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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt* allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Poftbcstellung 1,80 zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Poftanstalten, Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqeaend Falle höherer G-watz- — - —— — Krieg oder lonsligcr Be ¬ triebsstörungen bestchl nein Ämpruck aus Lieferung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung -ingesandle- Schriftstücke erfolg! nur, wenn Porto b-iliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Baumzeile 20 Vpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Vor- gesckriebeneErscheinunas- —» - tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit dlk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vocm.10Uhr. 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Man mißtraut sich einander aufs schärfste und hat auch einige Ursache dazu. Denn die Eroberung Wilnas durch die Polen, der Raub des Memellandes durch die Litauer sind ja Ereignisse, die noch gar nicht so lange zurückliegen, vor allem aber in ihren Folgen dafür sorgten, daß in dem Raum zwischen Ostsee und Schwarzem Meer eine wirkliche Beruhigung nicht eintretcn will und eintreten kann. Irgendwo ist dort immer irgend etwas „los" und der Völkerbund hat genügend damit zu tun, „Fragen", Be schwerden Streitigkeiten, Konflikte usw. der Randstaaten untereinander zu behandeln. Noch mehr muß er sich mit deutschen Klagen beschäftigen und — das tut er bekanntlich höchst ungern. Daß in einem solchem Zustand fortdauernder und verständlicher Nervosität Alarmnachrichten wie Raketen emporschießen, die dieses ganze „Kampffeld" im Osten vor den fast angstvoll spähenden Augen erleuchten sollen, ist dort zu einem fast alltäglichen Geschehen ge worden. Daran ändert die ebenso selbstverständliche Tat sache nichts, daß solche Putschabsichten, wie sie von drei großen englischen Zeitungen gemeldet wurden, und die einen bevorstehenden Gewaltstreich Polens gegen Danzig zum Inhalt hatten, natürlich sofort und energisch von der Warschauer Regierung dementiert worden sind. Aber ob richtig oder falsch — die ganze Atmosphäre ist derart mit Panik und Nervosität geladen, daß bei den Bedrohten oder sich für bedroht Haltenden ein Dementi der Gegenseite sehr selten Glauben findet. Denn zu oft und zu laut hat der polnische Nationa lismus unverantwortlicher, aber morgen vielleicht mit der Verantwortung betrauter Kreise die Existenz des Freistaates Danzig als einen Schönheitsfleck im Versailler Diktat bezeichnet und die Einverleibung dieses rein deutschen Gebietes in Polen verlangt. Drohungen jeder Art gegen den Freistaat sind an der Tagesordnung und haben in der letzten Zeit eine bedenkliche Verschärfung des an sich schon überaus rauhen Tones erfahren. Auch aus englischen Quellen stammen Mitteilungen, die von einer auffallenden Verstärkung der polnischen Truppen körper längs unserer Ostgrenze und im Korridor sprachen und sogar die einzelnen, neu herangezogenen Truppenteile ganz genau angaben. Natürlich stellte sich dann flugs das landesübliche Dementi ein. Und nun tauchten die Putsch gerüchte und Putschgeschichten in drei der größten eng lischen Zeitungen auf und vollführen trotz allseitiger Dementis einen nicht unbeträchtlichen Lärm. Man hält eben im Osten nachgerade alles für möglich und hat ja auch schon alles nur mögliche durchmachen müssen. Es kommt eins zum andern. Mit zäher Energie hat der Freistaat Danzig die so genannte Unabhängigkeit verteidigt, die ihm mit dem Versailler Diktat noch gnädigst verstattet wurde. Es wogt aber um mehr als um diese Unabhängigkeit: Erkämpft um die Erhaltung seines Deutschtums. Aber wirtschaftspolitisch ist Danzig von Polen schmerz haft abhängig, und es genügt fchon, den Namen der pol nischen Hafenstadt Gdingen auszusprechen, um zu zeigen, daß die allmähliche wirtschaftliche Erwürgung Danzigs das Ziel der polnischen Politik ist. Mit dem jetzigen Gencralkommissar des Völkerbundes, dem Grafen Gra- vina, ist an die Stelle des holländischen Vorgängers ein Mann mit der Sorge für die Danziger Rechtserhaltung beauftragt worden, dem man im Freistaat doch ein größeres Vertrauen entgegenbringt. Aber auch er kann ja an den wirklichen Zuständen wenig oder gar nichts ändern: sie sind diktiert worden in Versailles, und damals hat man eben die B a l k a n is i e r u n g E u ro p a s bis zur Weichsel und zur Ostsee hin angeordnet. RckchspräsidenteMah! für gMg erklärt. Das Wahlprüfungsgcricht beim Ncichstceg kam nach zweistündiger Beratung zu folgendem Urteil: Die am 10. April 1932 vollzogene Wahl des General feldmarschalls Paul von Hindenburg zum Reichspräsi denten ist gültig. In der Begründung des Urteils heißt es u. a.: Das Wahlprüsungsgericht ist bei Beurteilung der zahlrc'.chen Einzelbeschwerden der Auffassung des Reichs- beauft'sgten beigetreten, wonach diese zum weitaus größten Teil unbegründet sind und auch die wenigen als begründet an zuerkennenden Beschwerden das Wahlergebnis in keiner Weise beeinflussen. Im Hinblick auf den großen Vorsprung, den bei der fetzi gen Wahl der Generalfeldmarschall von Hindenburg vor dem nächsten Wahlbewerber, Adolf Hitler, erzielt hat, nämlich, dem Vorsprung von nahezu sechs Millionen Stimmen, muß auch dann, wenn die beanstandeten Vorkommnisse in ihrem vollen Umfang bewiesen würden, nach der Überzeugung des Wahl- Prüsungsgerichis festgestellt werden, daß dadurch das Wahl ergebnis nicht in Frage gestellt werden kann. Krile in cker Ueichsrsgirrung MMM öes Refchswirtschasisminifiers. Meinungsverschiedenheiten im Reichs- k a b i n e t t. In der politischen Öffentlichkeit waren in den letzten Tagen Gerüchte über eine Krise verbreitet, von der die Reichsrcgierung betroffen sein sollte. Diese Gerüchte haben jetzt insofern ihre Bestätigung gefunden, als Reichs wirtschaftsminister Dr. Warmbold, der bei der letzten Umbildung der Reichsregierung in das Reichslabinetz als Fachminister eingetreten war, nunmehr aus seinem Amte scheidet. Der Posten des Reichswirtschaftsministers dürfte also schon in allernächster Zeit mit einem neuen Mann besetzt werden. Die größte Aussicht, Warm- bolds Nachfolger zu werden, hat Dr. Trendelenburg, der Staatssekretär des Reichswirtschaftsministeriums, der vor Warmbolds Ernennung zum Minister schon mehrer« Monate hindurch das Reichswirtschaftsmimstertum leitete. Ferner wird als zukünftiger Reichswirtfchaftsministel auch der Oberbürgermeister von Leipzig, Dr. Goerdeler, genannt, der durch feine Tätigkeit als Reichsprcis- kvmmissar in letzter Zeit weiten Kreisen bekannt- geworden ist. Reichswirlschastsmuttster Warmbold. Es war in den letzten Tagen schon aufgefallen, daß Dr. Warmbold nicht an den Sitzungen des Reichskabinetts teilgenommen hat. Offiziell wurde diese Nichtteilnahms damit begründet, daß die Reichsregierung sich nur mit den Verhandlungen in Genf befaßt habe, wobei die Anwesen heit Warmbolds nicht unbedingt notendig gewesen sei. Diese offiziöse Darstellung scheint aber nur der Versuch ge wesen zu sein, die Zwistigkeiten innerhalb der Reichsregie rung zu überbrücken, ohne daß dies jedoch mit Ersolg ge lungen wäre, denn Warmbolds Rücktritt steht unbedingt fest. Der Grundfür diesen Rücktritt ist haupt sächlich auf Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Ka binetts zurückzuführen, da sich der Reichswirtschafts minister mit der hauptsächlich vom Reichsarbeitsminister befürworteten Einführung der 40-Stunden-Woche nicht einverstanden erklären kann. Auch wegen der beabsichtigten Prämien-Anleihe zur Finanzierung eines Arbeits beschaffungs-Programms sollen Differenzen zwischen dem Reichswirtschaftsminister Warmbold und den übrigen Reichsministern bestehen. Nach englischen Blättermeldungen sollte der Rücktritt des Neichswirtschaftsministers Warmbold das Signal für den Sturz des gesamten Kabinetts Brüning abgeben. Diese Blätter wollten wissen, daß an Stelle der Regierung Brüning ein Rechts- oder Militärkabinett ge bildet werden sollte, für das sich besonders die Generäle von Schleicher und von Hammerstein einsetzen sollten. Auch der Staatssekretär des Reichspräsidenten, Dr. Meißner, sollte sich nach diesen Meldungen um die Be seitigung Brünings besonders bemüht haben. Diese Nach richten scheinen indessen nicht den Tatsachen zu ent sprechen. Denn wie von unterrichteter Seite erklärt wird, ist bei einem Empfang des Reichskanzlers Dr. Brüning durch den Reichspräsidenten völlige Übereinstimmung zwischen beiden über die innen- und außenpolitischen F gen erzielt worden. Alle gegen teiligen Gerüchte seien — so wird von amtlicher Seite betont — unzutreffend. Vor dem Empfang des Reichs kanzlers durch Hindenburg hielt das Reichskabinett eine Sitzung ab, in der Dr. Brüning über seine Besprechungen in Genf ausführlich Bericht erstattete. Rach der Aus sprache, die sich dem Bericht anschloß, wurden die Be ratungen über den Reichshaushalt in Angriff gc yommen. Am Ende dieser Woche wird sich das Reichs- käbinett mit der Behandlung der Wehrver- bände aller Richtungen, mit der Arbeitszeitverkürzung, dem Aufbau der Siedlungen und dem Arbeitsbeschaffungs programm beschäftigen. Unter anderem hat sich das Reichskabinett auch bereits mit dem SA.-Vcrbot besaßi und beschlossen, die betreffende Verordnung so zu ergänzen, daß sie paritätisch auf alle gleichartigen Organi sationen anzuwenden ist. Es ist beabsichtigt, eine Aus sichtsbehörde dasür zu bestimmen, die die Satzungen nach prüfen und nötigenfalls Abänderung verlangen soll. Die Verordnung dürfte sehr bald herauskommen. Es ist an zunehmen, daß nach dieser neuen Verordnung der NSDAP, die Möglichkeit gegeben ist, wieder Sonder formationen zu bilden, die aber keinen militärähnlichen Charakter haben dürfen. Unterredung Brüning-Warmbokd. Berlin. Nach dem Vortrag beim Reichspräsidenten hatte Reichskanzler Brüning eine längere Unterredung mit Reichs wirtschaftsminister Warmbold. über den Verlaus der Unter redung wurde nichts bekanntgegeben. * Rücktritt Warmbolds hat keine politi schen Folgen für das Gesamtkabinett — sag! die Germania. Berlin, 3. Mai. Zum Rücktritt des Reichswirtschafts- ministers Warmbold schreibt die „Germania" unter anderem: „Der Rücktritt Warmbolds ist ein isolierter Vorgang, der die innerpolitische Lage in keiner Weise berührt. Weder ist er von ihr hervorgerufen, noch wird er irgendwelche Rückwirkungen auf sie auslösen. Wichtig ist nur, baß diese lokale Krise so schnell als möglich beendet und dem Reichskabinett seine volle Aktions fähigkeit wiedergegeben wirb. Die Arbeiten des Kabinetts, dir uns über wichtige gesetzgeberische Maßnahmen und parlamen tarische Entscheidungen sehr schnell nach Lausanne führen, ver tragen keine Unterbrechung und keine Störung. Diese Tatsachen sind so zwingend, daß sich alle politischen Kombinationen, die an den Rücktritt Warmbolds etwa geknüpft werden sollten, ganz von selbst erledigen. MMtionalfoziMenwolleninitteMren Dr. Frick über die Frage derNegternngs- b i l d u n g. Unter der Überschrift „Was nun?" befaßt sich im Völkischen Beobachter der nationalsozialistische Führer Dr. Frick mit der Lage und schreibt, die NSDAP, fei entschlossen, in die Länderregierungcn einzutreten. In Bayern, Württemberg, Anhalt und Hamburg werde sich überall unter maßgebender nationalsozialistischer Beteili gung eine Regierung bilden lassen, wenn es den bürger lichen Koalitionspartnern mit der Bekämpfung des Marxismus wirklich ernst sei. Schwieriger lägen die Dinge in Preußen. Preußens Schicksal sei d e u t s ch e s S ch i ck s a l. Es müßte zu unhaltbaren Zu ständen führen, wenn das Zentrum in Preußen mit den Nationalsozialisten zusammen eine Negierung bilden würde, im Reiche aber nach wie vor von Gnaden der Sozialdemokraten regieren wollte. Nur gleichgerichtete Regierungen im Reiche und in Preußen gewährleisteten pine fruchtbare Zusammenarbeit. Dazu bedürfe es zu- nächst der Auslösung des Reichstages. Deutsch land gehe schweren Zeiten entgegen. Vom reinen Parteistandpunkt aus bestehe für die NSDAP, gewiß kein Anlaß, gerade in diesem Zenpunkl durch ihren Eintritt in die Negierungen in Preußen und dem Reiche die bisherigen Systemträger irgendwie zu entlasten. Entschließe sie sich trotzdem zur Übernahme der Verantwortung, so könne das nicht geschehen mit von vornherein unzulänglichen Mitteln, sondern nur gestützt auf eine Machtstellung, die der Größe und Schwere der Aufgabe entspreche. * Zwei neue Verordnungen. NationalfozialiMche Formationen wieder möglich? Berlin. Man rechnet jetzt damit, daß Mittwoch nach mittag bereits die angekündigte Notverordnung über die gleichmäßige Behandlung der sogennannten Wehrverbände ver kündet werden wird. Gleichzeitig mit der Notverordnung sollen auch die dazu gehörenden Ausführungsbestimmungen veröffent licht werden. Die Notverordnung wind, wie schon früher ange- kündigt, vor allem auf der Grundlage beruhen, daß miliiäcahn- üche Organisationen verboten bleiben und daß Sondervereini gungen, die sich im Zusammenhang mit politischen Parteien bilden, der Reichsaussicht unterstellt werden. Soweit die bisher bereits bestehenden Organisationen in Betracht kommen, wird es sich um eine Nachprüfung der vvrhalrdenen Satzungen und