Volltext Seite (XML)
MdmfferTageblaii Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ^^ckrenblatt für Wilsdruff u, Umgegend triebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreis. — Rücksendung klngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis! die 8 gespaltene Noumzeile 20 Apig., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Beichs» Pfennige, die 3gespaltene Beklamezeile im »ertlichen Teile 1 BMt. Nachweisungsgebühr 2V Reichspfennige. Vor- gefchricbeneErfcheinungs- — - - ee tage und Blogvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Ämt Wllssruff Nr. 6 beeülksichtigt. Anzeigen- annahmcb!s»orm.10Ubr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie, gebet Babattantprnch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden mutz oder der Auftraggeber In Konkurs gerät. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Platt. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Nr. 114 91. Jahraana Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 »---x«WWMW>WWWNWW> Mittwoch, den 18. Mai 1932 Flugfeuer im Fern«« Osten, bas Zeitalter des Kabels und der Funkentelegraphie, noko- schnelleren Ausbaus eines Weltnachrichten- aan» r der europäische Westen, ist auch selbst Amerika -1" schlecht über die Vorgänge im Fernen Osten unterrichtet wie früher. Natürlich sind damit nicht die nutzeren Geschehnisse genannt wie die Eroberung der Mandschurei, der japanische Stoß auf Schanghai und jetzt me Schüsse auf den Ministerpräsidenten und die sonstigen teils geglückten, teils mißglückten Atten tate in Tokio. Aber auch hierbei ist schon daran zu er innern, daß die — Telegrammzensur in Japan selbst und in den von ihm beherrschten Gebieten nur diejenigen Nachrichten herausläßt, die irgendwem und irgendwie »genehm" find. Und selbst wenn eine Völkerbundkom- unssion hinreist, fo wird sie nur dort herangelassen, wo »Unverfängliches" zu sehen ist, und wird sorgfältig von allem ferngehalten, was die japanischen Beherrscher des fernen Ostens irgendwie kompromittieren könnte. Dort haben ja nach einhelliger Ansicht des japanischen Volkes der europäische Westen und Amerika gar nichts zu suchen. Über die innenpolitischen Vorgänge in Japan und seinem „Interessengebiet", sogar über deren wirtschaft liche Bedingtheiten erfährt der Außenstehende nichts oder sehr wenig, gar nichts aber über die machtpolitischen Ten denzen im Innern und nach außen. Man kann als Euro päer über diese politischen Regungen der Volksseele im Fernen Osten nur Vermutungen aussprechen, Ahnungen nachaehen Wenn seit Monaten, nämlich seit dem rück sichtslosen VorgehenderJapanerinderMan- dschurei, dann bei dem weit über das ursprüngliche Ziel eines Nebenangriffes hinausgehenden Vorstoß aus Schanghai davon gesprochen wurde, daß das — politisch rechtsstehende — Kabinett Jnukai dem scharfen Drängen kriegs- und expansionslüsterner Generale nach- acbe, w scheint diese Mutmaßung nicht unrichtig gewesen zu sein. Denn dieTodesschüsseinTokio knallten, als die japanische Räumung des Gebiets von Schanghai begann, das unter großen Opfern erobert war, und als auch in der Nordmandschurei eine gewisse Nachgiebigkeit der Japaner festgcstellt werden konnte. Sie war Wohl nicht zuletzt durch die wachsenden Schwierigkeiten in jenem schlimmsten Wetterwinkel der Welt verursacht, wo japanische, chinesische, sowjet- und weißrussische Inter essen gegen- und aufeinanderprallen und Rußland selbst einen ständig wachsenden antijapanischen Druck auszuüben scheint. Die Engländer legen daher den Ereignissen in Tokio eine antirussische Tendenz zugrunde und haben vielleicht damit nicht ganz unrecht. Da aber Nachrichten aus dem Fernen Osten immer nur eine sehr bedingte Glaubhaftig keit beizumcssen ist, kann man heute trotz allerhand ent sprechender Meldungen von dorther nicht sagen, ob unter dem Druck der japanischen Generale und des Offizierkorps in Tokio eine scharf nationalistische Regierung ans Ruder kommt, die nun alle von Völkerbund und Amerika müh sam genug erhandelten Zugeständnisse Japans vor Schanghai und in der Mandschurei rückgängig machen und höchstens vor Schanghai die Truppen deswegen zurück ziehen würde, um sie für den Aufmarsch in der Nord mandschurei einzusetzen. Und das würde dort eine Lage schaffen die das jetzt schwebende Feuer jedenAugen- blickzuhellerKriegsflammeemporlodern lassen kann. Würde doch der „natürliche" Abschluß des japanischen Vorgehens erst in der Eroberung des ein igen Hafens an der dortigen Ostküste Asiens, Wladi- wostock/und in der Zurückweisung Rußlands bis zum Baikalsee liegen. Gewiß hat die Annexion der Mandschurei kürtschaftspolitische Gründe, um dem übervölkerten, allzu rasch industrialisierten und jetzt schwer unter der Welt wirtschaftskrise leidenden japanischen Volk eine Sied lungskolonie zu verschaffen. Aber dabei scheinen auch machtpolitische Absichten mitzusprechen, über deren Art man sich ohne weiteres klar ist, wenn man sich daran erinnert, wie Japan seit einem halben Jahre mit dem Völkerbund und Amerika in Genf usw. verfahren ist. Der japanische Delegierte hat wiederholt mit dem Austritt seines Landes aus dem Völkerbund gedroht, wenn und Weil dieser „Schwierigkeiten" macht, also die Dinge nicht ganz so laufen lassen wollte, wie die japanischen Generale und Admirale es verlangten und mittels schwerer Artillerie und Bombengeschwader durchzusetzen ver mochten. Das Abenteuer dauert nun aber sür Japan schon eine so geraume Zeit, daß die innenpolitischen und Wirtschaftlichen Bedrängnisse noch rasch anwuchsen. Ihnen nach außenhin in Richtung auf die Mandschurei ein Ventil zu öffnen heißt aber, so ganz nebenbei, nichts anderes, als auf einem offenen Pulverfaß mit Streich hölzern spielen. Neue Verhaftungen. Tokio, 17. Maj. Die japanische politische Polizei gibt bekannt, daß sie einige neue Verhaftungen unter den Mitglie dern der Drachenvrganisation vorgenommen hat. Es wurden acht Personen verhaftet, die angeblich mit dem Anschlag auf den japanischen Ministerpräsidenten Jnukai in Verbindung stehen. In; Kabinett arbeitet mt MM Die Besprechungen des Reichskanzlers Brüning. Das Reichskabinett setzte seine Beratungen fort, um sich, wie es heißt, mit aller Energie den sachlichen Fragen zu widmen, also insbesondere der Hauptfrage: der Finanzierung der Arbeitslosenfürsorge, im einzelnen der Krisen- und der Wohlfahrtsfürsorge, die im Zu sammenhang mit dem Reichshaushalt dringend der Lösung harren. An den Kabinettsberatungcn nahm auch der Leip ziger Oberbürgermeister Dr. Goerdeler teil, und zwar in seiner Eigenschaft als früherer Preiskommissar und Sachverständiger für Kommunalfragen. Den Kabinettsberatungen waren persönliche Unter redungen des Reichskanzlers mit General Schleicher und Dr. Goerdeler vorausgegangen. In unter richteten Kreisen wird erklärt, daß die Personalfragen hinter den dringenden fachlichen Problemen, die das Reichskabinett zu behandeln habe, vorerst zurück stehen müßten. Die Unterredung des Reichskanzlers mit General von Schleicher wird damit begründet, daß sich der Reichskanzler über die Stimmung im Reichs wehrministerium durch den für die politische Führung verantwortlichen Chef des Ministeramtes habe unter richten wollen. General von Schleicher soll von vornherein nicht' geneigt gewesen sein, das durch das Ausscheiden Groeners frei gewordene Reichswehrministerinm im Augenblick zu übernehmen. Ei« Dutzend Vorschläge zur Deckung des Gesamtbetrages von 3 Milliarden. Berlin. Nach einer Meldung scheint das Kabinett einst weilen entschlossen zu sein, das Problem der Arbeitslosenfür sorge als ein Gesamtproblem unabhängig von der Dreigliede- rung der verschiedenen Unterstützungsarten anzusehen. Insge samt seien für die Arbeitslosenversicherung, sür die Krisdnsür- forge, für die Wohlfahrtserwerbslosen rund 3 Milliarden Mk. im kommenden Jahr aufzubringen. Davon wolle das Reich in seinen Haushaltplan eine Milliarde Mark einstellen. Dir Ar beitslosenversicherung könne zurzeit mit ihren Beiträgen aus- kdmmen. Die Hauptschwierigkeit liege bei der Finanzierung der kommunalen Erwerbslosenfürsorge. Im Kabinett werde, ohne Rücksicht darauf, auf welche Körperschaft im einzelnen die Ausgaben der Arbeitslosenfürsorge entfallen, über die Deckung des Gesambetrages von drei Milliarden Mark ver handelt. Bis vor einigen Tagen lagen von den verschiedenen Ministerien etwa ein Dutzend verschiedener Vorschläge für die Lösung dieses Problems vor. Man habe sich für ein bestimm tes Projekt noch nicht entscheiden können. Es sei damit zu rech nen, daß die Verhandlungen noch mehrere Tage andauern. * Wann wird der Reichstag einbernsen? Vorwürfe gegen den Reichstagspräsidcnten. Dr. Frick, der nationalsozialistische Fraktionsführer im Reichstag, stellt im Völkischen Beobachter sest, daß 229 Abgeordnete der Nationalsoz. Deutschen Arbeiterpartei, der Deutschnationalen und der Kommunisten Anträge aus E i n b e r u f u n g d e s Reichstages auf den 14. Mai zur Fortsetzung der grundlos unterbrochenen Verhandlun gen gestellt hätten, daß aber Loebe dem Verlangen nicht entsprochen habt. Die 229 Abgeordneten hätten nun neuerdings die Einberufung des Reichstages für den 19. Mai verlangt. Werde dieses Verlangen abgelehnt, so bedeute das nach einer klaren Entscheidung des Staats- gerichtshofes einen Verfassungsbruch. * Die nationalsozialistischen Mitglieder des neuen Preußischen Landtages sind vyn dem nationalsozialistischen Wahlleiter für Preußen, dem Fraktionsvorsitzenden Abg. Kube, zu einer ersten Frak tionssitzung für Donnerstag nach Berlin berufen worden. Die Forderungen -er japanischen Militärs. Gegen die Verständigungspolitik der Regierung. Der Chef des japanischen Generalstabes, Prinz Kanin, hatte mit dem japanischen Kaiser eine längere Unterredung über die Umbildung derRegierung. Japanische Militürkreise verlangen, daß die neue Regierung über parteilich sein und eine festere Politik zum Schutze der japanischen Interessen treiben müsse. Die Tolerie rungspolitik des Kabinetts Jnukai könne in Zu kunst nicht «lehr geduldet werden. Kriegsminister Araki und Marineminister Usumi haben erklärt, daß sie dem kommenden Kabinett nicht mehr angehören würden. Die Mörder des Ministerpräsidenten werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden, das demnächst zu sammentreten wird. * Große Aufregung in MM«. In russischen politischen Kreisen herrscht kroße Aufregung über die innenpolitischen Ereignisse in Japan. Es wird erklärt, daß mit einer grundlegenden Änderung der politischen Lage im Fernen Osten zu rechnen sei, wenn die Militärpartei die Macht in Japan übernehmen würde. Man müsse sogar damit rechnen, daß Japan ver suchen werde, seine Niederlage in Schanghai und in der Mandschurei durch einen neuen Kriegsfall wettzumachen. Die japanische Militärpartei sei unbedingt russen feindlich gesonnen, eine weitere Zuspitzung der politischen Verhältnisse sei zu erwarten. Vertagung -er Lausanner Konferenz? Frankreich will die Tributentscheidung verzögern. Die Verschleppungspolitik, die Frankreich gegenüber den verschiedenen brennenden internationalen Fragen angewandt hat, erfolgte offenbar in der Hoffnung, daß die anwachsende Wirtschaftskrise die europäischen Staaten automatisch immer mehr und mehr schwächen und zum Widerstand gegen die französischen Machtforderungen ungeeignet machen würde. In diese französische Rechnung hat sich nur der eine Fehler eingeschlichen, daß Frank reich selbst immer mehr von der Krise er griffen wird. Bis zum Herbst dürfte sie sich soweit ver schärft haben, daß Frankreich auf dem wirtschaftlichen Tief stand des übrigen Europas angelangt sein wird. Mög licherweise wird dann erst Frankreich zu einer verständi geren Auffassung der Lage bereit sein. Vorläufig jeden falls wächst, je näher die Eröffnung der Lausanner Konferenz heranrückt, um so mehr der Pessimismus besonders englischer politischer Kreise. Man befürchtet, daß die Konferenz zu keinen Entschei dungen kommen und sich um sechs Monate ver tagen werde. Dies sei, wie man glaubt, das Ziel Frankreichs, wobei die Verzögerung der Regierungs neubildung als Entschuldigung dienen soll. Die französi schen Vertreter würden wahrscheinlich sehr bald die Ver tagung beantragen. Eine Vertagung der Entscheidung um sechs Monate würde den Weg füreineWicder- erholung versperren. * Keine Vertagung der Abrüstungskonferenz London. Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Artur Henderson, dementierte dem Genfer Vertreter der „Ex change Telegraph Company" gegenüber die Gerüchte, denen zufolge die Abrüstungskonferenz infolge der politischen Lags in Frankreich und der Rückwirkung der Attentate in Tokio vertagt werde. Deutsche Pfingsten im Ofiland. Rückblick auf die Tagung deS V. D. A Etwa 6000 Jugendliche und 1000 Erwachsene aus dem Reich diesseits des Korridors, aus Österreich und aus den, Auslande hatten die große Reise nach Ostpreußen ange- lreten, viele von ihnen auf dem Wasserwege, mit den Motorschiffen des Seedienstes Ostpreußen. Einer noch viel größeren Zahl ist es durch die Wirtschaftsnot dies mal unmöglich gewesen, an der großen Pfingsttagung des Vereins für das Deutschtum im Auslande teilzunehmen. Viele mutzten noch im letzten Augenblicke absagen. Das gab der Veranstaltung bei allem festlichen Gepränge dies mal ein ernstes Gesicht. Dazu aber kam das Erlebnis der Berührung mit dem abgeschnürten Osten, den die meisten Teilnehmer zum ersten Male sahen und kennenlernten. Hier spürt man auf Schritt und Tritt und in der Unterhaltung mit jedem Einwohner schon nach wenigen Worten die Not, in die uns Deutsche alle, den Osten aber am meisten, die unsinnige und unhaltbare Grenzziehung gebracht hat. Gleichzeitig aber lernt man eine Bevölkerung kennen, die trotz aller Bedrückung — Elbing hat die allerhöchste Arbeitslosenzifser im ganzen Reich — den Mut nicht verliert und die entschlossen ist, ihre schöne Heimat mit allen Kräften und bis zum letzten Atemzuge zu verteidigen. Im Vordergründe standen diesmal die Arbeitstagungen, bei denen sich die Frauen, denen bei der Schutzarbekt ekne