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MmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gegoltene Naumzeile 20 Npfg., die 4gespa!tene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 2 eich« Pfennige, die 3gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 NMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspjennige. Dor geschriebeneErscheinungs- « tageund latzvorlctrif en werden nach Möglichkeit fp VLtyeV» AMI v berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10Uhr. - - - — Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Nadanuniprua eracht, wenn der Betrog durch Nationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, A°A°,L7 Wochenblatt für Wilsdruff u, Umgegend trikdsilörungen destihi ttik Anbruch au! »!>kiri„n- » D Krieg oder ionsliger Bc- °,ng°.aud.er Schriftst-Le erL7n-'./::'n^S °u-q v-rnrus Udrrm.^i.rn u^rn^ de. BN»c -r, . Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- ger lyls und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 152 — 91. Jahrgang Telegr-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 1. Juli 1932 3mm UM We in LlOlU. Deutschland soll noch 5 Milliarden zahlen. Was ist Wahrheit? Die Frage: Was ist Wahrheit?, und zwar nicht in dem Sinne des Pilatus, daß es keine absolute Wahrheit gebe, sondern innerhalb der Gegenüberstellung von Unrichtigkeit und Richtigkeit, mutz nirgends so oft prüfend gestellt werden als dort, wo es sich um eine Ver sammlung größerer Massen handelt. Der Krieg mit seinen bekannten „Gerüchten^ mit dem etwas anrüchigen Namen war ein Musterbeispiel für solche Nachrichten bildung durch die Menge und aus der Menge heraus. Auch bei den internationalen Konferenzen der Nachkriegszeit, wo sich auf engem Raum eine grotze Anzahl von Menschen zusammenfanden, zum grotzen Teil sogar gerade zu dem Zweck der Nachrichtensammlung und Verwertung, kann man immer wieder die bewutzte oder unbewußte Verbreitung salscher Nachrichten fest stellen. Gehen solche Gerüchte von einer offiziellen inter essierten Stelle aus, so spircht man Wohl von „Ver suchsballons", deren einziger Zweck darin besteht, zu sehen, wie sich der Gegenspieler dazu verhält, und ihn aus seiner Zurückhaltung und Schweigsamkeit heraus zulocken Solche „Versuchsballons" kommen aber oft auch dem Gegner nicht ungelegen, denn sie geben ihm erwünschte Gelegenheit, darauf eine feste und klare Ant wort zu erteilen, zu deren Abgabe in einer zweifellosen Fassung sich sonst kein Anlaß geboten hätte. So hat es sich auch mit den in internationalen Kreisen der Lausanner Konferenz rn Umlauf gesetzten Gerüchten verhalten, die deutsche Abordnung habe sich zu einer Abschluß zahlung von drei Milliarden Goldmark im Falle einer endgültigen Regelung der Tributfrage' bereit erklärt. Diese Nachricht gab der deutschen Delegation die sicherlich nicht unerwünschte Veranlassung, aus drück l i ch f e st z U st e l l e N , daß ein dahingehender Vor schlag selbstverständlich in keiner Weise erfolgt sei. Diese Abschlußzahlung war lediglich in einem Vor schlag Macdonalds genannt worden, der aber von der deutschen Delegation sogleich energisch zurück gewiesen worden ist. Deutschland hat jetzt klipp und klar seine bedingungs lose Forderung aus die Befreiung von den Fesseln von Versailles ausgesprochen, d. h. die Beseitigung der Kriegsschuldlüge und die daraus aufgebauten Tributzahlungen, sowie die Wiederherstellung der Gleichberechtigung in der Rüstungsfrage. Das sind die Voraussetzungen, unter denen Deutschland seine Mithilfe zugesagt hat bei der Beseitigung der Hemm nisse für einen Wiederaufstieg der europäischen und der Weltwirtschaft, weil, was Wohl außer Frankreich jetzt alle Staaten eingesehen haben, ohne ein freies und gleich berechtigtes Deutschland eine Behebung der Wirtschafts krise unmöglich ist. Durch die Verbindung der Reparationsfrage mit der A b rü stuu g s f r a g e, der frühere deutsche Dele gationen ängstlich aus dem Wege gegangen sind, hat Deutschland aber außerdem die Aussicht, auch Amerika wieder an der Reparationsfrage zu interessieren, das bis jetzt ja immer diese Frage als eine rein europäische Frage bezeichnet hat, in die es sich nicht einmischen will. An der Abrüstungsfrage aber ist es in hohem Maße inter essiert, während eine Verkoppelung der Tributfrage mit den interalliierten Kriegsschulden auch von Deutschland abgelehnt wird, da die Tributfrage lediglich eine die europäischen Mächte berührende Angelegenheit ist, die zwischen den europäischen Gläubigermächten und Deutschland bereinigt werden muß. Die Verkoppelung der Tributfrage mit der interalliierten Schuldenfrage würde den gegenwärtigen ungeklärten Zustand minde- stens bis zumnächsten Frühjahr, dem Zeit punkt der Regierungsübernahme des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, aufrechterhalten. Aus allen diesen Gründen können irgendwelche Vorschläge in dieser Richtung von der deutschen Regierung nicht angenommen werden. Allerdings dürfte die Lösung des gordischen Tribut knotens durch das jetzt eingesetzte „Büro" der Konferenz in Lausanne auch nicht von heute auf morgen vor sich gehen, was in Anbetracht der drängenden Forderungen der drohenden Winterwirtschaftssorgen sehr zu bedauern ist- Dieser Eindruck befestigt sich immer mehr, wenn man die Punkte betrachtet, in denen nach einer Aufstellung Macdonalds bisher eine Einigung erzielt worden rst. Der englische Ministerpräsident führte als solche an: kc einem Lande zum anderen, die die stören könnten die gegenwärtige Krise nur verschärfen. 2 Die E n t l a s s u n g ei n e s Sch u l d- aus einer untragbaren Schuld könne die Wirulng haben, diese Last auf ein anderes Land zu über- das ebenfalls Schuldner ist und nu^ unfähig werde, die Last zü tragen. 3. Die einzige Maß regel. die Weltkrise zu erleichtern, ist die Anpassung aller politischen Schulden an die veränderteWeltwirt- schaftslage, die so schnell wie möglich wieder her gestellt werden sollte. So allein könne Vertrauen wieder Fuß fassen. 4. Obgleich die deutsche Regierung die Sta bilisierung ihrer Währung energisch verteidigt, sind Maßregeln notwendig, welche dieser Verteidigung dauernden Erfolg sichern. 5. Schließlich herrscht weit gehende Übereinstimmung darüber, daß die K o n f e r e n z baldzuEnde geführt werden müsse. 6. Politische Zahlungen, die die Zahlungsbilanzen stören, sollten, wenn überhaupt, nur vor sich gehen auf dem handels üblichen Wege und müssen sich innerhalb der Zahlungs fähigkeit des Schuldnerlandes halten. 7. Deutschland ist im Augenblick zahlungsunfähig. Uns scheint, daß diese Punkte im wesentlichen das wiederholen, was schon im Baseler Bericht nieder gelegt ist und daß über die Hauptfragen noch keines wegs Einigkeit herrscht. Abschlußzahlung erneut abgelehnt. Ein neuer Vorschlag der Gläubiger- Mächte. Die Gläubigermächte sind in der Nachtsitzung in Lau sanne von neuem mit einem Vorschlag an die deutsche Regierung herangetrcten, wonach die endgültige Regelung der Tributsrage von der end gültigen Regelung der interalliierten Schuldensrage mit den Vereinigten Staaten ab hängig gemacht wird. Die Gläubigermächte vertreten den Standpunkt, daß zwischen den Tributzahlungtzn und den interalliierten Schulden ein unmittelbarer Zusammenhang bestehe und eine endgültige Regelung der gesamten internationalen Kriegsschulden nur gemeinsam mit der amerikanischen Regierung durchgeführt werden könne. Ferner sollen die Gläubigermächte von neuem an die deutsche Regierung mit der Forderung auf eine größere Abschlußzahlung herangetreten sein. Demgegenüber wird auf deutscher Seite nach wie vor der Standpunkt vertreten, daß eine Abschluß zahlung nicht in Frage kommen könne, ferner sei die Tributfrage nach deutscher Auffassung lediglich e<ne die europäischen Mächte betreffende Angelegenheit. Die Verschärfung der Lage durch die neue Forderung der Gläubigermächte auf endgültige Regelung der Tribut frage erst im Zusammenhang mit der interalliierten Schuldenfrage wird auch in englischen Kreisen als eine außerordentliche Verwicklung der Gesamtlage be urteilt. * Sa- französische Schlußangedot. Die Verhandlungen in Lausanne. Die französische Regierung soll nach Mitteilung von unterrichteter französischer Seite jetzt folgenden Vorschlag gemacht haben: Die deutsche Regierung verpflichtet sich zu zwei Zahlungen: Die erste Zahlung erfolgt als Beitrag Deutschlands zu der vorgesehenen gemeinsamen Kasse sämtlicher Mächte für den Wiederaufbau Europas. Die zweite Zahlung gilt als Restzahlung Deutschlands für die Tribute und wird bei der Baseler BIZ. hinterlegt. Auf der Grundlage dieser zweiten deutschen Zahlung tritt die englische und französische Regierung an die amerika nische Negierung mit dem Vorschlag heran, diesen Betrag als die Abschlußzahlung Englands und Frankreichs für die gesamten interalliierten Schulden anzusehen. Die ame rikanische Regierung würde im Falle der Annahme dieses Vorschlages ihre Forderungen an die englische und fran zösische Regierung als erledigt betrachten. Sollte dagegen Amerika diesen Vorschlag ablehnen, so würde Deutschland weiterhin verpflichtet bleiben, an die europäischen Gläubigermächte diejenige Summe zu zahlen, die diese an die Vereinigten Staaten zu leisten haben. Die französische Negierung vertritt die Auffassung, daß eine endgültige Lösung der Tributsrage im Rahmen der gesamten Interessen sämtlicher Mächte gefunden werden kann. Sie kann unter keinen Umständen auf den Grundsatz des unlösbaren Zusammenhanges zwischen den inter alliierten Schulden und der deutschen Tributsrage verzich ten. Diese Auffassung werde auch von der englischen Re gierung geteilt. Die beiden großen europäischen Gläubigermächte würden in dieser Haltung durch Mitteilungen von ame rikanischer Seite bestärkt, nach denen die amerikanische Re gierung eine vollständige Streichung der interalliierten Schulden nach wie vor ablehne. Die deutsche Forderung auf Anerkennung der Gleich-- berechtigung Deutschlands in der Abrüstungsfrage sei sowohl von französischer Seite wie auch von englischer Seite als unannehmbar abgelehnt worden. Diese Frage könne ausschließlich im Nahmen der Genfer Abrüstungskonferenz behandelt werden. Frankreich halte an dem Grundsatz der Zahlungsverpflichtung Deutsch lands fest. Deutschland lehnt die französischen Vorschläge ab. Die verschiedenen Vorschläge, die von der Gegenseite der deutschen Delegation rtntcrbreitet worden sind, waren nach Mitteilung von deutscher Seite nicht geeignet, das von Deutschland auf dieser Konferenz angestrebte Ziel der endgültigen Regelung der Tributfrage zu erreichen. Diese Vorschläge würden lediglich die gegenwärtig in der Welt bestehende Unklarheit und Unsicherheit verewigen und in keiner Weise zu der jetzt so dringenden Wiederherstellung des Vertrauens führen. Die deutsche Delegation war da her nicht in der Lage, über diese Vorschläge zu verhandeln. * Ser AbsMzaWWMsM eine Anregung Amerikas? Neuyork, 30. Juni. Rach Privatmeldungen soll der Vorschlag der Alliierten, der eine Gesamtabfindung für die Reparationen vorsieht, darauf zurückzuführen sein, daß Präsi dent Hoover auf Anraten Stimsons Paris, London, Berlin und Nom davon unterrichtet habe, daß die amerikanische Regierung abgeneigt sei, die Reparationen zu streichen, daß die amerika nische Regierung vielmehr irgendeine Abfindung unter irgend einem Namen befürworte, um die französische Öffentlichkeit wegen der „Heiligkeit der bestehenden Verträge" zu beruhigen und in Deutschland Gesicht zu wahren. Es muß besonders darauf hingewiesen werden, daß diese Meldung aus privater Quelle stammt und von amtlicher Seile noch keine Bestätigung gefunden hat. * MimttetllVessS Herriots Kei Popen Lausanne, 30. Juni. Die Sitzung des Büros der Lau sanner Konferenz unter Vorsitz von MacDvnald wurde kurz vor 18 Khr für eine Stunde unterbrochen. Während der Unter brechung der Sitzung begab sich Herriot überraschend in Be gleitung seines Kabinettschefs in das Hotel Savoy zu einer Unterredung mit dem Reichskanzler und den deutschen Mini stern. Dieser unvorhergesehene Besuch wird allgemein dahin ausgelegt, daß auf englischen Vorschlag setzt die letzten Versuche unternommen werden, eine direkte Einigung zwischen der deut schen und französischen Regierung herbeizuführen. Herriot ist Sonnabend in Paris. Papens Berliner Reife aufgegeben. Lausanne, 30. Juni. Die Verhandlungen zwischen Herriot und dem Kanzler im Hotel Savoy dauerten fast eine Stunde. lieber den Verlauf der Unterredung sowie über den gesamten gegenwärtigen Stand der Besprechungen wird von den Beteiligten absolutes Stillschweigen gewahrt. Gleich nach dem Herriot das Hotel verlassen hatte, fand eine Besprechung der maßgebenden Mitglieder der deutschen Abordnung statt. Herriot reist am Donnerstag abend nach Paris ab. Er beabsich tigt, Sonnabend früh wieder in Lausanne einzutreffen und Sonnabend nacht wieder nach Paris zurückzureisen, um am Sonntag an den Beisetzungsfeierlichkeiten für Briand teilzu nehmen. Am Sonntag abend kehrt er dann wieder nach Genf zurück. Man schließt hieraus, daß die Verhandlungen bis An fang nächster Woche fortgesetzt werden sollen. Der Kanzler hat seine ursprünglich auf Donnerstag abend festgesetzte Abreise nach Berlin vorläufig aufgegeben. Die Lage wird allgemein als völlig unübersichtlich beurteilt, da weder auf deutscher noch auf französischer Seite eine Erklä rung über eine endgültige Stellungnahme abgegeben wurde. MacDvnald teilte lediglich der Presse mit, daß die Verhand lungen bis zur endgültigen Entscheidung fortgesetzt werden wür den. Jedoch ist zweifellos die Endphase der Konferenz noch nicht erreicht. Zenirumskundgebungen. Hermes vor den rheinischen Bauern InKöln sprach vor dem Landwirtschaftlichen Beirat der Rheinischen Zentrumspartei Reichs minister a. D. Hermes. Er führte u. a. aus: Man müsse es bedauern, daß in die Arbeit des Kabinetts Brüning eine so jähe Unterbrechung hineingetragen worden sei. Mit diesem Bedauern könne man nur die Hoffnung verbinden, daß es den neuen Männern ge lingen möge, die Linie der Staatsführung des alten Kabinetts fortzuführen. Der Redner wandte sich weiter gegen eine Ausschaltung des Zentrums und betonte, daß die Maßnahmen zum Schutze der Landwirtschaft in den letzten Jahren entscheidend vom Lentrum aekübrt worden