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Wilsdruffer Tageblatt : 16.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193206164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19320616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19320616
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-06
- Tag 1932-06-16
-
Monat
1932-06
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.06.1932
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lVie alt kann der Mensch «»erden? Bon Professor vr. Walter Anderssen-Berlin. Es gibt Berichte über zahlreiche Menschen, die teilweis erheblich über 100 Jahre alt geworden sind, aber gerade dn ausfallendsten von ihnen haben einer genaueren Nachprüsun« nicht standgehalten. Die dabei vorgekommenen Uebertreibunger sind leicht begreiflich. Sehr alte Menschen leiden leicht ar Gedächtnistäuschungen, und ihre Umgebung neigt nur zu seh' dazu, das Alter dieser Personen zu hoch einzuschätzen Vor ein paar Jahren erlangte ein Kcntuckier eine große Be- rühmtheit, weil er trotz erstaunlicher körperlicher und geistigei Frische angeblich das 113. Lebensjahr vollendet hatte. Ein« sofort von Fachleuten angestelltc Untersuchung ergab aber ein- wandfres, daß er bestimmt höchstens 100 Jahre alt war. Im Jahre 1904 berichtete eine russische Zeitung ganz ernsthaft, daß eine Frau namens Helene Abalwa im Alter von 180 Jahren gestorben sei. Etwas bescheidener war eine ander« russische Zeitung, die im Jahre 1926 einem Bauern aus Mostow namens Iwan Trctja wenigstens nnr 138 Jahre an- dichtcte. Ten Bogel schießt jedoch der ungarische Landwirt Peter Zortay ab, der im Jahre 1734 im Alter von 185 Jahren gestorben sein soll. Und noch vor wenigen Jahren berichtet! der bekannte französische Schriftsteller Henri Barbnsse von seinem Besuch in Georgien bei Nikolai Andrejewitsch Schap- kowski, der über 142 oder mehr Jahre alt sein soll. Einer der berühmtesten Langlebigen ist der Engländer Thomas Parr, der im Jahre 1635 im Alter von 152 Jahren gestorben sein soll. Noch bis kurz vor seinem Tode war er als Landarbeiter tätig. Ta wollte es das Unglück, daß der Graf von Arundel auf ihn aufmerksam wurde und ihn zu sich nach London nahm. Dieser Wechsel der Lebensweise bekam dem - alten Mann so schlecht, daß er kurz darauf starb. Im Alter von 120 Jahren soll Thomas Parr geheiratet und aus dieser Eze sogar auch ein Kind gehabt haben. Nach seinem Tode twurde Parr von dem berühmten Entdecker des Blutkreislaufes William Harvey seziert, der den Körper noch in einem guten IZnstand fand, mit Ausnahme der Gehirnzellen, die schon etwas verbraucht waren. Bis zum Jahre 1873 wagte niemand, das hohe Alter Parrs zu bezweifeln. In jenem Jahre aber stellte der Biblio thekar des englischen Oberhauses W. I. Thoms eine eingehend- Machforschung über Parr an und fand dabei, daß man diesem Methusalem etwa fünfzig Jahre zuviel angedichtet hatte. Hundert Jahre billigt er Parr zu, aber schwerlich viel mehr als das. Thoms dehnte seine Untersuchungen auch noch auf andere berühmte Langlebige aus. Zu diesen gehörte vor allem eine angeblich im 140. Lebensjahre gestorbene Gräfin Des mond. Dabei gelang es Thoms, nachzuweisen, daß es sich in Wirklichkeit um zwei Gräfinnen Desmond handelt, die beide f70 Jahre alt geworden sind und deren Alter man einfach zu sammen gezählt hatte. Noch für 22 andere Fälle vermochte -er zu zeigen, daß keine dieser Personen das 100. Lebensjahr erheblich überschritten, wenn überhaupt erreicht hatte, obwohl ihnen allen ein viel höheres Alter angedichtct worden war. Zur Verteidigung der Langlebigen schrieb im Jahre 1888 John B. Bailey ein Buch „Modern Methusalahs". Er be- gmnt mit dem heiligen Antonius, der 105 Jahre alt geworden Hei. Die meisten anderen berühmten Methusalems, die er an führt, sind aber höchstens 100 Jahre alt geworden. Immer hin bringt er ungefähr ein Dutzend Fälle zusammen, in denen er sicher zu sein behauptet, daß das 100. Lebensjahr über- stbritten worden sei. In seinem Schlußkapitel beschäftigt sich Bailey mit der anregenden Frage nach dem Grund der Lang lebigkeit. Dabei macht er darauf aufmerksam, daß seine Mei usaleme ihr hohes Alter bei ganz verschiedener Lebens weise und unter sehr verschiedenen äußeren Umständen er reichten. Schließlich stellt er die drei wesentlichsten Be dingungen zusammen, von denen seiner Ansicht nach die Lang lebigkeit abhängt: Veranlagung, gute Verdauung und körper liche und geistige Tätigkeit. Vor drei Jahrzehnten hat der bekannte Bakteriologe Professor E. Metschnikow in einem umfangreichen Werl über dir Verlängerung des Lebens die Behauptung verfochten, daß das menschliche Leben im Durchschnitt mindestens auf 120 Jahre gebracht werden könne. Darin berichtet er auch über verschiedene Personen, die angeblich ein weit über 100 Jahre hiuausgehendes Alter erreicht haben, so von einem gewissen Nicole Marco, der, nur von Brot und Milch lebend, 110 Jahre alt geworden sei, und von einer gewissen Marie Priou, die im Jahre 1838, nachdem sie den größten Teil ihres Lebens b durch sich hauptsächlich von Käse und Ziegenmilch ernährt haoe, gar erst in einem Alter von 158 Jahren gestorben sei. Metschnikows Rezept, um 100 Jahre alt zu werden, ist, Joghurt zu trinken. Daneben erkennt er freilich auch den Wert einer simstigen gesundheitsmäßigcn Lebensweise an. Metschni- kows Theorie gründet sich auf die Beobachtung, daß die Balkan völker, die ständig Joghurt genießen, eine auffallende Rüstig keit und Langlebigkeit zeigen. Angeblich soll es in Bulgarien .3000 Hundertjährige geben, und in Rumänien und der Türkei soll es nicht viel weniger geben. Metschnikow führte das auf den in der Joghurt enthaltenen IZacillus dulgarious zuruck, der einen günstigen Einfluß auf die Verdauung habe und dadurch die Langlebigkeit verursache. Heute steht jeden falls fest, daß dieser günstige Einfluß auf die Verdauung nicht dem HaeiUus dulgarlLus, sondern dem Larillus aciclopkilus zukommt. -- Es ist überhaupt sehr zweifelhaft, ob die hohen Alter, von denen aus den Balkanländern berichtet wird, wirklich einer be sonders großen Langlebigkeit und nicht vielmehr dem vielfachen Mangel an Geburtsurkunden zuzuschreiben sind. Tie Frage, ob die Ernährungsweise eine solche Ver längerung des Lebens zustande bringen kann, ist in neuester Zeil äusser Vorstufe der Erörterung in die des Experiments emgetreten. Professor Henry C. Sherman von der Columbia- Universität in New Zork hat in seinem Laboratorium darüber sehr aufschlußreiche Versuche angcstellt. Er hat mehr als zehn Jahre laug mit weißen Ratten Ernährungsexperimente ge macht. Dabei ergab sich aus der Beobachtung von 400 Tieren, daß, wenn er dc>r Zusatz zerpulverter Milch zu der Nahrung verdoppelte, die begünstigten Individuen, gleichviel, ob es Männchen oder Weibchen waren, ein um ein Zehntel höheres Alter erreichten als die anderen. Da Sherman kein - Bedenken hat, diese Ergebnisse auf den Menschen anzuwendcn, so würde daraus folgen, daß ein Mensch bei entsprechender Ernährungsweise sein Leben um sechs Jahre zu verlängern vermöchte. Die Tatsache, daß Milch diese Lebensverlängerung bei den Tieren bewirkte, steht mit den vielfachen Erfahrungen, die wir von Hundertjährigen haben, im Einklang. Damit ist natürlich keineswegs gesagt, daß eine zweckmäßige Ernährung allein ein hohes Alter verbürgt. Abgesehen davon, daß Krank heiten oder Unfälle jedem Leben ein vorzeitiges Ende setzen können, hat nur derjenige Anwartschaft auf ein wirklich hohes Alter, der die Veranlagung, dieses zu erreichen, bei seiner Ge burt mitbekommen hat. Die Hundertjährigen, von deren Leben wir genauere Be richte besitzen, haben einer sehr verschiedenen Ernährungsweise gehuldigt und stark voneinander abweichende Gesundheits regeln befolgt. Es gibt unter ihnen sowohl solche, die Schwarz brot, als solche, die Weißbrot gegessen haben; solche, die sich des Tabaks ganz enthalten haben, und solche, die leidenschaft liche Raucher gewesen sind. Einige von ihnen waren Anti alkoholiker, während andere einem guten Tropfen gern zu sprachen; einige blieben unvermählt, und andere haben wieder holt geheiratet; einige waren stets heiteren Gemüts, während andere zu düsterer Stimmung neigten. Die meisten Hundert jährigen schreiben ihre Langlebigkeit der Eigentümlichkeit ihrer Lebensweise zu, mag diese nun mit den allgemeinen Gesund heitsregeln in Einklang stehen oder ihnen gerade entgegen gesetzt sein. Soviel ist sicher, daß es kein Allerweltsrezept für Langlebigkeit gibt. Die Durchschnittsdauer des mensch lichen Lebens ist in der letzten Zeit erheblich gestiegen, aber das ist hauptsächlich durch die verminderte Sterblichkeit der unter 50 Jahre alten Menschen erreicht worden, besonders durch die der Kinder im zartesten Lebensalter. Das Geheimnis dagegen, den einzelnen Menschen langlebig zu machen, hat man noch nicht gefunden, und es ist fraglich,' ob wir es je finden werden. Musik aus Glas. Von clipl. inus. Ali Weyl-Nissen. In der Musik geht es nicht entfernt so harmlos zu, wie es sich vielleicht erwarten ließe bei einer schönen Kunst. Musil kann sogar töten, und das Spiel auf gewissen Instrumenten ist äußerst gefährlich. Artisten führen Geigenkunststücke vor: Durch kunstvolles Geigen von besonderer Art können große Glasscheiben zum Springen gebracht werden. Amerikanische Forschungen scheinen jetzt Licht in diese Variete-Angelegen heit zu dringen. Luftwellen von mehreren hunderttausend Schwingungen in der Sekunde, unhörbare Schallwellen können Glas in derartige Vibration versetzen, daß am an gehaltenen Finger eine Brandwunde entsteht. Auch di< Struktur roter Blutkörperchen wird durch diese unhörbaren schnellen und kurzen Schallwellen zerstört. Es ist möglich, daß diese Schwingungen beim Spiel auf der Geige mit erzeug! werden und sann in das Spannungsverhältnis des Glases zerstörend eingrcifen. — Das Glas selbst spielt als Musik instrument eine recht große Rolle schon im 16. Jahrhundert Wenn es auch vielleicht verwunderlich scheint, so ist doch dic Benutzung des Glases zur Musikerzeugung eigentlich nichts Sensationelles. Glas kann fast die Elastizität und Dichte vor Stahl haben — daher die den Xylophonen ähnlichen Glas stabspiele (Kristallophone). Diese sollen nm 1770 in Sachser bei der einfachen Bevölkerung sehr beliebt gewesen sein. Al- Kindcrinstrumente hielten sie sich noch lange. Besonders schöne Töne von durchdringendem, übersinnlich feinen Klang gewinnt man, wenn man den Rand Wassergefülltei Trinkgläser mit angefeuchtetem Finger bestreicht. Das Wein glas als Musikinstrument ist eine ernsthafte Angelegenheit Der berühmte Opernkomponist Gluck gab am 23. April 174t im Londoner Haymarket-Theater „a eonesrto on twent^ six clrinstins ßlasses tunecl vitst spring water" (Konzer: auf 26 durch Quellwasser abgestimmten Trinkgläsern). Ei versprach, mit Orchesterbegleitung darauf zu spielen wie au einer Geige oder einem Spinett. Er konzertierte auch in Ausland mit seinen Gläsern. Die Streichgläser wurder große Mode, die Damen der oberen Tausend in Englani spielten auf ihnen, in Gesellschaften hatte jeder fech eigenes durch Größe und verschiedene Wasserfüllung abgcstimmtet Glas; man strich nicht immer sehr harmoniegewandt daran herum. Der berühmte altenglische Roman „der Predigei von Wakefield" von Oliver Goldsmith berichtet davon. Jr Berlin haben noch um 1870 Streichaläserkouzerte statt gefunden; später kamen die Gläser wohl nur noch in Varieft und Zirkus vor. — Kein Geringerer als Benjamin Frank lin, der große nordamerikanische Staatsmann und Erfinde: des Blitzableiters, rationalisierte 1763 das Spiel auf der losen, wassergefüllten Gläsern. Er befestigte fertig ab gestimmte Kalottengläser (in den Farben des Spektrums) an einer Achse, die durch Pedal und Triebriemen gedreht Werder konnte. Man brauchte die Gläser nur noch leicht mit dem Finger zu berühren. Die neue „Glasharmonika" war aw populärsten in Deutschland, wurde hauptsächlich dort gebaut und zu dem respektablen Tonumfang von vier Oktaven ent wickelt. Berühmte Virtuosen auf ihr waren der Böhms Franz Dussek, Mozarts Freund, ferner die blinde Künstlerin Marianne Kirchgeßner und der damals international bekannte Dresdener Opernkomponist I. G. Naumann. Sogar Mozart und Beethoven schrieben für das Instrument. Tie ge strichenen Gläser sollen gelegentlich durch ihre eigenen Töne gesprengt worden sein. Die Erscheinung dürfte identisch sein mit dem Zergeigen von Glas. Sie zeigt, wie gewaltig die Kraft der Tonschwingungen in den Gläsern sein kann. Das Bestreichen der Glasränder zerrüttete aus die Dauer auch dic Nerven so grauenvoll, daß manche Künstler ihre Laufbahn aufgeben mußten. Man half sich — und vergröberte die Wirkung — durch Streichen mit Geigenbögen und Behand lung mit einer Klaviatur (Klavierharmonika). Eine Abart war das Harmonichord, für das Karl Maria v. Weber Rondo und Adagio mit vollem Orchester schrieb. — Ungefüllte Trinkgläser sind eigentlich nur Glocken. Glasglockenspiele waren schon vor Jahrhunderten in den ersten Schwarzwälder Spieluhren. Ein englischer Klaviermeister scheint 1785 das Glasglockenspiel vierzehn Tage lang öffentlich gespielt zu haben. Das wäre also einer der ersten Musik-Dauerrekorde und ein Viel größerer als die jetzt mehrfach errungenen von etwa achtzigstündigem Klavierspiel. Aus Sachsens Gerichtssälen. Das Plakat der Zmpfaegner. Oberlandcsgcricht. Ein interessanter Strafprozeß beschäftigt« in letzter Instanz den 2. Strafsenat des sächsischen Oberlandes- gerichtes. Das Amtsgericht Dresden hatte den Inhaber eines kleinen Friseurgeschäfts wegen Zuwiderhandlung gegen der 8 360 Ziffer 11 des Strafgesetzbuches, grober Unfug, ver urteilt, weil er in seinem Laden ein Plakat des Deutscher Jmpfgegnerbundes ausgehängt hatte, das durch seinen Jnhali «Wort und Bild) geeignet sein sollte, das Publikum zu be lästigen, die öffentliche Ordnung zu gefährden und den Leser zum Widerstand gegen den staatlichen Impfzwang auszureizen. Das Merkmal der Öffentlichkeit wurde darin gefunden, daß jedermann das Friseurgeschäft betreten konnte. Das Amts gericht hat nicht nachgeprüft, ob die Angaben des Plakates wahr sind, vielmehr die Wahrheit unterstellt, aber auf dic unsachliche Art und Verwendung der Tatsachen hingewiesen m erkennen lasse, das Publikum zu beunruhigen be^"Wng des Amtsgerichts ist das auch die Absichi des Angeklagten gewesen, was um so mehr ins Gewicht falle, einer Zeit lebten, in der der Hang zur Kritik groß s"i Anordnungen und Einrichtungen besonders die Revision des Angeklagten, für die sich auch der der Swatsanwaltschaft einsetzte, hat das Oberlandes- 0»eb"ng des angesochtcnen Urteils den An- aellaaten ireraesvrocben. den EnOweidunasaründen üeiw es, daß die Veröffentlichung im Innern des Friscurgeschälk? erfolgt sei, so daß das Plakat von der Straße aus überhaup! nicht gesehen werden konnte. Demnach fehle es schon an deir Merkmal der Öffentlichkeit, denn nur Kunden des Angeklagte« konnten das Plakat lesen, so daß es sich um einen von vorn herein begrenzten Personenkreis handele. Der Amtsrichter hab« mit allgemeinen Wendung' die Frage bejaht, os das Plakat geeignet war, den äußeren . sitand der öffentlichen Ordnung zu stören oder zu gefährden. Das genüge aber nicht, sonder« der Amtsrichter hätte die konkreten Tatsachen anführen müssen, in denen eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung zu er« blicken war. überdies sei festzustellen, daß der Tatbestand des groben Unfugs nicht vorliegt. Das sei nur der Fall, wenn die Gesellschaftsordnung in erheblichem Maße gefährdet werde Rach dem Inhalt des Plakates und seiner Anbringung musst das verneint werden. Die Kosten des Verfahrens sind der Staatskasse auserlegt worden. Noch einmal: Das Hakenkreuz auf der Verlobungsanzeige. Dresden. Der ehem. Oberjäger Schenk vom Infanterieregi ment 10 hatte seinerzeit, wie mehrfach berichtet, im Freiheits kampf unter Angabe seines Truppenteiles feine Verlobungs anzeige mit Hakenkreuz veröffentlicht. Gegen Schenk wurde auf Grund des Militärstrafgesetzbuches Anklage erhoben, in Zu widerhandlung gegen einen dienstlichen Befehl sich politisch betätigt zu haben. In erster und zweiter Instanz wurde Scheu! zu einer Woche verschärften Arrestes verurteilt. Auf die Re vision Schenks verwies das Oberlandesgericht das Verfahre« zur erneuten Verhandlung an die Vorinstanz zurück. In den Gründen war vor allem angeführt, daß das in den „Berufs pflichten des deutschen Soldaten" ausgeführte Verbot keinen Verstoß gegen einen ausdrücklichen Befehl darstelle und mithin die Tat Schenks nicht ohne weiteres unter die Bestimmungen des Militärstrafgesetzbuches falle. Außerdem sei nicht festgestellt worden, wieweit die Hereinnahme des Hakenkreuzes in dis Anzeige eine gewollte politische Betätigung oder vielleicht nur den Ausdruck einer Gesinnung darstelle, die dem Soldaten nicht verwehrt sei. In der erneuten Verhandlung vor dem Land gericht stellte Schenk in Abrede, mit seiner Anzeige einen an deren Zweck als das Bekenntnis zu der völkischenWeltanschaung verfolgt zu haben. Entgegen dem Antrag des Staatsanwaltes schloß sich das Gericht den Ausführungen des Oberlandes- gerichls an und sprach Oberjäger Schenk frei. Schwere Vorwürfe gegen einen Konkursrichter. Freiberg. Hier hatte ein Fabrikbesitzer behauptet, mehrere Beamte der Konkursabteilung des Amtsgerichts hätten bei der Vergebung von Konkursen von einem Konkursverwalter finanzielle Zuwendungen erhalten. Aus Betreiben der vor gesetzten Behörde wurde die Angelegenheit als Beleidigungs sache vor dem hiesigen Amtsgericht verhandelt. Als ledoch der Konkursverwalter zugab, daß er dem Konkursrichter und einem Obersekretär Zuwendungen gemacht habe, wurde der Strafantrag gegen den Fabrikanten zurückgenommen und das Verfahren eingestellt. Nunmehr wird sich das Justizministerium mit der Angelegenheit zu befassen haben. (Ein Konkurs scheint für den Konkursverwalter jedenfalls eine einträglichere Sache zu sein, als für die Gläubiger. D. Red.) Bücherschau. Dr. Arthur Berger: Mit Sven Hedin durch Asiens Wü sten. Nach dem Tagebuch Les Filmvperateurs der Expedition Paul Lieberenz. Reichillustriert. Volksverband der Bücher freunde Wegweiser-Verlag G.m.b.H., Berlin-Charlottenburg 2- Größtes Aussehen erregte vor einigen Jahren die Expedition Sven Hedins quer durch Asien. Monatelang war man im Un gewissen Wer ihr Schicksal. -Sn der Mitle der zentralasimisch-r» Wüste wurde sie vom grimmigen Winter überrascht und da durch gezwungen, den erbittertsten Kampf ums Dasein, den je eine Expedition zu bestehen gehabt hat, zu führen. Fast die Hälfte der gegen 300 zählenden Kamele ging grauenhaft zu grunde. Diesen an Ereignissen hochdramatischen und unerhört spannenden Wüstenzug Sven Hedins schildert Dr. Arthur Ber ger, der bekannte Forschungsreisende, an Hand der Tagebücher des Filmvperateurs der Expedition Paul Lieberenz. Außer ordentlich interessant sind u. a. Lie Schilderungen über die Be gegnungen mit den mongolischen Räubern, die Ausgrabungen längst verschütteter Städte, die Katastrophe und Lie vorüber gehende Entwaffnung und Verhaftung der gesamten Expedi tion Hervorragendes - Bildmaterial bereichert dieses künstlerisch wie wissenschaftlich hochwertige Werk über jene weltbedeutende Forschungsexpedition, von der bereits der unter gleichem Titel laufende Film eine plastische Vorstellung vermittelte. Das aus gezeichnete Werk, wiederum hervorragend ausgestattet, reich illustriert, kostet in Halbleder gebunden nur RM. 2.90. Es stellt somit eine neue erstaunliche Leistung dieses ältesten deut schen Buchverbandes dar. Wissen Sie, welche Rechte und Pflichten Sie im Wechsel verkehr haben? Jeder Kaufmann muß mit Wechseln arbeiten, insbesondere in Zeiten gesteigerter Kreditnot. Kaum ein Rechts gebiet weist aber soviel Fußangeln und Schwierigkeiten auf, wie gerade das Wechselrecht. Viel Schaden kann verhütet werden, wenn man dieses Gebiet wenigstens in seinen Grund zügen beherrscht. Einen zuverlässigen Wegweiser durch das Wechselrecht bringen jetzt die „Wirtschaftlichen Kurzbriefe" heraus. Auch alle anderen aktuellen Steuer-, Wirtschafts- und Rechtsfragen werden eingehend in den W-K. erörtert. Es wird den Abonnenten an Hand von Beispielen gezeigt, wo die He bel anzusetzen sind, um Steuervorteile, Steuerersparnisse her- auszuhvlen. Die Zeitschrift erscheint jetzt im 13. Jahrgang und wird von fast 50 000 fortschrittlichen Kaufleuten und Beamten gelesen. Interessenten erhalten kostenlos Probenummern bei Bezugnahme auf diese Notiz vom Rudolf Lorentz - Verlag, Charlottenburg 9. Scha. Wie war es eigentlich? Unter diesem Titel veröffentlicht die Münchner Illustrierte eine Artikelfolge über die großen Er eignisse und Bewegungen der deutschen Nachkriegszeit. Dis neue Nummer (Nr. 25) bringt den Anfang dieser Serie: Dis Schrecken der Inflation. An Hand fast unbekannten Materials gibt sie ein Bild der schlimmsten deutschen Not: jener Jahre, wo alle Waren knapp und nur Geldscheine reichlich waren, wo man nach Kartoffeln stundenlang über Land wanderte und wo man nach einer Semmel und einer Scheibe Wurst „in Schlan gen" stand. Bild um Bild ruft die Erinnerung an die Söils jener Tage wach und an den schweren, dornenreichcn Weg, den Deutschland schon gegangen ist. „Die Brenvessel", politisch-satirische Kampfschrift, Haupt- schriftleiter Wilhelm Weiß, Zentralverlag der NSDAP.: Frz< Eher Nachf., G.m.b.H, München 2 NO., Thierschstraße 11< Preis des Einzelheftes 30 Pfg., Bezugspreis monatlich RM. 1.— zuzüglich 6 Pfg. Postbestellgeld. Das System wankt, und Lie Notverordner sind gestürzt. „Wer den Schaben hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen", sagt ein altes Sprichwort. In der Folge 24 seiner Kampfschrift „Die Brennesiel" bringt Ler Eher-Verlag diesen Spott, nicht in giftigen Schmähreden, son dern in Form von sprühendem Geist, Witz und Humor in Wort und Bild. Deutsche Volksgenossen! Lest und lacht!
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