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Die Witwenrente wird von sechs Zehntel aus fünf Zehntel und die Waisenrente von fünf auf vier Zehntel herabgesetzt Die Unfallrenten werden um 714 bis zu 15 Pro zent gekürzt. Die Renten der kinderlosen Leichtkriegs beschädigten werden so gekürzt wie bisher schon die Renten der Leichtbeschädigten mit Kindern. Die Kinder zulagen und Waisenrenten werden grundsätzlich — mit gewissen Ausnahmen — nur noch bis zum 15. Lebensjahr des Kindes gewährt. 2. Oie neuen Sievern. Alle Lohn- und Gehaltsempfänger, alle Beamten und Pensionäre müssen eine Sonderabgabe für die Arbeits losenhilfe bezahlen. Das ist die sogenannte Beschäftig- tensteuer. Die Abgabe wird vom 1. Juli ab erhoben und soll vorläufig bis zum Mai 1933 bleiben. Die Ab gabe wird vom Bruttoeinkommen errechnet, wie bisher die Krisensteuer. Bei den Lohn- und Gehaltsempfängern beträgt diese Abgabe vom Monatseinkommen ge rechnet , bis 125 Mark 1,5 Prozent, bis 300 Mark 2,5 Prozent, von 300 bis 3000 Mark 5,75 Prozent, über 3000 Mark 6,5 Prozent. Bei den Einkommen zwischen 300 und 700 Mark werden von den ersten 300 Mark nur 2,5 Prozent erhoben, von den restlichen 400 Mark 5.75 Prozent, die Einkommen Die Abreise der deutschen Delegation. Die deutsche Delegation für die Reparationskonserenz bei ihrer Abreise vom Potsdamer Bahnhof in Berlin nach Lausanne (von links): Reichsfinanzminister Gras Schwerin von Krosigk — Reichs- kanzler von Papen, der Führer der Abordnung — Retchsinnenminister Freiherr von Gayl, der den Reichskanzler während seiner Reise vertritt und nur zum Abschied auf dem Bahnhof weilte — Reichs außenminister Freiherr von Neurath — Staatssekretär Dr. Zarden vom Reichssinanz- Ministerium. von 700 bis 3000 Mark müssen vom Gesamtein kommen 5,75 Prozent bezahlen. Die bisherige Krisenlohnsteuer der Lohn« und Gehaltsempfänger fällt ab 1. Julr w e g. Die Beamten, Angestellten und Arbeiter des Reichs, der Länder und der Gemeinden und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechts müssen als Arbeits losenabgabe eineinhalb Prozent ihres Einkom mens bezahlen. Der Einzug dieser Steuer erfolgt bei den Ver sicherungspflichtigen durch die Krankenkassen, bei den übrigen Lohn- und Gehaltsempfängern durch Einbe haltung des Betrages durch den Arbeitgeber. Die Krisen st euer der Veranlagungs- Pflichtigen Steuerzahler, also der selbständigen Persönlichkeiten in Handwerk, Handel und Gewerbe und in den freien Berufen bleibt bestehen, und weiterhin wird außer der für Oktober dieses Jahres vorgesehenen Rate im Januar 1933 noch eine neue Rate Krisensteuer erhoben. Die Bürgersteuer in den Ländern darf im Laufe dieses Etatsjahres nicht wie vorgesehen verdoppelt werden, sie darf erst wieder im nächsten Jahr erhoben werden. 3. Kürzung der Lsnierftühungen. In der Arbeitslosenversicherung werden die Unterstützungssätze um durchschnittlich 23 Prozent ge senkt und nach sechswöchiger Unterstützungsdauer wird die Bedürftigkeit geprüft. Sechs Wochen lang wird also die Unterstützung ohne Prüfung der Bedürftigkeit gewährt. In der Krisenfürsorge wird künftig die Be- dürftigkeit von Anfang an geprüft, außerdem werden die Leistungen um 10 Prozent gesenkt. Die Krisenunter stützung darf künftig nicht mehr höher sein als die Wohl fahrtsunterstützung. In der Wohlfahrtsunterstützung werden die Leistungen um durchschnittlich 15 Prozent gekürzt. Weitere Belastungen. Von jedem Kilogramm Salz wird eine Abgabe von 12 Pfennig erhoben. Zur Beitreibung rückständiger Kirchensteuern wird das gesamte Einkommen als pfändbar erklärt. Im übrigen wird der nichtpfändbare Ein kommensteil von 195 auf 165 Mark im Monat herabgesetzt. 165 Mark Monatseinkommen bleiben also auf jeden Fall vom Zugriff des Gerichtsvollziehers frei. Bisher waren es 195 Mark. Aufhebung der 5000-Mark-Fre i g ren z e in der U m s a tz st e u e r. Es sind also auch alle Betriebe mit unter 5000 Mark Jahresumsatz umsatzsteuerpflichtig. Das bringt besonders für die Landwirtschaft und für das Handwerk neue Belastungen. Sonstige Bestimmungen. Zur Vereinfachung im Gerichtswesen wird be stimmt, daß künftig in Strafsachen gegen ein Urteil des Amtsrichters oder des Schöffengerichts nur noch eine weitere Instanz angerufen werden kann, nicht mehr wie bisher zwei. Die einstweilige Einstellung der Zwangsver steigerung, die bisher nur einmal aus die Dauer von sechs Monaten möglich war, kann künftig auf ein weiteres halbes Jahr verlängert werden. Die Leistungskürzungen in -er Reichsversorgung. Die neuen Maßnahmen und ihre Gründe sind im Reichs arbeitsministerium vor der Verabschiedung der Notverord nung im Kabinett mit den Vertretern der Kriegsopferverbände erörtert worden. Unrichtig ist es, daß die bisherigen Renten aller Leicht beschädigten neu um 20 Prozent gekürzt werden und daß alle Kinderzulagcn und Waisenrenten mit dem 15. Lebensjahr Weg fällen. Die neue Kürzung, um 20 Prozent trifft nur OIE.,. ».UW - UN »»W. i 1! — _!1I Mutter. Die Kerzen brannten in der kargen Kammer, Um deine Züge glomm schon ein Verklären. Aufschluchzend ging durchs Haus um dich der Jammer Und halbersticktes, heißes Aufbegehren. Als ich den Frieden deiner Stille fach. Versiegten mir die Zähren. Ich wußte plötzlich, was geschah: Du bist nicht tot, du bist mir immer nah, Und dieses Nahsein wird uns ewig währen, Denn Muttersein ist ewiges Gebären. Und als die Gruft sich über dir verschloß. War mir die Furcht vor jedem Tod benommen, Denn Muttersterben ist ein Wiederkommen. Und wenn mir einst das Erdenleid verglommen. Erwartet mich dein Schoß Und weltengroß Dein mütterlich Erbarmen, Du hegst mich drüben wieder voll Erwärmen, Wie einst als Kind auf deinen Mutterarmen. F. Schrönghamer-Heimdal, Passau-Haidenhof. Rundfunk und parieren. Die Benutzung für Wahlsendungen. Der Erlaß des Reichsinnenministers von Gayl über den Gebrauch des Rundfunks durch die politischen Parteien sieht eine Regelung für die letzte Woche vor den Wahlen vor. Sämtliche Reichstagsparteien von den Nationalsozialisten bis zu den Sozialdemokraten dürfen in der letzten Wahlwoche den Rundfunk je 25 Minuten in Anspruch nehmen, und zwar die schwächste Fraktion zuerst, sodaß die Sozialdemokraten am Sonnabend, dem Tag vor der Wahl, als letzte sprechen werden. Die Manuskripte müssen zehn Tage vor dem Wahltermin, also mindestens am 21. Juli, bei dem Vor sitzenden des Überwachungsausschusses für den Deutsch landsender, Ministerialrat Scholz, eingereicht werden. An zuständiger Stelle wird nochmals ausdrücklich betont, daß die Strasser-Rede im Rundfunk mit diesem Erlaß nicht das geringste zu tun habe. Lärm im An-attischen Lan-iag. Der sozialdemokratischen Presse wird die Amtseigenschaft entzogen. In der Sitzung des Anhaltischen Landtags erklärte Ministerpräsident Freyberg in Beantwortung einer Anfrage der Nationalsozialisten, daß das Staatsministe rium beschlossen habe, der gesamten sozialdemokratischen Presse des Landes Anhalt wegen ihrer feindseligen Hal- wng gegenüber der Reichs- und Staatsregierung die Amtsblatteigenschaftzuentziehen. Es kom men in Frage das Bolksblatt in Dessau, die Volksmacht in Dernburg, der Volkswille in Köthen und der Volksfreund in Zerbst. Im weiteren Verlauf kam es zu einer sehr erregten Szene, als der sozialdemokratische Abgeordnete Kostitz erklärte, in den Reihen der Nationalsozialisten säßen Spezialisten von Totschlägern. Der Fraktionsführer der Nationalsozialisten, Loeper, sprang erregt auf und rief dem Sozialdemokraten fortgesetzt „Unverschämter Lümmel" zu. Die Fraktion der Nationalsozialisten scharte sich um das Rednerpult und eine Zeitlang sah es so aus, als ob es zu Tätlichkeiten kommen sollte. Der Vizepräsident Kaas unterbrach die Sitzung und erteilte nach Wiederaufnahme der Verhandlung sowohl dem Abgeordneten Kostitz wie auch dem Abgeordneten Loeper je einen Ordnungsruf. Die Sozialdemo kraten verließen darauf demonstrativ den Sitzungssaal und blieben bis zum Schluß den Verhandlungen fern. WKLWWU I^omsn von 6sl>t k^olkkspg Oop^rigbt Alartia LeucbtvvLOgsr, 11 allo (Zssle) f35 ^Freust du dich, Horst, daß ich hierbleibe?" „Selbstverständlich, Kindl Wir haben gleich Gelegen heit, uns noch recht gut kennenzulernen, und einer kann des anveren besondere Eigenarten noch ein wenig studieren, was gewiß kein Fehler für später ist", sagte er und küßte sie, denn sie hatte das doch sicher jetzt von ihm erwartet, und er durfte sie vor den anderen nicht bloßstellen. Dorette wandte sich ab. Ihre zitternden Finger machten sich an den blühenden Azaleen zu schaffen, die da so leuchtend rot und blaßrosa auf dem Fensterbrett standen. Herr Mahlow sah es. Fritz hatte es auch bemerkt und lächelte ein bißchen hilflos. Gerade, als er etwas zu Dorette sagen wollre, tauchte sein Vater neben ihm auf und sagte halblaut: „Du hältst den Mund, Fritzi" Der Primaner war beleidigt. Er ging quer durch das Zimmer zu seinem Bruder Horst, der noch immer neben seiner Braut stand. „Darf ich morgen früh zu dir nach Sandersheim hin überkommen? Wir haben den ganzen Tag frei." „Komm nur! Du kannst .Plessa reiten. Er geht jetzt tadellos im Sattel, seit ich ihn zugeritten habe", meinte Horst freundlich. Ellen hängte sich bei dem jungen Schwager ein und führte ihn beiseite, ihrem Verlobten lächelnd zunickend. Sie sagte dann zu Fritz: „Möchten Sie nicht gern ein eigenes Reitpferd haben? Ich würde es meinem Vater sagen, denn er will sowieso noch jedem der neuen Verwandten ein Geschenk machen. Da ist es doch sehr gut, wenn er wenigstens dann gleich das Mchtige trifft, denn nichts macht ein Geschenk wertloser, als wenn es keine Freude macht. Also ein eigenes Reit pferd?" Der hübsche, junge Mensch wurde rot bis über die Ohren. Seine Augen glänzten. Ehe er noch antworten konnte, sagte Ellen: „Also abgemacht! — Und könnten Sie mir nicht ver raten, was Dorette sich wünscht?" Fritz dachte ein Weilchen nach; dann meinte er: „Wünschen? Sie wünscht sich nie etwas. Aber sie hat gar keinen Schmuck." „Ach so! Nun, das ist ein guter Gedanke", meinte Ellen leichthin. Fritz gab auch die Wünsche der anderen, soweit sie ihm bekannt waren, preis und wurde dann in Gnaden ent lassen. Es mochte so gegen zwei Uhr sein, als man sich endlich trennte. Mister Svenson legte sich behaglich in seinem schönen Bett zurecht. Er fühlte sich hier sehr Wohl auf diesem alten schönen deutschen Gut; sein Schwiegersohn war ganz der Mann, der mit Ellens Launen fertig werden konnte, und so war alles in schönster Ordnung. Um so mehr in Ordnung, als er, Svenson, seine noch sehr schöne Hausdame zu heiraten gedachte, und er schon aus diesem Grunde froh war, daß Ellen aus dem Hause kam. Mister Svenson hing seinen angenehmen Gedanken nicht allzulange nach. Er war rechtschaffen müde und schlief schon bald tief und fest, wie die gleichmäßigen Atem züge bald genug verkündeten. Sein Diener, der ihn auf Reisen stets begleitete, ging noch einmal auf leisen Sohlen durch das Zimmer. So ge mütlich sich Mister Svenson geben konnte, so unausstehlich und unangenehm konnte er werden, wenn etwas nicht so war, wie es zu sein hatte, wie er es gewöhnt war! Ellen ging drüben in ihren zwei Zimmern auf und ab. Der seidene Kimono umrauschte sie bei jedem Schritt, und ein wundersames Parfüm machte sich im Zimmer bemerkbar. Plötzlich blieb Ellen stehen. Ihre Augen blickten gar nicht stolz und kühl. Ihr Mund zuckte. „Horst, ich liebe dich! Glaube doch ja nicht, daß ich mich mit einer kalten Vernunftehe zufrieden geben würde!" Ellens schlanke, weiße Hand griff nach dem goldenen kleinen Etui, das da mitten zwischen anderen Kostbar keiten auf dem Tische lag. Ein Wink scheuchte die Zofe hinaus, die noch immer wartend an der Tür stand. „Gehen Sie schlafen, Mary, ich brauche Sie nicht mehr." Ein tiefer Knix, und das Mädchen verschwand. Ellen rauchte mit viel Genuß mehrere Zigaretten. Aber unablässig drehten sich ihre Gedanken dabei um Horst und Dorette. Diese Schwester schien ihr irgendwie gefährlich. Manch mal hatten Schwestern einen unheilvollen Einfluß auf einen Bruder. Sie hatte das erst neulich irgendwo gelesen. Ellem warf plötzlich die eben erst angebrannte Zigarette in den Becher. Ihr schmaler Fuß im französischen Schuh stampfte auf den Boden. „Die Liebe, die er dieser kleinen Schwester entgegen bringt, stört mich. Weshalb nur ist er gerade zu ihr ganz besonders herzlich? Wie schön sie ist! Gefährlich schön! Für Horst ist natürlich durchaus nichts zu befürchten- Dennoch habe ich keine Lust, mich von ihr hier dauernd in den Schatten stellen zu lassen." Ellen trat vor den hohen Spiegel. Aufmerksam be trachtete ste sich. Ihr Teint war sehr schön. Mit den teuersten Mitteln' pflegte sie ihn! Das lichte Haar paßte sehr gut dazu. Ihre Hände waren schneeweiß, und sie verstand es, sie sehr an mutig zu bewegen. Ellen Svenson stand still vor dem Spiegel. Neben sich sah sie im Geiste ein schönes, schmales Gesicht mit großen, seltsamen Augen und goldblondenem, lockigem Haar. Zwei blonde Frauen! Die eine verwöhnt, gefeiert, gepflegt, sehr reich! — Die andere jung, jünger als Ellen Svenson, und bezaubernd schön! (Fortsetzung folgte