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MseWMnr mm Mk; tretern anderer Stände vollauf gewürdigt. Bemerkens wert waren insbesondere die Ausführungen des Ober meisters Schmidt vom Norddeutschen Handwerkerverband, der betonte, das Handwerk bildemitderLand- wirtschaft eine Notgemeinschaft und leide unter der verfehlten Wirtschaftspolitik genau ebenso. Es sei ein unmöglicher Zustand, daß infolge der Tatsache, daß der gesamte Häute- und Fellhandel heute in Deutschland in der Hand von acht bis zehn Menschen liege, der Land wirt und Handwerker gezwungen seien, als Gegenwert für ein Paar Halbschuhe zehn Großviehhäute oder 20 bis LS Kalbsfelle herzugeben. Infolge einer ganz unnötigen Überschwemmung mit Auslandserzeugnissen könne der Handwerker die deutschen Viehnebenprodukte, wie z. B. Fett, überhaupt nicht mehr verwerten. Andere Redner er klärten, daß sich an den übersteigerten Zinssätzen das ganze deutsche Volk verblute und daß eine schleunige gesetzliche Regelung unaufschiebbar sei. Gewährung von Straffreiheit. rlmnestiebeschlüsse des Rechtsausschusscs des Preußische« Landtages. Nach längerer Aussprache wurde im Rechtsausschuß des Preußischen Landtages der nationalsozia listische Gesetzentwurf über die Gewäh rung von Straffreiheit mit wechselnden Mehr heiten und verschiedenen Änderungen angenommen. Nach der angenommenen Fassung wird Straferlaß gewährt für die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes von preu ßischen Gerichten rechtskräftig erkannten und noch nicht verbüßten Strafen, soweit die ihnen zugrunde liegenden Strafen aus politischen Beweggrün den begangen worden sind. Die bei den Gerichten schwe benden Straftaten dieser Art sollen eingestellt und neue Verfahren wegen solcher Taten nicht eingeleitet werden. Bei Dienststrafen und Dienststrafverfahren, die gegen unmittelbare oder mittelbare Beamte des Staates, der Gemeinden und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechts und auch gegen Lehrer und Personen im Vor bereitungsdienst wegen politischer Gesinnung oder Be tätigung verhängt oder eingÄeitet wurden, sollen die Be stimmungen des Entwurfs entsprechende Anwendung finden. Ausgeschlossen von der Straffreiheit bleiben Landesverrat und Verrat militärischer Geheimnisse. Auf Antrag des Zentrums wurde noch beschlossen, daß eben falls ausgeschloffen werden sollen Brandstiftung und vor sätzliche Gefährdung eines Eisenbahntransports. Vermerke über auf Grund des Gesetzes erlassene Strafen sollen im Strafregister getilgt werden, entsprechend auch Vermerke über Dienststrafen. Durch Annahme eines kommunistischen Antrages wurde die Einsetzung eines Amncstieausschuffcs beim Landtag heschloffen, der richterliche Entscheidungen, die eine Straf freiheit versagen, nachprüfen soll. Der Ausschuß soll die Befugnis haben, die ergangenen Entscheidungen ganz oder teilweise zu ändern, und soll auch für die Prüfung der Frage zuständig sein, ob die Einleitung eines neuen Strafverfahrens mit den Bestimmungen dieses Gesetzes über Straffreiheit in Einklang steht. Angenommen wurde auch teilweise ein sozialdemo kratischer Antrag, wonach Straffreiheit auch den Personen zu gewähren ist, die infolge wirtschaftlicher Notlage, besonders wegen Arbeitslosigkeit, straffällig geworden sind, falls sie bei Begehung der Tat nicht oder nicht erheblich vorbestraft waren und sofern die Tat nicht von besonderer Roheit, Gewinnsucht oder Niedrigkeit der Gesinnung zeugt. Der Ausschuß beschloß noch eine zweite Lesung des Gesetzentwurfes über die Straffreiheit vorzunehmen. Er Wird dann außerdem noch Anträge auf Freilassung desBauernführersKlaus Heim und auf Maß nahmen über die Straffreiheit bei Unter brechung der Schwangerschaft beraten. Oie preußische Notverordnung. Amtliche Veröffentlichung. Der Wortlaut der preußischen Notverordnung zur Sicherung des Haushalts, die am Mittwoch erlassen wurde, wird jetzt durch den Amtlichen Preußischen Presse- dienst veröffentlicht. Die Notverordnung gliedert sich in drei Teile: 1. Dienst- und Versorgungsbezüge, 2. Änderung der Hauszinssteuerverordnung und des Ausführungsgesctzes zum Finanzausgleichsgesetz, und 3. Einführung einer Schlachtsteuer. Ferner ist in einer Anlage der Taris der Schlachtsteuer enthalten. Im einzelnen wird noch über den Abzug von den Beamlengehättern folgendes bekannt: Der Einbehaltung von 21s Prozent (für Ledige und kinderlos Verheiratete S Prozent) der Dienst- und Versorgungsbezüge unterliegen nicht Kinderbeihilfen, Auf wandsentschädigungen, Umzugsvergütungen, Kinderzulagen, Wohnungsbeihilfen, Dienstauswandsentschädigungen, Dienst- kleidungszuschüsse, Nachtdienstzulagen, einmalige Dienstbeloh nungen und einmalige Versorgungsbezüge der Polizei beamten, soweit sie unabhängig von den Gehalts bezügen in einer bestimmten Summe gezahlt werden, ferner die Zulage zu den Übergangsgebührnissen der Poltzeibeamten, das Gnadenvierteljahr, die Vetera^enbeihilfen, die Vergütungen für Beamte, die zur Probedienstleistung ein berufen sind. Vergütungen für Hilfslehrer, Unterhaltszuschüsse und anderes. Die Einbehaltung wird an den Bezügen vor genommen, die den Bezugsberechtigten ohne Rücksicht auf die Gehaltskürzungen zustehen würben. Für Ruhegehalts- empsänger, Witwen und Waisen, deren Bezüge der Regelung nach 8 2 der 3. Gehaltskürzungsverordnung unterliegen, tritt diese Verordnung mit Wirkung vom 1. Oktober 1932 in Kraft. Eine Verzinsung der einbehaltenen Bezüge, die fünf Jahre nach der Fälligkeit zur Auszahlung gelangen, findet nicht statt. Die Einbehaltungsbcstimmungen finden keine Anwendung aus die Beamten der Schutzpolizei, Landjägeret, Kriminalpolizei und die von der Aufsichtsbehörde bestätigten Polizeivollzugs beamten der Gemeinden und Gemeindeverbände. Ein weiterer Paragraph der Verordnung behandelt die Besoldung der, Pfarrer. Den öffentlich-rechtlichen Religions- gesellschasten bleibt es überlassen, die Bezüge entsprechend den Vorschriften für die Beamten und staatlichen Angestellten zu kürzen bzw. den entsprechenden Betrag einzubehalten. Die katastrophale Auswirkung der preußischen Schlachlsteuer. Fleischer und Landwirte betroffen. Das deutscheFletschergewerbe ist durch die Notverordnung der preußischen Regierung, die unter anderem die seit langem diskutierte und schon einmal ab- Lelehnte Schlacht st euer nunmehr doch in Preußen Hotel Beaurivage tn Lausanne, in dem die Trtbutkonsercnz eröffnet werden wird. Mführk, aufs äußerste llSflMzk. rrver me Auswirkung Osr Schlachtsteuer schreibt die Fleischer-Verbands-Zeitung: Wenn auch diese Steuer ihrem steuertechnischen Charakter nach eine Verbrauchs abgabe sein soll, so wird es unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen doch nicht möglich sein, die Steuer aus die Verbraucherschaft abzu wälzen. Auch der preußische Finanzminister Dr. Klepper hat in seiner Begründung zu dieser Steuer den Standpunkt vertreten, daß in Zeiten «absteigender Konjunktur, wie wir sie zur Zeit haben, die Schlachtsteuer die Fleischpreise kaum berühren wird, sondern in erster Linie von der Zwischenspanne und dann auch von der Land wirtschaft aufgefangen würde. Im Durchschnitt dürfte nach einer Berechnung der Fleischer-Verbands-Zei tung die Schlacht st euerbela st ung eines Fleischerei betriebes 3 0 0 0 Mark im Jahre betragen. Eine zweite bedenkliche Folge dieser Steuer werde sich aus der Ver - günstigung der Hausschlachtungen ergeben. Abgesehen davon solle aber auch nicht verkannt werden, daß trotz der Bevorzugung ihrer Schlachtungen auch d i e Landwirtschaft teilweise betroffen wird, weil jeder, auch der geringste Druck angesichts des niedrigen Preis niveaus auf den Schlachtviehmärkten sich in einer weiter sinkenden Tendenz der Viehpreise und damit auch in einer weiteren Verschlechterung der Rentabilität der Vieh halten den Landwirtschaft auswirken muß. * Die Sätze der preußischen Schlachtsteuer. Die preußische Schlachtsteuer, die vom 1. Juli 1932 av erhoben werden soll, soll betragen bei Schweinen, die 70 Prozent der Schlachtungen in Preußen ausmachen, von 30 bis 35 Kilo 5 Mark, 75 bis 125 Kilo 8 Mark, über 125 Kilo 10 Mark. In Bayern sind die Sätze der Schlacht steuer die gleichen, in Sachsen sind sie höher. Schweine unter 30 Kilo sind sreigegeben. Alle Hausschlach tungen von Schweinen sind frei, so daß die Steuer im wesentlichen auf Schlachtungen auf den Schlacht- Höfen liegt. Für Kälber beträgt der Satz bis 100 Kilo 4 Mark, für Rindvieh bis 350 Kilo 10 Mark, bis 600 Kilo 16 Mark, über 600 Kilo 22 Mark. Die Sätze gehen immer nach Lebendgewicht. Gegen -ie Gehaltskürzungen. Entschließung des Deutschen Beamtenbundes. Vom Geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Be-z amtenbundes wurde eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt: „Nach wie vor wendet sich der Deutsche Beamtenbund mit aller Schärfe gegen jede irgendwie ge-! plante Sonderbelastung der Beamten. In Erkenntnis der Notwendigkeit des Ausgleichs der öffentlichen Haushalts verweist er erneut auf die von ihm gezeigten Wege zur Er^ schließung neuer Einnahmen. Mit größter Entschiedenheit verwahrt er sich auch gegen die von der preußischen Re^ gierung beschlossenen Maßnahmen, deren sormale Gestal tung als Zwangssparkasse niemanden darüber Hinwegs zutäuschen vermag, daß es sich um eine neue Gehalts^ kürzung handelt. Während seiner Sitzung hat der Vorstand des Deut schen Beamtenbundes ein Telegramm an den Reichs kanzler und an sämtliche Reichsminister gerichtet, in dem ein Vorgehen der Länder nach Art der preußischen Ver-i ordnung vom 8. Juni als unerträglich erklärt wird. Um das Inkrafttreten der preutzischen Verordnung zu verhin dern, Wird die Neichsregierung gebeten, dem Neichspräsn denten die sofortige Aufhebung der Ermächtigung^ Verordnung vom 24. August 1931 vorzuschlagen/ Kundgebung des Allgemeinen Deutschen Beamtenvundesl Zu den neuesten Gehaltskürzungsmaßnahmen teilt der Allgemeine Deutsche L^amtenbuud folgendes mit: „Bei aller Würdigung der finanziellen Zwangslage» in die der preußische Staat infolge der Krise und dey jüngsten politischen Ereignisse im Reich gekommen ish muß schärfster Protest gegen die durch die neue Notverord nung verfügte Einbehaltung von 5 bzw. 2,5 Prozent der Bezüge eingelegt werden. Diese Einbehaltung von Ge- haltsteilen bedeutet nichts anderes als eine weitere Ge haltskürzung gegenüber den preußischen Beamten, dis ohnehin neben den vom Reich Mifügten Gehaltskürzungen! W «!1» »I MW vornan von 6sn1 kkoikksng Lop^rigbt Martin keusktvLngor, Halls (Laaköls , s24 Lockend, lächelnd, bezaubernd schön stand sie vor ihm. Er fühlte die neidischen Blicke der anderen Herren mehr, als daß er sie sah. Langsam kroch es wieder in ihm hoch, das wilde, wahnsinnige Begehren nach dieser schönen, lächelnden Frau. „Ich komme hinüber, Lelia!" War es Glück, war es Triumph, was setzt in ihren strahlenden Augen zu sehen war? Horst wußte es nicht; er starrte sie nur immer an, und Habet verachtete er sich selbst, weil er ihr immer wieder unterlag. Plaudernd schritten sie miteinander dahin. Die anderen Herren, die schon bedeutsam gelächelt hatten, denn das Ganze hatte doch sehr nach einem Zank ausgesehen, blickten jetzt etwas ärgerlich in ihre Karten. An jedem Tische begann das Spiel. Lelta flüsterte: „Hier ist der Schlüssel zum Wintergarten dieses Hauses! Ich habe das Grundstück durch einen Mittelsmann kaufen lassen, der den Kauf mit seinem Namen deckt. So ist eine Möglichkeit gegeben, sofort hier zu verschwinden, wenn die Polizei einmal etwas merkt. Die Tür des Wintergartens von hier führt in den Garten meiner Villa. Erwarte mich drüben, Horst! Aber gehe unauffällig fort!" Sie wandte sich ab, und bei der raschen Wendung um- schmiegte das türkisblaue Kleid die herrliche Figur ganz vng, und fast plastisch traten die berückenden Formen der schönen Frau hervor. Und Horst Mahlow fühlte mit Grauen, wie es sich über sein Hirn wie ein Schleier legte. Langsam ging er durch den Saal. An dem Tische, wo Dietz von Buschenhagen spielte, blieb er ein Weilchen stehen. Papenburg, der auch mit hier saß, blickte kurz aus und meinte dann: „Du spielst nicht, Mahlow?" „Heute noch nicht. Später gern." „Hm! Na ja, ich wollte, ich wäre heute nicht her gekommen. Habe heute Pech!" „Dann höre zeitig genug auf, sonst bereust du es noch mehr!" sagte Horst und schritt weiter. Vom Rebentisch aus sah er wieder herüber. Buschen hagen gegenüber saß der Herr, der ihm vorhin als Doktor Brech vorgestellt worden war. Ein hagerer Mann. Ein verschlagenes, unsympathisches Gesicht, stechende, kleine, dunkle Augen, lange, schmale, sehr weiße Hände. Ein Typ, wie man ihn in der Lebewelt immer wieder vorfindet, ohne daß der Betreffende den Kreisen, in denen er jetzt verkehrt, zu entstammen brauchte. Das war also Doktor Brech! Und — wie mochte er zu Lelia stehen? Glühende Eifersucht formte die Frage. Horst Mahlow ging weiter. An diesem Abend aber blieb etwas in ihm, was nichts mit jener heißen, verehrenden, jungenhaften Liebe zu tun hatte, die er früher für Lelia gefühlt. Ebenso — kam für ihn eine Heirat nicht mehr in Frage. Das war das einzige, was er in dieser heißen, mit Er eignissen überfüllten Nacht mit sich nahm. Daran konnten selbst Lelias giftige, süße, betäubende Küsse nichts mehr ändern. * * Die Monate vergingen. Der verbotene Klub bestand weiter. Unsummen wurden gewonnen und verspielt. Ver gebens versuchte Horst Mahlow, sich aus diesem Kreise zu lösen. Sich von Lelta zu lösen! Es gelang ihm nicht. Voll bitteren Selbsthohnes sagte er sich, was für ein Schwächling er dieser Frau gegenüber sei, und verfiel ihrer Liebe doch immer wieder, Der Zwiespalt, in dem er jetzt lebte, rieb ihn auf. Nichts mehr war an ihm von dem einst so fröhlichen, sorglosen Burschen. Er spielte jetzt auch, ging nicht mehr fort. Ihn hatte die Leidenschaft gleichfalls gepackt. Und er hatte schon sehr viel Geld verspielt. Wie er diese Spielschulden bezahlen sollte, wußte er nicht. Ihm war auch alles gleich. Er wußte, daß er mit sehende« Äugen einem Abgrund zutrieb, und machte doch nicht ein mal mehr den Versuch, sich zu retten. Dabei peinigte ihn die Eifersucht, weil er Lelia nicht mehr traute! Das war das Schlimmste, daß er der Sklave einer Frau war, zu der er kein Vertrauen mehr habe« konnte! Dann kam der Abend, an dem der Verräter seine Rachtz übte. Rittergutsbesitzer Mannsberger hatte Anzeige er-^ stattet, weil er im Klub eine gezinkte Karte gefunden hatte« Dabei hatte er in letzter Zeit ein Vermögen verspielt, undf man konnte ihm die Maßnahme nicht verdenken. Auch noch andere der Herren hatten hohe Summen ver spielt und waren nun mißtrauisch geworden, hatten aber doch geschwiegen, um nicht mit der Behörde wegen deS verbotenen Spiels in Konflikt zu kommen. Genug, der Verrat war da, die Polizei auch, und die Herren sowie Lelia Nordstetten mutzten mit. Der offene Skandal war da, und Lelia war in der Gesellschaft unmöglich. Horst Mahlow war auch jetzt noch ständiger Gast bek Lelia. Jetzt gesellte sich zu der Leidenschaft noch das Mit leid, und das band ihn um so fester an diese Frau. Wen» alle sie verlassen hatten, er durfte es nicht tun. Einmal traf er bei ihr Doktor Brech! Der empfahl siH ein widerliches Lächeln um den schmallippigen Mund. Und Lelia hatte geweint! Horst Mahlow fragte: „Lelia, was ist dir dieser Mann? Was hat er in deinem Leben zu suchen? Du mutzt sehr wenig Menschenkenntnis besitzen, wenn er dein Vertrauen aenietzt!" ^(Fortsetzung folgte