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Selbstmord eines Fürsten. Auf Schloß Grünberg bei Nepomuk in Südböhmen erschoß sich der junge Fürst Karl Auersperg, der Beamter der Länderbank in Pilsen war. Wie es heißt, beging er den Selbstmord wegen finanzieller Schwierigkeiten. Die Familie Auersperg mußte kürzlich Schloß Grünberg an eine Prager Kauf mannsfamilie verkaufen. Ende des Sllarel-Prozeffes In Sicht. Zunächst aber noch SV Bcweisanträge und 150 neue Zeugen. Ende Mai oder Anfang Juni soll, wenn alles gut geht und nicht noch neue Schwierigkeiten entstehen, im Sklarek-Prozetz das Urteil gesprochen werden. Da die Verhandlung Mitte Oktober vorigen Jahres begann, stellt sie die längste dar, die seit Jahren die Gerichte beschäftigt Hal. Von der Verteidigung der zwölf Angeklagten sind im Verlauf des Prozesses 50 Beweisanträge gestellt worden, in denen 150 neue Zeugen be nannt werden. Uber diese Anträge hat das Gericht noch zu entscheiden. Bankerott der Familie. Von vr. Ilse Reiche. Ewig und uralt wie die Welt ist das Widereinander dei Geschlechterfolgen. Unzählige Pflanzen wachsen empor ii grünen Blättern und bunten Blüten und sterben dann a> der Frucht, die sie tragen: ihr Geschöpf, ihr Kind hat ihnei alle Lebenskraft fortgesogen. Wieviel weibliche Lebewesel im Riefenbereich der fliegenden, vierbeinigen, schwimmenden kriechenden Geschöpfe sterben, nachdem sie ihre Eier gelegt odei ihre Kinder irgendwie auf die Welt gebracht haben! Das Ge schöpf lehnt sich auf gegen seinen Schöpfer, es verbraucht uni verzehrt ihn und wird zuletzt sein Feino: Das ist ein Gleich nis, das sich auf den schaffenden Menschen, den Künstler aber auch auf den Führer und Staatsmann oder sonstiger Schöpfer im Bereich lebendiger Wirklichkeit anwenden läst — schwermütig und doch unausweichlich, das zu denken. Auck mit dem umgekehrten Vorzeichen, als Bedrohung des Jüw geren durch die Aelteren, tobt der Kampf. Und doch gibt es letzten Endes zwei ganz natürlich Gründe für diesen Generationenkampf und seine unabänder liche Notwendigkeit und ewige Dauer — falls man eber nicht in Tyrannei und starrer Gewaltherrschaft des älterer Geschlechtes die besten Kräfte der Jugend ersticken und eir schwächliches, unschöpferisches, nachbeterisches, verflachtet Epigonengeschlecht heranzüchten will. Ein sachlicher und ein seelischer Grund sind zu nennen Der erste heißt: Erfüllte Ideale begeistern nicht mehr — für Vorhandenes känipft man nicht mehr, wenn man jum ist! Vor dreißig Jahren konnte inan erglühen, leidenschaftlick streiten für die Ideen Ibsens, für die Forderungen dei Frauenbewegung, das Stimmrecht, konnte das bekannt« Schlagwort vom „Jahrhundert des Kindes" zum Alarmruj werden. Heute, da dies alles längst erreicht, längst verwirk licht ist, hat die junge Generation nur das Achselzucken oder Lächeln vor einer Selbstverständlichkeit diesen einstigen Idealen gegenüber, bringt nicht mehr Liebe für sie auf und sucht nach anderen Zielen. Der Vater erkämpfte, erhungerte sich ein Studium, emsige Eltern schufen einen Wohlstand; dem Sohn oder der Tochter ist das mühelos angebotene Studium langweilig und lästig, der Wohlstand selbstverständlich, sie empfinden vielleicht schon seine Fesseln und Nachteile, und mit alledem heißt die junge Generation undankbar, heißt mehr: heißt Verleugner und Verleumder der alten heiligen, der einzigen Ziele, und damit ist die Kampfstellung da. Also: je erfolgreicher eine Elterngeneration, desto weniger werden die Kinder Mitarbeiter, desto mehr suchen sie, über das ihnen Selbstverständliche hinaus, nach neuen, eigenen Zielen. Ewige Tragik des Kämpfers und Führers überhaupt: Wer sein Ziel nicht erreicht, hat die Dornenkrone des Märtyrers und der Erfolglosigkeit zu tragen — wer aber seinen Traum, sein kühnes Ideal umschuf in die Wirklichkeit, dem welkt im Alter der Lorbeer des Erfolges von der Stirn, denn sein Werk wird selbstverständlich, rühmlos und vergessen. Und nun der zweite, der seelische Grund für die Spannung zwischen den Menschengeschlechtern. Alles Leben dige bewegt sich in Schlag und Gegenschlag, in Strömung und Gegenströmung oder! wie die schönen Fremdwörter heißen, in Aktion und Reaktion. Tiefste Ursache dafür ist eine typische Ermüdung der Menschennatur durch das Gleiche uud die erquickende Freude am Neuen. An Viesen beiden Gründen des Generationenkampfes kommt man nicht vorüber; man wird sie nicht äbstellen können und muß sich mit ihnen abfinden. Freilich: daneben gibt es noch eine Fülle anderer Gründe, die abstellbar sind und mit denen sich die jüngere und die ältere Generation nicht abzufinden brauchten. Wir haben heute vieles Wider einander, das durchaus ein Füreinander sein könnte. Zu nächst scheint es so, als befänden wir uns nach mehreren Menschenaltern ausgesprochener Elternvorherrschaft in einem Zeitabschnitt, oder man könnte beinahe sagen Weltgeschichts abschnitt hervortretender, betonter, überbetonter Jugend herrschaft. Die junge Generation ist heute in der Offensive und die der Eltern überall auf der ganzen Linie in der Defensive. Dieser Anschein hat heute auf der ganzen Welt zweifellos recht, wenn man auf die Gegenwart blickt, und er hat doch unrecht, wenn man über sie hinaus den Blick in die Zukunft richtet. Betrachten wir die Stelle, an der die beiden Genera tionen sich anscheinend berühren, ja, eine aus der anderen hervorgeht, so stehen wir vor einer erschütternden Tatsache, die man nicht anders als den Bankerott der Familie überhaupt bezeichnen kann. Er ist überall in der Welt bei den modernen Kulturvölkern zu verzeichnen, und daraus geht eine wichtige Tatsache hervor: Dieser Bankerott ist keine Nachkriegs erscheinung, denn er findet sich ja in den siegreichen Ländern so gut wie in den besiegten und hat auch keineswegs halt gemacht vor den unerschütterten, wohlhäbigen Neutralen. Damit ist man darauf angewiesen, tiefere Ursachen zu suchen, die jene bestürzende Wandlung in der ganzen Welt zu er klären vermögen. Zunächst einmal stellen wir fest: In Rußland ist der Bankerott der Familie längst Tatsache; denn die bolsche- ivistische Lehre will ja nicht mehr die Familie, die ihr al- individualistische Gemeinschaft, als Erscheinung des er weiterten Egoismus verächtlich scheint, sondern sie will einen ganz neuen Menschentypus, den Massenmenschen, sie fordert das Gemeinschaftsioeal, und sie glaubt die ganze Einrichtung der Familie zu umgehen: durch die staatliche Entbindungs anstalt, die staatliche Kinderkrippe, dann den Kindergarten, später die staatliche Schule und dann die staatliche Aus bildungsstätte. An sie schließt sich der sozialisierte Beruf schließen sich schnell geknüpfte und bald wieder gelöste Bin dungen zum anderen Geschlecht, dem Gesetz des Triebes folgend; in Gemeinschaft wird gearbeitet, gegessen, in Ge meinschaft wird sich erholt, im staatlichen Entbindungshaus geboren, im staatlichen Altmännerhospital gestorben. Anders in der Theorie, nicht so sehr viel anders im Er gebnis, nämlich nach einem wirklichen Bankerott, sieht es in Sen Ländern der westlichen Zivilisation aus. Die überall enorm steigende Zahl der Scheidungen und gleichzeitig die ständig sinkende Ziffer der Geburten geben sozusagen die Grundtönung ab, vor der sich das düstere Bild abhebt: Eltern, Sie einander betrügen, Kinder, die nicht geboren werden, Kinder, die sich gegen die Autorität der Eltern auflehnen und ihre eigenen Wege gehen, und als räumlicher Ort, in dem sich all dies abspielt, eine gemeinsame Behausung, die den Kamen Heim nicht mehr verdient! Welches sind die Ursachen dieser Zustände? Auf der ganzen Welt fühlbar ist die erste, die gewaltige Wirtschafts not. In dreierlei Formen, von denen jede in ihrer Weise Sie Familie bedroht, zeigt sie sich heute: in der freiwilligen Beschränkung der Kinderzahl, die längst das Zweikinder- System zum Einkinder-System herabgedrückt hat, zweitens in der wachsenden außerhäuslichen Berufsarbeit der Frauen und drittens in der wieder in der ganzen Welt fühlbaren Tatsache einer fürchterlichen Wohnungsnot. An diesen drei Ursachen ist die junge Generation un schuldig, sie hat unter ihnen zu leiden. Sodann aber gibt es zwei Gründe für den heutigen Bankerott der Familie, an Venen beide Generationen, die ältere wie die jüngere, mit schuldig sind. Die heilige Flamme des Herdfeuers ist heute erloschen; niemand ahnt mehr, was das Heim eigentlich für Sie Menschen bedeutet. Hier nur soviel: Das Zuhause ist dem heutigen Menschen vielfach die Schlafstelle und die Futterkrippe und nichts weiter. Die verschiedenen Berufszeiten von Vater, Mutter und Kindern, die daraus folgenden verschiedenen Mahl zeitstunden für die einzelnen Familienmitglieder tragen das ihre dazu bei, den Begriff des Heims und der Familie zu zerstören. Ferner Vergnügungssucht, Erlebnishunger, Lange weile, Eitelkeit, Neugier und die Angst, man könnte später im Leben leer ausgehen. Mit hinein spielt die Tatsache, daß die Frau von heute oft nicht zusammenstimmt mit dem Mann von gestern. Die unverstandene Frau Ibsens, die geauälte. nervöse Frau Strindbergscher Prägung ist heute umgewandelt' in das Wesen, das etwas kann und das weiß, was es will, und das, im Gegensatz zu einst, ein starkes Ich bewußtsein besitzt und dazu eine nicht kleine Dosis von Egoismus und persönlichem Glücksverlangen. Daß mit solcher Wandlung des Frauentyps sich die Struktur des Familienaufbaus ändern mußte, ist selbstverständlich. Soweit die Gründe für den Bankerott der Familie, soweit sie von feiten der älteren Generation Herkommen. Nun zu den Ursachen, die von den Jüngeren ausgehen. Da erkennen wir: Das berühmte Jahrhundert des Kindes hat nach seinem ersten Viertel etwas hervorgebracht, das man Jugenddünkel nennen muß und das dem eigentlichen Jung sein im Grunde entgegengesetzt ist. Die heutige Welt will auf alle Weise eben „heutig" sein, und weil die Jugend das zeitlich Zukünftige ist, so wird sie von der Politik, von der Kunst, von allen Richtungen auch schon für das innerlich Zukünftige, das an sich Wertvolle, das Ideal gehalten. Dann noch etwas anderes. In der ganzen Jugend steckt eine Abwehr, eine Gegenströmung gegen die allzu materia listische Weltauffassung der letzten drei Jahrzehnte: Ohne überwertige Ideen, ohne neue geistige Ideale, Leitsterne über dem Dasein kommt man nicht aus, und so wächst die heutige Jugend, und gerade die besten unter ihnen, einem neuen höchsten Begriff zu, der „Gemeinschaftsideal" heißen kann. Dieses Gemeinschaftsideal aber bleibt innerlich hohl, denn wenn die einzelne Persönlichkeit nichts wert ist, taugt auch ihre Vertausendfachung in tausend Menschenexemplaren nicht einen Funken mehr. Der Mensch ist letzten Endes einsam, einsam vor der Natur, der Vergangenheit, den Er lebnissen der Liebe, körperlichen Schmerzes, des Todes oder Gottes, und nur das Gefühl dieses Alleinseins, die Aus einandersetzung damit macht stark und bedeutend. Der Ge- meinschastsmensch bleibt ein leeres, unpersönliches, unbeträcht liches Wesen. Selbstverständlich, daß Begeisterung für ein solches Gemeinschaftsideal sich von der Familie abwendet, sie unterschätzt und untergräbt. Die nähere Betrachtung zeigt uns aber, daß alle diese sieben Gründe nicht unausrottbar, nicht unheilbar sind und daß mit ihrer allmählichen Bekämpfung oder ihrem natür lichen Absterben auch der Wiederaufbau der Familie möglich ist. Gerade die Kinder, die aus schlechten Ehen stammen, durch viele Irrwege gegangen sind, werden später einmal den währen und tiefen Sinn der Familie so stark erfassen, daß sie eine neue, bessere Familie werden aufbauen können, und die Zerstörten, Untauglichen werden eben überhaupt keine neue Familie mehr gründen. Ganz ähnlich werden die Einzelkinder entweder überhaupt nicht heiraten oder aber gerade kinderreiche Familien gründen, eben aus Abwehr gegen ihr eigenes Jugenddasein. So glauben wir schon sehen zu können, wie die Ent wicklung selber aus ihrer Uebersteigerung die Umwandlung und die Genesung bringt, wenn man nur wissend und tat kräftig über ihr Wachen wollte. Sie SchGamer. Skizze von Tulio Febres Cordero-Merida. (Berecht. Uebertrag. aus dem Spanischen von Carolus Asper). Aus meinen Kindhcitstagen erinnere ich mich eines Märchens, dessen Sinn sich in einem langen Leben be währt hat. Es war einmal ein König, der hatte — nicht drei Söhne, sondern — eine einzige Tochter. Sie war sein Aug apfel und der Gegenstand der Verehrung all seiner Unter tanen. Zwischen dem König und der Prinzessin bestand die innigste Zuneigung. Die Tage konnte man zählen, an denen sie nicht ihre Sorgen und Freuden, ihre Pläne und Gedanken miteinander besprochen Hütten. Aber inmitten dieser zärtlichen Vertrautheit beschattete ein Wölkchen das Glück der Königstochter: Es gab im Leben ihres Vaters ein Geheimnis, das er auch ihr nicht enthüllte. Nahe bei dem königlichen Schlafgemach befand sich ein Zimmer, zu dem allein der König Zutritt hatte. Niemand im Schloß wußte, was darin war und womit sich der Fürst während der Stunden, die er dort eingeschlossen verweilte, beschäftigte. „Die Schatzkammer" nannten es alle m der Vermutung, daß der Kronschatz darin niedergelegt wäre. Aber neben dieser Annahme erzählte man sich in den Kreisen der Höflinge und der Dienerschaft tausenderlei phantastische Geschichten. Man wollte aus dem Zimmer seltsame Hammer schläge und andere sonderbare Geräusche vernommen haben, Schaben und Feilen, Rauschen und Klirren; bei Nacht leuch tete manchmal aus der Esse darüber ein rötlicher Schein, VOtt 6^67 KO7I-ISLK6 Lop^rlxd« LI-uN» keuUUwilliger, Nslle (Lssle) s35 „Du wirst dich hier noch ruinieren, Harald", meinte Vanderfelde besorgt. „Das wäre ja schließlich auch egal — wenn mein Vater nicht wäre." „Eben. Um seinetwillen darfst du nicht mehr spielen. Hätte ich bloß nicht auf diesem Teufelsfleck bestanden. Mir fällt deine Spielleidenschaft langsam auf die Nerven. Doch sag' mal: Wie verhält sich dein Vater eigentlich deiner Ehe gegenüber? Wird er nicht den Wunsch haben, daß auch du Kinder hast? Man hinterläßt sein Geld doch nicht gern fremden Menschen oder lieblich lächelnder Verwandt schaft?" „Mein Vater hat seinen Willen — ich habe die kleine Hagen geheiratet. Mehr zu verlangen, hatte er kein Recht bis zum heutigen Tage." „Ich will nicht anVergangenes rühren — doch wie dach test du dir eine Ehe mit Gräfin Gallen?" „Diese Ehe sollte mich für alles entschädigen. Doch ich wurde gerade zur rechten Zeit aus meinem Wahne ge rissen. Diese Frau wäre auch keine Mutter meiner Kinder gewesen. In dieser Hinsicht hätte sie mich sicher für un modern erklärt", sagte Kardorf. „Aber dn bist scrtig mit dieser Angelegenheit?" Kardorf sah ihn ganz erstaunt an. Dann sagte er: „Ich war fertig mit ihr in dem Augenblick, als ich er fuhr, daß sie mich betrogen hatte. Sie hatte jeden Wert für mich verloren. Es war bei mir nur die tiefe Ent täuschung darüber, daß ich mich so an diese Frau hatte verlieren können." Vanderselde entgegnete nichts, und jeder hing eine ganze Zeit lang seinen Gedanken nach. Dann iraate Vanderselde: „Und — wie stehst du eigentlich mit Etelka Stand- hassy?" Ein harter Zug lag um Kardorfs Mund. „Frauen wie Etelka Standhassy heiratet man nicht." „Der Ungar hat es getan!" „Der hat sich vielleicht auch nichts vergeben. Ich habe Frau Standhassy nicht im unklaren gelassen über meine Ansichten, und sie hat nur dazu gelacht und hat gemeint: .Das Leben ist ja viel zu köstlich und zu kurz, als daß man es sich auch nur eine Minute lang durch dumme Ge danken verbittert. Ich will lachen und lieben, will mein Leben genießen. Ich fürchte mich nur vor dem Tode. Fürchte mich, wenn ich einst kalt und starr bin. Und wenn ich daran denke, dann lacht mich die warme, schöne Gegenwart an, dann pulsiert das Blut noch einmal so heiß durch meine Adern.'" „Ein Prachtweib! Sie hat mit jedem Worte recht. Meinst du nicht auch?" Kardorf zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Doch wollen wir nicht frühstücken gehen? Bei Stervient gibt es erstklassige Austern. Ich hätte Appetit." „Ich auch." In ihren weißen Anzügen gingen die beiden Herren dann in das bekannte Hotel, wo schon einige Herren saßen, die man kannte und die sie nun mit fröhlichem Hallo be grüßten. Es wurde eine sehr fidele Frühstückssitzung. 4: * Eva Kardorf oder Eva Hellberg, wie sie sich hier mit ihrem Künstlernamen nannte, stand am breiten, weit ge öffneten Fenster ihres Zimmers und sah auf den großen, schönen Platz hinab. Die Palmen wehten sacht im Winde. Die Blumen erfreuten durch ihren Duft und ihre bunte Schönheit. Dori drüben lagen die berühmten Spielsäle. Dort würde sie heute abend wieder hingehen. Würde wieder ihren Mann an der Seite der rotblonden Frau sehen, würde wieder die tausend Qualen verschmähter Liebe erdulden. Eva wandte sich ins Zimmer zurück. Die laubenblaue Seide ihres Kleides rauschte leise, und ein feiner Dust erfüllte das Zimmer. Die lange Perlenkette um den schlanken Hals Evas war ein Vermögen wert. Sie war ein Ge schenk ihres Schwiegervaters. Wie reinstes Gold glänzte das Haar, das in weichen Wellen den Kopf umgab. Langsam ging Eva durch das Zimmer, schritt in ihren Ankleideraum, betrachtete sich in dem hohen Spiegel. Konnte denn das nur möglich sein? War sie das. wirklich? Was hatten diese Monate aus ihr gemacht? Wo waren die schüchternen Bewegungen, die etwas unkleid samen, einfachen Toiletten? Wo war ihre Angst, sich mit fremden Menschen zu unterhalten? Frei und sicher be wegte sie sich überall. Und man umschwärmte sie, ver- ' götterte sie. , Und Harald Kardorf wußte es nicht! Er wähnte sie vielleicht noch immer in dem kleinen ' Badeort, den sie ihm als Ziel ihrer Reise angegeben hatte. In letzter Zeit standen sie nicht einmal mehr im Brief wechsel. Sie erfuhr nur durch ihren Schwiegervater, wo sich Harald aufhielt. Eva senkte den blonden Kopf. Und nun war sie ihm nachgereist! Ja, richtig nach gereist war sie ihm. Wenn er es wüßte! Ob er sie da ver achten würde? Evas Herz schlug plötzlich wieder seit langer Zeit zum ersten Male laut und ängstlich. Wie schön er war! Und wie alle Frauen sich an ihn drängten! Und wie die schlanke Frau mit dem gefärbten Haar so selbstverständlich an seiner Seite blieb! Hatte sie ein Recht an Harald Kardorf? Das war die Frage, die immer wieder in ihr auf tauchte. Harald hatte sie, Eva, nicht gesehen. Sie aber hatte ihn beobachtet, hatte jeden Zug des braunen, geliebten Gesichts in sich ausgenommen und wußte mit grausamer Deutlichkeit, daß sie diesen Mann immer, immer lieben würde. Mochte das Leben sie auch auf die besten Wege führen — die Liebe zu Harald Kardorf würde immer da B'in. l^ortsetzuna fötal.)