufbau Deutschlands zu verwenden. Die Pariser Presse schimpft Paris,» 4. Fuli. Während die französische Regierung zu den neuen „Vorschlägen" der deutschen Abordnung in Lausanne noch keine endgültig^ Stellung genommen hat, beschränken sich die Pariser Blätter darauf, ihre eigene Meinung wiederzugeben. Man erklärt, die Reichsregierung habe durch die Uebrrmitte- lung ihrer Vorschläge den Grundsatz einer Restzahlung aner kannt. Der „Intrccsigcant" betont, daß man nach der Aner kennung dieses Grundsatzes durch die deutsche Abordnung dem weiteren Verlauf der Verhandlungen mit größerem Optimis mus entgegensehen könne und mit einiger Sicherheit auf das Zustandekommen einer Endlösung Rechnen dürfe. Auch der „Temps" weist auf die besondere Bedeutung der angeblichen grundsätzlichen Anerkennung der französischen Forderung hin u«d meint, daß man sich über die Gegenvorschläge der Reichs regierung nicht wundern dürfe, da eg der Geisterhallung des deutschen Volles entspreche, mit Worten und Tatsachen zu spie len, um aus diesen Manöver» möglichst große zu ziehen. Das nationalistische „Journal des Debats" gibt der Hoffnung Aus druck, daß man i» Lausanne keine Zeit mit den Beratungen der deutschen Gegenvorschläge verlieren werde. Die Lausanner Scnderberichterstatler der großen Pariser Blätter melden übrigens, Finanzminister Germain-Martin habe dem englischen Ministerpräsidenten bereits mitgeteilt, daß sich Frankreich gegenüber den deutschen Vorschlägen unbedingt an das zwischen den Gläubigermächten zustmdegekommene Ab kommen Hollen müsse. Aufruf Herriots an das französische Volt. Ministerpräsident Herriot hat einen Aufruf au das französische Volk erlassen, in dem es unter anderem heißt: „Ich kehre nach Lausanne zurück, um dort nach besten: Können im Interesse Frankreichs und des Friedens die schweren Verhandlungen zu Ende zu führen. Unsere Re gierung, die sich ihrer Pflicht bewußt ist, sieht sich einer undankbaren Aufgabe gcgenübergestellt, inmitten ernster wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Sie muß das Gleichgewicht des laufenden Haushaltes wieder Herstellen nnd die Be dürfnisse der Staatskasse decken. Die Augen auf dieses Ziel gerichtet, werde ich mich nicht einschüchtern lassen, wenn ich auch weiß, daß ich uttaugeuehme Maßnahmen Vorschläge. Ich habe Vertrauen in das Parlament und in die Nation." Sachsens Mahnung zur Festigkeit. Die sächsische Industrie an die deutsche Delegation in Lausanne. Die deutsche Delegation in Lausanne ist von den säch sischen Industrie- und Handelskammern durch den Präsi denten der derzeitigen Vorortskammer Chemnitz unter voller Anerkennung der bestehenden Schwierigkeiten und mit Dank für die bisherigen Anstrengungen telegraphisch gebeten worden, auf den deutschen Forderungen bestehen zu bleiben. Sieben Aoeben im Die Flieger Seriram und Klausmann aufgefunden. In einem Eingeborenenlager entdeckt. Einer in Melbourne cingetroffencn Meldung aus Wyndham zufolge sind die beiden seit sieben Wochen vermißten deutschen Flieger Bertram und Klaus mann lebend und wohlauf in einem Eingcborenenlager bei Kap Bernier gefunden worden. Kap Bernier liegt etwa 30 Kilometer westlich von dem Platze, an dem die Flieger seinerzeit notgelandet sind. Eine Polizeiabteilung unter Führung des Polizeiscrgcantcn Marshall, die über Land vorgedrungen war, hat das Eingcborenenlager er reicht. Eine Barkasse aus Wyndham wird die deutschen Flieger abholen. Sie dürften am Mittwoch in Wyndham eintreffen. Die Meldung aus Melbourne wird durch ein bei den Junkerswerken in Dessau eingelaufenes Telegramm der beiden Flieger bestätigt. Nach den bisherigen Meldungen hatten die Flieger auf einem von ihrem Ganzmetallflugzeug abgebauten Schwimmer versucht, aus der westaustralischen Wild nis heraus eine Ansiedlung zu erreichen. Das ist ihnen gelungen. Wie aus ihrem Telegramm weiter hervorgeht, sind Ovide Seeflieger zu ihrer Maschine „Atlantis" zurück gekehrt und haben diese geborgen. Seit dem 17. Mai verschollen gewesen. Bertram nnd sein Bordmonteur Klausmann wurden seit dem 17. Mai vermißt. Sie hatten am 14. Mai mit dem Wasserflugzeug „Atlantis" B a t a v ia verlassen und woll ten nach Port Darwin fliegen. Als nach Tagen keine Nachricht von ihnen eintraf, veranlaßten die australischen und holländischen Behörden umfangreiche Suchexpedi tionen, die mit Flugzeugen und schnellen Zerstörern aus- gesandt wurden. Alle Nachforschungen aber waren ver gebens, und nmn rechnete schon damit, daß die beiden deutschen Flieger ertrunken oder in dem gefährlichen Küstengebiete Australiens aus irgendeine andere Weise umgekommen waren, zumal man mehrere Gegenstände aus dem Besitz Bertrams und später an einer Flußmündung das von den Fliegern verlassene Flugzeug „Atlantis" auf gefunden hatte. Die furchtbaren Leiden der Flieger. Jetzt erfährt man, daß die beiden Flieger nach einem stürmischen Nachtflug wegen Benzinmangels hatten landen müssen. Sie trieben dann mit ihrem Schwimmer den sie als Boot verwendeten, zwei Wochen lang ohneWasser und Lebensmittel in der Timorsee. In einer stür mischen Nacht wurden sie an die Küste geworfen, wobei ihr Schwimmer zerschellte. Nach einem Robinsonlebcn von mehreren Wochen, bei dem sie sich von Muscheln undLaub nährten, wurden sie vollständig erschöpft von zwei australischen Buschncgern entdeckt. Da die beiden hilflosen Flieger nicht mehr gehen und stehen konnten, alarmierte einer der beiden Eingebore nen ein von der australischen Negierung ausgesandtcs Suchkommando, das aus Wyndham weitere Hilfe Herbeirics. „Brot! Brot! Brot!" waren die einzigen Worte, die die Flieger hervorbringen konnten, als sie den Führer des Suchkommandos, Con stabler Marshall, erblickten. Marshall war von dem Anblick der beiden, denen die Kleider in Fetze» vom Leibe hingen, so erschüttert, daß er in Tränen nusbrach. Er stellte fest, daß Bertram und Klansmann nach ihrer Lan dung die ganze Zeit in einem Umkreis von 18 Kilometer um ihr Flugzeug hcrumgeirrt nmren. Einmal erblickten sie in einer Entfernung von kauni zwei Kilometer kinen aultraMOen kuteb. Die beiden deutschen Flieger Bertram (links) und Klausmann (rechts). Dampfer, dem sie sich durch Signale und durch Schreien bemerkbar zu machen suchten, aber das Schiff fuhr vorüber, ohne sie bemerkt zu haben. Das war ihre letzte Ent täuschung. Dumps brütend sanken sie hinter einem Steinhausen nieder und erwarteten den Tod. In dieser Lage wurden sieam 2 6. Iuni von den beiden Eingeborenen gefunden. Die Buschncger gaben ihnen alles, was sie an Nahrung bei sich hatten: getrockneten Fisch und Känguruhfleisch. K l a u s m a n n, der sich nach den furchtbaren Entbehrun gen rascher erholte als Bertram, berichtete, daß sie zuletzt nichts mehr gesehen und gefühlt hätten. Sogar ihr Geruchssinn habe den Dienst versagt, und ihre Augen hätten ihnen allerlei Trugbilder vor- gegaukclt. In Remscheid, der Heimat Bertrams, hat die Nachricht von der kaum noch erhofften Rettung der Flieger großen Jubel hervorgcrufen. Bertram, der kühne Flieger. HansBertram, der 27 Jahre alt ist, will, sobald er und sein Flugzeug wiederhergestellt sein werden, den Expcditionsflug fortsetzen. Der Zweck des Fluges ist, deutsche Jndustrieprodukte im Auslande zu zeigen und neue Absatzquellen zu suchen. Der Flug begann a m 2 7. Februar in Köln und führte über Friedrichs hafen, Alpen, Lugano, Venedig, Athen, Alexandrette, Syrische Küste, Buschir, Bombay, Ceylon, Kalkutta, Ran gun, Bangkok und Batavia. Hier blieben zwei Flug teilnehmer, der Filmoperateur Lagorio und der zweite Flugzeugführer Thom, zurück. Es sei noch bemerkt, daß Bertram im Herbst des vergangenen Jahres auf einem Fluge nach China an der Ostküste Indiens im Monsunsturme alles bis auk das nackte Leben verloren hatte. Moskau sieht Kriegsgefahr. Kalinin über die Aufgabe der russischen Jugend. Der Vorsitzende des Vollzugsausschusses der Sowjet union, Kalinin, erklärte in einer Ansprache auf einer Konferenz der kommunistischen Jugend, Rußland brauche den Frieden. Es wolle keinen Krieg führen, sondern alle einsetzeu"r Erfüllung des zweiten Fünfjahresplanes Leider aber, so erklärte Kalinin weiter, sei die gegenwärtig sehr bedroh- l r ch. höchste Aufgabe der russischen Jugend müsse es sein, dre Negierung m ihrer wirtschaftlichen und politischen Arbeit zu unterstützen.