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Englands Ministerpräsident wird diese Erinnerung mit einem un zweifelhaft recht süß-sauren Lächeln aufnehmen; denn bei jener Konferenz ist so gut wie — gar nichts heraus gekommen. Das magere Ergebnis ist heute ganz vergessen, obwohl man in London drei Monate beieinander saß! Auch sonst überschüttete Tardieu die Londoner Öffentlichkeit mit einem Haufen munter rollender Phrasen, aus denen statt eines sachlichen Inhalts nur ein heißes Liebeswerben um England sprach. Aber aus ein paar andeutenden Worten gewinnt man die übrigens schon vorhandene Gewißheit, daß der Hauptzweck dieser Reise Tardieus nach London kaum die Vorbereitung einer Inangriffnahme des „Donauproblems" gewesen ist. Zwar redet er auch darüber — von der Viermächte konferenz erst noch in London, dann von der kommenden Zusammenarbeit in Genf — womit aber nicht die Ab- rüstungs-, sondern die „Donaukonferenz" gemeint ist —, aber er endet doch mit der Hindeutung aus die für „ein wenig später" in Aussicht genommene „Reparations konferenz" in Lausanne. Ebenso hat Macdonald ganz offen mitgeteilt, er werde sich mit Tardieu auch den Fragen zuwenden, die in Genf und Lausanne ge regelt werden müßten. In seiner fast heißhungrigen Geschäftigkeit, die Tardieu auf der Abrüstungskonferenz, dann bei der plötz lichen Proklamierung der Rettungsaktion für die Donau staaten und jetzt schließlich auch noch bei den Tastversuchen wegen der deutschen Tributfrage entwickelt, möchte der französische Ministerpräsident schnell zu greifbaren, politisch verwertbaren Folgen kommen. Macdonald steht heute aber nicht mehr unter dem kreüitpotitijch-finanzieüen Druck Frankreichs wie in den langen, jetzt hinter ihm liegenden Monaten. Die nervöse Hast seines französischen Kollegen ist ihm fast unangenehm, und während dieser die englisch französische Freundschaft, die „gemeinsame Verantwort lichkeit" und sonst noch einiges preist, erklärt Macdonald ganz offen und trocken, daß dieses Donauproblem nicht von einem oder zwei Ländern gelöst werden könne, sondern alle Länder müßten zusammenarbeiten; deshalb sei auch die Viermächtekonserenz zusammenberufen wor den. Und für diese Konferenz hätten noch alle Beteiligten die Arme frei. Das steht in doch recht bemerkenswertem Gegensatz zu den heißen Bemühungen Tardieus, erst sollten sich unter französischem Segen die Donaustaaten einigen und dann — vielleicht — dann auch die vier Mächte die ganze Sache finanziell unterbauen. Beim englischen Außenminister scheint Tardieu mit seinen Plänen nun auch einiges Glück gehabt zu haben — und aus diesem Grunde ist die „Hartleibigkeit" Macdonalds, die in den oben zitierten Worten unzweideutig zum Aus druck kommt, wohl noch auffallender. Vielleicht hat aber aus innenpolitischen, aus Wahlrücksichten der Minister präsident Frankreichs etwas lauter trompetet, als dies der Wirklichkeit entsprechen dürfte. Praktisch ist also alles Entscheidende wieder einmal Wenigstens hinsichtlich des „Donauproblems" — hinaus geschoben worden bis zu der eigentlichen „Donaukonferenz" >n Genf. Wie es nun aber mit der Frage der deutschen Tribute und der alliierten Schulden steht, welche Verhand lungen sich hierüber zwischen Tardieu und Macdonald in Tondon abspielten, steht auf einem anderen, für uns Deutsche noch nicht lesbaren, weil vor uns verheimlichten Blatt. Man weiß in Paris ebenso wie in London genau, daß von uns nichts zu holen ist. Und wie es im Donau becken selbst aussieht, darüber hat ja der Finanzausschuß des Völkerbundes hinsichtlich Österreichs und Un garns gerade ein in den allerschwärzesten Farben ge aaltes Bild hergestellt. Daß dort eine Finanzkatastrophc lich in größter Schnelligkeit auch auf die anderen Staaten des Donaubeckens ausdehnen und deren Zahlungsfähig leit z. B. gegenüber dem Gläubiger Frankreich äußerst ge- lahrden müsse, weiß man in Paris genau, — und es bandelt sich dabei um fünf Milliarden Franc, also fast eine Milliarde Mark, die Frankreichs Banken den sechs Staaten Wngs der Donau geliehen haben und die nun auf dem Mel stehen. Wie viele private Schuldenverpflichtungen Uneben noch vorhanden sind, vermag man nicht zu sagen, aber sie sind besonders in den Staaten der Kleinen Entente whr groß. In dieser Tatsache liegt Wohl auch ein nicht »«ade unwichtiger Grund für die nervöse Geschäftigkeit "es Politikers Tardieu. Nationales Sparprogramm in Amerika. Hoover fordert Einsparung von weiteren 200 Millionen Dollar. . Hoover fordert in einer Sonderbotschaft an den Kon- geeß eine weitere Einschränkung der Haushaltausgaben Zn mindestens 200 Millionen Dollar. Der Präsident M eine Besprechung zwischen Kongreß- und Verwal- ungsvenretern an, in der ein nationales Sparprogramm "usgearbeitet werden soll. Londoner Gespräche. Ein englischer Plan zum Wiederaufbau Europas? Die Zusammenkunft des französischen Minister präsidenten Tardieu mit dem englischen Premier M a c- donald nimmt den Verlauf, den man schon von den zahlreichen ähnlichen politischen Ministertreffen her ge wohnt ist: Vermutungen, Gerüchte, Dementis, nichts sagende amtliche Erklärungen im bunten Wechsel, aber ob und was dabei herausgekommen ist, darüber äußert man sich höchstens in Orakelsprüchen. Daraus, daß an der offiziellen englisch-französischen Besprechung ein ganzer Stab englischer und französischer Sachverständiger für alle möglichen wirtschaftlichen und politischen Gebiete teilge nommen hat, hat man mit Recht geschlossen, daß nicht allein die Donaufrage zur Erörterung stand, sondern die ganze wirtschaftliche Lage in Europa. Frank reich, wahrscheinlich auf den amerikanischen Auftrag pochend, den seinerzeit Laval in Washington erhallen haben will, die wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa in Ordnung zu bringen, ehe Amerika an die Reparations- und Schuldenfrage Herangehen will, gibt sich den Anschein, als ob der von ihm vorgeschlagene Donaubund den Schlüssel für die Lösung dieses Preisrätsels wäre. Herr Tardieu wird aber kaum den Lorbeer des wirtschaftlichen Erretters erringen, solange seine Absichten so deutlich den Stempel des französischen Eigennutzes tragen. Ebenso wie sich politisch die Spitze seines Planes gegen Deutschland richtet, so hat er wirt schaftlich nicht das Wohlergehen der Länder des Donaubeckens im Auge, sondern die Siche rung der von Frankreich dort angelegten Gelder. Hierbei soll ihm England die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Nach der ersten Fühlungnahme scheint sich aber in unterrichteten Kreisen der Eindruck zu verstärken, daß England sich von Frankreich nicht ins Schlepptau nehmen lassen werde, sondern seine volle Handlungsfreiheit bis zur Viererkonferenz bewahren wolle, um eine Lösung zu finden, die auch Deutschland und Italien be friedigen. Man ist in französischen Kreisen daher auch nicht allzu hoffnungsvoll und aus englischen Kreisen verlautet, daß Macdonald einen eigenen Plan habe, der mit Rücksicht auf Amerika angelegt sei, um späterhin mit einem grotzangelegten Vorschlag an Amerika zum Wiederaufbau Europas herantreten zu können. Das würde bedeuten, daß England Frankreich das Steuer aus der Hand zu nehmen gedenkt, um den amerikanischen Auftrag der Befriedung Europas an Frankreich selbst auszuführen. Sehr bedauerlich bleibt es auf jeden Fall, daß diese ganze Konferenz jetzt in London ohne Hinzuzie hung Deutschlands erfolgt. Denn wenn Macdonald seinen neuen Plan mit Tardieu bespricht, so hätte Deutsch land als der Hauptinteressent im mitteleuropäischen Wirt schaftsraum vor allem den Anspruch daraus gehabt, als erstes Land zu hören und gehört zu werden. * Großer SachverMhißeriLufMarsH in London. Die offiziellen englisch-französischen Besprechungen. In London fanden in der Amtswohnung des eng lischen Ministerpräsidenten die offiziellenenglisch französischen Besprechungen statt. An ihnen nahmen französischerseits Ministerpräsident Tardieu und Finanzminister Flandin sowie die Sachverstän digen der französischen Abordnung teil. Von der eng lischen Seite waren erschienen Macdonald, ferner Außenminister Sir John Simon, Schatzkanzler Neville Chamberlain, Handelsminister Runciman, der Unterstaatssekretär im Foreign Office, der Wirtschafts berater der englischen Regierung, Sir Frederic Leith-Roß sowie mehrere Sachverständige des Schatzamtes. Die Be sprechungen begannen mit der Erörterung der Donau frage. Sie dauerten den ganzen Tag über an. * Viermächtekonserenz nicht ans Sonansragen beschränkt. Sowohl Tardieu als auch Macdonald empfingen nach ihrer ersten Aussprache die Presse und äußerten sich ausführlich über die sranzösifch-englifche Zu sammenarbeit. Macdonald erklärte u. a., daß ein Land allein die Lösung der europäischen Probleme nicht schaffen könne, und zwei Länder könnten es auch nicht. England erstrebe Zusammenarbeit mit jeder Nation, die den Frieden erstrebe. Das Ziel sei, Europa zu helfen. Die Viermächtekonserenz werde nicht aus die Donaufrage beschränkt werden, und die britische Re gierung werde zu dieser Konferenz mit freien Händen gehen ebenso wie jeder andere Konferenzteilnehmer. Tardieus Londoner Verhandlungen beendet. Kein Beschluß zustaudcgekommen. Die englisch-französischen Verhandlungen in der Dow ning Street wurden etwa um 17.30 Uhr beendet. Sie wurden als „objektiv" und „freundlich" bezeichnet. Einem Vertreter der Agentur Havas gewährte Tardieu eine kurze Unterredung, in der er die „vollkommene Über einstimmung der englischen und französischen Auffassung über die Schwere der europäischen Krise und die Not wendigkeit ihrer Behebung" (darüber sind sich alle Menschen einig. D. Red.) unterstrich. Es ergebe sich die Notwendigkeit, Pflicht und Möglichkeit zu handeln, um die wirtschaftliche Wiederaufrichtung zu sichern. Es handle sich dabei um ein Programm, dem sich alle Völker ohne besondere Schwierigkeiten anschließen könnten." Nach Be endigung der Ministerzusammenkunft wurde von eng lischer Seite eine amtliche Mitteilung herausgegeben, in der es heißt, daß die Minister im Hin blick auf die am Mittwoch beginnende Viermächtekonferenz nicht versucht hätten, einen Abschluß zu erreichen. Die eng lische und die französische Regierung teilten die Hoffnung, daß es möglich sein werde, schnellstens gemeinsame Maß nahmen zu verabreden, die unter Achtung der Interessen dritter Parteien eine wirtschaftliche Annäherung der Donaustaaten er möglichten. Das Vertrauen zwischen den vier Großmächten. MacDonald über Viermächtekonserenz und Donaufragen. Der englische Ministerpräsident äußerte nach Been digung der englisch-sranzösischen Verhandlungen, das ge samte Feld sei gründlich untersucht worden. Der heutige Meinungsaustausch bedeute, daß sich nun die beiden Par teien völlig verständigen und in jeder Hinsicht entschlossen seien, ein Abkommen auf der Viermächtekonferenz zu stande zu bringen. Sie erkannten wohl an, daß vielleicht in gewissen Hinsichten eine verschiedene Auffassung bestehe. „Aber wir sind alle überzeugt, daß ein Abkommen, das alle Interessen umfaßt, möglich ist." Er hoffe, daß eines der großen Ergebnisse dieser Zusammenkunft die Herstel lung eines größtmöglichen Vertrauens zwischen den vier Großmächten sei. Europa könne damit rechnen, daß es im Laufe der nächsten Zeit noch weitere derartige Zu sammenkünfte sehen werde, vielleicht deutsch-französische, englisch-deutsche oder andere. Aus eine Frage, wieviel Donaustaaten in die Pläne einbezogen seien, wich Mac Donald aus. Er sagte lediglich, eine Gruppenbildung recht- fertige sich nur dann, wenn die Staaten geographisch und wirtschaftlich zusammengehören, und wenn irgendein Staat ausgeschlossen sei, so sei dies nur aus diesem Gesichtspunkt und nicht aus politischen Gründen geschehen. (?!) Der neue Reichshaushatt. Regelung vom 1. April bis 30. Juni 1932. Durch Verordnung des Reichspräsidenten über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches für die Zeit vom1. Aprilbiszum30. Juni1932 wird bestimmt, daß die Personalausgaben, also die Ge hälter der Beamten und Angestellten, in den nächsten drei Monaten entsprechend den bisherigen Bestimmungen aus gezahlt werden. Das Haushaltsjahr reicht etatsrcchtlich nur bis zum 31. März d. I. und daher bedurfte es einer neuen Rechtsregelung, um auch für die folgende Zeit die Leistung der Ausgaben rechtlich sicherzustellen. Dies er folgt zunächst für ein Vierteljahr. Die Notverordnung verfügt die Bezahlung der be amteten und nicht beamteten Hilfskräfte sowie die Be streitung sonstiger persönlicher Ausgaben. Für die Verfügungsberechtigung über sachliche Aus gaben hingegen tritt eine Verkürzung insofern ein, als in dem jetzt beginnenden Vierteljahr nur ein Fünftel der im Haushalt für 1931 festgelegten Ausgaben verausgabt werden darf; Ausnahmen davon bedürfen der Zustim mung des Reichsfinanzministeriums. Zur Erleichterung der Wohlfahrtslasten der Gemein den und Gemeindeverbänden stellt das Reich 75 Millionen Mark zur Verfügung; außerdem wird der Reichsfinanz minister ermächtigt, von Reichs wegen 60 Millionen Mark zur Förderung der Getreidebewegung und 77 Millionen Mark zur Überbrückung der Schwierigkeiten in der deutschen Seeschiffahrt als Garantien zu über-