Volltext Seite (XML)
Wilsdruffer Tageblatt für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts» gerrchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Black Anzeigenpreis! die 8gejxvl«cne Mavmzeile 20 Apfx., die 4ge<paltene Zeile der c-mllichen Bekanntmachungen 10 Strichs« Pfennige, die L gespaltene ÄektamezeUc im textlichen Teile 1 AMI,. Si-chweisungsgebLhr 2V Neichspfevnig«. LL^chES Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebisvorm.lvühr. Für dir Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jede, Radattantpruch erlischt, wen» der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschaff, »as »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. MI Haus, bei Posibestellung 1,8V AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummer» 10 Rpfg. Alle PostanstaUcn, Post. Wochenblatt für Wilsdruff u. ümaeqcnd stalle höherer Gewalt, '' " Krieg oder sonstiger De» tritbssterungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung ober Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr. 75 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Po st! check- Dl erden S640 Donnerstags den 31. März 1932 Ein schlechtes Vorzeichen. Uder dieses Drum und Dran, dieses Hin und Her, das unter dem Titel „internationale wirtschaftliche und finanzielle Wiederherstellung der Donaustaaten" firmiert, läßt sich wohl nur das eine mit absolutester Bestimmtheit sagen und auch ohne jegliche Prophetengabe voraussehen: Es wird noch viel, viel Wasser die Donau hinunterfließen, ehe cs bei jener Aktion zu dem ersten praktischen Ergebnis kommt. Ehe auch nur der erste Umriß einer Arbeits- und Lösungsmöglichkeil sichtbar wird. Also, kurz gejagt: Ehe die Großmächte sich über die Marschroute auch nur einigen. Aus dem Wege zu einer solchen Einigung liegen allein schon drei Konferenzen, — und so etwas ist au sich schon ein schlechtes Vorzeichen! So etwas ist ein drei faches Hindernis. Heutzutage verschaffen die modernen Nachrichten mittel die ausgiebigsten Möglichkeiten für schnelles und persönliches Verhandeln der außenpolitischen Staatslenker miteinander, Denkschriften sind auch schon zur Genüge ver faßt, versandt und beantwortet worden, zudem hat jede der vier Mächte in der Hauptstadt jeder anderen eine mehr oder weniger umfangreiche Botschaft zur Ver fügung, — aber all das genügt anscheinend immer noch nicht, um zum Ziel einer Einigung zu gelangen! Es müssen noch Konferenzen dazu kommen, und bitterste Er fahrung lehrte, daß man sich bei solchen Verhand lungen eher auseinander- als zusammen- geredet hat. Immer wieder tritt die ungeheure Schwer fälligkeit des diplomatischen Apparates zutage, aus dessen Arbeit aber leider nicht nur Massen von „leerem Stroh", sondern auch Entscheidungen über Völker schicksale herausfallen. Und dieser Apparat kriegt es auch fertig, selbst den vernünftigsten Gedanken langsam aber gründlich zu zermahlen. Wofür die Völker auch noch die Kosten zu tragen haben! Tas hat man ja alles glän zend vor einem Jahre auch mit dem Vorschlag des deutsch- österreichischen Zollunionprojektes getan, — in diesen Tagen können wir das trauernde Gedenken an seine Veröffent lichung begehen! Der englische Ministerpräsident — man muß den armen Mann darob geradezu bedauern — wird also zu nächst den Kollegen aus Paris begrüßen können (oder müssen!), der zum Wochenende zusammen mit dem Finanz minister Flaudin in London eintrifft. Dann genießt er im baldigen Anschluß daran — Flaudin fährt erst gar nicht nach Paris zurück — die zweite Konferenz, an der nun außer dem Franzosen auch der deutsche Staatssekretär des Äußeren, von Bülow, und der italienische Außen minister Grandi teilnehmen. Tardieu ist nicht dabei und Dr. Brüning auch nicht. Und dann kommt als dritte — hoffentlich verbesserte — Auflage die Biermächtekonferenz in Genf. Und wenn bis dahin noch alles gut geht, dann dämmert in der Ferne die große Donau konferenz herauf, an der nur die Hauptbeteiligten an der ganzen Aktion, also die Donaustaaten, erscheinen werden. Man sieht also, daß die Diplomaten ihr Ge werbe „im Umherzichen" betreiben, was man wirklich nicht als die modernste und rationellste Bctriebsform be zeichnen kann! Wenn man in der Wirtschaft auf solche Weise arbeiten würde . . .! Aber nicht wenige dieser Herren reisen ja mit dem schweren Gepäck politischer „Velleitäten", wie dies Bismarck einmal nannte. Dieses — absichtlich — viel deutige Fremdwort kann man im vorliegenden Falle am besten wiedergeben mit „Sonderwünschen". Das Haupt- organ der englischen Opposition teilt mit, daß Tardieu den aus englischen Wirtschastskreisen stammenden und ihm übermittelten Plan einer Zentraleuropazollunion — ein schließlich Deutschlands! — „hauptsächlich als Gelegenheit aufgegriffen habe, um das Projekt zu einem Gegenstotz gegen das deutsch-österreichische Zoll- Projektzu benutzen". Deutsch und deutlich gesagt: Uns wirtschaftlich und zollpolitisch an der Donau die Tür vor derdlase z u z u s ch l a g e n. Die Gegenaktion der deutschen Negierung wird durch innenpolitische Rücksichten erschwert. Dr. Brüning hat sich zwar bereit erklärt, zu einer Konferenz am Wochenende nach London zu fahren. In der kommenden Woche jedoch, in der Woche vor der Präsidentenwahl, gilt der Kanzler, nach Auf fassung maßgebender Stellen als unabkömmlich, man glaubt dort, daß er auf ein aktives Eingreifen im zweiten Wahlgang nicht verzichten könne. Hoffentlich hat der Kanzler in der Behandlung der Tonaufrage diesmal eine glücklichere Hand als beim deutsch-österreichischen Zoll- Unionsplan. Vorerst sieht die Lage nicht sonderlich günstig für uns aus, und die Tatsache, daß zwischen Paris und London, wie so oft schon, eine Sonderkonferenz stattfindet, wßt die Befürchtung aufkommen, daß dort wieder einmal, wie so oft schon, eine Einigung auf unsere Kosten erzielt Vereinfachung und Verbilligung der ArbeitslosenverficherMg. Die neue Verordnung. . Die Reichsregierung hat eine Verordnung zur Ver - b "'Uchung und Verbilligung der Ar- '-vlosenversickieruna erlassen, die am 18. Avril BMW geht W uih Müll. Besuch — Vorkonferenz — Voittousersuz. Wieder einmal ein politisches Wochenend. Es steht nunmehr fest, daß Deutschland auf der so genannten Donaukonserenz in London durch den Staatssekretär von Bülow vertreten sein wird. Der Staatssekretär von Bülow wird sich voraus sichtlich Mitte nächster Woche nach London begeben. Übrigens dürfte auch der französische Ministerpräsident T a r d i e u sich bereits Anfang nächster Woche wieder nach Paris begeben, so daß Frankreich auf der Vorkonfe renz der vier Großmächte nur durch den Finanzminister Flaudin vertreten fein dürfte. In Berliner unterrichteten Kreifcn mißt man im übrigen der Londoner Vorkonferenz keilte cntschei- dendeBedeutungbci. Man unterstreicht, daß cs sich nur um eine Vor konferenz handele, während die eigent lichen Entscheidungen über die Hilfsmaßnahmen für die Donaumächte voraussichtlich erst aus einer Konferenz in Genf Mitte des Monats fallen dürften, zu der voraus sichtlich sich dann auch der Reichskanzler begeben wird. Die Londoner Besprechungen Tardieus und Macdonalds hält man im übrigen in unterrichteten Kreisen auchnichtfürübermäßigbedeutungs- voll. Nach dem ganzen Stand der Sachlage wird an genommen, daß diese Besprechung lediglich zu einer Her stellung des persönlichen Kontaktes zwischen Tardieu und Macdonald dienen wird, aber kaum zu irgendwelchen praktischen politischen Ergebnissen führt. Wenn die hier wiedergegebene Meinung unter richteter Kreise auch die Meinung der Reichsregie rung sein sollte, so ist diese Unter schätzung der Be sprechungen Tardieus mit Macdonald nicht recht verständ lich. Tardieu hat doch schon mehrfach gezeigt, daß er nicht der Politiker ist, der lediglich um eine Tasse Tee mit seinem britischen Ministerkollegen zu trinken und schöne Phrasen zu drechseln einen Wochenendbesuch von Poris nach London unternimmt. Die beiden Gegenspieler in der Donaubundfrage waren, sind und bleiben Deutsch land und Frankreich. England, das in der Hauptsache nur indirekt interessiert ist, kann die Rolle des ehrlichen Maklers spielen. Um diesen für seine Pläne zu gewinnen, führt Tardieu nach London. Deutschland darf sich dann nicht wundern, wenn es mit seinen vcrspäte- l e n Vorschlägen auf der Vor- oder Vollkonferenz ins öintertreffen gerät. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Paris iA Hesrisdigt. Seitenhiebe gegen Deutschland. Deutsche politische Kreise glauben den Wochenend besuch Tardieus bei Macdonald bagatellisieren zu dürfen. Sie müßten aber doch stutzig und zur Vorsicht ge mahnt werden dadurch, daß in französischen politi schen Kreisen allgemeine Befriedigung darüber herrscht, daß es der französischen Regierung — entgegen den britischen Absichten — gelungen sei, die Viermächte konferenz über das Donauproblem hinauszuschie ben und die französische Beteiligung gewissermaßen von einer vorherigen Einigung mit England ab hängig zu machen. Selbstverständlich werde, so wird in Paris erklärt, sich die Aussprache Tgrdieus mit Macdonald! nicht einseitig auf die wichtigsten Einzel fragen be schränken, sondern alle schwebenden politischen Fragen in einem freundschaftlichen Geiste behandeln. In Deutschland herrsche allerdings bittere Ent täuschung, nachdem man sich zuvor großen Illusionen hin gegeben und bereits in der Presse einen Sieg über die französische Diplomatie gefeiert habe (?). Die deutsche Nervosität (?) sei vollkommen zwecklos, da Macdonald bereits amtlich zugestimmt habe, die französischen Minister mindestens 48 Stunden vor der Biermäcktekonferenz z« empfangen. * AalienMTMturMsenchEWlM Rom, 30. März. Die Selbsteinlabung Tardieus nach London, durch die der Quai d'Orsey, wie es scheint, eine Verta gung der beabsichtigen Viermächttkonferenz erreicht hat, wird in Italien mit kaum verhohlenem Mißmut ausgenommen. Die in der Beurteilung der Lage noch zurückhaltende italienische Presse mißt dem Besuch Tardieus in London den Zweck bei, den geringen Erfolg des urfprünglichen Donauplanes zu ver schleiern. Möge Herr Tardieu nur ruhig nach London gehen, sagt die „Tribuna", niemand wird ihar daran hindern. Doch dasselbe Bhatt gibt feinem Unwillen über den Verlaus der An- gehrgenhsit anschließend recht offen Ausdruck, indem es beklagt, mit welch geringer Weisheit die Welt doch regiert werde. Zu- samMensassend kann man feststellen, daß in Italien ernste Miß stimmung für die Verschleppung der dringlichen Donau angrle- genheik herrscht. Denn von der von Tardieu angcstrebten fran zösisch-englischen Einheitsfront wird nicht viel erwartet, nachdem Italien von Anfang am den Standpunkt vertreten hat, daß so wohl Italien als auch Deutschland nicht ausgeschMet werden könnten, wenn der Echrit der Großmächte Erfolg haben soll. 1932 in Kraft tritt. Diese' Verordnung soll vor allem die Verwaltung auf dem Gebiete der Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vereinfachen. Änderungsbedürftig auf dem Gebiete der Verwaltung war insbesondere die Verteilung der Zu ständigkeiten zwischen dem Verwaltungsrat und dem Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. Um Doppelarbeit zu ver meiden, wird deshalb in der Verordnung das Verhältnis des Vorstandes zum Verwaltungsrat neu geregelt. Aus den gleichen Erwägungen der Vereinfachung und Verbilli gung setzt die Verordnung die Zahl der Mitglieder des Vorstandes, des Verwaltungsrates und der Verwal tungsausschüsse bei den Arbeitsämtern und Landesarbeits ämtern herab und beschränkt die Zahl der Tagungen dieser Organe aus das unbedingt notwendige Maß. Am materiellen Recht der Arbeitslosenversicherung nimmt die Verordnung nur geringfügige Änderungen vor. Zu diesen ge hört die Vorschrift, wonach Beiträge und Teile von Bei trägen, die später als einen Monat nach Fälligkeit ent richtet worden sind, für die Zugehörigkeit zur Lohnklasse künftig nicht mehr zu berücksichtigen sind. Nur wenn über haupt kein Beitrag abgezogen worden ist, gilt die neue Vorschrift. In diesem Falle wird bei der Berechnung der Unterstützung insoweit die niedrigste Lohnklasse zu grunde gelegt. Sie Schrumpfung der Steuereinnahmen. Die Reichssteuereinnahmen im Februar. Im Februar betrugen die Einnahmen des Reiches bei den Besitz-undVerkehrs st euern 366,3 Millionen Mark, bei den Z ml l enundPerbrauchsabgaben 192,8 Millionen Mark, zusammen 559,1 Millionen Mark. In den Februar fielen Zahlungstermine für die Voraus zahlungen auf die Vermögenssteuer und die Aufbrin gungsumlage 1931. Außerdem wirkte sich im Februar erstmalig die Erhöhung der Umsatzsteuer sowie vom 15. Februar ab die neu eingeführte Umsatzausgleichssteuer aus, die bei der Einfuhr von Waren erhoben wird. Dem Februar 1931 gegenüber sind im Februar 1932 insgesamt 71,7 Millionen Mark weniger aufge- kommen. HtmshaLisausschuß des Reichstags. Die Lage der oberschlefischen Eisenindustrie. Der Haushaltsausschuß des Reichstages trat zu seiner ersten Sitzung nach der Osterpause zusammen. Es wurde zunächst ein Antrag angenommen, der die Reichs regierung ersucht, dem Ausschuß rechtzeitig Nachträge zu den Haushaltsberatungen mit dem Stand vom 1. April d. I. vorzulegen, die Auskunft über die Dar lehen aus Haushaltsmitteln, über Unternehmungen.