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Tagen als vermißt gemeldet wurde, über die Ursache bes wahrscheinlichen Selbstmordes liegen noch keine Anhalts punkte vor. Blutige Zusammenstöße mit Kommunisten. Zürich. Im Zusammenhang mit einem seil Wochen an dauernden Streik der Heizungsmonleure in Zürich kam es während einer kommunistischen Kundgebung zu blutigen Zu sammenstößen mit der Polizei, in deren Verlaus 29 Personen schwer verletzt wurden über 50 Verhaftungen wurden vor- genommen Von den Schwerverletzten ist einer bereits ge storben, drei weitere liegen ebenfalls im Sterben. Finanzausschuß des Senats lehnt Auszahlung der Kriegs renten ab. Washington. Der Finanzausschuß des Senats lehnte die Borlage, nach der die Kriegsrenten sofort ausgezahlt werden srlltcn, mit vierzehn gegen zwei Stimmen ab. Bekanntlich hatte das Repräsentantenhaus am Mittwoch ein «olch-s Gesetz be schlossen Eine ÄutoheSierSande in Düsseldorf. Festnahme der Bandenführer. ttberaus zahlreich waren in den letzten Wochen die Falle, in denen in vielen Städten Westdeutschlands, aber auch darüber hinaus ir»! ganzen Reich wertvolle Luxus automobile gestohlen wurden. Es lag auf der Hand, daß diese Diebstähle von einer organisierten Bande durch geführt wurden. De. Düsseldorfer Kriminal polizei ist es nun gelungen, den Autohehlern aus die Spur zu kommen. Alle von der Autodiebesbande ge stohlenen Wagen wurden der Hehlerbande in Düsseldorf zugeführt, die für den Absatz im In- und Auslande, vor allem in Holland, sorgte. Die teuersten Wagen wurden oft zu einem Preise von 2000 bis 3000 Mark abgesetzt. Um die Polizei zu täuschen, und um beim Grenzübertritt keine Paß- oder Zollschwierigkeiten zu haben, fälschten die Hehler die Fabrikerkennungszeichen und die Papiere in raffinierter Weise. Die Führer der Bande, die sämtlich aus Berlin stammen, konnten festgenommen werden. Ihre Festnahme erfolgte zum Teil in Düsseldorf, zum anderen Teil an der Grenze, wo sie mit gestohlenen Wagen, die sie gerade über die Grenze schaffen wollten, gestellt wurden. Matuschka erzählt Gruselgeschichten. Geist Meyer erscheint persönlich. Wie ein Narr und Possenreißer gebärdet sich der Eisen- babnaltentäter Svlvester Matuschka tn seinem Prozeß Ob er den Narren spielt, oder ob er wirklich einer ist. das läßi sich nur schwer seststellen. Immer wieder ist die Rede von Geistern als „geistigen" Urhebern der Attentate. Ein Geist heißt „Bergmann" mit dem Vornamen .Leo" Diesen Geist will Maiuschka in Berlin kennengelernt haben Man erfährt, daß der Geist Bergmann Matuschka zum berühm- ten Manne machen wollte, damit er etwas" gegen den Albetsmus unternähme. Von den Eisenbahnattentatev per sollte der Ruhm kommen: Matuschka wollte, wie er sagt, von sich reden machen und sich in den Zeitungen gedruckt sehen Durch die Eisenbahnatteniate sollte außerdem der Arbeitslosigkeit in Deutschland Österreich und Ungarn ein Ende „«macht werden: es sollten eben neue Eisenbahnen nach Matuschkaschen Plänen gebaut Werden, und damit gäbe es wieder Arbeit Ein besonders origineller Plan Matuschkas bestand darin, sämtliche Bahnen Österreichs .. von der Donau aus durch Turbmen zu treiben. Schließlich erklärte Matuschka, daß er in zwanzig Fahren Minister werden werde, und sei es auch nur in Patagonien, und sei es auch nur für eine halbe Stunde. Sollte er jedoch für 30 Jahre ins Zuchthaus geschickt werden, so werde er spätestens in 30 Jahren Minister sein. Auf die Frage des Vorsitzenden, wie es komme, daß die bei Anzbach gefundenen Schraubenschlüssel, die Matuschka nach einer ihm von dem Geist Bergmann in die Hand ge gebenen Zeichnung angesertigt haben will, ganz genau aus die Schwellenschrauben paffen, erklärte der Angeklagte stolz, daß er durch das bloße Anschauen von Gegenständen die genauen Maße erfassen könne. Nach diesem Bekenntnis brach er in Weinen aus und betonte noch einmal, daß er durch die Attentate den Atheis mus bekämpfen wollte. Gegen die Menschheit habe er nichts Böses im Sinne gehabt. Bet der Erwähnung des Attentats von Jüterbog gab Matuschka eine eingehende Schilderung eines Schweiß- apParates, der nicht funktioniert habe. In Berlin habe er sich damal^Turkulugia Prokop genannt, was ihm sebr originell oorgekommen sei. Der Vorsitzende befragte ihn dann über das furchtbare Attentat von Bia Torbagy. Matuschka behauptete, daß bei diesem Attentat den Men schen nichts hätte passieren können. Als ihn der Vorsitzende fragte, ob er wisse, welchen Erfolg sein Anschlag bei Bia Torbagy hatte, sagte Matuschka, das möchte er nicht wissen. Mit starker Betonung sagte der Vorsitzende darauf: „22 Tote!", worauf Matuschka zu schluchzen anfängt. Als ihm der Staatsanwalt den Gegensatz zwischen dem Stil seiner Briefe und dem schlechten Deutsch, das er jetzt spreche, vorhält, erklärte Matuschka unter allgemeiner Heiterkeit, daß er Bismarckbriese abgeschrieben habe. Einen dramatischen Ausgang nahm dieses Frage- und Antwortspiel, als Matuschka plötzlich in großer Erregung ausries: »Ich sehe den Geist Meyer!" und darauf einen Tobsuchtsanfall bekam. Der „Geist Meyer", der den Doktortitel führt, war und ist noch Rechtsanwalt. Er har eimal bei Matuschka eine Pfändung vornehmen lassen. Das Merkwürdige war nur, daß Dr. Meyer wenige Sekunden, nach dem Matuschka die „Vision" gehabt hatte, leibhaftig den Ge richtssaal betrat! Die Vernehmung der Zeugen, die dann begann, ergab nichts Wesentliches. Es waren in der Hauptsache Zeugen, die nur geschäftlich mit Matuschka zu- fammengekommen sind. Einer der Zeugen erklärte ihn für „sehr normal", mehrere andere bezeugten ihm seine Ge- schäftstüchtigkeit und seine rasche Entschlußfähigkeit, auch Frömmigkeit. Unter den Zeugenaussagen des Anzbacher Bahnpersonals war am interessantesten die des L o k o m o t i v f ü h r e r s des bedrohten Zuges. Er sei, sagte er, mit 75-Kilomcter-Ge- Uwmdtgkett Mahren und habe plötzlich einen Ruck und ein Bremsbuchse sei durchstoßen worden und nach 600 Metern sei der Zug automatisch stehengcblieben. Die einzigen, die von dem Unfall etwas bemerkt batten seien die Postbeamten im Postwagen gewesen. ' Neues aus aller well Großer Brand bei Weimar. In Rappelsdorf bet Weimar brach in einer Scheune Feuer aus, das bet dem heftigen Sturm schnell um sich griff Zehn Wohnhäuser, darunter ein Doppelhaus, und acht Scheunen sind völlig verbrannt. Die Bewohner konnten nur das nackte Leben retten. 13 Familien wurden obdachlos. Als Ursache des Feuers wird Brandstiftung angenommen. Fürstenverlobung in Ko bürg. Der auf Schloß Kallen berg bei Koburg zu Besuch weilende Prinz Adolf von Schweden, Sohn des Kronprinzen Gustaf von Schweden, hat sich mit der Prinzessin Sybille von Sachsen-Koburg verlobt. Tödlicher Absturz in den Bergen. Die Frau des Zoll beamten Pröll aus Salzburg stürzte am Ostrand des Untersberges tödlich ab. Sie fiel vor den Augen ihres Mannes 350 Meter in die Tiefe, wo sie zerschmettert liegen blieb Die Leiche wurde geborgen und zu Tal gebracht. 19 Gebäude durch Feuer vernichtet. Von einem ver heerenden Schadenfeuer wurde die Ortschaft Stegers in der Grenzmark heimgesucht. Aus bisher noch unbekannter Ursache entstand auf dem Gehöft des Maurers Michel ein Brand, der sich tnsolge des starken Windes sehr schnell ausbreitete. Nach kurzer Zeit standen 19 Gebäude in Flammen; sie wurden mit totem und lebendem Inventar m Asche gelegt. Der Schaden wird aus etwa 100 000 Marl geschätzt. Die Brandgeschädigten sind gar nicht oder nur wenig versichert. Von ihren Schwestern auf offener Straße erstochen. Eine aufsehenerregende Bluttat wurde aus dem Markt- platz von Burg bei Magdeburg verübt. Dort gerieten die drei Schwestern Pege, von denen zwei verheiratet sind, in einen Streit, in dessen Verlaus die Ehesrau Anna Hamel, geborene Pege, von ihren Schwestern durch mehrere Stiche ins Herz getötet wurde. Die beiden Täterinnen konnten verhaftet werden. Die drei Schwestern w^-n seit Jahren «n F-indtckmft Gereimte Zeitbilder. Don Gotthilf. Dies Leiden ist beinahe chronisch: Nicht alles, was uns Freude macht, Ist in der Folge so harmonisch, Wie man's am Anfang sich gedacht. Zum Beispiel nimmt nach dem bisher'geu Gebrauch der Mensch sich dieses vor: „Im Sommer geh' ich in die Ferien!" Und steht dann da als reiner Tor. Es gibt da nämlich Zwischenspiele, Die standen nicht in dem Programm, Und hundert Meter vor dem Ziele Bricht ihm der Sommerplan zusamm'. Die große Wahl steht in den Sternen, Und jeder wär' doch gern dabei Und möcht' sich nicht zu weit entfernen, Bevor er weiß, woran er sei. Zum Ruhme winkt jetzt eine Sprosse, Man denkt: „Bald sprechen sie von mir!" Als Bürger drum und Zeitgenosse Sagt man zuletzt: „Ich bleibe Hierl" Wie anders geht es jenem Manne, Der sich in seine Gondel schmiegt Und ohne Furcht vor einer Panne Direkt zur Stratosphäre fliegt. Auf Erden mögen andre wählen, E" zeigt dazv sich nicht geneigt, Er will nur Kilometer zählen, Die rr hinauf zum Himmel steigt. Die Dünne mißt er und die Feuchte Der Luft, die seiner Lunge frommt, Und wird hienieden eine Leuchte, Wenn er mal wieder runterkommt. Und dennoch möcht" ich nicht entscheiden In diesem kurzen Sommersong, Was sich'rer ist von diesen beiden: Die Urne oder der Ballong. Nur daß, wer auf der Erde wurzelt Geht's auch mal unerwartet schief, Zwar öfters auch beträchtlich purzelt, «'och immerhin nicht ganz so tiefi Nie Großmannssucht der SllarekS. Der erste SNarek-Verteidtger spricht. Im Sklarel-Prozeß plädierte als erster Sklarek-Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Nübell, der davon ausging, daß die Sklareks schon früher einer Großmannssucht versauen ge wesen seien, woraus sich alles erkläre, was später geschehen sei. Er verwahrte sich gegen die Behauptung, daß die Sklareks BermögenSstücke beiseitegeschafft hätten. ES sei lediglich richtig, daß die SklarekS einen un erhörten Aufwand getrieben hätten, und daß ihre Buchführung als nicht gerade vorbildlich bezeichnet werden könne. Das sei aber alles auf Leichtsinn zurückzusühren. Der Ver teidiger forderte die Freisprechung von Willi und Leo TNarel von der Anklage des Betrüget, der Bestechung und deS Konkursverbrcchens und bat um «tnc milde Bestrafung wegen des Koukursoergehens. Anleihesragen im Oevaheimprozeß. Claußens Unregelmäßigkeiten. Im Devaheimprozcß wurde ein Fall erörtert, in welchem dem Kaufmann Claußen und dem General direktor Wilhelm Jeppel Untreue zur Last ge legt wird. Es handelt sich um ein Darlehn in Höhe von 2VV00Ü Mark. Dieses Darlehn wurde einem Fabrikbesitzer Lohmann von der Abteilung Ausländsanleihe beim Zentralausschuß für innere Mission aus Veranlassung Claußens zur Verfügung ge stellt. Claußen hatte Jeppel erklärt, daß die Abteilung Aus ländsanleihe dieses 200 000-Mark-Darleben aus einem Umwege über die Mülheimer Baugenossenschaft bezahl! habe. Direktor Liebchen von der Hilsskaffe erklärte, daß man Claußen sofort entlassen habe, als die Unregel mäßigkeiten bekanntgeworden seien, die er dort begangen habe Durch die von ihm unterschriebenen Belege habe er Vie Unterschlagungen, die von ihm und anderen gemacht worden seien, zu verdecken gesucht Spies und Sport über 1500 Wettkämpfer sind zu den am Wochenende statt» findenden Verbandsmeisterschasten der Deutschen Sportbehörda gemeldet worden Für Brandenburg, Mitteldeutschland, Süd deutschland und Westdeutschland bilden diese Meisterschaften den Generalüberblick vor dem am 26. Juni in Wiesbaden statisindenden Vierverbandskamps. Darüber hinaus wird sich entscheiden, wer in den einzelnen Landesverbänden für eine Teilnahme an den deutschen Meisterschaften am 2. bis 3. Juli in Hannover «Männer) und Berlin «Frauen) ernstlich in Frage kommt. Weimanns Speerwurfrekord von 69,54 Meter, ausgestellt am 21. Mai in Leipzig, wurde vom Leichtathlettk-Ausschuß der Arbeitsgemeinschaft DT.-DSB.-DFB. jetzt als neue deuische Höchstleistung anerkannt. Deutschlands Schwerathletik-Olympiamannschaft besteht nunmehr aus den Gewtchlshebern Schäser «Stuttgart), Wolpert «München), Jsmavr «Münchens und dessen Landsmann Straß berger: im Ringen aus Brendel «Nürnberg« Ebrl «München), Sperling «Dortmund), Földeak «Hamburg) und Gehring «Lud wigshafen). Begleiter: Steputai «Berlin) und Eickeltrach «Essen). Folgenschwere Stürze bei den Kölner Pferderennen gab es Im Florham-Rennen Jockei Winkler stürzle mit „Pech vogel", erlitt schwere innere Verletzungen und lieg! hoffnungs los darnieder. Die Jockeis Beers «dessen „Helgoland" sich daS Genick brach) und Rößler «aus „Lakai") sttirzlen gleichsalls schwer und mußien mit der Bahre davongetragen werden. Aus Sachsens GerichissäLen. Wichtige Entscheidung für den MHHandel. Oberlandesgericht. Wegen Übertretung der Arbeitszeitver ordnung in Verbindung mit den Vorschriften über die Ladcn- schlußzeitcn war gegen einen Milchbäudler in Dresden et» Strafverfahren eingcleitet morden. Der Angeklagte verkauft die von auswärts bezogene Milch teils in seinem Ladengeschäft, teils durch Austräger. Diese Milchausträger treten früh gegen halb sieben Uhr im Geschäft des Angeklagten zur Entgegen nahme der ihnen eingelettten Milch an und machen sich dann aus den Weg zur Kundschaft Eine Abgabe der Milch vor sieben Uhr an die Kunvschast sollte nicht erfolgen. Nur ein Bäckermeister als Großabnehmer erhielt täglich vor sieben Uhr zehn Liter Milch, was aber zulässig ist. Tas Amtsgericht ha! den Händler von der Anklage sreigcsprochcn Es habe vor sieben Uhr früh im Laden kein Verkehr mit der Kundschaft stattge funden. Tie Zuleitung der Milch an die Austräger stelle lein« Verkaufstätigkcit dar, sondern bereite den geschäftlichen Verkehr nur vor Mindestens habe der Angeklagte im guten Glauben gehandelt, weil ihm gar kein Zweisel über die Zulässigkeit jeiiies Tuns bcigelommcn wäre Zwecks Herbeiführung einer obergerichtlichen Entscheidung hatte die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt, mit der ein« Verkennung des Begriffs des geschäftlichen Verkehrs in offener Verlaufsstelle gerügt wurde. Das Obcrlandesgericht ha: aber das Rechtsmittel unter Übernahme der Kosten auf die Staats kasse verworfen, den Freispruch also bestätigt. Es komme lediK lieh darauf an, ob der Verkehr des Angeklagten mit seinen Milchaustrügern ein solcher ist, daß er bereits als Geschäfts verkehr mit der Kundschaft anzusehen ist, oder ob es sich dabei bloß um Vorbercitungs- und Zurichtungsarbeit handelt. Das Amtsgericht habe mit Recht das letztere angenommen. Wenn auch die Ladentür schon vor sieben Uhr halb offen stand, s« nur deshalb, daß die Austräger schnell ein- und auSaehe« konnten. Für den Verkehr mit dem Publikum mar der Laden vor sieben Uhr nicht geöjsner. >» Disziplinarisches Nachspiel eines KreditSelrugcs. Disziplinarkammer. Ter Verwalmngsobersekrelür Traut mann in Pirna buchte, um dem Arbeitgeber seiner Schwester; der ein Porzellangeschäft betrieb, Wechselkredite zu verschafserx auf dessen Konto Posischecks, für die keine Deckung vorhanden war, als in Ordnung gehend. Ursprünglich wurde für die noch kleineren Summen nachträglich Deckung geschafft, später abe, wuchsen die Beträge immer mehr an, so daß bet der Auf deckung die Gesamtschuldcnsumme über 40 000 Mark betrug. Das Amtsgericht hatte Trautmann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die zum Teil verbüßt ist, während für den Resi Bewährungsfrist bewilligt wurde. Die Diszipltnarkammer er kannte auf Dienstentlassung unter Bewilligung von Übergangs gebühren auf die Dauer von fünf Jahren. Der Mädchenmord am Freiberger Platz in Dresden. Dresden. Vor dem Schwurgencht stand der in Liebau in Schlesien geborene Schlosser Kammler wegen Totschlages. Er ist wegen Trunksucht entmündigt und hat Vorstrafen auch wegen Körperverletzung erlitten. Kammler war inzwischen zur Be obachtung seines Geisteszustandes längere Zeit in der Irren anstalt des Gefängnisses Waldheim untergebracht. Kammler war am 10. Dezember v. I. in Dresden eingetroffen und hatte tags daraus im Gasthof Mtthlhof, Freiberger Platz, das Hausmädchen Elsa Weinberger mit seinem Taschenmesser in den Hals gestochen. Das Mädchen starb kurze Zeit daraus. Kammler war am Tage der Tat mit ihr zusammen und hatte reichlich dem Alkohol zugesprochen. Am Abend soll ihm dann die Weinberger sein Geld gestohlen haben. Alster sie um Rück gabe ersuchte, steckte sie ihm die Zunge heraus. Das habe ihn „zerrissen", wie er sich ausdrückte. Er zog dann sein Messer und sagte, die Weinberger käme lebendig nicht aus dem Lokal. Der Sachverständige schilderte den An, klagten als einen ge wohnheitsmäßigen Trinker, dessen dreißigjähriges Lans- streicherleben ihn geistig und moralisch abstumpsen ließ. Das Schwurgericht verurteilte den Angeklagten zu vier Jahren Gefängnis. Massentaufe in einer Familie. Der kleine bretonische Ort Brentoncelles war kürzlich der Schauplatz einer reichlich ungewöhnlichen Feier. I« Frankreich wird die Taufe oft spät vollzogen, und so komml es nicht selten vor, daß der Täufling an der Hand feinet Mutter selbst zur Kirche gehen kann. Das Ehepaar Meuniei hatte nun vor, es bei seinen Kindern ebenso zu halten. Abei als das erste Kind das „tauffähige" Alter erreichte, war schon das zweite im Anmarsch, und so wurde die Handlung ver- schoben, weil die Eltern beide Sprößlinge gleichzeitig taufe« lassen wollten. Nun hatten aber weder Mann noch Fra« damit gerechnet, daß ihnen ein nicht nur sür französisch« Verhältnisse ganz ungewöhnlicher Kindersegen beschert werden sollte. Jedes Jahr brachte buchstäblich einen neuen Sprößling der Familie Meunier, bis es im ganzen vierzehn waren. Kein einziges hatte die Taufe empfangen. Allmählich be gann die braven Eltern darob das Gewissen zu quälen, und kürzlich entschlossen sie sich — ganz ohne Rücksicht auf alle« vielleicht noch zu erwartenden Segen —, die Taufe an alle« Kindern vollziehen zu lassen. Die Zeremonie wurde zu einem wahren Volksfest. Das halbe Dorf mußte Pate stehen, wen« die Zahl ausreichsn sollte, und der Bürgermeister selbst! brachte aus öffentlichem Platze ein begeistert ausgenommcneS Hoch auf oie braven Eltern aus, die sich ihrer Pflicht dem französischen Vaterland und der Kirche gegenüber so sehr be wußt waren. Im nächsten Jahr wird Bretoncelles wahr scheinlich der Schauplatz einer Massenkommunion im Hause Meunier sein.