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Die Kinderhandschrift Graphologische Betrachtung von Fritz Hocke-Wien. Mit dem Schulanfang begann für viele Kinder der Schreibunterricht. Nachfolgender Artikel des bekannten Graphologen dürfte daher erhöhtes Interesse erwecken. Vielfach wird die Meinung vertreten, daß die Kinder handschrift zu wenig ausdrucksvoll sei und sich daher für eine graphologische Auswertung nicht eigne. Dies ist aber nur zum Teil richtig. Gewiß zählt die Kinderhandschrift zu den unausgebildeten Schriften, wie noch schreibungewohnte oder des Schreibens unkundige Menschen sie aufweisen, und es kommt ihr daher eine beschränkte Beurteilungssähigkeit zu, da die Schrift die Kennzeichen des Charakters nur dann auf nehmen kann, wenn wir viel schreibens deshalb haben auch nur ständig wiederkehrende Merkmale Wert für die grapholo gische Beurteilung einer Schrift. Damit ist aber keineswegs gesagt, daß sich die Kinderhandschrift für eine graphologische Analyse überhaupt nicht eigne, da erfahrungsgemäß aus geprägte vererbte, anerzogene und erworbene Charakterzüge für den feinen Beobachter auch schon in dieser aufscheinen. Schon Knigge sagt in seinem weltbekannten Werke „Ueber den Umgang mit Menschen": „Alle Kinder, mit deren Er ziehung ich beschäftigt bin, haben nach meiner Hand das Schreiben gelernt; allein so wie sich nach und nach alle ihre Gemütsarten entwickelten, brachte jedes von ihnen seine eigenen Züge hinein. Beim ersten Anblick schienen sie alle einerlei Hand zu schreiben; wer aber genau acht gab und sie kannte, fand in der Manier des einen Trägheit, bei anderen Kleinlichkeit oder Unbestimmtheit, Flüchtigkeit, Festigkeit, Verschrobenheit, Ordnungsgeist oder irgend eine andere Eigentümlichkeit." — Vom pädagogischen Standpunkte er scheint es daher äußerst wichtig, der Kinderhandschrift ein besonderes Augenmerk zuzuwenden, da sich naturgemäß auch Charaktermerkmale und verschiedene kindliche Unarten aus prägen, die oft nur im Keime enthalten, durch eine sachkundige Erziehung und Beeinflussung weitgehend verbessert, wenn nicht überhaupt in diesem Alter noch beseitigt werden können. Wir wollen uns daher auch in den nachfolgenden Ausführungen vor allem mit diesen Eigenschaften des näheren befassen Das selbstbewußt^, mutige, energische Kind wird sich von dem ängstlichen, schüchternen und empfindsamen in de: Schrift ohne weiteres unterscheiden, denn jenes zeigt eine große, feste, druckbetonte und mehr eckige Schrift, wogegen dieses kleine, dünne und mehr gerundete Schriftzüge auf weisen wird, wobei vielfach noch der Mangel an Selbständig keit in einer schwankenden Schriftführung zum Ausdruck ge langt. Innerlich wenig gefestigte Menschen, die häufig an Minderwertigkeitsgefühlen kranken, wie solche häufig durch eine überzärtliche oder zu strenge Erziehung bereits im früher Kindesalter auftreten, sind in der Regel auch empfindlich und leicht gereizt, mitunter launenhaft, welche Eigenschaften sich in einer schrägen, dünnen, schnellen, meistens unregel mäßigen Schrift kund tun. In krasseren Fällen, da Heftig keit, Reizbarkeit und Jähzorn gegeben erscheinen, komm! hierzu noch Eckigkeir der Schrift, die häufig auch für Eigen sinn und Troy jpricht, kleinere oder größere Häkchen, di, ganze Schrift wird druckreicher und zeigt heftig aussahrendi oder kurz gerissene spitze Schlußzüge. Verzogene und verzärtelte Kinder, die gewohnt sind, in Familienkreise stets eine Rolle zu spielen —, die es gelerni haben, durch krankhafte Symptome meistens nervöser Ari stets beachte: zu werden, werden eine große Schrift aufweisen vor allem erscheinen die Großbuchstaben betont und wo sich dieser Charakterzug bis zur Anmaßung verdichtet hat zeigen jene eine besonders breite Ausführung. Diese Schrift merkmale werden wir aber auch vielfach bei Kindern wahr nehmen können, die durch eine auf blinden Gehorsam ab zielende „Autoritätserziehung" eingeschüchtert wurden unk deren unterdrücktes Selbstgefühl sich in ihnen auslehnt. Aul abwegigen Bahnen, durch ungesunde Uebersteigerung natür licher Anlagen trachtet sich das verletzte Persönlichkeitsgefühl durchzusetzen und vermag dann ähnliche Schriftzüge hervoi zu bringen wie in dem oben erwähnten Falle; die feinere Unterscheidung des ursächlichen Auftretens der weiter ober geschilderten Merkmale obliegt dann dem geschulten Grapho logen. Besonders in letzterem Falle, da das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten untergraben wurde, wird oft eim äußere Eitelkeit großgezogen, die den eingebildeten Mangel an inneren Werten durch'betonte Äeußerlichkeit ersetzen will in solchen Kinderhandschriften treffen wir dann mehr oder minder geschmackvolle Verzierungen und Schnörkel, vor allem an den Großbuchstaben an, wie überhaupt die Schrift einer gezierten, oft auch stilisierten Eindruck erweckt. Hier zeig! sich schon eine Jchbetonung, die sich, in höherem Grade bis zur Selbstsucht gesteigert, in linksläufigen, auf das Ich des Schreibenden zurückgehenden Schriftzügen kund tut; äußerl sich dieser Charakterzug vornehmlich im Materiellen, finden wir eine Betonung der Unterlängen der Buchstaben gegenüber den Oberlängen. Die Merkmale des Geizes offenbaren sich in einer kleinen, engen, meist dünnen Schrift mit fehlender Randbildung. Eine zu strenge Erziehung hemmt die natürliche Per sönlichkeitsentfaltung des Kindes, läßt es aus Befangenheit verschlossen und zurückhaltend erscheinen, was sich in der Handschrift vor allem durch oben geschlossene Buchstaben formen, besonders bei den „o, a, g, d" sowie vielfach Arkaden- fchrift zeigt. Aus Notlügen, zu denen es oft verleitet wird, kann sich mitunter richtige Lügenhaftigkeit entwickeln; dann nehmen wir in fadenförmigen oder eckigen Schriften, von steiler, nach links geneigter oder wechselnder Lage, bald offene, bald verschlossene ^,a, o, d, g" wahr, Einrollungen au den Buchstaben, besonders an den Einleitungszügen der Groß buchstaben und kreisförmige Bildung des „»"-Hakens; in diesem Zusammenhangs hat auch die Arkadenschrift eine durchaus negative Wertung (Verlogenheit) zu erfahren. — Das träge Kind offenbart eine fadenförmige, steile oder leicht nach rechts geneigte Schrift von klecksigem Duktus sowie lässiger Federhaltung und kennzeichnet derart das Streben des Schreibenden, jede Kraftanstrengung tunlichst zu vermeiden. Oft gehen mit dieser Eigenschaft auH Sinnlichkeit und Genuß sucht zusammen, wenn die dicke, ziemlich steile, nicht un gewandte, oft mit eigenartigen Schleifen ausgestattete große Schrift ziemlich breite Ränder, häufig nach links gebogene Haken und Häkchen neben initunter klecksigen Stellen au den Wortenden aufweist. Im Falle von Flüchtigkeit oder Ober flächlichkeit nehmen wir eine vorwiegend dünne, wenig oder gar nicht druckreiche, schnelle, schräge, unvollständige, un gleichmäßige, mit vielen Schnörkeln versehene Schrift wahr, deren Zeilen meist weit und ansteigend sind, wobei häufig Lang- und Großbuchstaben ineinander greifen. Die Unvoll ständigkeit der Schrift zeigt sich neben den teilweise unvoll ständig ausgeführten, teils oft fehlenden letzten Buchstaben eines Wortes auch in den ungleichmäßig ausgeführten und weit nach rechts gesetzten „i"-Punkten und „u"-Haken sowie in den mangelhaft ausgeführten Interpunktionszeichen. Findet man in Kinderhandschrifte» eine nach links ge neigte Schriftlage in Verbindung mit Phantasie anzeigenden Kurven und Schnörkeln oder Line rein fadenförmige Hand schrift, dann liegt die Vermutung für Berstellungsgabe jeden falls nahe. Spottsucht offenbart sich in langen, oft mit einem j Häkchen versehenen Anstrichen, in einer spitzen, wenig ab gerundeten, nicht sehr schrägen Schrift; auch die Schlußstriche an den Wortenden find vielfach kurz und spitz, ebenso wie die „t"-Querstriche in eine Spitze auslaufen. Das boshafte Kind zeigt dagegen eine ziemlich fchräge Schrift, die auf ein erregbares Temperament hinweist, neben eckigem Duktus, und wir begegnen auch hier schräg nach oben gerichteten, spitz zu laufenden End- und Querstrichen, die auf Schärfe des Charakters schließen lassen. WWude Simm M MlrdrM md MMÄ halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Maschinenbau und Reparatur Schwepcke, Franz, Ingenieur, Bismarckstr. 35. ----- 51-1. Agentur für Versicherungsgesellschaften Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 l). D Anzeigen-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29, »--> 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Badeanstalt Stadtbad, Pächter Erich Hausmann, Löbtauer Straße. Bank- und Wcchsclgcschäftc Stadtbank und Sparkasse, Rathaus, S—1 und 9. Wilsdruffer Bank, e.G.m.b.H., Freiberger Str. 108, ----- 491. Botenfuhrwerk Ilschncr, Otto, Bahnhofstraße 127. s-^> 584. Buchbinderei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6. Fell- und Häutehandlung Stolle, Robert, Bahnhofstraße 138. Färberei und Reinigung, Plisseepresserei, Hohlsaum- und Schnurstichnäherei Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Auto - Rcparaturw erkstatt, Kraftfahrzeug-B ertrieb, Tankstelle, Oele, private Automobilsahrschule, Fahr räder und Motorfahrräder, Nähmaschinen Fa. Arthur Fuchs, Markt 8. ----- 499. Fahrrad- und Nähmaschinenhandlungen mit Repara turwerkstätten * auch Motorrad-Reparaturwerkstatt. Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. * Marschner, Fritz, Dresdner Straße 234. Glaserei (Bildcreinrahmung), Glashandluug, Jalousien Hombsch, Willy, Marltgasse 89. L Grabsteingeschäft (Steinbruchbetrieb) W Wolf, Karl, Meißner Straße 263. H Herreugarderobcgeschäst W Plattner, Curt, Dresdner Straße 69. D Installateur W Zotter,Ferd. (Inh. Ludwig Hellwig), Markt 10. 542. D Ladestatiou für Akkumulatoren und Batterien W Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. --»> 6. 8 Malergewcrbe 3 Schindler, Edwin, Hvhcstraße 134 T. --»> 71. W Milch- und Buttcrhandlung D Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. Lieferung ins Haus). B Molkerei-Erzeugnisse jeglicher Art A (tägliche Lieferung frei Haus). U Dampfmolkerei Hans Bräuer, Friedhofstraße 165 8. 8 Schleifanfialt, Drechslerei und Schirm- 8 Reparaturwerkstatt A Aberle, Kurt, Meißner Straße Lv6. 8 Schlossermeister Bräuer, Karl, Töpfergasse 246. Schatzschneider, Ma; (vorm. O. Legler), Zedtlerstr. 189. Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 2988. ----- 51. Tischlereien Nm echte Möbel: Heeger, Georg, Zedtlerstraße 180. »ss- 31. Uhren, Gold- und Silberwarcn, Optik, Radio- Anlagen und Zubehör König, Fr. (Nicolas Nachf.), Freiberger Str. 5 8. s-» 134. Viehhandlung (Rutz- und Schlachtvieh) Ferch, Gebr.; Kcssclsdorf. ----- Wilsdruff 471. Viehkastrierer Holfert, Paul, Freital-P., Leißnitz Rr. 8. Woll-, Strumpfwaren- und Garnhandlung Rehme, Max, Bahnhofstraße 121. Zeitung Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29, 6. Zentralheizungen Schwepcke, Franz, Ingenieur, Bismarckstr. 35. 511. Mullin Cassier versichert ihr MechorW. Seltsame Versicherungssiille. — Von der „Titanic" gerettet, im Teich ertrunken. — Der gefährlichste Beruf: Elsenbahn- bremser. — Das Gesetz der großen Zahlen. Von Ernst H. Stavenhagen. Der Abschluß einer Lebensversicherung darf heute für einen Verheirateten oder sonstwie mit der Verantwortung für die wirtschaftliche Zukunft Angehöriger Belasteten wohl als Selbstverständlichkeit gelten. Die Lebensversicherung ist daher wegen der mit ihr verbundenen Vorteile auch die ver breitetste unter allen Versicherungsarten. Aber neben ihr be stehen noch unzählige Möglichkeiten, sich durch Zahlung einer Prämie gegen Schaden und unerfreuliche Ereignisse zu schützen. Die Unfall-, Haftpflicht-, Hagelversicherung sind jedermann bekannt. Besitzer von Gartenlokalen versichern stch gegen einen verregneten Sommer, Geschäftsleute gegen Konkurs, der Romanschriftsteller dagegen, daß sein Werk nicht einschlägt. Und wer befürchtet, daß ihm ein abstürzendes Flugzeug auf's Dach fällt und sein Haus zerstört, kann sich auch dagegen durch Versicherung schützen. Ein großes Stück gewöhnlicher Seife wurde schon für 30 000 Mark versichert; allerdings hatte ein berühmter Bild hauer es als Material für eine Büste benutzt; in Amerika suchte ein Landwirt sich über den möglichen Verlust eines bei einer Ausstellung Preisgekrönten Schinkens, auf den er selbst stolz war, vorsorglich zu trösten, indem er ebenfalls einen ent sprechenden Vertrag abschloß. Paderewski, der berühmte Pianist, versicherte seine geschickten Finger, eine bekannte Tän zerin ihre Beine, ein nicht weniger bekannter Filmstern gar seinen schönen — Rücken; kurz, es gibt kaum einen Körperteil, gegen dessen Verlust oder Beschädigung man sich nicht schon durch Versicherung geschützt hätte. Das in einer Parfümfabrik mit der Mischung von Wohlgerüchen beschäftigte Fräulein Cassier nahm sogar'eine Polize auf das Riechvermögen ihrer Nase auf, um für den Fall, daß sie sich einmal einen Schnup fen holte, mithin ihren Beruf nicht ausfüllen könnte, gegen Lohnausfall geschützt zu sein. Die Versicherungsgesellschaften haben, wenn es sich nm Unfälle handelt, mit den seltsamsten Erlebnissen zu tun. So verlangte ein Dichter; der ein eigenes Werk vorgetrage», dabei in der begreiflichen Begeisterung das Gleichgewicht verloren hatte und vom Podium gefallen war, Schadenersatz für eine gequetschte Hüfte; und ein Geistlicher, der während der Pre digt von einem in die Kirche geratenen Hunde gebissen und bei dem Versuch, den Störenfried zu verjage», gestürzt war und sich das Bein brach, wurde auf Grund seines Vertrages seinem Anspruch gemäß entschädigt. Wie, wird man fragen, können angesichts folch eigen artiger, gar nicht voraussehbarer Unfälle und der Phy sischen Verschiedenheit der einzelnen Versicherungsnehmer die Gesellschaften ihre Prämien berechnen? Voltaire war beispiels weise bei seiner Geburt so schwächlich, daß man sein als baldiges Ableben erwartete, kränkelte sein ganzes Leben hin durch und wurde doch 84 Jahre alt. Während Sandow, dev bekannte Kraftmensch, sich durch einen kleinen Kratzer am Daumen eine Blutvergiftung zuzog und in jungen Jahre» starb. Man denke an den Tollkühne», der sich in einem Faß über den Niagara-Fall treiben ließ, dies den sicheren Tod verheißende Unternehmen glücklich durchführte und sich später beim Ausrutschen über eins Bananenschäle das Genick brach. Oder an jenen aus der „Titanic"-Katastrophe glücklich Ge retteten, der ein Jahr später in einem kleinen Teiche ertrankt Wie kann angesichts dieser Laune» des Schicksals eins Ver sicherungsgesellschaft wisse», wie viel sie von den Versicherten erheben muß? Die Antwort liegt im „Gesetz der großen Zahlen", auf Grund dessen die Statistiker aus Hunderttausende», ja Mil lionen von Fällen Durchschnittszahlen errechnen, die eine un erschütterliche Grundlage liefern. Der „Erfinder" dieses Gesetzes war Wohl der französische Naturforscher Graf de Buffon, der 1735 stundenlang eine Münze immer wieder irr die Luft warf und verzeichnete, ob „Kopf" oder „Adler" oben lag. Nach 4050 Würfen fand er, daß 2048 mal jenes, 2002 mal das letztere eintrat, die Chancen mithin nahezu gleiche waren. Der Schweizer Astronom Wolf machte 280 000 Würfe mit einem Paar Würfel, um das Gesetz des Durchschnitts zu ermitteln, während ein anderer Forscher eine Woche hindurch vom Morgen bis zum späten Abend sich damit beschäftigte, aus einem Kartenspiel einzelne Blätter zu ziehen, um heraus zubekommen, daß unter je tausend Blättern die Zwei stets mit fast genau der gleichen Häufigkeit erschien. Diese Beispiele dürften genügen, um das Gesetz der großen Zahlen deutlich zu machen. Es spielt auch im Leben der Völker seine Rolle. Jahr für Jähr werden bei der Weißen Rasse auf 100 Mädchen 104 Knaben geboren. Zwillinge treten einmal bei je 100, Drillinge erst bei je 7000, Vierlinge sogar erst bei je 370 000 auf. Jeder von uns kann 100 Jahre alt werden oder morgen sterben, das durchschnittliche Ergebnis der Sterblichkeit wird dadurch kaum geändert. Durch die Zu sammenstellung dieser Zahlen ergeben sich Tabellen, die so genannten Sterbetafeln, die für Personen bestimmter Alters gruppen die voraussichtliche Lebensdauer anzeigen. Hieraus vermögen die Versicherungsgesellschaften die Sätze zu berech nen, die sie erhoben müssen, um allen an sie gestellten An sprüchen Nachkommen zu können. Gerade diese weitreichende Sicherheit, die in mancher Hinsicht noch größer als z. B. bei den Sparkassen ist, ermöglicht die Vielgestaltigkeit des Versicherungswesens. Daher auch die Tatsache, daß nicht nur unzählige Angehörige des Mittelstandes und der wenig be mittelten Volksschichten, sondern sogar die Reichsten unter den Reichen lebensversichert sind. Der vor einigen Monate» verstorbene Kaugummilönig Wrigley war z. B. mit über 6 Millionen Mark versichert. Noch höhere Lebens versicherungen machten bekannte Männer wie der Flugzeug konstrukteur Fokker, der Zeitungsverleger Vanderbilt und de Bankier Rockefeller; Wanamaker und Fox sogar mit je Ä Millionen Mark. Die etwa 15 Millionen Lebensversicherungs- Verträge, die allein in Deutschland in Kraft sind, beweise: sowohl eine ausgesprochen volkstümlich gewordene Art de Sicherung des Lebensabends, als auch ne beispiellos« Vielseitigkeit vom kleinen Betrag bis zur Riesensumme. Um das alles nicht zuletzt infolge der durch zahlreiche Erfahrungen entstandenen Unterlagen und Sicherheiten. Dort, wo derartige Unterlagen fehlen, wird eine Bcr sicherung schwer möglich fein. Ein Grundbesitzer in Oki» Horna z. B., der sich gegen die Möglichkeit sichern wollte, das ein von ihm mit einem Kostenaufwand von 120 000 Mar niedergebrachtes Bohrloch kein Oel lieferte, fand niemanden der das Risiko auf sich nahm, da über die Oelhaltigkert dc> fraglichen Gegend nichts bekannt war. Die Spezialisierung in den einzelnen Versicherungs zweigen geht außerordentlich weit. Großstädte z. B. liefern mehr Möglichkeiten von Kraftwagenunfällen als das flach' Land, daher zahlt man in jenen höhere Prämien. Die Bei einigten Staaten sind in 540 Bezirke geteilt, die je nach de' Gefährlichkeit für Kraftwagen verschiedene Prämien zahle» Ebenso steht es mit den Berufen. Enn Eisenbahnbremser, all der am meisten gefährdete Berufsiäuge, mblt mehr als z. ein Buchhalter in einem Kleinstadtgeschäft. Zs kommt hierbe häufig auf sehr feine Unterscheidungen und den genauen M halt der Versicherungsscheine an, weshalb diese gewöhnt!» auch so zahlreiche Bestimmungen enthalten.