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Tagesspruch. Nur Lie Lieb ist wahres Leben, Kennt und mißt nicht Zeit und Raum. Sind wir treu ihr ganz ergeben, Wird um uns die Welt ein Traum. Glückwünsche sirr den „Do. X". Die Ozeanflieger in Rom telegraphieren. Reben zahlreichen anderen Glückwunschtelegrammen für die Besatzung der Dornicr-Flugschiffcs „Do. X" ist in Berlin ein Telegramm folgenden Wortlauts aus Rom eingetroffen: „Die in Rom versammelten Flieger, die zu- sammengelommen sind, um ihre Erfahrung und ihren Glauben an Verwirklichung rascherer und regelmäßigerer Verbindungen über die Ozeane hin in den Dienst der Menschheit zu stellen, senden ihren brüderlichen Gruß den Äberseefliegern und Kameraden, die fern und doch nahe find im Gedenken ihrer großen Tat. Balbo, italienischer Luftfahrtminister." Das Flugboot soll, wie es heißt, zehn bis vierzehn sTage in der Reichshauptstadt bleiben. Besichtigungen mchrere Rundflüge find geplant. Warum das Flugboot „Do-Jx" heißt. Es heißt nämlich tatsächlich „Do-Jx" und nicht „Do- Nehn", wie viele auch heute noch glauben. Warum aber Heißt es „Do-Jx"? Das ist so zu erklären: Dorniers Flug boote haben im allgemeinen Namen: „Dornier-Komet", -Dornier-Merkur", „Dornier-Wal" usw. Als nun das Riesenflugboot gebaut wurde, umgaben Geheimnisse die Werst am Bodensee. Man wußte nur, daß eine neue Flug bootart entwickelt wurde und nannte diese Flugbootart ichon vor ihrer Geburt „Do.X", um etwas Rätselhaftes Sn bezeichnen. „Do. X" ist dann zu einem besonderen Be griff für ähnliche Flugboote geworden, was schon daraus ersichtlich ist, daß die an Italien gelieferten Flugboote gleicher Art Do. X l" und ..Do. X 2" genannt worden sind. »Do. ooj dE Wüggels«. ^Oo. nach England eingeladen. Rach ihrem erfolgreichen Ozeanflug wird „Do. X" einer Einladung aus England folgen, um dort anläßlich der Cowes-Woche Rundflüge durchzuführen. In England ist das Interesse an der „Do. X" sehr lebhaft. Die Do. X" hat auf ihrem Ozeanflug auch wreder Post befördert, so z. B. aus Neufundland 1789 Briese, die bereits 36 Stunden nach dem Abflug in Vigo in Spanien «u Land gegeben werden konnten. Me Wahl hu LaMaWräfidiMS ia Preußen LMtSWNtWNg Sir MU 1.3M Berlin, 25. Mai. Auch die zweite Sitzung des neuen Preußischen Landtages stand im Zeichen eines großen Tages. Der Andrang war beinahe noch stärker als zur Erössnungssitzung, da der zweiten Sitzung angesichts der Wahl des Landtagspräsidinms gegen über dem ersten Tage eine erhöhte Bedeutung zukam. Lange vor Beginn der Sitzung waren sämtliche. Tribünen überfüllt. Die Beratungen wurden mit etwa einstündiger Verspätung ausgenommen, da sich die Verhandlungen im Ältestenrat über die Präsidentenwahl länger hingezogcn hatten, als man ursprünglich angenommen hatte. Der Ältestenrat hatte indessen die Wahlen für das Landtagspräsidium so gut vorbereitet, daß sie in der Vollsitzung des Landtages fast reibungslos vor sich gingen. In der Aussprache des Ältestenrates hatte besonders die Frage eine Rolle gespielt, wie sich die Nationalsozialisten und Sozialdemokraten zu den gegenseitigen Wahlvorschlägen stellen würden. Beide Parteien ließen erklären, daß sie nicht für die gegenseitigen Kandidaten eintreten und bei deren Wahl Stimmenthaltung üben würden. Von Bedeutung war noch die Erklärung des Abg. Kube (Nat.-Soz.), daß es für seine Fraktion selbstverständlich sei, daß der Präsident nach der gültigen Geschäftsordnung zu amtieren habe. Die Wahlen in der Vollsitzung des Preußischen Landtages vollzogen sich sodann, wie sie im Ältestenrat vereinbart worden sind. Kerrl (Nat.-Soz.) wurde Präsident, Wittmaack (Soz.) 1. Vizepräsident, Baumhoff 2. Vizepräsident und Dr. v. Kries (Dtu.) 3. Vizepräsident. Präsident Kerrl (Nat.-Soz^ Vizepräsident Wittmaack (Soz.) Vizepräsident Baumhoff (Z.) Vizepräsident Dr. v. Kries (Dn.) Starke Beachtung fand in parlamentarischen Kreisen dee Beschluß des Ältestenrates, den Landtagbiszuml. Junt zu vertagen. Die Zwischenzeit wird dazu benutzt werden, um zwischen Nationalsozialisten und Zentrum die Aussprache über die kommende Regierungsbildung in Preußen weiterzu treiben. Das Zustandekommen eine Koalition zwischen Zentrum und Nationalsozialisten in Preußen dürfte aber nicht zuletzt davon abhängen, wie Reichspräsident von Hindenburg den Vortrag aufnehmen wird, den Reichskanzler Dr. Brüning mit Beginn der nächsten Woche über die von der Reichs regierung weiter zu verfolgende Innen- und Außenpolitik sowie über die Ergänzung seines Kabinetts kalten wird. * Gitzungsbericht. (2. Sitzung.) tt. B erIin, 25. Mai. Die zweite Sitzung des neuen Preußischen Landtages wird vom Alterspräsidenten Litzmann wiederum bei voll besetztem Hause und starkem Andrang auf den Tribüne« er öffnet. Alterspräsident Litzmann erklärt: Aus der Presse habe ich erfahren, daß in der Eröffnungssitzung des Landtages vo» der linken Seite des Hauses während meiner Eröffnungsansprache schwere Beleidigungen ausgestoßen worden sind. Ich habe sie nicht verstanden. (Zurufe rmV Lachen links.) Soweit die Beleidigungen mich persönlich an gehen, ist es ausschließlich meine Sache, wie ich damit Ver fahren wll. Ich kann mich auf den Standpunkt stellen, daß ich von den Zurusern überhaupt nicht beleidigt werden kann. (Stürmische Bravorufe und Händeklatschen bei den Nat.-Soz.—< Die Kommunisten bringen ein dreifaches Nieder aus de» Alterspräsidenten aus.) Wenn die Beleidigungen aber gegen andere, Persönlich keiten gerichtet worden sind, so kann ich dazu nicht schweigen. Wenn z. B. gerufen worden ist: „Rieder mit den kaiserlichen Generalen", so wird davon auch der Generalfeldmarschall von Hindenburg betroffen. (Zurufe und Lachen bei den Kom munisten.) Wenn ich wüßte, wer diesen Ausruf gebraucht, hat, würde ich entsprechende Maßnahmen dagegen getroffen haben. (Zuruf bei den Komm.: Die ganze Fraktion!) Das spricht nicht für Ihre Fraktion. (Erneutes Lachen bei de» Komm.) Ein kommunistischer Antrag verlangt die sofortige Aus zahlung einer Beihilfe von je 1000 Mark für die Hinter bliebenen der aus Zeche Dorstseid getöteten Bergleute sowie Anweisung an die Staatsanwaltschaft zur Ausnahme de« strafrechtlichen Verfolgung der Schuldigen. Abg. Kasper (Komm.) begründet einen weiteren kommu nistischen Urantrag, an dem das Staatsministerium auf-i gefordert wird, die Reichsregierung zu ersuchen, ihre Delega tion auf der Genfer Abrüstungskonferenz anzuweiscn, de» Abrüstungsvorschlägen der Sowjetdelegation zuzustimmen« ferner den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund z» vollziehen und schließlich alle Demonstrationsverboie aufzu heben. Die Begründung des Antragstellers wird vielfach vo« großer Heiterkeit im Hause unterbrochen. Auf sozialdemokratischen Antrag hin wird der komm»i nistische Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung vor» 1. Juni gesetzt. Unter großer Heiterkeit stimmen auch die, Kommunisten dafür. Das Haus wendet sich dann der Wahl des Präsidenten m. Abg. Lohfe (Rat.-Soz.) erklärt die Bereitwilligkeit seiner Fraktion, sich den bisherigen parlamentarischen Gepflogen heiten anzuschließen. Als größte Fraktion, so betont er, stelle» wir den Antrag, den Abg. Kerrl (Nat.-Soz.) zum Präsidenten zu wählen. Von dem Verhalten der übrigen Fraktionen bei der Wahl des Präsidenten werden wir unser Verhalten bei der Wahl der Vizepräsidenten abhängig machen. (Aha-Ruse links und Zuruf: Jüdischer Schacher!) Abg. Koenen (Komm.) betonte, die Kommunisten werde« bei allen Vorschlägen den Abg. Kasper ihrerseits in Vorschlag bringen. Abg. Heilmann (Soz.) meint, im vorigen Landtag habe« die Nationalsozialisten nicht den Anspruch der stärksten Fraktion auf das Amt des Präsidenten anerkannt, und sie drheksr-Üsokwsotmtr äurcd Verlag Oskar Zlvistsr, ^Vsräan 8a. (18. Fortsetzung.) „Anstetten. Darf ich bitten!" Er zeigte auf den Stuhl, den der Fremde zuvor innegehabt hatte und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Womit kann ich Ihnen dienen?" „Die Sache ist etwas komplizierter Natur, Herr Baron," kam es überlegend, „aber Sie sind schließlich der einzige, der in diesem Falle sicherste Auskunft zu geben vermag. Es handelt sich um Ihren Vetter, den Baron Günther.^ „Um Günther?" Zehn Finger drückten sich tief in die Seidenpolster des Stuhles. „Jal Als Erklärung möchte ich vorausschicken, daß ich von der englischen Behörde in Benares beauftragt bin, nach dem Baron zu forschen. Man vermutet nämlich, daß er einem Verbrechen zum Opfer fiel." „Einem Verbrechen?" „Ja Und zwar soll er durch seinen Diener Akab beiseite- geschafft worden sein." „Durch Akab," fuhr Anstetten auf. „Eben durch diesen, Herr Baron Der Hindu leugnetzwar, aber er hat sich nachgerade in ein solches Wirrsal von Wider sprüchen verwickelt, daß die Annahme nicht mehr von der Hand zu weisen ist, daß er zum mindesten an der Sache be teiligt ist." Anstetten fühlte, daß er von Sekunde zu Sekunde mehr an Farbe verlor. „Haben Sie denn Beweise, daß mein Vetter nicht mehr am Leben weilt?" „Beweise nicht gerade, aber es ist doch schon auffallend genug, daß er leit Jahren aus Benares verschwand, ohne daß auch nur eine Seele von seinem Aufenthalt erfährt. Keiner seiner Freunde hat Nachricht von ihm bekommen. Sie wohl auch nicht, Herr Baron?" „Nein. „Sehen Sie! Ferner sind noch so verschiedene Verdachts momente hinzugekommen, die beinahe fehlerfreie Schlüsse . ziehen lassen: Der Hindu hat — angeblich im Auftrag des Barons Gunther — dessen Haus in Benares verkauft, das Geld auf der englischen Bank deponiert und so nach und nach beinahe die ganze Summe abgehoben. Er kann nicht sagen, was er damit gemacht hat. das heißt, er will sich eben nickt noch mehr belasten und schweigt darüber. Den Bungalow in Dardschiling will er von dem Baron zum Geschenk er halten haben. Aber irgendein Schriftstück darüber oder eine Schenkungsurkunde oder sonst etwas Dokumentarisches kann er nicht vorzeigen. Natürlich nicht! — Man hat ihn vor läufig noch auf freiem Fuß gelassen das heißt, mög licherweise ist er in der Zwischenzeit schon hinter Schloß und Riegel gesetzt worden." „Ja, nicht wahr, es ist kaum glaublich. Aber zuweilen täuscht man sich auch in dem Besten. Er macht sonst keinen schlechten Eindruck. Aber das verfluchte Geld! — Ihr Vetter scheint sehr reich gewesen zu sein! Das hat ihm wahrschem- lich in die Augen gestochen " „Die Spur, die Sie da verfolgen, ist ssänzlich falsch," stieß Anstetten heraus „Ich glaube, daß mein Vetter heute oder morgen wieder auftaucht." „Glauben Sie?" Dr. Sethland maß ihn etwas mißtrauisch Gestatten Sie eine Frage, Herr Baron? Sie sollen sich doch so lächerlich ähnlich sehen, daß es sogar Ihren nächsten An gehörigen nicht möglich ist, Sie von Ihrem Vetter zu unter scheiden. — Stimmt das?" Anstetten vermochte nur zu nicken. „Würden Sie, um der Wichtigkeit der Sache willen, sich entschließen können, nach Indien zu reisen, um dem Hindu aegenübergestellt zu werden?" Und als Anstetten ihn ver ständnislos anblickte, fuhr er weiter: „Leute wie Akab, sind zuweilen von einer ganz eigenartigen Seelenkonstitution. Da Sie Ihrem Vetter so ähnlich sehen, würde er vielleicht ein Geständnis ablegen." „Unter keinen Umständen," fuhr Anstetten auf. „Zu derlei Machenschaften gebe ich mich nicht her." „Schade!^ Dr Sethland hob sich aus dem Stuhl „Wür den Sie mir eventuell ein Bild Ihres Vetters geben können? Die Behörden wollen einen Aufruf in den Zeitungen erlassen daß Baron Günther sich meldet — falls es überhaupt noch möglich ist." Irgend etwas warnte Anstetten das Ansuchen des Fremden abzulehnen. Er bat um einige Minuten Geduld, bis er das gewünschte Photo aus seinem <,.mmer geholt habe Da er sich nicht mehr umwandte, konn er den eigentümlichen Blick, mit dem Dr. Sethland ihm nachsah, nicht gewahren. Der Engländer saß auf dem Wulst des Stuhles gestützt und blickte vor sich hin: „Sonderbar! Irgendwie bestanden da Zusammenhänge zwischen dem verschwundenen Baron, dem Hindu und Baron Hans Peter, dem Besitzer von Anstetten. Irgendwo kreuzten sich hier die Fäden, die er bis jetzt nur lose in den Fingern hielt. Der Baron war unsicher! Sehr unsicher sogar! Sollte er? " Gott, wohin sich die Gedanken gleich verirrten, wenn man anfing, Schlüsse zu ziehen und Netze um einen Menschen zu spinnen! Wenn er zurückkam, würde er ihn über sein Ver hältnis zu dem Vetter ausforschen. Sie sollten wie Brüder zusammengelebt haben. Seit den Kindertagen eins in ihrem Tun und Wollen, bis dann Hans Peter eine Frau heim führte, was den Verschwundenen nach Indien trieb. Schließ lich war das ja nicht zu verdenken! Junge Eheleute wollten allein sein. „Entschuldigen Sie, wenn es etwas lange gedauert hat/ sagte der Baron, der von rückwärts durch die weiße Schiebe türe kam. „Ich fand nur dieses eine Bild." Er reichte dem Detektiv ein kleines, nicht sonderlich scharf entwickeltes Photo, das einen Mann in der Mitte der Dreißiger zeigte und zwar nur im Profil. „Ein anderes besitzen Sie nicht, Herr Barons „Nein." „Es tut mir aufrichtig leid, aber es muß genügen." Und ihn von der Seite betrachtend, setzte er hinzu: „Es könnte geradesogut Ihr Eigenbild sein, Herr Baron. Sie haben sicher auch m psychischer Hinsicht übereingestimmt?" „Vollkommen!" „Haben Sie sich nie Gedanken gemacht, daß Ihr Detter sich so auffallend lange in Schweigen hüllt?" „Eigentlich nicht!" Der Mensch bringt mich noch zum Wahnsinn, dachte Anstetten und ließ seine Augen auf der Laokoongruppe haften, die auf einem mächtigen Marmor sockel plaziert war. „Wann wollen Sie die Aufrufe in die Zeitungen geben?" „Jetzt sofort, und zwar in alle Tagesblätter des In- und Auslandes" „Und wenn mein Vetter sich nicht meldet?" „Dann muß man eben dem Hindu die Schlinge enger an ziehen Uebrigens glaube ich, daß es gar nicht so weit kommt." Er wollte weitersprechen, besann sich aber noch rechtzeitig, daß er seine Karten nicht zu früh aufdecken durfte und empfahl sich, indem er das Photo behutsam in seine Brief tasche gleiten ließ. Anstetten ging mit ihm bis zur Türe, sah draußen die Livree Friedrichs und atmete auf, als das Schloß einklappte. Akab! Du Getreuer aller Getreuesten! Wer hätte das gedacht. Mochte nun sein was immer es war, seine Pflicht war, dem Bedrängten zu Hilfe zu kommen. Ueber das „Wie" konnte keinerlei Zweifel bestehen. Er mutzte hinüber. Aber nicht so, wie dieser Dr. Sethland gemeint hatte! Ganz insgeheim mutzte er reisen! Ohne datz irgend jemand davon wußte, mußte er von hier fort, sich in Benares melden, und dann wieder verschwinden. Es handelte sich ja eigentlich nur darum, daß man wußte, er lebe noch. Kopfzerbrechen mußte es immerhin machen, die Geschichte so zu arrangieren, datz niemand hinter sein Geheimnis kam. Ohne Brunhilde ging es nicht. Sie mußte von seinem Reise ziel wissen Es würde nicht schwer sein, ihr das Wort ab zunehmen, daß sie darüber schwieg. (Fortsetzung folgt.)