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Wilsdruffer Tageblatt : 04.05.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193205041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19320504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19320504
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-04
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.05.1932
- Autor
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^eht an einem Morgen das ganze Schloß in Hellen Flammen Sparren brechen, Wände stürzen, turmhoch wüten rings do Flammen, schlagen von Dach zu Dach, und durch alle Fenstei rast der rote Hahn. Zu Tausenden stehen die Menschen voi dem Grauen dieser Vernichtung. Ta drinnen in der Glu hängt die Himmelfahrt, ihr Heiligtum. Wenn nicht der Himme Hilst, ist es verloren. Und der Himmel hilft wiederum. Dal ganze Schloß ist niedergebrannt, schwarz und zerborsten stehe, noch Turmmauer und Mittelwände. Nur der letzte hinten Saal ist unversehrt geblieben und in dem hängt die „Himmel fahrt", die man vor einigen Tagen, wer weiß aus welchen Grunde, dorthin geschafft hat. Alter und unverständige Hände, bewegtes Schicksal Kleister und Kitt, haben allmählich die alte Pracht des Bilde! zernagt und zerfurcht. Ticker Spachtel klebt auf weiter Flächen. Der Engel rechts im Bilde, der die Gottesmutter smleicht und licht umschweben soll, ist unter Farbe und Firmt Ede und schwerfällig geworden. Ein gelblich brauner Bre verklexte die gesamte Fläche, überall Spachtel, Kitt, Firnis Geschmacklosigkeit und gutgläubige Dummheit. Tie Kunst akademie in Düsseldorf sieht mit Schrecken die wachsende Ge- fahr. Nicht minder schlimm ist sie als der Brand vor 5t Jahren, aber empfindlicher noch, weil unter dem Mangel ar Mitteln das Werk vor aller Augen langsam und sicher vergeht Da aber ersteht der besorgten Kunstakademie der Freund dessen Name mit der Geschichte des Bildes in Zukunft ver Bünden bleibt. Der Direktor der staatlichen Schlösser Ministerialrat Gall in Berlin, ein Kenner dieses Schatzes in Westen des Reiches, Weitz von Gefahr und Not und gibt den besten seiner Meister, dem Restaurator Wilhelm Uhlworm — klingt der Name nicht schon wie Verbindung mit alten Bücherr und Bildern? — den Rubens zur Betreuung. Der hat der richtigen frommen Respekt vor dem Meister und vor den Werk. Er sinnt und Prüft, löst behutsam Firnis und Spachtel entfernt Kitt und Uebermalung und legt mählich und mählich in ganzjähriger Arbeit, Stückchen für Stückchen von der Herr- lichen Pracht des Bildes wieder offen. Nun umspringt wieder das holde Engelsbubengesicht mii seinem lieben Gestammel die im Himmelslicht schwebend! Hohe Frau. Segnende Mutterhände breiten sich wieder übe, die Bestürzung der Jünger und Frauen. In köstlicher Wichtige tuerei helfen die Engel wieder Wolkenzipfel tragen, unk unten, in der alten Pracht der Rubenschen Farben, da iß unter den Menschen, dis zurückblieben, alles Menschliche Wiede, wach geworden, Glauben und Hoffen, Niedergeschlagenheit unt Bitte, Gefühl der Verlassenheit und Sehnsucht nach Rettung Ist das nicht, als wenn er sür heute und für unsere Not ge schaffen hätte, Himmelfahrt ans dem Leid unserer Tage? So wirkt das Bild in seiner alten Residenz von neuem seine Wunder und reißt alle, die kommen, mit sich mm Glauber an Tinge, die höher sind als Geld und Gul und stärker als Zwist und Kümmernis unserer Zeit. Saehlrn braucht Mdrit! Sächsischer Landtag. <71. Sitzung.) Dresden, 3. Mai 1932 Zunächst wird der parlamentarische Umersuchungsauc-jchutz zur Untersuchung der Behauptungen über staatsfeindliche Um triebe in der sächsischen Polizei und in den Amtsstellen des sächsischen Staates gebildet Dann vertritt der kommunistische Abgeordnete Brei: en - born zwei Anträge seiner Fraktion, in denen verlangt wird, daß die Beschlüsse des Landtages über Arbeitsbeschaffung durch- geführt und den dadurch beschäftigten Arbeitern der Tariflohn gezahlt wird, daß weiter in den Staatsbetrieben wie auch in den übrigen Betrieben die 40-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich einaesührt und daß schließlich mehr als 65 Mil lionen Mark für Wohnungsbau usw. bereitgestellt werden. Ein Antrag der sozialdemokratischen Fraktion setzt sich dafür ein, daß die Reichsregierung die vom Reichswirtschastsrat und den Gewerkschaften vorbereiteten Arbeitsbeschassungsmatznahmen durchführt, daß vor allem die Erstellung von Kleinwohnungen möglichst in dem Umfang des Durchschnittes der Jahre 1027/30 gesichert und die Ausführung aller nonvendtgen HauSrcparamr- arbeiten ermöglicht werden kann. Weiter soll mit der „Gesell schast sür öffentliche Arbeiten" und den anderen dafür in Frage kommenden Stellen wegen der Finanzierung der bereits früher vom Landtag beschlossenen und weiterer noch durchführbarer Notstandsarbeiten schnellstens in Bcrblildung getreten und mit der Inangriffnahme dieser Arbeiten sobald als möglich be gonnen werden; namentlich müsse dafür gesorgt werden, daß die beim Bau von Stadtrand- und landwirtschaftlichen Siedlungen in Frage kommenden eigentlichen Bauarbeiten durch ordnungs gemäße Beschäftigung von Bauarbeitern und unter Einhaltung der jeweils geltenden Tarifverträge ausgesührt werden. An spannung aller Kräfte, Beschreitung aller Wege, Ausschöpfung aller Mittel und Möglichkeiten, um Arbeit zu beschaffen — das ist — so schließt der Abgeordnete Arndt — das Ziel und der Zweck des sozialdemokratischen Antrags. Im Anschluß daran begründet der Abg. Kautzsch <Soz.) einen Antrag, der die Regierung ersucht, alles zu tun, um die drohende Stillegung bzw. Verkleinerung der Vogt- ländischcn Maschinenfabrik A.-G. in Plauen im Vogtland zu verhindern. Finanzminister Dr. Hedrich erklärt, daß das Wirtschafts- Ministerium und die Staatsbank die Bedeutung dieses Werkes erkannt und deswegen bereits alles versucht haben und auch in Zukunft alles versuchen werden, um eine Stillegung abzu- Wenden. Abg. Tögel lDnat.) ersucht in einem Antrag seiner Fraktion die Regierung, festzustellen, welche Schadm die Reichsnotverordnung vom 6. Oktober und durch den Baynspeditionsvertrag den sächsischen Betrieben entstanden sind, die Lastkraftwagen erzeugen; weiter bittet er, mit dem Reichsverlehrsmmislermm sofort in Verhandlungen darüber einzutreien, daß die an oer Lastkraftwagen-Erzeugung beteiligten Betriebe in ähnlicher Weise entschädigt werden wie das Speditionsgewerbe. Abg. Voigt (DVP.I begründet den Antrag seiner Fraktion, dem Landtag umgehend Pläne über die Schäftung von Arbeits gelegenheiten vorzuiegen und hierbei in erster Lime vorbeugende Maßnahmen gegen Hochwasserschäden sowie Meliorationen ms Auge zu fassen. Hierbei soll im Interesse der jugendlichen Er- weroslosen der freiwillige Arbeitsdienst weitestgehend eingesetzt werden. Innenminister Richter: Die Mittel für Arbeits beschaffung waren im außerordentlichen Haushalt eingestellt. Ihre Verwendung war demnach gemäß dem Staatshaushalt gesctz an die Voraussetzung gebunden, daß es gelinge, die er forderlichen Mittel zu beschaffen. Die Aufnahme eines Staals trcdits im vergangenen Jahre war nicht möglich: trotzdem wurden 4,25 Millionen Marl Landcsmincl aufgewendel, tun Arbeit zu beschasscn. Hierzu tommcn noch Reichsmulel von etwa 6 Millionen Mark. Aus dein ilaatlichcn Wirtschaftsstock sind l,6 Millionen ausgcwendet worden. Im ordentlichen Haushalt 1932 sollen 2 Millionen eingesetzl werden. Das Finanzministe rin hat ein Arbmtsprogramm bereits aufgestellt, das besonders Wasserbauarüeile» und Straßenbauardeilen Vorsicht. Tie deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten hat bewilligt: 1,8 Millionen sür die Fortsetzung des Baues der Muldcnml- sperre, 1,5 Millionen für den Bahnbau Borna—Großbothen, 580 006 Marl sür die Flußregulierung und Stratzenverbesserun gen im Hochwassergcbiet pes Schwnrzwasscrs und 261 000 Mark für die Neiße-Regulicrung bei Zittau. Verhandlungen über zwei weitere größere Bahnbaulen sind im Gange. Die Möglichkeit einer aktiven Kleinwohnungsbaupdkltik ist durch die 4. Notverordnung außerordentlich beschränkt worden. Von den völlig unzureichenden Mitteln kann voraussichtlich nichts zur Förderung der Reparamrarbeiten am Althausbesitz abgezweigt werden. Für die Durchführung der Stadtrand siedlung sind durch die 4. Notverordnung bindende Vorschriften gegeben. Zum Schluß betont oer Minister, daß alle in der Öffentlichkeit erörterten Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung an der Schwierigkeit der Finanzierung leiden. Abg. Kaden (Dnat.) ersucht in einem Antrag seiner Fraktion, bei der Vergebung vvn staatlichen Aufträgen die schwerkriegsbeschädigtenHandwerker besonders zu berücksichtigen. Abg. Tögel (Dnar.) fordert in einem Antrag die Ver gebung von Gleiserneuerungs- und Gleisumbauarbeiten der Reichsbabndirektion Dresden an Privatfirmen, ebenso die Ver- Hrüsdsr-lesebcssclnUr ckurod Vsrlsrr Oskar Noistsr, Wsrclav 8». (10. Fortsetzung.) Der Varon schöpfte Atem, als habe er eine endlos lange Strecke Weges durchlaufen und sei nun rastbedürftig. „Stelle dir das vor, Hans Peter," warf Günther ein, „ich komme nach Hause! Dein Sohn fällt mir um den Hals und nennt mich Vater — und deine — deine Frau —" „Meine Witwe " „Deine Witwe erwartet, daß ich ihr nach der langen Tren nung ein freundliches Wort sage — und ich könnte es nicht finden." „Ein freundliches Wort, Günther?" — „Ich habe sie ein einziges Mal geseben, damals, als ich euch auf Anstetten besuchte, ich weiß nur, daß ich Furcht vor ihrer Persönlichkeit empfinde." „Sie ist erst vierunddreißig Jahre, Günther." ! „Man sagt, das sei für die Frau die Zeit der höchsten Blüte." «»- Ich habe mich noch nie mit einem Weibe befaßt. Ich werde Fehler über Fehler machen und wage kaum nachzu denken, wie das enden soll." Der Kranke war ganz in Schweiß gehüllt, so ungeheuer Aroß war die Anstrengung des Sprechens für ihn gewesen. Trotzdem öffnete er jetzt wiederum die Lippen: „Wenn es denn sein muß, Günther, daß ich zum allerletzten greife und an deinen Dank appelliere — nicht an den Dank, den du etwa mir schuldest, denn von mir hast du nichts erhalten — aber was dir die Eltern getan haben — indem sie dir die deinen ersetzten." Günthers Wangen lohten auf. „Peter, ich habe nie ver- tzessen, was ich ihnen schulde." „Wie bist du kleinlich, Alterl Als ob ich das gemeint hatte! Wenn Mutter noch lebte, vielleicht würdest du dann ihr zu liebe " Alsworth hatte leise geklopft und trat nun ein, sah auf den Kranken und hielt Günthers Blick mit ernstem Mahnen fest. Dessen Gedanken waren ein Chaos, wirbelten durch Ver gangenheit und Gegenwart und flohen vor der Zukunft, suchten zur Klarheit zu kommen und fanden doch keinen Aus- weg. „Drei Jahre" sagte eine Stimme von weither, „drei arm selig kurze Jahre!" Es klang ganz leise, ganz sriedenbringend, ungemein wohltuend und beruhigend. Eine unsichtbare Macht ließ ihn die Rechte heben und sie in die des Kranken legen, der sie mit aller Kraft umklammert hielt. „Du wirst statt meiner heimkehren, Günther?" „Jal" „Auf Eid und Ehrenwort?" „Auf Eid und Ehrenwort!" „Ich danke dir! — Ich — Günther — —" Das Gewirr der Worte, das nun folgte, war nicht mehr verständlich. Das Fieber fiel mit Peitschenschlägen über den Kranken her und tauchte alles Bewußtsein in lichtlose Nacht. Vierundzwanzig Stunden später hatte Hans Peter von An stetten ausgerungen. Günther kniete verzweifelt am Lager eines Toten, um dessen Mund das stille Lächeln schwang, das alles Wissen in sich barg. * * * „Was sind Sie für ein ungeduldiges Menschenkind, Graf Oertzen!" Die Baronin von Anstetten zog den zitronen farbenen Seidenschal enger um ihre Schultern und schlug den Mann, der ihre silbergegliederte Handtasche trug, leicht auf den Arm. „Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich ihm ge schrieben habe. Nun heißt es abwarten. Starren Sie mich doch nicht so verzweifelt an! Er kommt nicht. Sein Tele gramm müßte längst hier sein. Ich will nur noch etwas zu- sehsn, bis ich die Scheidung einleite." „Sie können so gleichgültig ruhig sein, Baronin, während ich verbrenne." Der Graf stieß einen Kieselstein vor sich her und köpfte achtlos die Margueriten, die dicht am Weg stan den: „Ich habe alle Ihre Wünsche erfüllt, Brunhilde: Das Gestüt aufgelöst und das Dutzend Pferde veräußert, weil es zu kostspielig war! Meinen Namen bei den Rennen streichen lassen und den Jockeis den Laufpaß gegeben. „Auch den fchönen Girls vom Westend Theater? Ihre Augen sprühten vor Spott und Belustigung. „Brunhilde! " „Graf! — Distanz bewahren! Gehen Sie bitte nicht so dicht neben mir, der Weg hat Platz für drei. — Ich möchte meinem sechzehnjährigen Jungen nicht das Schauspiel einer flirtenden Mutter geben. Sprechen Sie jetzt etwas ganz Be langloses. — Er kommt dort über die Wiesen." Der Graf schielte seitwärts und konnte ein Aufsteigen des Zornes nicht unterdrücken. Oertzen war keine gemeine Natur. Aber da alles Werben um das Zutrauen und die Neigung des jungen Mannes fehl- schlugen, begann er diesen beinahe zu hassen. Und Bernhard vergalt mit Gleichem. Wie er so einherschritt, glich er seinem Vater bis ins Kleinste. Er war groß und schlank aufgeschossen, „Anstetten- jche Rasse", pflegte Brunhilde zu sagen. Nur das Sichere geoung onenmcycr 'Mittel sür "Tiefbauarbeiter: an selbständige Unternehmerfirmen. Finanzminister Dr. Hedrich erklärt, die Reichsbcchndirek- tion Dresden habe im Nahmen der von der Hauptverwaltung sestgelegten Richtlinien Unternehmer zum Wettbewerb be» Gleiserneuerunxsarbeiten herangezogen. Die weite Verschlech terung der Wirtschaftslage der Reichsbahn habe jedoch diese Handhabung bis aus weiteres unmöglich gemacht. Auf einen Antrag des Abg Weber (Dnat.>, den Millionenkredit für das sächsische Spielwarengewerbe weiter zu gewähren, erklärt der Minister, daß die Negierung hierzu leider nicht in der Lage sei. Nach fünfeinhalbstundiger Begründung beginnt die Aus sprache, die ober keine wesentlichen neuen Gesichtspunkte bringt. Nächste Sitzung am Mitiwo, 4 Alai. * Aus dem Landtage. Gegen die Auswüchse der Vergleichsordnung von 1927. Von der Fraktion der TVP. wurde im Sächsischen Landtag folgender Antrag eingebracht: „Der Landtag wolle beschließen, die Regierung zu beauftragen, unver züglich bei der Reichsregierung Schritte zu unternebmen, entweder durch Erlaß einer besonderen Notverordnung oder durch beschleunigte Einreichung einer Gesetzesvorlage eine Änderung der bisherigen Bestimmungen der Ver- gleichsorduung vom 5. Juli 1927 herbeizusühren. die einen erhöhten Schutz der Gläubiger und eine Erweiterung der gesetzlichen Ab'cbnunaSgründe vorsieht, wobei vor allem folgende Gesich'spuuJe Berücksichtigung finden müssen: I. Bei VergK'chen, die nicht m'nd'estens 50 Prozent der Forderungen bieten, ist die Zustimmung von mindestens 90 Prozent der Gläubiqerfordernnaen notwendig. 2. Be schleunigung des Verfahrens durch Beseitigung des Vor verfahrens. 3. Strenge Regelung des LipnidaUons- vergleichs. 4. Einführung eines Nachversahrens zur Über wachung der Vergleichserfüllung. Rlich MreriWlis -cs StEhelm. Dresden, 2. M-ai. Vom hiesigen Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten) wird dem Temnion-Sachsendienst geschrie ben: Nach Abschluß der großen Wahlkämpfe der letzten Mo nate wird sich der Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten) wie der seinen eigentlichen Aufgaben mit verstärktem Maße zswen- den. Dahin gehört besonders die Forderung außerparlamenta rischer Arbeit und die Sammlung aller nationalen Kräfte, die von den Führern des Stahlhelm auch während der letzten gro ßen politischen Ereignisse immer wieder als die eigentliche Auf gabe des Frontsoldatenbundrs bezeichnet worden ist. Daneben wird er als nationale Wehrbewegung sich die Erziehung der deutschen Jugend auch weiterhin besonders angelegen sein las sen. Die in jahrelanger Arbeit aufgebauten Staatsideen, die der Stahlhelm im kommenden freien Deutschland als geistige Grundlage geben will, sollen in immer weitere Kreise des deutschen Volkes hineingetragen werden. Daneben steht das große soziale Werk des Frontjokdatenbundes, mit dem er -- aufbauend auf die Kameradschaftsidee des Grabenkamofes — die deutsche Arbeitnehmerschaft aus den Kellen des Marxis mus befreien will. Das ist die Stahlhelmselbsthilfe, die gerade in den letzten Wochen in io schweren Kämpfen mit amtlichen Stellen i'yre Berechtigung aufs neue erwiesen hat, Angesichts dieser entscheidenden Aufgaben hat die Bun desführung des Stahlhelm zu einer großen Zührcrtagung auf gerufen, die am 4. und 5. Mai in Magdeburg stattfinden wird. Der erste Bundesführer, Franz Seldte, wird den Führer appell mit programmatischen Ausführungen auf den Weg des Stahlhelm eröffnen, während der Bundeskanzler, Major a. D. Wagner, über das Thema: „Stahlhelmgeist im Kampf um den Staat" sprechen wird. In weiteren Vorträgen werden die Grundgedanken des organischen Staates und wirtschaftlichen Aufbaues der Stahlhelmselbsthilfe, der Wehrsport, die Erzie hung der deutschen Jugend zu wehrhaften deutschen Männern behandelt werden. Der zweite Bundesführer, Oberstleutnant a. D. Duesterberg, wird als Abschluß der Führertagung über des Auftretens und den verwundert dunklen Blick schien er von der Mutter geerbt zu haben. Als guterzogener Junge beugte er sich über die Hand der Varonin und bot dann seine Rechte dem Grafen, der sie nur eine Sekunde umfaßt hielt. „Dem Sport gehuldigt?" fragte Oertzen. Bernd verneinte. „Ich war auf den Wesen drüben," er zeigte hinter sich „Mutter, das Heu gibt eine Doppelernte und auf den Feldern stehen die Halme so hoch " Er zeigte dabei bis an ihren blonden Scheitel. „Wenn alles weiter so gerät — schenkst du mir dann zu Weihnachten den Traber, den ich so gerne möchte?" Ein gurrendes Lachen kam aus dem Mund der schönen Frau. „Was der Junge für Wünsche hat! — Wie. Graf? — Erfüllen soll ich sie? Ach Gott, wenn ich da» alles gewähren sollte, was Bernd ersehnt, kämen Sie sicher zu kurz dabei." Oertzen warf rasch den Blick nach dem Jungen, dessen Gesicht urplötzlich in Glut getaucht stand. „Du erlaubst, Mama?" — Er hob diesmal die weiß« Frauenhand nicht an die Lippen, verbeugte sich nur knapp gegen die Mutter, noch knapper gegen ihren Gast und schritt hochaufgerichtet den Weg entlang, der nach dem Schlosse führte. „Wie dumm, daß ich das gesagt habe," erregte sich die- Baronin. „Er hat für alles ein Ohr und für alles ein Äuge. Trotzdem er noch ein Kind war, als sein Vater ging, hängt er doch mit einer solch fanatischen Liebe an diesem, als sei er nie von ihm getrennt gewesen." „Glauben Sie, daß er mich als Autorität anerkennen wird?" fragte Oertzen kleinlaut. > „Nie, lachte sie mit Ueberzeugung. „Dazu ist er zu sehr gereift." „Wäre es nicht möglich, daß sie ihn zu Ihrem Gatten schicken, Brunhilde?" „Den Jungen? — Graf, Sie sind wohl verrückt! So degeneriert bin ich denn doch noch nicht, daß ich mein Kind dem sicheren Tode preisgebe." „Es leben mehr als dieser junge Mensch in Indien," ent^! schuldigte er sich. „Das ist mir nebensächlich! Jedenfalls kommt mein Sohm nicht in dieses Mörderklima." Sie war verstimmt und schuf einen breiten Zwischenraum^ zwischen sich und ihm, der seinen Kopf zermarterte, wie er sie wieder versöhnen und seine Ungeschicklichkeit vergessen machen könnte. Endlich glaubte er etwas gefunden zu haben, das ihr schmeicheln könnte. „Wenn Sie erlauben, Baronin, möchte ich den Falben, der noch in meinem Gestüte ist, Bernd zum Geschenke machen. Das Tier Hal keinerlei Untugenden." (Fortjetzung sotgt.)!
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